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Vortrag<br />
„Was ist sexuelle Gewalt”<br />
Die Begriffe sexuelle Gewalt oder sexualisierte Gewalt werden heute von Fachleuten gegenüber<br />
dem Begriff des sexuellen Missbrauchs vorgezogen. Sie begründen dies damit, dass<br />
das Wort „Missbrauch” fälschlicherweise ausdrücke, dass es auch einen „sachgemäßen oder<br />
legalen Gebrauch” von Kindern gäbe” 20 , aber ... Kinder sind Persönlichkeiten mit eigenem<br />
Willen und dem Recht geschützt zu werden.<br />
Bis heute gibt es in Deutschland keine offiziell vereinbarte Definition von sexuellem Missbrauch<br />
an Kindern und Jugendlichen. Allerdings werden die folgenden Sätze von vielen<br />
Wissenschaftlern verwendet: „Unter sexuellem Missbrauch versteht man jede Handlung,<br />
die durch Erwachsene oder Jugendliche an, mit, oder / und vor einem Kind vorgenommen<br />
wird. Die Täterin oder der Täter nutzt die körperliche, psychische, kognitive und sprachliche<br />
Unterlegenheit des Kindes aus, um ihre oder seine Bedürfnisse auf Kosten des Kindes<br />
zu befriedigen.” Der Erwachsene ignoriert die Grenzen des Kindes. Die Verpflichtung zur<br />
Geheimhaltung, die das Kind zur Sprachlosigkeit, Wehrlosigkeit und Hilflosigkeit verurteilt,<br />
geht häufig mit dem Missbrauch einher. Kinder tragen niemals die Verantwortung für einen<br />
sexuellen Übergriff. Der Erwachsene muss die Grenzen ziehen.<br />
Was die Zahlen sagen – Häufigkeit<br />
Im Jahr 2005 wurden 13.962 Fälle von sexuellem Missbrauch bei Kindern im Alter von 0 bis<br />
14 Jahren erfasst. Andere Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung werden in anderen<br />
Rubriken der Statistik geführt (ab 14 Jahren gelten Kinder als Jugendliche).<br />
Die Polizei selbst geht von einer Dunkelziffer von etwa 380.000 nicht angezeigten Fällen pro<br />
Jahr aus. 75 Prozent aller Opfer sind Mädchen. Kinder sind in keinem Alter vor sexuellen<br />
Übergriffen geschützt. Auch an Säuglingen werden sexuelle Handlungen ausgeführt. Am<br />
stärksten betroffen sind Mädchen im Alter zwischen 6 und 12 Jahren.<br />
Strafverfolgung<br />
Von den zur Anzeige gebrachten Fällen kommt es in nur etwa 10 Prozent zu einer gerichtlichen<br />
Hauptverhandlung. In nur ca. 10 Prozent der gerichtlich verhandelten Fälle kommt es<br />
zu einem Schuldspruch. Unter den Schuldiggesprochenen werden nur 10 Prozent zu einer<br />
freiheitsentziehenden Maßnahme verurteilt, die übrigen 90 Prozent der Schuldiggesprochenen<br />
werden lediglich mit einer Geld- oder Bewährungsstrafe belegt. Nur etwa 1 Prozent der<br />
Täter gibt den Missbrauch oder die sexuelle Gewalt zu, auch wenn Indizien und Zeugenaussagen<br />
vorliegen.<br />
20 Bange, Dirk; Deegener, Günther: Sexueller Missbrauch an Kindern – Ausmaß, Hintergründe, Folgen. Weinheim:<br />
Psychologie Verlags Union 1996.<br />
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