Lokale Verantwortungsgemeinschaften für Bildung - Deutsche ...

32
Kommune 2:
Steckbrief des Landkreises Görlitz, Sachsen
Lernende Regionen PONTES
Der Landkreis Görlitz liegt im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck
im Zentrum der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa (128 km
bis zur Staatsgrenze der Republik Polen, 65 km bis zur Staatsgrenze
der Tschechischen Republik). Er ist im Zuge der am 01.08.2008 vollzogenen
Kreisgebietsreform in Sachsen aus den ehemaligen Gebietskörperschaften
Landkreis Löbau-Zittau, Niederschlesischer Oberlausitzkreis
und kreisfreie Stadt Görlitz entstanden. Der Landkreis zählt
287.000 Einwohner und gilt als strukturschwacher ländlicher Raum. Er
ist durch überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit gekennzeichnet, insbesondere
durch Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit. Die Kaufkraft liegt
bei 72 Prozent des Bundesdurchschnitts. Der Raum ist von hoher Abwanderung
mit einem damit verbundenen Fachkräftemangel betroffen.
Der Bevölkerungsverlust seit 1990 beträgt über 20 Prozent.
Bildungslandschaft
PONTES ist eine von 76 deutschlandweit vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung im Zeitraum 2002 bis 2007 geförderten Lernenden
Regionen. Die Kernregion umfasst den heutigen Landkreis
Gör litz im Zentrum der Euroregion. 2008 arbeiteten im grenzüberschreitenden
Bildungsnetzwerk PONTES 300 Partner aus Kindertagesstätten,
Schulen, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen, Hochschulen,
Wirtschaft, Verwaltung, Vereinen und Verbänden der drei Nachbarländer
auf verschiedenen Ebenen zusammen. Sie verfolgen das gemeinsame
Ziel, die Euroregion zu einem zukunftsfähigen grenzüberschreitenden
Bildungsstandort zu entwickeln und auf diesem Wege den hier
beheimateten Menschen und der Region neue Perspektiven zu eröffnen.
PONTES hat sich in den zurückliegenden sechs Jahren zu einem komplexen
und dynamischen lernenden Netzwerk entwickelt, das für Innovation
und erfolgreiche grenzüberschreitende Bildungskooperation
steht. Die PONTES-Agentur bildet das Kompetenzzentrum des Netzwerks.
Sie koordiniert die Netzwerkarbeit, entwickelt mit den Netzwerkpartnern
Dienstleistungsangebote für den euroregionalen Bildungsbereich
und unterstützt die Umsetzung konkreter Vorhaben.
Der heutige Landkreis Görlitz beteiligte sich von Beginn an als strategischer
Kooperationspartner sowohl inhaltlich als auch finanziell an
der Arbeit des Netzwerkes. Mit der Vertiefungsphase II des Programms
Lernende Regionen besteht seit September 2007 die Chance, im Zuge
der Kreisgebietsreform die kommunale Kooperation mit PONTES
qualitativ auf eine neue Stufe zu heben und die Bildungslandschaft im
neuen Landkreis nachhaltig zu gestalten. Dafür haben die drei Gebietskörperschaften
(Landkreis Löbau-Zittau, Niederschlesischer Oberlausitzkreis
und kreisfreie Stadt Görlitz) jeweils einen untereinander und
mit der Lernenden Region PONTES abgestimmten Projektantrag im
Programmbereich Kommunale Kooperation gestellt.
Ziele und inhaltliche Schwerpunkte der Bildungspolitik
Ziel ist es, in einem landkreisübergreifenden Beteiligungsprozess gemeinsam
mit Akteuren vor Ort ein bedarfsorientiertes Handlungskonzept
für eine zukunftsfähige Entwicklung des Bildungsbereichs im
neuen Landkreis Görlitz zu erarbeiten, das dem Kreistag vorgelegt und
damit langfristig als Grundlage für politische Planungen einer nachhaltigen
Bildungslandschaft dienen soll. Jede Gebietskörperschaft widmete
sich einem der für eine zukunftsorientierte regionale Entwicklung herausgearbeiteten
Schlüsselthemen:
• Chancengerechtigkeit in der Umsetzung Lebenslangen Lernens
• Medienkompetenz als Standortfaktor sowie
• Euregiokompetenz und Nachbarsprachen
Erfahrungen und Erkenntnisse
Der Landkreis Görlitz hat als Grenzregion große Potenziale vor Ort.
Die verschiedenen Sprachen, Kulturen, Lebensweisen sind historisch
gewachsen. Das Potenzial der Region birgt im Bildungsbereich Chancen,
insbesondere in der sprachlichen, interkulturellen Kompetenz. In
der Vertiefungsphase II des Programms Lernende Regionen wurde ein
neuer Programmbereich aufgelegt, in dem explizit Kommunen als Antragsteller
aufgefordert wurden, kommunale Konzepte für die Gestaltung
der regionalen Bildungslandschaften zu entwickeln. Aufgrund
der Vorgeschichte ist es gelungen, die drei damaligen Gebietskörperschaften
dafür zu gewinnen, jeweils einen Antrag im Rahmen des Programms
Lernende Regionen zu stellen. Mit Übernahme von Projektverantwortung
veränderte sich die Rolle der Gebietskörperschaften
innerhalb der Lernenden Region: Aus bisher vorrangig strategischen
Partnern wurden sie zu unmittelbar handelnden Akteuren, die eigenständig
Handlungsfelder des Lebenslangen Lernens in Kooperation mit
anderen Akteuren der Lernenden Region PONTES bearbeiten.
Die PONTES-Agentur übernahm als Kompetenz- und Netzwerkmanagementzentrum
die Aufgabe, die Vernetzung der Aktivitäten der
Gebietskörperschaften untereinander sowie mit den Aktivitäten des
Netzwerks sicherzustellen. Gleichzeitig wurde das Strukturmodell der
Lernenden Region qualitativ weiterentwickelt, in dem neue Formen der
aktiven Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Kommunen und
Lernender Region modellhaft erprobt und kommunale Ressorts aktiv in
die Kommunikations-, Bildungs- und Gestaltungsprozesse des Lebenslangen
Lernens eingebunden werden.