Städtebauliche Wirkungsanalyse - Stadt Lingen
Städtebauliche Wirkungsanalyse - Stadt Lingen
Städtebauliche Wirkungsanalyse - Stadt Lingen
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<strong>Städtebauliche</strong> Verträglichkeitsanalyse � Lebensmittelmarkt � Düsseldorf<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong><br />
(i.S.v. § 11 (3) BauNVO und § 2 (2) BauGB)<br />
zur geplanten Ansiedlung eines Verbrauchermarktes<br />
am Standort der Fa. van Lengerich in <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Untersuchung im Auftrag der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Endbericht<br />
Sebastian Kocyan<br />
Stefan Kruse<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung<br />
Markt 5 44137 Dortmund<br />
Tel. 02 31-55 78 58-0 Fax 02 31–55 78 58-50<br />
www.junker-kruse.de; info@junker-kruse.de<br />
August 2012
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
1 Ausgangssituation und methodisches Vorgehen ............................ 4<br />
2 Mögliche Rahmendaten des Vorhabens und städtebauliche<br />
Einordnung des Standortumfeldes .................................................. 8<br />
2.1 Mögliche Rahmendaten des Vorhabens ............................................... 8<br />
2.2 <strong>Städtebauliche</strong> Einordnung des Standortumfeldes ................................ 9<br />
3 Angebotssituation im Untersuchungsraum ................................... 12<br />
3.1 Untersuchungsrelevantes Angebot in <strong>Lingen</strong> (Ems) ............................ 12<br />
3.1.1 Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> .................................................................... 13<br />
3.1.2 <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße ..................................................................... 15<br />
3.1.3 Nahversorgungszentrum Bramsche ............................................................. 17<br />
3.1.4 Nahversorgungszentrum Baccum ................................................................ 19<br />
3.1.5 Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene ................................................. 21<br />
3.1.6 Nahversorgungszentrum Jägerplatz ............................................................. 23<br />
3.1.7 Sonderstandorte ......................................................................................... 25<br />
3.1.8 Streulagen .................................................................................................. 29<br />
3.2 Untersuchungsrelevantes Angebot in den angrenzenden<br />
Nachbarkommunen ........................................................................... 30<br />
3.2.1 Gemeinde Emsbüren .................................................................................. 30<br />
3.2.2 Samtgemeinde Freren ................................................................................. 32<br />
3.2.3 Einheitsgemeinde Geeste ............................................................................ 33<br />
3.2.4 Samtgemeinde Lengerich ............................................................................ 35<br />
3.2.5 Samtgemeinde Spelle ................................................................................. 35<br />
3.2.6 Gemeinde Wietmarschen ............................................................................ 37<br />
3.3 Warengruppenspezifische Umsätze der Angebotsstandorte ................ 38<br />
4 <strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> .................................................. 41<br />
4.1 Absatzwirtschaftliche Einordnung des Vorhabens ............................... 41<br />
4.2 Überprüfung der Nahversorgungsfunktion des Vorhabens ................. 42<br />
4.3 Modellrechnung ................................................................................ 45<br />
4.4 Exkurs – Die 10 % Schwelle der Umsatzumverteilung ........................ 47<br />
4.5 Absatzwirtschaftliche Auswirkungen .................................................. 49<br />
4.5.1 Nahrungs- und Genussmittel ...................................................................... 50<br />
4.5.2 Gesundheit und Körperpflege ..................................................................... 53<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
2
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
4.6 Fazit ................................................................................................. 55<br />
5 Schlussfolgerungen und gutachterliche Empfehlung ..................... 57<br />
5.1 Verkaufsflächenreduzierung Verbrauchermarkt ................................. 57<br />
5.2 Entwicklungsspielraum Lebensmittelmarkt Emsauenpark ................... 59<br />
Verzeichnisse ................................................................................................ 63<br />
3<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
1 Ausgangssituation und methodisches Vorgehen<br />
Aktuelle Planungen der in <strong>Lingen</strong> (Ems) ansässigen Firma Bernhard van Lengerich (BvL)<br />
sehen für die eigenen Grundstücksflächen im <strong>Stadt</strong>teil <strong>Lingen</strong>-Innenstadt eine Veränderung<br />
bzw. Erweiterung der derzeitigen Einzelhandelsnutzung vor. Es ist geplant, die<br />
Angebotsstruktur am Vorhabenstandort – unter Beibehaltung des bereits heute bestehenden<br />
Angebotes – um einen Lebensmittelverbrauchermarkt mit rd. 3.500 m² Verkaufsfläche<br />
zu erweitern. Im Zuge der baulichen Veränderung der Bestandsbebauung<br />
ist zudem vorgesehen, den neu zu errichtenden Verbrauchermarkt über eine Mallfläche<br />
(rd. 350 m² Verkaufsfläche für Konzessionäre) an das bereits heute am Vorhabenstandort<br />
bestehende Möbelhaus anzuschließen. In Summe ist eine Erweiterung der<br />
Bestandsverkaufsflächen (7.100 m²) um rd. 3.850 m² geplant.<br />
Der zu untersuchende Vorhabenstandort befindet sich rd. 400 m südlich der <strong>Lingen</strong>er<br />
Innenstadt, die gemäß dem aktuell gültigen Einzelhandelskonzept der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong><br />
(Ems) als schützenswerter zentraler Versorgungsbereich gemäß § 2 (2) BauGB, § 9 (2a)<br />
BauGB, § 34 (3) BauGB und § 11 (3) BauNVO definiert ist. Direkt südlich angrenzend<br />
an den Vorhabenstandort befinden sich die Emslandhallen; mit dem Um- bzw. Neubau<br />
der EmslandArena wurde im Juli 2012 begonnen. Im näheren Umfeld des Vorhabenstandortes<br />
ist zudem mittel- bis langfristig eine bauliche Umgestaltung der Flächen am<br />
Alten Hafen beabsichtigt – die Entwicklung eines neuen <strong>Stadt</strong>quartiers in direkter<br />
räumlicher Nähe zum Vorhabenstandort ist demnach beabsichtigt.<br />
Mit der Realisierung eines rd. 3.500 m² Verkaufsfläche umfassenden Verbrauchermarktes<br />
(plus rd. 350 m² Verkaufsfläche in der geplanten Mall) sind insbesondere für die<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) Chancen (z. B. Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktion),<br />
aber auch Risiken (z. B. Umsatzverlagerungen durch die Ansiedlung zentrenrelevanter<br />
Sortimente sowohl aus den eigenen zentralen Versorgungsbereichen als auch aus den<br />
zentralen Versorgungsbereichen der möglicherweise betroffenen Nachbarkommunen)<br />
verbunden, die im Vorfeld einer Projektrealisierung zu diskutieren und schließlich gegeneinander<br />
abzuwägen sind. In diesem Zusammenhang gibt die vorliegende städtebauliche<br />
<strong>Wirkungsanalyse</strong> i.S.v. § 11 (3) BauNVO und § 2 (2) BauGB gutachterliche<br />
Empfehlungen, die als Entscheidungsgrundlage im Abwägungsprozess herangezogen<br />
werden können. Im Fokus des Gutachtens stehen hierbei insbesondere die folgenden<br />
Fragestellungen:<br />
� Welche absatzwirtschaftlichen und daraus resultierenden städtebaulichen<br />
Folgewirkungen sind mit der Realisierung des Vorhabens in der geplanten<br />
Größenordnung verbunden?<br />
� Sofern für die geplante Größenordnung keine städtebauliche Verträglichkeit<br />
festgestellt werden kann: welche Größenordnung ist i. S. v. § 11 (3) BauNVO<br />
und § 2 (2) BauGB maximal verträglich?<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
4
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Zur Beantwortung dieser Fragestellungen ist in einem ersten Untersuchungsschritt zu<br />
klären, ob das geplante Vorhaben als Nahversorger (Überprüfung der Nahversorgungsfunktion<br />
des Vorhabens) eingestuft werden kann, ohne entsprechende Auswirkungen<br />
auf die übrige Nahversorgung oder die zentralen Versorgungsbereiche 1 im näheren<br />
Standortumfeld zu haben (vgl. Kapitel 4.2). In einem zweiten Untersuchungsschritt<br />
sind die zu prognostizierenden Auswirkungen des geplanten Vorhabens auf das<br />
nähere und weitere Standortumfeld (städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong>) in den Blick zu<br />
nehmen. Innerhalb dieser Analyse gilt es, die sich durch eine mögliche Umlenkung der<br />
Kaufkraftströme und die hieraus resultierenden Umsatzumverteilungen ergebenden<br />
städtebaulichen und versorgungsstrukturellen Auswirkungen im untersuchungsrelevanten<br />
Einzugsbereich zu untersuchen. Ergebnis dieses Analyseschrittes ist eine Aussage<br />
über die städtebauliche Verträglichkeit des avisierten Vorhabens (vgl. Kapitel<br />
4.5 und 4.6). Sollte die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> für die untersuchte Größenordnung<br />
des Vorhabens zu einem negativen Ergebnis kommen, wird abschließend eine<br />
gutachterliche Empfehlung zur städtebaulich maximal verträglichen Verkaufsfläche<br />
des projektierten Vorhabens gegeben (vgl. Kapitel 5).<br />
Für die gutachterliche Bewertung der aufgeworfenen Fragestellungen wurde durch das<br />
Büro Junker und Kruse im Juni /Juli 2012 eine primärstatistische Einzelhandelserhebung<br />
innerhalb des nachfolgend definierten Untersuchungsraumes durchgeführt. Da<br />
parallel zu dem vorliegenden Gutachten (ebenfalls durch das Büro Junker und Kruse)<br />
eine Aktualisierung des bestehenden Einzelhandelskonzeptes der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
erarbeitet wird und für diese Aktualisierung der Einzelhandelsbesatz im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
flächendeckend erfasst wurde, konnte für das untersuchungsrelevante Angebot<br />
innerhalb <strong>Lingen</strong>s auf diesen Datenbestand zurückgegriffen werden. In Bezug auf das<br />
untersuchungsrelevante Angebot in den angrenzenden Nachbarkommunen wurden<br />
durch das Büro Junker und Kruse alle strukturprägenden Einzelhandelsbetriebe erhoben,<br />
die im Kernsortiment über ein Angebot in den untersuchungsrelevanten Warengruppen<br />
(vgl. Kapitel 2.1) verfügen.<br />
Des Weiteren wurde durch das Büro Junker und Kruse im Juni eine Ortsbegehung aller<br />
im Untersuchungsraum gelegenen Städte, Gemeinden, Einheits- und Samtgemeinden<br />
durchgeführt, um die hier lokalisierten zentralen Versorgungsbereiche und<br />
-strukturen hinsichtlich ihrer Stabilität und städtebaulichen Qualität einordnen zu können.<br />
1 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass sich die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> auf die<br />
bestehenden Abgrenzungen der zentralen Versorgungsbereiche gemäß dem aktuell gültigen Einzelhandelskonzept<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) bezieht. Die im Zuge der Aktualisierung und Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes<br />
gegebenenfalls anstehende Anpassung der Abgrenzungen kann noch nicht Gegenstand<br />
der vorliegenden Untersuchung sein, da eine solche Anpassung auf Basis der aktuell erhobenen<br />
Einzelhandelsdaten erst noch zu diskutieren und schließlich durch den Rat der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> zu beschließen<br />
ist.<br />
5<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Untersuchungsraum<br />
Aufgrund der avisierten Größe des Vorhabens (Verbrauchermarkt mit rd. 3.500 m²<br />
Verkaufsfläche; Konzessionäre mit rd. 350 m² Verkaufsfläche innerhalb der Mall), der<br />
spezifischen Betriebsform sowie dem Standortverbund mit dem Betrieb BvL, der<br />
über ein regionales Einzugsgebiet verfügt, kann eine Ausstrahlung des Vorhabens<br />
über die <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>grenzen hinaus nicht ausgeschlossen werden, so dass die perspektivisch<br />
betroffenen Nachbarkommunen im Rahmen der städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong><br />
mit in den Blick zu nehmen sind. Wenngleich darauf hinzuweisen ist, dass<br />
insbesondere in dem hier untersuchungsrelevanten Lebensmitteleinzelhandel in der Regel<br />
eine erhöhte Distanzempfindlichkeit der Kunden zu beobachten ist (Einzugsgebiet<br />
des jeweiligen Einzelhandelsbetriebes in einer Entfernung von maximal 10 – 15min<br />
Geh- bzw. Fahrtzeit), kann aufgrund der spezifischen Rahmenbedingungen des Vorhabenstandortes<br />
(vgl. Kapitel 2.2) davon ausgegangen werden, dass ein gewisser Kundenanteil<br />
auf die angrenzenden Nachbarkommunen entfallen wird.<br />
Die Untersuchung konzentriert sich hierbei im Wesentlichen auf die schützenswerten<br />
zentralen Versorgungsbereiche i.S.v. § 11 (3) BauNVO, § 2 (2) BauGB, § 9 (2a) BauGB<br />
und § 34 (3) BauGB im Untersuchungsraum 2 sowie alle sonstigen relevanten Versorgungsstandorte<br />
um den Vorhabenstandort.<br />
2 Sofern für die im Untersuchungsraum gelegenen Städte, Gemeinden, Einheitsgemeinden und Samtgemeinden<br />
Einzelhandels- und Zentrenkonzepte vorliegen, werden hieraus die Abgrenzungen der zentralen<br />
Versorgungsbereiche in die Untersuchung übernommen. Für alle weiteren Angebotsstandorte bzw. zentralen<br />
Versorgungsbereiche werden, entsprechend den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort, Abgrenzungen<br />
durch den Gutachter vorgenommen.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
6
Karte 1: Untersuchungsraum mit zentralen Versorgungsbereichen und Sonderstandorten<br />
Quelle: eigene Darstellung, auf Geodatenbasis<br />
7<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
2 Mögliche Rahmendaten des Vorhabens und städtebauliche<br />
Einordnung des Standortumfeldes<br />
2.1 Mögliche Rahmendaten des Vorhabens<br />
Ergänzend zu dem bereits auf dem Grundstück der Fa. van Lengerich vorhandenen einzelhandelsrelevanten<br />
Angebot (rd. 4.200 m² Verkaufsfläche in der Warengruppe Möbel<br />
sowie rd. 2.900 m² Verkaufsfläche zentrenrelevanter Sortimente 3 ) plant die Fa. van<br />
Lengerich die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes mit rd. 3.500 m² Verkaufsfläche<br />
sowie die Ansiedlung von Konzessionären 4 auf einer Verkaufsfläche von rd. 350 m².<br />
Für die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> ist insbesondere das durch den Verbrauchermarkt<br />
hinzutretende einzelhandelsrelevante Angebot von Interesse, da – unabhängig<br />
von der sortimentsspezifischen Zusammensetzung der Verkaufsflächen der zukünftigen<br />
Konzessionäre – bei einer avisierten Gesamtverkaufsfläche dieser Anbieter von rd.<br />
350m² regelmäßig keine städtebaulichen und versorgungsstrukturellen Auswirkungen<br />
auf die zentralen Versorgungsbereiche sowie eine Beeinträchtigung der wohnortnahen<br />
Nahversorgung zu erwarten sind.<br />
Auch die bereits heute am Vorhabenstandort bestehenden Verkaufsflächen der Fa.<br />
van Lengerich können in der nachfolgenden städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong> unberücksichtigt<br />
bleiben, da die auf diesen Verkaufsflächen generierten Umsätze sich bereits<br />
im Einzelhandelsbestand der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) niedergeschlagen haben und eine<br />
städtebaulich wirksame Erhöhung der Umsätze durch die Realisierung des angrenzenden<br />
Verbrauchermarktes nicht zu erwarten ist.<br />
Das Kernsortiment eines Verbrauchermarktes besteht regelmäßig aus Waren, die der<br />
Hauptwarengruppe Nahrungs- und Genussmittel zuzurechnen sind. In Abhängigkeit<br />
von der jeweiligen Betriebsgröße liegt der Flächenanteil dieser Hauptwarengruppe bei<br />
zwischen 60 % und 80 %. Bei einer Gesamtverkaufsfläche von 3.500 m² ist davon<br />
auszugehen, dass der Verkaufsflächenanteil bei rd. 75 % liegen wird. Ein weiterer nennenswerter<br />
Verkaufsflächenanteil entfällt mit ca. 10 % auf Angebote in der Warengruppe<br />
Gesundheit und Körperpflege. Die übrige Verkaufsfläche (rd. 15 %) entfällt<br />
3 Hierunter fallen Angebote in den – gemäß <strong>Lingen</strong>er Sortimentsliste – zentrenrelevanten Sortimenten<br />
Spielwaren, Elektronik / Multimedia, Glas / Porzellan / Keramik / Haushaltswaren, Lampen<br />
/ Leuchten / Leuchtmittel, Elektrokleingeräte, Elektrogroßgeräte, Babyartikel und Kinderwagen.<br />
4 Hierbei handelt es sich regelmäßig um (teilweise spezialisierte) Anbieter des Lebensmittelhandwerks,<br />
Blumengeschäfte, Lottoannahmestellen, Zeitschriftenläden, diverse Dienstleistungsangebote (Friseur,<br />
Versicherung, etc.) sowie gastronomische Mitnahmeangebote.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
8
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
auf eine – von Betrieb zu Betrieb – unterschiedlich hohe Anzahl an Randsortimenten 5 ,<br />
deren Verkaufsflächen- und Umsatzanteil bei einem Markt der zu betrachtenden Größenordnung<br />
jedoch von deutlich untergeordneter Bedeutung ist. Zur Bewertung des<br />
Vorhabens sind somit vor allem die Verkaufsflächenanteile und die sich daraus ergebenden<br />
absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen Auswirkungen der Hauptwarengruppen<br />
Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogerie und Körperpflege relevant.<br />
Für einen 3.500 m² Verkaufsfläche umfassenden Verbrauchermarkt stellen sich die sortimentsspezifischen<br />
Verkaufsflächenanteile somit wie folgt dar:<br />
Tabelle 1: Verkaufsflächenanteile untersuchungsrelevanter Warengruppen in<br />
Abhängigkeit von Betriebsform und -größe<br />
Warengruppe<br />
9<br />
Verbrauchermarkt 3.500 m²<br />
(VKF in m²)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 2.600<br />
Gesundheit und Körperpflege 350<br />
Randsortimente 1 550<br />
Gesamt 3.500<br />
Quelle: eigene Berechnungen, gerundete Werte; die Aufteilung der Gesamtverkaufsfläche in sortimentsspezifische<br />
bzw. hauptwarengruppenspezifische Verkaufsflächen wurde gemäß durchschnittlichen<br />
sortimentsspezifischen Verkaufsflächenanteilen vergleichbarer Anbieter vorgenommen.<br />
1 unter dem Sammelbegriff Randsortimente werden insgesamt 19 einzelne Sortimente zusammengefasst;<br />
die sortimentsspezifische Verkaufsfläche liegt bei jeweils (zum Teil deutlich) unter 100 m²<br />
bzw. 50 m² Verkaufsfläche, so dass von einer Berechnung der absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
abgesehen werden kann. Ein Umschlagen der absatzwirtschaftlichen in negative städtebauliche<br />
Auswirkungen ist für diese Sortimente nicht zu erwarten.<br />
2.2 <strong>Städtebauliche</strong> Einordnung des Standortumfeldes<br />
Der 400 m südlich des <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereiches gelegene Vorhabenstandort<br />
befindet sich am Kreuzungspunkt Lindenstraße / Kurt-Schumacher-Brücke, auf dem<br />
Grundstück der Fa. van Lengerich. Im Westen und Norden wird der Vorhabenstandort<br />
von dem zuvor genannten Kreuzungspunkt sowie den hierauf zulaufenden Hauptverkehrsstraßen,<br />
im Osten durch die Bahntrasse der Deutschen Bahn sowie im Süden von<br />
dem Areal der Emslandhallen bzw. der seit Juli 2012 in Bau befindlichen EmslandArena<br />
begrenzt. Das direkte Standortumfeld wird geprägt durch diverse gewerbliche Einrichtungen<br />
(hierunter fallen auch in Teilen brachliegende Gewerbebauten am Alten Hafen),<br />
die öffentlichen Flächen der Emslandhallen / der EmslandArena sowie die Einzelhandels-<br />
und Wohnnutzung nördlich der Kurt-Schumacher-Brücke.<br />
5 Hierbei handelt es sich regelmäßig um Angebote die bspw. den Sortimenten GPK / Haushaltswaren,<br />
Zoologische Artikel, Bekleidung, Elektronik / Multimedia, Spielwaren, Elektrokleingeräte, Zeitungen<br />
/ Zeitschriften, Schuhe, Bücher, etc. zuzurechnen sind. Die jeweilige sortimentsspezifische Verkaufsfläche<br />
liegt bei einer Marktgröße von bis zu 3.500 m² deutlich unter 100 m² Verkaufsfläche, zum Teil deutlich<br />
unter 50 m² Verkaufsfläche.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 2: Lage des Vorhabenstandortes<br />
Quelle: eigene Darstellung, auf Basis des Amtlichen Liegenschaftskatasters der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Insbesondere über die westlich des Vorhabenstandortes verlaufende Lindenstraße sowie<br />
die im direkten räumlichen Umfeld gelegenen B 70 und B 213 / 214 besteht eine<br />
sehr gute verkehrliche Anbindung an das städtische wie auch das überörtliche<br />
Hauptverkehrsstraßennetz; der Vorhabenstandort ist sowohl aus den westlichen, südlichen<br />
und östlichen <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>teilen als auch aus den in diesen Himmelsrichtungen<br />
angrenzenden Nachbarkommunen gut zu erreichen. Darüber hinaus ist der Vorhabenstandort<br />
über die Lindenstraße und die B 213 an die westlich verlaufende BAB 31 angeschlossen,<br />
womit auch eine gute lokale und regionale Erreichbarkeit aus Richtung<br />
Norden gegeben ist. Bedingt durch diese vergleichsweise gute verkehrliche Erreichbarkeit<br />
ist allerdings auch festzustellen, dass die fußläufige Erreichbarkeit des Vorhabenstandortes<br />
als eingeschränkt zu bewerten ist; insbesondere der direkt nördlich des<br />
Vorhabenstandortes lokalisierte Kreisverkehr wirkt sich – aufgrund der direkten Abbiegespuren<br />
auf die Kurt-Schumacher-Brücke und in die Lindenstraße – hemmend auf die<br />
fußgängerfreundliche Erreichbarkeit des Vorhabenstandortes aus.<br />
Die Realisierung des Verbrauchermarktes wird auf Flächen avisiert, die aktuell noch<br />
durch ein eingeschossiges Bestandsgebäude der Fa. van Lengerich genutzt wird (vgl.<br />
Foto 1). Gemäß den aktuell vorliegenden Planungen soll dieses Bestandsgebäude zu<br />
Gunsten eines zwei geschossigen Gebäudekörpers entfernt werden, der im Erdgeschoss<br />
über eine Stellplatzanlage für den im ersten Obergeschoss gelegenen Verbrauchermarkt<br />
verfügen soll. Des Weiteren ist es beabsichtigt, den neuen Gebäudekörper<br />
über eine Mallfläche im ersten Obergeschoss mit dem auch zukünftig vorhandenen<br />
Bestandsgebäude der Fa. van Lengerich an der Lindenstraße baulich zu verbinden<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
10
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
(vgl. Foto 2), und somit den gesamten Gebäudekomplex zu einer baulichen Einheit<br />
werden zu lassen. Die in dem „zu entfernenden Gebäudekörper“ lokalisierten Verkaufsflächen<br />
der Fa. van Lengerich sollen in Gänze in das Bestandsgebäude an der Lindenstraße<br />
überführt werden. Um diese Verkaufsflächenverlagerung realisieren zu können,<br />
sieht die Planung abschließend vor, das Bestandsgebäude an der Lindenstraße um<br />
einen südwestlich angrenzenden Anbau zu erweitern.<br />
Foto 1 und 2: Vorhabenstandort / Bestandsgebäude van Lengerich<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Als wichtigste Standortkriterien zur Bewertung des projektierten Vorhabens (insbesondere<br />
auch in Bezug auf die in die Untersuchung einzustellenden Flächenproduktivitäten<br />
des avisierten Verbrauchermarktes, vgl. Kapitel 4.1) stellen sich zusammengefasst<br />
die folgenden Punkte dar:<br />
� verkehrsgünstige Lage an einer Hauptzufahrtsstraße der <strong>Lingen</strong>er Innenstadt;<br />
� etablierter autokundenorientierter Standort im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet;<br />
� Standortverbund mit einem regional bedeutsamen Einzelhandelsunternehmen;<br />
� Lage im 1. Obergeschoss des projektierten Gebäudekörpers.<br />
11<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
3 Angebotssituation im Untersuchungsraum<br />
3.1 Untersuchungsrelevantes Angebot in <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Von den im Rahmen der primärstatistischen Einzelhandelserhebung aufgenommenen<br />
177 Einzelhandelsbetrieben mit einer Gesamtverkaufsfläche von rd. 65.600 m² in<br />
den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit<br />
und Körperpflege 6 sind 136 Einzelhandelsbetriebe im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
lokalisiert. Dies entspricht in Bezug auf die absolute Anzahl der Betriebe einem Anteil<br />
von knapp 75 %, in Bezug auf die Verkaufsfläche einem Anteil von rd. 45 %. Von diesem<br />
Angebot ist wiederum dasjenige näher in den Blick zu nehmen, das sich in den<br />
schützenswerten zentralen Versorgungsbereichen i.S.v. § 11 (3) BauNVO, § 2 (2)<br />
BauGB, § 9 (2a) BauGB und § 34 (3) BauGB konzentriert. Im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet sind<br />
dies der Hauptgeschäftsbereich in einer Entfernung von rd. 400 m zum Vorhabenstandort,<br />
das <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (rd. 1.100 m nordöstlich des Vorhabenstandortes)<br />
sowie die Nahversorgungszentren Baccum, Bramsche, Holthausen-<br />
Biene und Jägerplatz, die zwischen 3,8 km und 7,4 km vom Vorhabenstandort entfernt<br />
liegen.<br />
Daneben lässt der avisierte Verbrauchermarkt zudem absatzwirtschaftliche Auswirkungen<br />
auf nahversorgungsrelevante Einzelhandelsbetriebe erwarten, die außerhalb der<br />
zuvor genannten zentralen Versorgungsbereiche lokalisiert sind. Hierbei handelt es sich<br />
sowohl um im Einzelhandelskonzept definierten Sonderstandorte (Rheiner Straße, GE<br />
Hundesand / Am Laxtener Esch, Meppener Straße und Schillerstraße) als auch um solitäre<br />
Streulagen, die für die fußläufige Nahversorgung der Bevölkerung eine hohe Bedeutung<br />
haben. 7<br />
Dementsprechend gilt es im Folgenden, neben einer angebotsseitigen Bewertung<br />
und städtebaulichen Kurzcharakterisierung der zentralen Versorgungsbereiche auch<br />
das untersuchungsrelevante Angebot an den Sonderstandorten sowie in nahversorgungsrelevanten<br />
Streulagen zu definieren und eingehender zu betrachten.<br />
6 Es wurden nur Einzelhandelsbetriebe berücksichtigt, die Angebote aus den Hauptwarengruppen Nahrungs-<br />
und Genussmittel oder Gesundheit und Körperpflege als Kernsortiment führen. Folglich ist darauf<br />
hinzuweisen, dass die tatsächliche Verkaufsfläche in der jeweiligen Warengruppe aller Voraussicht nach<br />
leicht über den ermittelten und in die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> eingestellten Verkaufsflächen liegen<br />
dürfte. Der Aussagegehalt der nachfolgend dargestellten Ergebnisse wird hierdurch nicht beeinträchtigt.<br />
7 Darüber hinaus sind auch Auswirkungen auf die Hauptgeschäftsbereiche der angrenzenden Nachbargemeinden<br />
zu erwarten. Die Angebotssituation in diesen Gemeinden wird in Kapitel 3.2 analysiert.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
12
3.1.1 Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong><br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Gemäß der im Einzelhandelskonzept definierten Zentrenhierarchie nimmt der <strong>Lingen</strong>er<br />
Hauptgeschäftsbereich aus historischer, siedlungsräumlicher und städtebaulicher Sicht<br />
eine lokale und regional bedeutsame Versorgungsfunktion für die im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
und im näheren Umland lebende Bevölkerung war 8 .<br />
Dementsprechend verfügt der <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich über eine breite Angebotsmischung<br />
bestehend aus kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfsgütern, wobei ein<br />
eindeutiger Schwerpunkt in den beiden letztgenannten Bedarfsbereichen zu erkennen<br />
ist. In den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
Gesundheit und Körperpflege verfügt der Hauptgeschäftsbereich über eine Verkaufsfläche<br />
von rd. 1.700 m² bzw. rd. 1.000 m² die sich auf insgesamt 29 Betriebe mit untersuchungsrelevanten<br />
Kernsortimenten verteilt. Als einziger großflächiger Anbieter in<br />
den untersuchungsrelevanten Warengruppen kann mit einer Gesamtverkaufsfläche von<br />
rd. 1.040 m² der Lebensmittelvollsortimenter Rewe im Lookentor identifiziert werden,<br />
der ein strukturprägender Magnetbetrieb des Einkaufszentrums ist und zugleich<br />
die Nahversorgung der in der Innenstadt lebenden Bevölkerung sichert 9 . Die übrige untersuchungsrelevante<br />
Verkaufsfläche verteilt sich durchweg auf kleinteilige Anbieter<br />
des Lebensmittelhandwerks sowie auf vereinzelte, spezialisierte Lebensmittelanbieter<br />
(bspw. Fruchthaus Corbach, Reformhaus Kaune, Kornblume Naturkost). In der untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppe Gesundheit und Körperpflege sind die mit Abstand<br />
größten Anbieter die Drogeriefachmärkte Rossmann (rd. 330 m² Verkaufsfläche)<br />
und Ihr Platz (rd. 300 m² Verkaufsfläche) 10 . Ergänzt wird dieses Angebot durch zwei<br />
Parfümerien, kleinteiligen privaten Einzelhandel sowie durch die in den Apotheken angebotenen<br />
Randsortimente.<br />
Gemäß dem <strong>Lingen</strong>er Einzelhandelskonzept strukturiert sich der Hauptgeschäftsbereich<br />
in eine Hauptlage (umfasst den Marktplatz mit den abzweigenden Haupteinkaufsstraßen<br />
Lookenstraße, Marienstraße, Burgstraße und Große Straße) mit einem sehr dichten<br />
Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz sowie drei weniger dicht besetzten Nebenla-<br />
8 vgl. Junker und Kruse (2006): Entwicklungsspielräume und Entwicklungsperspektiven für den Einzelhan-<br />
del der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems), Dortmund, S. 79ff.<br />
9 Darüber hinaus sichert der nördlich der Innenstadt gelegene Lebensmittelvollsortimenter Rewe an der<br />
Meppener Straße die Nahversorgung der insbesondere im nördlichen Bereich der Innenstadt lebenden<br />
Bevölkerung. Die untersuchungsrelevante Verkaufsfläche dieses Betriebes wird an dieser Stelle nicht berücksichtigt,<br />
da der Betrieb außerhalb des Hauptgeschäftsbereiches lokalisiert ist. Gleichwohl wird dieser<br />
Betrieb als untersuchungsrelevante Streulage (vgl. Kapitel 3.1.8) in die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong><br />
eingestellt.<br />
10 Nach Angaben der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) wird der zum Zeitpunkt der primärstatistischen Einzelhandelserhebung<br />
noch geöffnete Drogeriefachmarkt Ihr Platz in Kürze sein Geschäft in der Lookenstraße aufgeben.<br />
Gleichzeitig liegt für ein weiteres Ladenlokal in der Lookenstraße ein Bauantrag zur Realisierung eines<br />
rd. 450 m² Verkaufsfläche umfassenden dm-Drogeriemarktes vor. Die hierdurch aller Voraussicht<br />
nach um rd. 150 m² Verkaufsfläche zunehmende Angebotsausstattung wird die zu prognostizierenden<br />
absatzwirtschaftlichen Auswirkungen nur minimal beeinflussen; veränderte städtebauliche Auswirkungen<br />
sind ebenfalls nicht zu erwarten.<br />
13<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
gen entlang von Gymnasialstraße, Neue Straße und Elisabethstraße/ Schlachtstraße 11 .<br />
Diese Struktur ist auch aktuell im <strong>Stadt</strong>bild erkenn- und ablesbar. Durch den Bau des<br />
Lookentors – als verbindendes Element zwischen der Lookenstraße im Süden und der<br />
Marienstraße im Osten – ist zudem ein Rundlauf entstanden, der einerseits die Fußgängerströme<br />
im zuvor genannten Bereich belebt und andererseits durch seinen überwiegend<br />
filialisierten Geschäftsbesatz den zum Teil sehr spezialisierten Facheinzelhandel<br />
bspw. in der Burgstraße sinnvoll ergänzt. Insgesamt stellt sich die Struktur des <strong>Lingen</strong>er<br />
Hauptgeschäftsbereiches wie folgt dar:<br />
Karte 3: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
<strong>Lingen</strong>“ 12<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
Der <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich weist insgesamt eine sehr dichte, historisch kleinteilige<br />
Bebauungsstruktur auf. Neben zahlreichen öffentlichen Einrichtungen (bspw.<br />
Rathaus, Schulen, <strong>Stadt</strong>bibliothek) wird das hier lokalisierte Einzelhandelsangebot vor<br />
allem in den Hauptlagen durch ein umfangreiches Dienstleistungsangebot ergänzt<br />
(bspw. Friseure, Ärzte, Banken). Die im Kernbereich fehlenden öffentlichen Grünflächen<br />
werden durch einen ansprechenden Wechsel aus Geschäftsstraßen, Plätzen und<br />
kleineren Gassen ersetzt. Die Aufenthaltsqualität im Hauptgeschäftsbereich wird zudem<br />
11 vgl. Junker und Kruse (2006): S. 30ff.<br />
12 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereiches aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
14
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
durch die gastronomischen Einrichtungen am Marktplatz und die sukzessive Erneuerung<br />
des Straßenbelages erhöht 13 .<br />
Foto 3 und 4: Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong><br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Insgesamt ist der Hauptgeschäftsbereich der <strong>Lingen</strong>er Innenstadt in städtebaulicher<br />
Hinsicht als stabil einzustufen, dass attraktive Erscheinungsbild und der abwechslungsreiche<br />
Geschäftsbesatz tragen zu einer erhöhten Aufenthaltsqualität bei 14 . Als mittel-<br />
bis langfristige Entwicklungsziele setzt das Einzelhandelskonzept die branchenspezifische<br />
Abrundung des bestehenden Einzelhandelskonzeptes sowie die Konzentration<br />
zentrenrelevanter Einzelhandelsansiedlungen im Hauptgeschäftsbereich fest 15 . In<br />
Bezug auf die untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel<br />
sowie Gesundheit und Körperpflege formuliert das Einzelhandelskonzept – mit Verweis<br />
auf den Neubau betreuten Wohnens in der Innenstadt – ebenfalls das Ziel einer langfristigen<br />
Sicherung, um insbesondere für ältere Bevölkerungsgruppen die fußläufige<br />
Nahversorgung im Zentrum dauerhaft gewährleisten zu können 16 .<br />
3.1.2 <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße<br />
Das <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße erstreckt sich mit seiner bandartigen Struktur auf einer<br />
Länge von rd. 800 m zwischen der Wilhelm-Berning-Straße und der Schützenstraße<br />
im Westen sowie dem Abzweig Lengericher Straße/ Frerener Straße im Osten. Die<br />
Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches stellt sich wie folgt dar:<br />
13 Zum Zeitpunkt der Untersuchung wurde die Marienstraße zwischen Bahnhof und Marktplatz umgebaut<br />
und der öffentliche Straßenraum einer neuen Gestaltung zugeführt.<br />
14 vgl. hierzu ausführlicher Ausführungen in Junker und Kruse (2006): S. 30ff.<br />
15 Durch den Neubau des Einkaufszentrums Lookentor zwischen Lookenstraße und Marienstraße konnten<br />
diese Entwicklungsziele bereits gestärkt werden.<br />
16 vgl. hierzu ausführlicher Ausführungen in Junker und Kruse (2006): S. 83<br />
15<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 4: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „<strong>Stadt</strong>teilzentrum<br />
Georgstraße“ 17<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
Gemäß dem Einzelhandelskonzept übernimmt das <strong>Stadt</strong>teilzentrum eine ortsteilweite<br />
sowie in Bezug auf einzelne Warengruppen eine stadtweite Versorgungsfunktion. Entsprechend<br />
ist in allen Bedarfsbereichen (kurz- bis langfristige Bedarfsstufe) eine gewisse<br />
Angebotsausstattung vorhanden.<br />
In den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
Gesundheit und Körperpflege weist das <strong>Stadt</strong>teilzentrum einen Verkaufsflächenbesatz<br />
von insgesamt rd. 1.800 m² auf. Strukturprägende Anbieter sind mit rd. 800 m² Verkaufsfläche<br />
der Lebensmitteldiscounter Aldi sowie mit rd. 1.000 m² der kürzlich erweiterte<br />
Lebensmittelvollsortimenter K+K. Weitere Anbieter in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel sind ausschließlich kleinflächige Betriebe des Lebensmittelhandwerks<br />
(bspw. Metzgerei Schmidt, Schäfer’s Backstube). Bedingt durch die (zwischenzeitliche)<br />
Geschäftsaufgabe des Schlecker-Marktes an der Friedrichstraße ist – mit<br />
Ausnahme des Angebotes der St. Georg Apotheke – im <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße<br />
kein Kernsortimentsanbieter in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege mehr<br />
ansässig. Dementsprechend weist das <strong>Stadt</strong>teilzentrum in dieser untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppe lediglich ein Verkaufsflächenangebot von rd. 190 m² auf, dass sich<br />
17 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des <strong>Stadt</strong>teilzentrums Georgstraße aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
16
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
zudem größtenteils auf die Randsortimentsverkaufsflächen der zuvor genannten Lebensmittelanbieter<br />
beschränkt.<br />
Foto 5 und 6: <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße / Einzelhandel an der Friedrichstraße<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Durch die langgestreckte, bandartige Ausdehnung des Handelbesatzes, der sich zudem<br />
nicht durchgängig geschlossen darstellt (bspw. Freifläche zwischen am Wulwer Esch<br />
und Tankstelle) und in Teilen von der Georgstraße baulich zurückspringt (bspw. Aldi an<br />
der Friedrichstraße) ergibt sich nur bedingt eine funktionierende Einzelhandelslage, deren<br />
Attraktivität des Weiteren durch eine erhöhte Anzahl an Leerständen negativ beeinflusst<br />
wird. Schließlich besteht sowohl durch die räumliche Nähe als auch aufgrund<br />
der Angebotsüberschneidungen eine deutliche Konkurrenzsituation zum <strong>Lingen</strong>er<br />
Hauptgeschäftsbereich.<br />
Gemäß dem <strong>Lingen</strong>er Einzelhandelskonzept ist es das übergeordnete Ziel, dass <strong>Stadt</strong>teilzentrum<br />
Georgstraße in seiner Versorgungsfunktion zu sichern und hierbei insbesondere<br />
die Nahversorgungsfunktion zu stärken und langfristig zu erhalten. Von<br />
einer weiteren Ansiedlung zentrenrelevanter Sortimente über die Wiederbelegung leerstehender<br />
Verkaufsflächen hinaus ist zum Schutz des Hauptgeschäftsbereiches hingegen<br />
abzuraten.<br />
3.1.3 Nahversorgungszentrum Bramsche<br />
Das Nahversorgungszentrum Bramsche liegt knapp 7,4 km südöstlich des Vorhabenstandortes<br />
im gleichnamigen Ortsteil. Wie in Karte 5 dargestellt umfasst das Nahversorgungszentrum<br />
im Wesentlichen den Kreuzungsbereich zwischen Bramscher Straße<br />
und Mundersumer Straße sowie die Schule und den Lebensmittelmarkt nordwestlich<br />
des zuvor beschriebenen Kreuzungspunktes.<br />
17<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 5: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Bramsche“ 18<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
Mit seinem überwiegend dem kurzfristigen Bedarfsbereich zuzurechnenden Einzelhandelsangebot<br />
übernimmt das Nahversorgungszentrum eine Versorgungsfunktion<br />
für die umliegenden Wohnsiedlungsbereiche sowie in Teilen für die umliegenden kleinen<br />
Gehöfte bzw. Ortsteile Mundersum und Estringen.<br />
In den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
Gesundheit und Körperpflege verfügt das Nahversorgungszentrum über eine Gesamtverkaufsfläche<br />
von rd. 450 m², die ausschließlich dem Lebensmittelmarkt Markant<br />
sowie zwei kleinen Betriebe des Lebensmittelhandwerks zuzurechnen sind. Durch<br />
die Geschäftsaufgabe des Drogeriefachmarktes Schlecker in der Bramscher Straße werden<br />
die untersuchungsrelevanten Verkaufsflächen in den Warengruppen Gesundheit<br />
und Körperpflege ausschließlich über Randsortimentsverkaufsflächen des Lebensmittelmarktes<br />
abgedeckt. Ergänzt wird das zuvor beschriebene Angebot um zwei kleinteilige<br />
Fachgeschäfte (Blumen Fahrendorf, Pieper) sowie vereinzelte Dienstleistungsbetriebe<br />
(bspw. Volksbank, Fahrschule, Friseur).<br />
18 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des Nahversorgungszentrums Bramsche aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
18
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Foto 7 und 8: Nahversorgungszentrum Bramsche / Lebensmittelmarkt Markant<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
<strong>Städtebauliche</strong> Dominante des Nahversorgungszentrums Bramsche ist die im Ortskern<br />
gelegene Pfarrkirche St. Gertrudis. Das Straßenbild wird geprägt von ein- und zweigeschossigen<br />
Wohnhäusern die im Untergeschoss teilweise Geschäftsflächen für Einzelhandel-<br />
und/oder Dienstleistungsbetriebe vorhalten. Die in Teilen modernisierten Straßenräume<br />
machen einen gepflegten Eindruck und unterstreichen die zum Teil historischen<br />
Klinkerfassaden der angrenzenden Bebauung.<br />
Als städtebauliche Zielvorstellung formuliert das Einzelhandelskonzept die Sicherung<br />
der Nahversorgungsfunktion, insbesondere unter Gewährleistung des Fortbestandes<br />
des einzigen im Nahversorgungszentrum ansässigen Lebensmittelmarktes. Zudem<br />
ist eine bessere funktionale Verknüpfung des Bereiches um den Lebensmittelmarkt<br />
mit den Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben an der Bramscher Straße herzustellen<br />
19 .<br />
3.1.4 Nahversorgungszentrum Baccum<br />
Das ca. 6,0 km östlich des Vorhabenstandortes gelegene Nahversorgungszentrum Baccum<br />
erstreckt sich auf einer Länge von knapp 150 m entlang der Antoniusstraße im<br />
städtebaulichen Kern des Ortsteils Baccum. Die Abgrenzung des Nahversorgungszentrums<br />
stellt sich wie folgt dar:<br />
19 vgl. hierzu ausführlicher Ausführungen in Junker und Kruse (2006): S. 86<br />
19<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 6: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Baccum“ 20<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
Von den insgesamt drei im Nahversorgungszentrum ansässigen Einzelhandelsbetrieben<br />
bieten lediglich der Frischemarkt (rd. 75 m² Verkaufsfläche) und die Bäckerei Elsen<br />
(rd. 20 m² Verkaufsfläche) Waren aus den untersuchungsrelevanten Warengruppen an<br />
(insgesamt rd. 100 m² Verkaufsfläche). Ergänzt wird dieses sehr kleinteilige Angebot<br />
durch ein inhabergeführtes Modegeschäft, mit Angeboten in den Warengruppen<br />
Wohneinrichtungsartikel und PBS / Zeitungen / Zeitschriften / Bücher im Randsortimentsbereich<br />
sowie vereinzelten Dienstleistungsangeboten (Bank, Pizzeria). Der ehemals<br />
ebenfalls im Zentrum ansässige Drogeriemarkt hat sein Geschäft zwischenzeitlich<br />
aufgegeben.<br />
20 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des Nahversorgungszentrums Baccum aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
20
Foto 9 und 10: Nahversorgungszentrum Baccum<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Auch das Nahversorgungszentrum Baccum wird geprägt von eingeschossigen Wohnhäusern,<br />
die im Erdgeschoss teilweise über Ladenflächen für Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe<br />
verfügen. Sowohl durch die giebel- wie traufständig angrenzende Bebauung<br />
als auch durch die Straßenbegrünung wird die Antoniusstraße städtebaulich<br />
ansprechend eingefasst.<br />
Ausgehend von diesem sehr kleinteiligen Angebot kommt dem Nahversorgungszentrum<br />
Baccum ausschließlich eine Versorgungsfunktion für die umliegenden Wohnsiedlungsbereiche<br />
im Ortsteil Baccum zu. <strong>Stadt</strong>planerisches Entwicklungsziel ist es,<br />
diese Nahversorgungsfunktion zu sichern und punktuell durch die Ansiedlung weiterer<br />
nahversorgungsrelevanter Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote zu stärken<br />
21 .<br />
3.1.5 Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene<br />
Das rund um die Straße bzw. den Platz „Am Treffpunkt“ gelegene, städtebaulich neu<br />
entwickelte Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene ist, in einer Entfernung von rd.<br />
6,2 km zum Vorhabenstandort, im nördlichen <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet gelegen. Die<br />
Abgrenzung des zentral zwischen den beiden Ortsteilen Holthausen und Biene lokalisierten<br />
zentralen Versorgungsbereiches stellt sich wie folgt dar:<br />
21 vgl. hierzu ausführlicher Ausführungen in Junker und Kruse (2006): S. 87<br />
21<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 7: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Holthausen-Biene“ 22<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
In den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
Gesundheit und Körperpflege verfügt das Nahversorgungszentrum über eine Gesamtverkaufsfläche<br />
von rd. 750 m², wovon rd. 700 m² auf den strukturprägenden Lebensmittelmarkt<br />
Markant entfallen. Das weitere Angebot in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel wird ausschließlich durch kleinteiliges Lebensmittelhandwerk<br />
abgedeckt. Mit Ausnahme der Randsortimentsverkaufsflächen des Lebensmittelmarktes<br />
sowie dem Angebot der „Biener Apotheke“ sind in der Warengruppe Gesundheit und<br />
Körperpflege keine weiteren Verkaufsflächenangebote vorhanden. Ein Drogeriemarkt<br />
ist nicht ansässig. Neben den untersuchungsrelevanten Angeboten sind im Nahversorgungszentrum<br />
Holthausen-Biene zudem noch drei kleinteilige Facheinzelhändler mit<br />
Angeboten vorzufinden, die den Warengruppen Blumen und Bekleidung zuzurechnen<br />
sind.<br />
Ergänzt wird das im Nahversorgungszentrum lokalisierte Einzelhandelsangebot um<br />
ebenfalls typisch nahversorgungsrelevante Dienstleistungsangebote (bspw. Bank, Friseur)<br />
womit dem Zentrum eine Versorgungsfunktion der in den Ortsteilen Holthausen<br />
und Biene lebenden Bevölkerung zukommt.<br />
22 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des Nahversorgungszentrums Holthausen-Biene aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
22
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Foto 11 und 12: Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene / Markant<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Das Nahversorgungszentrum weist durchweg eine eingeschossige Bebauung auf, die in<br />
offener Bauweise locker um den zentralen Platz „Am Treffpunkt“ gruppiert ist und die<br />
– mit Ausnahme des Lebensmittelmarktes Markant – in den ausgebauten Dachgeschossen<br />
Wohnnutzung vorsieht. Durch die einheitliche Straßenraumgestaltung und die Ausformung<br />
einer städtebaulichen Mitte lädt das kleine Nahversorgungszentrum über den<br />
Einkauf hinaus zum Verweilen ein.<br />
Gemäß dem <strong>Lingen</strong>er Einzelhandelskonzept ist es stadtentwicklungspolitisches Ziel, die<br />
marktgängige Aufstellung des Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene zu erhalten<br />
und durch behutsame nahversorgungsrelevante Angebotsarrondierungen<br />
weiter zu konsolidieren. Von einer räumlichen Ausdehnung ist – aufgrund der städtebaulichen<br />
Kompaktheit – hingegen abzuraten 23 .<br />
3.1.6 Nahversorgungszentrum Jägerplatz<br />
Das rd. 3,8 km nordöstlich des Vorhabenstandortes gelegene Nahversorgungszentrum<br />
Jägerplatz ist in seiner städtebaulichen Konzeption vergleichbar mit dem zuvor beschriebenen<br />
Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene, die hier ansässigen Einzelhandelsbetriebe<br />
gruppieren sich alle um den namensgebenden Jägerplatz. Die Abgrenzung<br />
des zentralen Versorgungsbereiches stellt sich wie folgt dar:<br />
23 vgl. hierzu ausführlicher Ausführungen in Junker und Kruse (2006): S. 88<br />
23<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 8: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Jägerplatz“ 24<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Geodatenbasis<br />
Entgegen dem zuvor beschriebenen Nahversorgungszentrum, kann das Nahversorgungszentrum<br />
Jägerplatz die ihm zugewiesene Versorgungsfunktion für die umliegenden<br />
Wohnsiedlungsbereiche aktuell nicht erfüllen. Sowohl der im Jahr 2006 noch vorhandene<br />
Lebensmittelmarkt Markant (auf Foto 14 ist der Leerstand zu sehen) als<br />
auch der Drogeriemarkt Schlecker haben mittlerweile ihre Geschäfte im Nahversorgungszentrum<br />
aufgegeben. Mit der Bäckerei Fehren (rd. 20 m² Verkaufsfläche) ist<br />
nur noch ein nahversorgungsrelevanter Betrieb im Zentrum ansässig. Ergänzt wird dieses<br />
rudimentäre Angebot um drei kleinteilige, inhabergeführte Einzelhandelsbetriebe<br />
(Lohmann, Radstube und Anne Peters) sowie vereinzelte Dienstleistungsangebote<br />
(Bank, Arztpraxis, Fahrschule und Friseur). Somit beschränkt sich das untersuchungsrelevante<br />
Angebot auf rd. 20 m² Verkaufsfläche.<br />
24 Die dargestellte Abgrenzung entspricht der mit dem Einzelhandelskonzept beschlossenen Abgrenzung<br />
des Nahversorgungszentrums Jägerplatz aus dem Jahr 2006.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
24
Foto 13 und 14: Nahversorgungszentrum Jägerplatz<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Der städtebauliche Gesamteindruck wird im Wesentlichen geprägt durch die leerstehenden<br />
Ladenlokale der ehemals hier ansässigen nahversorgungrelevanten Betriebe.<br />
Die den Jägerplatz umgebende zwei- bis dreigeschossige Bebauung weist im Erdgeschoss<br />
durchweg Ladenlokale für Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe auf, die<br />
oberen Geschosse werden dienen in Gänze der Wohnnutzung. Städtebaulich markant<br />
ist das neu gestaltete Bürgerzentrum an der Südwestseite des Jägerplatzes.<br />
Aufgrund der kleinteiligen Verkaufsflächenausstattung und der geringen Mantelbevölkerung<br />
(rd. 4.000 Einwohner im Wohnpark Gauerbach) ist es fraglich, ob sich zukünftig<br />
neue nahversorgungsrelevante Einzelhandelsbetriebe im Nahversorgungszentrum<br />
Jägerplatz ansiedeln werden, wodurch das Zentrum auch zukünftig die ihm zugewiesene<br />
Versorgungsfunktion nicht erfüllen kann.<br />
3.1.7 Sonderstandorte<br />
Rund 12.100 m² der in der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) erhobenen untersuchungsrelevanten<br />
Verkaufsfläche – was einem Anteil von knapp 40 % an der gesamten untersuchungsrelevanten<br />
Verkaufsfläche <strong>Lingen</strong>’s entspricht – verteilen sich auf oftmals großflächige<br />
Anbieter, die an den Sonderstandorten Rheiner Straße, GE Hundesand / Am Laxtener<br />
Esch, Meppener Straße und Schillerstraße ansässig sind. Im Einzelnen stellt sich<br />
das untersuchungsrelevante Angebot an diesen vier Standorten wie folgt dar.<br />
Sonderstandort Rheiner Straße<br />
Der überwiegend autokundenorientierte Sonderstandort Rheiner Straße befindet sich in<br />
einer Entfernung von rd. 1.200 m zum Vorhabenstandort und verfügt über insgesamt<br />
8 Einzelhandelsbetriebe die im Kernsortiment ein untersuchungsrelevantes Angebot<br />
aufweisen; insgesamt ist an diesem Standort eine untersuchungsrelevante Gesamtverkaufsfläche<br />
von knapp 6.000 m² lokalisiert. Damit ist dieser Angebotsstandort der mit<br />
Abstand größte aller in die Untersuchung eingestellter Angebotsstandorte.<br />
Strukturprägende Anbieter in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel sind der<br />
Verbrauchermarkt Famila (rd. 3.200 m² Verkaufsfläche), der Lebensmittelvollsorti-<br />
25<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
menter Rewe (rd. 2.300 m² Verkaufsfläche) sowie der Lebensmitteldiscounter Aldi<br />
(rd. 1.000 m² Verkaufsfläche). Weitere Angebote in dieser Warengruppe sind der Famila<br />
Getränkemarkt sowie mehrere kleinteilige Betriebe des Lebensmittelhandwerks. In<br />
der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege ist insgesamt eine Verkaufsflächenausstattung<br />
von rd. 600 m² vorhanden. Dieses Angebot verteilt sich – mit Ausnahme<br />
einer ebenfalls hier ansässigen Apotheke – auf die Randsortimentsverkaufsflächen der<br />
zuvor genannten Lebensmittelanbieter. Neben diesem nahversorgungsrelevanten Angebot<br />
zeigt sich am Sonderstandort Rheiner Straße eine Angebotskonzentration im<br />
langfristigen Bedarfsbereich (Warengruppen Möbel, Bau- und Gartenmarkt). Größte<br />
Anbieter in diesen Warengruppen sind Möbel Berning sowie ein Praktiker Bau- und<br />
Gartenmarkt.<br />
Foto 15 und 16: Sonderstandort Rheiner Straße<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener Esch<br />
Der ebenfalls überwiegend autokundenorientierte Sonderstandort GE Hundesand / Am<br />
Laxtener Esch befindet sich am Kreuzungspunkt der beiden Bundesstraßen 213 / 214,<br />
knapp 2.000 m östlich des Vorhabenstandortes. Bei einer Gesamtverkaufsfläche von<br />
rd. 4.600 m² weist der Angebotsstandort eine Verkaufsflächenausstattung von rd.<br />
2.200 m² in den untersuchungsrelevanten Warengruppen auf. Neben den beiden<br />
strukturprägenden Lebensmitteldiscountern Lidl (rd. 1.100 m² Verkaufsfläche) und<br />
Aldi (rd. 650 m² Verkaufsfläche 25 ) verfügen auch ein Getränkemarkt und ein Betrieb<br />
des Lebensmittelhandwerks über eine Angebotsausstattung in der untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel. In der Warengruppe Gesundheit<br />
und Körperpflege ist eine Gesamtverkaufsfläche von rd. 200 m² vorhanden, die sich<br />
25 Nach Abschluss der primärstatistischen Einzelhandelserhebung wurde dem Lebensmitteldiscounter Aldi<br />
eines Verkaufsflächenerweiterung am bestehenden Standort von rd. 240 m² genehmigt, die derzeit<br />
baulich umgesetzt wird. Da es sich bei der vorliegenden Untersuchung um eine Status-Quo-<br />
Betrachtung handelt, ist diese Verkaufsflächenerweiterung im vorliegenden Gutachten nicht berücksichtigt<br />
worden. Zugleich ist darauf hinzuweisen, dass sich durch diese zusätzliche Verkaufsfläche sowohl<br />
die prognostizierten absatzwirtschaftlichen Auswirkungen als auch die sich daraus ergebenden<br />
städtebaulichen Auswirkungen nicht wesentlich verändern werden.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
26
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
ausschließlich auf die Randsortimentsverkaufsflächen der zuvor genannten Lebensmitteldiscounter<br />
verteilt.<br />
Ergänzend zu diesem nahversorgungsrelevanten Angebot verfügt der Sonderstandort<br />
GE Hundesand / Am Laxtener Esch über weitere Verkaufsflächen von rd. 2.400 m².<br />
Diese verteilt sich auf den Möbeldiscounter (Greif Zu), ein Möbelfachgeschäft (Pitti’s)<br />
und einen Schuhfachmarkt (Deichmann).<br />
Foto 17 und 18: Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener Esch<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Sonderstandort Meppener Straße<br />
Der Sonderstandort an der Meppener Straße in Altenlingen liegt rd. 2.300 m nördlich<br />
des Vorhabenstandortes. Nördlich und südlich der Oberhofstraße ist hier ein Einzelhandelsschwerpunkt<br />
lokalisiert der insgesamt über eine Verkaufsflächenausstattung<br />
von rd. 7.500 m² verfügt. Mit Abstand größter Anbieter ist der für die Untersuchung<br />
nicht relevante Möbel-, Bau- und Gartenmarkt Profi Friesen mit knapp 3.500 m² Verkaufsfläche.<br />
Weiterer nicht untersuchungsrelevanter Anbieter mit einer Verkaufsfläche<br />
von knapp 950 m² ist die Postenbörse.<br />
In den untersuchungsrelevanten Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
Gesundheit und Körperpflege sind insgesamt 5 Einzelhandelsbetriebe ansässig, die im<br />
Kernsortiment über ein Angebot aus diesen Warengruppen verfügen; die untersuchungsrelevante<br />
Gesamtverkaufsfläche beträgt rd. 2.300 m². Strukturprägende Anbieter<br />
sind die Lebensmitteldiscounter Lidl und Aldi, die jeweils über eine Gesamtverkaufsfläche<br />
von rd. 900 m² bzw. 800 m² verfügen. Weitere Anbieter mit einem Verkaufsflächenangebot<br />
in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel sind der Getränkemarkt<br />
Big Box (rd. 600 m² Verkaufsfläche) sowie der Lebensmittelmarkt Conti<br />
(rd. 250 m² Verkaufsfläche).<br />
Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Sonderstandorten kommt dem Sonderstandort<br />
an der Meppener Straße – und hier insbesondere den Lebensmittelanbietern<br />
sowie den ansässigen Dienstleistungsbetrieben (Bank, Videothek, Fitnessstudio) – eine<br />
wichtige Funktion in Bezug auf die fußläufige Nahversorgung zu. Vor allem an die<br />
nordöstlich und südöstlich angrenzenden Wohnsiedlungsbereiche besteht eine fußläufige<br />
Anbindung der hier lokalisierten Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe.<br />
27<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Foto 19 und 20: Sonderstandort Meppener Straße<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Sonderstandort Schillerstraße<br />
Der im Ortsteil Damaschke gelegene Sonderstandort Schillerstraße befindet sich knapp<br />
3.600 m nordöstlich des Vorhabenstandortes und ist damit der am weitesten vom<br />
Vorhabenstandort entfernt gelegene Sonderstandort auf <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet. Insgesamt<br />
verfügt dieser Angebotsstandort am Kreuzungspunkt der Bundesstraßen 70 und<br />
213 über eine einzelhandelsrelevante Verkaufsfläche von rd. 10.000 m, wovon lediglich<br />
1.500 m² auf die untersuchungsrelevanten Warengruppen entfallen. Die absolut<br />
größte Verkaufsflächenkonzentration zeigt sich bei Angeboten der langfristigen Bedarfsstufe<br />
(bspw. toom Baumarkt, Hammer, Dänisches Bettenlager).<br />
Daneben sind mit dem Lebensmittelvollsortimenter Jibi, der Bäckerei Musswessels und<br />
der Damaschke-Apotheke drei Anbieter ansässig, die im Kernsortiment über ein untersuchungsrelevantes<br />
Angebot verfügen; die untersuchungsrelevante Gesamtverkaufsfläche<br />
für diesen Angebotsstandort umfasst demnach knapp 1.500 m², wobei<br />
die Angebote in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege mit rd. 150 m² von<br />
eindeutig untergeordneter Bedeutung sind.<br />
Foto 21 und 22: Sonderstandort Schillerstraße<br />
Quelle: eigene Aufnahmen vom 23.05.2012<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
28
3.1.8 Streulagen<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Die Nahversorgung im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet wird zum einen durch die Angebote in den<br />
zuvor beschriebenen zentralen Versorgungsbereichen und Sonderstandorten sowie<br />
zum anderen durch einige, solitär im Raum gelegene Lebensmittelanbieter sichergestellt.<br />
Hierbei handelt es sich sowohl um zum Teil großflächige Lebensmittelanbieter als<br />
auch um kleinteilige Lebensmittelgeschäfte, Kioske und Tankstellenshops. Die Bestandssituation,<br />
insbesondere der zuerst genannten Lebensmittelanbieter, stellt sich wie<br />
folgt dar:<br />
Lindenstraße in rund 150 m Entfernung, direkt nördlich des Vorhabenstandortes mit<br />
dem Lebensmitteldiscounter Lidl (rd. 1.100 m² Verkaufsfläche) und einem ergänzenden<br />
Betrieb des Lebensmittelhandwerks;<br />
Rheiner Straße in rund 200 m Entfernung, direkt östlich des Vorhabenstandortes jedoch<br />
getrennt durch die Trasse der Deutschen Bahn mit dem Lebensmittelmarkt K+K<br />
(rd. 600 m² Verkaufsfläche);<br />
Kaiserstraße in rund 900 m Entfernung zum Vorhabenstandort, zentral zwischen dem<br />
<strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich im Westen und dem <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße<br />
im Osten gelegen mit dem Lebensmitteldiscounter Netto (rd. 900 m² Verkaufsfläche)<br />
und einem ergänzenden Betrieb des Lebensmittelhandwerks;<br />
Meppener Straße in rund 1.200 m Entfernung zum Vorhabenstandort, nordwestlich<br />
angrenzend an den <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich mit dem Lebensmittelvollsortimenter<br />
Rewe (rd. 2.000 m² Verkaufsfläche) und einem ergänzenden Betrieb des Lebensmittelhandwerks;<br />
Waldstraße 26 in rund 1.900 m Entfernung zum Vorhabenstandort mit dem Lebensmitteldiscounter<br />
Netto (rund 700 m² Verkaufsfläche) und einem ergänzenden Betrieb des<br />
Lebensmittelhandwerks;<br />
Josefstraße in rund 2.200 m Entfernung zum Vorhabenstandort, nördlich des <strong>Stadt</strong>teilzentrums<br />
Georgstraße mit dem Lebensmittelvollsortimenter Rewe (rd. 2.200 m² Verkaufsfläche),<br />
zwei ergänzenden Betrieben des Lebensmittelhandwerks sowie drei nichtuntersuchungsrelevanten<br />
Betrieben;<br />
Ergänzend zu diesen überwiegend großflächigen, in städtebaulich integrierten Streulagen<br />
lokalisierten Lebensmittelanbietern konnten im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet weitere 56<br />
Betriebe mit einer untersuchungsrelevanten Gesamtverkaufsfläche von rd.<br />
3.300 m² erhoben werden. Bei diesen Betrieben handelt es sich in der Regel um klein-<br />
26 Da es sich bei einer städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong> um eine Status-Quo-Betrachtung handelt, können<br />
im Rahmen der Untersuchung nur Betriebe berücksichtigt werden, die zum Zeitpunkt der primärstatistischen<br />
Einzelhandelserhebung tatsächlich am Markt vorhanden sind. Der ebenfalls in der Waldstraße lokalisierte<br />
Lebensmittelvollsortimenter Edeka (vormals rd. 700 m² Verkaufsfläche, zukünftig rd. 1.100 m²<br />
Verkaufsfläche) war sowohl zum Zeitpunkt der primärstatistischen Einzelhandelserhebung als auch während<br />
der Erstellung des Endberichtes geschlossen, so dass für diesen weder eine Verkaufsfläche noch ein<br />
Umsatz ermittelt und in der Untersuchung berücksichtigt werden konnten.<br />
29<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
teilige Anbieter (Bäckereien, Metzgereien, Getränkeläden, Obstwarenhändler etc.), die<br />
abseits der zuvor beschriebenen Standortlagen in städtebaulich integrierten oder<br />
nicht-integrierten Streulagen lokalisiert sind. Aufgrund ihrer räumlichen Lage sowie<br />
ihrer Kleinteiligkeit (im Durchschnitt unter 60 m² Verkaufsfläche) tragen diese Betriebe<br />
weder zur Funktionalität der zentralen Versorgungsbereiche, noch zum Bestand der<br />
nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsstrukturen bei. Der Vollständigkeit halber werden<br />
auch diese Betriebe in die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> mit eingestellt, wenngleich<br />
in Bezug auf diese Betriebe keine städtebaulich relevanten Auswirkungen zu<br />
erwarten sind.<br />
3.2 Untersuchungsrelevantes Angebot in den angrenzenden Nachbarkommunen<br />
Entsprechend dem abgegrenzten Untersuchungsraum (vgl. Kapitel 1) sind für die städtebauliche<br />
<strong>Wirkungsanalyse</strong> auch die Einzelhandelsstrukturen in den direkt an <strong>Lingen</strong><br />
angrenzenden Nachbarkommunen zu berücksichtigen. Hier konnten im Rahmen der<br />
primärstatistischen Einzelhandelserhebung 41 Einzelhandelsbetriebe mit einer untersuchungsrelevanten<br />
Gesamtverkaufsfläche von rd. 37.300 m² erhoben werden. Die<br />
untersuchungsrelevante Angebotssituation stellt sich demnach in Emsbüren, Freren,<br />
Geeste, Lengerich, Spelle und Wietmarschen im Einzelnen wie folgt dar.<br />
3.2.1 Gemeinde Emsbüren<br />
Für die Gemeinde Emsbüren konnte eine untersuchungsrelevante Gesamtverkaufsfläche<br />
von rd. 7.500 m² ermittelt werden, die sich auf insgesamt sieben Einzelhandelsbetriebe<br />
verteilt. Drei dieser Betriebe konnten innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches<br />
lokalisiert werden, der sich knapp 14 km südlich des Vorhabenstandortes<br />
befindet. Hierbei handelt es sich um den Lebensmitteldiscounter Aldi (rd.<br />
1.100 m² Verkaufsfläche) sowie die Lebensmittelvollsortimenter Combi (rd.<br />
2.000 m²) und K+K (rd. 1.400 m²), die jeweils von strukturprägender Bedeutung für<br />
den Emsbürener Hauptgeschäftsbereiches sind.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
30
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 9: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
Emsbüren“ 27<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage www.stadtplandienst.de<br />
Der Emsbürener Hauptgeschäftsbereich umfasst im Wesentlichen den sehr kleinteiligen<br />
Einzelhandels- und Geschäftsbesatz entlang von Lange Straße und Dalhok sowie die<br />
Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe rund um den Marktplatz. Die mit Abstand<br />
größten Einzelhandelsbetriebe sind in der nahversorgungsrelevanten Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel zu beobachten (siehe oben), insbesondere in den innenstadttypischen<br />
Warengruppen Bekleidung / Textilien und Schuhe / Lederwaren ist nur<br />
eine sehr kleinteilige Verkaufsflächenausstattung vorhanden. Insgesamt entspricht das<br />
Angebot im Emsbürener Hauptgeschäftsbereich der ihm zugewiesenen grundzentralen<br />
Versorgungsfunktion.<br />
Mit den Lebensmitteldiscountern Lidl und Netto, dem Lebensmittelmarkt Ihre Kette<br />
und dem Getränkemarkt Big Box – alle nordöstlich angrenzend an den Emsbürener<br />
Hauptgeschäftsbereich in der Bahnhofstraße gelegen – konnten insgesamt vier weitere<br />
strukturprägende Betriebe erhoben werden, die im Kernsortiment über ein Angebot<br />
in der untersuchungsrelevanten Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel verfügen.<br />
Insgesamt weisen diese Betriebe ein untersuchungsrelevantes Angebot in der Waren-<br />
27 Die dargestellte Abgrenzung basiert auf den tatsächlichen Gegebenheiten im Emsbürener Hauptge-<br />
schäftsbereich.<br />
31<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
gruppe Nahrungs- und Genussmittel von rd. 3.100 m² auf.<br />
Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauptgeschäftsbereiches konnte kein Einzelhandelsbetrieb<br />
erhoben werden, der im Kernsortiment über ein untersuchungsrelevantes<br />
Angebot in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege verfügt. Die erhobenen<br />
knapp 600 m² Verkaufsfläche in dieser Warengruppe entsprechen somit ausschließlich<br />
den Randsortimentsangeboten der zuvor benannten Lebensmittelbetriebe.<br />
3.2.2 Samtgemeinde Freren<br />
In der Samtgemeinde Freren konnte insgesamt eine untersuchungsrelevante Verkaufsfläche<br />
von rd. 6.100 m² erhoben werden, wobei mit knapp 5.000 m² der größte<br />
Anteil auf die Gemeinde Freren selbst entfällt. Der hier lokalisierte Hauptgeschäftsbereich<br />
der Samtgemeinde Freren befindet sich in einer Entfernung von rd. 16 km zum<br />
Vorhabenstandort. Die Abgrenzung des Hauptgeschäftsbereiches stellt sich wie folgt<br />
dar.<br />
Karte 10: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
Freren“ 28<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage www.stadtplandienst.de<br />
28 Die dargestellte Abgrenzung basiert auf den tatsächlichen Gegebenheiten im Frerener Hauptgeschäfts-<br />
bereich.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
32
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Neben den historisch gewachsenen, überwiegend kleinteiligen Einzelhandelslagen entlang<br />
von Königstraße, Marktstraße und Bahnhofstraße umfasst die Abgrenzung des<br />
Hauptgeschäftsbereiches vor allem die städtebauliche Neuentwicklung rund um den<br />
neuen Markt. Innerhalb dieses Bereiches konnten insgesamt drei strukturprägende<br />
Einzelhandelsbetriebe ermittelt werden, die im Kernsortiment über ein Angebot in den<br />
untersuchungsrelevanten Warengruppen verfügen. Neben dem Lebensmitteldiscounter<br />
Lidl (rd. 1.100 m² Verkaufsfläche) sind dies die beiden Lebensmittelvollsortimenter<br />
K+K (rd. 1.050 m² Verkaufsfläche) und Markant (rd. 1.550 m²). Dieses Angebot<br />
wird insbesondere ergänzt durch nahversorgungsrelevante Dienstleistungsbetriebe am<br />
neuen Markt (bspw. Bank, Friseur), diverse Betriebe des Lebensmittelhandwerks sowie<br />
vereinzelte inhabergeführte Fachgeschäfte (Bekleidung, Schuhe, Haushaltswaren), die<br />
überwiegend dem mittelfristigen Bedarfsbereich zuzuordnen sind. Entsprechend der<br />
zentralörtlichen Versorgungsfunktion Frerens zeigt sich eine starke Angebotskonzentration<br />
im kurzfristigen Bedarfsbereich.<br />
Darüber hinaus sind sowohl in Freren selbst als auch in den Gemeinden Beeste, Messingen<br />
und Thuine fünf weitere strukturprägende Lebensmittelbetriebe in städtebaulich<br />
integrierten Streulagen vorhanden, die insgesamt über ein untersuchungsrelevantes<br />
Angebot in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel von rd. 2.800 m²<br />
verfügen. In der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege weisen diese Betriebe,<br />
jeweils in ihren Randsortimenten, eine Verkaufsfläche von insgesamt rd. 200 m² auf.<br />
3.2.3 Einheitsgemeinde Geeste<br />
In der Einheitsgemeinde Geeste konnten ausschließlich im Ortsteil Dalum, und hier<br />
größtenteils innerhalb des Geeste-Dalumer Hauptgeschäftsbereiches, untersuchungsrelevante<br />
Angebote ermittelt werden. Die vier innerhalb des Ortsteils gelegenen<br />
strukturprägenden Lebensmittelbetriebe verfügen insgesamt über eine Verkaufsfläche<br />
von knapp 4.350 m² in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
von knapp 300 m² in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege. Der rd. 10 km<br />
nordwestlich des Vorhabenstandortes gelegene Hauptgeschäftsbereich grenzt sich<br />
hierbei wie folgt ab.<br />
33<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 11: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
Geeste-Dalum“ 29<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage www.stadtplandienst.de<br />
Ausgehend von einer Konzentration nahversorgungsrelevanter, großflächiger Einzelhandelsbetriebe<br />
im Nordosten des Hauptgeschäftsbereiches verläuft der Hauptgeschäftsbereich<br />
in einer bandartigen Struktur entlang von Meppener Straße und Wietmarscher<br />
Straße auf einer Länge von knapp 800 m. Auf Höhe der Straßengabelung<br />
Wietmarscher Straße / <strong>Lingen</strong>er Straße erstreckt er sich zudem in die ersten 100 m der<br />
<strong>Lingen</strong>er Straße. Neben den zuvor benannten großflächigen Einzelhandelsbetrieben ist<br />
das Zentrum vor allem geprägt durch einen sehr kleinteiligen Einzelhandelsbesatz der<br />
kurz- und in Teilen mittelfristigen Bedarfsstufe, der oftmals durch Dienstleistungsbetriebe<br />
und Wohnnutzung unterbrochen wird.<br />
Als strukturprägende Anbieter des Hauptgeschäftsbereiches können der Lebensmittelvollsortimenter<br />
Coma (rd. 2.150 m² Verkaufsfläche) und der Lebensmitteldiscounter<br />
Lidl (rd. 1.200 m² Verkaufsfläche) identifiziert werden, die zwar fußläufig von der<br />
Ortsmitte gut zu erreichen, aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage allerdings auch als<br />
autokundenorientierte Standorte einzustufen sind.<br />
29 Die dargestellte Abgrenzung basiert auf den tatsächlichen Gegebenheiten im Dalumer Hauptgeschäfts-<br />
bereich.<br />
Junker und Kruse<br />
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34
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Südlich des abgegrenzten Hauptgeschäftsbereiches wird das nahversorgungsrelevante<br />
Angebot schließlich noch um den Lebensmitteldiscounter Aldi (rd. 1.000 m² Verkaufsfläche)<br />
ergänzt, der aufgrund des deutlich erkennbaren städtebaulichen Bruches<br />
nicht mehr dem Hauptgeschäftsbereich zuzuordnen ist.<br />
3.2.4 Samtgemeinde Lengerich<br />
In der knapp 15 km nordöstlich des Vorhabenstandortes gelegenen Samtgemeinde<br />
Lengerich konnte aufgrund des geringen Einzelhandelsbesatzes im Ortskern sowie der<br />
sonstigen städtebaulichen Gegebenheiten kein Hauptgeschäftsbereich abgegrenzt werden.<br />
Dementsprechend liegen sowohl die untersuchungsrelevanten Angebote in<br />
Lengerich als auch die untersuchungsrelevanten Angebote in den ebenfalls zur Samtgemeinde<br />
Lengerich gehörigen Gemeinden Bawinkel und Langen ausschließlich in<br />
städtebaulich integrierten Streulagen.<br />
Insgesamt konnten in der Samtgemeinde Lengerich sechs strukturprägende Einzelhandelsbetriebe<br />
mit einer untersuchungsrelevanten Gesamtverkaufsfläche von rd.<br />
4.350 m² erhoben werden. In Lengerich selbst sind dies die Lebensmittelvollsortimenter<br />
Markant (rd. 950 m² Verkaufsfläche) und Coma (rd. 1.300 m² Verkaufsfläche),<br />
der Lebensmitteldiscounter Aldi (rd. 850 m² Verkaufsfläche) sowie der Getränkemarkt<br />
Big Box (rd. 300 m² Verkaufsfläche), in Bawinkel der Lebensmittelmarkt<br />
Markant (rd. 900 m² Verkaufsfläche) sowie in Langen der Lebensmittelmarkt Edeka<br />
(rd. 250 m² Verkaufsfläche).<br />
Nach der Geschäftsaufgabe des Drogeriefachmarktes Schlecker in Lengerich wird das<br />
Angebot in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege ausschließlich über die<br />
Randsortimentsverkaufsflächen der zuvor benannten Lebensmittelbetriebe abgedeckt.<br />
3.2.5 Samtgemeinde Spelle<br />
Das untersuchungsrelevante Angebot in der Samtgemeinde Spelle konzentriert sich fast<br />
ausschließlich in der Gemeinde Spelle selbst, wo insgesamt sechs strukturprägende<br />
Einzelhandelsbetriebe mit einer untersuchungsrelevanten Verkaufsflächenausstattung<br />
von knapp 6.000 m² erhoben werden konnten. Mit rd. 4.450 m² zeigt sich die größte<br />
Angebotskonzentration innerhalb des Speller Hauptgeschäftsbereiches, der sich rd.<br />
19 km südlich des Vorhabenstandortes befindet.<br />
35<br />
Junker und Kruse<br />
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<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 12: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
Spelle“ 30<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage www.stadtplandienst.de<br />
Der Hauptgeschäftsbereich teilt sich städtebaulich in zwei Bereiche: Zum einen in den<br />
Bereich nördlich der Schapener Straße, der in erster Linie von dem großflächigen, für<br />
die Untersuchung nicht relevanten Bekleidungsanbieter Bruno Kleine dominiert wird<br />
sowie zum anderen in den Fachmarktstandort zwischen Haupt- und Ringstraße, der<br />
durch die nahversorgungsrelevanten und strukturprägen Lebensmittelanbieter K+K<br />
(rd. 2.200 m² Verkaufsfläche) und Lidl (rd. 1.200 m² Verkaufsfläche) sowie den Drogeriefachmarkt<br />
Rossmann (rd. 550 m² Verkaufsfläche) geprägt wird. Diese beiden<br />
Angebotsstandorte werden über die schwach ausgebildeten Einzelhandelslagen entlang<br />
der Hauptstraße und der Schapener Straße verknüpft, an denen einige wenige private<br />
Facheinzelhändler sowie ergänzende Dienstleistungsbetriebe (bspw. Bank, Arztpraxen,<br />
Friseur) ansässig sind. Insgesamt zeigt der Hauptgeschäftsbereich – mit Ausnahme<br />
des Bekleidungsgeschäftes Bruno Kleine – eine eindeutige Angebotskonzentration<br />
nahversorgungsrelevanter Warengruppen, die der grundzentralen Versorgungsfunktion<br />
Spelles entsprechen.<br />
Ergänzend zu den zuvor genannten Einzelhandelsbetrieben konnte in der Gemeinde<br />
Spelle in städtebaulich integrierten Streulagen ein Verkaufsflächenangebot von rd.<br />
30 Die dargestellte Abgrenzung basiert auf den tatsächlichen Gegebenheiten im Speller Hauptgeschäftsbe-<br />
reich.<br />
Junker und Kruse<br />
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36
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
1.400 m² in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel sowie von rd. 150 m² in<br />
der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege erhoben werden. Außerhalb Spelles<br />
konnten schließlich in Schapen mit dem Lebensmittelvollsortimener Coma (rd. 1.400<br />
m² Verkaufsfläche) und dem Lebensmittelladen Gut Kauf (rd. 130 m² Verkaufsfläche)<br />
zwei weitere strukturprägende Einzelhandelsbetriebe in städtebaulich integrierten Lagen<br />
erhoben werden.<br />
3.2.6 Gemeinde Wietmarschen<br />
In der Gemeinde Wietmarschen konnten insgesamt acht strukturprägende Einzelhandelsbetriebe<br />
mit einer untersuchungsrelevanten Gesamtverkaufsfläche von knapp<br />
6.850 m² erhoben werden. Der Hauptgeschäftsbereich der Gemeinde Wietmarschen<br />
im <strong>Stadt</strong>teil Lohne liegt rd. 6,4 km südöstlich des Vorhabenstandortes und ist damit<br />
der nächstgelegene Hauptgeschäftsbereich außerhalb des <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebietes.<br />
Karte 13: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Hauptgeschäftsbereich<br />
Wietmarschen-Lohne“ 31<br />
Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage www.stadtplandienst.de<br />
31 Die dargestellte Abgrenzung basiert auf den tatsächlichen Gegebenheiten im Lohner Hauptgeschäftsbe-<br />
reich.<br />
37<br />
Junker und Kruse<br />
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<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Der Hauptgeschäftsbereich verfügt über eine untersuchungsrelevante Angebotsausstattung<br />
von rd. 1.630 m² in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel sowie<br />
von rd. 150 m² in der Warengruppe Gesundheit- und Körperpflege, die sich im Wesentlichen<br />
auf den Lebensmittelvollsortimenter Edeka (rd. 1.250 m² Verkaufsfläche)<br />
und den Lebensmitteldiscounter Netto (rd. 700 m² Verkaufsfläche) aufteilt. Ergänzt<br />
wird das Angebot dieser beiden strukturprägenden Lebensmittelanbieter durch Betriebe<br />
des Lebensmittelhandwerks sowie einige wenige private Facheinzelhändler, deren Angebot<br />
im Wesentlichen der mittelfristigen Bedarfsstufe zuzurechnen ist.<br />
Insgesamt erstreckt sich der Hauptgeschäftsbereich über eine von rd. 700 m entlang<br />
der Hauptstraße, zwischen der Parkstraße im Norden und dem Schafweg im Süden.<br />
Den städtebaulichen Mittelpunkt bildet der Schützenplatz, an dem neben dem Lebensmittelvollsortimenter<br />
ergänzende Dienstleistungsangebote ansässig sind (bspw.<br />
Friseur und Bank). Sowohl nördlich als auch südlich an den Hauptgeschäftsbereich angrenzend<br />
sind mit den Lebensmitteldiscountern Aldi (rd. 930 m² Verkaufsfläche) und<br />
Lidl (rd. 920 m² Verkaufsfläche) sowie dem Getränkemarkt Big Box (rd. 790 m² Verkaufsfläche)<br />
weitere untersuchungsrelevante Anbieter vorhanden.<br />
Im <strong>Stadt</strong>teil Wietmarschen konnten schließlich drei weitere strukturprägende Lebensmittelbetriebe<br />
erhoben werden, deren Angebot für die Untersuchung relevant<br />
ist. Neben dem Lebensmitteldiscounter Netto (rd. 1.030 m² Verkaufsfläche) sind dies<br />
die beiden Lebensmittelmärkte Markant (rd. 900 m² Verkaufsfläche) und K+K (rd.<br />
900 m² Verkaufsfläche). Aufgrund des fehlenden räumlichen Zusammenhangs dieser<br />
Betriebe sowie dem darüber hinaus fehlenden, ergänzenden Einzelhandels- und Dienstleistungsangebot<br />
konnte hier kein zentraler Versorgungsbereich abgegrenzt werden.<br />
Folglich befinden sich die zuletzt genannten Betriebe alle in städtebaulich integrierten<br />
Streulagen.<br />
3.3 Warengruppenspezifische Umsätze der Angebotsstandorte<br />
Wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Untersuchung ist die Analyse möglicher absatzwirtschaftlicher<br />
und städtebaulicher Auswirkungen auf die schützenswerten zentralen<br />
Versorgungsbereiche i. S. v. § 11 (3) BauNVO und § 2 (2) BauGB. Hierzu wurden<br />
zunächst flächendeckend die Verkaufsflächen aller untersuchungsrelevanten Anbieter<br />
in <strong>Lingen</strong> sowie an weiteren relevanten Angebotsstandorten erhoben und in die<br />
Analyse eingestellt.<br />
Neben der städtebaulichen Einordnung aller im Untersuchungsraum gelegenen zentralen<br />
Versorgungsbereiche (vgl. Kapitel 3.1und 3.2) sind zudem die aktuellen Umsatzzahlen<br />
der erhobenen Betriebe in die städtebauliche <strong>Wirkungsanalyse</strong> einzustellen. Zur<br />
Prognose dieser Umsatzzahlen werden nachfolgend nicht nur die ermittelten Verkaufsflächen<br />
sowie bundesdurchschnittliche Umsatzkennwerte angesetzt, sondern vielmehr<br />
die jeweilige Situation vor Ort – wie sie vorab analysiert wurde – mit berücksichtigt.<br />
Des Weiteren sind die unterschiedlichen Flächenproduktivitäten (Euro / m²)<br />
einzelner Vertriebsformen sowie spezifische Kennwerte einzelner Anbieter Bestandteil<br />
der geschätzten Umsätze.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
38
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Einen Überblick über das untersuchungsrelevante Verkaufsflächenangebot und die geschätzten<br />
warengruppenspezifischen Umsätze –differenziert nach Angebotsstandorten<br />
– gibt Tabelle 2.<br />
Tabelle 2: Verkaufsflächen (gerundet) und geschätzte warengruppenspezifische<br />
Umsätze nach Angebotsstandorten<br />
Angebotsstandort<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
VKF<br />
(in m²)<br />
39<br />
Umsatz<br />
(in Mio. €)<br />
Gesundheit und Körperpflege<br />
VKF<br />
(in m²)<br />
Umsatz<br />
(in Mio. €)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 1.730 8,9 1.040 4,5<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) 1.620 8,6 190 0,9<br />
Nahversorgungszentrum Bramsche (<strong>Lingen</strong>) 440 2,1 < 50 < 0,1<br />
Nahversorgungszentrum Baccum (<strong>Lingen</strong>) < 100 0,5 - -<br />
Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene<br />
(<strong>Lingen</strong>)<br />
670 3,2 < 100 0,4<br />
Nahversorgungszentrum Jägerplatz (<strong>Lingen</strong>) < 50 0,2 - -<br />
Sonderstandort Rheiner Straße (<strong>Lingen</strong>) 5.490 24,1 590 2,4<br />
Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener<br />
Esch (<strong>Lingen</strong>)<br />
2.020 9,6 170 0,9<br />
Sonderstandort Meppener Straße (<strong>Lingen</strong>) 2.210 10,8 130 0,7<br />
Sonderstandort Schillerstraße (<strong>Lingen</strong>) 1.310 6,2 150 0,6<br />
Streulagen (<strong>Lingen</strong>) 9.890 41,0 770 3,0<br />
Hauptgeschäftsbereich Emsbüren 3.800 18,0 400 1,6<br />
Streulagen (Emsbüren) 3.100 11,9 200 0,8<br />
Hauptgeschäftsbereich Freren 3.250 15,2 270 1,1<br />
Streulagen (Freren) 2.790 9,9 220 0,7<br />
Hauptgeschäftsbereich Geeste-Dalum 3.580 16,7 240 1,1<br />
Streulagen (Geeste-Dalum) 770 4,5 < 100 0,4<br />
Streulagen (Lengerich) 4.000 15,7 340 1,2<br />
Hauptgeschäftsbereich Spelle 3.770 16,8 660 3,2<br />
Streulagen (Spelle) 2.770 11,0 240 0,8<br />
Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne 1.630 7,4 150 0,6<br />
Streulagen (Wietmarschen) 4.710 18,5 380 1,4<br />
Gesamt 59.340 259,3 6.320 26,5<br />
Quelle: primärstatistische Einzelhandelserhebung, eigene Berechnung; durch Rundungen kann es zu Abweichungen<br />
in den Summen kommen<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
Das absolut größte Verkaufsflächenangebot konnte in der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> ermittelt<br />
werden. Auf einer absoluten Verkaufsfläche von rd. 25.160m² in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel kann hier ein geschätzter Umsatz von knapp 113,7 Mio.<br />
€ erzielt werden.<br />
Innerhalb <strong>Lingen</strong>s wird der höchste Umsatz (knapp 41,0 Mio. €) an solitären Nahversorgungsstandorten<br />
bzw. in Streulagen erzielt. Weiterhin auffällig ist der hohe Verkaufsflächen-<br />
und Umsatzanteil der Sonderstandorte, die jeweils – mit Ausnahme des<br />
Sonderstandortes an der Schillerstraße – mit einem warengruppenspezifischen Umsatz<br />
zwischen rd. 9,6 Mio. € und rd. 24,1 Mio. € teilweise deutlich über den Umsätzen des<br />
<strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereiches (rd. 8,9 Mio. €) und dem <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße<br />
(rd. 8,6 Mio. €) liegen.<br />
In den Hauptgeschäftsbereichen der an <strong>Lingen</strong> angrenzenden Nachbarkommunen<br />
sind in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel durchweg Umsätze zwischen<br />
15,2 Mio. € (Hauptgeschäftsbereich Freren) und 18,0 Mio. € (Hauptgeschäftsbereich<br />
Emsbüren) zu beobachten. Lediglich im Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne<br />
zeigt sich mit rd. 7,4 Mio. € ein deutlich niedrigerer warengruppenspezifischer Umsatz.<br />
Gesundheit und Körperpflege<br />
In der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege zeigt sich das absolut größte Verkaufsflächenangebot<br />
(rd. 3.150 m²) ebenfalls in der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong>, so dass hier auch die<br />
höchsten warengruppenspezifischen Umsätze ermittelt werden können (rd. 14,4 Mio.<br />
€).<br />
Mit knapp 4,5 Mio. € wird der absolut höchste Umsatz innerhalb des <strong>Lingen</strong>er<br />
Hauptgeschäftsbereiches erzielt. Vergleichsweise hohe Umsätze können noch für den<br />
Sonderstandort Rheiner Straße (rd. 2,4 Mio. €) sowie für alle in solitären Streulagen<br />
lokalisierte Angebote ermittelt werden (rd. 3,0 Mio. €)<br />
In den Nachbarkommunen ist lediglich im Speller sowie – mit Abstrichen – im Emsbürener<br />
Hauptgeschäftsbereich eine adäquate Angebotsausstattung zu beobachten.<br />
Hier können warengruppenspezifische Umsätze von rd. 3,2 Mio. € bzw. rd. 1,6 Mio. €<br />
ermittelt werden. In allen übrigen Nachbarkommunen wird das Angebot in der Warengruppe<br />
Gesundheit und Körperpflege ausschließlich über die Randsortimentsangebote<br />
der hier ansässigen Lebensmittelmärkte abgedeckt, so dass sich insbesondere für die<br />
Hauptgeschäftsbereiche nur vergleichsweise niedrige warengruppenspezifische Umsätze<br />
(0,6 Mio. € bis 1,1 Mio. €) ermitteln lassen.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
40
4 <strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong><br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes am zu untersuchenden Standort ist vor dem<br />
Hintergrund der quantitativen, strukturellen und räumlichen Versorgungssituation in<br />
den von der Ansiedlung potenziell betroffenen zentralen Versorgungsbereichen und<br />
sonstigen Angebotsstandorten auf der einen Seite sowie der absatzwirtschaftlichen<br />
Tragfähigkeit und städtebaulichen Verträglichkeit auf der anderen Seite zu bewerten.<br />
4.1 Absatzwirtschaftliche Einordnung des Vorhabens<br />
Den wesentlichen Parameter für die Bewertung städtebaulicher Auswirkungen stellt die<br />
absatzwirtschaftliche Einordnung des projektierten Vorhabens dar.<br />
Zunächst werden dabei Betrachtungen der branchenspezifischen Verkaufsflächen durch<br />
die Umsetzung des Planvorhabens vorgenommen. Um den Anforderungen der Rechtsprechung<br />
im Sinne einer „Worst Case-Annahme“ zu genügen 32 , ist den Modellrechnungen<br />
nicht nur ein branchenüblicher, moderater Vorhabenumsatz zu Grund gelegt<br />
worden, sondern es wurde zudem der aus städtebaulicher Sicht nachteilhafteste Fall<br />
projiziert, dem hohe Flächenproduktivitäten pro m² Verkaufsfläche und somit ein hoher<br />
Vorhabenumsatz zu Grunde liegen.<br />
Für das geplante Vorhaben ergeben sich unter Berücksichtigung der sortimentsspezifischen<br />
Verkaufsflächenzusammensetzung (vgl. Tabelle 1), der spezifischen Betriebsform<br />
sowie der gegebenen Standortkriterien (vgl. Kapitel 2.2) die nachfolgend aufgeführten,<br />
nach Sortimenten differenzierten Umsätze:<br />
Tabelle 3: Umsatzerwartung Verbrauchermarkt 3.500 m² (Moderate Case):<br />
Warengruppe<br />
Verkaufsfläche<br />
(in m²)<br />
41<br />
Flächenproduktivität<br />
(in Euro / m²)<br />
Umsatz<br />
(in Mio. Euro)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 2.600 4.700 12,2<br />
Gesundheit und Körperpflege 350 4.300 1,5<br />
Restfläche* 550 2.600 1,4<br />
Gesamt 3.500 4.300 33 15,1<br />
Quelle: eigene Berechnungen, durch Rundungen kann es zu Abweichungen kommen<br />
* ca. 19 Einzelsortimente, wobei nicht mehr als 100 m² Verkaufsfläche auf ein Einzelsortiment entfällt<br />
32 vgl. u. a. das sog. Preußen-Park-Urteil des OVG Münster: OVG NRW Az.: 7a D 60/99.NE vom 07. Dez.<br />
2000, S. 53 ff.<br />
33 BBE Handelsberatung (2010): Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel, S 16; Hahn Gruppe (2011):<br />
Retail Real Estate Report 2011 / 2012, 6. Ausgabe, S 22<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Ausgehend von moderaten Flächenproduktivitäten, insbesondere in den untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit und<br />
Körperpflege, kann für das Gesamtvorhaben ein Vorhabenumsatz von rd. 15,1 Mio.<br />
€ prognostiziert werden. Warengruppenspezifisch kann mit Umsätzen von rd. 12,2<br />
Mio. € (Nahrungs- und Genussmittel) bzw. rd. 1,5 Mio. € (Gesundheit und Körperpflege)<br />
gerechnet werden.<br />
Tabelle 4: Umsatzerwartung Verbrauchermarkt 3.500 m² (Worst Case):<br />
Warengruppe<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Verkaufsfläche<br />
(in m²)<br />
42<br />
Flächenproduktivität<br />
(in Euro / m²)<br />
Umsatz<br />
(in Mio. Euro)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 2.600 5.200 13,5<br />
Gesundheit und Körperpflege 350 5.000 1,8<br />
Restfläche* 550 2.600 1,4<br />
Gesamt 3.500 4.700 34 16,7<br />
Quelle: eigene Berechnungen, durch Rundungen kann es zu Abweichungen kommen<br />
* ca. 19 Einzelsortimente, wobei nicht mehr als 100 m² Verkaufsfläche auf ein Einzelsortiment entfällt<br />
Im Sinne der rechtlich geforderten Worst Case-Betrachtung ergibt sich unter Berücksichtigung<br />
erhöhter Flächenproduktivitäten, insbesondere in den untersuchungsrelevanten<br />
Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit und Körperpflege,<br />
ein prognostizierter Jahresumsatz von bis zu rd. 16,7 Mio. €. Warengruppenspezifisch<br />
kann mit Umsätzen in einer Höhe von bis zu rd. 13,5 Mio. € (Nahrungs- und<br />
Genussmittel) bzw. rd. 1,8 Mio. € (Gesundheit und Körperpflege) gerechnet werden.<br />
4.2 Überprüfung der Nahversorgungsfunktion des Vorhabens<br />
Die Überprüfung der Nahversorgungsfunktion eines Vorhabens kann als ein erster Indikator<br />
zur Überprüfung der Tragfähigkeit des jeweiligen Projektes herangezogen werden.<br />
Von einer Nahversorgungsfunktion ist auszugehen, wenn sich erstens der fußläufige<br />
Einzugsbereich des Vorhabens nicht wesentlich mit den fußläufigen Einzugsbereichen<br />
der zentralen Versorgungsbereiche im Untersuchungsgebiet überlagert und wenn<br />
zweitens der zu erwartende Umsatz im Kernsortiment Nahrungs- und Genussmittel<br />
rechnerisch einen Anteil von 35 % 35 des entsprechenden einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraftpotenzials im zu versorgenden Gebiet nicht übersteigt. Als fußläufiger Einzugsbereich<br />
eines Vorhabens wird regelmäßig – in Abhängigkeit von topographischen<br />
und sonstigen siedlungsstrukturellen Gegebenheiten – ein Radius zwischen 500 m bis<br />
34 ebenda<br />
35 Gründe für diese maximal erreichbare Abschöpfungsquote sind unter anderem die traditionellen Einkaufsbeziehungen<br />
zu anderen Standorten sowie die Ausdifferenzierung des Lebensmitteleinkaufs.
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
700 m definiert. Da im vorliegenden Fall sowohl rund um den Vorhabenstandort als<br />
auch im übrigen <strong>Stadt</strong>gebiet keine siedlungsstrukturellen Besonderheiten in Bezug auf<br />
die fußläufige Nahversorgung zu erkennen sind (wie zum Beispiel hoch verdichtete<br />
Wohnsiedlungsbereiche), wird für das Einzugsgebiet der strukturprägenden, nahversorgungsrelevanten<br />
Einzelhandelsbetriebe ein mittlerer Radius von 600 m angenommen<br />
36 .<br />
Karte 14: Fußläufige Erreichbarkeit nahversorgungsrelevanter Einzelhandelsbetriebe<br />
(600 m)<br />
Quelle: eigene Darstellung, auf Basis des Amtlichen Liegenschaftskatasters der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Es zeigt sich, dass im <strong>Stadt</strong>teil <strong>Lingen</strong> Innenstadt ein umfangreiches nahversorgungsrelevantes<br />
Angebot vorhanden ist. Trotz dieser quantitativ guten Angebotsausstattung<br />
sind insbesondere im Bereich des zukünftigen Emsauenparks sowie an der südöstlichen<br />
Grenze zum <strong>Stadt</strong>teil Laxten versorgungsstrukturelle Lücken vorhanden.<br />
Wie der vorangestellten Karte zudem entnommen werden kann, ist der fußläufige Einzugsbereich<br />
des avisierten Vorhabens in weiten Teilen deckungsgleich mit den fußläufigen<br />
Einzugsbereichen bestehender nahversorgungsrelevanter Einzelhandelsbetriebe<br />
im näheren Vorhabenumfeld (bspw. Lebensmitteldiscounter Lidl in der Lindenstraße<br />
sowie Lebensmittelmarkt K+K in der Rheiner Straße). Folglich würde die Realisierung<br />
36 Bei den nachfolgend dargestellten Radien handelt es sich nicht um detaillierte Isochronen sondern um<br />
sogenannte „idealtypische Einzugsbereiche“, die für die nachfolgenden Bewertungen und Schlussfolgerungen<br />
allerdings ausreichend sind.<br />
43<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
des Vorhabens zu einer quantitativen Ausweitung des bestehenden nahversorgungsrelevanten<br />
Angebotes innerhalb <strong>Lingen</strong>s beitragen 37 , eine qualitative Verbesserung<br />
bzw. Erweiterung des Grund- und Nahversorgungsnetzes wäre hingegen nicht gegeben.<br />
Zudem zeigt sich, dass erhebliche Anteile des „idealtypischen Einzugsbereichs“ des<br />
Vorhabens sich mit dem Einzugsbereich des <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereiches überlagern.<br />
Soweit davon ausgegangen werden kann, dass sich der tatsächliche Einzugsbereich<br />
des Vorhabens über die theoretische Abgrenzung hinaus erstreckt, kann des Weiteren<br />
angenommen werden, dass es zu nicht unwesentlichen Überlagerungen mit<br />
dem Einzugsbereich des <strong>Stadt</strong>teilzentrums Georgstraße kommen wird. Folglich können<br />
negative Auswirkungen insbesondere auf diese beiden zentralen Versorgungsbereiche<br />
vor Durchführung einer detaillierten kleinräumigen Analyse (vgl. Kapitel 4.5)<br />
nicht ohne weiteres ausgeschlossen werden.<br />
Aufbauend auf diese ersten Ergebnisse kann die Nahversorgungsfunktion des avisierten<br />
Verbrauchermarktes zudem bezogen auf das Kaufkraftpotenzial innerhalb des als fußläufigen<br />
Einzugsbereichs definierten 600 m Radius überprüft werden:<br />
Berechnung 38 :<br />
Erwarteter Umsatz mit „nahversorgungsrelevanten Sortimenten“<br />
(Nahrungs- und Genussmittel)<br />
Verbrauchermarkt (Moderate Case) ...................................................... 12,2 Mio. Euro<br />
Verbrauchermarkt (Worst Case) ............................................................ 13,5 Mio. Euro<br />
Rechnerisch notwendiges Kaufkraftpotenzial bei einer maximalen Abschöpfung von<br />
35 % der sortimentsspezifischen Kaufkraft<br />
Verbrauchermarkt (Moderate Case) ...................................................... 34,9 Mio. Euro<br />
Verbrauchermarkt (Worst Case) ............................................................ 38,6 Mio. Euro<br />
Kaufkraftpotenzial „nahversorgungsrelevante Sortimente“ (Nahrungs- und Genussmittel<br />
inkl. Lebensmittelhandwerk) pro Einwohner und Jahr .................................... 2.113 39<br />
Rechnerisch notwendige Einwohnerzahl (600 m Radius um Vorhabenstandort)<br />
Verbrauchermarkt (Moderate Case) ................................................... rd. 16.500 Einw.<br />
Verbrauchermarkt (Worst Case) ......................................................... rd. 18.300 Einw.<br />
37 Dieser Aussage liegt die Annahme zu Grunde, dass das Angebot des avisierten Verbrauchermarktes additiv<br />
zu den bereits bestehenden Angeboten hinzutritt. Hierbei handelt es sich eher um eine theoretische<br />
Überlegung. Wie der nachfolgenden städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong> entnommen werden kann, ist<br />
vielmehr davon auszugehen, dass bei Realisierung des Verbrauchermarktes einzelne nahversorgungsrelevante<br />
Anbieter sich aufgrund des erhöhten Konkurrenzdruckes vom Markt zurückziehen werden.<br />
38 Die Prüfung bezieht sich auf das Kernsortiment des geplanten Einzelhandelsbetriebes. Für die Randsortimente<br />
ist aufgrund der geringen Verkaufsflächen- bzw. Umsatzanteile pro Warengruppe generell von<br />
einer Tragfähigkeit auszugehen.<br />
39 IFH Retail Consultants Köln, Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2012<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
44
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Damit das geplante Vorhaben über eine reine Nahversorgungsfunktion verfügt, ist – in<br />
Abhängigkeit vom zukünftigen Umsatz des Vorhabens – im fußläufigen Einzugsbereich<br />
eine Mantelbevölkerung von 16.500 bzw. 18.300 Einwohnern nachzuweisen.<br />
Gemäß den aktuell vorliegenden Einwohnerzahlen der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> 40 leben im gesamten<br />
<strong>Stadt</strong>teil Innenstadt derzeit rd. 26.600 Einwohner. Da aufgrund der bestehenden<br />
siedlungsräumlichen Struktur nicht davon ausgegangen werden kann, dass über 60 %<br />
der Einwohner über einen Wohnsitz im fußläufigen Einzugsbereich des Vorhabens verfügen,<br />
kann für einen avisierten Verbrauchermarkt – unabhängig vom zukünftigen<br />
Umsatz des Vorhabens – eine reine Nahversorgungsfunktion in keinem Fall nachgewiesen<br />
werden. Selbst bei einer Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche auf bspw.<br />
rd. 3.000 m² und einer damit einhergehenden Reduzierung der Verkaufsfläche in der<br />
Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel auf rd. 2.200 m² müssten zum Nachweis<br />
einer reinen Nahversorgungsfunktion knapp 15.400 Einwohner ihren Wohnsitz innerhalb<br />
des fußläufigen Einzugsbereiches des Vorhabens besitzen.<br />
Auch bei einer zukünftigen <strong>Stadt</strong>entwicklung am Alten Hafen und im räumlich<br />
nahe (jedoch außerhalb des fußläufigen Einzugsbereiches) gelegenen Emsauenpark<br />
ist selbst für diese Größenordnung nicht davon auszugehen, dass die für eine reine<br />
Nahversorgungsfunktion „notwendige Einwohnerzahl“ erreicht wird.<br />
4.3 Modellrechnung<br />
Zur Prognose der von der Neuplanung ausgehenden absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen<br />
Auswirkungen auf die übrige Nahversorgung oder andere zentrale Versorgungsbereiche<br />
im näheren und weiteren Standortumfeld hat sich in der Einzelhandelsforschung<br />
und -begutachtung der Gravitationsansatz bewährt, der allerdings nach Ansicht<br />
der Gutachter nur für eine erste Einschätzung dienen kann. Bei dem hier verwendeten<br />
modifizierten Gravitationsmodell werden zusätzliche Kennwerte und Parameter<br />
zur sortimentsspezifischen und standortspezifischen Attraktivität rechnerisch eingestellt,<br />
was die Validität der Ergebnisse dieser Modellrechnung sichert.<br />
Dieser hier verwendete Ansatz, in den die für den Untersuchungsraum relevanten<br />
Kennwerte einfließen, ermittelt die durch das Einzelhandelsvorhaben hervorgerufene<br />
Umsatzumverteilung, um darauf aufbauend eine Beurteilung der potenziellen städtebaulichen<br />
Auswirkungen des Vorhabens vornehmen zu können.<br />
Grundsätzlich ist zur Methode des Gravitationsmodells folgendes festzuhalten:<br />
Für die untersuchten Standorte werden die Einzelhandelskennziffern der relevanten<br />
Hauptbranchen ermittelt (Verkaufsfläche, Umsatz, Zentralitätsfaktor und Standortqualitätsgewichtung<br />
im Sinne von Gesamtattraktivität).<br />
40 vgl. www.lingen.de/rathaus_und_buergerservice/zahlen_und_daten/strukturdaten/allgemeine_strukturdaten.html<br />
(zugegriffen am 06.08.2012); Einwohnerzahlen zum 01.07.2012<br />
45<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Mit dem potenziellen „Marktzutritt“ des Einzelhandelsvorhabens verändert sich das<br />
raumwirtschaftliche Gewicht des Standortes im Verhältnis zu den anderen Standorten,<br />
da Umsatz und Widerstände von Nachfrage- und Angebotsstandorten zueinander eine<br />
relative Veränderung erfahren.<br />
Folgende Eingangswerte werden im Rahmen des Gravitationsmodells mit berücksichtigt:<br />
� Die erhobenen Verkaufsflächen nach Sortimentsgruppen und Anbietern/Standorten,<br />
� die Flächenproduktivitäten nach Sortimentsgruppen / Standorten,<br />
� der daraus resultierende sortimentsgruppenspezifische und summierte Umsatz<br />
der Anbieter/Standorte,<br />
� die Widerstände (Raumdistanzen) zwischen den Standorten resultieren jeweils<br />
aus der Abhängigkeit der Sortimentsgruppen und der Gesamtattraktivität der<br />
Anbieter/Standorte und ihrer jeweiligen Marktgebiete,<br />
� der zu erwartende Umsatz der Neuansiedlung.<br />
Als Datengrundlage für die Berechnungen dient eine aktuelle, im abgegrenzten Untersuchungsraum<br />
durchgeführte primärstatistische Einzelhandelserhebung (Juni / Juli<br />
2012). Erhoben wurden die für die Untersuchung relevanten Hauptwarengruppen<br />
Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogerie und Körperpflege (vgl. Kapitel 3).<br />
Um den Anforderungen der Rechtsprechung im Sinne einer „Worst Case-Annahme“<br />
zu genügen 41 , ist für die Modellrechnungen der aus städtebaulicher Sicht nachteilhafteste<br />
Fall berechnet worden: Durch die Realisierung des avisierten Vorhabens können<br />
bis auf die üblicherweise anzunehmenden Streukunden weder zusätzliche Kunden von<br />
außerhalb des zu Grunde gelegten Untersuchungsraums gewonnen werden, noch wird<br />
sich die Abschöpfungsquote im Einzugsbereich durch das Vorhaben erhöhen, d. h. der<br />
Kaufkraftabfluss aus Teilen des Einzugsgebiets wird gemäß dieser Annahme im Saldo<br />
nicht reduziert werden. Daraus resultiert, dass in diesem städtebaulich ungünstigsten<br />
Fall, eine Umsatzumverteilung von bis zu 100 % innerhalb des Untersuchungsraumes<br />
stattfindet.<br />
Bevor im Folgenden die Analyseergebnisse in Bezug auf das mögliche monetäre Umverteilungspotenzial<br />
der untersuchungsrelevanten Warengruppengruppen der geplanten<br />
Einzelhandelsansiedlung mit einer kurzen Einschätzung der städtebaulichen Folgewirkungen<br />
dargestellt werden, wird ein Exkurs zur sogenannten 10%-Schwelle gegeben.<br />
41 vgl. u. a. das sog. Preußen-Park-Urteil des OVG Münster: OVG NRW Az.: 7a D 60/99.NE vom 07. Dez.<br />
2000, S. 53 ff.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
46
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
4.4 Exkurs – Die 10 % Schwelle der Umsatzumverteilung<br />
Bereits in einer Vielzahl von gutachterlichen Stellungnahmen und gerichtlichen Urteilen<br />
zu großflächigen Einzelhandelsansiedlungsvorhaben basierte die Einordnung und Bewertung<br />
des zumutbaren Kaufkraftabzuges auf der sog. „10 %-Marke“ 42 . Dabei wird<br />
vermutet, dass eine von Einzelhandelsgroßvorhaben in den benachbarten Gemeinden<br />
bzw. Standorten erzeugte Umsatzumverteilung von nicht mehr als 10 % zu Lasten des<br />
zentrenorientierten Einzelhandels keine negativen städtebaulichen Auswirkungen i. S.<br />
v. § 11 (3) BauNVO erwirkt, folglich sind die Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit<br />
des betroffenen zentralen Versorgungsbereiches lediglich absatzwirtschaftlicher, nicht<br />
jedoch städtebaulicher Art.<br />
So begrüßenswert der Rückgriff auf eine derart quantitative und augenscheinlich auch<br />
operationalisierbare Messgröße sein mag, so kritisch ist<br />
� die fachwissenschaftliche Herleitung der „10 %-Marke“ und<br />
� die per se erfolgte Anwendung der „10 %-Marke“, ohne angemessen die<br />
raumordnerischen und städtebaulichen Begebenheiten und Spezifika zu berücksichtigen<br />
und in die Bewertung einzustellen.<br />
Zur fachwissenschaftlichen Herleitung der „10 %-Marke“:<br />
Der Grenzwert von 10 % basiert auf einer im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Industrie-<br />
und Handelskammern in Baden-Württemberg mit Förderung des Wirtschaftsministeriums<br />
Baden-Württemberg erstellten Langzeitstudie 43 : Innerhalb der Jahre 1992<br />
bis 1996 sind acht unterschiedliche Einzelhandelsprojekte vom Supermarkt mit 900 m²<br />
Verkaufsfläche bis hin zum Einkaufszentrum mit ca. 21.000 m² Verkaufsfläche auf ihre<br />
raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen untersucht worden. Aus den gesammelten<br />
Ergebnissen wurde eine Querschnittsauswertung vorgenommen, als deren<br />
Resultat ein „Wirkungsgefüge bei der Ansiedlung eines dezentralen Einzelhandelsbetriebes“<br />
und eine Übersicht zu „Grenzwerten der Umsatzumverteilung bei großflächigen<br />
Ansiedlungsvorhaben in der jeweiligen Standortgemeinde“ erstellt wurde 44 .<br />
Für innenstadtrelevante Sortimente leiten sich demnach erhebliche städtebauliche Folgen<br />
zwischen 10 % und 20 % Umsatzumverteilung ab. Interessanterweise wurde hierzu<br />
angemerkt, dass die Auswirkungen durch Einzelfallprüfungen zu verifizieren sind,<br />
also nicht ohne weiteres pauschal zu übertragen sind.<br />
42 vgl. z.B.: Schmitz,Holger/Federwisch,Christof, Einzelhandel und Planungsrecht, Berlin 2005, Rz. 361-<br />
365, auch mit Nachweisen der Rechtsprechung; Schmitz, Holger; Factory Outlet Center in der Rechtsprechung<br />
- Der Kaufkraftabzug als Maßstab für eine interkommunal rücksichtsvolle Einzelhandelsansiedlung?<br />
In: BauR 10/99, S. 1100-1113; OVG Münster (zu CentroOberhausen), OVG NRW, Urteil<br />
vom 06.06.2005 - 10 D 145/04. NE, Urteilsabdruck S. 57 ff<br />
43 vgl. GMA; Auswirkungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe, Kurzfassung der GMA-Langzeitstudie<br />
im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg mit<br />
Förderung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, Ludwigsburg 1997, S. 41<br />
44 vgl. GMA; A.a.O., Ludwigsburg 1997, S. 34 und 36<br />
47<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Fachwissenschaftlich ist die „10 %-Marke“ oder auch Erheblichkeitsgrenze, ab derer<br />
erhebliche städtebauliche Auswirkungen wahrscheinlich werden, somit nicht pauschal<br />
anwendbar.<br />
Vielmehr ist für die von Einzelhandelsgroßvorhaben potenziell ausgehenden Implikationen<br />
nach den „Worst Case-Fällen“ zu urteilen, so dass auch bei Nicht-Erreichen von<br />
10 % Umsatzumverteilung zu Lasten einer Innenstadt / eines <strong>Stadt</strong>kerns negative<br />
städtebauliche Auswirkungen erfolgen können. 45<br />
Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass auch Umsatzumverteilungen von über<br />
10 % – wenn aus den wettbewerblichen Auswirkungen im entsprechenden Einzelfall<br />
(zentraler Versorgungsbereich) keine gravierenden Folgen für die bestehenden Einzelhandelsstrukturen<br />
resultieren – städtebaulich verträglich sein können. In der obergerichtlichen<br />
Rechtsprechung wird die Frage des „Umschlagens“ von Umsatzumverteilungen<br />
(wettbewerbliche Auswirkungen) in städtebaulich negative (strukturelle Auswirkungen)<br />
mit unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert. Die Bandbreite der Werte reicht<br />
von 10 % 46 , über 10 % bis 20 % 47 bis hin zu etwa 30 % 48 .<br />
Auch vor dem Hintergrund der seit mehr als einem Jahrzehnt andauernden wirtschaftlich<br />
angespannten Lage im Einzelhandel ist die 10 %-Schwelle kritisch zu sehen. So<br />
können angesichts der nur geringen Gewinnmargen in vielen Warengruppen auch<br />
schon deutlich geringere Umsatzumverteilungen gravierende Folgen für die bestehenden<br />
Einzelhandelsstrukturen besitzen. 49<br />
Somit ist die städtebauliche Verträglichkeit großflächiger Planvorhaben immer auch aus<br />
den individuellen lokalen Gegebenheiten betroffener zentraler Versorgungsbereiche<br />
und der wirtschaftlichen Stabilität und Potenz der relevanten Anbieter abzuleiten. Diese<br />
müssen ebenfalls Gegenstand der gutachterlichen Untersuchung sein. Diese Pflicht<br />
geht nicht zuletzt auf die – vom Bundesverwaltungsgericht in ihrem Inhalt bestätigten –<br />
CentrO-Urteile des OVG Münster 50 zurück. Nach den CentrO-Urteilen ist in diesem<br />
Zusammenhang festzuhalten, dass<br />
� der gewichtige Schwellenwert bei 10 % Umsatzverlust liegt (Regelfall), jedoch<br />
� die Beurteilung offen bleibt, ob ein Schwellenwert von 10 % für alle Fallkonstellationen<br />
gelten kann und mit welcher Maßgabe bei der Ermittlung der Zu-<br />
45 vgl. OVG Mecklenburg-Vorpommern 3k 09/04, 03.02.2006<br />
46 vgl. OVG Potsdam, NVwZ 1999, 434; OVG Münster, BRS 59 Nr. 70; OVG Koblenz, NVwZ-RR 2001,<br />
638 = BRS 64 Nr. 33<br />
47 vgl. OVG Koblenz v. 08.01.1999 – 8 B 12650/98 -, NVwZ, 1999, 435, 438; VGH München, BayVBI<br />
2001, 175 = BRS 63 Nr. 62.<br />
48 vgl. OVG Weimar, Urt. V 20.12.2004 – 1 N 1096/03, Juris m. w. Nachw.<br />
49 vgl. z.B. Acocella, D.; Fürst, U.C. (2002): 10 Prozent Umsatzumverteilung. In: BAG Handelsmagazin,<br />
05-06/2002, S. 29ff<br />
50 vgl. Urteil des OVG NRW vom 28.12.2005 – 10 D 148/04.NE - „Centro-Urteil“<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
48
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
mutbarkeitsschwelle die raumordnerische Funktion der betroffenen Gemeinde<br />
zu berücksichtigen ist.<br />
Der gewichtige Schwellenwert ist als wesentlicher Indikator, anhand dessen die Intensität<br />
der Belastung der Nachbarkommunen ermittelt werden kann, somit nicht identisch<br />
mit der Zumutbarkeitsschwelle. Das Erreichen des gewichtigen Schwellenwertes ist Anlass,<br />
den Kaufkraftabfluss in die Abwägung bei der Planung als Belang einzustellen und<br />
zu bewerten, denn „Überschritten ist die städtebauliche Relevanzschwelle erst dann,<br />
wenn ein Umschlagen von rein wirtschaftlichen zu städtebaulichen Auswirkungen<br />
stattzufinden droht“. 51<br />
Dieses „Umschlagen“ kann dann konstatiert werden, wenn die verbrauchernahe<br />
Versorgung der Bevölkerung in Frage gestellt wird oder die Zentrenstruktur nachhaltig<br />
verändert wird. Eine solche städtebaulich relevante Umsatzumverteilung liegt<br />
z. B. dann vor, wenn<br />
� eine wesentliche Änderung der Marktverhältnisse in Form von „flächendeckenden“<br />
Geschäftsaufgaben befürchtet werden muss, so dass die Versorgung der<br />
Bevölkerung nicht mehr gewährleistet ist 52 , bzw.<br />
� das jeweilige Vorhaben zu Ladenleerständen und so zu einer Verminderung der<br />
Vielfalt und Dichte des Warenangebotes sowie zu abnehmender Frequenz, zur<br />
Niveauabsenkung und damit zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit<br />
des betroffenen zentralen Versorgungsbereiches führt 53 .<br />
4.5 Absatzwirtschaftliche Auswirkungen<br />
Im Folgenden gilt es, die absatzwirtschaftlichen und städtebaulichen Auswirkungen eines<br />
3.500 m² großen Verbrauchermarktes zu ermitteln und eine kurze Einschätzung<br />
der möglichen versorgungsstrukturellen Folgewirkungen zu geben. Die Ergebnisse der<br />
Berechnung möglicher monetärer Umverteilungspotenziale sowie prozentualer Umverteilungsanteile<br />
gegenüber den Angebotsstandorten im Untersuchungsraum stellen sich<br />
unter Berücksichtigung der getroffenen Annahmen (siehe Kapitel 4.3) wie nachfolgend<br />
ausgeführt dar.<br />
51 ebenda<br />
52 vgl. Fickert/Fieseler, BauNVO, 10. Auflage (2002), § 11 Rn. 21.1 m.w.N.<br />
53 vgl. u. a. Janning, Der Ausschluss des zentrenschädigenden Einzelhandels im unbeplanten Innenbe-<br />
reich, BauR 2005, 1723, 1725<br />
49<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
4.5.1 Nahrungs- und Genussmittel<br />
Tabelle 5: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel bei Realisierung eines Verbrauchermarktes (3.500 m²<br />
Verkaufsfläche)<br />
Angebotsstandort<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
50<br />
Moderate Case Worst Case<br />
(in Mio. €) (in %) (in Mio. €) (in %)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 0,9 10 % 1,0 11 %<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) 0,8 9 % 0,8 10 %<br />
Nahversorgungszentrum Bramsche (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Baccum (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Jägerplatz (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Sonderstandort Rheiner Straße (<strong>Lingen</strong>) 2,7 11 % 3,0 12 %<br />
Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener Esch<br />
(<strong>Lingen</strong>)<br />
0,5 6 % 0,6 6 %<br />
Sonderstandort Meppener Straße (<strong>Lingen</strong>) 0,7 7 % 0,8 7 %<br />
Sonderstandort Schillerstraße (<strong>Lingen</strong>) 0,2 4 % 0,3 4 %<br />
Streulagen (<strong>Lingen</strong>) 3,8 6 – 25 % 4,1 7 - 28 %<br />
Hauptgeschäftsbereich Emsbüren 0,2 1 % 0,2 1 %<br />
Streulagen (Emsbüren) 0,2 1 % 0,2 1 %<br />
Hauptgeschäftsbereich Freren 0,2 1 % 0,2 1 %<br />
Streulagen (Freren) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Geeste-Dalum 0,4 2 % 0,4 2 %<br />
Streulagen (Geeste-Dalum) * * * *<br />
Streulagen (Lengerich) 0,2 1 % 0,2 1 %<br />
Hauptgeschäftsbereich Spelle 0,2 1 % 0,2 1 %<br />
Streulagen (Spelle) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne 0,2 3 % 0,3 4 %<br />
Streulagen (Wietmarschen) 0,5 2-4 % 0,6 2 -4 %<br />
Gesamt 12,2 5 % 13,5 5 %<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage verschiedener Eingangs- und Kennwerte; durch Rundungen<br />
kann es zu Abweichungen in den Summen kommen<br />
*Da das Gravitationsmodell Wahrscheinlichkeitsaussagen über Kaufkraftflüsse liefert, wurde die<br />
Grenze der Nachweisbarkeit für Umsatzumverteilungen auf 0,1 Mio. Euro festgelegt. Wirkungen<br />
unterhalb dieses Wertes werden nicht ausgewiesen.
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
� Vorab kann festgestellt werden, dass es bei Realisierung eines Verbrauchermarktes<br />
– unabhängig vom zukünftigen Vorhabenumsatz – zu einer verschärften Wettbewerbssituation<br />
im Untersuchungsraum, insbesondere gegenüber den zentralen<br />
Versorgungsbereichen innerhalb <strong>Lingen</strong>s (Hauptgeschäftsbereich und <strong>Stadt</strong>teilzentrum<br />
Georgstraße) kommen wird. Es zeigt sich zudem, dass einzelne in städtebaulich<br />
integrierten Streulagen liegende, die wohnortnahe Grundversorgung<br />
sichernde Einzelhandelsbetriebe von nicht unerheblichen Umsatzumverteilungen<br />
betroffen sein werden.<br />
� So ist im Rahmen der Worst Case Betrachtung 54 im <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich<br />
mit einer absoluten Umverteilung von rd. 1,0 Mio. € zu rechnen, was einer<br />
prozentualen Umverteilungsquote von knapp 11 % entspricht. Aufgrund der<br />
derzeitigen Angebotssituation im Hauptgeschäftsbereich geht diese Umverteilung<br />
in großen Teilen zu Lasten des einzigen hier ansässigen strukturprägenden Lebensmittelbetriebes<br />
(Rewe), der im Wesentlichen die fußläufige Grund- und Nahversorgung<br />
im <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich sichert. Da das übrige Angebot<br />
in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel auf spezialisierten Lebensmitteleinzelhandel<br />
(bspw. Naturkost) sowie Betriebe des Lebensmittelhandwerks entfällt,<br />
die von der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes nicht in dem Maße betroffen<br />
werden, ist nicht auszuschließen, dass der einzige strukturprägende Lebensmittelvollsortimenter<br />
in seinem Bestand gefährdet wird. Sollte es schließlich zu einer<br />
Geschäftsaufgabe dieses Betriebes im <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich kommen,<br />
wäre dieser sicherlich nicht in der ihm von der Landesplanung zugewiesenen<br />
mittelzentralen Versorgungsfunktion beeinträchtigt. Gleichwohl könnte der<br />
Hauptgeschäftsbereich die ihm durch das Einzelhandelskonzept zugewiesene Nahversorgungsfunktion<br />
nicht mehr erfüllen, wobei ergänzend darauf hinzuweisen<br />
ist, dass die fußläufige Nahversorgung für die im nördlichen Teil der Innenstadt lebenden<br />
Einwohner durch den an der Meppener Straße lokalisierten Lebensmittelvollsortimenter<br />
Rewe erhalten bleibt.<br />
� Auch gegenüber dem <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße ist eine absolute Umsatzumverteilung<br />
von rd. 0,8 Mio. € bzw. eine prozentuale Umsatzumverteilungsquote<br />
von knapp 10 % zu prognostizieren. Von dieser Umverteilung werden im Wesentlichen<br />
der Lebensmittelmarkt K+K sowie der Lebensmitteldiscounter Aldi betroffen<br />
sein, die derzeit die Nahversorgungsfunktion des <strong>Stadt</strong>teilzentrums sicherstellen.<br />
Sollte es in Folge der Vorhabenansiedlung zu einer Geschäftsaufgabe von<br />
einem der beiden Märkte kommen, ist auch hier nicht sichergestellt, dass das<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum mittel- bis langfristig die ihm zugewiesene Nahversorgungsfunktion<br />
noch erfüllen kann.<br />
� Aufgrund der räumlichen Entfernung zum Vorhabenstandort sowie der zum Teil<br />
geringen Angebotsausstattung können gegenüber den <strong>Lingen</strong>er Nahversor-<br />
54 Alle weiteren Ausführungen zu den Angebotsstandorten im Untersuchungsraum konzentrieren sich ausschließlich<br />
auf die ermittelten Umsatzumverteilungen im Rahmen der Worst Case Analyse.<br />
51<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
gungszentren keine absatzwirtschaftlichen Auswirkungen ermittelt werden für die<br />
ein Umschlagen in negative städtebauliche Auswirkungen zu befürchten ist.<br />
� Gegenüber dem Sonderstandort Rheiner Straße ist aufgrund der zu erwartenden<br />
Angebotsüberschneidungen mit dem Verbrauchermarkt Famila sowie aufgrund der<br />
Angebotskompetenz in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel (Lebensmittelvollsortimenter<br />
Rewe, Lebensmitteldiscounter Aldi) mit einer erhöhten Umsatzumverteilung<br />
zu rechnen (3,0 Mio. € bzw. 12 %). Bedingt durch die Attraktivität<br />
des zuvor genannten nahversorgungsrelevanten Angebotsmixes sowie in<br />
Kombination mit den sonstigen einzelhandelsrelevanten Angeboten am Sonderstandort<br />
(Möbel Berning, Praktiker Baumarkt) ist eine Geschäftsaufgabe der<br />
nahversorgungsrelevanten Anbieter nicht zu befürchten. Der Sonderstandort Rheiner<br />
Straße wird folglich auch zukünftig seinen Beitrag zur wohnortnahen Grundversorgung<br />
leisten können.<br />
� Gleiches gilt auch für die weiteren Sonderstandorte im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet (GE<br />
Hundesand / Am Laxtener Esch, Meppener Straße, Schillerstraße). Gegenüber<br />
diesen Angebotsstandorten können absolute Umsatzumverteilungen zwischen<br />
0,3 Mio. € und 0,8 Mio. € prognostiziert werden, was relativen Umverteilungsquoten<br />
von 4 % bis 7 % entspricht. Im Rahmen dieser Umverteilungen sind an keinem<br />
der zuvor genannten Sonderstandorte Geschäftsaufgaben zu befürchten, die<br />
sich zugleich negativ auf die wohnortnahe Grundversorgung auswirken.<br />
� Gegenüber allen weiteren Angebotsstandorten im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet ergeben<br />
sich perspektivische Umsatzumverteilungsquoten zwischen 7 % und 28 %.<br />
Dies entspricht einer absoluten monetären Umsatzumverteilung von 4,1 Mio. Euro.<br />
Diese Umverteilungsquoten können in Einzelfällen zu Betriebsaufgaben führen,<br />
insbesondere bei Anbietern, deren Gesamtverkaufsfläche heutigen wettbewerblichen<br />
Ansprüchen nicht mehr genügt (bspw. Lebensmittelmarkt K+K in der Rheiner<br />
Straße) oder die in direkter räumlicher Nähe zum Vorhabenstandort gelegen<br />
sind (bspw. Lebensmitteldiscounter Lidl in der Lindenstraße). Sollte es allerdings in<br />
Folge der Realisierung des avisierten Vorhabens zu einzelnen Betriebsaufgaben in<br />
den Streulagen kommen, so würde dies entweder aufgrund der Agglomeration<br />
mehrerer strukturprägender Anbieter oder der räumlichen Verteilung der Anbieter<br />
im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet die Nah- und Grundversorgungsstruktur im näheren<br />
Umfeld des projektierten Vorhabens nicht beeinträchtigen.<br />
� Gegenüber den Hauptgeschäftsbereichen in den angrenzenden Nachbarkommunen<br />
können lediglich absolute Umsatzumverteilung zwischen 0,2 und 0,4 Mio.<br />
€ prognostiziert werden. Dies entspricht prozentualen Umverteilungsquoten zwischen<br />
1 % bis maximal 4 % (Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne).<br />
Sowohl aufgrund der räumlichen Entfernung der einzelnen Hauptgeschäftsbereiche<br />
zum Vorhabenstandort als auch aufgrund der überwiegend guten Angebotsausstattung<br />
in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel ist ein Umschlagen der<br />
absatzwirtschaftlichen Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen<br />
nicht zu befürchten.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
52
4.5.2 Gesundheit und Körperpflege<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Tabelle 6: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe Gesundheit<br />
und Körperpflege bei Realisierung eines Verbrauchermarktes<br />
(3.500 m² Verkaufsfläche)<br />
Angebotsstandort<br />
53<br />
Moderate Case Worst Case<br />
(in Mio. €) (in %) (in Mio. €) (in %)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 0,5 10 % 0,5 12 %<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Bramsche (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Baccum (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Nahversorgungszentrum Jägerplatz (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Sonderstandort Rheiner Straße (<strong>Lingen</strong>) 0,3 15 % 0,4 17 %<br />
Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener Esch<br />
(<strong>Lingen</strong>)<br />
* * * *<br />
Sonderstandort Meppener Straße (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Sonderstandort Schillerstraße (<strong>Lingen</strong>) * * * *<br />
Streulagen (<strong>Lingen</strong>) 0,2 10 – 27 % 0,3 11 -31 %<br />
Hauptgeschäftsbereich Emsbüren * * * *<br />
Streulagen (Emsbüren) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Freren * * * *<br />
Streulagen (Freren) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Geeste-Dalum * * * *<br />
Streulagen (Geeste-Dalum) * * * *<br />
Streulagen (Lengerich) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Spelle * * * *<br />
Streulagen (Spelle) * * * *<br />
Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne * * * *<br />
Streulagen (Wietmarschen) * * * *<br />
Gesamt 1,5 6 % 1,8 7 %<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage verschiedener Eingangs- und Kennwerte; durch Rundungen<br />
kann es zu Abweichungen in den Summen kommen<br />
*Da das Gravitationsmodell Wahrscheinlichkeitsaussagen über Kaufkraftflüsse liefert, wurde die<br />
Grenze der Nachweisbarkeit für Umsatzumverteilungen auf 0,1 Mio. Euro festgelegt. Wirkungen<br />
unterhalb dieses Wertes werden nicht ausgewiesen.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
� Aufgrund des zu erwartenden vergleichsweise geringen Verkaufsflächenteils in der<br />
Warengruppe Gesundheit und Körperpflege sind die zu prognostizierenden absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen deutlich geringer als in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel. So können nur gegenüber dem <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich,<br />
dem Sonderstandort an der Rheiner Straße sowie zwei in städtebaulich<br />
integrierten Streulagen gelegenen Betrieben nachweisbare Umsatzumverteilungen<br />
prognostiziert werden.<br />
� Im Rahmen der Worst Case-Betrachtung 55 kann für den <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich<br />
eine absolute Umsatzumverteilung von rd. 0,5 Mio. € prognostiziert<br />
werden, was einem relativen Umverteilungsanteil von knapp 12 % entspricht.<br />
Diese Umsatzumverteilung geht im Wesentlichen zu Lasten der im Hauptgeschäftsbereich<br />
ansässigen Drogeriemärkte (Rossmann und Ihr Platz) sowie zu einem<br />
kleineren Anteil zu Lasten der ansässigen Parfümerien (Douglas und <strong>Stadt</strong>parfümerie<br />
Pieper). Aufgrund dieses heterogenen Angebotsmixes ist nicht zu erwarten, dass<br />
die prognostizierten absatzwirtschaftlichen Auswirkungen in negative städtebauliche<br />
Auswirkungen umschlagen. Selbst unter der Annahme einer möglichen Geschäftsaufgabe<br />
eines Betriebes, könnten die verbleibenden Betriebe die Versorgungsfunktion<br />
des Hauptgeschäftsbereiches in der Warengruppe Gesundheit<br />
und Körperpflege weiterhin sicherstellen.<br />
� Die für den Sonderstandort Rheiner Straße prognostizierte Umsatzumverteilung<br />
(rd. 0,4 Mio. € bzw. 17 %) geht im Wesentlichen zu Lasten des betriebstypengleichen<br />
Anbieters Famila und dessen Randsortimentsangebot in der Warengruppe<br />
Gesundheit und Körperpflege. Ein weiterer Umsatzanteil wird gegenüber dem<br />
Randsortimentsangebot des Lebensmittelvollsortimenters Rewe umverteilungswirksam.<br />
Aufgrund der insgesamt niedrigen absoluten Umsatzumverteilung ist allerdings<br />
nicht zu erwarten, dass am Sonderstandort Rheiner Straße Geschäftsaufgaben<br />
zu erwarten sind, die wiederum eine Ausdünnung des wohnortnahen Grundversorgungsnetzes<br />
zur Folge hätten.<br />
� Gegenüber zwei weiteren in solitären Streulagen gelegenen Angebotsstandorten<br />
ergeben sich perspektivische Umsatzumverteilungsquoten von 11 % bzw.<br />
31 %. Da es sich hierbei um absolute Umsatzumverteilungen von lediglich rd.<br />
0,2 Mio. € bzw. rd. 0,1 Mio. € handelt sind Geschäftsaufgaben und somit eine<br />
Beeinträchtigung des wohnortnahen Grundversorgungsnetzes nicht zu befürchten.<br />
� Gegenüber allen weiteren im Untersuchungsraum gelegenen Angebotsstandorten<br />
können keine nachweisbaren Umsatzumverteilungen ermittelt werden.<br />
55 Alle weiteren Ausführungen zu den Angebotsstandorten im Untersuchungsraum konzentrieren sich ausschließlich<br />
auf die prognostizierten Umsatzumverteilungen im Rahmen der Worst Case Analyse.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
54
4.6 Fazit<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Im Rahmen der städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong> konnte in einem ersten Schritt nachgewiesen<br />
werden, dass ein 3.500 m² großer Verbrauchermarkt aufgrund des zu prognostizierenden<br />
Vorhabenumsatzes weit über die reine Nahversorgungsfunktion hinausgeht.<br />
Auch unter Berücksichtigung einer zukünftig positiven Einwohnerentwicklung<br />
im näheren Umfeld des Vorhabenstandortes (<strong>Stadt</strong>entwicklung am Alten Hafen<br />
und im Emsauenpark) sowie einer kleineren Gesamtverkaufsfläche des Vorhabens 56<br />
lässt sich eine Nahversorgungsfunktion rechnerisch nicht herleiten. Somit ist für jedwede<br />
Ansiedlung eines Verbrauchermarktes in einer denkbaren Größenordnung zwischen<br />
3.000 m² bis 3.500 m² Verkaufsfläche davon auszugehen, dass zur Erzielung des betriebswirtschaftlich<br />
notwendigen Umsatzes ein Einzugsgebiet abgedeckt werden<br />
muss, das deutlich über den Naheinzugsbereich hinausgeht.<br />
Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass durch die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes<br />
am zu untersuchenden Vorhabenstandort das nahversorgungsrelevante<br />
Einzelhandelsangebot zwar quantitativ ausgebaut wird, dass aber zugleich bestehende<br />
Lücken im Netz der wohnortnahen Grundversorgung nicht geschlossen werden.<br />
Durch den nahezu deckungsgleichen fußläufigen Einzugsbereich des geplanten<br />
Verbrauchermarktes mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl in der Lindenstraße und dem<br />
Lebensmittelmarkt K+K in der Rheiner Straße sowie der Überschneidung mit dem fußläufigen<br />
Einzugsbereich des <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereiches steht vielmehr zu befürchten,<br />
dass die Struktur des wohnortnahen Grundversorgungsnetzes durch den<br />
erhöhten wettbewerblichen Konkurrenzdruck kurz- bis mittelfristig beeinträchtigt<br />
wird.<br />
In einem zweiten Schritt ergaben sich im Rahmen der Modellrechnung (Worst Case Betrachtung)<br />
vor allem in Bezug auf den <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich und das<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße kritische Werte. Bei Realisierung eines 3.500 m² Verkaufsfläche<br />
umfassenden Verbrauchermarktes ist zu befürchten, dass der Markteintritt<br />
dieses neuen Wettbewerbers insbesondere städtebaulich negative Auswirkungen auf<br />
die Nahversorgungsfunktion des Hauptgeschäftsbereiches sowie auf die Nahversorgungsfunktion<br />
des <strong>Stadt</strong>teilzentrums hat. Insbesondere die mögliche Betriebsaufgabe<br />
des strukturprägenden Lebensmittelvollsortimenters Rewe im Hauptgeschäftsbereich<br />
ist vor dem Hintergrund fehlender nahversorgungsrelevanter Alternativen im<br />
Zentrum als äußerst kritisch zu bewerten. Ein Umschlagen der absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen ist zu befürchten.<br />
Auch eine Beeinträchtigung bzw. Schädigung der Nahversorgungsfunktion des<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrums Georgstraße ist zu erwarten, wenn einer der beiden hier ansässigen,<br />
strukturprägenden Lebensmittelbetriebe sein Geschäft aufgrund des erhöhten<br />
Wettbewerbsdrucks aufgeben müsste. Der hierdurch entstehende Leerstand würde sich<br />
wiederum negativ auf die Ausstrahlung und Attraktivität des <strong>Stadt</strong>teilzentrums als Gan-<br />
56 Es wurde eine Gesamtverkaufsfläche von 3.000 m² zugrunde gelegt.<br />
55<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
zes auswirken – weitere Leerstände und Trading-Down-Effekte (die bereits heute in einigen<br />
Abschnitten zu beobachten sind) könnten nicht ausgeschlossen werden. Somit ist<br />
auch hier zu befürchten, dass die prognostizierten absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
in negative städtebauliche Auswirkungen umschlagen.<br />
Gegenüber allen weiteren Angebotsstandorten im Untersuchungsraum (hierunter fallen<br />
auch die nach § 11 (3) BauNVO und § 2 (2) BauGB schützenswerten zentralen Versorgungsbereiche<br />
der angrenzenden Gemeinden) können nur vergleichsweise niedrige<br />
Umsatzumverteilungen prognostiziert werden. Ein Umschlagen der absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen und somit eine Schädigung<br />
der grundzentralen Versorgungsfunktion der an <strong>Lingen</strong> angrenzenden Nachbarkommunen<br />
ist nicht zu erwarten.<br />
Insgesamt kann aus gutachterlicher Sicht die Realisierung eines 3.500 m² Verkaufsfläche<br />
umfassenden Verbrauchermarktes nicht empfohlen werden, da zu erwarten ist,<br />
dass insbesondere in den räumlich nahe am Vorhabenstandort gelegenen zentralen<br />
Versorgungsbereichen Hauptgeschäftsbereich und <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße die<br />
ermittelten absatzwirtschaftlichen Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen<br />
umschlagen. Zudem trägt ein nahversorgungsrelevantes Einzelhandelsvorhaben<br />
am zu untersuchenden Vorhabenstandort nicht zur qualitativen Ergänzung bzw.<br />
Erweiterung des bestehenden wohnortnahen Grundversorgungsnetzes bei.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
56
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
5 Schlussfolgerungen und gutachterliche Empfehlung<br />
5.1 Verkaufsflächenreduzierung Verbrauchermarkt<br />
Sofern auch zukünftig die stadtentwicklungspolitische Zielvorstellung verfolgt werden<br />
sollte am Vorhabenstandort einen Verbrauchermarkt zu realisieren, ist aus gutachterlicher<br />
Sicht eine Verkleinerung der Gesamtverkaufsfläche bei einer gleichzeitigen Verkleinerung<br />
insbesondere der sortimentsspezifischen Verkaufsflächen in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel zu empfehlen, um die Gefahr städtebaulich<br />
negativer Auswirkungen auf die nächstgelegenen zentralen Versorgungsbereiche<br />
möglichst zu minimieren bzw. auszuschließen zu können.<br />
In Abhängigkeit von der Gesamtverkaufsfläche des Verbrauchermarktes stellen sich die<br />
warengruppenspezifischen Verkaufsflächenanteile wie folgt dar 57 :<br />
Tabelle 7: Verkaufsflächenanteile untersuchungsrelevanter Warengruppen in<br />
Abhängigkeit von der Gesamtverkaufsfläche des Vorhabens:<br />
Warengruppe<br />
Verbrauchermarkt<br />
3.300 m²<br />
(VKF in m²)<br />
57<br />
Verbrauchermarkt<br />
3.100 m²<br />
(VKF in m²)<br />
Verbrauchermarkt<br />
2.900 m²<br />
(VKF in m²)<br />
Nahrungs- und Genussmittel 2.400 2.300 2.100<br />
Gesundheit und Körperpflege 350 300 300<br />
Randsortimente 1 550 500 500<br />
Gesamt 3.300 3.100 2.900<br />
Quelle: eigene Berechnungen, gerundete Werte; die Aufteilung der Gesamtverkaufsfläche in sortimentsspezifische<br />
bzw. hauptwarengruppenspezifische Verkaufsflächen wurde gemäß durchschnittlichen<br />
sortimentsspezifischen Verkaufsflächenanteilen vergleichbarer Anbieter vorgenommen.<br />
1 unter dem Sammelbegriff Randsortimente werden insgesamt 19 einzelne Sortimente zusammengefasst;<br />
die sortimentsspezifische Verkaufsfläche liegt bei jeweils (zum Teil deutlich) unter 100 m²<br />
bzw. 50 m² Verkaufsfläche, so dass von einer Berechnung der absatzwirtschaftlichen Auswirkungen<br />
abgesehen werden kann. Ein Umschlagen der absatzwirtschaftlichen in negative städtebauliche<br />
Auswirkungen ist für diese Sortimente nicht zu erwarten.<br />
Legt man diesen Vorhabenvarianten dieselben Standortkriterien und Flächenproduktivitäten<br />
zu Grunde, wie dies bereits für einen 3.500 m² Verkaufsfläche umfassenden Verbrauchermarkt<br />
geschehen ist, ergeben sich in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel<br />
im Moderate Case geschätzte Umsätze zwischen 11,3 Mio. € (3.300 m²<br />
Gesamtverkaufsfläche) und 9,9 Mio. € (2.900 m² Gesamtverkaufsfläche) bzw. im<br />
Worst Case geschätzte Umsätze zwischen 12,5 Mio. € und 10,9 Mio. €. Werden diese<br />
Vorhabenumsätze bei einer identischen Angebotsausstattung im Untersuchungsraum<br />
57 vgl. hierzu auch Ausführungen in Kapitel 2.1, S 8f.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
sowie unter Beibehaltung aller weiteren Parameter 58 in die Modellrechnung eingestellt,<br />
reduzieren sich die prognostizierten Umsatzumverteilungseffekte wie folgt 59 :<br />
Tabelle 8: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel:<br />
Angebotsstandort<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
58<br />
Moderate Case Worst Case<br />
(in Mio. €) (in %) (in Mio. €) (in %)<br />
Verbrauchermarkt 3.300 m² Gesamtverkaufsfläche (2.400 m² Nahrungs- und Genussmittel)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 0,8 9 % 0,9 10 %<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) 0,7 8 % 0,8 9 %<br />
Verbrauchermarkt 3.100 m² Gesamtverkaufsfläche (2.300 m² Nahrungs- und Genussmittel)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 0,8 9 % 0,9 10 %<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) 0,7 8 % 0,7 9 %<br />
Verbrauchermarkt 2.900 m² Gesamtverkaufsfläche (2.100 m² Nahrungs- und Genussmittel)<br />
Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> 0,7 8 % 0,8 9 %<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße (<strong>Lingen</strong>) 0,6 7 % 0,7 8 %<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage verschiedener Eingangs- und Kennwerte<br />
� Erwartungsgemäß zeigt sich, dass sowohl im Rahmen des Moderate Case als auch<br />
im Rahmen des Worst Case die zu prognostizierenden Umsatzumverteilungen umso<br />
geringer werden, je kleiner die Gesamtverkaufsfläche des Vorhabens und<br />
somit auch die sortimentsspezifische Verkaufsfläche in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel ausfällt.<br />
� Schon bei einer Reduzierung der warengruppenspezifischen Verkaufsfläche um nur<br />
200 m² verringern sich dich Auswirkungen im Hauptgeschäftsbereich und im<br />
<strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße in einer Spanne zwischen rd. 0,1 Mio. € und rd. 0,3<br />
Mio. €, was einer Verringerung der Umverteilungsquoten auf 10 % im Hauptgeschäftsbereich<br />
bzw. 9 % im <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße entspricht.<br />
� Bei einer deutlichen Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche auf 2.900 m² kann gegenüber<br />
dem <strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich eine Umsatzumverteilung von rd.<br />
0,8 Mio. € (9 %) sowie gegenüber dem <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße eine Umsatzumverteilung<br />
von rd. 0,7 Mio. € (8 %) prognostiziert werden.<br />
58 vgl. hierzu auch Ausführungen in Kapitel 4.3, S 42ff.<br />
59 Dargestellt werden nur noch die absoluten und prozentualen Umverteilungseffekte auf den <strong>Lingen</strong>er<br />
Hauptgeschäftsbereich und das <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße, da für alle weiteren Angebotsstandorte<br />
bereits bei einem 3.500 m² Verkaufsfläche umfassenden Verbrauchermarkt eine städtebauliche Verträglichkeit<br />
hergeleitet werden konnte.
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Die schrittweise Reduzierung der Gesamtverkaufsfläche des Verbrauchermarktes zeigt,<br />
dass eine Vorhabenrealisierung bis zu einer Gesamtverkaufsfläche von 3.300 m² städtebaulich<br />
verträglich sein kann, wenn zugleich die sortimentsspezifische Verkaufsfläche<br />
in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel auf maximal 2.400 m² beschränkt<br />
wird. Über diese Verkaufsflächenentwicklung hinaus ist ein Umschlagen der absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen insbesondere im<br />
<strong>Lingen</strong>er Hauptgeschäftsbereich sowie im <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße zu erwarten. In<br />
diesem Zusammenhang ist zudem darauf hinzuweisen, dass die absatzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen und somit auch die Gefahr des Umschlagens in negative städtebauliche<br />
Auswirkungen umso mehr minimiert wird, je kleiner die Gesamtverkaufsfläche<br />
des Vorhabens und somit auch die sortimentsspezifische Verkaufsfläche<br />
in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel ausfällt.<br />
Vereinzelte Betriebsaufgaben von räumlich nahe gelegenen nahversorgungsrelevanten<br />
Anbietern sowie von nahversorgungsrelevanten Anbietern mit einem unzeitgemäßen<br />
Marktauftritt können auch bei einer Verkaufsflächenreduzierung weiterhin nicht ausgeschlossen<br />
werden, wobei das Netz der wohnortnahen Grundversorgung durch diese<br />
Betriebsaufgaben nicht negativ beeinträchtigt wird.<br />
5.2 Entwicklungsspielraum Lebensmittelmarkt Emsauenpark<br />
Neben der städtebaulichen <strong>Wirkungsanalyse</strong> des Verbrauchermarktes auf dem Grundstück<br />
der Fa. van Lengerich ist es Aufgabe des vorliegenden Gutachtens eine Aussage<br />
darüber zu treffen, welche Verkaufsflächenpotenziale in den nahversorgungsrelevanten<br />
Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel und Gesundheit und Körperpflege<br />
zukünftig im <strong>Lingen</strong>er <strong>Stadt</strong>gebiet noch vorhanden sind, soweit davon auszugehen<br />
ist, dass der Verbrauchermarkt mit einer Gesamtverkaufsfläche zwischen 3.000 m²<br />
und 3.500 m² realisiert werden wird. Die Beantwortung dieser Frage ist insbesondere<br />
für die geplante Einzelhandelsentwicklung im Emsauenpark von Bedeutung. Hier ist<br />
ebenfalls die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
zwischen 1.000 m² und 1.200 m² geplant.<br />
Zur Ermittlung möglicher Verkaufsflächenpotenziale kann in erster Linie ein Abgleich<br />
der aktuellen einzelhandelsrelevanten Zentralität in den Warengruppen Nahrungs-<br />
und Genussmittel sowie Gesundheit und Körperpflege mit der gewünschten Zielzentralität<br />
in diesen Warengruppen herangezogen werden. Die einzelhandelsrelevante<br />
Zentralität stellt ein Kriterium für die Leistungsstärke des im <strong>Stadt</strong>gebiet lokalisierten<br />
Einzelhandelsangebotes dar, in diesem Fall speziell des nahversorgungsrelevanten Angebotes<br />
in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit und<br />
Körperpflege. Sie ist ein Indikator dafür, wie weit es einem abgegrenzten Teilraum (in<br />
diesem Fall der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems)) gelingt, die vor Ort vorhandene sortimentsspezifische<br />
Kaufkraft zu binden und ggf. darüber hinaus zugunsten des in der <strong>Stadt</strong> niedergelassenen<br />
Einzelhandels zusätzliche Kaufkraft von außerhalb abzuziehen.<br />
Im vorliegenden Fall gilt es, die zukünftige nahversorgungsrelevante Versorgungssituation<br />
im <strong>Stadt</strong>gebiet zu bewerten. Ziel des Mittelzentrums <strong>Lingen</strong> (Ems) sollte es<br />
59<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
sein, die vor Ort vorhandene Kaufkraft in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel<br />
sowie Gesundheit und Körperpflege zu 100 % zu binden und somit eine theoretische<br />
Vollversorgung im <strong>Stadt</strong>gebiet zu gewährleisten. Insoweit wird für diese beiden<br />
Warengruppen eine Zielzentralität von 1,00 definiert.<br />
Zur Berechnung der einzelhandelsrelevanten Zentralität ist neben dem vor Ort erzielten<br />
warengruppenspezifischen Umsatz 60 die im <strong>Stadt</strong>gebiet vorhandene Kaufkraft in den<br />
Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit und Körperpflege zu<br />
ermitteln. Zur Ermittlung der Kaufkraft wurden folgende Daten in die Berechnung eingestellt:<br />
� Jährliche Ausgaben pro Einwohner der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) für Angebote die der<br />
Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel zuzurechnen sind: 2.113 € 61<br />
� Jährliche Ausgaben pro Einwohner der <strong>Stadt</strong> <strong>Lingen</strong> (Ems) für Angebote die der<br />
Warengruppe Gesundheit und Körperpflege zuzurechnen sind: 340 € 62<br />
� Einwohner im <strong>Stadt</strong>gebiet: rd. 55.500 63<br />
Ausgehend von diesen Eingangswerten stellt sich die aktuelle einzelhandelsrelevante<br />
Zentralität in den Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel sowie Gesundheit und<br />
Körperpflege wie folgt dar:<br />
Tabelle 9: Aktuelle einzelhandelsrelevante Zentralität in <strong>Lingen</strong> (Ems) - ausgewählte<br />
Warengruppen<br />
Warengruppe<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
Verkaufsfläche<br />
<strong>Lingen</strong><br />
(in m²)<br />
60<br />
Umsatz<br />
(in Mio. €)<br />
Kaufkraft<br />
(in Mio. €)<br />
Zentralität<br />
Nahrungs- und Genussmittel 25.830 120,2 117,3 1,02<br />
Gesundheit und Körperpflege 3.270 14,6 18,9 0,77<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage der primärstatistischen Einzelhandelserhebung Juni / Juli<br />
2012<br />
� Es zeigt sich, dass in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel aktuell<br />
bereits mehr Umsatz durch die bestehenden Angebote im <strong>Stadt</strong>gebiet generiert<br />
wird als lokale einzelhandelsrelevante Kaufkraft vorhanden ist; per Saldo ist<br />
demnach ein Kaufkraftzufluss aus den umliegenden Nachbarkommunen zu be-<br />
60 Die Ermittlung des einzelhandelsrelevanten, warengruppenspezifischen Umsatzes des bestehenden Einzelhandelsangebotes<br />
basiert auf den im Rahmen der primärstatistischen Einzelhandelserhebung im Juni<br />
/ Juli 2012 erhobenen sortimentsspezifischen Verkaufsflächen.<br />
61 IFH Retail Consultants Köln, Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2012<br />
62 ebenda<br />
63 vgl. www.lingen.de/rathaus_und_buergerservice/zahlen_und_daten/strukturdaten/allgemeine_strukturdaten.html<br />
(zugegriffen am 06.08.2012); Einwohnerzahlen zum 01.07.2012
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
obachten. Die warengruppen-spezifische Zentralität von 1,02 belegt diese<br />
Tatsache.<br />
� Demgegenüber konnte in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege lediglich<br />
eine Zentralität von 0,77 ermittelt werden – im Saldo ist somit der<br />
Kaufkraftabfluss an Angebotsstandorte außerhalb <strong>Lingen</strong>s größer als der Kaufkraftzufluss<br />
in das <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />
Zusammengefasst lässt sich demnach festhalten, dass aktuell in der Warengruppe Nahrungs-<br />
und Genussmittel eine Vollversorgung der <strong>Lingen</strong>er Bevölkerung gegeben<br />
ist, während sich in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege – bedingt u. a.<br />
durch die Geschäftsaufgaben der Fa. Schlecker in der jüngeren Vergangenheit – Entwicklungsmöglichkeiten<br />
im <strong>Lingen</strong>er Einzelhandel zeigen. Unter den Annahmen, dass<br />
der Verbrauchermarkt auf dem Grundstück der Fa. van Lengerich realisiert werden<br />
wird und die bereits vorhandenen Angebote unverändert am Markt bestehen bleiben,<br />
werden sich die warengruppenspezifischen Zentralitäten wie nachfolgend dargestellt<br />
verändern:<br />
Tabelle 10: Einzelhandelsrelevante Zentralität in <strong>Lingen</strong> (Ems) bei Realisierung<br />
des Verbrauchermarktes - ausgewählte Warengruppen<br />
Warengruppe<br />
Nahrungs- und<br />
Genussmittel<br />
Gesundheit und<br />
Körperpflege<br />
Verbrauchermarkt<br />
(3.500 m²)<br />
Verbrauchermarkt<br />
(3.300 m²)<br />
61<br />
Verbrauchermarkt<br />
(3.100 m²)<br />
Verbrauchermarkt<br />
(2.900 m²)<br />
1,14 1,13 1,13 1,12<br />
0,87 0,87 0,85 0,85<br />
Quelle: eigene Berechnungen auf Grundlage der primärstatistischen Einzelhandelserhebung Juni / Juli<br />
2012<br />
� Unabhängig von der zukünftigen Vorhabendimensionierung wird durch die Realisierung<br />
des Verbrauchermarktes in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel<br />
eine Zentralität erreicht (1,12 bis 1,14), die bereits weit über die<br />
definierte Zielzentralität in dieser Warengruppe hinausgeht. Um die errechneten<br />
Umsätze erzielen zu können muss demnach ein nicht unerheblicher<br />
Kaufkraftzufluss aus den umliegenden Gemeinden generiert werden.<br />
� Demgegenüber wird in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege selbst<br />
bei Ansiedlung des Verbrauchermarktes und ebenfalls unabhängig von dessen<br />
Gesamtverkaufsfläche nur ein Zentralitätswert (0,85 bis 0,87) weit unterhalb<br />
der Zielzentralität von 1,00 erreicht. Die sich hieraus ergebenden Verkaufsflächenpotenziale<br />
in der Warengruppe Gesundheit und Körperpflege werden<br />
im Wesentlichen durch die zukünftige Entwicklung der einzelhandelsrelevanten<br />
Kaufkraft wie der Bevölkerung determiniert.<br />
Der Abgleich der aktuellen Zentralität mit der definierten Zielzentralität lässt erkennen,<br />
dass insbesondere in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel nach Realisierung<br />
des avisierten Verbrauchermarktes keine weiteren Verkaufsflächenpotenziale vorhanden<br />
sind. Aus gutachterlicher Sicht scheint eine Umsetzung eines Lebensmit-<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
telmarktes mit einer Gesamtverkaufsfläche von 1.000 m² bis 1.200 m² im Emsauenpark<br />
im Falle der Ansiedlung eines Verbrauchermarktes am Standort der Fa. van Lengerich<br />
allein aufgrund der kleinräumigen, betriebswirtschaftlichen Konkurrenzsituation<br />
nahezu ausgeschlossen.<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
62
Verzeichnisse<br />
Karten<br />
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Karte 1: Untersuchungsraum mit schützenswerten zentralen Versorgungsbereichen<br />
gemäß § 34 (3) BauGB und Sonderstandorten ..................... 7<br />
Karte 2: Lage des Vorhabenstandortes ........................................................... 10<br />
Karte 3: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong>“ ...................................................... 14<br />
Karte 4: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „<strong>Stadt</strong>teilzentrum<br />
Georgstraße“ .................................................................................... 16<br />
Karte 5: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Bramsche“ ............................................................................... 18<br />
Karte 6: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Baccum“ .................................................................................. 20<br />
Karte 7: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Holthausen-Biene“ ................................................................... 22<br />
Karte 8: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich „Nahversorgungszentrum<br />
Jägerplatz“ ............................................................................... 24<br />
Karte 9: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich Emsbüren“ .................................................. 31<br />
Karte 10: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich Freren“ ....................................................... 32<br />
Karte 11: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich Geeste-Dalum“ ........................................... 34<br />
Karte 12: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich Spelle“ ........................................................ 36<br />
Karte 13: Abgrenzung zentraler Versorgungsbereich<br />
„Hauptgeschäftsbereich Wietmarschen-Lohne“ ................................ 37<br />
Karte 14: Fußläufige Erreichbarkeit nahversorgungsrelevanter<br />
Einzelhandelsbetriebe (600 m) .......................................................... 43<br />
Tabellen<br />
Tabelle 1: Verkaufsflächenanteile untersuchungsrelevanter Warengruppen in<br />
Abhängigkeit von Betriebsform und -größe ......................................... 9<br />
Tabelle 2: Verkaufsflächen (gerundet) und geschätzte<br />
warengruppenspezifische Umsätze nach Angebotsstandorten ........... 39<br />
63<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund
<strong>Städtebauliche</strong> <strong>Wirkungsanalyse</strong> � Ansiedlung Verbrauchermarkt � <strong>Lingen</strong> (Ems)<br />
Tabelle 3: Umsatzerwartung Verbrauchermarkt 3.500 m² (Moderate Case): ...... 41<br />
Tabelle 4: Umsatzerwartung Verbrauchermarkt 3.500 m² (Worst Case): ............ 42<br />
Tabelle 5: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel bei Realisierung eines<br />
Verbrauchermarktes (3.500 m² Verkaufsfläche) ................................. 50<br />
Tabelle 6: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe<br />
Gesundheit und Körperpflege bei Realisierung eines<br />
Verbrauchermarktes (3.500 m² Verkaufsfläche) ................................. 53<br />
Tabelle 7: Verkaufsflächenanteile untersuchungsrelevanter Warengruppen in<br />
Abhängigkeit von der Gesamtverkaufsfläche des Vorhabens: ............. 57<br />
Tabelle 8: Prognostizierte Umsatzumverteilung in der Warengruppe<br />
Nahrungs- und Genussmittel: ............................................................ 58<br />
Tabelle 9: Aktuelle einzelhandelsrelevante Zentralität in <strong>Lingen</strong> (Ems) -<br />
ausgewählte Warengruppen .............................................................. 60<br />
Tabelle 10:Einzelhandelsrelevante Zentralität in <strong>Lingen</strong> (Ems) bei Realisierung<br />
des Verbrauchermarktes - ausgewählte Warengruppen ...................... 61<br />
Fotos<br />
Foto 1 und 2: Vorhabenstandort / Bestandsgebäude van Lengerich .................... 11<br />
Foto 3 und 4: Hauptgeschäftsbereich <strong>Lingen</strong> ...................................................... 15<br />
Foto 5 und 6: <strong>Stadt</strong>teilzentrum Georgstraße / Einzelhandel an der<br />
Friedrichstraße .............................................................................. 17<br />
Foto 7 und 8: Nahversorgungszentrum Bramsche / Lebensmittelmarkt<br />
Markant ....................................................................................... 19<br />
Foto 9 und 10: Nahversorgungszentrum Baccum ................................................ 21<br />
Foto 11 und 12: Nahversorgungszentrum Holthausen-Biene / Markant .............. 23<br />
Foto 13 und 14: Nahversorgungszentrum Jägerplatz .......................................... 25<br />
Foto 15 und 16: Sonderstandort Rheiner Straße.................................................. 26<br />
Foto 17 und 18: Sonderstandort GE Hundesand / Am Laxtener Esch .................. 27<br />
Foto 19 und 20: Sonderstandort Meppener Straße ............................................. 28<br />
Foto 21 und 22: Sonderstandort Schillerstraße .................................................... 28<br />
Junker und Kruse<br />
<strong>Stadt</strong>forschung � Planung Dortmund<br />
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