Lokale Verantwortungsgemeinschaften für Bildung - Deutsche ...
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14<br />
Kommune 2:<br />
Steckbrief der Stadt Wiesbaden, Hessen<br />
Wiesbaden ist Sitz der hessischen Landesregierung und wichtiger Bundesbehörden.<br />
Die Stadt hat über 275.000 Einwohner. Wanderungsgewinne<br />
aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation und Wohnlage im<br />
prosperierenden Rhein-Main-Gebiet führen zu einem leichten und<br />
kontinuierlichen Bevölkerungswachstum. Die Branchenstruktur ist<br />
überdurchschnittlich durch öffentliche und private Dienstleistungen,<br />
unternehmensbezogene Dienstleistungen und Banken/Versicherungen<br />
geprägt. Die Stadt verfügt einerseits über eine kaufkräftige Bevölkerung,<br />
aber andererseits über eine recht große Armutsbevölkerung. Die Arbeitslosigkeit<br />
beträgt 7,2 Prozent, wobei 76,4 Prozent der Arbeitsuchenden<br />
im Rechtskreis des SGB II sind und im Rahmen der so genannten<br />
Option von der Kommune in alleiniger Verantwortung betreut werden.<br />
<strong>Bildung</strong>slandschaft<br />
Die Verbesserung der <strong>Bildung</strong> und Ausbildung der Bevölkerung ist die<br />
zentrale Herausforderung der Stadt. Einerseits hat sie ein gutes Angebot<br />
an qualifizierten Arbeitsplätzen, insbesondere in den Dienstleistungsbranchen,<br />
andererseits verfügen viele Schulabgänger und Arbeitsuchende<br />
nicht über die im Arbeitsmarkt benötigte <strong>Bildung</strong> und Ausbildung.<br />
Seit den 70er-Jahren hat die kommunale Jugendhilfe in enger<br />
Kooperation mit den Schulen an mittlerweile neun Haupt-, Integrierten<br />
Gesamt- und Förderschulen Schulsozialarbeitsprojekte eingerichtet, die<br />
circa 80 Prozent der Schüler/innen in <strong>Bildung</strong>sgängen zum Hauptschulabschluss<br />
erreichen. Aus der Kinder- und Jugendhilfe und der Sozialhilfe<br />
heraus wurde mit der Ausbildungsagentur der Landeshauptstadt<br />
Wiesbaden (1998) eine Case Management- und Vermittlungsagentur<br />
durch freie Träger gegründet, die aktuell für alle arbeitsuchenden SGB<br />
II-Hilfeberechtigten unter 25 Jahren und für die berufliche Förderung<br />
der Jugendlichen aus der Jugendsozialarbeit und den Hilfen zur Erziehung<br />
Orientierungs-, Qualifizierungs- und Ausbildungsangebote vermittelt,<br />
begleitet und koordiniert.<br />
Angesichts des hohen Qualifikationsbedarfs bietet die kommunale Jugendhilfe<br />
jährlich fast 200 duale Ausbildungsplätze und weitere 60 duale<br />
Ausbildungsplätze im Rahmen des SGB II für junge Menschen mit<br />
besonderen Förderbedarfen in der Wiesbadener Jugendwerkstatt. Eine<br />
grundständige berufliche Ausbildung steht im Mittelpunkt der kommunalen<br />
Förderstrategien der Jugendhilfe und des SGB II. Die Landeshauptstadt<br />
Wiesbaden hat deshalb seit 2003 die langjährige Jugendhilfeund<br />
Sozialberichterstattung durch ein kontinuierliches Berichtswesen<br />
zur <strong>Bildung</strong>sbeteiligung sowie zur Migrantenintegration ergänzt.<br />
Ziele und inhaltliche Schwerpunkte der lokalen<br />
<strong>Bildung</strong>spolitik<br />
• Im Rahmen der kommunalen Kinder-, Jugend-, Sozial- und Beschäftigungspolitik<br />
steht die Verbesserung der <strong>Bildung</strong>sbeteiligung, der<br />
Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Fokus zahlreicher<br />
Hilfeprodukte.<br />
• In der Eltern- und Familienbildung wird ein Rahmenkonzept „zielgruppenorientierte<br />
Elternbildung“ für bildungsferne und einkommensschwache<br />
Zielgruppen umgesetzt.<br />
• Mit allen Kindertagesstätten wurden einheitliche <strong>Bildung</strong>sstandards<br />
vereinbart, ein verbindliches Sprachscreening und Förderangebote<br />
eingeführt. Ein flächendeckendes Übergangsmanagement von der<br />
Kita in die Grundschule wurde mit einem Kooperationskalender etabliert.<br />
Es wird von der Schulverwaltung und der kommunalen Jugendhilfe<br />
gesteuert.<br />
• Grundschulen in Stadtteilen mit besonderen sozialen Bedarfslagen<br />
wurden und werden als „Betreuende Grundschulen“ ausgestaltet, die<br />
mit sozialpädagogischen Fachkräften der Jugendhilfe Tagesbetreuung<br />
und Hausaufgabenhilfe in Kooperation mit der Schule anbieten.<br />
• Stadtweit und Zielgruppen übergreifend werden die Programme und<br />
Aktivitäten aller Akteure im Übergangsfeld Schule – Beruf über eine<br />
zweimal jährlich tagende Ausbildungskonferenz des Oberbürgermeisters<br />
koordiniert.<br />
• Das Kompetenz-Entwicklungs-Programm (KEP) der Schulsozialarbeit<br />
hat das Ziel, allen Schülerinnen und Schülern mit Hauptschulperspektive<br />
individuelle Förderung und Hilfen im Übergang Schule-<br />
Beruf anzubieten.<br />
Erfahrungen und Erkenntnisse<br />
Das KEP beginnt in der 8. Klasse mit einem Kompetenzprofil, welches<br />
von Schule und Schulsozialarbeit erstellt und intensiv in einem Schüler-<br />
und einem Schüler/in-Eltern-Gespräch fortentwickelt wird. Im<br />
Anschluss daran erhält jeder Jugendliche entsprechend dem Entwicklungsbedarf<br />
Qualifizierungshilfen in den Bereichen Berufsorientierung,<br />
berufliche Grundqualifizierung, soziales Kompetenztraining und schulische<br />
Förderkurse. Diese Angebote ergänzen das schulische Regelangebot<br />
wie Betriebspraktika.<br />
Hauptschulabsolventen, die im Anschluss an die Schule weder einen<br />
betrieblichen Ausbildungsplatz oder einen anschließenden Schulbesuch<br />
zur mittleren Reife erhalten, werden im Rahmen des KEP von der<br />
Kompetenzagentur je nach Förderbedarf in die dualen Ausbildungsangebote<br />
des SGB VIII oder SGB II, in berufsvorbereitende <strong>Bildung</strong>smaßnahmen,<br />
in niederschwellige Trainingsangebote des SGB II- oder<br />
SGB VIII-Trägers oder in schulische Qualifizierungsangebote vermittelt<br />
und bis Ende des Kalenderjahres bei ihrem Übergang betreut. Anschließend<br />
übernehmen die Ausbildungsagentur oder die Berufsbera-