15.11.2012 Aufrufe

Chronik 1898 - Zentralverband Hartwarenhandel eV

Chronik 1898 - Zentralverband Hartwarenhandel eV

Chronik 1898 - Zentralverband Hartwarenhandel eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

122<br />

Aktuelle Problemfelder<br />

����� Factory Outlet-Center (FOC)<br />

Fabrikläden sind seit jeher für den Handel ein rotes<br />

Tuch. Wenn ein Hersteller seine Produkte direkt vermarktet,<br />

verbietet es sich grundsätzlich, den Absatzweg<br />

Handel zu nutzen. In den letzten Jahrzehnten ist<br />

es üblich geworden, daß Hersteller am Ort ihrer Produktionsstätten<br />

für Mitarbeiter und andere einen mehr<br />

oder weniger großen Fabrikverkauf einrichten. Aus den<br />

USA kommt die Entwicklung von Einkaufszentren,<br />

die nur aus Fabrikläden bestehen, nach Europa. Diese<br />

FOC würden die Fachhandelslandschaft massiv verändern.<br />

Deshalb kämpfen die Handelsverbände Schulter<br />

an Schulter gegen die Bestrebungen. Mindestens 30<br />

solcher Zentren sind in Deutschland beantragt. Bisher<br />

ist es gelungen, kein nennenswertes Center für Fabrikläden<br />

zuzulassen. Der Handel muß aber in der Zukunft<br />

härter kämpfen. Das betrifft nicht nur die Verbände, sondern<br />

auch die Unternehmer vor Ort.<br />

Mit den vorstehenden Punkten wurde ein Überblick<br />

über die aktuelle Problematik der Verbandsarbeit<br />

gegeben. Hinzu kommen viele Bereiche, die<br />

hier nicht aufgeführt sind. Außerdem Langfristinitiativen<br />

und der gesamte Komplex der individuellen<br />

Hilfen und Probleme bei einzelnen Mitgliedern.<br />

Verbandsarbeit ist komplex und vielschichtig.<br />

Sie kommt oft dem beharrlichen Bohren dikker<br />

Bretter gleich. Von vielen Unternehmern wird<br />

diese Problematik jedoch nur schwer anerkannt.<br />

Der Kampf des Handels gegen ein FOC<br />

in Hahn<br />

Ein gutes Beispiel für den Kampf gegen FOC´s ist die Aktion<br />

in Sohren am 14.07.1997. An diesem Tag hatten die<br />

Hunsrücker gegen ein Factory-Outlet-Center auf dem ehemaligen<br />

Militär-Flugplatz Hahn mobil gemacht. Es beteiligten<br />

sich rund 1.500 Einzelhändler, Gewerbetreibende und Politiker<br />

- überwiegend aus dem Hunsrück, Eifel, Mosel und dem<br />

Saarland. Der Arbeitskreis Rettet die Innenstädte, initiiert<br />

von 50 ortsansässigen Unternehmen, hatte zu dieser Protestkundgebung<br />

gegen das geplante 5.900 qm große FOC geladen,<br />

das in drei Kilometer Entfernung entstehen sollte. Die<br />

Planung dieses Einkaufszentrums wurde von der rheinlandpfälzischen<br />

Landesregierung sowie dem Frankfurter Baukonzern<br />

Wayss & Freytag betrieben. Dabei ist das Motiv, diese<br />

Liegenschaften sinnvoll zu nutzen, sicherlich zu verstehen.<br />

Doch darf hierzu kein Weg gewählt werden, der einer Struk-<br />

Das FOC Hahn sollte einen jährlichen Umsatz von rund 40<br />

Mio. DM erwirtschaften. Nach den Berechnungen der Planer<br />

wurde mit mindestens 350.000 Besuchern jährlich gerechnet.<br />

Ein vom Mainzer Wirtschaftsministerium in Auftrag<br />

gegebenes Gutachten eines Löracher Planungsbüros bewertet<br />

vor allem die Auswirkungen für den Textil-Einzelhandel<br />

- der Textilbereich sollte allein 5 000 qm dieses FOC<br />

ausmachen - der Region sehr negativ: 4 bis 5 % des Marktanteiles<br />

am regionalen Textilumsatzes würden abgeschöpft.<br />

Den am 14.07.1997 auf dem Podium vertretenen FOC-Förderern,<br />

der SPD-Fraktion, dem Ministerpräsidenten und der<br />

Hahn-Holding steht an diesem Tag ein regelrechter Spießrutenlauf<br />

bevor. Die ersten zwei Stunden stehen ganz im Zeichen<br />

der Podiumsdebatte, ohne daß nennenswerte Ergebnisse<br />

erzielt werden. Als jedoch Fragen aus dem Publikum zugelassen<br />

werden, bildet sich sofort am Mikrofon eine lange<br />

Schlange. Die Händler fühlen sich von der Regierung verraten<br />

und verkauft. Das “Ja” für das FOC in Hahn bedeutet<br />

nach einhelliger Ansicht den sicheren Tod. Es mußte durch<br />

gemeinsame Anstrengungen gestoppt werden. Diese Aktion<br />

hat der Landesregierung eindeutig klargemacht, daß sich die<br />

Einzelhändler und Gemeinden gegen eine solche Politik zur<br />

Wehr setzen werden. Die Gutachten belegen darüber hinaus<br />

die negativen Aspekte, die eine Ansiedlung von FOC´s mit<br />

sich bringen würde: Langfristig gesehen ist ein weiterer Verlust<br />

von Arbeitsplätzen, die fortschreitende Verödung der Innenstädte,<br />

Ausbreitung der Filialisierung und die Zerstörung<br />

unserer mittelständischen Strukturen mit dieser Maßnahme<br />

verbunden. Als Fazit zeigt diese Aktion, daß sich der Kampf<br />

bisher gelohnt hat - ein FOC ist in Hahn bis heute nicht gebaut<br />

worden.<br />

An der Aktion Sohren waren zwei ZHH-Mitglieder in der<br />

ersten Reihe beteiligt. Es sind Hildegard Kaefer von dem<br />

Hausrat- und GPK-Fachgeschäft Kaefer GmbH und Thomas<br />

Meinhardt von dem Eisenwaren- und Hausrat-Fachgeschäft<br />

C & A Meinhardt, beide aus Sohren.<br />

turverbesserung des Standortes entgegensteht. Ein Blick in die Bürgerhalle in Sohren am 14.Juli 1997.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!