Download - Arbeitsgemeinschaft für Internationalen Rechtsverkehr
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II. EUROPÄISCHE UNION / INTERNATIONALES<br />
der Argumente in englischer Sprache dar. Hierbei machten<br />
die Verfasser insbesondere die Erfahrung, dass manche,<br />
zunächst überzeugend klingende Argumente an<br />
eben jener Überzeugungskraft verlieren, sobald sie zu<br />
Papier gebracht werden. Dann erfordert es des Öfteren<br />
mehrerer Formulierungsversuche, um die kreativen<br />
Gedanken in die richtige sprachliche Form zu bringen.<br />
Den Schreibprozess verlangsamt zu Beginn auch der<br />
Urteilsstil, in dem der Schriftsatz - im Unterschied zu<br />
Hausarbeiten - gänzlich abgefasst werden soll.<br />
Kennzeichnend für die Erstellung des Memorandums ist<br />
ferner eine intensive Begründung anhand des<br />
Sachverhalts, also den einzelnen Vertragsdokumenten<br />
oder Passagen des Schriftverkehrs, sowie das<br />
Heranziehen von vergleichbaren Urteilen und der<br />
Einarbeitung dieser.<br />
Eine zusätzliche Herausforderung ergibt sich beim<br />
Schreiben des Beklagtenschriftsatzes. Denn dieser soll<br />
sich mit dem zugesandten Klägerschriftsatz einer gegnerischen<br />
Universität auseinandersetzen. Es gilt, die<br />
Argumente des Klägers sachlich zu entkräften, ohne<br />
dabei respektlos zu werden. Ein unhöflicher Umgang<br />
mit den Argumenten des Gegners ist nahezu unverzeihlich.<br />
3.3. Die Oral Hearings<br />
Die Basis für ein gutes Pleading stellt ein Vortrag dar,<br />
der die wichtigsten Argumente des Schriftsatzes enthält.<br />
Dies allein reicht jedoch nicht aus für ein gutes Plädoyer.<br />
Auf Fragen des Tribunals sollte flüssig und geschickt<br />
geantwortet werden, so dass eine elegante Rückkehr<br />
zum eigenen Vortrag möglich ist. Dabei sollte niemals<br />
der Eindruck erweckt werden, dass der eigene Vortrag<br />
auswendig gelernt wurde. Vielmehr wird gefordert, flexibel<br />
zu sein, also auch mal vom Konzept abzuweichen,<br />
ohne den Faden zu verlieren. Zudem legen die Schiedsrichter<br />
großen Wert darauf, dass die Teilnehmer den<br />
Sachverhalt genauestens kennen.<br />
Neben der Beherrschung des Sachverhalts und einer<br />
überzeugenden Lösung des rechtlich Strittigen sind auch<br />
ein souveränes Auftreten, die Körpersprache und die<br />
Sprechgeschwindigkeit von immenser Bedeutung, welche<br />
die Wirkung des Gesprochenen und somit die<br />
Bewertung stark beeinflussen.<br />
Zu guter letzt ist ein Faktor zu erwähnen, der von den<br />
Schiedsrichtern ebenfalls honoriert wird: Teamwork.<br />
Gern gesehen ist das aufmerksame Verfolgen des<br />
Vortrags des Kollegen und auch das Anreichen von<br />
Materialien an diesen.<br />
4. SCHLUSSBEMERKUNG<br />
Bei einem internationalen Wettbewerb von solcher<br />
Größe könnte angenommen werden, dass ein ausgeprägtes<br />
Konkurrenzverhalten an den Tag gelegt werde. Der<br />
Wunsch, in die „Final Rounds“ zu kommen oder gar<br />
einen Preis zu gewinnen, mag einen sehr hohen<br />
Stellenwert einnehmen. Dennoch ist nicht von der Hand<br />
zu weisen, dass ambitionierte StudentInnen sehr wohl<br />
auch kontaktfreudig sind und auch feiern können.<br />
Nach Abschluss der Schriftsatzphase beginnt die<br />
Vorbereitung auf die „Oral Hearings“ in Wien. Die<br />
Probepleadings mit anderen Teams aus Deutschland,<br />
Frankreich, Australien und den USA ließen die Verfasser<br />
bereits vor dem eigentlichen Wettbewerb ein wenig von<br />
der Anspannung, aber auch von dem Spaß, den sie in<br />
Wien haben würden, erahnen.<br />
Aus dem Munde ehemaliger „Mooties“, die dem<br />
Wettbewerb noch als engagierte Coaches, Schiedsrichter,<br />
Organisatoren oder Helfer zur Verfügung stehen,<br />
ließ sich gar der Satz vernehmen: „The moot changed my<br />
life!“ - ein Beleg dafür, dass die Begeisterung für den<br />
Moot selbst nach mehreren Jahren nicht abnimmt.<br />
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MittBl. DAV Internationaler <strong>Rechtsverkehr</strong> 1/06