Download - Arbeitsgemeinschaft für Internationalen Rechtsverkehr
Download - Arbeitsgemeinschaft für Internationalen Rechtsverkehr
Download - Arbeitsgemeinschaft für Internationalen Rechtsverkehr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
I. INTERNES<br />
X.<br />
Auch wenn Sie jetzt denken - oder schon längst zu wissen<br />
glauben -, dass im deutsch-niederländischen<br />
Anwaltsverhältnis doch eher ein Ausrufezeichen als ein<br />
Fragezeichen hinter die "Kulturunterschiede" gehört,<br />
sehen wir uns zum lohnenden Vergleich einmal unser<br />
Verhältnis zu Frankreich an. Die intensive deutsch-französische<br />
Verständigung, die wir uns seit mehr als einem<br />
halben Jahrhundert auf die Fahnen geschrieben haben,<br />
hat, auch und gerade unter uns Anwälten, zu der sehr<br />
verbreiteten und auch durchaus tiefen Empfindung<br />
besonderer Nähe zwischen beiden Ländern geführt.<br />
Bemerkenswert ist allerdings, dass da in der Regel die<br />
wirk-liche Annäherung auch schon wieder aufhört. Man<br />
akzeptiert, schätzt die tiefgehende Andersartigkeit des<br />
jeweils anderen Kollegen. Natürlich bedauert man, dass<br />
man die überaus komplizierte Muttersprache des anderen<br />
leider überhaupt nicht beherrscht, so dass beiderseits,<br />
notgedrungen und unterschiedlich freudig,<br />
schlechtes Englisch, die Weltsprache, bemüht wird. Ein<br />
großer Teil der Arbeitskontakte deutscher zu fran-zösischen<br />
Kollegen funktioniert noch heute so. Diejenigen,<br />
die wirklich weiter sind und gehen im Verständnis und in<br />
der Beherrschung der jeweils anderen Praxisland-schaft,<br />
sind eher gesuchte Spezialisten. Und dennoch: auf unserem<br />
alljährlichen deutsch-französischen Anwaltsseminar<br />
- zugegeben, einem Sammelbecken solcher Spezialisten<br />
- ist häufig zu hören, dass das Verhältnis zwischen den<br />
Anwälten beider Länder wegen seiner Normalität im<br />
Grunde etwas langweilig geworden sei. Pragma-tische<br />
niederländische Anwälte kämen eigentlich kaum umhin,<br />
hier achselzuckend einen besonders schwerwiegenden<br />
Fall von Massen-Autosuggestion zu diagnostizie-ren:<br />
verstehen deutsche Anwälte am Ende nur Côte d'Azur,<br />
wenn es um den Code Civil geht<br />
Wie anders, aber im Vergleich bei allen Unterschieden<br />
doch noch etwas normaler, sind merkwürdigerweise die<br />
deutsch-niederländischen Arbeitsbeziehungen! Das Megaphon,<br />
durch das die Vorzüge der Zusammenarbeit zwischen<br />
den Kollegen beider Länder verkündet werden, ist<br />
hier deutlich kleiner. Der offizielle Dialog zwischen den<br />
Berufsorganisationen wie den unseren wirkt deutlich<br />
weniger bemüht und formalisiert. Dass wir erst jetzt,<br />
zum ersten Mal seit 1988, wieder auf die Idee verfallen<br />
sind, eine deutsch-niederländische Veranstaltung durchzuführen,<br />
während unsere deutsch-französische Seminartradition<br />
demnächst ihren 10. Geburtstag feiert, ist<br />
symptomatisch. Dabei ist die Qualität, sind die äußeren<br />
Umstände, sind die Möglich-keiten unserer Zusammenarbeit<br />
mit Ihnen, den sprachbegabten, geschäftstüchtigen<br />
und offenen Pragmatikern im Grunde so, wie<br />
- bei ganz hellem Tageslicht kritisch betrachtet - die<br />
deutsch-französischen Arbeitsbeziehungen wären, wenn<br />
sie überall das wären, was zu sein sie vorgeben. Nein, die<br />
Niederlande sind ganz gewiss keine Fortsetzung von<br />
Deutschland mit anderen Mitteln, sondern - im wohlverstandenen<br />
Sinne, Ausland. Die Unterschiede in der Anwaltskultur<br />
sind, das mögen unsere beiden Beiträge<br />
heute früh gezeigt haben, durchaus spürbar. Aber sie<br />
verstehen sich immer vor dem Hintergrund einer Nähe<br />
in ganz vieler Hinsicht, die kaum herbeige-schrieben und<br />
-geredet werden muss, die weniger des symbolträchtigen<br />
Festakts bedarf - den verschwenderischen Pomp unserer<br />
heutigen Veranstaltung natürlich ausgenommen -, sondern<br />
die recht unauffällig ist und vielleicht gerade deshalb<br />
stark. Es gilt, wenn Sie mir den Ausdruck doch<br />
noch einmal erlauben, eine grundsätzliche Nähe neu zu<br />
entdecken, eine grundsätzliche Nähe zwischen zwei<br />
Nachbarn am et-was ruhigeren nordwestlichen Ende<br />
eines täglich aufregender werdenden und an eindrucksvollen<br />
Lippenbekenntnissen reichen "Neuen Europa".<br />
* Partner, MEYER-KÖRING v. DANWITZ PRIVAT<br />
Rechtsanwälte Steuerberater<br />
Kronenstraße 3, 10117 Berlin<br />
T. +49-30-206 298-6 - F. +49-30-206 298-89<br />
kruemmel@mkvdp.de - www.mkvdp.de<br />
Dieser auf dem 3. Deutsch-Niederländischen<br />
Anwaltssymposium in Amsterdam am 11.11.2005 gehaltene<br />
Vortrag gibt ausschließlich die persönliche Meinung des<br />
Verfassers wieder.<br />
18<br />
MittBl. DAV Internationaler <strong>Rechtsverkehr</strong> 1/06