15.11.2012 Aufrufe

Die Art - Negatief

Die Art - Negatief

Die Art - Negatief

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Phönix und die Shinto Geister<br />

Manchmal werden Träume war und längst<br />

totgeglaubte Legenden erheben sich aufs<br />

Neue. Wer hätte gedacht, dass sich eine der<br />

großartigsten Gothic-Bands der frühen 90er<br />

wieder zurückmelden würde. Faith and the<br />

Muse schrieben musikalische Geschichte, denn<br />

ihre Alben und Songs verbanden archaische<br />

Urheilung mit gothischer Eleganz und produktionstechnischer<br />

Perfektion. <strong>Die</strong> beiden Protagonisten,<br />

Monica Richards und William Faith<br />

verbindet seit Anbeginn nicht nur eine gemeinsame<br />

künstlerische Wurzel, sondern auch eine<br />

bis heute innige Beziehung, die sie in allen Lebensbereichen<br />

schöpferisch tätig werden lässt.<br />

Dass die beiden bereits Ende der 80er<br />

in unzähligen stilbildenden Projekten<br />

wie Christian Death, Mephisto Walz<br />

oder Strange Boutique Szeneboden<br />

bereiteten, ist bestimmt nicht jedem<br />

bekannt – Der musikalischen Relevanz<br />

des Schaffens dieser Ikone verleiht es<br />

jedoch Nachdruck und wer die ersten<br />

Töne des Albums vernimmt, fragt<br />

sich, warum nicht schon früher?<br />

Monica: Das liegt sicher an den vielen anderen<br />

Projekten, die unsere Zeit ausfüllen,<br />

sei es das Erarbeiten der Permakultur, die<br />

Aufnahmen zu „Infra Warrior“ und die<br />

Arbeiten an „Anima Mundi“. Unser Leben<br />

hat noch so viele andere Aspekte.<br />

Euer neues Album „:ankoku butoh:“<br />

hat sicher mit dem japanischen Butoh<br />

Ausdruckstanz zu tun.<br />

William: „:ankoku butoh:“ bedeutet Tanz der reinen<br />

Verzweiflung. Butoh ist sehr expressiv, düster und<br />

einzigartig und fand bisher viele tänzerische Anhänger<br />

in unseren Breiten. Wir finden in Butoh dieses<br />

Gleichnis mit der Gegenwart, die Verzweiflung die<br />

unserer Welt, Gesellschaft und Ökologie anhaftet,<br />

wollen damit aber auch einen Ausweg finden.<br />

Taiko Drums sind nur ein klangliches Stilmittel<br />

einer kulturell sehr reichen Formensprache der<br />

asiatischen Welt. Was fasziniert euch hier besonders?<br />

Monica: Viele Aussagen des Albums reflektieren<br />

den Shinto Glauben. Das japanische Glaubensmodell<br />

lebt aus dem Respekt und der Beziehung von<br />

Natur und Heiligkeit. Nachdem ich bereits viele<br />

Weltkulturen studiert hatte, erschien mir Shinto so<br />

vertraut und universell, denn es gibt viele Parallelen<br />

zur keltischen und auch indianischen Glaubenswelt.<br />

Das breite Interesse am J-Horror und seinen typisch<br />

japanischen Geistern hat viel mit den eigenen kulturellen<br />

Urquellen zu tun.<br />

Seit den Anfängen hat Gothic eine so weite<br />

Entwicklung hinter sich. Gibt es diese ewige<br />

Flamme, dieses Urgefühl auch noch heute?<br />

Monica: Vor kurzem hatte uns ein Fan nach einer<br />

Show im Rahmen der Dagon Con zum neuen Lineup<br />

geschrieben: „Total gestresst in der Schlange, dann<br />

auf dem Weg zum Bühnenrand schwitzend und die<br />

Kamera auf Zehenspitzen im Anschlag, schloss ich<br />

für einen Moment meine Augen und da tat sich<br />

VÖ „:ankoku butoh:“: 30.10.09<br />

plötzlich dieses Gefühl auf, dieses Vertraute alte, fast<br />

vergessene. Das hat so gut getan.“ Zurück Anfang<br />

der 90er gab es dieses Gefühl, diese Vertrautheit<br />

in der Szene. Man fühlte sich verbunden und die<br />

Außenwelt schien zu verschwinden. Wir möchten<br />

dieses Gefühl zurück auf die Bühne bringen und junge<br />

als auch alte Szenegänger vereinen.<br />

Monica beschäftigt sich schon sehr lange mit<br />

matriarchalischen Wertesystemen. Inwieweit<br />

hat dich das als Mann beeinflusst?<br />

William: Ich glaube, dass das weibliche Prinzip sich<br />

weit mehr an die weltliche und natürliche Ordnung<br />

hält, gerade die männlichen Werte haben<br />

nur Vernichtung und Eroberung gebracht. Ich persönlich<br />

habe mir die weibliche Sichtweise auch<br />

stark angeeignet, auch wenn manchmal meine<br />

eher kriegerische Seite in einigen Songs zum<br />

Vorschein kommt. Unsere Gesellschaft braucht<br />

stärkeren weiblichen Einfluss, um sich aus den<br />

aktuellen Konflikten befreien zu können.<br />

Sind es dann die patriarchalischen Einflüsse,<br />

unter denen die Welt leidet oder liegt<br />

es einfach an der Menschheit?<br />

Monica: Lebensformen in Harmonie entwickeln<br />

sich weiter – sobald aber Dominanz und Zerstörung<br />

einkehrt, entsteht auch Krankheit. Das<br />

Patriarchat dominiert immer in Richtung Dominanz,<br />

während das Matriarchat eher Respekt<br />

und Gleichheit in den Vordergrund stellt.<br />

www.mercyground.com<br />

GERt DRExl<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!