9. Lagebericht - Mediendienst Integration
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I<br />
Strukturdaten und soziale Lage der Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
Ehen in die Statistik ein. Aus diesem Grund sind folgende<br />
Angaben nur bedingt aussagekräftig: Im Jahr 2010<br />
wurden insgesamt 382.047 Ehen geschlossen. Davon<br />
wurden 43.798 Ehen zwischen Menschen mit und ohne<br />
ausländische Staatsangehörigkeit geschlossen. Das macht<br />
11,46 % der Ehen aus. 33 Daraus ergibt sich folgendes Bild:<br />
Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit heirateten im<br />
Jahr 2010 vor allem mit Männern aus der Türkei (4.123),<br />
aus Italien (1.888) und den Vereinigten Staaten (1.117).<br />
Männer mit deutscher Staatsangehörigkeit heirateten<br />
Frauen vorwiegend aus Polen (3.071), der Türkei (2.321)<br />
und aus der Russischen Föderation (1.892). 34<br />
Im Heiratsverhalten der verschiedenen Migrantengruppen<br />
ist festzustellen, dass mit längerem Aufenthalt auch<br />
die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Partner/eine Partnerin<br />
ohne Migrationshintergrund zu heiraten. Ein intergenerativer<br />
Vergleich zeigt, dass Nachkommen der ersten<br />
Generation türkischer Herkunft doppelt so häufig Ehen<br />
mit Deutschen ohne Migrationshintergrund eingehen als<br />
ihre Elterngeneration. 35 Hinweise, dass Menschen mit<br />
Migrationshintergrund, die mit einer Partnerin/einem<br />
Partner ohne Migrationshintergrund verheiratet sind,<br />
eine gute Bildung und oft Führungspositionen im<br />
Berufsleben innehaben, 36 bedürfen aus Sicht der Beauftragten<br />
einer weitergehenden Untersuchung.<br />
Zu- und Abwanderung beeinflussen die Zusammensetzung<br />
der Bevölkerung nachhaltig. Nachdem Deutschland<br />
in den letzten Jahren ein Wechselspiel zwischen leicht<br />
positiver und leicht negativer Wanderungsbilanz verzeichnete,<br />
lässt sich für 2011 ein deutlich positiver<br />
Wanderungssaldo feststellen. 37<br />
Im Jahr 2011 sind insgesamt rund 240.000 Menschen<br />
mehr aus dem Ausland zugezogen als ins Ausland<br />
fortgezogen. 38 Zuletzt konnte für 2001 ein vergleichbar<br />
hoher Wanderungsgewinn festgestellt werden. Zurückzu-<br />
33 Siehe im Anhang Tabelle 12: Eheschließungen von deutschen<br />
und ausländischen Partnern in der Bundesrepublik<br />
Deutschland in den Jahren 1960 bis 2010.<br />
34 Genannt sind hier lediglich die ersten drei Nationalitäten.<br />
Siehe zu weiteren Informationen im Anhang Tabelle 13:<br />
Eheschließungen in der Bundesrepublik Deutschland nach<br />
ausgewählten Staatsangehörigkeiten der Ehepartner in den<br />
Jahren 1960 bis 2010.<br />
35 Für weitere Informationen vgl. Nottmeyer, Olga: Inter-ethnische<br />
Partnerschaften: Was sie auszeichnet – und was sie über<br />
erfolgreiche <strong>Integration</strong> aussagen. In: Wochenbericht DIW<br />
Berlin, Nr. 11/2010, S. 13 f.<br />
36 Ebd., S. 17 f.<br />
37 Siehe im Anhang Abbildung 2: Zu- und Abwanderung über<br />
die Außengrenzen Deutschlands, 1991-2010.<br />
38 Pressemitteilung Nr. 014 vom 13.01.2012 des Statistischen<br />
Bundesamtes.<br />
führen ist diese Entwicklung vor allem auf die vollständige<br />
Arbeitnehmerfreizügigkeit seit Mai 2011 für Bürgerinnen<br />
und Bürger aus den acht Ländern, die 2004 der<br />
Europäischen Union beigetreten waren. Hierzu zählen<br />
beispielsweise Polen, Ungarn und die Slowakei. 39 Die<br />
hohe Zuwanderungsrate geht auch auf die Finanz- und<br />
Schuldenkrise und die mit ihr veränderte Arbeitsmarktsituation<br />
in einigen EU-Mitgliedsstaaten zurück. So<br />
kamen im Jahr 2011 deutlich mehr Einwanderinnen und<br />
Einwanderer aus Griechenland und Spanien nach<br />
Deutschland als im Jahr 2010. 40 Die stagnierenden<br />
Bevölkerungszahlen in den letzten Jahren resultieren aus<br />
der niedrigen Geburtenrate, die Überalterung der<br />
Gesellschaft und die hohe Sterberate, die jedoch nicht<br />
durch zusätzliche Zuwanderung abgefedert wurden.<br />
1.4 Vielfalt als Chance<br />
Angesichts der wachsenden Zahl von Menschen mit<br />
Migrationshintergrund, insbesondere der jüngeren<br />
Generation, ist <strong>Integration</strong> eine Querschnittsaufgabe. Die<br />
verschiedenen Lebenslagen der Menschen mit Migrationshintergrund<br />
verdeutlichen, dass nicht von einer<br />
homogenen Bevölkerungsgruppe ausgegangen werden<br />
kann. Unterschiede in der Einwanderungsmotivation und<br />
Aufenthaltsdauer, im Bildungsstand und in der Beteiligung<br />
am Erwerbsleben zeigen, dass es inzwischen<br />
verschiedene Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund<br />
gibt, die unterschiedliche Bedarfe haben. Dabei<br />
sind diese Unterschiede nicht nur zwischen unterschiedlichen<br />
ethnischen Gruppen, sondern auch innerhalb einer<br />
ethnischen Herkunftsgruppe festzustellen. Differenzen<br />
innerhalb einer ethnischen Gruppe lassen erahnen, dass<br />
<strong>Integration</strong>sprozesse sich wesentlich in Abhängigkeit von<br />
familiären Ressourcen und individuellen Möglichkeiten<br />
entwickeln. Die Beauftragte weist darauf hin, dass hier<br />
erheblicher Forschungsbedarf besteht, um auch Unterschiede<br />
innerhalb einer ethnischen Herkunftsgruppe zu<br />
erklären.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der <strong>Integration</strong><br />
ist die Bereitschaft der Gesellschaft, Teilhabe am<br />
sozialen, kulturellen und ökonomischen Leben zu<br />
ermöglichen. Die Beauftragte weist mit Nachdruck darauf<br />
hin, dass es dazu eines Bewusstseins bedarf, Vielfalt als<br />
Chance und nicht als Risiko zu begreifen.<br />
39 Ebd.<br />
40 Vgl. hierzu Netzwerk Migration in Europa: Newsletter,<br />
Migration und Bevölkerung. Ausgabe 1, Januar 2012.<br />
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