COVER STORY zu geben, sind die gleichen Werte, die mir meine Mutter schon mitgegeben hatte. Früher wusste ich nicht um die Bedeutung einzelner Werte; sie wurden mir erst bewusst, als ich selbst Mutter wurde. Heute ertappe ich mich oft dabei, dass ich meinen Kindern etwas sage und dann denke ' Oh mein Gott, ich klinge jetzt wie meine eigene Mutter'. Als Kind hatte ich immer Angst vor meiner Mutter. Ich war bei anderen immer ein unerzogener Quälgeist, aber gegenüber meiner Mutter verhielt ich mich immer wie ein Engelchen. Ich habe mich immer korrekt verhalten, denn ich wusste, dass sie kein Fehlverhalten dulden würde, sondern mich dafür büßen lassen würde. Wenn meine Kinder in Bollywood Karriere machen würden wollen, wäre es okay für mich. Für mich wäre eigentlich alles okay, wofür sie sich entscheiden würden. Ich bedränge sie niemals oder sage ihnen, dass sie Filme machen sollen oder von Filmen fernbleiben sollen. Ich denke, es ist ihre Entscheidung, was sie später einmal machen wollen. Ich kann ihnen lediglich eine stabile Kindheit bieten, in der sie aufwachsen, sodass sie unbeeinflusst ihre Entscheidungen treffen können. Was ist der Unterschied zwischen Deiner Beziehung zu Yug und Deiner Beziehung zu Nysa? Kajol: Es ist einfacher mit dem zweiten Kind. Man ist weniger gestresst und hinterfragt weniger, da man bereits einige Erfahrungen mit den ersten Kind sammeln konnte. Man weiß jetzt eher, dass es ein Husten oder eine einfache Erkältung ist und bald besser werden würde. Man weiß, welche Medizin man geben kann und man weiß, dass das meiste halb so schlimm ist, wie es den Anschein hat. In diesem Punkt ist meine Beziehung zu meinem Sohn einfacher, als sie zu meiner Tochter war. Aber in Erziehungsfragen mache ich zwischen ihnen keinerlei Unterschiede. Für beide Kinder gelten die gleichen Regeln, der gleiche Handlungsrahmen und die gleichen Grenzen. Nur so werden aus ihnen starke und große Menschen. Ich denke, es ist meine Verantwortung als Eltern, anständige Menschen zu erziehen und in die Gesellschaft zu entlassen. Mir macht der Gedanke angst, einen Menschen großzuziehen, der später dann zum Massenmörder oder Psychopath wird (lacht). Es ist meine Verantwortung, meine Kinder zu glücklichen Personen heranzuziehen, die später einen positiven Beitrag in der Gesellschaft leisten. Du warst ja bereits in Deutschland, das letzte Mal vor einigen Jahren zur Berlinale. Was an Deutschland und Deinen deutschen Fans hat Eindruck bei Dir hinterlassen und besteht die Aussicht, Dich bald wieder in Deutschland oder Österreich treffen zu können? Kajol: Ich liebe Berlin, da diese Stadt eine so kulturelle Vielfalt hat. Ich liebe alles an Berlin - besonders das Wetter. Mein größtes Laster ist das Shopping und ich fand den riesigen Flohmarkt am Tiergarten toll und kann dir gar nicht sagen, wieviel ich in Berlin geshoppt habe (lacht). Ich hoffe, dass ich bald wieder nach Deutschland kommen kann, vielleicht für einen Filmdreh, für Promotion oder einfach, um mit meiner Familie dort Urlaub zu machen. Ich bin auch sehr überrascht, dass das indische Kino selbst in Deutschland angekommen ist und es erfüllte mich mit Stolz, dass „My Name Is Khan“ dort so gut aufgenommen wurde. Kajol - die Schauspielerin - wurde von den Fans und für die Fans erschaffen. Ohne all ihre Liebe über die ganzen Jahre hinweg, wäre ich nur ein Charakter. Ich möchte euch allen Danken, und macht weiter so - macht mich noch größer und noch besser (lacht)! 46 <strong>BNA</strong> GERMANY <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2015</strong>
<strong>BNA</strong> GERMANY <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2015</strong> 47