Kulturentwicklungsplan Weil am Rhein - Stadt Weil am Rhein
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2.2. Kulturvereine und freie Organisationen<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Chöre, Musikvereine und Orchester leisten einen erheblichen Beitrag zur<br />
musikalischen Bildung der Gesellschaft; das Kulturleben der Städte und Gemeinden<br />
wäre entwschieden ärmer ohne die Auftritte der Musik<strong>am</strong>ateure. Deren<br />
Dachorganisation ist der Deutsche Musikrat mit 91 Fachorganisationen und 16<br />
Landesmusikräten, die zus<strong>am</strong>men für rund acht Millionen musizierende Bürger(innen)<br />
stehen. Dabei stellen die Männer mit zwei Dritteln aller Ehren<strong>am</strong>tlichen eine deutliche<br />
Mehrheit. Der Musikrat selbst stützt sich stark auf ehren<strong>am</strong>tlich Tätige in seiner<br />
dauerhaften Organisation wie insbesondere seinen großen Veranstaltungen. Allein<br />
beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, bei dem bundesweit gut 14 000 Helfer<br />
mitwirken, wird Arbeit im Wert von 2,2 Millionen € geleistet. 3<br />
In Baden-Württemberg wirken in Gesangs- und Musikvereinen rund 700 000<br />
Menschen mit. Die Vereinslandschaft ist gegliedert durch die zum Teil schon 150<br />
Jahre alten Landesbünde, die Dachverbände für rund 12 000 Ensembles ( 5000<br />
Blasmusik-Kapellen, 4800 Chöre, mehr als 1600 Harmonika-Gruppen, 500 Gruppen<br />
der Zupf- und Zithermusik, der Amateurorchester und der Hackbrettbünde).<br />
In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurden 1985 „allein 18 Vereine mit über 3100 Mitgliedern –<br />
darunter 880 aktive – „ gezählt, die sich “kulturellen Aufgaben“ widmen, „etwa der<br />
Pflege des Liedguts, wie zahlreiche Gesangvereine in allen <strong>Stadt</strong>teilen, darunter der<br />
älteste Verein in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, der 1836 gegründete Gesangverein Alt-<strong>Weil</strong>, und<br />
auch Eisenbahner- und Werkschöre.“ 4<br />
Bereits 1851 galt, was der d<strong>am</strong>alige evangelische Pfarrer Dorn aufschrieb: „Die<br />
Einwohner sind wohl etwas genusssüchtig, dabei aber intelligent, entschlossen,<br />
tatkräftig, spars<strong>am</strong>, überaus fleißig und lieben Musik und Gesang.“ In der Chronik von<br />
Ludwig Keller finden sich Hinweise auf eine Mitteilung, dass bereits um 1780 ein<br />
Frauenchor bestanden habe, den der Lehrer Georg Friedrich Bronner geleitet habe.<br />
Diesem Chor gehörte auch Gustave Fecht an. Die ersten Altweiler<br />
Vereinsgründungen gingen auf die Musikerf<strong>am</strong>ilie Kaufmann zurück und fielen in die<br />
Zeit der Romantik und Restauration, als sich ein Bedürfnis an bürgerschaftlicher<br />
Selbständigkeit und Gemeinsinn in kulturellen Aktivitäten artikulierte. Die<br />
bürgerschaftlichen Rechte waren anfangs des 19.Jahrhunderts noch wesentlich<br />
eingeschränkter.<br />
Heute sind die Rahmenbedingungen völlig verändert. Insbesondere Gesangvereine,<br />
die noch <strong>am</strong> Liedgut der Gründerzeit hängen, verlieren das Interesse in der jüngeren<br />
Generation; Beleg dafür ist zum Beispiel die Löschung der „Sängervereinigung <strong>Weil</strong>“<br />
aus dem Vereinsregister, nachdem der Vorsitzende gestorben war. Während das<br />
Durchschnittsalter von Musikvereinen häufig sehr jung ist, versuchen Gesangvereine<br />
einen Konsens zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu finden. Beispiele sind<br />
der Aufbau von Kinderchören, die Kooperation zwischen Frauen- und Männerchören<br />
oder die Aufgabe der Geschlechterdomäne bei Traditionsvereinen. Der Zulauf von<br />
Mitgliedern verschiedener Generationen bei Chören wie dem Rockchor Ötlingen<br />
dokumentiert, dass die häufig diskutierte Krise der Vereine nicht an ihrer Struktur<br />
liegt, sondern vor allem eine Frage des Progr<strong>am</strong>ms ist.<br />
Kulturvereine sind integrale Bestandteile eines Gemeinwesens; sie sind traditionell<br />
ein beliebter Treffpunkt für die Verwirklichung der persönlichen Interessen, zur Pflege<br />
des Hobbys und für die Pflege von sozialen Kontakten. Von den Vereinen werden<br />
3 Das Bürgerland Handbuch, Hrsg Landesregierung Baden-Württemberg<br />
4 Dr.Sepaintner in „Das Markgräflerland 2/1986<br />
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