Chronik 1898 - Zentralverband Hartwarenhandel eV
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Aktuelle Problemfelder<br />
����� Factory Outlet-Center (FOC)<br />
Fabrikläden sind seit jeher für den Handel ein rotes<br />
Tuch. Wenn ein Hersteller seine Produkte direkt vermarktet,<br />
verbietet es sich grundsätzlich, den Absatzweg<br />
Handel zu nutzen. In den letzten Jahrzehnten ist<br />
es üblich geworden, daß Hersteller am Ort ihrer Produktionsstätten<br />
für Mitarbeiter und andere einen mehr<br />
oder weniger großen Fabrikverkauf einrichten. Aus den<br />
USA kommt die Entwicklung von Einkaufszentren,<br />
die nur aus Fabrikläden bestehen, nach Europa. Diese<br />
FOC würden die Fachhandelslandschaft massiv verändern.<br />
Deshalb kämpfen die Handelsverbände Schulter<br />
an Schulter gegen die Bestrebungen. Mindestens 30<br />
solcher Zentren sind in Deutschland beantragt. Bisher<br />
ist es gelungen, kein nennenswertes Center für Fabrikläden<br />
zuzulassen. Der Handel muß aber in der Zukunft<br />
härter kämpfen. Das betrifft nicht nur die Verbände, sondern<br />
auch die Unternehmer vor Ort.<br />
Mit den vorstehenden Punkten wurde ein Überblick<br />
über die aktuelle Problematik der Verbandsarbeit<br />
gegeben. Hinzu kommen viele Bereiche, die<br />
hier nicht aufgeführt sind. Außerdem Langfristinitiativen<br />
und der gesamte Komplex der individuellen<br />
Hilfen und Probleme bei einzelnen Mitgliedern.<br />
Verbandsarbeit ist komplex und vielschichtig.<br />
Sie kommt oft dem beharrlichen Bohren dikker<br />
Bretter gleich. Von vielen Unternehmern wird<br />
diese Problematik jedoch nur schwer anerkannt.<br />
Der Kampf des Handels gegen ein FOC<br />
in Hahn<br />
Ein gutes Beispiel für den Kampf gegen FOC´s ist die Aktion<br />
in Sohren am 14.07.1997. An diesem Tag hatten die<br />
Hunsrücker gegen ein Factory-Outlet-Center auf dem ehemaligen<br />
Militär-Flugplatz Hahn mobil gemacht. Es beteiligten<br />
sich rund 1.500 Einzelhändler, Gewerbetreibende und Politiker<br />
- überwiegend aus dem Hunsrück, Eifel, Mosel und dem<br />
Saarland. Der Arbeitskreis Rettet die Innenstädte, initiiert<br />
von 50 ortsansässigen Unternehmen, hatte zu dieser Protestkundgebung<br />
gegen das geplante 5.900 qm große FOC geladen,<br />
das in drei Kilometer Entfernung entstehen sollte. Die<br />
Planung dieses Einkaufszentrums wurde von der rheinlandpfälzischen<br />
Landesregierung sowie dem Frankfurter Baukonzern<br />
Wayss & Freytag betrieben. Dabei ist das Motiv, diese<br />
Liegenschaften sinnvoll zu nutzen, sicherlich zu verstehen.<br />
Doch darf hierzu kein Weg gewählt werden, der einer Struk-<br />
Das FOC Hahn sollte einen jährlichen Umsatz von rund 40<br />
Mio. DM erwirtschaften. Nach den Berechnungen der Planer<br />
wurde mit mindestens 350.000 Besuchern jährlich gerechnet.<br />
Ein vom Mainzer Wirtschaftsministerium in Auftrag<br />
gegebenes Gutachten eines Löracher Planungsbüros bewertet<br />
vor allem die Auswirkungen für den Textil-Einzelhandel<br />
- der Textilbereich sollte allein 5 000 qm dieses FOC<br />
ausmachen - der Region sehr negativ: 4 bis 5 % des Marktanteiles<br />
am regionalen Textilumsatzes würden abgeschöpft.<br />
Den am 14.07.1997 auf dem Podium vertretenen FOC-Förderern,<br />
der SPD-Fraktion, dem Ministerpräsidenten und der<br />
Hahn-Holding steht an diesem Tag ein regelrechter Spießrutenlauf<br />
bevor. Die ersten zwei Stunden stehen ganz im Zeichen<br />
der Podiumsdebatte, ohne daß nennenswerte Ergebnisse<br />
erzielt werden. Als jedoch Fragen aus dem Publikum zugelassen<br />
werden, bildet sich sofort am Mikrofon eine lange<br />
Schlange. Die Händler fühlen sich von der Regierung verraten<br />
und verkauft. Das “Ja” für das FOC in Hahn bedeutet<br />
nach einhelliger Ansicht den sicheren Tod. Es mußte durch<br />
gemeinsame Anstrengungen gestoppt werden. Diese Aktion<br />
hat der Landesregierung eindeutig klargemacht, daß sich die<br />
Einzelhändler und Gemeinden gegen eine solche Politik zur<br />
Wehr setzen werden. Die Gutachten belegen darüber hinaus<br />
die negativen Aspekte, die eine Ansiedlung von FOC´s mit<br />
sich bringen würde: Langfristig gesehen ist ein weiterer Verlust<br />
von Arbeitsplätzen, die fortschreitende Verödung der Innenstädte,<br />
Ausbreitung der Filialisierung und die Zerstörung<br />
unserer mittelständischen Strukturen mit dieser Maßnahme<br />
verbunden. Als Fazit zeigt diese Aktion, daß sich der Kampf<br />
bisher gelohnt hat - ein FOC ist in Hahn bis heute nicht gebaut<br />
worden.<br />
An der Aktion Sohren waren zwei ZHH-Mitglieder in der<br />
ersten Reihe beteiligt. Es sind Hildegard Kaefer von dem<br />
Hausrat- und GPK-Fachgeschäft Kaefer GmbH und Thomas<br />
Meinhardt von dem Eisenwaren- und Hausrat-Fachgeschäft<br />
C & A Meinhardt, beide aus Sohren.<br />
turverbesserung des Standortes entgegensteht. Ein Blick in die Bürgerhalle in Sohren am 14.Juli 1997.