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ABSOLVENTEN BEGEISTERN - Sparkassenzeitung

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� VON REINOLD REHBERGER<br />

Für Mitarbeiter und Vorstand der<br />

Sparkasse Bodensee war es 2001 ein<br />

besonderes Ereignis, in das ehemalige<br />

Postgebäude gegenüber dem Konstanzer<br />

Bahnhof einzuziehen. Der um 1890 erbaute<br />

Neorenaissancebau war einst der<br />

Sitz der Oberpostdirektion Konstanz –<br />

Spötter sprachen von „Beamten-Barock“.<br />

Auch dass der Bau auf den Fundamenten<br />

eines ehemaligen Kapuzinerklosters<br />

steht, verleiht dem Ort eine besondere<br />

Note. Die Sparkasse Bodensee minderte<br />

die Wucht der historischen Fassaden mithilfe<br />

großer Glasflächen.<br />

Sparkassen mit solchen Ambitionen<br />

„beweisen ein glückliches Händchen“,<br />

sagt der Bingener Berater Hasso Mansfeld,<br />

Markenexperte und mehrfacher<br />

Gewinner des Deutschen PR-Preises.<br />

Schließlich gehe es darum, die Verwurzelung<br />

der Sparkasse in ihrer Region zu<br />

zeigen. Laut Mansfeld wird das nirgendwo<br />

sichtbarer als am Sparkassengebäude<br />

selbst. Mansfeld: „Die Menschen spüren<br />

das und wollen diese Identität.“ Die Sparkassen<br />

pflegten daher einen anderen<br />

Ansatz als etwa die Deutsche Bank. „Von<br />

einer Geschäftsbank wird vor allem Repräsentation<br />

erwartet. Wenn eine Sparkasse<br />

so etwas nachmacht, kann das<br />

eigentlich nur zur Karikatur werden“,<br />

sagt Mansfeld.<br />

Das vermeiden viele Institute, indem sie<br />

Filialen in historischen Gebäuden einrichten.<br />

Etwa die Sparkasse Finnentrop<br />

im westfälischen Kreis Olpe erwarb 1990<br />

ein um 1760 erbautes Fachwerkhaus in<br />

Lenhausen und ließ es restaurieren. Das<br />

Erdgeschoss beherbergt heute eine Geschäftsstelle,<br />

das Obergeschoss drei Mietwohnungen.<br />

Historie wirkt anziehend<br />

1997 wurde das Gebäude beim bundesweiten<br />

Fassadenwettbewerb des Deutschen<br />

Heimatbundes mit einem Sonderpreis<br />

der Wilhelm-Münker-Stiftung<br />

ausgezeichnet. Die Sparkasse habe die<br />

eindrucksvolle historische Fassade „einfühlsam“<br />

neugestaltet und damit „einen<br />

vorbildlichen Beitrag zur Ortsbildpflege<br />

geleistet“, hieß es. Die Jury hob lobend<br />

hervor, dass das Institut Marken- und<br />

Werbeschriften am Gebäude „sehr sparsam“<br />

und „mit klassischen Buchstaben“<br />

angebracht habe.<br />

Für PR-Berater Mansfeld ist auch die mit<br />

Schiefer gedeckte Zweigstelle der Sparkasse<br />

Finnentrop in Rönkhausen „ein<br />

ganz besonderes Juwel“. Das Gebäude<br />

wurde 1988 im historischen Fachwerkstil<br />

erbaut. Auch Farbgebung und Gebäudeschmuck<br />

orientieren sich deutlich an<br />

historischen Vorbildern. Mansfeld sieht<br />

darin „ein klares Signal, dass sich das Institut<br />

seiner regionalen Verantwortung<br />

verpflichtet fühlt“. Die Sparkassenfiliale<br />

im oberbayerischen Rottach-Egern ist<br />

Siegte im Fassadenwettbewerb: die<br />

Sparkassenfiliale Lenhausen in einem<br />

sauerländischen Fachwerkbau aus dem<br />

18. Jahrhundert. FOTO: SPARKASSE FINNENTROP<br />

ebenfalls in einem lokaltypischen Gebäude<br />

untergebracht. Der Dachgiebel ist<br />

mit Malereien des einheimischen Lüftlmalers<br />

Markus Hagen geschmückt, der<br />

auf ähnliche Weise auch schon andere<br />

Fassaden im Ort mit ländlichen Szenen<br />

verschönert hat.<br />

Georg Bromme, Vorstandschef der Kreis-<br />

sparkasse Miesbach-Tegernsee erläutert:<br />

„Wir sind die Sparkasse der Region, und<br />

das wollen wir auch zeigen.“ Alexander<br />

Königer, Leiter des Vorstandssekretariats,<br />

ergänzt: „Wenn Sie im Tegernseer Tal<br />

zu Hause sind, wo auch noch andere, auswärtige<br />

Banken agieren, sollte man seine<br />

Herkunft nicht verleugnen.“ Auch im<br />

neun Kilometer entfernten Bad Wiessee<br />

zieren heraldische Motive ortsansässiger<br />

Geschlechter die Fassade der Sparkassenfiliale.<br />

Dass viele Sparkassen „mittlerweile<br />

den Sinn für Erhaltenswertes entwickelt<br />

SPARKASSE DEZEMBER 2011<br />

PERSPEKTIVEN 37<br />

haben“, begrüßt auch Dieter Bartetzko,<br />

Architekturkritiker der „Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung“. Es könne Mitarbeitern<br />

großen Spaß machen, in einem geschichtsträchtigen<br />

Umfeld zu arbeiten<br />

– ganz abgesehen von der Kundschaft,<br />

die sich von Traditionsgemäuern „vermutlich<br />

viel mehr angezogen fühlt als<br />

von endlosen vollklimatisierten Schalterhallen“,<br />

sagt Bartetzko.<br />

„Affentanz“ mit Behörden<br />

Doch das Bekenntnis zur regionalen Bauhistorie<br />

hat manchmal seinen Preis. „Sie<br />

glauben nicht, was wir für einen Affentanz<br />

mit der Denkmalschutzbehörde hatten“,<br />

sagt der Bauverantwortliche einer<br />

Sparkasse, der anonym bleiben möchte.<br />

Die Beamten wollten zunächst keinen<br />

Tresorraum und keine Sicherheitsanlagen<br />

gestatten, weil es diese „auch Anno 1730<br />

nicht gegeben“ habe. „Die sagten doch<br />

glatt, ein kleiner Stahlschrank in der Ecke<br />

täte es auch und man müsse auch nicht<br />

immer so viel Geld im Haus haben.“<br />

�<br />

Kraftakt: Sparkasse restaurierte historisches Bauernhaus<br />

In der Gemeinde Ritterhude im Norden Bremens<br />

verwandelte die ortsansässige Sparkasse<br />

vor anderthalb Jahrzehnten eine Ruine<br />

in eine Geschäftsstelle. Das baufällige alte<br />

Bauernhaus konnte nur noch abgerissen und<br />

wieder aufgebaut werden. „Für alle Beteiligten<br />

war das ein ziemlicher Kraftakt“, erinnert sich<br />

Filiale mit „Lüftlmalerei“ im oberbayerischen<br />

Bad Wiessee FOTO: KSK MIESBACH-TEGERNSEE<br />

Pascal Mahnken, Leiter der zur Kreissparkasse<br />

Osterholz-Scharmbeck gehörenden Filiale. Es<br />

mussten die funktionalen Erfordernisse mit den<br />

Vorgaben des Denkmalschutzes in Einklang gebracht<br />

werden. Doch ließ sich auf diese Weise<br />

der niederdeutsche Dielenhallen-Charakter des<br />

historischen Gebäudes weitgehend erhalten.<br />

Ritterhude: Filiale im niederdeutschen Dielenhallen-Stil. FOTO: KSK OSTERHOLZ -SCHARMBECK

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