Kino CRUISER Edition <strong>September</strong> <strong>2014</strong> Ein Film mit Geschichte Der Kreis: Die Verfilmung eines der wichtigsten Kapitel der Schweizer Schwulengeschichte Von Daniel Diriwächter Sven Schelker in der Rolle von Röbi Rapp, Matthias Hungerbühler verkörpert Ernst Ostertag © Contrast Film Weitere Filmszenen auf den Seiten 16 / 17 12
CRUISER Edition <strong>September</strong> <strong>2014</strong> Kino Am 18. <strong>September</strong> startet «Der Kreis» weltweit in den Kinos. Bereits konnte der Film von Stefan Haupt an Filmfestivals verschiedene Auszeichnungen verbuchen. Dabei ist die Entstehungsgeschichte selbst filmreif. Jeden Juni feiern die Schweizer Schwulen und Lesben den Christopher Street Day mit einer glanzvollen, politisch motivierten «Pride». Der New Yorker Aufstand der Drag Queens in der Stonewall-Bar 1969 gilt als wegweisend für die Emanzipation der LGBT-Community. Dabei kann auch die Schweiz ein wichtiges Stück Schwulengeschichte vorweisen, das leider oft in Vergessenheit gerät. «Ich war schockiert, dass die Geschichte bislang so wenig Beachtung fand», erklärt Ivan Madeo, Filmproduzent von Contrast Film. Vor acht Jahren wurde er mit der Thematik erstmals vertraut gemacht – einem Kapitel von Zürich, das besonders durch die Beziehung von Röbi Rapp und Ernst Ostertag noch mehr an Strahlkraft gewinnt. Deren bis heute andauernde Beziehung begann in der Limmatstadt Mitte der 50er Jahre, als sich der Lehrer Ernst unsterblich in den Travestie-Star Röbi verliebte. Das Paar erlebte hautnah die Blütezeit und die Zerschlagung der Schwulenorganisation «Der Kreis», die europaweit als schwuler Wegbereiter gilt. Während die Repressionen gegenüber Schwulen in Zürich immer massiver wurden, kämpften Röbi und Ernst um ihre Liebe – und um die Rechte der Schwulen. Keine Frage, eine Geschichte, die buchstäblich vom Leben für das Kino geschrieben wurde. Zudem steht die Liebesbeziehung heute exemplarisch für einen wichtigen Zeitabschnitt. Privat-Unterricht zu «Der Kreis» Für Ivan Madeo war klar, dass er mehr über den «Kreis» und die damalige Zeit erfahren wollte. Er und sein Produktionspartner Urs Frey gelangten dann auch an die allererste Adresse: Röbi Rapp und Ernst Ostertag zeigten sich bereit, den Filmemachern jede Woche bei einem Abendessen über ihr Leben und den «Kreis» zu berichten. Fast ein Jahr dauerte dieser Privat-Unterricht, den Ivan Madeo auch amüsiert als Jahresabo bezeichnet. Also begann für ihn eine Zeit der Aufarbeitung, so sehr packte ihn diese Geschichte. Da in der Schweiz und in Zürich eher wenig über die Schwulenbewegung zu finden war, gelangte Ivan Madeo auch an das «Schwule Museum» in Berlin, das über einiges Material über den «Kreis» verfügte. Drei Geschichten galt es für eine Verfilmung zu erzählen – und zu verschmelzen: Die Liebesgeschichte, den Kreis sowie die politischen Unruhen dieser Zeit. Vor sechs Jahren waren verschiedene Geldgeber Feuer und Flamme für das Projekt, so auch die Filmförderung vom BAK, die einen beachtlichen Betrag zur Verfügung stellen wollte. Als allerdings deutsche Investoren absprangen, liess auch das BAK das Projekt wie eine heisse Kartoffel fallen. «Den ganz grossen epischen Film konnten wir nun nicht mehr drehen», erzählt Ivan Madeo nachdenklich. Allerdings verloren er sowie die Contrast Film nicht den Mut – man wollte am Film «Der Kreis» festhalten. Also musste das Konzept geändert werden, aus dem Film «Der Kreis» sollte nun eine Art «Doku-Fiction» werden. Etwas Neues, eigenes, aber am ehesten wie die ZDF-Produktion «Die Manns» – eine geschickte Verknüpfung von gespielten und realen Szenen. «Eine schwierige Aufgabe», wie Ivan Madeo gesteht. Eine erste Version des Treatments von Ivan Madeo und Urs Frey selbst wurde dann vom Regisseur Stefan Haupt überarbeitet. Der Regisseur war eine wichtige Stütze in der finanziell unsicheren Zeit. Aber auch diese Variante wollte das BAK partout nicht mehr finanzieren. Doch die Situation war nicht aussichtslos – noch sassen das Schweizer Fernsehen SRF, die Zürcher Filmstiftung und der Filmverleih Ascot Elite mit im Boot. «Es galt, Klinken zu putzen», so Ivan Madeo. Und die finanzielle Not machte erfinderisch: Eigens wurde 2012 ein Kick-off-Event im Zürcher Stadthaus für «Der Kreis» organisiert, der sich als höchst erfolgreich erwies. Es konnten genug Spenden eingenommen werden, um die Filmproduktion zumindest zu starten. Die Crew verzichtete auf einen Teil der Gage Letztendlich ist es auch all den involvierten Cast- und Crew-Mitgliedern zu verdanken, dass er trotz finanziellen Engpässen gedreht werden konn- Fortsetzung auf Seite 13 Der Film startet am 18. <strong>September</strong> in den Schweizer Kinos. 13