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Lebenslust Gottingen

Das Magazin für Göttingen und Südniedersachsen Ausgabe 7, März bis Mai 2015

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Ausgabe 7, März bis Mai 2015

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lebenslust:gö LEBEN IN DER REGION 11<br />

Foto: Theodoro da Silva<br />

Rita Wagner und Werner P. Rühling sprachen mit Christoph-Mathias Mueller<br />

■ Wer (oder was) hat Ihre Leidenschaft zur<br />

Musik geweckt?<br />

Meine Eltern waren Lehrer, wir haben gesungen<br />

und zusammen Blockflöte gespielt.<br />

Die klassische Musik war immer Teil des<br />

Lebens bei uns zu Hause. Musik war für<br />

mich selbstverständlich.<br />

■ Wie wurden Sie Dirigent?<br />

Zuerst braucht man eine solide schulische,<br />

danach eine instrumentale Ausbildung.<br />

Nach Anfängen auf der Blockflöte habe ich<br />

mit neun Jahren mit dem Geigenspiel angefangen,<br />

das ist relativ spät. Nach meinem<br />

Hochschulabschluss kam das Solistendiplom<br />

in Basel. Mit 17 habe ich allerdings bereits<br />

mein Gymnasiumsorchester mit<br />

eigenen Kompositionen dirigiert. Niemand<br />

war erstaunt, dass ich Dirigent werden<br />

wollte.<br />

■ Was ist das Geheimnis des Dirigierens?<br />

Kenntnis der Musikgeschichte, speziell Repertoirekenntnis<br />

ist Voraussetzung, dazu<br />

die schlagtechnische Ausbildung. Ein Dirigent<br />

sollte auch dafür begabt sein, sich körperlich<br />

auszudrücken, nur mit Gesten, ohne<br />

Worte. Man braucht auch immer eine klare<br />

musikalische Idee, wenn man mit einem Orchester<br />

arbeitet. Alle diese Elemente, zusammen<br />

mit Sozialkompentenz im Umgang<br />

mit den Musikern gibt die Chance für gutes<br />

Musizieren. Aber was ist das „Geheimnis“?<br />

Wir suchen nach der Magie des Moments –<br />

doch die kann man nicht erzwingen. Wenn<br />

die Magie im Konzert lebendig und spürbar<br />

wird, dann haben wir etwas erreicht!<br />

Aber das Geheimnis bleibt ein Geheimnis.<br />

■ Woher nehmen Sie Ihre sprichwörtlich<br />

unerschöpfliche Motivation für Ihre Arbeit?<br />

Die Motivation liegt für mich in der Musik.<br />

Es ist für mich eine unglaubliche Chance<br />

und ein Glück, mich mit Meisterwerken des<br />

menschlichen Geistes beschäftigen zu können.<br />

Das berührt mich zutiefst.<br />

■ Sie sind seit 2005 als Dirigent in Göttingen<br />

tätig. Hat sich für Sie die Rolle als Dirigent<br />

über die zehn Jahre geändert?<br />

Als Chefdirigent muss ich die Qualität des<br />

Orchesters garantieren. Das GSO hat seine<br />

Qualität enorm gesteigert und spielt motiviert<br />

und begeisternd. Natürlich kennt das<br />

Orchester inzwischen auch meine Bewegungsabläufe<br />

immer besser. Man kommt rascher<br />

weiter, weil man sich blind versteht.<br />

■ Im Göttinger Symphonieorchester spielen<br />

Musiker aus 23 Nationen.<br />

Wie viele Musiker sind es insgesamt?<br />

Wir haben einen Stamm von 51 Musikern,<br />

dazu Aushilfskräfte und Praktikanten, zusammen<br />

rund 62 Musiker. Dazu kommen<br />

die Mitarbeiter im Büro, die sind auch entscheidend<br />

wichtig: Sechs Personen, die den<br />

ganzen Betrieb organisatorisch schmeißen<br />

müssen. Das ist sehr wenig, weil der Aufwand<br />

immer komplexer wird. Wir sind also<br />

rund 70 Personen.<br />

■ Für viele Beobachter symbolisieren Sie eine<br />

neue Dirigenten-Generation. Hat diese neue<br />

Generation auch neuartige Ziele?<br />

Die neue Generation vom Dirigenten ist<br />

offen für neue Einflüsse. Dazu zähle ich<br />

mich auch. Ob Jazz, Pop oder Weltmusik,<br />

neue Einflüsse, zum Beispiel aus Asien – all<br />

dies ist eine Horizonterweiterung, die auch<br />

die Interpretationsweise der Klassiker wieder<br />

bereichern kann. Stehenzubleiben oder<br />

sich nicht weiter zu entwickeln, das ist der<br />

Tod für Kunst und Musiker.

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