CRUISER08
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CRUISER 0608<br />
editorial & inhalt<br />
Seite 3<br />
Fady<br />
Er ist zwar nur Zweiter geworden. Dennoch schafft es Fady Maalouf auf<br />
unsere Titelseite. Nicht, weil wir etwa ganz grosse DSDS-Fans wären. Oder<br />
Dieter Bohlen und seinem RTL-Format «Deutschland sucht den Superstar»<br />
alles glauben, was uns aufgetischt wird. Da bekommt man Geschichten zu<br />
hören, die das amerikanische Märchen «vom Tellerwäscher zum Multimillionär»<br />
weit übertreffen. Heute ist es in Deutschland der Harz-IV-Empfänger,<br />
der von heut auf morgen Superstar wird. Mark Medlock kann ein Lied davon<br />
singen. Er kam gerade noch mit seinen letzten fünf Euros an und hat eben<br />
in den Charts Madonna überflügelt. Überflieger soll nun auch der bisher so<br />
glücklose Godoy werden... Wir haben uns aber für die Geschichte von Fady<br />
entschieden. Er stammt aus dem Libanon, einem Land, in dem er unter den<br />
Kriegswirren gelitten hatte und weder mit seinem Job in der Modebranche<br />
noch mit seinem Schwulsein glücklich geworden wäre. In seinem Heimatland<br />
ist Homosexualität illegal und wird nicht als ein Recht des einzelnen<br />
Menschen angesehen.<br />
In 7 Staaten steht auf Homosexualität die Todesstrafe, Haftstrafen werden<br />
in 67 Staaten und 6 Gebietskörperschaften verhängt. Das zeigt eine Karte<br />
der ILGA, der weltweiten Organisation für Rechte von Lesben, Schwulen,<br />
Bisexuellen und Transgender. Wir zeigen sie im Mittelbund dieser Ausgabe.<br />
Da wird ersichtlich, in wie vielen Ländern Menschen aufgrund ihrer sexuellen<br />
Orientierung verfolgt und kriminalisiert werden. Amnesty International<br />
macht mit rund 30 Queeramnesty-Gruppen darauf aufmerksam<br />
und greift ein. Auch in der Schweiz. Zum Internationalen Tag gegen Homophobie<br />
(IDAHO) am 17. Mai, dem Tag, an dem 1990 Homosexualität als<br />
Krankheit von der WHO-Liste gestrichen wurde, lancierte Queeramnesty<br />
die Kampagne «Stopp Homophobie» mit Tramplakaten und Stand-Aktionen.<br />
Queeramnesty greift also nicht nur bei spektakulären Fällen irgendwo weit<br />
weg ein, sondern auch bei subtilerer Homophobie direkt vor der Haustür.<br />
Denn genau da lauert sie nach wie vor auch. Zum Beispiel im Sport, insbesondere<br />
im Fussball.<br />
Über Fussball spricht derzeit ganz Europa. Aber nicht über Schwule und<br />
Fussball. Schwule treiben zwar Sport, auch Fussball. Schwule sehen sich<br />
Fussballspiele an. Schwule haben auch eigene Fan-Clubs gegründet. Schwule<br />
treffen sich in Zürich während der Euro08 in der Fanmeile im «Locker-<br />
Room». Schwule haben mit dem Fussball keine Berührungsängste. Nur<br />
umgekehrt funktioniert es nicht. Die Fussballprofis mauern beim Thema<br />
Homosexualität. Etwa eine Überreaktion, weil gerade der Mannschaftsport<br />
sehr viel mit Körpernähe zu tun hat? Thomas Borgmann ist in Deutschland<br />
für uns der Sache nachgegangen.<br />
In der Schweiz hat Pink Cross und LOS 2008 zum Jahr des schwullesbischen<br />
Sports erkoren. Sowohl der CSD in Zürich, am 31. Mai, wie auch die Pride08<br />
in Biel, am 21. Juni, nehmen sich dem Thema an.<br />
Ich wünsche viel Spass am CDS in Zürich, an der Pride in Biel und an der<br />
Euro08<br />
«Negativ-Positiv» 4<br />
Die Aussage «Zeig mir dein Gesicht und ich<br />
weiss, wer du bist» stimmt hier nicht. Der Zürcher<br />
Fotograf Gerhard Hintermann hat dazu<br />
75 Personen portraitiert. Ein künstlerischer<br />
Beitrag, das HI-Virus und die Krankheit Aids<br />
zu entstigmatisieren.<br />
Fady Superstar 5<br />
Deutschland hat seinen Superstar mit Thomas<br />
Godoy gefunden. Der heimliche Gewinner der<br />
Show heisst aber Fady Maalouf. Der schwule Libanese<br />
sang sich stimmgewaltig in die Herzen<br />
der Zuschauer. Jetzt veröffentlicht er seine Final-Single<br />
«Blessed».<br />
Gay Pride’08 Biel/Bienne 7<br />
Biel freut sich, dass Stephan Weiler, Mister<br />
Schweiz 08, am 21. Juni an der Gay Pride präsent<br />
sein wird und sich somit solidarisch mit den Anliegen<br />
der Schwulen und Lesben zeigt. Das Motto<br />
«Mitenand» gewinnt damit eine ganz besondere<br />
Bedeutung.<br />
Schwul und Fussball 8<br />
Annähernd 200 Fussballer kicken während<br />
der Euro08 auf dem Spielfeld um den Pokal.<br />
Kein einziger davon soll schwul sein? Homosexuelle<br />
gibt es im Profifussball offiziell nicht.<br />
Ein Outing kann für einen Spieler nämlich<br />
noch immer existenzbedrohend sein.<br />
queerjump.tv 13<br />
Seit wenigen Monaten ist die Medianlandschaft um einen TV-Sender reicher.<br />
Und erst noch um einen, der sich gayfriendly gibt. Als Web-TV konzipiert.<br />
Empfangbar unter queerjump.tv. «Unzulänglichkeiten sind gewollt»<br />
oder sollte es doch eher heissen «Aller Anfang ist schwer»?<br />
Queeramnesty 15<br />
Martin Ender, Herausgeber<br />
In vielen Ländern werden Menschen aufgrund<br />
ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und kriminalisiert.<br />
Amnesty International macht mit<br />
rund 30 Queeramnesty-Gruppen darauf aufmerksam<br />
und greift ein. Auch in der Schweiz.<br />
<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verleger: AfM-Publikationen, Martin Ender<br />
Redaktion und Verlagsadresse: AfM-Publikationen, Martin Ender, Mühlebachstrasse 174, Postfach, 8034 Zürich, Tel. 044 388 41 54, Fax 044 388 41 62, info@cruiser.ch<br />
Infos für die Agenda: agenda@cruiser.ch | Infos an die Redaktion: redaktion@cruiser.ch<br />
Redaktionelle Mitarbeit: Thomas Borgmann, Kurt Büchler, Charly Büchi, Andreas Candinas, Daniel Diriwächter, Martin Ender, Branko B. Gabriel, René Gerber,<br />
Hanspeter Künzler, Michael Lenz, Boris Schneider, Stefan Schüpbach, Roman Ulrich<br />
Grafik / Layout / Litho: pixelprinz, Deny Fousek, Linus Schneider, Spinnereistrasse 10, 8135 Langnau a.A. / Zürich<br />
Inserate: AfM-Publikationen, Martin Ender, Postfach, 8034 Zürich, Tel. 044 388 41 54, Fax 044 388 41 62, anzeigen@cruiser.ch<br />
Fachberater: Pierre André Rosselet, Rechtsanwalt<br />
Druck: Neue Luzerner Zeitung AG, Auflage: 15 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich