9. Lagebericht - Mediendienst Integration
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II<br />
<strong>Integration</strong>spolitik: „<strong>Integration</strong> verbindlicher gestalten, Ziele gemeinsam vereinbaren“<br />
Regel nicht länger als drei Jahre in Anspruch genommen<br />
werden. Jedoch hat sich in 2010 die Tendenz verfestigt,<br />
dass – gerade angesichts rückläufiger Zuwanderungszahlen<br />
und des weiterhin hohen Bedarfs an nachholender<br />
<strong>Integration</strong>sförderung – bereits länger in Deutschland<br />
lebende Zugewanderte mit einem Anteil von 68 % das<br />
Gros der Beratenen 84 ausmachen. Die am 01.03.2010 in<br />
Kraft getretenen Förderrichtlinien zur Durchführung<br />
einer Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer<br />
definieren insofern als Zielgruppen „prioritär Neuzuwanderer“.<br />
Die Beratung steht „darüber hinaus im Rahmen<br />
der nachholenden <strong>Integration</strong> auch bereits länger in<br />
Deutschland lebenden Zuwanderern offen, die einen<br />
einem Neuzuwanderer vergleichbaren <strong>Integration</strong>sbedarf<br />
aufweisen.“ 85 Der Beauftragten ist jedoch eine zielgerichtete<br />
Beratung wichtig, die den Zuwanderer möglichst<br />
zügig an die umfassende Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben in Deutschland heranführt. Die bundesgeförderte<br />
Migrationsberatung ist daher keine zeitlich unbefristete<br />
allgemeine Sozial- und Lebensberatung.<br />
Inhaltlich steht das professionelle Case Management im<br />
Vordergrund: Ermittelt wird der individuelle Unterstützungsbedarf,<br />
auf dessen Grundlage passgenaue Förderpläne<br />
vereinbart und auf einer festgelegten Zeitschiene<br />
umgesetzt werden. Durch die gezielte Stärkung der<br />
Fähigkeiten zur eigenverantwortlichen Lebensführung<br />
leistet die MBE einen wichtigen Beitrag dazu, einer<br />
möglichen Abhängigkeit von sozialen Transferleistungen<br />
frühzeitig entgegenzuwirken bzw. diese auf ein notwendiges<br />
Maß zu beschränken. Dieser Ansatz ist auch vor<br />
dem Hintergrund der Sozialstruktur der Klientel begründet:<br />
Ausweislich der Quartalsstatistiken des BAMF für das<br />
Jahr 2010 sind rund 80 % der Ratsuchenden nicht<br />
erwerbstätig. Dies hat unmittelbaren Einfluss auf die<br />
Beratungsinhalte, bei denen im Vergleichszeitraum mit<br />
einem Anteil von jeweils rund 20 % Fragen zu sozialen<br />
Leistungen und zur wirtschaftlichen Situation dominierten.<br />
Mit Einführung des MBE-Controllings zum 03.01.2011<br />
wurden die früheren MBE-Quartalsstatistiken abgelöst. 86<br />
Im Vergleich zur vorherigen Praxis sind mit dem<br />
84 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Quartalsstatistik<br />
der bundesgeförderten Migrationsberatung für erwachsene<br />
Zuwanderer (MBE), VI Quartal 2010, Nürnberg 2011.<br />
85 Vgl. GMBl 2010, Nr. 13, S. 261.<br />
86 Von Juli 2005 bis Dezember 2010 führte das BAMF zur Wahrnehmung<br />
der Steuerungsfunktion des Beratungsangebots<br />
eine Quartalsstatistik. Hierfür wurden mittels standardisierter<br />
Erhebungsbögen bei den Beratungseinrichtungen<br />
Angaben zur Einrichtung, zur Zahl der je Quartal beratenen<br />
Personen sowie zu Beratungsleistungen und nachgefragten<br />
Themen erfasst. Die letzte Quartalsstatistik informiert über<br />
das IV. Quartal 2010.<br />
Controlling zwei wesentliche Erwartungen verbunden.<br />
Einerseits soll die Möglichkeit einer Bewertung des<br />
Beitrags der MBE als Instrument der <strong>Integration</strong>sförderung<br />
anhand aussagekräftiger Daten etwa zur Gesamtzahl<br />
der Beratungsfälle oder auch zu den Beratungsfällen<br />
innerhalb und außerhalb des Case Managements gegeben<br />
werden. Andererseits soll das Controlling mittels regelmäßiger<br />
Auswertung der jeweils aktuellen Daten als<br />
Steuerungsinstrument für Zuwendungsgeber und<br />
Trägerverbände dienen. Die Beauftragte begrüßt das mit<br />
den Trägerverbänden abgestimmte Controlling in der<br />
MBE als wichtigen Schritt zur Wirkungsmessung. Damit<br />
wird eine der Kernbotschaften des Nationalen Aktionsplans<br />
<strong>Integration</strong> (NAP-I) aufgegriffen, Ergebnisse der<br />
<strong>Integration</strong>spolitik überprüfbar zu machen.<br />
Das Beratungsnetz der MBE umfasste in 2011 bundesweit<br />
603 Beratungseinrichtungen sowie 793 Beraterinnen und<br />
Berater (verteilt auf 480 Beraterstellen und -stellenanteile)<br />
und wurde vom BMI mit über 25 Mio. € finanziert. Hinzu<br />
kamen Eigenmittel der Trägerverbände in Höhe von rund<br />
4,9 Mio. €. Mit der Durchführung der MBE hat das BAMF<br />
die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege<br />
(Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Caritasverband, Deutscher<br />
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz,<br />
Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
und Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland<br />
e.V.) sowie den Bund der Vertriebenen beauftragt.<br />
Der Beitrag der MBE zur <strong>Integration</strong>sförderung lässt sich<br />
beispielhaft an den folgenden Fakten quantifizieren<br />
(zeitlicher Bezugsrahmen ist jeweils das dritte Quartal<br />
2011):<br />
hh<br />
Im genannten Zeitraum wurden insgesamt 72.778<br />
Beratungsfälle betreut, davon 52,7 % innerhalb<br />
und 47,3 % außerhalb des Case Managements.<br />
hh<br />
Dabei wurden für 60 % der im Case Management<br />
betreuten Migrantinnen und Migranten individuelle<br />
Förderpläne erstellt, von denen sich rund 80 %<br />
in der Umsetzung befinden.<br />
h h Für alle im genannten Quartal beendeten Case<br />
Management-Fälle ist im Vergleich zur Situation<br />
bei Beratungsbeginn eine deutliche Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Situation festzustellen:<br />
Rückgang der Abhängigkeit von staatlichen<br />
Transferleistungen von 69 % auf 55 %, Rückgang<br />
des Bezugs von Leistungen nach ALG II von 57 %<br />
auf 36 %, Erhöhung des Anteils von Erwerbstätigen<br />
ohne Bezug ergänzender Transferleistungen<br />
von 11 % auf 23 %.<br />
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