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Kulturentwicklungsplan Weil am Rhein - Stadt Weil am Rhein

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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Stand: März 2005<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Allgemeines<br />

1.1 Zum Sinn eines <strong>Kulturentwicklungsplan</strong>es<br />

1.2. Überlegungen zur Kulturarbeit - Leitbild<br />

Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

2. Musik<br />

2.1. Bildungsbereich Musik<br />

2.1.1 Städt. Sing- und Musikschule<br />

2.1.2 Musik und Schulen<br />

2.2 Kulturvereine und freie Organisationen<br />

2.2.1 Musikvereine<br />

2.2.2 Chöre<br />

2.2.3 Kirchenmusik<br />

2.3 Allgemeine Förderungen (Ausschreibungen, Wettbewerbe)<br />

2.4 Konzertreihen<br />

2.4.1 Willa Musica<br />

2.4.2 Forum Interpretation<br />

2.4.3 Ötlinger Konzerte<br />

2.4.4 Regio-Orgelkonzerte<br />

2.4.5 Konzerte in der Evang. Kirche Alt-<strong>Weil</strong><br />

2.5 Festivals<br />

2.6 Jazz<br />

2.5.1 String Time<br />

2.5.2 Les muséiques<br />

2.5.3 badenova-Bläserfestival<br />

2.5.4 Markgräfler Musikherbst<br />

2.6.1 jazz in weil<br />

2.6.2 Allgemeine Angebote Jazz<br />

2.7 Rock-Pop von Gruppen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Region<br />

2.8 Allgemeine Musikangebote<br />

3 Bildende Kunst<br />

3.1 Bildende Kunst und Schulen


3.2 Kunstbereiche und Künstler<br />

3.3 Galerien<br />

3.2.1 Kunst <strong>am</strong> Bau und Kunst im öffentlichen Raum<br />

3.2.2 Kunstankäufe<br />

3.2.3 Ateliergruppe Kesselhaus<br />

3.3.4 Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

3.3.1 Städtische Galerie Stapflehus<br />

3.3.2 Galerie Stahlberger<br />

3.3.3 Galerie Kunstraum Kieswerk<br />

3.3.4 Galerie Pinocchio<br />

3.3.5 Andere temporäre Ausstellungsorte<br />

3.3.6 Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

3.4 Kunstförderung<br />

4 Literatur<br />

4.1 <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

4.2 Bibliotheken in anderer Trägerschaft<br />

4.3 Medien<br />

5 Darstellende Kunst<br />

5.1 Theater<br />

5.1.1 Spielstätten<br />

5.1.2 Kesselhaus<br />

5.1.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />

5.1.4 andere Aufführungsorte<br />

5.1.5 Theater, Kabarett und Schulen<br />

5.2 Tanz<br />

5.3 Medienkunst<br />

5.3.1 Kino und Fernsehen<br />

5.3.2 Multivisionsangebote und Fotografie<br />

5.3.3 Kieswerk Open Air<br />

5.3.4 Kino im Kesselhaus<br />

6 Erwachsenenbildung<br />

6.1.1 Städtische Volkshochschule<br />

6.1.2 Junge Volkshochschule<br />

6.1.3 Volkshochschule der Älteren<br />

6.1.4 Weiterbildungsangebot in der <strong>Stadt</strong><br />

7 Kulturorganisationen<br />

7.1 Kulturring<br />

8 Geschichte und Brauchtum<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

- 4 -


8.1 Museen (Dezentrales Museumskonzept)<br />

8.1.1 Vitra Design Museum<br />

8.1.2 Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />

8.1.3 Landwirtschaftsmuseum<br />

8.1.4 Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />

8.1.5 Museum Dorfstube Ötlingen<br />

8.1.6 Museumspläne<br />

8.2 Vereine<br />

7.2.1 Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />

7.2.2 Museumskreis e.V.<br />

7.2.3 Markgräfler Trachtengruppe<br />

7.2.4 d’Markgräflerinne<br />

8.3 Brauchtum<br />

7.3.1. Fasnacht<br />

7.3.1.1. Bräuche<br />

7.3.1.2 Fasnachtsfeuer<br />

7.3.1.3 Guggemusiken<br />

9 Kinder- und Jugendkultur<br />

10 Senioren und Kulturangebote<br />

11 Multikulturelle Kulturangebote<br />

12 Soziokultur<br />

12.1 Kulturzentrum Kesselhaus<br />

13 Kulturräume<br />

13.1 Altes Rathaus<br />

13.2 Haus der Volksbildung<br />

13.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />

13.4 Weitere Kulturräume<br />

14 Kulturaustausch in der Regio (Euro-Distrikt)<br />

15 Städtepartnerschaften<br />

16 Kultur<strong>am</strong>t (Organisation und Aufgaben)<br />

17 Budgetberichte<br />

18 Steuerung und Controlling<br />

Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

Anhang<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Ziele, Vorschläge und Ideen sind im Zus<strong>am</strong>menhang mit den jeweiligen Abschnitten<br />

blau hervorgehoben<br />

- 5 -


1 Allgemeines<br />

1.1 Zum Sinn eines Kulturkonzeptes<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Grundsätzlich erwartet man von Konzepten Regulierungsmodalitäten, erhofft<br />

Vorgaben, die definieren, ausschließen, zulassen oder ablehnen. Ein Kulturkonzept<br />

kann und darf jedoch kein Regulativ der Kulturarbeit sein, keine<br />

Gebrauchsanweisung für Kulturpolitiker und Kulturschaffende, keine<br />

Gebrauchsanweisung im Umgang mit Kultur allgemein. Ein Kulturkonzept will und<br />

darf nicht die Kultur selbst planen, sondern muss für Kultur Entwicklungsräume<br />

schaffen durch die Gestaltung von Infrastruktur, wie z.B. durch die Bereitstellung von<br />

Kulturhäusern, durch die Schaffung einer gläsernen Verwaltung, durch die<br />

Bereitstellung der entsprechenden Fördermittel nach den daraus entwickelten<br />

Förderkriterien.<br />

Dazu gehört natürlich auch das klare Bekenntnis zur Kultur als Kostenfaktor. Kultur<br />

kostet Geld - als Ereignis und Erlebnis ebenso wie als Notwendigkeit von Örtlichkeit<br />

und Infrastruktur und der zugehörigen Verwaltung. Gerade im Bereich der Verwaltung<br />

ist unspektakuläre und alltägliche Kleinarbeit notwendig. Dabei ist die Kultur-<br />

Verwaltung zum einen Partner im Kulturgeschehen, die ihren operativen Wissens-<br />

und Informationsvorsprung im Sinne der Kultur einsetzt, zum anderen soll sie in<br />

administrativen Belangen möglich machen, was oft gerade noch möglich ist.<br />

Daher ist es auch notwendig, in überschaubaren Zeitabständen neue<br />

Bestandsaufnahmen zu machen, Angebots- und Nutzungsverhalten zu eruieren,<br />

Bedingungen von Kulturarbeit und Problembereiche zu verdeutlichen, Bedürfnisse<br />

der Nutzer zu erfragen und auch die Anbieter und ihre Möglichkeiten (Konzepte) in<br />

die Überlegungen über Kulturarbeit einzubeziehen. Hier hat die Politik die Aufgabe,<br />

jeweils zu reagieren und notwendige Strukturen zu schaffen oder zu verändern, ohne<br />

selbst wertend oder definierend einzugreifen.<br />

Ein Kulturkonzept ist nicht zuletzt auch ein Katalog politischer Absichten, wesentlich<br />

zur Lebensqualität in der <strong>Stadt</strong> beizutragen, dies in der Erkenntnis, dass Kultur<br />

Ambiente schafft, Atmosphäre, jedoch auch ihre direkte Rentabilität zeigt, etwa in der<br />

Schaffung oder Erhaltung von Arbeitsplätzen oder der Unterstützung vorhandener<br />

Strukturen.<br />

Ein interessantes Kulturangebot ist für eine <strong>Stadt</strong> wichtig, genauso wie das Angebot<br />

von Verkehrsstruktur oder Industrieansiedlungen. Wenn vom professionellen<br />

Kulturbetrieb bis zur Kultur um die Ecke in der <strong>Stadt</strong> alles möglich ist, ist der Standort<br />

auch wirtschaftlich und als Lebensraum interessant. In deutschen Städten wird man<br />

dieser Tatsache z.B. d<strong>am</strong>it gerecht, dass man mit Kulturprogr<strong>am</strong>men<br />

Standortwerbung betreibt. 1<br />

Dies bedeutet auch, dass es niemals um Befriedigung von Augenblicksbedürfnissen<br />

geht, sondern es ist immer neu die Frage zu stellen, was eine <strong>Stadt</strong> wie <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> an Kulturangeboten braucht, um hinreichende Kriterien für eine Lebensqualität<br />

zu erfüllen, die kreatives Denken und Handeln ermöglichen.<br />

Kulturarbeit insges<strong>am</strong>t ist somit die Herausforderung an die <strong>Stadt</strong>, eine Palette<br />

ästhetischer und humaner Progr<strong>am</strong>me anzubieten, um lebendige Vielfalt und<br />

Lebensqualität zu erzeugen.<br />

1 Kontur 21, Besucherstrukturelle Analysen, Schriftenreihe Leipzig 2003, ISSN 1611-5155<br />

- 6 -


Grundsätzliche Ziele dabei sind<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

� Bestandserfassung nach abgrenzbaren Einzelbereichen<br />

� Bestandsgestaltung auf der Grundlage künstlerischer und politischer Kriterien<br />

sowie Prioritätensetzung. Daraus ergeben sich der angestrebte Umfang und die<br />

Verteilung der Mittel.<br />

� Eröffnung neuer kultureller Wege durch Behebung erkannter Defizite und<br />

Aufgreifen aktueller kulturpolitischer Trends.<br />

Die städtische Kulturpolitik sollte dabei Gestalter wie Moderator sein. Sie unterstützt<br />

dort, wo sinnvolle kulturelle Initiativen vorhanden sind, moderiert, wo Vernetzungen<br />

zu fruchtbaren besseren Ergebnissen führen und gibt Initialzündungen, wo Nischen<br />

erkannt und Defizite beseitigt werden sollten. Dabei darf öffentliches Handeln keine<br />

Privatinitiativen verdrängen oder in passive Anspruchshaltung bringen.<br />

Projektförderung struktureller oder finanzieller Art ist der Dauerförderung<br />

vorzuziehen, um flexibel auf Potentiale reagieren zu können. Die Regel-<br />

Bezuschussung sollte sich auf das gewünschte Minimum dauerhafter Einrichtungen<br />

beschränken.<br />

1.2 Überlegungen zur Kulturarbeit<br />

Ein Gemeinwesen benötigt Kultur, um ein unverwechselbarer, humaner und kreativer<br />

Lebensraum zu sein. Immer mehr Sachverhalte werden mit dem Begriff Kultur<br />

verbunden, was klare Definitionen und begrenzende Positionen schwierig macht:<br />

Dies können wenige Begriffe verdeutlichen, wie etwa Esskultur, Streitkultur,<br />

Alltagskultur ... .<br />

Um aber Kulturarbeit und Kulturpolitik als Strukturen und auch in ihren Zielen<br />

definieren zu können, bedarf es einer Einengung des Begriffes Kultur auf bestimmte<br />

Formen. Dabei kann diese Definition keinesfalls bereits Kulturplanung<br />

sein, sondern muss relevante Arbeitsfelder angeben (Schaffung von Strukturen,<br />

operative Hilfsmittel, finanzielle Mittel, Raumbeschaffung etc.). Ein brauchbarer<br />

Begriff von Kultur ergibt sich in diesem Zus<strong>am</strong>menhang dann, wenn man sich an<br />

Kultursparten, an Kulturzielgruppen, Kulturorten und -formen orientiert. Der in diesem<br />

Konzept verwendete Begriff ist also enger gefasst und wendet sich kulturellen<br />

Sparten zu: Musik, Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Literatur, Film, Soziokultur,<br />

Bildung und Weiterbildung mit ihren unterschiedlichen Gestaltern und Anbietern.<br />

Weitere Bereiche sind Kulturmarketing und Controlling.<br />

Der verwendete Kulturbegriff berücksichtigt auch bestimmte Zielgruppen, wie<br />

Senioren, Jugend, Schulen, Ausländer. Ebenso berücksichtigt er Angebots- und<br />

Ausführungsstrukturen, Kulturorte, Kulturaustausch. Hier ist zu beachten und zu<br />

bedenken, dass im Bereich „kulturelle Sparten“ nicht nur Avantgarde und Hochkultur<br />

existieren, sondern eine breite Palette von Laien tätig ist, die es zu unterstützen gilt,<br />

da sie einen wesentlichen Faktor im sozialen Kontext der Bürgerschaft bilden.<br />

Wobei Unterstützung breiter gesehen werden muss als in der Vergabe von<br />

Zuschüssen. Hier wird vor allem die ideelle Unterstützung von Bedeutung, die durch<br />

die Politik immer wieder deutlich gemachte Wertschätzung dieser Aktivitäten. Das<br />

politische und mediale Interesse darf sich nicht nur effektheischend auf Highlights<br />

konzentrieren, sondern muss sich tatsächlich um die breiten Bereiche soziokultureller<br />

Aktivitäten bemühen.<br />

- 7 -


Leitbild (Selbstverständnis der Kulturpolitik)<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

> Die <strong>Stadt</strong> als Ort kultureller Dyn<strong>am</strong>ik ist Arbeitsfeld und Kristallisationspunkt. Die<br />

Leistungen wirken zentral, stadtteilbezogen und regional. Das Kultur<strong>am</strong>t arbeitet<br />

kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Progr<strong>am</strong>mportfolios und berichtet<br />

darüber in jährlichen Budgetberichten.<br />

> Ziel ist die Vernetzung durch Service- und Dienstleistungsangebote im ges<strong>am</strong>ten<br />

Kulturbereich. Besondere Akzente sieht das Kultur<strong>am</strong>t im weiteren Ausbau von<br />

Stärken wie der Qualität und Dichte von Kunst und Architektur. Strukturelle<br />

Schwächen werden als Chance für ungewöhnliche Profile begriffen.<br />

> Die Erreichung dieser Leitprinzipien ist ein gemeins<strong>am</strong>er Prozess, der im Dialog mit<br />

den Partnern mittelfristig angelegt ist und für alle im Kultur<strong>am</strong>t Beschäftigten eine<br />

Herausforderung und Chance für die Zukunft darstellt.<br />

> Partner sind die freie Kulturszene, die Künstlerinnen und Künstler, die<br />

Kulturwirtschaft, die Multiplikatoren, Vereine, Verbände der <strong>Stadt</strong>, Verwaltung und<br />

Politik.<br />

> Es ist eine zeitgemäße Herausforderung, vielfältige Partnerschaften zwischen<br />

öffentlicher Hand und privatem Bereich zu organisieren. Das Kultur<strong>am</strong>t versteht sich<br />

gerade hier als die Adresse für professionelles Kulturmanagement und strategische<br />

Kulturkommunikation und stellt ein Bindeglied zwischen der <strong>Stadt</strong>, den Unternehmen<br />

und den Kulturschaffenden her.<br />

> Die Verbesserung des Kulturstandortes <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> als „lebendige, kulturelle<br />

<strong>Stadt</strong> in der grenzüberschreitenden Region Dreiland“ ist prägendes Leitmotiv. Im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang d<strong>am</strong>it stehen die Steigerung des Bekanntheitsgrades von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> als Kulturstandort und der Aufbau eines positiv wirkenden Images durch die<br />

Schaffung kultureller Lebensqualität für die Menschen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />

Denn Kulturpolitik mit ihrer Anregungs- und Vermittlungsfunktion für die gesellschaftlichen<br />

Lebensprozesse einer <strong>Stadt</strong> bestimmt wesentlich das Maß der Lebendigkeit der Kommune,<br />

d<strong>am</strong>it ihrer Urbanität. Kommunale Kulturpolitik muss dabei in verschiedenen Bereichen<br />

Leistungen erbringen:<br />

a) Sicherung einer kulturellen Infrastruktur mit einer angemessenen Ausstattung von<br />

Einrichtungen, Initiativen und einzelnen Trägern, die Kunst und Kultur hervorbringen<br />

und/oder vermitteln<br />

b) Förderung und Ermöglichung von Darbietungen, die an der Erreichung relativer<br />

qualitativer Höchstleistungen interessiert sind - im weitesten Sinne also der<br />

repräsentativen Kultur zuzurechnen sind<br />

c) Förderung einer möglichst großen Vielfalt von Alltagskultur<br />

d) Gewährleistung einer offenen <strong>Stadt</strong>atmosphäre, in der Platz für die Darlegung und<br />

Austragung gesellschaftlicher Widersprüche ist.<br />

- 8 -


Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Zu kulturellen Leistungen ist die Kommune gemäß der Aufteilung zwischen<br />

Pflichtaufgaben und Freiwilligkeitsleistungen nicht verpflichtet. Gleichwohl setzen sich<br />

die Kommunen kulturpolitische Aufgaben, zumal die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

pluralistische inhaltliche Akzente ermöglichen. Die Definition der freiwilligen Leistung<br />

ist auch nicht mit „Verzichtbarkeit“ gleich zu setzen, sondern mit der Tatsache, dass<br />

die diversen Aufgaben und Ausgaben de jure nicht einklagbar sind.<br />

In Zeiten knapper Finanzen ist die Kulturpolitik der Städte in besonderer Weise<br />

gefährdet, von unerlässlichen Einsparmaßnahmen betroffen zu sein, da sie<br />

ausschließlich dem Bereich kommunaler Freiwilligkeitsleistungen zuzuordnen ist.<br />

Andererseits prägen gerade die kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen jeder<br />

<strong>Stadt</strong> deren individuelles, unverwechselbares Erscheinungsbild. Die positiven<br />

Wirkungen einer ansprechenden und vielfältigen kulturellen Angebotspalette auf<br />

andere Tätigkeitsfelder (z.B. Kultur als Standortfaktor für die städtische<br />

Wirtschaftspolitik oder als Segment städtischer Bildungs- und Sozialpolitik) sind<br />

mittlerweile unbestritten.<br />

Obwohl und weil auf Freiwilligkeit beruhend, gehört die städtische Kulturpolitik<br />

deshalb zum Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung und des kommunalen<br />

Selbstverständnisses. Denn die Kulturpolitik zielt im Wesentlichen auf die Ausbildung<br />

demokratischer Emanzipation hin und d<strong>am</strong>it auf die Verbesserung der<br />

Chancengleichheit zur persönlichen und beruflichen Selbstverwirklichung einzelner<br />

Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen.<br />

Bedeutung von Kunst und Kultur im Kontext mit den Aufgaben der<br />

Landesregierung 2<br />

Deutschland ist eine der großen Kulturnationen. Aufgrund der föderalen Struktur hat<br />

sich eine überaus reiche und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft entwickelt. Die<br />

Kompetenzen für die Kulturpolitik liegen nach dem Grundgesetz überwiegend bei den<br />

Ländern. Der Bund hat lediglich für drei Bereiche eine eigene Zuständigkeit: für die<br />

auswärtige Kulturpolitik, für die Gesetzgebung einzelner kultureller Bereiche und für<br />

herausragende, überregionale Kulturaufgaben von ges<strong>am</strong>tstaatlicher Bedeutung.<br />

Kulturpolitik ist d<strong>am</strong>it das Kernstück der Eigenstaatlichkeit der Länder. <strong>Weil</strong> die<br />

Förderung der Kultur hinsichtlich ihres Umfangs und der Förderbereiche nicht<br />

gesetzlich geregelt ist, ergibt sich auf dem Feld der Kultur ein weiter politischer<br />

Gestaltungsspielraum.<br />

In Baden-Württemberg hat die Politik stets besonders darauf geachtet, dass die<br />

Kultur eine gleichrangige, eigenständige Komponente des Handelns bildet und nicht<br />

nur einen ergänzenden Teil der Daseinsvorsorge. Es ist dabei politische Absicht, die<br />

Förderung von Kunst und Kultur trotz aller Sparzwänge auf dem erreichten Niveau<br />

weiterzuführen und darüber hinaus für neue Initiativen und Entwicklungen offen zu<br />

halten. Kunst und Kultur sind wichtig für die Identifikation und das<br />

Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu ihrer sozialen Umgebung, zu ihrem Land und<br />

zu ihrer Heimat. Sie sind Ausdruck humaner Lebensgestaltung und unverzichtbares<br />

Element unseres Zus<strong>am</strong>menlebens.<br />

Kultur gehört zur Bildung, und die Bildung der Menschen ist gerade im Zeitalter der<br />

Globalisierung zur wichtigsten Ressource geworden. Kultur sichert Traditionen,<br />

2 Kunstpolitik in Baden-Württemberg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Bilanz und Ausblick 1990, 2000,<br />

2010<br />

- 9 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

ermöglicht Innovationen und ist Voraussetzung für Interaktionen mit anderen<br />

Kulturen.<br />

Ein weitreichendes und umfassendes Kulturverständnis schärft aber auch den Blick<br />

dafür, dass Kultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Nach Berechnungen des<br />

Kulturbeauftragten im Bundeskanzler<strong>am</strong>t leben hierzulande gegenwärtig eine Million<br />

Menschen von der Herstellung, Bewahrung und Verbreitung kultureller Güter. Sie<br />

erwirtschaften Einkommen von 85 Milliarden Mark pro Jahr. D<strong>am</strong>it ist die Kultur als<br />

Wirtschaftsfaktor zu vergleichen mit der Landwirtschaft vergleichbar aber auch unter<br />

dem Aspekt der Subventionsbedürftigkeit. Nach einer Untersuchung der <strong>Stadt</strong><br />

Karlsruhe von 1997 haben 2,8 Prozent aller Beschäftigten ihren Arbeitsplatz im<br />

Kultursektor. Dieses entspricht dem Beschäftigtenanteil im Bauhauptgewerbe oder im<br />

Banken und Versicherungswesen. Auch die "Zukunftskommission Gesellschaft 2000"<br />

hat auf die wirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur aufmerks<strong>am</strong> gemacht. Sie<br />

weist darauf hin, dass "kleine und gewinnbringende Firmen, die an keine Standorte<br />

gebunden sind, sich dort ansiedeln werden, wo ihnen ein anregendes kulturelles<br />

Umfeld geboten wird."<br />

Das Engagement des Staates kann aber nicht bedeuten, dass Kunst und Kultur in all<br />

ihren Erscheinungsformen vom Staat abgesichert und garantiert werden könnten.<br />

Dazu wäre die öffentliche Hand finanziell und organisatorisch nicht in der Lage, und<br />

das ist auch gar nicht gewollt. Kultur lebt vom Engagement der einzelnen, das sich im<br />

Zus<strong>am</strong>menwirken mit öffentlichen und privaten Trägern entfalten soll. Kulturelle<br />

Vielfalt entsteht erst vor dem Hintergrund der Pluralität von Trägern der Kultur,<br />

ehren<strong>am</strong>tlich arbeitenden Organisationen, der Kunst fördernden Unternehmen und<br />

Persönlichkeiten. Lokale und regionale Kunst- und Kulturförderung ist zunächst<br />

Aufgabe der Kommunen, Kreise und Regionen.<br />

- 10 -


Kulturelle<br />

Grundlagen<br />

Bildungs-<br />

Aufgaben<br />

Kultureller<br />

Faktor<br />

Jugend<br />

musiziert<br />

Reform-<br />

Entwicklung<br />

2. Musik<br />

2.1. Bildungsbereich Musik<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

2.1.1 Städtische Sing- und Musikschule<br />

Aufgaben und Ziele<br />

Musik hat in allen Kulturbereichen eine zentrale Bedeutung für die<br />

Das Ziel einer Musikschule muss es daher sein, auf breitester<br />

Ebene als Stätte künstlerischer Ausbildung, sozialer Integration<br />

und ganzheitlicher Entwicklung zu wirken.<br />

Die Städtische Sing –und Musikschule <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> erfüllt als<br />

öffentliche Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />

einen Bildungs– und Kulturauftrag. Die Aufgaben ergeben sich aus<br />

dem “Ergänzungsplan musisch-kulturelle Bildung“ zum<br />

Bildungsges<strong>am</strong>tplan von 1977 und den Bestimmungen zum<br />

Musikschulwesen im Jugendbildungsgesetz Baden-Württemberg.<br />

Grundlegende Bildungs-Aufgaben sind: Heranführen an Musik,<br />

Anregen von Musikalität, Finden und Fördern musikalischer<br />

Begabungen, Anleiten zum aktiven Musizieren – alleine, in der<br />

F<strong>am</strong>ilie und in Gemeinschaften.<br />

Wichtige Nebeneffekte sind: Steigerung der Fähigkeiten in den<br />

Bereichen Kreativität, Konzentration, Wahrnehmung, Leistung,<br />

(Selbst)disziplin usw.<br />

Die pädagogischen Ausbildungs-Methoden, Ziele und Strukturen<br />

beruhen weitgehend auf eigenen Konzepten, sowie auf den<br />

Empfehlungen des Verbandes deutscher Musikschulen.<br />

Mit einem differenzierten Veranstaltungswesen leistet die<br />

Musikschule nicht nur praxisnahe Ausbildung, sondern ist auch<br />

Faktor im Städtischen Kulturleben. Ständige Aktivitäten sind:<br />

Projekte, Wettbewerbe, Schüler - und Lehrerkonzerte, Tag der<br />

offenen Tür, regionaler, überregionaler und europäischer<br />

Austausch, „Musikbörse“ = Integration im öffentlichen Leben vor<br />

Ort durch Auftritte bei Fremd-Veranstaltungen bei: Schulen,<br />

Vereinen, Jugendeinrichtungen, Volkshochschule, Kirchen und<br />

freien Trägern. Bei den Wettbewerben der Sparkasse<br />

Markgräflerland und dem bundesweiten Wettbewerb „Jugend<br />

musiziert“ ist die Städt. Sing- und Musikschule aktiv und erfolgreich<br />

beteiligt.<br />

Die Reform, ihre Maßnahmen und Ergebnisse<br />

In der Mitte der 90er-Jahre war die Städt. Sing und Musikschule<br />

<strong>Weil</strong> aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen der<br />

Kommunen mit der Notwendigkeit von substanziellen<br />

Sparmaßnahmen konfrontiert. Dies löste eine umfassende<br />

Sanierung aller Arbeitsbereiche ein. Die konzeptionelle Grundlage<br />

war die Schrift „Musikschule im Wandel“.<br />

Die wirtschaftliche Situation war leider nicht nur temporärer Natur.<br />

Für die Musikschule wurden 2002 Haushaltsziele vorgegeben,<br />

- 11 -


Die Ziele �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Motivierte<br />

Lehrkräfte und<br />

ihr Leitbild<br />

Haushalts- �<br />

Maßnahmen<br />

�<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

teilweise sollten Einsparungen auch durch Rationalisierungen im<br />

Sinne des neuen Oberzentrums erreicht werden (Fächer<br />

zus<strong>am</strong>menlegen usw.).<br />

Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen in den Städten<br />

Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> beschritt die<br />

<strong>Weil</strong>er Musikschule letztlich ihren eigenen Reform-Weg. Dabei<br />

wurde die Ges<strong>am</strong>t-Struktur neu definiert.<br />

Die Reformen erstrecken sich von der Sanierung der<br />

Organisations-Struktur über verbesserte Kommunikations-<br />

Strukturen (Einschulungs - und Informations-Elternabende) bis<br />

hin zur Optimierung des ges<strong>am</strong>ten Angebotsbereiches mits<strong>am</strong>t<br />

der dort praktizierten Unterrichts-Methoden.<br />

Wirtschaftlichkeit, durch Gebührenerhöhungen mit<br />

entsprechender Steuerungs-Wirkung bezüglich der Nachfrage<br />

nach Gruppen – und Einzelunterricht.<br />

mehr Qualität, in Form eines noch bessern Ausbildungsniveaus<br />

durch zusätzliche neue Unterrichts-Inhalte.<br />

Ein Höchstmaß an Flexibilität, alle Unterrichtsarten können<br />

künftig weitgehend miteinander kombiniert werden (z. B.<br />

Gruppenunterricht mit Einzelunterricht). Schüler können bei<br />

schnellem Lernfortschritt Stufen überspringen, wer keinen<br />

kontinuierlichen Unterricht möchte , kann zeitlich begrenzte<br />

Unterrichts-Abos buchen.<br />

Eine weitere Steigerung der Attraktivität der Musikschule durch<br />

noch mehr kulturell - musikalisches Engagement in der<br />

Öffentlichkeit (Vorspiele und Konzerte, Teilnahme an<br />

Wettbewerben, sowie Gemeinschaftsprojekte mit<br />

allgemeinbildenden Schulen).<br />

Als Ergebnis einer sehr konstruktiven inneren<br />

Auseinandersetzung über „die ideale Arbeits-Motivation“ eines<br />

Musikschul-Mitarbeiters hat das Lehrerkollegium zuerst ein<br />

Leitbild formuliert, welches neu gewonnene, positive persönliche<br />

und berufliche Einstellungen wiedergibt.<br />

Auf neue „Markt-Entwicklungen“ will man mit entsprechenden<br />

Ausbildungskonzepten und Angeboten reagieren, um den<br />

Schülern und Eltern, sowie der ges<strong>am</strong>ten Öffentlichkeit einen<br />

hohen Nutzen zu garantieren. Sich selbst glaubt die Musikschule<br />

hiermit eine sicherere Existenz-Grundlage zu verschaffen.<br />

Zur Erreichung der Haushaltsziele verzichtete die Musikschule<br />

bislang auf die Wieder-Besetzung einer Blockflöten - und<br />

Gitarren-Stelle.<br />

Neues Gebühren-Konzept mit folgenden Zielen:<br />

• Mehr-Einnahmen (zur Erfüllung der Budgetierungs-Vorgaben).<br />

Haushalts-Ziel im Jahr 2005: Mehr-Einnahmen von 19 000 Euro,<br />

unter der Annahme, dass künftig 50% der Schüler anstatt 45<br />

Minuten nur noch 30 Minuten Einzelunterricht nehmen;<br />

• den gestiegenen Tarifen qualitativ hochstehende Angebote<br />

gegenüber stellen;<br />

• die Nachfrage nach Gruppenunterricht verstärken (Einzelunterricht<br />

weniger subventionieren). Durch Kooperation mit den<br />

allgemeinbildenden Schulen erhöht sich die Schülerzahl<br />

mittelfristig, so können frei werdende Unterrichtszeiten wieder<br />

belegt werden.<br />

- 12 -


schlankere<br />

Organisation<br />

Systematisierung<br />

der Unterrichts-<br />

Struktur-<br />

Gruppenunterr.<br />

als Standard<br />

Neue Fächer<br />

Bildungs-<br />

Partnerschaften<br />

Intensivierung<br />

interkultureller<br />

Austausche<br />

das „Herz“<br />

der Reformen:<br />

Differenzierung<br />

der Unterrichtspraxis,<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Abbau der Fachbereichsleitungen: Die organisatorischen<br />

Aufgaben der Fachbereichsleiter werden vom Schulleiter und<br />

seinem Stellvertreter in direkter Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den<br />

Lehrkräften wahrgenommen.<br />

Die Unterrichts-Fächer wurden klarer gegliedert in:<br />

A) Grundstufe:<br />

„Musikzwerge“, Musikalische Früherziehung, neu: Musikalische<br />

Grundausbildung und der Instrumentale Orientierungsunterricht.<br />

B) Hauptfächer:<br />

Diese repräsentieren die Besetzung eines Sinfonieorchesters (alle<br />

Streich – Blas – und Schlaginstrumente), hinzukommen<br />

Zupfinstrumente, Tasteninstrumente und Gesang.<br />

Im Hauptfach-Unterricht gilt künftig der Gruppenunterricht als<br />

Standard. Besonders Begabte erhalten flexiblen Kombiunterricht<br />

(Gruppe kombiniert mit Einzelunterricht).<br />

Neu ist die „Aufbauklasse“, Ziel: spezielle Förderung besonders<br />

leistungsbereiter und begabter Schüler.<br />

C) Ergänzungsfächer:<br />

Ziele: Orchester-Reife, durch regelmäßige Teilnahmen in<br />

Ensembles (Bläser – und Streicherspielkreise) und im<br />

Schulorchester / Aktionen im rahmen der Musikbörse. Als<br />

Plattform für besonders qualifizierte Schüler und als Anlass für<br />

eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den benachbarten Musikschulen<br />

in unserer Region dient die im Jahre 1999 von uns gegründete<br />

„Junge Philharmonie der Musikschulen“.<br />

D) Musikkolleg (neu): Im geplanten Ton-Studio wird Musikmachen<br />

und Bearbeiten mit dem Computer als ständiges Unterrichtsfach<br />

etabliert.<br />

Für türkische Mitbürger soll ab Oktober das Instrument „Saz“<br />

angeboten werden.<br />

Die Kooperation mit allgemein bildenden Schulen beschränkt sich<br />

künftig nicht mehr auf Projektarbeit. Aufgrund der neuen<br />

Bildungspläne sollen Schüler der allgemeinbildenden Schulen<br />

künftig (im Te<strong>am</strong>-Teaching) durch Lehrkräfte beider Schularten<br />

gemeins<strong>am</strong> unterrichtet werden. Ziele: Bündelung von Lehr-<br />

Kompetenz, Vernetzung des Klientels im Vorstufen-Bereich des<br />

musikschulspezifischen Hauptfach-Unterrichtes; Kooperation.<br />

Die mehrjährige intensive Verbindung zur Musikschule St. Louis in<br />

Frankreich soll neu aufgegriffen werden.<br />

Der fruchtbare Austausch mit spanischen Musikschulen wurde<br />

durch eine neue Partnerschaft mit der Musikschule Santa<br />

Perpetua (Barcelona) erweitert. Kontakte mit der privaten<br />

Musikschule in Bognor Regis werden entwickelt.<br />

Unterschiedliche Lernsituationen erfordern ein Spektrum an<br />

unterschiedlichen Unterrichtsformen. Diesbezüglich bedurfte es<br />

einer Um – und Weiterorientierung unter den Lehrenden.<br />

Als Alternative zum (teueren) Einzelunterricht im<br />

Hauptfachbereich hat die Musikschulleitung zus<strong>am</strong>men mit dem<br />

Lehrkörper praxisfähige Gruppen-Unterrichts-Konzepte entwickelt,<br />

- 13 -


Erfolg mit<br />

effizienten<br />

Konzepten<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

mit der Maßgabe, Qualitäts-Standards zu halten.<br />

Die neuen Unterrichts-Formen (Klein – und Großgruppen und<br />

„Te<strong>am</strong>-Teaching“) wurden in Lehrekonferenzen praktisch erprobt<br />

und zur allgemeinen Anwendungsreife optimiert.<br />

Der „Instrumentale Orientierungsunterricht“, die „Musiksalische<br />

Grundausbildung“, Gruppen – und Kombi-Unterricht im<br />

Hauptfachbereich - auch im Fach Klavier - sind bereits erfolgreich<br />

in der Pilot-Phase.<br />

Leistungs-Profil und notwendige Arbeitsgrundlagen<br />

Arbeits-<br />

Grundlagen<br />

zum Teil<br />

verbesserungsbedürftig<br />

Lösungen im<br />

Gange<br />

Im regionalen Umfeld wird der <strong>Weil</strong>er Musikschule seit Jahren eine<br />

richtungsweisende hervorragende Marktposition bescheinigt.<br />

Beispiele: Sie ist Gründer der „Jungen Philharmonie der<br />

Musikschulen“; hat qualitativ und quantitativ die besten Quoten im<br />

Wettbewerb „Jugend musiziert“, bis zur Bundesebene; betreibt<br />

eine besonders dyn<strong>am</strong>ische öffentliche Veranstaltungsarbeit;<br />

verfügt über ein besonders flexibles und differenziertes Angebot<br />

sowie über effiziente konzeptionelle Grundlagen.<br />

Der Erhalt dieses Profils der Musikschule erfordert die<br />

uneingeschränkte Handlungsfähigkeit des Personals.<br />

Vor allem im Raum-Bereich befindet sich die MS <strong>Weil</strong> inzwischen<br />

weit hinter den üblichen Standards. Die <strong>Weil</strong>er Musikschule ist<br />

unter den fünf letzten - der ca. 230 Musikschulen im<br />

Landesverband Baden-Württemberg - welche noch nicht über eine<br />

eigene zentrale Unterrichts-Stätte verfügen.<br />

Der Ausbau der Nutzungsmöglichkeiten im Alten Rathaus ist daher<br />

der Musikschule wichtigstes Anliegen.<br />

Seit zwei Jahren erfüllt das Alte Rathaus nun die Funktion einer<br />

Zentralen Unterrichts-Stätte, mit wichtigsten Struktur-Räumen (für<br />

den Musikalischen Grundstufen-Unterricht und Lager).<br />

Im Jahr 2003 hat die Musikschule für das Haus der Vereine<br />

Vorschläge unterbreitet: hinsichtlich erweiterter Belegungs-<br />

Möglichkeiten, einer Lösung für den geplanten Medien-Unterricht,<br />

sowie für Standard-Einrichtungen (Schränke, Telefon, Kopiergerät,<br />

usw). Die Umsetzung ist in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t<br />

und der Hausverwaltung derzeit im Gange.<br />

Das Haus der Vereine bietet vormittags der Volkshochschule,<br />

nachmittags der Musikschule und abends den Vereinen und dem<br />

Städtischen Kultur<strong>am</strong>t für Konzerte und Veranstaltungsprojekte<br />

Räume mit unterschiedlichsten Voraussetzungen. Der Konzertsaal<br />

und der Gewölbekeller dienen öffentlichen Veranstaltungen; die<br />

Vermietung der Säle und Räume ist in einer Gebührensatzung<br />

geregelt.<br />

Die erneuerten / neuen Fächer-Angebote im Detail<br />

a) Grundstufe:<br />

Die „Musikalische Grundausbildung“ (früher „Instrumentaler Vorkurs“)<br />

schafft bei den Kindern umfassende Grundlagen für einen späteren instrumentalen<br />

Hauptfach-Unterricht.<br />

- 14 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Dieser einjährige Unterricht beinhaltet die Schwerpunkte Singen, Blockflöte, und<br />

kindgerechte Theorie und richtet sich an Kinder ab 6 Jahre, mit – oder ohne<br />

Vorkenntnisse. Nach Ablauf der „Musikalischen Grundausbildung“ wird den Kindern<br />

empfohlen, mit dem „Instrumentalen Orientierungs-Unterricht“ zu beginnen.<br />

„Instrumentaler Orientierungs-Unterricht“. Innerhalb vier vierteljähriger Phasen<br />

werden in je 5 bis 8 Unterrichtsstunden umfassende Grundkenntnisse auf Blas –<br />

Streich – Zupf – Schlag – und Tasteninstrumenten vermittelt.<br />

Inhalte: Tonerzeugung bei Holz - und Blechbläsern bis hin zu streicherischen<br />

Grundlagentechniken (Griffe und Bogen).<br />

Der kindgerechte Einführungsunterricht wird in Kleingruppen, jeweils durch eine<br />

Fachlehrkraft erteilt. Instrumente werden durch die Musikschule zur Verfügung<br />

gestellt. Am Ende des „Schnupper-Jahres“ sind die Kinder zwischen 8 und 9 Jahre<br />

alt und können leichte Kinderlieder spielen. Sie sind dann in der Lage, eine sichere<br />

Fächer-Entscheidung zu treffen und mit einem fundierten Grundwissen mit dem<br />

Unterricht auf ihrem Wahl-Instrument zu beginnen.<br />

b) Hauptfachbereich:<br />

Die neue Aufbauklasse besteht aus einem Paket mit den Fächern: Hauptfach<br />

(Einzelunterricht 45 Min.), Nebenfach (Gruppen-Unterricht 45 Minuten) und Theorie /<br />

Gehörbildung (Klassen-Unterricht 45 Minuten).<br />

Die Zulassung erfolgt aufgrund eines erreichten ersten Preises beim<br />

Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“.<br />

Für die Schüler der Aufbauklasse bestehen folgende Verpflichtungen: Teilnahme in<br />

Orchestern und Ensembles sowie das Engagement im Bereich Musikbörse.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der Begabungs – und Sozialförderung soll die Gebühr für<br />

die Aufbauklasse niedrig sein. Aufgrund der gedeckelten Unterrichts-Kapazität ist die<br />

Aufnahme-Quote begrenzt.<br />

Abo-Unterricht: Neben dem kontinuierlichen ganzjährigen Unterricht besteht die<br />

Möglichkeit, ein auf 9 Unterrichtseinheiten begrenztes Unterrichts-Abonnement mit<br />

dem Vorteil der flexiblen Unterrichts-Terminierung buchen (spezielle Ferien-Belange<br />

Erwachsener werden berücksichtigt). Anwendungsbereich ist der Instrumental-<br />

Unterricht.<br />

Mit dem neuen Fach Musikkolleg bietet die Musikschule neben dem „normalen“<br />

Unterrichtsbetrieb auch die Möglichkeit, sich in zeitlich begrenzten Kursen in<br />

folgenden Themen-Bereichen fortzubilden: Dispokinese, Musikproduktion mit dem<br />

Computer, Improvisation nach Akkordsymbolen, Einführung in Instrumentaltechnik,<br />

Übtechniken, Theorie, Gehörbildung, Einstudierung von Orchesterstimmen.<br />

Im Zentrum des Musikkollegs sollen Popularmusik –Angebote stehen.<br />

Ausgangspunkt sind die heute aktuellen Musikproduktions-Methoden mit<br />

Computergesteuerter Home-Studio-Technik. Unzählige neue Musik-Formen und<br />

künstlerische Kreations-Möglichkeiten locken und weisen ins neue Jahrtausend.<br />

Obwohl die Pflege traditioneller Musik (Barock, Klassik, Romantik) auch künftig zu<br />

den Hauptaufgaben gehört, muss das Angebot um solche Fächer dringend erweitert<br />

werden, denn die heutigen Schüler sind trend-orientiert!<br />

Fast jeder Dritte besitzt ein Computer mit Harddisk-Recording-Möglichkeiten, den<br />

vielen autodidakten Midi – und Audioanwendern soll künftig Fachunterricht angeboten<br />

werden.<br />

Klassenmusizieren im Verbund mit allgemeinbildenden Schulen: Aufgrund des<br />

wachsenden gesellschaftlichen Konsenses hinsichtlich schulischer<br />

Ganztagsangebote soll die Förderung und Pflege musikalischer Kompetenzen<br />

- 15 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

aufgrund neuer Bildungspläne in Zukunft über Bildungspartnerschaften zwischen<br />

Musikschulen (MS) und allgemeinbildenden Schulen (AS) erfolgen.<br />

Die Musikschule leistet hierbei jedoch kein Betreuungs - sondern ein<br />

Bildungsangebot!<br />

Eine derartige Kooperation ist grundsätzlich mit allen allgemeinbildenden Schulen<br />

erwünscht. Konkrete Planungen gibt es bislang mit der Karl-Tsch<strong>am</strong>ber-Schule und<br />

dem Kant-Gymnasium.<br />

Beide sind als öffentliche Einrichtungen ideale Partner, sie können:<br />

- pädagogische und logistische Ergänzungsmöglichkeiten ausschöpfen (gemeins<strong>am</strong>e<br />

Nutzung der Fachräume, gemeins<strong>am</strong>e Ensembles),<br />

- spezifische Stärken von MS-Lehrern und Pädagogen der AS bündeln,<br />

- Begabungen herausfiltern und zur handwerklichen Ausbildung an MS weiterleiten.<br />

Zielgruppen sind die 4.und 5. Klassen.<br />

Die Musikschul-Lehrkräfte üben Ihre Tätigkeit in der Allgemeinen Schule im Rahmen<br />

ihrer Anstellung bei der Musikschule aus.<br />

In der Regel bildet eine Musikschul-Lehrkraft zus<strong>am</strong>men mit einer Lehrkraft der<br />

Allgemeinen Schule ein Te<strong>am</strong>. Unterrichtet wird an Vormittagen innerhalb dem<br />

Kernunterricht der Allgemeinen Schule, im AG-Bereich und in Betreuungszeiten.<br />

Als Inhalte sind geplant : Komposition, Keyboard, Computer, Theorie, Saz,<br />

Klassenmusizieren Bläser + Streicher; Chor – und Orchestergemeinschaften,<br />

Musiktheaterprojekte.<br />

Finanzierung:<br />

• Personal: über kostendeckende Musikschul-Gebühren.<br />

• Instrumenten- Anschaffung: durch beide Schulen in Verbindung mit ihren<br />

Fördervereinen und durch Nutzung von Sponsoring-Möglichkeiten (Banken / Projekt-<br />

Töpfe).<br />

Nach dem aktuellen statistischen Sachstand umfasst der Personalbereich 15 BAT-<br />

Vollstellen, welche auf 28 Lehrkräfte, eine Verwaltungsangestellte, den<br />

stellvertretenden und den Schulleiter umgelegt sind. Die insges<strong>am</strong>t 800 Schüler<br />

werden wöchentlich 320 Unterrichtseinheiten an fünf Unterrichtsorten in der<br />

Kernstadt, den <strong>Stadt</strong>teilen Friedlingen und Haltingen und in der Gemeinde Binzen<br />

unterrichtet. Das Fächerangebot enthält alle Orchesterinstrumente, Gesang, Harfe,<br />

Klavier, Kirchenorgel, Keyboard, Blockflöte, Gitarre und Schlagzeug.<br />

Kostenentwicklung<br />

Der vom Gemeinderat vorgegebene Budget-Rahmen sowie tarifliche<br />

Lohnerhöhungen und der Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten sind<br />

bestimmend für die jeweilige Höhe der Musikschul-Gebühren. Um den Budget-<br />

Rahmen jeweils zu gewährleisten, werden Kostensteigerungen durch turnusmäßige<br />

Anpassungen der Musikschul-Gebühren im Zwei-Jahres-Rhythmus kompensiert. Mit<br />

der Gebührenerhöhung zum Schuljahr 04/05 wurde zugleich ein neues Konzept<br />

verbunden, welches die flexible Anpassung differenzierter Unterrichtsformen<br />

- 16 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

gewährleistet(s.o). Als Grundlage der Gebührenberechnung wurde wiederum in<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Rechnungsprüfungs<strong>am</strong>t eine Kostenrechnung erstellt,<br />

aufgrund derer die Tarife angepasst wurden. Die Kostendeckungsgrade entsprechen<br />

weiterhin dem bisher bestehenden Schlüssel: Gebühren (Finanzierungsanteil der<br />

Eltern) = 46%; Zuschuss-Anteil der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> = 39%, Zuschüsse des<br />

Kreises, des Landes und der Umlandgemeinden insges<strong>am</strong>t = 15%.<br />

Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

Musik hat in allen Kulturbereichen eine zentrale Bedeutung für die Entfaltung des<br />

Individuums und kommt (durch ihre Gemeinschaft stiftende Wirkung) in hohem Maße<br />

der ges<strong>am</strong>ten Gesellschaft zugute. Die Musikschule sollte daher auf breitester Ebene<br />

als Stätte sozialer Integration und ganzheitlicher Entwicklung gesehen und anerkannt<br />

werden.<br />

Den Anstoß hierzu kann nur die Musikschule selbst leisten (durch die Wahrnehmung<br />

neuer Aufgaben und pädagogischer Ansätze wie z.B. übergreifende Projekte und<br />

soziale Unterrichtsformen). Von der künftigen Lehrkraft ist ein hohes Maß an<br />

Offenheit für die vielfältigen Entwicklungen der heutigen pluralistischen Gesellschaft<br />

insofern gefordert, als dass sie diese anerkennt bzw. ihre Arbeit an deren<br />

Bedürfnissen ausrichtet, indem sie sich für die erklärten Ziele der Institution<br />

Musikschule persönlich engagiert. Wenn eine überwiegende Zahl von Lehrkräften<br />

hierzu bereit ist, kann für die Institution und ihren ges<strong>am</strong>ten Wirkungsbereich ein<br />

entsprechend hoher Nutzen erwartet werden: eine von der Öffentlichkeit gewollte und<br />

getragene kontinuierlich sichere Existenz.<br />

2.1.2 Musik und Schulen<br />

Die Schulmusik spielt im Rahmen der vom Kultusministerium ermöglichten<br />

Rahmenbedingungen (Lehrkräfte, Unterrichtsdeputate) eine wichtige Rolle an allen<br />

Schultypen in der <strong>Stadt</strong>. Eine Reihe von Schulen stellen die Ergebnisse des<br />

Musikunterrichtes öffentlich vor. Insbesondere beim Kant-Gymnasium haben sich in<br />

den letzten Jahren bemerkenswerte Konzertprojekte ergeben, teilweise auch mit<br />

grenzüberschreitender und internationaler Auswirkung (Chorprojekt mit Schule in<br />

Szolnok/Ungarn im April 2005). Die Realschule hat ebenfalls in den letzten Jahren<br />

einige überregional beachtliche Projekte verwirklicht. Die Kooperation zwischen<br />

Musikschule und Schulen sowie Kindergärten stellt eine Option auf künftige<br />

Handlungsbereiche der Musikschule dar.<br />

- 17 -


2.2. Kulturvereine und freie Organisationen<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Chöre, Musikvereine und Orchester leisten einen erheblichen Beitrag zur<br />

musikalischen Bildung der Gesellschaft; das Kulturleben der Städte und Gemeinden<br />

wäre entwschieden ärmer ohne die Auftritte der Musik<strong>am</strong>ateure. Deren<br />

Dachorganisation ist der Deutsche Musikrat mit 91 Fachorganisationen und 16<br />

Landesmusikräten, die zus<strong>am</strong>men für rund acht Millionen musizierende Bürger(innen)<br />

stehen. Dabei stellen die Männer mit zwei Dritteln aller Ehren<strong>am</strong>tlichen eine deutliche<br />

Mehrheit. Der Musikrat selbst stützt sich stark auf ehren<strong>am</strong>tlich Tätige in seiner<br />

dauerhaften Organisation wie insbesondere seinen großen Veranstaltungen. Allein<br />

beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, bei dem bundesweit gut 14 000 Helfer<br />

mitwirken, wird Arbeit im Wert von 2,2 Millionen € geleistet. 3<br />

In Baden-Württemberg wirken in Gesangs- und Musikvereinen rund 700 000<br />

Menschen mit. Die Vereinslandschaft ist gegliedert durch die zum Teil schon 150<br />

Jahre alten Landesbünde, die Dachverbände für rund 12 000 Ensembles ( 5000<br />

Blasmusik-Kapellen, 4800 Chöre, mehr als 1600 Harmonika-Gruppen, 500 Gruppen<br />

der Zupf- und Zithermusik, der Amateurorchester und der Hackbrettbünde).<br />

In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurden 1985 „allein 18 Vereine mit über 3100 Mitgliedern –<br />

darunter 880 aktive – „ gezählt, die sich “kulturellen Aufgaben“ widmen, „etwa der<br />

Pflege des Liedguts, wie zahlreiche Gesangvereine in allen <strong>Stadt</strong>teilen, darunter der<br />

älteste Verein in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, der 1836 gegründete Gesangverein Alt-<strong>Weil</strong>, und<br />

auch Eisenbahner- und Werkschöre.“ 4<br />

Bereits 1851 galt, was der d<strong>am</strong>alige evangelische Pfarrer Dorn aufschrieb: „Die<br />

Einwohner sind wohl etwas genusssüchtig, dabei aber intelligent, entschlossen,<br />

tatkräftig, spars<strong>am</strong>, überaus fleißig und lieben Musik und Gesang.“ In der Chronik von<br />

Ludwig Keller finden sich Hinweise auf eine Mitteilung, dass bereits um 1780 ein<br />

Frauenchor bestanden habe, den der Lehrer Georg Friedrich Bronner geleitet habe.<br />

Diesem Chor gehörte auch Gustave Fecht an. Die ersten Altweiler<br />

Vereinsgründungen gingen auf die Musikerf<strong>am</strong>ilie Kaufmann zurück und fielen in die<br />

Zeit der Romantik und Restauration, als sich ein Bedürfnis an bürgerschaftlicher<br />

Selbständigkeit und Gemeinsinn in kulturellen Aktivitäten artikulierte. Die<br />

bürgerschaftlichen Rechte waren anfangs des 19.Jahrhunderts noch wesentlich<br />

eingeschränkter.<br />

Heute sind die Rahmenbedingungen völlig verändert. Insbesondere Gesangvereine,<br />

die noch <strong>am</strong> Liedgut der Gründerzeit hängen, verlieren das Interesse in der jüngeren<br />

Generation; Beleg dafür ist zum Beispiel die Löschung der „Sängervereinigung <strong>Weil</strong>“<br />

aus dem Vereinsregister, nachdem der Vorsitzende gestorben war. Während das<br />

Durchschnittsalter von Musikvereinen häufig sehr jung ist, versuchen Gesangvereine<br />

einen Konsens zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu finden. Beispiele sind<br />

der Aufbau von Kinderchören, die Kooperation zwischen Frauen- und Männerchören<br />

oder die Aufgabe der Geschlechterdomäne bei Traditionsvereinen. Der Zulauf von<br />

Mitgliedern verschiedener Generationen bei Chören wie dem Rockchor Ötlingen<br />

dokumentiert, dass die häufig diskutierte Krise der Vereine nicht an ihrer Struktur<br />

liegt, sondern vor allem eine Frage des Progr<strong>am</strong>ms ist.<br />

Kulturvereine sind integrale Bestandteile eines Gemeinwesens; sie sind traditionell<br />

ein beliebter Treffpunkt für die Verwirklichung der persönlichen Interessen, zur Pflege<br />

des Hobbys und für die Pflege von sozialen Kontakten. Von den Vereinen werden<br />

3 Das Bürgerland Handbuch, Hrsg Landesregierung Baden-Württemberg<br />

4 Dr.Sepaintner in „Das Markgräflerland 2/1986<br />

- 18 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

viele Leistungen erbracht, die ansonsten die öffentliche Hand erbringen müsste. Dazu<br />

zählen auch eine Reihe von geselligen Anlässen wie die Straßen- oder Teilortsfeste<br />

und die zunehmende Zahl Erlebnisveranstaltungen zur Förderung der Attraktivität von<br />

<strong>Stadt</strong> und Gewerbe. Während der Landesgartenschau 1999 hat das<br />

Veranstaltungsmanagement in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t bereits mit<br />

großem Erfolg versucht, die Bühnen der Grün 99 als Plattform für einheimische<br />

Vereine anzubieten. Größere Projekte der Orchestergesellschaft, der<br />

Chorgemeinschaft 75 oder des Mandolinenorchesters bestanden die<br />

Bewährungsproben bei großen Open-Air-Konzerten.<br />

Förderungen: Die Kulturvereine werden durch die <strong>Stadt</strong> auf verschiedenen Ebenen<br />

gefördert<br />

� durch die kostengünstige Bereitstellung von Proberäumlichkeiten im „Haus der<br />

Vereine“ und in Schulen<br />

� durch Einzelfallförderung auf Antrag<br />

� durch Projektförderung<br />

� durch indirekte Projektförderung (Städtepartnerschaften)<br />

Ziele: Koordination, Basisfinanzierung und Moderation von Projekten wie PROMS,<br />

dem badenova-Bläserfestival oder anderer Projekte mit Beteiligung unterschiedlicher<br />

Vereine unter Beteiligung der Dachverbände. Aufbau und Ergänzung einer<br />

technischen Infrastruktur für Auftritte, insbesondere bei Open-Air-Projekten (Podeste,<br />

Bestuhlung, mobile Licht- und Tochtechnik.<br />

2.2.1 Musikvereine, Orchester<br />

Akkordeon-Orchester<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

231 23 208 13 ca. 2<br />

Harmonika-Club Haltingen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

220 40 180 20 ca. 8 - 10<br />

Mandolinengesellschaft<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

83 10 73 - ca. 2 – 4<br />

Orchestergesellschaft<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

210 70 140 4 ca. 5 – 8<br />

<strong>Stadt</strong>musik <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

500 60 440 80 ca. 25<br />

Musikverein Haltingen (www.musikverein-haltingen.de)<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

312 27 222 15 ca. 15<br />

+ 48 Ehren<br />

Musikverein Märkt<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

241 27 214 9 ca. 19<br />

- 19 -


2.2.2 Chöre<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Chorgemeinschaft 75<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

177 42 135 - ca. 3<br />

Eisenbahner Gesangverein<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

198 20 178 ca. 10 – 15<br />

Gesangverein <strong>Weil</strong> 1836 (www.gesangverein-weil.de)<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

330 26 214 90 ca. 10<br />

Frauenchor <strong>Weil</strong><br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

164 27 137 - ca. 2<br />

Gesangverein Haltingen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

318 83 235 - ca. 25<br />

im Männerchor<br />

u. Frauenchor<br />

Gesangverein Eintracht Ötlingen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

156 29 127 - ca. 11<br />

Rockchor Ötlingen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

133 53 80 - ca. 10<br />

Singkreis Ötlingen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

50 36 14 - ca. 5<br />

2.2.3 Kirchenmusik<br />

Kirchen sind in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> die schönsten und akustisch besten<br />

Konzerträume. Drei Konzertreihen in <strong>Weil</strong>er Kirchen werden vom Kultur<strong>am</strong>t<br />

organisiert bzw gemeins<strong>am</strong> mit den Kirchengemeinden veranstaltet. Daneben<br />

sind die Kirchen selber Veranstalter von Konzerten. Die Kirchenchöre treten<br />

nicht nur im Rahmen von Gottesdiensten auf. Unabhängig von einer<br />

Kirchengemeinde hat sich die „Junge Kantorei“ unter der musikalischen<br />

Leitung von Hans-Jürgen Wäldele zu einem Projektchor von anspruchsvoller<br />

Qualität entwickelt, der nicht nur in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, sondern auch in anderen<br />

Gemeinden konzertiert.<br />

Chöre der Katholischen Kirchengemeinden<br />

Gemeins<strong>am</strong>er Kirchenchor<br />

- 20 -


Kirchengemeinde St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und<br />

Kirchengemeinde St. Maria in Haltingen<br />

Dirigentin: Dorothea Kaiser<br />

Kirchenchor<br />

Kirchengemeinde Guter Hirte, Friedlingen<br />

Chorleiterin: Marianne Breitmeier<br />

Chor Vivace<br />

Kirchengemeine St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Chorleiterin: Marlies Wiechert<br />

Kinder- und Jugendchor Sunshines<br />

Kirchengemeinde St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Chorleiterin: Marlies Wiechert<br />

Haltinger Singkreis<br />

Kirchengemeinde St. Maria in Haltingen<br />

Chorleiter: Marcel Wehrle<br />

Evangelische Kirchengemeinden<br />

Ev. Kirchengemeinde Haltingen St. Georgskirche<br />

Kirchenchor<br />

Chorleiter: Herr Schwannberger<br />

Jugendchor<br />

Chorleiter: Frau Hagen<br />

Kinderchor<br />

Chorleiter: Frau Abels<br />

Ev. Kirchengemeinde Friedlingen<br />

Kirchenchor<br />

Chorleiter: Frau Esch<br />

2.2.4 Musiker(innen) und Ensembles<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Durch die Nähe zur Kulturstadt Basel, der Musikakademie und einem vielfältigen<br />

Angebot an Entfaltungsmöglichkeiten konnten sich in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zahlreiche<br />

Talente der Musik beruflich widmen. Schon die ersten Vereinsgründungen<br />

gingen auf Initiativen von Persönlichkeiten zurück, die sich als Musiker oder<br />

Dirigenten zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes verdienen konnten.<br />

Heute geben zahlreiche Musiker auch der regionalen Kulturszene wichtige<br />

Impulse, Als Beispiele seien genannt –<br />

� Christian Leitherer: Der Markgräfler Kunstpreisträger 2004 studierte<br />

Historische Clarinetten an der Schola Cantorum in Basel. Er ist heute ein<br />

geschätztes Mitglied internationaler Barockorchester und<br />

K<strong>am</strong>mermusikvereinigungen sowie Leiter des Ensembles Crescendo. Sein<br />

stupendes Können als Instrumentalist wird durch ein umfangreiches Wissen um<br />

die Bedingungen historischer Aufführungspraxis fundiert. Neben seinem<br />

künstlerischen Wirken ist Christian Leitherer auch als Pädagoge in vielfältiger<br />

Weise tätig. Mit dem Bläseroktett Amphion war er 1.Preisträger des renomierten<br />

Van Wassenaer Contest in Den Haag 1998, sowie Finalist des Festivals von<br />

- 21 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

York 1999. Seine Arbeit ist durch Rundfunk-/ Fernseh oder CD-Produktionen in<br />

verschiedenen Ländern dokumentiert.<br />

(www.leitherer.de)<br />

� Hans-Jürgen Wäldele: Musikstudium mit den Hauptfächern Oboe und<br />

Musiktheorie/Komposition in Basel. Verschiedene Ensembles (Getreidesilo, Trio<br />

adesso, Orpheus- Quintett Basel, Ensemble Neue Horizonte Bern, Ensemble<br />

Capricorn, Les roseaux chantants). Projekte mit improvisierter und komponierter<br />

Musik. Zahlreiche Uraufführungen. Soloprogr<strong>am</strong>me. Kompositionen (vom Solo<br />

bis zur Oper). Kurse und Workshops. Lehrtätigkeit (Oboe und Methodik) an der<br />

Musik-Akademie Basel; zahlreiche ungewöhnliche Projekte mit der Jungen<br />

Kantorei, der Musikschule und dem Kultur<strong>am</strong>t wie „Orfeo ed Euridice“ in der<br />

ausgeräumten Kirche oder „Hiob“ in verlassenen Industriehallen.<br />

(www.getreidesilo.net)<br />

� Silke Marchfeld: Die Altistin Silke Marchfeld studierte zunächst Querflöte und<br />

Alte Musik an der Musikakademie Basel. Später folgten Gesangsstudien in<br />

Stuttgart, Basel und Amsterd<strong>am</strong>. Silke Marchfeld ist Finalistin und Preisträgerin<br />

zahlreicher internationaler Wettbewerbe. 1993 wurde sie in Budapest mit dem<br />

"Monteverdi-Preis" ausgezeichnet. Ihre rege Konzerttätigkeit führt sie in viele<br />

wichtige Musikzentren Europas - neben anderen - ins Opernhaus Amsterd<strong>am</strong>, in<br />

die Tonhalle Zürich sowie zu den Salzburger Festspielen. Silke Marchfeld setzt<br />

sich intensiv mit Neuer Musik auseinander. Mehrere eigens für ihre Stimme<br />

komponierten Werke wurden von ihr uraufgeführt.<br />

� Andreas Wäldele: der vielseitige virtuose Musiker mit Geige, Mandoline,<br />

Gitarre, Mandola, Balaleika hat <strong>am</strong> Konservatorium Basel ein Lehr- und<br />

Konzertdiplom bei Radovan Lorkovic erlangt. Gleichzeitig Generalbassbegleitung<br />

auf der Gitarre. Seither rege Konzerttätigkeit in Deutschland und der Schweiz,<br />

u.a. mit Bric a Brac, Musique Simili, Silke Marchfeld und der Sinti-Formation "the<br />

Rigo <strong>Rhein</strong>hardt F<strong>am</strong>ily", dem Armin-Heitz-Trio, dem <strong>Weil</strong>er Ensemble „Take<br />

Four“<br />

Zahlreiche weitere Musik-Persönlichkeiten dokumentieren das schillernde<br />

Spektrum der Musik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>: die Ballett-Tänzerin und Sängerin Barbara<br />

Wäldele, die Kontra-Altistin Natalia Bourlina, der Gitarrist Günther Görtz, der<br />

Trompeter und Dirigent Dieter Steininger, der Dirigent und Trompeter Dieter<br />

Fahrner, der Hornspieler Heiner Krause, die Geigerin Sophie Speyer, der<br />

Dirigent und Horn-Spieler Julian Gibbons, das Barockensemble Musica Antiqua<br />

um den Cellisten und Dirigenten Fridolin Uhlenhut.<br />

2.3 Allgemeine Förderungen (Ausschreibungen, Wettbewerbe)<br />

Auf die Ausschreibung von Preisen und Wettbewerben hat die <strong>Stadt</strong> auch nach<br />

politischer Beratung bislang verzichtet. Die Sparkasse Markgräflerland hat<br />

anlässlich des 150jährigen Jubiläums im Jahr 1988 die Stiftung der Spk Mgl zur<br />

Förderung von Kunst und Kultur gegründet. Mit der Kunststiftung fördert sie<br />

Jugendliche und Erwachsene im Markgräflerland. Der jährlich ausgeschriebene<br />

Markgräfler Jugendkulturpreis wendet sich an Jugendliche, die sich durch<br />

besondere Leistungen in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Fotografie und<br />

Musik auszeichnen. Die dabei vergebenen Förderpreise dienen der weiteren<br />

künstlerischen Aus- und Fortbildung. Der Markgräfler Kunstpreis für Erwachsene<br />

wird ebenfalls jedes Jahr ausgeschreiben und in der Regel in den Bereichen<br />

bildende Kunst und Musik vergeben.<br />

- 22 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Kunstpreisträger aus dem Bereich Musik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> waren bislang Hans-<br />

Jürgen Wäldele, Barbara Wäldele und Christian Leitherer.<br />

2.4 Konzertreihen<br />

Das städtische Veranstaltungskonzept berücksichtigt die Tatsache, dass in <strong>Weil</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> kein Bürgerhaus vorhanden ist. Die Vorteile dieses vordergründigen<br />

Mangels zu nutzen, gilt als reizvolle Herausforderung. Zwischen den großen<br />

Veranstaltungshäusern Burghof in Lörrach, Le Triangle in Hüningen und La<br />

Coupole in St.Louis sowie den Konzerthäusern in Basel wurden nicht nur<br />

inhaltliche, sondern auch räumliche Nischen besetzt. Orchesterkonzerte werden<br />

in der Altrheinhalle in Märkt veranstaltet, K<strong>am</strong>merkonzerte meist in den<br />

ausgesprochen schönen und akustisch geeigneten Markgräfler Kirchen sowie im<br />

Konzertsaal des Hauses der Vereine (Altes Rathaus). Das ursprünglich stärker<br />

benutzte Haus der Volksbildung bleibt inzwischen überwiegend<br />

Schulaufführungen und Theateraufführungen vorbehalten.<br />

2.4.1 Willa Musica<br />

Die Reihe „Willa Musica – Meisterkonzerte in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>“ wurde 1987<br />

vom städtischen Kultur<strong>am</strong>t gegründet. Der N<strong>am</strong>e erinnert an die römische<br />

Siedlung „Willa,“ gleichzeitig auch an die erste urkundliche Erwähnung 786<br />

bei Ercanpert. Die Konzertreihe präsentiert international oder zumindest<br />

überregional bekannte Solisten und Ensembles im Rahmen von<br />

K<strong>am</strong>merkonzerten. Bis zur Eröffnung des Burghofs in Lörrach wurde die<br />

Reihe als Abonnement angeboten, dann wurde das Konzept den neuen<br />

Gegebenheiten angepasst, d.h. nur noch Einzelkonzerte angeboten.<br />

2.4.2 Forum Interpretation<br />

In der Aufbauphase des städt. Kultur<strong>am</strong>tes wurde die Reihe „Forum<br />

Interpretation“ als Ergänzung zu „Willa Musica“ gegründet. Klassische<br />

Werke und moderne Klassik werden in dieser Reihe durch ungewöhnliche<br />

Präsentationsformen und Kombinationen vorgestellt. Die Reihe gilt als<br />

Angebot für solistisch <strong>am</strong>bitionierte Musiker und Musikerzieher in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> und Umgebung und hat eine Reihe von bemerkenswerten<br />

Verbindungen von Musik und Kochkultur oder Kunst hervorgebracht.<br />

2.4.3 Ötlinger Konzerte<br />

Vier Konzerte jährlich werden im Durchschnitt in der städtischen Reihe in<br />

der St.Gallus-Kirche von Ötlingen präsentiert. Seit 1986 werden diese<br />

Konzerte mit einem eigenen Plakatprofil für ein Musikbegeistertes Publikum<br />

organisiert, das die Reize des Ausflugsortes Ötlingen mit dem<br />

sonntäglichen Besuch eines Konzertes verbinden wollen. Vor vier Jahren<br />

hat das Kultur<strong>am</strong>t die künstlerische Leitung dem in Ötlingen wohnenden<br />

Musikerehepaar Heiner Krause und Sophie Speyer übertragen, die mit dem<br />

Ensemble Sirius Brass seither auch das Festliche Neujahrskonzert <strong>am</strong><br />

1.Januar gestalten.<br />

2.4.4 Haltinger Konzerte<br />

Die ehemalige Kantorin der Ev. Kirchengemeinde Haltingen, Irmgard<br />

Herbster hat mit ihren guten persönlichen Kontakten zu überregional<br />

bekannten Musiker-Persönlichkeiten wie dem Cellisten Martin Ostertag und<br />

- 23 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

anderen die unregelmäßige Reihe der „Haltinger Konzerte“ ins Leben<br />

gerufen.<br />

2.4.5 Konzerte in der Evangelischen Kirche Alt-<strong>Weil</strong><br />

Die hervorragenden akustischen und räumlichen Qualitäten der<br />

Evangelischen Kirche in Alt-<strong>Weil</strong> wurden schon seit vielen Jahren für<br />

außergewöhnliche Konzerte genutzt, die überwiegend sakralen<br />

Progr<strong>am</strong>men vorbehalten waren. Das Kultur<strong>am</strong>t veranstaltet dort die <strong>Weil</strong>er<br />

Konzerte des Markgräfler Musikherbstes und vernetzte Projekte wie das<br />

„Europäische Jugendchorfestival“. In den letzten Jahren hat sich durch<br />

Initiative des Kirchengemeinderates ein Arbeitskreis gebildet, der mit<br />

Unterstützung der <strong>Stadt</strong> eine Reihe von mindestens fünf Konzerten pro<br />

Jahr veranstaltet. Vor allem einheimische, regionale professionelle Künstler<br />

sollen präsentiert werden.<br />

2.4.6 Regio-Orgelkonzert-Zyklus<br />

2.5 Festivals<br />

Seit der Einweihung der neuen katholischen Kirche St. Peter und Paul mit<br />

der Metzler-Orgel 1989 organisiert der ehren<strong>am</strong>tliche Organist Dr. Albrecht<br />

Klär für die kath.Kirchengemeinde und mit Unterstützung des<br />

Städt.Kultur<strong>am</strong>tes einen dreiteiligen Regio-Orgelkonzert-Zyklus mit<br />

Organisten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz, der alljährlich<br />

zwischen November und Dezember veranstaltet wird.<br />

Die Konzeption der städtischen Musik-Festivals ist das Ergebnis der Analyse der<br />

sich verändernden reichhaltigen und vielseitigen musikalischen Angebote in der<br />

weiteren Region; wesentliche Einflussfaktoren sind außerdem die finanziellen<br />

Mittel, die Abstimmung der zeitlichen Abfolge und die jeweiligen Nischen im<br />

Progr<strong>am</strong>mangebot der Region. Wichtige Kriterien sind die überörtlichen,<br />

grenzüberschreitenden Vernetzungen, die Berücksichtigung des fachlichen<br />

Potenzials an Persönlichkeiten in der Regio und eine Abstimmung auf<br />

vorhandene kommerzielle und institutionelle Angebote.<br />

2.5.1 String Time<br />

Das Festival String Time eröffnet den Jahresreigen seit 1999 mit einem<br />

zweiwöchigen Konzertprogr<strong>am</strong>m, das zwischen Fasnacht und Ostern im<br />

Konzertsaal und Gewölbekeller des Alten Rathauses „Begegnungen mit<br />

Saitenmusik“ ermöglicht. Drei mal lag die künstlerische Leitung in den Händen<br />

des Gitarristen Dr. Günther Görtz und der Cembalistin Petra Siebold, wobei ein<br />

Schwerpunkt bei der Gitarrenmusik lag. <strong>Weil</strong> inzwischen in Müllheim, in<br />

<strong>Rhein</strong>felden und im Elsass ebenfalls ausgesprochene Gitarrenfestivals<br />

angeboten werden, hat das Kultur<strong>am</strong>t die inhaltlichen Akzente verändert und<br />

Geige, Mandoline, Harfe und Instrumente der Weltmusik stärker fokussiert.<br />

www.string-time.de<br />

2.5.2 Les Muséiques<br />

Das internationale „Museumsmusikfestival“ wurde 2001 als Basler Ereignis mit<br />

einem Ableger, nämlich <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gestartet. Im Vitra Design Museum, der<br />

Fire Station von Zaha Hadid und dem Buckminster Fuller Dome konnten an<br />

einem der meist acht Festivaltage Musiker(innen) erlebt werden, die an der<br />

- 24 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Schwelle zur weltweiten Popularität stehen. Künstlerischer Leiter ist der<br />

weltbekannte Geiger Gidon Kremer, die Organisation obliegt einer Stiftung.<br />

www.lesmuseiques.ch<br />

2.5.3 Badenova-Bläserfestival<br />

Der Anstoß zu diesem Sommerfestival für Bläser k<strong>am</strong> von der <strong>Stadt</strong>musik <strong>Weil</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Mit der dritten Auflage 2005 wird der Kreis der Organisatoren um das<br />

Städt. Kultur<strong>am</strong>t und die <strong>Stadt</strong>musik erweitert um den Kulturring, Jazz in <strong>Weil</strong> und<br />

einige weitere Persönlichkeiten. Die Belebung des Rathausplatzes und ein<br />

Nachfolge-Event nach dem zwei mal erfolgreichen S<strong>am</strong>ba-Festival in der<br />

Innenstadt ist eines der Ziele des Festivals, das zweite ist die Verbindung von<br />

örtlichen Musikvereinen und professionellen Bläsergruppen zu einem<br />

unterhalts<strong>am</strong>en und musikalisch vielseitigen Erlebnis.<br />

2.5.4 Markgräfler Musikherbst<br />

2.6 Jazz<br />

Der Markgräfler Musikherbst bringt seit dem Jahr 2000 international bekannte<br />

Künstler nach Badenweiler, Bad Krozingen, Müllheim, Sulzburg und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong>. Sie musizieren gemeins<strong>am</strong> mit renommierten Musikern, die in Freiburg<br />

und der Region beheimatet sind. Die naturräumliche Vernetzung soll langfristig<br />

auch für Touristen und Besucher des Markgräflerlandes attraktiv sein. Die<br />

künstlerische Leitung liegt bei dem Pianisten Guido Heinke, Dozent an der<br />

Musikhochschule Freiburg. <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist in der Regel mit einem Konzert pro<br />

Jahr beteiligt.<br />

www.markgraefler-musikherbst.de<br />

2.6.1 jazz in weil<br />

Seit 1987 ist „jazz in weil“ bei über 60 Konzerten ein Markenzeichen für intensive<br />

Jazz-Erlebnisse im Gewölbekeller des Alten Rathauses oder im Haus der<br />

Volksbildung. Die spezielle Struktur der Jazzszene bietet die Möglichkeit, auch<br />

ohne großen Apparat Weltklassemusiker zu präsentieren. Überhaupt hat der<br />

Jazz seit seinen Anfängen einen starken weltbürgerlichen Impuls gehabt, so<br />

dass sich heute, weitgehend unbeachtet von der absatzorientierten<br />

Plattenindustrie, durch die Initiative vieler Jazzfreunde in ganz Europa und Japan<br />

ein dichtes Netz der vielfältigsten Aktivitäten entwickelt hat. Die <strong>Stadt</strong> ist<br />

Veranstalter und stellt ihre kulturelle Infrastruktur zur Verfügung. Das Jazz-in-<br />

<strong>Weil</strong>-Te<strong>am</strong>s besteht aus einigen Musikbegeisterten um den Organisator Dieter<br />

Brunow und fühlt sich der Maxime verpflichtet, den Besuchern gut organisierte,<br />

außerordentliche Konzerterlebnisse darzubieten. Dank des Bestrebens, die<br />

ganze Bandbreite kreativer Jazz- und jazzverwandter Bereiche in der Palette<br />

anzubinden, gewann Jazz-in-<strong>Weil</strong> zu seinem sachverständigen Publikum neue<br />

Musikfreunde hinzu. Jazz-in-<strong>Weil</strong> hat heute in internationalen Musikerkreisen<br />

einen sehr guten N<strong>am</strong>en und kann sich selbstbewusst zwischen Freiburg, Basel<br />

und dem Jazz-Mekka Willisau behaupten. 5<br />

2.6.2 Allgemeine Angebote Jazz, Gruppen<br />

5 Homepage www.jazz-in-weil.de<br />

- 25 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Jazz-Konzerte sind Bestandteil vieler Entertainment-Angebote und musikalischer<br />

Events, die insbesondere im Rahmen der zunehmenden Aktivitäten während des<br />

Sommerhalbjahres veranstaltet werden. Anteil daran haben auch regionale<br />

Jazzgruppen wie die Sugarfoot Stompers (mit Heiner Krause aus Ötlingen) oder<br />

Jazz-Connection (mit Dieter Steininger), Zigan Swing- und Klezmergruppen mit dem<br />

<strong>Weil</strong>er Geiger Andreas Wäldele (Baith Jaffe ua), dem <strong>Weil</strong>er Kontrabassisten<br />

Friedemann Rabe oder den <strong>Weil</strong>er Gitarristen Michael Feldges und Hatte Sütterlin.<br />

Als Auftrittsorte haben sich bislang neben den städtischen Veranstaltungen<br />

Gastwirtschaften wie das Gasthaus „Hirschen“ oder der „Vogtskeller“ in Haltingen<br />

bewährt.<br />

2.7. Rock-, Folk- und Popgruppen<br />

So dyn<strong>am</strong>isch die Veränderungen im Bereich der jüngeren Rockgruppen sind, so<br />

dauerhaft haben sich Revival-Bands erhalten. Durch die technischen und stilistischen<br />

Veränderungen und vor allem die Aufsplitterung unterschiedlichster stilistischer<br />

Ausprägungen, die Möglichkeiten der synthetischen Klangerzeugung und die<br />

veränderte Rolle der DJs im darstellenden Musikbereich. Mit den drei Proberäumen<br />

unter dem Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte, die von der <strong>Weil</strong>er Wirtschafts- und<br />

Tourismus GmbH vermietet und weitgehend in Eigenregie betrieben werden, hat die<br />

<strong>Stadt</strong> kostengünstige Angebote geschaffen.<br />

In den letzten Jahren haben sich einige Rockgruppen in den Vordergrund gespielt.<br />

Die Band „Imago“ wurde vom Kultur<strong>am</strong>t zum größten südenglischen „Free Festival“<br />

bei Bognor Regis, dem „Rox 2002´“ vermittelt. Andere proben „im Stillen“ in den drei<br />

Proberäumen beim Kesselhaus und sind inzwischen internationale Thrash-Legenden<br />

wie „Destruction“ (the german thrash metal legend). Weitere Informationen können<br />

über drei Rockgruppen auf ihren jeweiligen Homepages stehen stellvertretend für<br />

eine lebendige Rockszene in der Region.<br />

Imago www.imago-band.de<br />

Destruction www.destruction.de<br />

Umount www.umount.ch<br />

Zwei Rockbands aus den Sechzigerjahren haben durch ihre Comebacks oder<br />

„Revivals“ Mitte der Neunzigerjahre für Aufsehen gesorgt: „ The Young Ones“ und<br />

die „Pepperharp Blues Band“ haben bei ihren Konzerten open air oder in der Märkter<br />

Altrheinhalle einen sehr großen Publikumszuspruch. Mit dem Rockchor Ötlingen hat<br />

in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zum ersten Mal ein Verein das Genre der Rockmusik repräsentiert.<br />

David Brandes aus Haltingen gilt als wichtiger Produzent in der internationalen<br />

Popszene. Brandes hat Anfang der 90er Jahre selbst gesungen, erst als Solist und<br />

dann als Mitglied der Gruppe Xanadu. David Brandes machte sich als<br />

Musikproduzent im deutschsprachigen Raum einen N<strong>am</strong>en, indem er erfolgreich Hits<br />

für E-Rotic, Chris Norman, Chris Roberts, Bad Boys Blue, Harry und Fancy<br />

komponierte. Zur Zeit feiert er großen kommerziellen Erfolg mit der Gruppe Vanilla<br />

Ninja, sowie der ehemaligen Superstar-Anwärterin Gracia (Run & Hide) und der<br />

Dance-Formation Virus Incorporation (Heaven Is A Place On Earth).<br />

www.bros-music.de<br />

Der Popsänger Chris Lais hat nicht nur einen Song über <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> komponiert;<br />

nach einer längeren Episode mit der Gruppe „Tolledo“ war er von der Firma Koch<br />

Records unter dem N<strong>am</strong>en Cabrio und dem Titel "Die kleine Rosemarie"<br />

aufgenommen worden. - Der Titel belegte in der Ausscheidung zum Grand Prix der<br />

- 26 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Volksmusik 1992 den 16. Platz. Die Zukunft - Chris Lais hat sich als Solo-Interpret mit<br />

der Textdichterin Gisela Schulthess und den Produzenten Werner und Melitta Liebel<br />

von AMOR RECORDS zus<strong>am</strong>men getan. Daraus ist der erste Titel "Gib mich frei"<br />

entstanden.<br />

2.8. Allgemeine Musikangebote<br />

Über die beschriebenen musikalischen Angebote von Kultur<strong>am</strong>t, Musikern und<br />

Vereinen hinaus finden sich auf dem Kulturkalender der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> auch<br />

viele Angebote von Ensembles und Musikern, Institutionen und Verbände, die einen<br />

Beitrag zum schillernden Kulturangebot leisten. Das Spektrum reicht vom<br />

Bundesmusikfest der Bundesbahnsozialwerke über Konzerte der Ensembles des<br />

BGS bis hin zu Konzerten von kirchlich engagierten Musikgruppen, Gastchören oder<br />

von einzelnen Einrichtungen, der Sparkasse Markgräflerland oder eingeladenen<br />

Musikern. Eine Übersicht bietet die Homepage der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

3. Bildende Kunst<br />

3.1 Bildende Kunst und Schulen<br />

Häufig wurde von Elternvertretern ein zu mangelhaft berücksichtigter Kunst-Unterricht<br />

in den Schulen kritisiert; erfreulich ist in diesem Zus<strong>am</strong>menhang die Einrichtung und<br />

Genehmigung eines Kunstprofils <strong>am</strong> Kant-Gymnasium. Die Städt. Galerie Stapflehus<br />

organisiert seit 1999 jährlich eine Schulkunst-Ausstellungen mit Beiträgen von allen<br />

Schultypen im Landkreis Lörrach; im Jahre 2004 wurde eine spezielle „KantArt“-<br />

Ausstellung veranstaltet. Diese Möglichkeit für Schüler, in einer überregional<br />

anerkannten Galerie auszustellen, wird von allen Beteiligten sehr geschätzt. Das Vitra<br />

Design Museum organisiert seit Jahren Sommer-Workshops mit spezifischen Design-<br />

Themen, die mit Unterstützung des Kultur<strong>am</strong>tes in Gebäuden der Vitra veranstaltet<br />

werden.<br />

3.2 Kunstbereiche und Künstler<br />

Kunst und Design haben sich in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zum wichtigsten kulturpolitischen<br />

Aushängeschild entwickelt. Durch die Aktivitäten des Vitra Design Museums und die<br />

Öffnung des Architekturparks der Vitra sowie die Vermarktung der Stuhl-Modelle aus<br />

der S<strong>am</strong>mlung über das <strong>Stadt</strong>marketing und die rund 20 Mega-Stühle im <strong>Stadt</strong>gebiet,<br />

durch die Konzeption und Realisierung von Kunstwegen zu Plastiken im öffentlichen<br />

Raum und die überregional ausstrahlende Ateliergruppe im Kesselhaus erfuhr die<br />

<strong>Stadt</strong> die erwünschte Reputation auch im Gefüge der Kulturangebote des<br />

Oberzentrums Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />

Im Kulturzentrum Kesselhaus sind durchschnittlich 22 Künstler auf 20 Ateliers verteilt<br />

(siehe 3.2.3) Das Internationale Austauschatelier der Christoph-Merian-Stiftung im<br />

Bereich des Schwarzenbach-Areals wurde aus finanziellen Gründen <strong>am</strong> 31.12.2004<br />

geschlossen; bis dahin war es von der Stiftung, vom Kulturförderkreis Lörrach und<br />

von der Burghof GmbH finanziert worden. Außerhalb der Ateliers im Kesselhaus<br />

gründen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> noch folgende Künstler(innen) ihren Lebenserwerb auf<br />

Kunst (Wohnsitz oder Atelierstandort):<br />

Till Velten, Peter Amsler, Lucia Wagner-Oeschger, Susanne Schultze, Anneliese<br />

Spielmann, Volker Scheurer, Bertha Shortiss, Werner Balkow, Sigrid Schaub, Heike<br />

Mach, Rolf Frei, Inken Drozd, Nicolas Barrera.<br />

Wichtige Künstler(innen) in der Vergangenheit waren unter anderem Adolf Glattacker,<br />

Friedrich Johann Schwörer, Gottlieb August Bauer, Erwin Bowien, Erich Aey, Helene<br />

Zapf-Beydeck, Hans Pfannmüller, Albert Laier<br />

- 27 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

3.2.1 Kunst <strong>am</strong> Bau und Kunst im öffentlichen Raum<br />

„Kunst <strong>am</strong> Bau“ steht für den Anspruch, Investitionen in bauliche<br />

Projekte mit einem Prozentsatz für künstlerische Aspekte zu verbinden.<br />

Insbesondere öffentliche Einrichtungen erfüllen diese nicht gesetzlich<br />

festgeschriebene Selbstverpflichtung. So wurden im Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit Schulgebäuden zahlreiche Kunstwerke realisiert: die „Kreation“ von<br />

Rudolf Scheurer beim Schulzentrum Real- und Markgrafenschule, ein<br />

Relief von Emilie Clauss <strong>am</strong> Eingang der Tsch<strong>am</strong>berschule und<br />

„Lehrer-Schüler“ als Betonplastik von E.Clauss beim Kant-Gymnasium<br />

sowie im Jahr 2005 ein Kunstwerk beim Erweiterungsbau. Banken und<br />

Firmen haben mit Kunstwerken und künstlerischen Gestaltungen ein<br />

Zeichen gesetzt: die Sparkasse Markgräflerland mit dem Stern von<br />

Erich Hauser, die Firma LOFO mit einer Plastik, die Firmen<br />

Multicontact und Carhartt mit Graffiti-Wandbildern.<br />

Kunst im öffentlichen Raum wird in ähnlicher Weise gezielt seit den<br />

Sechzigerjahren mit größeren Siedlungsentwicklungen verbunden.<br />

Ablesbar ist dies <strong>am</strong> Brunnen von Rudolf Scheurer vor dem Rathaus,<br />

mit dem Brunnen und den Sandsteinfiguren von Reinhard Bombsch in<br />

der Kaufring-Passage und insbesondere mit dem Regio-Kunstweg<br />

anlässlich der veränderten Strukturen zwischen Gartenstadt und<br />

Mattfeld bei der Gestaltung der Landesgartenschau „Grün 99“. Die zu<br />

Beginn des 21.Jahrhunderts vorhandenen Kunstwerke im öffentlichen<br />

Raum sind auf der folgenden Seite beschrieben.<br />

Kunst-Galerie Hauptstraße: unter diesem Arbeitstitel und einem<br />

jährlichen Budget von € 8.000,- bemüht sich das Kultur<strong>am</strong>t seit 2000<br />

um eine behuts<strong>am</strong>e und sinnvolle Akzentuierung des Straßenbildes in<br />

der Hauptstraße. Mit den vorhandenen Finanzmitteln können keine<br />

Kunstwerke angeschafft werden; dafür ist die Installation von Objekten<br />

auf Leihbasis möglich. Angefragte Künstler stellen ein Kunstwerk zur<br />

Verfügung. Installation und bestimmte Materialkosten werden von der<br />

<strong>Stadt</strong> getragen, aber wieder refinanziert, sollte das Kunstwerk verkauft<br />

werden. Die Auswahl der Standorte und der Kunstwerke wird auf die<br />

städtebaulichen Fragen abgestimmt. Bisher konnten zwei Objekte<br />

realisiert werden, „Respekt“ von Volker Scheurer an der Ecke<br />

Hauptstraße/Turmstraße und die Granitsäule von Lasse Brander im<br />

Sanierungsabschnitt I der Hauptstraße.<br />

Kunstwerke im öffentlichen Raum<br />

Innenstadt<br />

Sandsteinfiguren Reinhard Bombsch Rathauspassage<br />

Roda Rudi Tschudin <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Lehrer-Schüler Emilie Clauss(1969) Kant-Gymnasium<br />

Balancing Tools Claes Oldenburg/Coosje van Bruggen Vitra Design Museum<br />

Lasse Brander Hauptstraße<br />

Respekt Volker Scheurer Hauptstraße<br />

Granitskulptur Lasse Brander Hauptstraße<br />

Regio-Kunstweg<br />

Vorübergehend<br />

Platz nehmen Ueli Michel/Yves Trump/Barbara Köhler Mattfeld<br />

Keltisches<br />

Haingedicht Barbara Maria Meyer/Markus Gadient Mattfeld<br />

Im Glück Stefan Hösl Mattfeld<br />

Trias Reiner Seliger Mattfeld<br />

Liebe Gustave Reinhard Bombsch Hebelplatz<br />

LichtLuftRaum Claudio Bohren/Ursula B.-Magoni Marktplatz<br />

Stern Erich Hauser Sparkasse Markgräflerland<br />

Altweil<br />

Stelen Bernd Göring Stapflehus<br />

Pferdekopf Max Sauk Landwirtschaftsmuseum<br />

Stahlberg Willi Weiner Galerie Stahlberger<br />

„Vom Himmel zu“ Volker Scheurer Weinweg<br />

Himmelwärts Patrick Lützelschwab/Stefan Winterle Weinweg<br />

Feuertulpenturm Max Meinrad Geiger Weinweg<br />

Relief Emilie Clauss Tsch<strong>am</strong>berschule<br />

Friedlingen<br />

Rio-Säulen Andrea Brombacher/Claudio Francia Autobahnbrücke<br />

Chromstahl-<br />

Sechskant Heinrich S<strong>am</strong>uel Senn Autobahnzollanlage<br />

Märkt<br />

Fischer Albert Laier Ortsmitte<br />

Fische Gerhard König Fischweiher<br />

Ecce Homo Albert Laier Friedhof<br />

Haltingen<br />

Rahmen Bernd Göring Rathaus<br />

Dreiländergarten<br />

Tulpe Max Meinrad Geiger B 3/Parkplatz<br />

Blaue Wand Günter Holder Eingang<br />

Phönix Max Sauk Wassergärten<br />

Spaziergang Dorothee Rothbrust Wassergärten<br />

Köpfe Stefan Hübscher Märchenwald<br />

Haut-Hülle-nah Reinhard Bombsch Hadidbau<br />

SteinZeit Minka Strickstrock/E.Seifert-Weissmann Gärten der Zukunft<br />

Holzkugel Urs P.Twellmann Gärten der Zukunft<br />

3.2.2 Kunstankäufe<br />

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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Das Kultur<strong>am</strong>t verfügt über ein Budget in Höhe von 5.000 €, um<br />

Kunstwerke zu kaufen. Diese Ankäufe sind vor allem als Unterstützung<br />

der örtlichen Künstler und Galerien gedacht, wobei die Städt. Galerie in<br />

der Regel ein Werk pro eigener Ausstellung erwirbt.<br />

Rund 80 % der Werke, die die Artothek in der <strong>Stadt</strong>bibliothek ausleiht,<br />

sind Leihgaben von Künstlern. Die Leihgaben können von den<br />

Entleihern erworben werden; dafür wiederum erhält die <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

eine Vermittlungsgebühr, deren Ertrag wiederum in Kunstwerke<br />

investiert wird.<br />

Kunstankäufe bei städtischen Ausstellungen werden gelegentlich auch<br />

von öffentlichen Einrichtungen wie dem Regierungspräsidium getätigt.<br />

3.2.3 Ateliergruppe Kesselhaus<br />

Seit 1994 sind kontiniuerlich mindestens 21 Künstler(innen) in der<br />

Ateliergruppe Kesselhaus tätig. Die Konzeption entstand im Rahmen<br />

der Vorbereitung des soziokulturellen Zentrums (Künstler siehe<br />

Anlage, siehe auch 12.1)<br />

3.2.4 Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

3.3 Galerien<br />

Im Jahr 1981 wurde der Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gegründet. Mit der<br />

Zielsetzung, junge Künstler und bislang unbekannte N<strong>am</strong>en mit<br />

großem künstlerischem Potential zu fördern, hat der Kunstverein<br />

seither durchschnittlich zwei Ausstellungen pro Jahr organisiert. Dabei<br />

hat der Verein auch Symposien (Joseph Beuys im Vitra Design<br />

Museum) und bürgerschaftliches Engagement (Kauf der Plastik Roda<br />

von Rudi Tschudin) initiiert und organisiert. Im Wechsel mit dem<br />

Kultur<strong>am</strong>t veranstaltet der Verein Ausstellungen im Stapflehus oder im<br />

Veranstaltungsraum der <strong>Stadt</strong>bibliothek. Der Kunstverein hat 103<br />

Mitglieder.<br />

3.3.1 Städtische Galerie Stapflehus<br />

Eines der schönsten Gebäude des historischen Ortskerns von Altweil<br />

<strong>am</strong> Lindenplatz ist das Stapflehus (alemannisch für Staffelhaus), das<br />

vermutlich im Jahr 1565 als Amtssitz des Vogtes von Rötteln erbaut<br />

wurde und mit seinen charakteristischen Staffelgiebeln, dem<br />

Treppenturm und den dreiteiligen gotischen Sandsteinfenstern schon<br />

vor über 400 Jahrhunderten repräsentativen Zwecken diente. Seit der<br />

Restaurierung zwischen 1978 und 1982 wird es für kulturelle<br />

Veranstaltungen, Empfänge, private Feiern, aber vor allem als<br />

städtische Galerie und für Ausstellungen des Kunstvereins genutzt.<br />

Seit der Gründung 1981 hat sich der Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

besonders der modernen Kunst angenommen. Seine Schwerpunkte<br />

liegen bei der jungen, engagierten Kunst. Das Ausstellungskonzept<br />

der <strong>Stadt</strong> sieht ebenfalls die Entdeckung von künstlerischen Talenten<br />

vor, aber auch die Vermittlung kunsthistorischer Aspekte und die<br />

breite Darstellung unterschiedlichster Facetten künstlerischen<br />

Ausdrucks. Gruppenausstellungen, thematische Projekte, die<br />

Präsentation des Markgräfler Kunstpreises oder die Regionale im<br />

organisatorischen Verbund mit über zehn weiteren Galerien der<br />

- 30 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Region gehören zum Profil der Galerie, die sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren den Ruf als eines der wichtigsten Ausstellungshäuser für<br />

Kunst im Kreis Lörrach<br />

Städtische Galerie Stapflehus<br />

Ausstellungskonzeption: Tonio Paßlick, Kulturreferent (+49 7621 704 410)<br />

Organisation: Sigrid Schaub, Kuratorin (+49 7621 704 416)<br />

Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>: Jürgen Dürrbaum, 1.Vorsitzender<br />

Vermietung: Gerhard Broß, Kultur<strong>am</strong>t <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (+49 7621 704 411)<br />

3.3.2 Galerie Stahlberger<br />

Seit 1984 hat das Ehepaar Ria und Hanspeter Stahlberger in früheren<br />

Praxisräumen in ihrem Anwesen in der Pfädlistraße Ausstellungen mit<br />

bekannten Künstlern wie Meret Oppenheim, Jürgen Brodwolf, Joseph<br />

Beuys, Mario Moronti, Willi Weiner ua gezeigt, aber auch regionale<br />

Künstler wie Bernd Göring und Dirk Neumann gefördert. Viele der<br />

gezeigten Künstler können der Informel-Richtung zugeordnet werden,<br />

die Auswahl ist aber ein persönliches Bekenntnis der Galerie, die nach<br />

dem Tod von Hanspeter Stahlberger von seiner Frau weitergeführt<br />

wird.<br />

3.3.3 Galerie Kunstraum Kieswerk<br />

Die Galerie Kieswerk als Ausstellungsgebäude und Atelier des<br />

deutschen Künstlers Volker Scheurer und der Schweizer Künstlerin<br />

Bertha Shortiss hat eine bewegte Geschichte, deren letztes Kapitel<br />

eng mit der Landesgartenschau "Grün 99" zus<strong>am</strong>menhängt. Denn<br />

ursprünglich sollte das ges<strong>am</strong>te Kiesgrubengelände der Firma Hupfer<br />

im östlichen Teil des Drreiländergartens "revitalisiert" werden. Fast alle<br />

technischen Einrichtungen der Kiesgrube wurden nach der Einstellung<br />

des Kiesabbaus 1998 entfernt. Für die Erhaltung des Mischwerks<br />

sprach der futuristische Charakter des Gebäudes und die Lage vor den<br />

Gärten der Zukunft und dem Landespavillon von Zaha Hadid mit dem<br />

Titel "Landscape Formation One". Nachdem die deutsche<br />

Zementindustrie für das schönste noch erhaltene Mischwerk <strong>am</strong><br />

Oberrhein allerdings erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt hatte,<br />

wurde der politische Beschluss gefasst, die Betonmischanlage von<br />

dem Freiburger Sanierungsexperten Professor Thomas Spiegelhalter<br />

in eine "begehbare Kunstskulptur Mischwerk" zu verwandeln. Der<br />

Besucher der Landesgartenschau konnte über Stahltreppen in das<br />

Innere des Gebäudes gelangen, das auf versinterten Stahlfüßen über<br />

dem betonierten Boden thronte, oder über einen Steg <strong>am</strong> Förderband<br />

entlang bis auf die Silos klettern. Von dort ergab sich ein<br />

beeindruckender Blick auf den Dreiländergarten, das extensiv<br />

beackerte Mattfeld und die Langen Erlen an der Schweizer Grenze.<br />

Wer Lust hatte, konnte schließlich mit einer langen Rutsche wieder<br />

zurück zum Kies-Spielplatz und den verschiedenen beispielhaften<br />

Kies-Schaubereichen gelangen.<br />

Mit der Betonmischanlage wurden im Jahr 1960 von der<br />

Maschinenfabrik Gustav Eirich aus Hardheim in Nordbaden eine erhöht<br />

liegende S<strong>am</strong>melmulde, Zementsilos und entsprechende<br />

Transportvorrichtungen gebaut. Der Kies wurde, je nach Körnung, in<br />

- 31 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

die verschiedenen Segmente der S<strong>am</strong>melmulde eingefüllt. Mit Hilfe<br />

von Schiebern konnte die gewünschte Mischung hergestellt werden.<br />

Auf dem Förderband gelangten der Kies in die Mischanlage. Unter<br />

Zugabe von Zement aus den außenstehenden Silos und Wasser sowie<br />

weiteren Bindemitteln wurde der Beton in ursprünglich zwei<br />

Rührwerken hergestellt. Lastwagen konnte unter die<br />

Ständerkonstruktion fahren und die fertige Mischung aufnehmen. Das<br />

Steuerpult für diese Vorgänge ist heute noch vorhanden.<br />

Anfang der Sechzigerjahre boomten der Autobahnbau und die<br />

Architektur von Betongebäuden. Mit seinen Kiesvorkommen bot sich<br />

vor allem das <strong>Rhein</strong>tal für Abbaustandorte an. Für <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

wurde der Kiesabbau sehr landschaftsprägend. D<strong>am</strong>it ist das<br />

vereinfacht "Kieswerk" genannte Gebäude eines der wichtigen<br />

Denkmäler der Industrie- und Verkehrsgeschichte in der <strong>Stadt</strong> neben<br />

dem Glashaus, dem Schwarzenbach-Areal und dem Rangierbahnhof.<br />

Heute wird die surreale Kulisse der Silos, Stahlständer, Leitungen und<br />

Treppen als idealer Hintergrund für Kino-Open-Air-Festivals, Konzerte<br />

oder Künstler-Symposien genutzt.<br />

3.3.4 Galerie Pinocchio<br />

Der Bildhauer Klaus Hugenschmidt arbeitet seit vielen Jahren in einem<br />

ehemaligen B<strong>am</strong>merthäuschen. Nach der Aufgabe des<br />

Lebensmittelgeschäftes im Ötlinger Dorfkern hat er die Räumlichkeiten<br />

in die Galerie Pinocchio verwandelt, wo er eigene Arbeiten zeigt, aber<br />

auch Künstler aus der Region präsentiert.<br />

3.3.5 Andere temporäre Ausstellungsorte<br />

Kunstausstellungen werden in Arztpraxen (Praxis Lehman, Löffler,<br />

Wallat oder Praxis Brenneisen/Herold und andere), bei Banken und<br />

einzelnen Gastwirtschaften gezeigt.<br />

Ziel: Experiment des so genannten „Art Hopping“ in leer stehenden<br />

Geschäften entlang gut frequentierter Straßen; Leerstände in<br />

Schaufenstern werden als Galerie zwischengenutzt<br />

3.3.6 Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

3.4 Kunstförderung<br />

Die Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek verleiht vorwiegend Leihgaben<br />

regionaler Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstwerke aus dem<br />

Besitz des Kultur<strong>am</strong>tes und der <strong>Stadt</strong>bibliothek. Sie eröffnet d<strong>am</strong>it die<br />

Möglichkeit der intensiven Beschäftigung mit Kunst im Alltag und im<br />

eigenen Lebensumfeld. Gleichzeitig schafft sie eine ausgesprochen<br />

niedrigschwellige Plattform für die Begegnung zwischen regionalen<br />

Kunstschaffenden und dem Publikum vor Ort. (siehe 3.2.2)<br />

Kunstförderungen werden durch die <strong>Stadt</strong> über Ankäufe und die<br />

Ausstellungstätigkeiten mit Verkaufsausstellungen sowie die Artothek<br />

geleistet; die Mieter in den Ateliers genießen eine subventionierte Miete;<br />

überdies können alle Künstler durch die Teilnahme der städtischen Galerie an<br />

- 32 -


4. Literatur<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

der Ausstellung „Regionale“ an der einzigen grenzüberschreitenden<br />

regelmäßig organisierten Kunstausstellung der Region Basel teilnehmen.<br />

Ziel: Im Sinne der <strong>Stadt</strong>entwicklung sollte das Kultur<strong>am</strong>t ein Konzept<br />

entwickeln, wie leere Häuserwände, öffentliche Verkehrsflächen wie Säulen<br />

gezielt künstlerisch bearbeitet werden, um unter Qualitätskriterien das<br />

<strong>Stadt</strong>bild einzigartig zu gestalten. Dazu gehört eine Moderation zwischen<br />

Bauherren und Künstlern. Animiert werden kann ein solches Projekt durch<br />

Ausschreibungen und Wettbewerbe, bei denen die Auftraggeber beteiligt<br />

werden könnten.<br />

Buchhandlungen und die erweiterte <strong>Stadt</strong>bibliothek haben das Lesen in den<br />

vergangenen Jahren generell stark befördert. Vor allem durch eine große Zahl von<br />

Lesungen und Autorenbegegnungen auch in Schulen wurde Schreiben und Lesen als<br />

Erfahrung vertieft. Autoren haben das kulturelle Leben nicht so sehr beeinflusst, aber<br />

Dokumente über die <strong>Stadt</strong> beigesteuert. Zu erwähnen sind aber Christoph Meckel<br />

(Ötlingen), Frank Geerk (als <strong>Stadt</strong>schreiber und Projektinitiator), und einige Autoren<br />

lokaler und lyrischer Bände. Literarische Erwähnung findet <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> in<br />

verschiedenen Werken, auch aus jüngster Zeit, so bei Margarete Hannsmann<br />

(Tagebuch meines Alterns) oder Martin Walser( Finks Krieg). In der Geschichte sind<br />

vor allem die Erwähnungen Johann Peter Hebels in seinen Briefen an Gustave Fecht<br />

bedeuts<strong>am</strong>. Die Herausgabe des Jahrbuchs (1987 - 1999) und einer Reihe von<br />

lokalgeschichtlichen Werken, Reihen (Tagebuchblätter) oder Bildbänden sowie<br />

Dokumentationen über Workshops haben das Verständnis für <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

verfeinert.<br />

Von 1998 bis 2003 war einer der maßgeblichen deutschen Lyrik-Verlage (Urs<br />

Engeler, Editor) in Friedlingen tätig, er veranstaltet eine Reihe von Begegnungen mit<br />

wichtigen deutschsprachigen Lyrikern. Der Lyriker Hans Wagenmann aus <strong>Weil</strong> hat<br />

bisher Produktionen in der Schweiz herausgebracht.<br />

Jährlich veranstaltet das Kultur<strong>am</strong>t gemeins<strong>am</strong> mit dem Kultur<strong>am</strong>t Schopfheim die<br />

Mundart-Literaturtage mit Dialekt-Autoren aus dem ges<strong>am</strong>ten deutschen<br />

Sprachraum.<br />

4.1 <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

Als „moderne Bibliothek der Funktionsstufe 1 mit erweitertem Grundbedarf“ wird die<br />

<strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Betriebsvergleich öffentlicher Bibliotheken 1999 –<br />

2001 bezeichnet. „Als Informations- und Aufenthaltsort mit einem breiten Medien<br />

angebot in den Bereichen Information, Freizeit, Unterhaltung, Selbshilfe sowie Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildung hat sie ihren festen Stellenwert in der <strong>Stadt</strong>, zumal sie –<br />

untergebracht in einer säkularisierten Kirche – über außergewöhlich reizvolle<br />

Räumlichkeiten verfügt. In der Regiothek werden grenzüberschreitend Plakate und<br />

Broschüren mit Veranstaltungstipps auf deutscher, Schweizer und französischer<br />

Seite, Medien über die Region und Medien von Personen aus der Region präsentiert.<br />

Die Beteiligung <strong>am</strong> Regionalen Katalog Dreiländereck trägt der Tatsache Rechnung,<br />

dass die Bibliotheksnutzer der Region eine große Mobilität aufweisen. Die <strong>Weil</strong>er<br />

Artothek wurde als erste Artothek in Südbaden gegründet, Sie organisiert seit 1998<br />

einmal im Jahr, und zwar jeweils im Frühjahr, eine mehrwöchige Ausstellung, deren<br />

Exponate anschließend entliehen werden können.“<br />

Vier Planstellen (darunter zwei Diplom-Bibliothekarinnen und eine<br />

Bibliotheksassistentin) sowie zwei Ausbildungsplätze stehen personell zur Verfügung,<br />

- 33 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

23 Öffnungsstunden pro Woche werden angeboten. Zwei Internet-Plätze, zehn PC’s,<br />

darunter drei OPACs bilden die EDV-Ausstattung.<br />

4.1.1 Aufgaben<br />

Als öffentliche Bibliothek der Grundversorgung haben <strong>Stadt</strong>bibliotheken nach<br />

der Bundesvereinigung deutscher Bibliotheksverbände folgende Aufgaben:<br />

a) Professionelle und systematische Befriedigung der Informationsbedürfnisse<br />

der ges<strong>am</strong>ten Bevölkerung, insbesondere für<br />

• Teilnahme <strong>am</strong> öffentlichen Leben,<br />

• bürgerschaftliches und politisches Engagement<br />

• schulische und berufliche Ausbildung<br />

• Berufsausbildung<br />

• berufliche Fort- und allgemeine Weiterbildung<br />

• Persönlichkeitsentwicklung und Sinnorientierung,<br />

• Alltagsmanagement<br />

• Hobby und Freizeit;<br />

b) Orientierung in der Medienvielfalt und die Verknüpfung der elektronischen<br />

mit den Print-Medien durch multimediale Angebote und die Hinführung zu<br />

kreativem Mediengebrauch;<br />

c) Leseförderung durch Schaffung geeigneter Medienangebote und die<br />

Kooperation mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen der<br />

Leseerziehung;<br />

d) Erleichterung von Lernen und Gestaltung der Freizeit durch geeignete<br />

Medien und zielgruppengerechte Raumangebote;<br />

e) Kulturarbeit in der Kommune;<br />

f) Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen durch Information und<br />

Kommunikation.<br />

4.1.2 Leitbild<br />

Zwischen 2001 und 2004 wurde für die Öffentlichen Bibliotheken in Baden-<br />

Württemberg von Fachstellen und Bibliotheken ein Leitbild entwickelt, das bei<br />

den Bibliothekstagen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Lörrach diskutiert wurde. Für die<br />

Kulturämter des Landes hat der Kultur<strong>am</strong>tsleiter von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> in der<br />

Kommission zur Erarbeitung des Leitbildes mitgewirkt. Aussagen aus dem<br />

Leitbild sind auch Kriterien für die Ziele der <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />

Grundlagen:<br />

Am Beginn des 21. Jahrhunderts steht die moderne Wissensgesellschaft vor<br />

großen Aufgaben und Herausforderungen. Wissen wird zu einem zentralen<br />

Faktor der gesellschaftlichen Entwicklung. Das weltweit verfügbare Wissen<br />

nimmt exponentiell zu, die Halbwertzeit des Wissens wird immer kürzer. Die<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien unterliegen einer rasanten<br />

Veränderung. Die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt erfordern<br />

lebenslange Qualifizierung und Neuorientierung. Allen Bürgern Zugänge zu<br />

Informationen und Wissensquellen zu sichern, ist eine der gesellschaftlichen<br />

Zukunftsaufgaben, insbesondere um einer digitalen Spaltung in Informierte<br />

- 34 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

und Nichtinformierte entgegenzuwirken. Die Gesellschaft verändert sich durch<br />

die zunehmende Globalisierung, die multikulturelle Entwicklung und die<br />

demographischen Perspektiven wie die Verschiebung der Alterspyr<strong>am</strong>ide. Die<br />

<strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist gefordert, die Orientierung in den rasanten<br />

Veränderungsprozessen zu stärken.<br />

Trotz der allgemeinen prekären Finanzlage müssen dabei nachhaltige<br />

Lösungen entwickelt werden.<br />

1. Die Bibliothek ist von zentraler Bedeutung für Bildung, Kultur und<br />

Freizeit.<br />

Sie nimmt eine Brückenfunktion wahr, indem sie neue und alte Medien<br />

verknüpft. Bibliotheken können nicht durch digitale Quellen ersetzt werden.<br />

2. Die Bibliothek ist offen und liegt im Zentrum der <strong>Stadt</strong>. Sie ist<br />

leicht erreichbar, einladend und kundenorientiert.<br />

Ihre Öffnungszeiten richtet sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung. Mit<br />

ihren digitalen Angeboten sollte sie rund um die Uhr zur Verfügung stehen.<br />

Dafür sind aber noch Investitionen im Soft- und Hardwarebereich notwendig.<br />

Sie befindet sich in einem architektonisch interessanten und funktionalen<br />

Gebäude in der umgebauten ehemaligen katholischen Kirche St.Peter und<br />

Paul. Nach der Übergabe der beiden Außenstellen Friedlingen (an OMA) und<br />

Haltingen (an Trägerverein) hat sie Anschub-Unterstützungen geleistet.<br />

3. Die Bibliothek trägt zur Chancengleichheit der Menschen bei.<br />

Sie orientiert ihre Arbeit an den Bedürfnissen und Interessen der Menschen.<br />

Sie unterstützen kostengünstig die individuelle Aus- und Weiterbildung großer<br />

Teile der Bevölkerung.<br />

4. Die Bibliotheken ist der lokale Zugang zu Wissen und Kultur. Sie<br />

fördert aktiv den Umgang mit Literatur, aber auch mit Kunst und Musik.<br />

Als öffentliche Orte ist sie ein Knotenpunkt für Information und Kultur. Als Teil<br />

kommunaler Lebensqualität ist sie ein wichtiger Standortfaktor. Als größte<br />

Bibliothek in einem ehemaligen Kirchengebäude trägt sie zur Besonderheit<br />

der Architekturstadt <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> bei.<br />

5. Die Bibliothek fördert Lese- und Medienkompetenz. Sie weckt<br />

Lust <strong>am</strong> Lesen und Freude <strong>am</strong> Wissen.<br />

Sie ist im Verbund mit Elternhaus, Kindergarten und Schule wesentliche<br />

Institution der Lesesozialisation. Sie stärkt die Kulturtechnik „Lesen“ als<br />

Grundlage der Wissensbildung, des selbst bestimmten Umgangs mit Medien<br />

und der Teilhabe an der Gesellschaft. Die Bibliothek ist ein zentraler<br />

kulturpädagogischer Ort. Durch Medienangebot und Veranstaltungen fördert<br />

die <strong>Stadt</strong>bibliothek Lese- und Medienkompetenz von Kindern und<br />

Jugendlichen und stellt eine wesentliche Institution der Lesesozialisation dar.<br />

Der ges<strong>am</strong>te Medienbestand wird ständig aktualisiert und bietet zum Beispiel<br />

im Sachbuchbereich Unterstützung und Anregung für Schule, Beruf, Alltag<br />

und Freizeitgestaltung, im Bereich der Belletristik Entspannung, Unterhaltung<br />

und geistige Auseinandersetzung.<br />

Ziele: Weitere Intensivierung der Kooperation mit Kindergärten und Schulen<br />

mit dem Ziel der Leseförderung und Vermittlung von Nutzungskompetenz für<br />

die Bibliothek.<br />

- 35 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

6. Die Bibliothek sichert den Zugang zu Wissen in allen medialen<br />

Formen.<br />

Durch Bereitstellung neuester Medien, professionelle Vermittlung von Wissen<br />

aus elektronischen und gedruckten Quellen, Realisierung modellhafter<br />

Projekte und Entwicklung regionaler Verbundkataloge nimmt sie<br />

gesellschaftliche Herausforderungen an und wirkt der digitalen Spaltung der<br />

Gesellschaft entgegen.<br />

7. Die Bibliothek ist Bestandteil des Netzwerks „lebenslanges<br />

Lernen“. Sie bieten Orientierung in der Informationsflut, strukturiert und<br />

bereitet Wissen auf.<br />

Sie unterstützt Ausbildung, Beruf und Alltag und gibt Navigationshilfen in<br />

realen und virtuellen Welten. Mit ihrem aktuellen und umfassenden<br />

Medienangebot fördert sie selbst gesteuertes Lernen. Sie bieten Beratung und<br />

Arbeitsmöglichkeiten. Sie ermöglicht innovatives Lernen, gibt Anstöße und<br />

macht das Unerwartete entdeckbar.<br />

8. Die Bibliothek orientiert ihre Arbeit an den lokalen und globalen<br />

politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und bieten den<br />

Bürgern die Möglichkeit der Partizipation.<br />

Sie reagiert ebenso flexibel auf Entwicklungen in der Gesellschaft, wie auf die<br />

des Medienmarktes und der Informationstechnologien. Sie bieten Raum für<br />

soziale Kontakte und trägt durch ihre inhaltlichen und räumlichen Angebote<br />

zur Integration bei.<br />

9. Die Bibliothek ist Treffpunkt und kultureller Begegnungsort<br />

In Zeiten zunehmender Globalisierung - wirtschaftlich wie medial – zeigt sich<br />

der Trend zum Rückzug ins Private. Die <strong>Stadt</strong>bibliothek stellt dem gegenüber<br />

einen Aufenthalts- und Begegnungsort dar. Dadurch und mit ihrem Angebot<br />

an regionaler Information und Literatur will sie die lokale Identität stärken.<br />

Auch mit ihrem vielfältigen Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m mit Lesungen,<br />

Ausstellungen, Kindertheater etc. zeigt sich die <strong>Stadt</strong>bibliothek als kultureller<br />

Begegnungsort<br />

10. Die Bibliothek arbeitet kostenbewusst, effizient und effektiv.<br />

Sie nutzt moderne betriebswirtschaftliche Erkenntnisse, Kosten sparende<br />

zentrale Dienstleistungen, hat sich in Betriebsvergleichen und –analysen auf<br />

Qualitätsmerkmale untersuchen lassen und daraus Konsequenzen gezogen.<br />

11. Die Bibliothek arbeitet kooperativ und vernetzt.<br />

Sie begreift die Vernetzung untereinander und mit anderen Institutionen als<br />

wichtiges Element zur Stärkung und Weiterentwicklung der<br />

grenzüberschreitenden Bibliotheks- und Bildungslandschaft. Sie pflegt einen<br />

intensiven Kontakt zur <strong>Stadt</strong>bibliothek Lörrach und anderen Bibliotheken in der<br />

Region; mit dem Bibliothekspass im Oberzentrum wurde ein erster<br />

richtungsweisender Schritt in der Zus<strong>am</strong>menarbeit der Kultureinrichtungen<br />

beider Städte verwirklicht. Ein weiteres Ziel wäre eine intensivere<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Literaturhaus Basel und Literatur-Organisationen.<br />

12. Die Kontinuität der finanziellen, personellen, räumlichen und<br />

technischen Ausstattung ist eine Voraussetzung für die Erhaltung der<br />

beschriebenen Standards.<br />

- 36 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Die Ansprüche an die Leistung der Bibliothek sind in den letzten Jahren<br />

ständig gestiegen. D<strong>am</strong>it diese auch künftig erfüllt werden können, muss die<br />

Bibliothek für die neuen Aufgaben gut gerüstet sein: durch ihre technische und<br />

finanzielle Ausstattung, durch ihre Öffnungszeiten und durch qualifiziertes<br />

Personal.<br />

4.1.3 Bestand und Entleihungen<br />

Entleihungen im Jahresvergleich<br />

1998 (ohne<br />

Zweigstellen)<br />

2002 2003 2004<br />

Sachliteratur 26.600 36.200 32.000 33.500<br />

Romane 15.100 21.700 23.600 25.600<br />

Kinder- und Jugendliteratur 39.000 43.000 46.700 52.200<br />

Videos 9.700 19.500 22.300 22.400<br />

Kassetten 6.500 7.500 7.800 8.700<br />

CDs 8.400 11.600 12.500 16.800<br />

CD-ROMs 1.500 3.700 4.100 4.900<br />

Karten 170 200 230 235<br />

Spiele 160 600 800 900<br />

Zeitschriften 4.700 5.300 6.500 7.500<br />

DVDs (seit 30.7.02) - 1.100 4.300 11.700<br />

ges<strong>am</strong>t 111.830 *<br />

* Die Zahlen wurden zur besseren Lesbarkeit gerundet<br />

Ausleihsteigerung:<br />

Hauptstelle 2002: 150.658 Entleihungen<br />

150.500* 160.900* 184.400*<br />

2003: 160.883 Entleihungen + 10.225 = 6,8 %<br />

2004: 184.418 Entleihungen + 23.535 = 14,6 %<br />

Neuanmeldungen: 2004: 744<br />

BesucherInnen: 2003: 79.553<br />

2004: 83.598<br />

Bei 83.598 Besuchen waren statistisch gesehen in 1.151 Öffnungsstunden<br />

rund 73 BesucherInnen je Öffnungsstunde in der Bibliothek.<br />

Bestand:<br />

1998 (ohne<br />

Zweigstellen)<br />

2003 2004<br />

- 37 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Sachliteratur 13.030 16.600 17.550<br />

Romane 8.650 9.900 10.600<br />

Kinder- und Jugendliteratur 7.840 9.500 10.050<br />

Videos 940 2.300 2.400<br />

Kassetten 1.180 1.500 1.600<br />

CDs 1.650 3.000 3.300<br />

CD-ROMs 250 760 900<br />

DVDs - 300 650<br />

Karten 100 200 200<br />

Spiele 30 100 107<br />

Zeitschriften 40 Abos 50 Hefte 3.050<br />

ges<strong>am</strong>t 33.710 44.200 50.500<br />

Die Zahlen wurden zur besseren Lesbarkeit gerundet<br />

Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen/Ausstellungen:<br />

Ziel der Veranstaltungen ist die Erweiterung der Nutzerkreise, die Vermittlung<br />

des Lese- und Literaturerlebnisses, der Bildungsauftrag und die Aktivierung<br />

des Erlebnis- und Treffpunktortes <strong>Stadt</strong>bibliothek. Beispielhaft seien die<br />

Zahlen aus dem Jahr 2004 genannt:<br />

Auch im Jahr 2004 hat die <strong>Stadt</strong>bibliothek das kulturelle Angebot der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> durch insges<strong>am</strong>t 147 Aktionen bereichert:<br />

... für Kinder 43<br />

... für Erwachsene 10<br />

... für Kinder und Erwachsene 6<br />

Führungen 23<br />

Ausstellungen 65<br />

Beispielsweise...<br />

Anzahl<br />

� Bilderbuchkinos für die jüngsten LeserInnen<br />

� Teilnahme <strong>am</strong> landesweiten „Tag des Buches“ (23.4.) und „Tag der<br />

Bibliotheken“ (24.10.)<br />

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� Vorträge über aktuelle Trends<br />

� Autorenlesungen (mit bis zu 200 Besuchern)<br />

� Artothek<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Ein besonderes Profil des Bestandes und der Veranstaltungen ist die regional<br />

einmalige Einrichtung einer Artothek, die 2005 zum achten Mal neben dem<br />

Grundstock von rund 20 Bildern aus dem Besitz der <strong>Stadt</strong> rund 200 Bilder<br />

anbietet, die von Künstlern leihweise zur Verfügung gestellt werden. (siehe<br />

3.3.6)<br />

� Büchertauschbörsen:<br />

Angenommen werden gut erhaltene Bücher aller Art. Für jedes abgegebene<br />

Buch kann ein anderes mitgenommen werden.<br />

Die Bücher werden ganz grob sortiert nach Kategorien wie Kinderbücher,<br />

Krimis, Sachbücher und anderen angeboten.<br />

� Basler Bücherschiff kommt nach <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Ein Schiff mit außergewöhnlicher Fracht ist für einige Tage an der<br />

Schiffsanlegestelle <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> vertäut: das Basler Jugendbücherschiff,<br />

beladen mit den neuesten Kinder- u. Jugendbüchern nimmt deutsche<br />

Schulklassen mit auf seine Fahrt und ermöglicht an Bord ein trinationales<br />

Treffen.<br />

� Kriminacht<br />

Die <strong>Stadt</strong>bibliothek beteiligt sich öfters gemeins<strong>am</strong> mit der <strong>Stadt</strong>jugendpflege<br />

<strong>am</strong> Kreativprogr<strong>am</strong>m des Dreiland-Ferienpasses. Angeboten wird eine<br />

Kriminacht in der <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Dabei drehte sich alles um<br />

detektivisches Know-How. Bei einem Detektiv-Workshop gibt es Infos über<br />

Geheimschriften, Fingerabdrücke, Tatortabsicherung, Beweissuche und<br />

Zeugenvernehmung.<br />

Entwicklung:<br />

Bis 1994 war die <strong>Stadt</strong>bibliothek auf 103 m² im „Haus der Volksbildung“ mit<br />

rund 14.000 Medien untergebracht, 2004 stehen über 50.000 Medieneinheiten<br />

zur Auswahl: Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, Videos, DVDs, CDs,<br />

Kassetten, Karten, CD-ROMs und Spiele.<br />

10 Jahre neue <strong>Stadt</strong>bibliothek, das sind über 10.000 Neuanmeldungen und<br />

weit über 1.300.000 Entleihungen: Wurden 1995, also im ersten Jahr nach der<br />

Eröffnung, 110.840 Entleihungen verzeichnet, waren es 2003 über 160.880<br />

Ausleihen, eine Steigerung von 45 %<br />

Diverses<br />

Und außerdem...<br />

� Die Ausrichtung der 5. Baden-Württembergischen Bibliothekstage<br />

durch die beiden <strong>Stadt</strong>bibliotheken und die Wissenschaftliche<br />

Regionalbibliothek Lörrach im Jahr 2003 war das erste große<br />

- 39 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Gemeinschaftsprojekt der beiden Städte Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> als<br />

gemeins<strong>am</strong>es Oberzentrum.<br />

Diese Zus<strong>am</strong>menarbeit wurde 2004 durch die Einführung eines gemeins<strong>am</strong>en<br />

Ausweises für die Nutzung beider <strong>Stadt</strong>bibliotheken, die so genannte<br />

Kombikarte, fortgeführt.<br />

� Bibliothekshomepage: Anzahl der Besuche: rund 1.700 pro Jahr<br />

� umsatzstärkstes Medium 2004: DVD<br />

(jede theoretisch 18x entl.)<br />

� 4.984 neue Medien eingearbeitet (Kauf und Schenkungen),<br />

1.410 Medien aussortiert (inhaltlich veraltete oder äußerlich zerschlissene<br />

Medien)<br />

� Bilderbuchkinos für Kindergärten<br />

Zunehmender Beliebtheit erfreute sich das Angebot exklusiver<br />

Bilderbuchkinos <strong>am</strong> Vormittag. 21 Kindergartengruppen besuchten diese<br />

Veranstaltungen zur Leseförderung, das sind so viele wie nie zuvor.<br />

� Über 430 Kinder und Jugendliche lernten in 22 Führungen die<br />

Bibliothek kennen und nutzen.<br />

� Ein wichtiges Mittel der Leseförderung sind Bücherkisten, die die<br />

Bibliothek bei Bedarf für Kindergärten und Schulen zu bestimmten Themen<br />

zus<strong>am</strong>menstellt; 2004 wurden 29 Medienkisten an Institutionen verliehen, eine<br />

Steigerung von über 52%!<br />

Ziele:<br />

Als Übergangslösung bis zur Einführung eines Online-Kataloges mit allen<br />

Selbstbedienungsfunktionen (Medienverlängerung, Medienvorbestellung, vor<br />

allem aber Anzeige des vollständigen Angebots und dessen Verfügbarkeit) ist<br />

der Bestand der <strong>Weil</strong>er <strong>Stadt</strong>bibliothek seit Jahren unter www.tribiblio.net<br />

recherchierbar. Für die Benutzer stellt dies durch die mangelnde Aktualität<br />

(Aktualisierung nur quartalsweise) und das Fehlen einer<br />

Verfügbarkeitsanzeige inzwischen nur noch ein sehr eingeschränktes Angebot<br />

dar. Nachdem viele Bibliotheken der Umgebung (z.B. Wehr, Schopfheim,<br />

Lörrach, Freiburg, <strong>Rhein</strong>felden) mittlerweile einen zeitgemäßen Online-<br />

Katalog anbieten, stellt auch die <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> diesbezüglich<br />

eine ständig wachsende Nachfrage fest. Die Investition in einen Online-<br />

Katalog wäre die Anpassung an zeitgemäße Formen der externen Nutzung.<br />

4.2 Bibliotheken in anderer Trägerschaft<br />

Die bisherigen Außenstellen der <strong>Stadt</strong>bibliothek wurden 2003 in nichtstädtische<br />

Trägerschaft übergeben. Die Außenstelle im Souterrain der Ev. Friedenskirche<br />

besteht weiterhin als Angebot des diakonischen Projektes OMA für Kinder und<br />

Jugendliche, die Außenstelle in der Haltinger Hans-Thoma Schule wurde von<br />

- 40 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

einem Förderverein übernommen, der den Ausleihbetrieb organisiert. Zusätzlich<br />

gibt es noch eine Bücherei der Katholischen Kirchengemeinde Haltingen. Die<br />

<strong>Stadt</strong> ist Mitglied der Wissenschaftlichen Regionalbibliothek in Lörrach.<br />

4.3 Medien<br />

<strong>Stadt</strong>bibliothek und Videotheken als unterschiedliche Anbieter von AV-Medien,<br />

zwischen 1987 und 2004 gab es kein kommerzielles Kino – in dieser Zeit ersetzt<br />

durch Kino-Verein und mobiles Kino, zwischenzeitlich Gründung der <strong>Weil</strong>er Film-<br />

und Multivisionstage, des Kinos im Kesselhaus oder der Vortragsreihe "Abenteuer<br />

Erde" sowie zahlreicher Vorträge bei der VHS, Einführung eines öffentlich<br />

zugänglichen Internet-Centers in der <strong>Stadt</strong>bibliothek, Ausweitung des Angebotes<br />

bei der VHS. Das Kieswerk Open Air ist als Kinofestival ein Highlight im August mit<br />

jeweils 6-7000 Besuchern. Mit der Ansiedlung des Kinopalastes im <strong>Rhein</strong>center<br />

mit fünf Sälen im Herbst 2004 ist eine wesentliche Lücke geschlossen werden.<br />

(siehe 5.3.1)<br />

Zwei Tageszeitungen (Badische Zeitung und <strong>Weil</strong>er Zeitung), zwei kostenlose<br />

Wochenzeitungen (Der Sonntag und Wochenblatt), das Mitteilungsblatt Haltingen,<br />

Märkt, Ötlingen ermöglichen eine überdurchschnittlich gute<br />

Nachrichtenversorgung. Die Staats- und Sprachgrenzen wirken sich nachteilig auf<br />

den Informationstransfer in der Agglomeration aus. In den Print- und Funkmedien<br />

im nahen Basel und im Elsass spielen Ereignisse aus <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> selten eine<br />

Rolle. Der einzige lokal und regional orientierte deutsche Fernsehsender „Freiburg<br />

TV“ deckt eine größere Fläche ab als der Basler Lokalsender „Tele Basel.“<br />

Ziel:<br />

Unterstützung eines verbesserten Informationsflusses zwischen den Kommunen<br />

im Euro-Distrikt, strukturelle Überlegungen einer Kooperation mit Tele Basel bzw.<br />

potentiellen anderen Trägern von lokalen Sendern im Bereich Funk und<br />

Fernsehen.<br />

5. Darstellende Kunst<br />

5.1. Theater<br />

Bis zur Eröffnung des Burghofs in Lörrach wurden vom Kultur<strong>am</strong>t Theater-<br />

Abonnements mit bis zu 500 Abonnenten angeboten. Daneben wurden die<br />

Anstrengungen auf Eigenproduktionen konzentriert; inzwischen werden vernetzte<br />

Theaterprojekte (Kultur <strong>am</strong> Schlipf mit Riehen und Lörrach oder mit Ensembles aus<br />

Basel und dem Elsass) oder im Einzelfall Vorstellungen im Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />

thematischen Projekten veranstaltet. Seit vielen Jahren organisiert Hans-Dieter<br />

Schneider Theaterfahrten zu den Abo-Veranstaltungen des Theaters Freiburg.<br />

Bemühungen um die Fortsetzung von geschlossenen Theater-Abonnements <strong>am</strong><br />

Theater Basel (langjährige Betreuung durch Erna Dietz) scheiterten bislang an den<br />

unterschiedlichen elektronischen Vorverkaufssystemen.<br />

5.1.1. Kesselhaus<br />

Das Theater im Kesselhaus war 1991 aus dem „werkstatt-theater weil <strong>am</strong><br />

rhein“ hervorgegangen, das nach Theaterkursen der VHS zeitgenössische<br />

Inszenierungen gezeigt hatte. Mit einer Reihe von Aufführungen erlebte das<br />

Theater im Kesselhaus in der Regie von Marion Schmidt-Kumke nicht nur<br />

große Publikumserfolge, sondern verschaffte sich auch in der Region einen<br />

sehr guten Ruf. Externe Produktionen wurden ua im Dreiländergarten<br />

anlässlich der Grün 99 gezeigt. Nachdem wichtige Personen sich anderen<br />

Projekten zugewendet hatten, löste sich das semiprofessionelle Ensemble<br />

auf. Der Verein ging über in den Verein „Kulturzentrum Kesselhaus.“ Mit dem<br />

- 41 -


5.2. Tanz<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Theater-Ensemble Kesselhaus wurde ein semiprofessionelle Ad hoc-Gruppe<br />

begründet, das in der Regie von Klaus Zintgraf ua auch im Vitra Design<br />

Museum aufgetreten ist.<br />

Das Kesselhaus ist inzwischen ein beliebter Auftrittsort für zahlreiche Theater-<br />

Ensembles aus der Region zwischen Basel und Freiburg und vor allem für die<br />

Ensembles des regionalen Jugend-Theater Tempus Fugit in der Regie von<br />

Karin Maßen.<br />

5.1.2. Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />

Die Ensembles des Theaters <strong>am</strong> Mühlenrain verschreiben sich der Komödie<br />

und dem Dialekttheater. Alemannische Aufführungen aus der Umgebung und<br />

Boulevard-Theater sind im TAM sehr erfolgreich und die wirtschaftliche Basis<br />

für Kabarett und andere Projekte.<br />

5.1.3. andere Aufführungsorte<br />

Das Haus der Volksbildung wurde bislang als Aufführungsort für<br />

Tourneetheater-Bühnen genutzt, die aber meist große Probleme mit der<br />

Infrastruktur hatten. Für kleinräumliche Aufführungen insbesondere im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang mit Schulprojekten wird das Haus nach wie vor genutzt;<br />

attraktiv sind aber andere Aufführungsorte geworden wie zB die Naturarena<br />

und das Kieswerk im Dreiländergarten, Innenhöfe in Haltingen (Gasthaus<br />

Hirschen), die Festhalle in Haltingen.<br />

5.1.4. Theater, Kabarett und Schulen<br />

Am Kant-Gymnasium haben Theater-Inszenierungen eine gute Tradition. In<br />

jüngster Zeit wurden sie durch die „Pfifferlinge“ unter Leitung von Martin Jösel<br />

kabarettistisch abgelöst.<br />

Ziel: Förderung des Kabaretts an Schulen, Reaktivierung der<br />

Theaterinszenierung in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kesselhaus<br />

Neben einer Tanzschule im Schwarzenbach-Areal und dem Unterricht der<br />

Ballettschule Detlef Hoppmann macht die VHS Angebote. Barbara Wäldele<br />

hat als Ballett-Tänzerin und Sängerin Erfolge bei Musicals gehabt.<br />

Der Western- und Countryclub hat sich bei vielen öffentlichen Veranstaltungen<br />

engagiert und trägt mit öffentlichen Vorführungen zur Beliebtheit der<br />

geselligen Tanzform bei.<br />

Country- und Westernclub<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

112 82 6 24 ca. 6 – 8<br />

5.3. Medienkunst<br />

5.3.5 Kino und Fernsehen<br />

In den Fünfzigerjahren hatte <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> vier Kinos, zwischen 1987 und<br />

2004 keines mehr. Viele Versuche, wieder ein Kino anzusiedeln waren<br />

fehlgeschlagen. Mit dem Kieswerk Open Air und dem Mobilen Kino mit<br />

monatlichen Vorführungen im Haus der Volksbildung hatte das Kultur<strong>am</strong>t<br />

Alternativen geschaffen. Im einstigen Filmclub von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> waren keine<br />

- 42 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Nachfolger für die Gründer gefunden worden, aber im Kant-Gymnasium<br />

hatten über Jahre immer wieder talentierte Nachwuchsfilmer ein Filmfestival<br />

organisiert.<br />

Mit der Einweihung des Kinopalastes im <strong>Rhein</strong>center Mitte Dezember 2004<br />

wird modernste Kinotechnik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> erlebbar. Neben aktuellen<br />

kommerziellen Filmen bieten die Kinobetriebe Speiser fremdsprachliche Filme<br />

auf englisch und türkisch und jeden Mittwoch die „Filmauslese“ mit<br />

ausgewählten Kinofilmen an.<br />

Eine der besten Tierfilmer Deutschlands wohnt seit Jahrzehnten in Ötlingen.<br />

Ernst Arendt hat gemeins<strong>am</strong> mit Hans Schweiger (Efringen-Kirchen) die<br />

Goldene K<strong>am</strong>era für die Serie „Tiere vor der K<strong>am</strong>era“ erhalten. Mit dem<br />

Schauspieler Wolfgang Hepp wohnt ein weiterer Fernsehstar in Haltingen,<br />

der nach Jahrzehnten als Bühnenschauspieler in Bonn und Basel mit der<br />

Rolle des Bürgermeisters in der Schwarzwald-Serie „Die Fallers“ berühmt<br />

wurde.<br />

Ideen: Filmwochen als vernetzte Angebote mit dem städtischen<br />

Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m, Konzerten und Dokumentationen, Präsentation von<br />

Schauspielern oder Diskussionen im Kino. Beispiel: Woche des irischen Films,<br />

Konzerte im nahen irischen Pub und kulinarische Ergänzungen. Filmfestival<br />

für <strong>am</strong>bitionierte Jungfilmer mit Preisverleihung im Kino.<br />

5.3.6 Multivisionsangebote und Fotografie<br />

Zwei mal haben Ende der 80er-Jahre die <strong>Weil</strong>er „Film- und Multivisionstage“<br />

neben der Filmkunst auch die Fotografie und die mediale Kombination von<br />

Bild und Ton in den Mittelpunkt gerückt. Das Kultur<strong>am</strong>t hatte dazu eine<br />

Gruppe von professionellen Filmern gewonnen. Als Video- und Fotokünstler<br />

hat sich der Haltinger Rolf Frei einen N<strong>am</strong>en gemacht. Seine künstlerischen<br />

Publikationen und Fotoausstellungen reichen von Dokumentationen über<br />

Städte wie <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Basel, Lörrach bis zu subjektiven<br />

Wahrnehmungsreisen durch Kalifornien, London oder Afrika.<br />

5.3.7 Kieswerk Open Air<br />

Als erfolgreichste Veranstaltung neben dem S<strong>am</strong>ba-Festival hatte sich seit der<br />

Grün 99 das „Kieswerk Open Air“ beim Kieswerk im Dreiländergarten<br />

erwiesen. Das zweiwöchige Sommerfestival zeigt wertvolle Filme, stellt<br />

Musikgruppen vor und lockt das Publikum mit mediterranem sommerlichem<br />

Ambiente vor surrealer Kulisse.<br />

5.3.8 Kino im Kesselhaus<br />

Als Progr<strong>am</strong>mkino hat sich das „Kino im Kesselhaus“ erwiesen, bei dem<br />

bewusst auf technische Perfektion verzichtet wurde und filmhistorisch wichtige<br />

Streifen gezeigt werden. Nach Eröffnung des Kinopalastes wird nur noch das<br />

„Kinderkino“ <strong>am</strong> Freitagnachmittag erhalten.<br />

- 43 -


6. Erwachsenenbildung<br />

6.1.1 Städtische Volkshochschule<br />

Erwachsenenbildung will<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

• das Bewusstsein für die Chance zur Neu-Orientierung, Weiterentwicklung<br />

der Persönlichkeit in einer sich ständig erneuernden und veränderten<br />

Lebensumgebung stärken<br />

• die soziale Chancengleichheit verbessern durch berufliche und persönliche<br />

Fortbildung<br />

• Anregungen zur Kreativität vermitteln und dabei musische, intellektuelle<br />

und soziale Fähigkeiten fördern<br />

• Kommunikationsorte anbieten, der Vereins<strong>am</strong>ung entgegenwirken, als<br />

„Treffpunkt“ kommunikative Räume gestalten<br />

• für alle Altersgruppen Instrumente und Möglichkeiten zum<br />

emanzipatorischen Wachstum anbieten<br />

Dazu bedarf es der Schaffung einer Grundversorgung in Fächern und<br />

Angeboten, die dem aktuellen Stand der Pädagogik und des<br />

Freizeitverhaltens sowie der beruflichen Ansprüche entsprechen. Wichtige<br />

Voraussetzungen sind zum Beispiel<br />

• Erwachsenengerechte Unterrichtsräume (freundliche Atmosphäre,<br />

kommunikative Bestuhlung - kein Frontalunterricht, aktuelle Einrichtung z.B.<br />

bei EDV)<br />

• Leichte Erreichbarkeit, auch für Behinderte u.a.<br />

• zentrale Lage von Unterrichtsräumen<br />

• Unterrichtsstrukturen, die sich durch soziale Interaktion fortsetzen lassen<br />

• qualifizierte Lehrkräfte<br />

• eine hohe Flexibilität der Verwaltung und der Leitung und ständige<br />

Orientierung an pädagogischen Standards und Neuerungen<br />

• hinreichendem Personal, um Service-Standards aus Handel und Wirtschaft<br />

zu entsprechen<br />

Der hohe Verdichtungsgrad der Volkshochschulen und freien<br />

Bildungsangebote in der Region hat nicht zu einer Konkurrenzsituation,<br />

sondern zu einer intensiven Kooperation geführt. Neben den Veranstaltungen<br />

des Volkshochschulverbandes gibt es die Treffen des Regionalverbandes<br />

zwischen <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Konstanz und eine seit fast zehn Jahren effizient<br />

kooperierende Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschulen im Dreiland,<br />

nämlich Basel-<strong>Stadt</strong>, Basel-Land, Université Populaire Mulhouse, Außenstelle<br />

St.Louis, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Lörrach, Grenzach-Wyhlen und <strong>Rhein</strong>felden.<br />

In den vergangenen fünf Jahren hat sich daraus eine noch intensivere<br />

Kooperation zwischen den Volkshochschulen Basel, Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> ergeben, der z.B. in den gemeins<strong>am</strong>en Philosophie-Angeboten<br />

(TAMphilo) dokumentiert wird.<br />

Ziel-Erfüllung aus 1999: Alle im KEP 1999 genannten kurzfristigen Ziele sind<br />

umgesetzt werden, insbesondere<br />

� Personelle Verbesserung (100%-Stelle für Progr<strong>am</strong>mleitung, 30 %<br />

mehr ab 2005), Schaffung einer Stelle für die Progr<strong>am</strong>mleitung ohne<br />

- 44 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Lehrerprogr<strong>am</strong>m nach 12jähriger Tätigkeit von Rudolf Kraus und Anstellung<br />

von Reinhard Zahn)<br />

� Verbesserung der EDV-Ausstattung<br />

� Zugang zum Internet für alle Arbeitsplätze<br />

� Eigene Homepage, die verlinkt ist mit städtischer Homepage;<br />

Anmeldungen über Homepage<br />

� Haushaltstrennung vom Haus der Volksbildung<br />

� Neue Progr<strong>am</strong>mschwerpunkte TAMPhilo, Ökologie(TRUZ-<br />

Kooperation)<br />

Perspektiven<br />

Außer den 1999 formulierten Zielen haben sich noch weitere strukturelle und<br />

inhaltliche Verbesserungen ergeben<br />

1. Büro-Konzentration auf Nebengebäude des Kultur<strong>am</strong>tes und d<strong>am</strong>it bessere<br />

Interaktion zwischen Progr<strong>am</strong>mleitung und Verwaltung<br />

2. Erweiterung der Fachbereichsdelegation und regelmäßige Fortbildungen<br />

3. Erwachsenengerechter Unterrichtsraum im Schwarzenbach-Areal,<br />

besonders geeignet für Crash-Kurse durch ausschließliche Nutzung,<br />

Fortbildungen etc<br />

4. Kunden- und Angebotserweiterung, z.B Sprachausbildung im<br />

Kindergartenbereich, Kooperation im Fachbereich Gesundheit (Projekte<br />

Landesstiftung)<br />

5. Orientierungsberatungen zu Semesterbeginn im Fachbereich Sprachen<br />

6. Neben der VHS der Älteren hat sich der Kreis der <strong>Stadt</strong>führer als<br />

ehren<strong>am</strong>tlicher Kreis von Bürgern etabliert, die vor der Grün 99 vom KA-Leiter<br />

in VHS-Kursen ausgebildet wurden bemerkenswerte Impulse entfalten (ua<br />

Museumskreis, AG Weinlehrpfad)<br />

6. Zertifizierung und Qualitätssicherung durch den VHS-Verband im Jahr 2004<br />

Ziele:<br />

Gebäude: Der Ausbau eines Zentrums war lange Jahre durch das Haus der<br />

Volksbildung vorgegeben. Inzwischen liegt der Nutzungsgrad durch die VHS<br />

nur noch bei 20 %, Umbauten für Zwecke der Erwachsenenbildung sind durch<br />

die gleichzeitige Nutzung für Berufskolleg und Gymnasium nicht machbar, das<br />

Haus erfüllt in wachsendem Umfang Aufgaben für die Schule. Wie man an<br />

den Beispielen <strong>Rhein</strong>felden und Lörrach sowie zahlreicher anderer Städte<br />

sehen kann, erfüllt ein VHS-Zentrum mit erwachsenengerechten<br />

Ausstattungen (s.o.) aber nicht nur praktische Zwecke, sondern vermag auch<br />

als Kommunikationsort wichtige soziale Funktionen zu übernehmen. Bei der<br />

Investitionsplanung in Sulzburg wurde das Modell eines Anbaus für die VHS<br />

diskutiert, aber nicht in die Liste der baulichen Prioritäten aufgenommen.<br />

Nutzung oder Teilnutzung von zentral gelegenen Räumlichkeiten für die<br />

Erwachsenenbildung wären deshalb unter die Prioritäten aufzunehmen,<br />

sobald der finanzielle Freiraum dafür vorhanden ist. Im Einzelfall ist dies durch<br />

die Anmietung von Raum 3 beim Kesselhaus geschehen. Langfristig (nach<br />

2010) ist bei der demografischen Entwicklung auch die Umnutzung von nicht<br />

mehr benötigten Schulräumlichkeiten in Betracht zu ziehen.<br />

Personal: die Personalausstattung liegt auch nach der Anhebung des<br />

Deputates der Progr<strong>am</strong>mleitung unter dem vom Verband empfohlenen Bedarf,<br />

auch das WIBERA-Gutachten konnte keine Vergleichsangaben belegen, die<br />

Verbandsempfehlungen entkräften könnten. Bei einer Zielgröße von 9000<br />

- 45 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Unterrichtseinheiten würden laut Verband 3,5 Stellen empfohlen. Der Ist-<br />

Bestand liegt bei 1, 8 Stellen. Im Progr<strong>am</strong>mbereich könnte durch Outsourcen<br />

(Delegation auf Fachbereichsleiter und kooperierende Einrichtungen wie<br />

TRUZ) der Bestand gehalten werden.<br />

Angebot/Struktur: Gemeins<strong>am</strong> mit der VHS Lörrach wird eine empirische<br />

Befragung von Kursteilnehmern Service-Potenziale und Angebote überprüfen<br />

und verbessern. Wie bisher werden Angebot und Nachfrage je nach aktuellen<br />

Erfahrungen angepasst. So ist in der beruflichen Weiterbildung ein<br />

Sättigungseffekt bei den EDV-Kursen wahrzunehmen, während die<br />

ungewöhnlich große Nachfrage nach Französisch-Kursen anhält. Die<br />

demografische Entwicklung legt den Aspekt des lebenslangen Lernens vor<br />

allem im Seniorenbereich nahe. Anpassungen an veränderte Altersstrukturen<br />

zur Integration in die Arbeitswelt und der Vermittlung von Perspektiven in einer<br />

ehren<strong>am</strong>tlichen Bürgergesellschaft sind nahe liegend.<br />

Weitere inhaltliche Projekte sind Deutschkurse im Rahmen des<br />

Einbürgerungsverfahrens soweit die Kriterien lokal erfüllbar sind und die<br />

Schaffung von europäischen Qualifikationsmerkmalen (expert-Pass).Die<br />

Erweiterung des Umfangs ist eine Frage der personellen Betreuung.<br />

Im Rahmen des Oberzentrums Lörrach - <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gilt die Kooperation<br />

zwischen den Volkshochschulen beider Städte als vorbildlich.<br />

Unterrichtsangebote werden kommuniziert und abgesprochen,<br />

Dozentenfortbildungen gemeins<strong>am</strong> organisiert und Angebote in den<br />

Progr<strong>am</strong>mheften gegenseitig berücksichtigt. Ein gemeins<strong>am</strong>es Progr<strong>am</strong>mheft<br />

wäre teurer und nicht zweckmäßig, weil nach empirischen Erfahrungen der<br />

allergrößte Teil des Progr<strong>am</strong>ms wohnortsnah wahrgenommen wird.<br />

Durch die finanzielle Situation der öffentlichen Hand und die absehbaren<br />

Beendigungen von VHS-Beschäftigungen im so genannten Lehrerprogr<strong>am</strong>m<br />

könnten sich mittelfristig neue Kooperationen anbieten. Der Einzugsbereich<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> liegt nördlich im Kandertal und Markgräflerland.<br />

Durch die Außenstelle Binzen ist die VHS <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Vorderen<br />

Kandertal gut vertreten. Eine Offenheit für Kooperationsanfragen wäre<br />

angebracht.<br />

6.1.2 Junge Volkshochschule<br />

Die Junge Volkshochschule war ursprünglich als „Jugendbildungswerk“ Teil<br />

der Angebote der VHS. Die Angebote sind weniger kostendeckend und daher<br />

ein Sozialbeitrag in Ergänzung zu den Angeboten der <strong>Stadt</strong>jugendpflege, des<br />

Kreis- und <strong>Stadt</strong>jugendrings, konfessioneller und anderer institutioneller<br />

Anbieter sowie von Vereinen. Insbesondere im Ökologie- und Kreativbereich<br />

werden Angebote umgesetzt.<br />

6.1.3 Volkshochschule der Älteren<br />

Die Volkshochschule der Älteren war ein gemeins<strong>am</strong>es Pilotprojekt der<br />

Kreisaltenberatung und der VHS <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Jahr 1987. Dieses erste<br />

Projekt ehren<strong>am</strong>tlicher Beteiligung einer Bürgergesellschaft an institutionellen<br />

Angeboten der Kulturverwaltung hat sich erfolgreich und nachhaltig behauptet.<br />

Ein Kreis von rund 15 Mitarbeiter(innen) organisiert selbständig einen<br />

„Treffpunkt <strong>am</strong> Nachmittag“, Kurse, Veranstaltungen und Exkursionen.<br />

- 46 -


6.1.4 Weiterbildungsangebot in der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Neben den öffentlichen Qualifizierungsangeboten wie Berufskolleg,<br />

Abendrealschule und Abendgymnasium haben sich auch private Anbieter,<br />

insbesondere Sprachschulen etabliert. Vorträge und Exkursionen werden von<br />

verschiedenen Vereinen und Gruppierungen, von Kirchengemeinden und<br />

Einzelpersonen angeboten.<br />

7 Kulturorganisationen<br />

7.1 Kulturring<br />

Der Kulturring <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> bündelt als Dachverband der kulturtreibenden<br />

Vereine die gemeins<strong>am</strong>en Interessen der Vereine, vertritt sie in gemeins<strong>am</strong>en<br />

Fragen gegenüber Verwaltung und Politik und kooperiert bei größeren vernetzten<br />

Veranstaltungen durch aktive Koordination und Mithilfe. 1986 wurde dem<br />

Kulturring gemeins<strong>am</strong> mit dem <strong>Stadt</strong>jugendring die Obhut des „Hauses der<br />

Vereine“ übertragen, das vom Kultur<strong>am</strong>t verwaltet wird. Der Kulturring ist<br />

außerdem Drehscheibe für die städtischen Jugendzuschüsse, die nach Antrag<br />

von der Verwaltung ausbezahlt werden.<br />

8 Geschichte und Brauchtum<br />

Museen (Dezentrales Museumskonzept)<br />

Das dezentrale Museumskonzept in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (1987 vom Kultur<strong>am</strong>t<br />

aufgrund der Analyse örtlicher Strukturen entwickelt) hat versucht, die<br />

Entwicklung der <strong>Stadt</strong>, die begrenzten finanziellen und personellen Mittel<br />

und die völlig unterschiedlichen historischen Entwicklungen der Teilorte<br />

effizient und plausibel abzubilden. Kurz gefasst hat das <strong>Weil</strong>er Modell<br />

folgende Überlegungen berücksichtigt:<br />

• Vernetzung von denkmalpflegerischen Aspekten (Ensembleschutz) und<br />

öffentlicher Nutzung, die in einem inhaltlichen Zus<strong>am</strong>menhang mit der Hülle<br />

stehen: ein Landwirtschaftsmuseum in einer abbruchgefährdeten Scheune,<br />

eine Dorfstube als Beginn eines Freilichtmuseums in einem exponiert<br />

gelegenen renovierungsbedürftigen Haus, - inzwischen ergänzt durch eine<br />

Schmiede-, ein Museum der örtlichen Textilgeschichte im<br />

denkmalgeschützten Fabrikareal, demnächst vielleicht eine Eisenbahn- und<br />

Technikmuseum als Dokumentation der Bahngeschichte <strong>am</strong> Oberrhein<br />

• Durch die Dezentralität wurde die Vielfalt der Entstehungsgeschichte<br />

der unterschiedlichen <strong>Stadt</strong>quartiere und Ursprungsdörfer dokumentiert -<br />

einzelne Teilorte erhielten ihr "Merkzeichen" (Ötlingen, Friedlingen, Altweil)<br />

• Museumsbestände bleiben <strong>am</strong> authentischen Ort und können im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang erlebt werden<br />

Durch die Verlagerung einzelner S<strong>am</strong>mlungsbestände wurde gleichzeitig<br />

eine Konzentration auf Sonderausstellungen im Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />

ermöglicht. Museum im Sinne eines Heimatbegriffs, der "Heimat" nicht nur<br />

als Ort der Erinnerung definiert, sondern auch als gestaltbare Vorstellung<br />

und Utopie (Ernst Bloch), in der sich der kreative Mensch durch<br />

persönliches Engagement und Identifizierung mit der von ihm<br />

mitgestalteten Umgebung hinzudenken vermag. So beschrieb das<br />

- 47 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Ausstellungskonzept nicht nur Menschen, Orte und Gebäude oder<br />

Einrichtungen der Lokalgeschichte, sondern auch sinnlich wahrnehmbare<br />

Alltagserfahrungen, die hier wie anderswo erlebbar sind und deshalb<br />

theoretisch auch weit mehr als nur das Interesse der Einheimischen,<br />

sondern auch des großen Anteils an „Zugereisten“ finden könnten. Als<br />

Beispiel seien aus den 90er-Jahren die Ausstellungen "Pflanzen, Mensch<br />

und Mythos", '"Alle Wetter" oder "Steinzeit" genannt und aus den<br />

vergangenen Jahren die Ausstellungen zu Textilien („Liebe deine Nähte“),<br />

Essen und Trinken und eine Ausstellungsserie zu den vier Elementen<br />

(Wasser-Erde-Luft-Feuer) aus kulturhistorischer Sicht genannt. Kombiniert<br />

mit lokalhistorischen Themen (Geschichte der Volkshochschule, Das Jahr<br />

1929) und Ausstellungssegmenten der thematischen Ausstellungen mit<br />

regionalem Bezug wurden zahlreiche Vernetzungen mit Museen,<br />

Bildungseinrichtungen und Institutionen in der Regio angestrebt und<br />

effizient genutzt.<br />

<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist als Museumsort vor allem dank der internationalen<br />

Ausstrahlung des Vitra Design Museums bekannt geworden. Etwa 70 000<br />

Besucher pilgern jährlich an die Charles-E<strong>am</strong>es-Straße, zahlreiche<br />

Ausstellungsprojekte werden mit dem Hinweis auf die Zentrale in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> in wichtigen Museen in aller Welt gezeigt.<br />

Qualität und Intensität der Museumsprojekte sind kontinuierlich gesteigert<br />

worden und haben in den letzten Jahren eine wichtige gesellschaftliche<br />

Ausstrahlung erlangt. Wichtig war dabei die schon vor Jahren ausgegebene<br />

Konzeption, Bevölkerungsgruppen unterschiedlichster Art nachhaltig zu<br />

beteiligen. Dadurch ist eine Steigerung der Besucherzahlen erreicht<br />

worden.<br />

Die Veranstaltungsbudgets der Museen sind im regionalen Vergleich relativ<br />

niedrig. Die Ressourcen an ehren<strong>am</strong>tlicher Mitarbeit scheinen dagegen<br />

ausgeschöpft zu sein.<br />

In den letzten Jahren wurden die personellen Zuordnungen effizienter<br />

angepasst. Durch die Einführung des GMU ist die Zuständigkeit für die<br />

Vermietung und Bewirtschaftung der Museen mit den anderen<br />

Kulturhäusern auf die Administrations-Stelle im Kultur<strong>am</strong>t konzentriert<br />

worden, um die Wege zu verkürzen und Kompetenzen zu klären. Die Rolle<br />

des Museumspädagogen hat sich zur Verantwortung der Kuratorin als<br />

Progr<strong>am</strong>mleiterin verändert. Die Koordination und finanzielle Moderation<br />

bleibt beim Kultur<strong>am</strong>tsleiter, der das Konzept entworfen und strukturell<br />

verwirklicht hat. Kuratorisch sind Frau Dr. Seibert Michel für das Museum<br />

<strong>am</strong> Lindenplatz und das Landwirtschaftsmuseum und Frau Schaub für die<br />

Städtische Galerie Stapflehus und für das Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />

zuständig (beide Halbtagsstellen).<br />

- 48 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Dezentrales Museumskonzept (nach den Planungen aus dem Jahr 1987,<br />

weiterentwickelt und vom GR genehmigt im Kulturentwicklungskonzept 3/1999)<br />

Museum <strong>am</strong><br />

Lindenplatz<br />

Abteilungsleitung: Kulturreferent T.Paßlick (in Personalunion)<br />

(S<strong>am</strong>mlung, Ges<strong>am</strong>tkonzeption, Koordination, und Haushaltsverantwortung)<br />

Kuratorinnen: Dr.Elke Seibert Michel, Sigrid Schaub)<br />

Landwirtschaftsmuseum<br />

(Altweil)<br />

Museum <strong>Weil</strong>er<br />

Textilgeschichte<br />

Hausverwaltung: Gerhard Broß /Haustechnik: GMU (Gebäudemanagement)<br />

Haus Konzept Kuratorin der<br />

Ausstellungen<br />

Museum<br />

Dorfstube Ötlingen<br />

Ziele:<br />

Wechselausstellungen<br />

kulturhistorische,<br />

sachkundliche<br />

animatorische<br />

Ausstellungen mit<br />

Rahmenprogr<strong>am</strong>m im<br />

Sinne eines erweiterten<br />

Begriffs von "Heimat"<br />

S<strong>am</strong>mlung von<br />

historischen Exponaten<br />

(18.-20.Jrhdt.)<br />

aus Agrarproduktion im<br />

historischen Umfeld<br />

(Scheune/Weinort<br />

Altweil)<br />

Pflug- und Dreschplatz-<br />

Dior<strong>am</strong>en, S<strong>am</strong>mlung<br />

von<br />

50 Emailschildern<br />

Dokumentation der<br />

lokalen Textilgeschichte<br />

in Friedlingen im histor.<br />

Umfeld (denkmalgesch.<br />

Schwarzenbachareal,<br />

Werkstätten mit sinnl.<br />

Wahrnehmung der<br />

Arbeitsumgebung<br />

Dokumentation<br />

bäuerlichen Lebens im<br />

historischen Umfeld<br />

(19.Jdt.) mit Schmiede<br />

etc<br />

Dr.Elke Seibert<br />

Michel<br />

(Kunsthistorikerin)<br />

Dr.Elke Seibert<br />

Michel<br />

Sigrid Schaub<br />

Verein Dorfstube<br />

Ötlingen<br />

Vorsitz:<br />

Walter Schönherr<br />

Ehren<strong>am</strong>tlicher<br />

Kreis<br />

Museumskreis e.V.<br />

Vorsitz: Heinz<br />

Obrecht<br />

gelegentlich:<br />

Gastausstellungen<br />

(wie: Bibel., Läckerli-<br />

Hus)<br />

geplant:<br />

Arbeitskreis aus<br />

landwirtschaftlichen<br />

Betrieben und<br />

Organisationen, WG<br />

etc<br />

Arbeitskreis<br />

Textilmuseum<br />

(Lokalpolitiker aus<br />

Friedlingen und<br />

ehemalige Mitarbeiter<br />

der<br />

Seidenstoffweberei<br />

Verein plant<br />

Ausstellungen<br />

selbständig<br />

Koordination bei<br />

Haushaltsrelevanten<br />

Investitionen und<br />

Ausgaben<br />

• Strukturell wird 2004 und 2005 eine Schnellinventarisierung und die<br />

Konzentration der Lagerbestände vorgenommen.<br />

- 49 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

• Aus dem Museumsverein heraus k<strong>am</strong> die Initiative zur Konzeption<br />

und Realisierung eines Weinlehrpfades, der im Oktober 2004<br />

eingeweiht wurde und von einem externen Arbeitskreis weiter<br />

betreut wird. Hinweise und Vernetzungen im Bereich des<br />

Landwirtschaftsmuseums müssen umgesetzt werden.<br />

• Eine private Initiative will ein Bahn- und Technikmuseum im<br />

Ausbesserungswerk Haltingen einrichten; eine Vernetzung mit dem<br />

dezentralen Museumskonzept ist angebracht, eine administrative<br />

Unterstützung ebenfalls.<br />

• Die Aufsichtsdienste wurden mit Verträgen ausgestattet und im<br />

Sinne der Übernahme von technischer Verantwortung verjüngt. Die<br />

Weiterbildung muss nachhaltig verstärkt werden.<br />

• Die Besucherfrequenz im Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte wird<br />

erhöht durch kleine Sonderausstellungen, gleiche Ansätze sollten<br />

im Landwirtschaftsmuseum entwickelt werden.<br />

Bei entsprechender Mittelausstattung (auch durch andere Träger oder<br />

Sponsoren) könnten folgende Ziele anvisiert werden:<br />

• Vergabe von Aufträgen an professionelle Ausstellungsmacher zur<br />

besseren Präsentation und wissenschaftlichen Betreuung von<br />

Ausstellungsthemen, ergänzend zu den erarbeiteten Themen des<br />

Museumskreises<br />

• Übernahme von guten Ausstellungen, die im Kontext zur Region nach<br />

<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> passen und zeitlich Luft lassen für die Vorbereitung<br />

der eigenen Projektarbeit<br />

• Größere überregionale vernetzte Projekte analog<br />

Lörrach/Liestal/Mulhouse<br />

• Medientechnische Ausstattung als Steigerung der Attraktivität<br />

• Erarbeitung von Ausstellungen mit überregionaler Attraktivität (wie<br />

z.B. Käfer- Ausstellung -die aus dem Etat heraus nicht finanzierbar<br />

gewesen wäre)<br />

www.museen-weil.de (www.museen-weil-<strong>am</strong>-rhein.de)<br />

8.1.1 Vitra Design Museum<br />

Der Grundstein für das Vitra Design Museum wurde in den frühen<br />

achtziger Jahren gelegt. Aus dem Wunsch, die eigene<br />

Firmengeschichte und ihre Einflüsse zu dokumentieren, begann der<br />

Firmeninhaber von Vitra Dr. Rolf Fehlbaum, Möbelentwürfe von<br />

Designern wie Charles und Ray E<strong>am</strong>es, George Nelson, Alvar Aalto<br />

und Jean Prouvé zu s<strong>am</strong>meln. Mit dem Wachsen der S<strong>am</strong>mlung<br />

entstand der Wunsch nach einem Gebäude als Präsentationsort für die<br />

Objekte.<br />

Seit dem Großbrand 1981 ging das Unternehmen Vitra mit der eigenen<br />

Architektur bewusst um und beauftragte den englischen Architekten<br />

Nicholas Grimshaw mit dem Wiederaufbau eines Gebäudes. Seine<br />

High-Tech-Architektur entsprach der Vorstellung von Vitra als einem<br />

Unternehmen von hoher technischer Qualität. 1984 realisierte dann der<br />

Künstler Claes Oldenburg gemeins<strong>am</strong> mit seiner Frau Coosje van<br />

Bruggen ein Geburtstagsgeschenk für die Eltern der Fehlbaum-Brüder:<br />

Balancing Tools war als Popart-Symbol für den d<strong>am</strong>als noch geplanten<br />

Eingang zum Firmenareal von der Römerstraße her und gleichzeitig<br />

- 50 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

als sichtbares Zeichen für die Arbeitswelt der Vitra konzipiert worden.<br />

Bereits 1986 entwickelte Fehlbaum den Gedanken eines<br />

Designmuseums und 1987 nahm er Kontakt mit Frank O. Gehry aus<br />

Kalifornien auf. Im selben Jahr lernte Fehlbaum den späteren Direktor<br />

des Museums Alexander von Vegesack über Ray E<strong>am</strong>es kennen.<br />

Gemeins<strong>am</strong> entwickelten Fehlbaum und von Vegesack aus der<br />

ursprünglichen Idee einer geschlossenen Privats<strong>am</strong>mlung die Idee<br />

eines öffentlichen Museums. Am 3. November 1989 wurde das<br />

Museum eröffnet und die Bilder von Frank O. Gehrys<br />

unkonventionellem Bau, der sein erstes Werk in Europa war, gingen<br />

um die Welt.<br />

Heute ist das Vitra Design Museum eine weltweit agierende<br />

Kulturinstitution, die maßgeblich zur Erforschung und Popularisierung<br />

von Design beigetragen hat. Das Museum erforscht und vermittelt<br />

Design in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen und legt dabei<br />

einen besonderen Schwerpunkt auf Möbel- und Interiordesign. Es<br />

veranstaltet Ausstellungen und Workshops, produziert Publikationen<br />

und Miniaturen, verfügt über eine S<strong>am</strong>mlung, Archiv und Bibliothek.<br />

Seine Wanderausstellungen werden in Museen weltweit gezeigt.<br />

.<br />

Nach Vollendung des ersten Baus erhielt er den Auftrag, einen<br />

Masterplan für das Vitra-Gelände zu entwickeln. Diese Idee einer<br />

"Corporate-Identity-Architektur" war Auslöser für ein neues<br />

Architekturkonzept: Unterschiedliche, aber nicht beliebige<br />

Architekturen sollten aufeinander treffen und diesen Ort durch Vitalität<br />

und Unverwechselbarkeit auszeichnen. So beauftragte Vitra für jede<br />

Bauaufgabe einen anderen Architekten. Das Vitra Design Museum<br />

zeigt heute bei den Architekturführungen Gebäuden von Gehry,<br />

Citterio, Nicholas Grimshaw, Tadao Ando, Zaha Hadid und Alvaro<br />

Siza, viele von ihnen Träger des begehrten Pritzker-Preises.<br />

Auch wenn es in der Region Basel an bedeutenden zeitgenössischen<br />

Bauten wahrlich nicht mangelt: der größte Publikumsmagnet und der<br />

Ort mit der weitesten internationalen Ausstrahlung ist seit einigen<br />

Jahren das Werksgelände der Firma Vitra in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Das liegt<br />

vor allem an der einzigartigen Dichte und Qualität der hier auf kleinem<br />

Raum vers<strong>am</strong>melten Bauten. Kein Wunder, dass sich das Firmenareal<br />

in den letzten eineinhalb Jahrzehnten zu einem Mekka von<br />

Architekturliebhabern aus der ganzen Welt entwickelt hat. Bis zu 80<br />

000 Menschen pilgern jährlich hierher. Viele von ihnen werden durch<br />

die über 20 Mega-Stühle auch durch die <strong>Stadt</strong>teile von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

gelotst.<br />

Neben dem Design-Museum bewundern Besucher aus allen Erdteilen<br />

auch den Konferenz-Pavillon des Japaners Tadao Ando, wieder eine<br />

Europa-Premiere. Der introvertierte Bau überzeugt durch seine formale<br />

Strenge und die Reduktion auf wenige Materialien. Neben Museum<br />

und Konferenzpavillon gehört die Fire Station der Londoner Architektin<br />

Zaha Hadid zu den Höhepunkten des Parks. Das erste realisierte Werk<br />

der heute auf der ganzen Welt mit prestigeträchtigen Großaufträgen<br />

betrauten Meisterin zählt längst zu den Ikonen der<br />

dekonstruktivistischen Architektur. In der Garage der Firestation<br />

werden 100 exemplarische Sitzmöbel aus der S<strong>am</strong>mlung des Vitra<br />

Design Museums präsentiert. Mit dem Pavillon Landscape-Formation 1<br />

hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> den ersten öffentlichen Auftrag durch die<br />

- 51 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

gebürtige Irakerin realisieren lassen, der für Architekturfreunde eine<br />

Achse von der Vitra bis in den Dreiländergarten geschaffen hat.<br />

Einen vorläufigen Schlussstein in der baulichen Entwicklung des Areals<br />

setzte der portugiesische Architekt Alvaro Siza mit einer<br />

ziegelsteinverkleideten Fabrikationshalle, die er durch eine<br />

brückenartige Dachkonstruktion mit der benachbarten Halle verband.<br />

In den vergangenen Jahren wurde der Architekturpark in <strong>Weil</strong> um zwei<br />

baugeschichtliche Kostbarkeiten bereichert: eine kuppelförmige<br />

Zeltkonstruktion des <strong>am</strong>erikanischen Architektur-Visionärs Richard<br />

Buckminster-Fuller und ein demontierbares Tankstellen-Häuschen des<br />

französischen Konstrukteurs Jean Prouvé, die ebenfalls im Rahmen<br />

der Architekturführungen erläutert werden.<br />

Ausstellungen<br />

Das Design Museum produziert längst nicht nur für das eigene<br />

Museum, sondern auch für Auftraggeber in aller Welt. Alle<br />

Ausstellungen wandern durch bedeutende Museen.<br />

Symposien<br />

Seit der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der AXA Art-Versicherung beschäftigt<br />

das Museum auch n<strong>am</strong>hafte Restauratoren und organisiert<br />

internationale Workshops.<br />

Objekte aus Kunststoffen sind heute aus dem alltäglichen Leben nicht<br />

mehr wegzudenken. Oft handelt es sich um unscheinbare<br />

Gebrauchsgegenstände, die später aber zu S<strong>am</strong>mlungsgegenständen<br />

werden können. Auch in Kunst und Design werden Kunststoffe bereits<br />

seit einigen Jahrzehnten verarbeitet, wie beispielsweise bei den Nanas<br />

von Niki de Saint Phalle und dem Panton Stuhl. Somit finden sich<br />

Objekte aus Kunststoffen aller Art immer häufiger in privaten und<br />

öffentlichen S<strong>am</strong>mlungen. Der Wert dieser Werke nimmt dabei stetig<br />

zu. Betrachtet man den Markt, lässt sich dies sowohl an den<br />

Versicherungssummen als auch an der Anzahl und den erzielten<br />

Preisen auf Auktionen erkennen.<br />

Kulturpolitische Zus<strong>am</strong>menarbeit Vitra Design Museum/ <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Viele Veranstaltungen wurden bereits gemeins<strong>am</strong> mit dem Städtischen<br />

Kultur<strong>am</strong>t angeboten. Eine Aufführung des Kesselhaus-Ensembles zur<br />

Ausstellung „Licht“ oder der gemeins<strong>am</strong>e Beitrag zum internationalen<br />

Festival „Les muséiques“ mit Konzerten n<strong>am</strong>hafter Solisten,<br />

gemeins<strong>am</strong> organisierte Ergänzungen zu Basler Veranstaltungen wie<br />

der Architekturnacht und andere Projekte.<br />

8.1.2 Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />

In einem klassizistischen Bauwerk aus dem Jahr 1845 im ehemaligen<br />

Dorfkern von Altweil ist das Museum <strong>am</strong> Lindenplatz untergebracht.<br />

120 Jahre lang diente es als Schule und Rathaus bis die Verlagerung<br />

des <strong>Stadt</strong>zentrums in den Sechzigerjahren die Nutzung als<br />

- 52 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Heimatmuseum ermöglichten. Das städtische Museum und der Verein<br />

"Museumskreis" erarbeiten jährlich drei bis vier Sonderausstellungen,<br />

die sich mit lokalgeschichtlichen Themen wie Fasnacht, Weinbau oder<br />

regionale Künstler genauso befassen wie mit allgemeinen Fragen der<br />

Wahrnehmung und der persönlichen Orientierung. Das Spektrum<br />

reicht von der Geschichte der Hexenverfolgungen bis zu informativen<br />

Projekten wie „SteinZeit“, "Essen und Genießen", "Alle Wetter" oder<br />

ungewohnten Perspektiven des Alltäglichen wie in der Serie zu den<br />

vier Elementen.<br />

Öffnungszeiten:<br />

S<strong>am</strong>stag 15 - 18 Uhr, Sonntag 14 - 18 Uhr<br />

8.1.3 Landwirtschaftsmuseum<br />

Fast 200 Jahre alt ist die Scheune in dem historischen<br />

Gebäudekomplex hinter dem Stapflehus <strong>am</strong> Altweiler Lindenplatz. Und<br />

über 200 Exponate hatte Tonio Paßlick bis zur Eröffnung im Herbst<br />

1990 in Scheunen und landwirtschaftlichen Gehöften von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Rhein</strong> zus<strong>am</strong>mengetragen, die nun im historischen Zus<strong>am</strong>menhang<br />

ein Dokument der Arbeitswelt darstellen, das für über 90 Prozent der<br />

<strong>Weil</strong>er bis etwa 1900 den normalen Alltag bedeuteten: Kutschen für die<br />

Herrschaft, die "Schürki-Karre" der Marktfrauen, Flachsbrechen oder<br />

Rennle (die den Spreu vom Weizen trennen), "Milch-Satten", Pflug-<br />

Dior<strong>am</strong>en und ein Dreschplatz mit zahlreichen Gerätschaften, die fast<br />

der Vergessenheit anheim fallen würden. Großformatige Fotos der<br />

Jahrhundertwende zeigen <strong>Weil</strong>er Landwirte bei der Arbeit. Prunkstück<br />

der S<strong>am</strong>mlung sind die rund 50 Emailschilder aus der Agrarwerbung<br />

von Anno dazumal. Die Objekte sind zum Teil auch auf französisch<br />

erläutert.<br />

Öffnungszeiten:<br />

April - Oktober, sonntags 14 - 18 Uhr<br />

8.1.4 Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />

Drei große Ansiedlungen ermöglicht: die Färberei & Appretur<br />

Schusterinsel, die Färberei & Appretur Schetty (das Glashaus als<br />

denkmalgeschütztes Gebäude <strong>am</strong> Dreiländereck ist das einzige Relikt<br />

hinter dem <strong>Rhein</strong>center) und die Seidenstoffweberei Robert<br />

Schwarzenbach, die als letzte produzierende Textilindustrie<br />

Friedlingens 1982 ihren Betrieb einstellte. Unter den Sägezahndächern<br />

entstand unter anderem das Kulturzentrum Kesselhaus mit seinem<br />

Veranstaltungsraum und Kursangeboten, der Ateliergruppe, Kesslers<br />

Kulturcafé und dem jüngsten Zweigmuseum der <strong>Stadt</strong>, nämlich dem<br />

Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte in der ehemaligen Schlosserei und<br />

Schreinerei. Beide Räume wurden mit ihren historischen Maschinen<br />

aus den Zwanzigerjahren mit ihren Transmissionsriemen,<br />

Werkzeugen, dem charakteristischen Ölgeruch und zahlreichen<br />

Relikten der Arbeitswelt liebevoll gepflegt und restauriert. In der<br />

Schreinerei sind auf Luftbildern die Stationen der Industriegeschichte<br />

zu sehen, Musterbücher dokumentieren die Produktpalette. In kleinen<br />

Sonderausstellungen zeigt die Kuratorin Sigrid Schaub<br />

unterschiedlichste Aspekte des Arbeitslebens und der Erzeugnisse<br />

dieser Textilepoche Die Industriegeschichte der Grenzstadt <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />

- 53 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

<strong>Rhein</strong> ist zwischen 1880 und 1982 maßgeblich geprägt worden von der<br />

Textilindustrie. Internationale Konsortien hatten in der Gründerzeit vor<br />

allem. Sie wird unterstützt von einem freien Arbeitskreis.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Jeder erste Sonntag im Monat 14 - 17 Uhr und bei<br />

Wochenendveranstaltungen sowie auf Anfrage<br />

8.1.5 Museum Dorfstube Ötlingen<br />

Auf dem südlichsten Ausläufer des Schwarzwaldes thront eine der<br />

schönsten Dörfer im Kreis Lörrach. Wein- und Obstbau haben die<br />

Geschichte des pittoresken <strong>Weil</strong>er <strong>Stadt</strong>teils Ötlingen bis heute<br />

geprägt. Als Pendant zum Altweiler Landwirtschaftsmuseum entstand<br />

deshalb 1990 in einem alten Fachwerkhaus ein Museum bäuerlicher<br />

Lebenskultur des 19.Jahrhunderts. Wohn- und Schlafgemächer mit<br />

wertvollen und typischen Alltagsutensilien werden so angetroffen, als<br />

hätten die Bewohner das Haus nur eben kurz zur Feldarbeit verlassen.<br />

Der „Förderverein Dorfstube Ötlingen“ veranstaltet<br />

Sonderausstellungen zu Tradition und Kunst im regionalen Kontext.<br />

Als Ergänzung richtete der Förderverein im Nebengebäude eine<br />

historische Schmiede ein.<br />

Öffnungszeiten:<br />

April-Oktober: sonntags 14 - 17 Uhr<br />

8.1.6 Museumspläne<br />

8.2 Vereine<br />

Geplant war in den Neunzigerjahren der Ausbau des Stellwerks 3<br />

gemeins<strong>am</strong> mit einem Förderkreis aus den Reihen der Eisenbahn-<br />

Freunde. Die problematische Zugangssituation erschwerte das<br />

Vorhaben. Inzwischen hat sich ein Arbeitskreis für die Einrichtung<br />

eines Eisenbahn- und Technikmuseums im Bahnbetriebswerk<br />

Haltingen gebildet, der Sondierungen für die finanziellen und<br />

strukturellen Möglichkeiten zum Aufbau eines Museums unternimmt.<br />

8.2.1 Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />

Der Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde hat in den<br />

Sechzigerjahren gemeins<strong>am</strong> mit der <strong>Stadt</strong>verwaltung die Einrichtung<br />

des Heimatmuseums ermöglicht und lange Jahre die Aufsichtskräfte<br />

gestellt. Heute noch werden Exkursionen in heimatkundlich<br />

interessierende Orte, Museen und Ausstellungen organisiert. Der<br />

Verein gibt zudem die Tagebuch-Blätter mit interessanten Beitragen<br />

zur Geschichte von <strong>Stadt</strong> und Region heraus.<br />

Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

266 - - - ca. 10 – 11<br />

- 54 -


8.2.2 Museumskreis e.V.<br />

8.3 Brauchtum<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

In einem vernetzten Projekt mit der Volkshochschule wurden bis zum<br />

Jahr 1998 <strong>Stadt</strong>führer ausgebildet, die sich zunächst auf<br />

Quartierführungen spezialisierte und d<strong>am</strong>it die scheinbare<br />

unspektakuläre Geschichte des Alltags durch spannende Erzählungen<br />

und Zus<strong>am</strong>menhänge vor Ort zum Ereignis werden ließen. Aus dem<br />

Kreis der <strong>Stadt</strong>führer entwickelte sich eine Gruppe, die 1998 einen<br />

Verein „Museumskreis e.V.“, der gemeins<strong>am</strong> mit dem<br />

Museumspädagogen und den Kuratoren aktiv an der Entwicklung von<br />

Museumsprojekten beteiligt war.<br />

8.3.1 Trachtengruppen<br />

Dank der engagierten Präsenz von zwei Trachtengruppen ist die<br />

Bewahrung und Dokumentation der historischen Trachten in der <strong>Stadt</strong><br />

gewährleistet. Die Markgräfler Trachtengruppe ist bei größeren<br />

gesellschaftlichen Anlässen wie dem Neujahrsempfang genauso im<br />

Fokus der Öffentlichkeit wie bei überregionalen grenzüberschreitenden<br />

Veranstaltungen in der Regio und in Baden-Württemberg. Die Gruppe<br />

„D’Markgräflerinne“ wirbt ähnlich für die Bewahrung der<br />

lokalspezifischen Tracht. Beide Gruppen treten mit eigenen<br />

Veranstaltungen, Schulbesuchen und Publikationen an die<br />

Öffentlichkeit. Einzelne Veranstaltungen werden in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

mit dem Kultur<strong>am</strong>t organisiert.<br />

Die Markgräflerinnen<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

156 12 144 2 ca. 16<br />

Markgräfler Trachtengruppe<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

117 14 102 1 ca. 18<br />

8.3.2 Fasnacht<br />

Die Fasnacht ist als „fünfte Jahreszeit“ das bedeutendste und größte<br />

kulturelle Brauchtumsereignis. Zwischen der Eröffnung <strong>am</strong> 11.<br />

November und dem Scheibenfeuer nach dem Burefasnachtsumzug <strong>am</strong><br />

Sonntag nach dem offiziellen Aschermittwoch zieht sich ein Reigen von<br />

vielen Veranstaltungen, die neben dem Umzug als einem der<br />

Fasnachtsereignisse mit der größten Publikumsausstrahlung in Baden-<br />

Württemberg (zwischen 20 000 und 50 000 Besucher) wichtig sind. Als<br />

Beispiele seien das Setzen des Narrebaums auf dem Lindeplatz oder<br />

das große Treffen der Guggemusiken auf dem Rathausplatz genannt.<br />

Der Narrenzunft als Dachverband koordiniert die Aktivitäten der<br />

zahlreichen Zünfte. Bei Umzügen und Schnitzelbänken werden nicht<br />

nur allgemeine und lokale Ereignisse glossiert, sondern auch<br />

gesellschaftliche Kontakte ausgebaut und örtliche Traditionen durch<br />

bestimmte „Häs“-Charaktere geprägt. Guggemusik-Verbände sind eine<br />

neuere Entwicklung, die allerdings inzwischen eine hohe musikalische<br />

Qualität und soziale Bedeutung erlangt haben.<br />

- 55 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Narrenzunft „Wiler Zipfel“<br />

Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />

525 29 496 ca. 9<br />

Alti Fabriknäschtclique<br />

webmaster@afc1923.de<br />

Altwiler Räbbuure Clique<br />

Bäre Brummer Clique Friedlingen 1941 e. V.<br />

Baerebrummer@aol.com<br />

Gränz-Pfluderi-Waggis<br />

Guggemusik Fägnäschter<br />

prohmi@web.de<br />

Guggemusik Notehobler 1976 e. V.<br />

Guggemusik Ranzepfiffer Will<br />

Hexen Clique<br />

Lällewaggis vo Will <strong>am</strong> Rhy<br />

Schlössliwächter<br />

Spielmannszug <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> e. V.<br />

Schiessel@t-online.de<br />

Spielmöps Clique<br />

Wiibergugge Quaakdäsche MGL e. V.<br />

Wiler Mooswaldsiechä<br />

Wiler Rätschgosche<br />

expert-hinze@t-online.de<br />

Wiler Rhy Deufel<br />

Wiler Rhy Waggis e. V.<br />

hp.bader@t-online.de<br />

Wiler Schrätteli 1985 e. V.<br />

Wiler Trüblizupfer<br />

Wiler Zipfel Clique<br />

Wöschbachwyber Clique<br />

Zingke Waggis Guggemusik<br />

- 56 -


8.3.2.1 Bräuche<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Saalfasnacht und Umzug sind die beiden wesentlichen Bereiche der<br />

Fasnacht, die innerhalb der Narrenzunft auch organisatorisch getrennt<br />

werden. Höhepunkte der Saalfasnacht sind der 11.11. und die<br />

„Zunftabende“ in der Jahnhalle. Daneben werden inzwischen<br />

zahlreiche weitere Veranstaltungen wie der Haltinger Fasnachtsabend,<br />

Cliquen-Veranstaltungen und Fasnachtsbälle sowie<br />

Fasnachtsveranstaltungen der katholischen Kirche durchgeführt. Am<br />

Rosenmontag veranstaltet die Narrenzunft eine sogenannte<br />

„Ratssuppe“ im Gasthaus Schwanen, bei der auch die Gäste in die<br />

Bütt treten und von der Narrenzunft ein „Fuchs-Orden“ verliehen wird.<br />

Viele Schnitzelbank-Verfasser unternehmen einen Zug durch die<br />

Gastwirtschaften und tragen ihre Verse vor.<br />

Höhepunkt der Straßenfasnacht ist der Umzug zwischen Rathaus und<br />

Lindenplatz in Altweil, an dem häufig bis zu 5 000 Hästräger<br />

teilnehmen. Vor den Zunftabend wird auf dem Lindenplatz noch im<br />

Rahmen einer fasnächtlichen Zeremonie der „Narrebaum“ aufgestellt.<br />

8.3.2.2 Fasnachtsfeuer<br />

Das Fasnachtsfeuer zum Ausklang der Fasnacht gehört zum<br />

überlieferten Brauchtum, das auf der deutschen Seite der Region<br />

gepflegt wird, gleichzeitig das Austreiben des Winters symbolisieren<br />

soll und d<strong>am</strong>it im engen Zus<strong>am</strong>menhang mit den „Licht-Kulten“ der<br />

nordeuropäischen Länder steht. Deshalb wird diese Tradition auch in<br />

den Teilorten gepflegt. <strong>Stadt</strong> und einzelne Vereine organisieren das<br />

Aufschichten des Holzes und das Abbrennen gemeins<strong>am</strong>.<br />

Ziel: Aus Gründen des Landschaftsschutzes ist die Abbrennstelle <strong>am</strong><br />

Tüllinger Berg umstritten. Gemeins<strong>am</strong> mit dem Landrats<strong>am</strong>t sollte eine<br />

befriedigende Lösung gefunden werden. Da wenige hundert Meter<br />

entfernt auf Lörracher Gemarkung ebenfalls ein Scheibenfeuer<br />

abgebrannt wird, wäre über eine evt. Kooperation nachzudenken.<br />

8.3.2.3 Guggemusiken<br />

9 Kinder- und Jugendkultur<br />

Guggemusiken haben sich zu einer Vielzahl unterschiedlichster Stile<br />

und Ausprägungen mit zunehmend <strong>am</strong>bitionierten musikalischen<br />

Profilen entwickelt. „Guggebälle“ und so genannte „Gugge-Symposien“<br />

sind beliebte Fasnachtsveranstaltungen geworden, die sowohl auf<br />

Plätzen als auch in Sälen veranstaltet werden.<br />

Eine große Zahl von Institutionen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen von<br />

Kindergärten über Schulen, Kirchengemeinden und sozialen Initiativen wie<br />

„Wunderfitz“ und Verbänden wie der <strong>Stadt</strong>jugendring und die DRK-<br />

Jugendorganisation sowie zunehmend Gewerbeverbände im Rahmen von<br />

Marketingaktionen bieten eine vielseitige Palette unterschiedlichster<br />

Kulturangebote an. Von Seiten der <strong>Stadt</strong> werden Nischen und soziale<br />

Schwerpunkte über die <strong>Stadt</strong>jugendpflege betreut. Das Kultur<strong>am</strong>t und seine<br />

Einrichtungen ergänzen das Spektrum unter Berücksichtigung der vorhandenen<br />

Strukturen. Kinderveranstaltungen im Kesselhaus (Kino, Theater) werden gezielt<br />

in Kooperation mit Kindergärten und Schulen angeboten. Strukturelle<br />

- 57 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Bereicherungen wie der Aufbau der Gruppe <strong>Weil</strong>er Erzähler über VHS und<br />

Kultur<strong>am</strong>t vorgenommen und betreut. Im Schwarzenbach-Areal werden drei<br />

Proberäume für Rockgruppen angeboten.<br />

Einzelne städtische Kultur-Institutionen wie die Städtische Sing- und Musikschule<br />

konzentrieren sich auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen, bei VHS und<br />

Bibliothek sind dieser Aufgabe einzelne Segmente gewidmet bei Museen und der<br />

Galerie gibt es spezielle Kooperations-Projekte.<br />

Ziel: Eine Koordination des vielseitigen Angebotsspektrums über einen „Runden<br />

Tisch für Kinder.- und Jugendveranstaltungen“ wäre angebracht. Anders als bei<br />

allgemeinen sozialen Aspekten dieser Altersgruppe wäre hier ein Impuls durch<br />

das Kultur<strong>am</strong>t sinnvoll.<br />

10 Senioren und Kulturangebote<br />

Durch die demografische Entwicklung wird die Berücksichtigung der Altersgruppe<br />

der über 60jährigen immer bedeuts<strong>am</strong>er. Der erste strukturelle Impuls des<br />

Kultur<strong>am</strong>tes galt 1986 dieser Altersgruppe. Inzwischen sind weitere Initiativen<br />

tätig; über die sozialen Betreuungen hinaus wären aber in allen Kulturbereichen<br />

Impulse zur Orientierung zum lebenslangen Lernen, zur Re-Integration in<br />

Arbeitsprozesse durch das Einbringen von Lebens- und Berufserfahrung und vor<br />

allem zur Teilhabe an gesellschaftlichem Engagement in den unterschiedlichsten<br />

Projekten wichtig. Bei Analysen der Besucherentwicklungen kann die<br />

Altersgruppe als sehr aktiv eingeschätzt werden, insbesondere im klassischen<br />

Bereich von Konzerten, Theater und Studienfahrten überwiegend der Anteil<br />

aktiver Senioren klar.<br />

Ziel: Als konzeptionelle Aufgabe sollte das Kultur<strong>am</strong>t alle Kulturangebote<br />

untersuchen und Projekte zur Förderung der oben genannten Ziele vorschlagen.<br />

Ähnlich wie bei Kindern und Jugendlichen könnte ein „Runder Tisch von<br />

Veranstaltern im Seniorenbereich“ ein mal im Jahr Termine koordinieren und<br />

Projekte konzipieren.<br />

11 Multikulturelle Kulturangebote<br />

6 Jahresstatistik 2003<br />

Mit einem Anteil von 12,35 % 6 der Bevölkerung sind Ausländer in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

eine wichtige und große Gruppe, die in ihrer Vielfalt auch zu einer bedeutenden<br />

Bereicherung unterschiedlichster Angebots- und Wahrnehmungsstrukturen führt.<br />

Insbesondere die 1028 Türken, die zu größten Teilen aus der ostanatolischen<br />

Ortschaft Pülümür st<strong>am</strong>men und die 920 Italiener, die jeweils oft schon in dritter<br />

und vierter Generation in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> leben bestimmen das Bild der <strong>Stadt</strong><br />

durch Geschäfte und kulturelle Angebote. Gesellschaftliche Aktivitäten werden vor<br />

allem in den jeweiligen Religionszugehörigkeiten ausgeübt, eine isl<strong>am</strong>ische<br />

Moschee, ein Treffpunkt der Alawiten unter den türkischen Muslimen und<br />

verschiedene soziale Verbände sorgen bei beiden Bevölkerungsgruppen für eine<br />

oft selektive Wahrnehmung kultureller Gepflogenheiten. Zwischen den<br />

Ansprüchen der Assimilation, der Integration und der Bewahrung von Traditionen<br />

entsteht nicht erst im neuen Europa ein Spannungsfeld. Die multikulturelle<br />

Gesellschaft hat für die ursprünglichen Bewohner demografische und kulturelle<br />

Vorteile gebracht, erzeugt aber auch einen gegenseitigen Anspruch an Toleranz<br />

und Verständnis.<br />

Deshalb ist die Wahrnehmung der kulturellen Bedürfnisse und die Erarbeitung<br />

von entsprechenden Konzepten ein wichtiger Bestandteil der Kulturpolitik. Mit<br />

<strong>Stadt</strong>teilfesten wie der „Multikulturellen Karawane“, dem „Friedlinger Frieden“ und<br />

- 58 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

dem Festival „Moves“ in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit einer freien Jugendgruppe, dem<br />

Jugendparl<strong>am</strong>ent und der <strong>Stadt</strong>jugendpflege hat das Kultur<strong>am</strong>t bereits Impulse<br />

entwickelt, die nachhaltig fortgesetzt werden sollten.<br />

Ziel: Erarbeitung eines Konzeptes für mittel- und langfristige multikulturelle<br />

Projekte in Koordination mit dem Ausländerbeirat und offene und institutionelle<br />

Vertretungen von Ausländern in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />

12 Soziokultur (Kulturzentrum Kesselhaus)<br />

Anfang der 70er entstanden die ersten Soziokulturellen Zentren im Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit den neuen sozialen Bewegungen. Sie wurden gegründet als selbst verwaltete<br />

Kommunikationszentren, Kulturläden oder Bürgerhäuser, vielfach begleitet von der<br />

Skepsis öffentlicher Einrichtungen. Auch als Antwort darauf schlossen sich 1979 in<br />

Wilhelmshaven bundesweit Einrichtungen zur Bundesvereinigung sozio-kultureller<br />

Zentren zus<strong>am</strong>men.<br />

In ihrer Entstehungsphase wollten Soziokulturelle Zentren Modell sein für andere<br />

gesellschaftliche Arbeits- und Lebensformen. Ihr Selbstverständnis fand Ausdruck in<br />

Begriffen wie "Alternativkultur", "Gegenkultur" und "Gegenöffentlichkeit". Nicht zuletzt<br />

wurden sie auch durch die ganz persönlichen Lebensentwürfe und politische<br />

Herangehensweisen ihrer Akteure geprägt. Diese wollten "gemeins<strong>am</strong> leben und<br />

arbeiten" und forderten die "Aufhebung der Trennung von Kopf- und Handarbeit". Sie<br />

strebten nach Demokratisierung von Kultur und kultureller Demokratie und forderten<br />

Akzeptanz und Gleichbehandlung der unterschiedlichsten kulturellen Ausdrucks- und<br />

Organisationsformen durch politische Gremien und die Öffentlichkeit.<br />

Soziokultur war demnach Antwort, Reaktion und gelebter Gegenentwurf auf bzw. zu<br />

einem konsum- und unterhaltungsorientierten Verständnis von Kultur.<br />

Soziokultur heute<br />

Heute kann unabhängig von veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen, individuellen<br />

Standortwechseln und plakativen Begrifflichkeiten festgestellt werden, dass sich<br />

Soziokulturelle Zentren als Kulturträger gesellschaflich etabliert haben. Sie bieten<br />

ihrem Publikum ein genreübergreifendes und lebensraumnahes "365-Tage"-<br />

Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m, leisten einen Beitrag zur Förderung des künstlerischen<br />

Nachwuchses in den Sparten Theater, Musik, Literatur, Film und Bildender Kunst und<br />

ermöglichen breiten Bevölkerungsschichten die aktive Teilhabe <strong>am</strong> kulturellen und<br />

politischen Leben.<br />

Zu ihrer Arbeit gehört die Integration verschiedener Altersgruppen, sozialer Schichten<br />

und Nationalitäten, die Unterstützung und Förderung von sozialer und politischer<br />

Arbeit sowie die Verwirklichung von demokratischen Entscheidungsstrukturen, die<br />

Voraussetzung sind für die aktive und eigenverantwortliche Beteiligung möglichst<br />

vieler Menschen in den Häusern.<br />

Offen, flexibel und mit Lust <strong>am</strong> Experiment versuchen sie auf sich wandelnde<br />

gesellschaftliche Anforderungen und Gegebenheiten sowie auf veränderte Wünsche<br />

und Bedürfnisse ihrer BesucherInnen zu reagieren. Dies ist ein Grund, warum es<br />

"das" Soziokulturelle Zentrum nicht gibt. Aus der Vielfalt der individuellen Fähigkeiten,<br />

der regionalen Traditionen, der jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch aus<br />

der unterschiedlichen MitarbeiterInnenstruktur und der sozialen und altersmäßigen<br />

Zus<strong>am</strong>mensetzung der NutzerInnen hat sich eine heterogene Zentren-Landschaft<br />

entwickelt, die sich einer abschließenden Verallgemeinerung entzieht.<br />

In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurde die Umwandlung von Industriebrachen als Chance begriffen,<br />

im Kontext zur grenzüberschreitenden Agglomeration Basel ein soziokulturelles<br />

- 59 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Zentrum mit überörtlicher Ausstrahlung in das Konzept von „Wohnen, Arbeiten und<br />

Kultur“ im Schwarzenbach-Areal zu integrieren. Nach dem Erwerb 1988 und den<br />

anfänglichen Leerständen war das Kesselhaus der erste sanierte Bereich des Areals.<br />

Im Rahmen eines klar umrissenen Konzeptes folgten das Museum <strong>Weil</strong>er<br />

Textilgeschichte, die Ateliergruppe, das Kulturcafé und die Proberäume für<br />

Rockgruppen.<br />

12.1 Kulturzentrum Kesselhaus<br />

Städtisches Kulturzentrum, vermietet von der städtischen Tochtergesellschaft<br />

„WWT (<strong>Weil</strong>er Wirtschafts- und Tourismus GmbH), betreut vom Städtischen<br />

Kultur<strong>am</strong>t. Das Kulturzentrum ist Bestandteil der sogenannten<br />

Schwarzenbach-Areals, den denkmalgeschützten Gebäuden der ehemaligen<br />

Seidenstoffweberei Robert Schwarzenbach, die als größter<br />

zus<strong>am</strong>menhängender Gebäudekomplex an das zweite grosse Zentrum der<br />

Textilindustrie im Landkreis Lörrach und die Blüte der internationalen Textil-<br />

Konsortien im Dreiländereck zwischen 1880 und 1975 dokumentieren. Im<br />

Wege einer gezielten <strong>Stadt</strong>sanierung sollte in den sanierten Hallen ein<br />

harmonisches und pragmatisches Nebeneinander von Gewerbe, Kultur und<br />

Wohnen ermöglicht werden. Nach der Stilllegung der Firma im Jahr 1982,<br />

einer zunehmenden Gettoisierung des <strong>Stadt</strong>teils Friedlingen und neuen<br />

Impulsen durch den Ankauf zweier grosser Industrie-Areale im Jahr 1988 war<br />

das Kulturzentrum der erste Bereich, der neues Leben in geschichtsträchtigen<br />

Räumen erblühen liess. Inzwischen ist es eingebettet in einen Gewerbe- und<br />

Wohnpark mit High-Tech-Firmen, Architekten, Grafikern, Fotografen und<br />

Sozialeinrichtungen.<br />

www.kulturzentrum-kesselhaus.de<br />

Das Kulturzentrum besteht aus<br />

dem Kesselhaus renoviert 1991 Veranstaltungsort für Theater-, Tanz-<br />

und Kabarettgruppen,Konzerte<br />

mit Räumen für Kreativgruppen,<br />

(Töpfern, Bildhauerei etc.)<br />

der Ateliergruppe eingeweiht 1994 (N<strong>am</strong>en und Sparten siehe Anlage)<br />

Kesslers Kulturcafé eröffnet 1995/2000 betrieben von Godi Kessler aus<br />

Zürich/ Ausstellungen/Konzerte<br />

dem Museum<br />

<strong>Weil</strong>er Textilgeschichte eröffnet 1995 zeigt in den Räumen der ehemaligen<br />

Werkstatt eine Schlosserei aus den<br />

Zwanzigerjahren und Dokumente<br />

und Luftbilder der Textilzeit in <strong>Weil</strong><br />

Umgebung Mediaville, Together for Leather-Zentrale, Jugendwerkstatt, Landschaftsachitektur<br />

Plan 21, Atelier Vision 21, Tanzcenter <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Flötotto, Memory-Metalle,<br />

Switcher, Lenser ua<br />

Veranstaltungen Vier Jahre lang international beachteter Standort des „Museums für Gestaltung<br />

Basel in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>“ („Touch me“ oder „Knoten – die Lösung ist das Problem“)<br />

– Krimi-Sommer <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Regio-Kultursommer 1995, Kultur <strong>am</strong> Schlipf,<br />

Festivals und Kunsthandwerksmärkte, Erzähltheatertage, überregional beachtete<br />

Aufführungen des semiprofessionellen Theaters im Kesselhaus, heute Ensemble<br />

Kesselhaus. CD-Premieren und Theater-Premieren.<br />

- 60 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Regelmässig: Dance Up, Kino im Kesselhaus, Kunsthandwerksmarkt, Portesouvertes,<br />

Offene Werkstätten<br />

Verein Seit August 91 Verein "Theater im Kesselhaus" (Vorsitz: Hans Kaufmann), im<br />

November 2001 Umbenennung in "Kulturzentrum Kesselhaus e.V."/z.Zt. 48<br />

Mitglieder (Vorsitz: Holger Kröner)<br />

13 Kulturräume<br />

Ziele: Stärkere finanzielle Förderung durch Gewerbe und Industrie, Stärkung und<br />

Förderung des Vereins, der fehlende personelle Strukturen ersetzen muss<br />

13.1 Altes Rathaus<br />

Als früheres Gasthaus „Sonne“ mit landwirtschaftlichem Betrieb und<br />

Rathaus des Dorfes und seit 1929 der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> hat das<br />

Gebäude bis 1965 eine öffentliche Funktion gehabt. Nach der Renovierung<br />

wurde es 1986 umgewidmet in das „Haus der Vereine“ mit einem<br />

„Jugendcafé“ im ehemaligen Scheunenbereich. Der große Gewölbekeller<br />

wurde ausgebaut als vermietbarer Veranstaltungs- und Festraum, neben<br />

Räumen für Vereinsnutzung ist der Saal mit kleiner Bühne und rückseitigen<br />

Räumen bemerkenswert (99 Plätze). Das Gebäude wird heute genutzt vom<br />

Kultur<strong>am</strong>t für Veranstaltungen und Symposien, für die Vereine, vormittags<br />

von der Volkshochschule, nachmittags von der Musikschule (außer der<br />

Dauernutzung durch die <strong>Stadt</strong>jugendpflege). Nach rund 20 Jahren intensiver<br />

Nutzung steht eine grundlegende Sanierung an. Die Feuchtigkeit der<br />

Kellerwände hat insbesondere beim Gewölbekeller Probleme erzeugt.<br />

Ziel: Sanierung der Räume und des Gewölbekellers, Anschaffung von<br />

Verwaltungs- und Vermietungssoftware<br />

13.2 Haus der Volksbildung<br />

Das Haus der Volksbildung ist eines der ersten Volkshochschulgebäude in<br />

Baden-Württemberg, vergleicht man mit Städten ähnlicher Größenordnung.<br />

Auf Initiative von Realschul-Rektor Edgar Dietz wurde ein<br />

Zuschussprogr<strong>am</strong>m genutzt, um das Gebäude im Kontext zum Kant-<br />

Gymnasium bauen zu können. Außer einem Saal mit Kleinbühne und 270<br />

Sitzplätzen beherbergte es bis 1994 auf 103 m² die <strong>Stadt</strong>bücherei sowie ein<br />

Lehrerzimmer, ein Verwaltungszimmer und drei weitere Klassenzimmer, die<br />

vom Berufskolleg und vom Gymnasium genutzt werden.<br />

Nach 40 Jahren musste das Gebäude seit einigen Jahren in einzelnen<br />

Etappen intensiver saniert werden. Die Technik wurde erneuert, einzelne<br />

Sanierungen sind noch zu leisten.<br />

13.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />

Das TAM wurde 1987 <strong>am</strong> Mühlenrain in Altweil von Erwin G. Sütterlin<br />

gegründet. Das TAM ist Nachfolger des „Theater im Rießgässli“, das von<br />

Erwin G. Sütterlin 1972 in Lörrach aufgebaut und bis 1986 als privates<br />

Kleinkunsttheater betrieben wurde. Sütterlin hatte schon früh seine Liebe zu<br />

Kunst und Theater entdeckt. In den vielen Jahren seines Engagements für<br />

die Kleinkunst hatte mancher heute bekannte Künstler in seinen<br />

Anfangsjahren Auftritte im „Rießgässli“ oder „TAM“. Kabarettisten wie<br />

Mathias Deutschmann oder Volkmar Staub zählen hierzu.<br />

Meilensteine in Sütterlins Kleinkunstgeschichte waren die Auftritte von Gerd<br />

Fröbe, Emil Steinberger, Hans - Dieter Hüsch, Franz Hohler, Otfried Fischer,<br />

- 61 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Jürgen von Manger, Hanne Wieder, Rudolf Schock, Bruce Low und viele<br />

andere.<br />

Mitte der 90er Jahre wurde mit dem TAM -Te<strong>am</strong> eine eigene Theatergruppe<br />

geschaffen, die als Laienbühne mit Amateurspielern seit Jahren erfolgreiche<br />

Komödien präsentiert. Zu den Erfolgen des TAM -Te<strong>am</strong>s zählen zweifellos<br />

„Die Blaue Maus“ und der „Meisterboxer“, sowie weitere Komödien in<br />

alemannischer Mundart.<br />

Im TAM finden auch Schauspielkurse, Schminkkurse und Stepptanzkurse<br />

statt sowie Philosophische Veranstaltungen zus<strong>am</strong>men mit dem Kultur<strong>am</strong>t<br />

<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (VHS ua).Einige Veranstaltungen werden gemeins<strong>am</strong> mit der<br />

<strong>Stadt</strong> finanziert und organisiert. Abgerundet wird das TAM - Progr<strong>am</strong>m<br />

durch musikalische Darbietungen, die auch im idyllischen TAM - Hof als<br />

Open-Air-Event stattfinden mit gastronomischer Bewirtung durch das<br />

„Theater-Beizli“. Im Jahr 2004 war das TAM auch vernetzt mit dem<br />

Bläserfestival.<br />

13.4 Weitere Kulturräume<br />

Als Veranstaltungsräume haben sich vor allem die Jahnhalle in Altweil, die<br />

Festhalle Haltingen, die Altrheinhalle in Märkt und die Halle in Ötlingen<br />

außer den erwähnten Sälen etabliert. Für Großveranstaltungen wie<br />

Rockkonzerte oder Diskotheken hat sich auch die Rollsporthalle angeboten,<br />

ansonsten werden immer stärker auch Freiräume für Open-Air-<br />

Veranstaltungen genutzt. Der Hadid-Pavillon gilt inzwischen neben dem<br />

Stapflehus, dem Gewölbekeller im Alten Rathaus als geeigneter Raum für<br />

private Feiern oder öffentliche Veranstaltungen. Klassische Konzerte,<br />

Oratorien oder Messen sind in nahezu allen <strong>Weil</strong>er Kirchen schon aufgeführt<br />

worden.<br />

14 Kulturaustausch in der Regio (Euro-Distrikt)<br />

Seit Beginn der 90er-Jahre werden intensive Kontakte in die Regio für konkrete Projekte<br />

genutzt, zahlreicher Regio-Aktivitäten auf Vereinsebene und bei städtischen Projekten,<br />

nennenswert vor allem „CH 91“, der RegioKulturSommer, "Käfer für Basel", Museum für<br />

Gestaltung Basel in <strong>Weil</strong>, Dreiland-Kultur bei Grün 99, Wege-Kunst-Projekt , Projekt<br />

"humanismus 96" , Musikfestivals „lesmuseiques“ und Markgräfler Musikherbst, Reihe „Kultur<br />

<strong>am</strong> Schlipf“ mit Kulturbüro Riehen und Nellie Nashorn Lörrach, Museumspass, Aktivierung<br />

eines monatlichen Jourfix mit den Kulturinstitutionen von St.Louis (erste Wirkung<br />

Reaktivierung gemeins<strong>am</strong>er Projekte der Musikschulen)<br />

Ziele:<br />

� interkommunale Kulturprojekte über die Grenze<br />

� gemeins<strong>am</strong>es biennales Kulturfestival mit St.Louis ua<br />

� Abstimmung von Projekten und Terminen über die Grenzen<br />

Methoden:<br />

Aktivierung des RegioKulturSommers mit thematischen Inhalten und ggf unter neuem<br />

N<strong>am</strong>en, vernetzte Aktivitäten, gemeins<strong>am</strong>es Veranstaltungskonzept mit Riehen,<br />

langfristig Abstimmung der Veranstaltungsaktivitäten mit Lörrach, Vorderem Kandertal,<br />

St.Louis und Hüningen, Förderung von Mobilität, Internet-Plattformen für Autoren,<br />

Künstler und Musiker<br />

- 62 -


15 Städtepartnerschaften<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Die Städtepartnerschaften mit Huningue, Bognor Regis und Trebbin werden<br />

begleitet von einigen unmittelbaren kulturellen Austauschprojekten; die Table<br />

Ronde als Teil des Vereins zur Förderung und Pflege von Städtepartnerschaften<br />

e.V. bietet ein Jahresprogr<strong>am</strong>m mit kulturellen, sozialen und sportlichen<br />

Aktivitäten an. Einzelne Vereine wie die <strong>Stadt</strong>musik und die Orchestergesellschaft<br />

haben die Möglichkeit von Auftritten in dem Hüninger Kulturhaus „Le Triangle“<br />

oder in „La Coupole“ von St.Louis bereits erfolgreich genutzt. Insbesondere die<br />

Orchestergesellschaft hat bereits zahlreiche gemeins<strong>am</strong>e Projekte mit dem Music<br />

Club in Bognor Regis unternommen, herausragend war der Musical-Abend bei<br />

der Grün 99, aber auch das Konzertprojekt im Juni 2004 gemeins<strong>am</strong> mit fast 30<br />

Musikern aus England.<br />

Ziel: Ständige Einrichtung des „Kulturbus“ von und zu Partnerstädten mit dem<br />

Austausch von Musikern, Künstlern und Vereinen. Förderung von spezifischen<br />

Austauschprojekten unter Schulen, musischen Gruppen und Vereinen und<br />

europäischen Partnern auch außerhalb der eigentlichen Städtepartner – Beispiel<br />

Kant-Gymnasium und Szolnok(Ungarn) oder Musikschul-Partnerschaften mit<br />

Spanien.<br />

1<br />

16 Kultur<strong>am</strong>t (Organisation und Aufgaben)<br />

Die zentralen Aufgaben umfassen neben der konzeptionellen und<br />

kulturpolitischen Arbeit auch folgende Bereiche<br />

1. Verwaltung, Betreuung und Vermietung der Kulturgebäude „Haus der<br />

Volksbildung“, „Haus der Vereine,“ Museumsgebäude, Stapflehus, Kultur<strong>am</strong>t,<br />

Kesselhaus, Archivräume<br />

Ziele:<br />

a) Optimierung der administrativen Nutzungsabläufe bei allen Gebäuden,<br />

Anschaffung geeigneter Software, um Überblick und Transparenz der<br />

Vermietung für alle beteiligten Ämter und Abteilungen zu vereinfachen<br />

b) Erarbeitung der Nutzerkontrakte GMU/Kultur<strong>am</strong>t<br />

c) Optimierung der Nutzungsintensität, Marketing für Vermietung bei<br />

vermietbaren Räumen (Stapflehus, Gewölbekeller, HdVolksbildung)<br />

d) Gezielte Gebäudeunterhaltung in Kooperation mit GMU (Entfeuchtung<br />

Gewölbekeller, Bühne Haus der Volksbildung, Beleuchtungstechnik<br />

Haus der Volksbildung und Konzerträume Haus der Volksbildung,<br />

Schallisolierung Haus der Vereine, Eingangsbereich Kesselhaus,<br />

Küche Kesselhaus)<br />

e) Infrastruktur für zentrales Lager im Schwarzenbach-Areal<br />

f) Fortsetzung und Pflege Bestandsinventarisierung<br />

g) Kosten- und Leistungsrechnung für die Kulturgebäude mit Priorität<br />

Stapflehus und Haus der Vereine<br />

2. Terminkoordination und Öffentlichkeitsarbeit durch Kulturtipp, Newsletter,<br />

Betreuung von Homepages, Medienartikel, Publikationen, Anzeigen<br />

Ziele:<br />

a) Verbesserung der internen und externen Informationsflüsse zur<br />

redaktionellen Herstellung des Kulturtipps<br />

- 63 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

b) Vereinbarungen mit Geschäften, Praxen und Institutionen zur<br />

verbindlichen Verteilung von Plakaten und Flyern via Runder Tisch und<br />

anderen Dachverbänden in der Kommune<br />

c) EDV-gestützte technische Optimierung des Newsletters<br />

d) Neue Flyer-Serie zu kulturellen Qualitätsprofilen der <strong>Stadt</strong>: Kunst im<br />

öffentlichen Raum, historische und aktuelle Architektur etc<br />

e) Jahrespublikation zu Veranstaltungen und Projekten<br />

f) Broschüre über Vereinsangebote und städtische Kulturangebote<br />

3. Vernetzung bei Projekten, Moderation von Kompetenzen und Zuständigkeiten<br />

intern und extern<br />

Ziele<br />

a) Die meisten Veranstaltungsprojekte werden in vernetzten<br />

Kooperationen organisiert. Voraussetzung ist eine ständige<br />

Überprüfung möglicher neuer Partner im organisatorischen Bereich<br />

wie bei Sponsoringfragen: zu optimieren ist die regelmäßige<br />

Kommunikation über die Grenzen wie seit Mitte 2004 mit St.Louis oder<br />

seit zehn Jahren mit Riehen; nach dem Motto „Soviel Delegation wie<br />

möglich, soviel Unterstützung wie nötig“ sollten Projekte initiiert,<br />

angestoßen, substanziell auf den Weg gebracht und verselbständigt<br />

werden.<br />

4. Ansprechpartner für allgemeine Kulturfragen, kulturpolitische Ziele<br />

a) <strong>Kulturentwicklungsplan</strong> 99 – erreichte Ziele<br />

� kommerzielles Kino eingeweiht im Dezember 2004<br />

� Neuorientierung der Veranstaltungsorte in zahlreichen<br />

Versuchen und Projekten (von S<strong>am</strong>ba über PROMS bis zu<br />

Kieswerk Open Air) auf dem Weg<br />

� Corporate Identity von Kultur und <strong>Stadt</strong>image über „<strong>Stadt</strong> der<br />

Stühle“ mit angestoßen, Steuerung über WWT<br />

� Dreieck Vitra Architekturpark, Kesselhaus, Kieswerk über<br />

Theaterprojekte oder „Architekturnacht“ akzentuiert<br />

� Stärkung von Kulturnetzwerken durch Vernetzungen mit<br />

Verkehrsverein, Tourist-Info, Gewerbeverein,<br />

Werbegemeinschaft, City-AG, Kulturring, Jugendparl<strong>am</strong>ent<br />

und Kultureinrichtungen im Dreiland bei Veranstaltungen von<br />

„Summer in the City“ über „Bacchus-Fest“, Herbstfest usw<br />

� Verbesserung der Infrastruktur im EDV-Bereich weitgehend<br />

geschafft<br />

b) <strong>Kulturentwicklungsplan</strong> 99 – nicht realisierte Ziele<br />

� Schaffung eines Fördervereins für Kulturprojekte (mit<br />

Mitgliedern aus allen Bevölkerungsgruppen und Wirtschaft)<br />

nicht priorisiert solange Kultur<strong>am</strong>t noch im Vorstand weiterer<br />

ähnlich strukturierter Vereine wie Förderverein<br />

Dreiländergarten, Kulturzentrum Kesselhaus, Verein zur<br />

Förderung von Städtepartnerschaften sitzt<br />

� Anschaffung einer mobilen Bühne – finanzielle Gründe,<br />

vorläufig Ausleihe bei Open-Air-Projekten<br />

- 64 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

� Veranstaltungsraum im Schwarzenbach-Areal mit<br />

aufsteigender fest eingebauten Publikumsrängen – finanzielle<br />

Gründe und Priorisierung von gewerblichen Nutzungen in der<br />

Halle Süd<br />

� Unterrichtszentrum für die VHS – in Sulzburg nicht priorisiert,<br />

langfristig integrierbar in nicht mehr benötigte Schulräume<br />

� Unterrichtszentrum für die Musikschule – ähnliche<br />

Perspektive (siehe 41/II) – Überbrückung durch<br />

Unterrichtskonzentration im Alten Rathaus, nachdem<br />

Verfügungsmöglichkeiten in der Realschule eingeschränkt<br />

wurden<br />

� Fortsetzung Regio-Kunstweg zwischen Sparkasse und Vitra<br />

– abhängig von weiterer baulicher Entwicklung <strong>am</strong><br />

Messeplatz und Hoher Straße<br />

� Bürgerhaus – keine Priorisierung in Sulzburg<br />

� Oberzentrum Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />

Mit der Anerkennung des Oberzentrums Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> k<strong>am</strong> der Auftrag zur<br />

Untersuchung von Schnittstellen und Abgrenzungen sowie möglichen Verflechtungen beider<br />

Städte. Im April 2002 wurde folgender Stand konstatiert und im Oberzentrumsausschuss<br />

diskutiert und gebilligt.<br />

Bereich/Budget<br />

41/1<br />

Museen/Galerie<br />

41/2<br />

VHS<br />

41/3<br />

Sing- und<br />

aktueller Stand<br />

1. Gemeins<strong>am</strong>e Ausstellungen:<br />

Hermann Daur/ Künstler des<br />

Margräflerlandes etc<br />

2. Nutzung des Lörracher<br />

Archivs für <strong>Weil</strong>er<br />

Ausstellungen<br />

3. Beteiligung <strong>am</strong> St<strong>am</strong>mtisch<br />

der Museumsleiter<br />

4. Museumspass<br />

5. Orientierungsgespräche<br />

6. Beteiligung von <strong>Weil</strong>er<br />

Leiterin bei Dokumentation<br />

des Lörracher Magazins<br />

1. Kooperation im Rahmen vom<br />

Regionalverband und<br />

Landesverband/regelmässige<br />

Informationen<br />

2. spezielle Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

Bereich „Philosophie“ und<br />

Sprachen<br />

3. Bilateraler Austausch von<br />

Informationen zu Inhalten<br />

und Dozenten<br />

4. gemeins<strong>am</strong>es Marketing in<br />

Fachbereichen<br />

1. Regionalwettbewerb Jugend<br />

musiziert<br />

Perspektiven/Optionen<br />

1. Zentrale Lagerung/Magazin in<br />

Lörrach<br />

2. Gemeins<strong>am</strong>e Planung der<br />

unterschiedlichen<br />

Ausstellungsinhalte und<br />

mittelfristige Abstimmung zu<br />

gleichen Themen<br />

(Vernetzung)<br />

3. Gemeins<strong>am</strong>er Zugangspass<br />

für alle Kultureinrichtungen<br />

(Problem: F<strong>am</strong>ilienpass)<br />

4. gleiche Öffnungszeiten<br />

5. gemeins<strong>am</strong>er<br />

Veranstaltungsprospekt<br />

1. Diversifizierung der<br />

Progr<strong>am</strong>mstruktur - Aufteilung<br />

und Abgrenzung<br />

2. gemeins<strong>am</strong>e Ausbildung (z.T.<br />

schon realisiert)<br />

3. gemeins<strong>am</strong>e Studienreisen<br />

und Exkursionen(z.T. schon<br />

realisiert)<br />

4. vergleichbare<br />

Administrationsstruktur<br />

1. gemeins<strong>am</strong>e Raum- und<br />

Instrumentenstruktur in<br />

- 65 -


Musikschule 2. Junge Philharmonie<br />

3. gemeins<strong>am</strong>e Konzerte<br />

4. Orientierung bei Lehrer-<br />

Bewerbungen<br />

5. gemeins<strong>am</strong>e Lehrkörper bei<br />

Nebenfächern<br />

41/4<br />

<strong>Stadt</strong>bibliothek<br />

41/5<br />

Allgemeine Kultur<br />

1. Zugehörigkeit zu gleichen<br />

Verbänden und Projekten<br />

(biblio3 etc)<br />

2. Gemeins<strong>am</strong>e<br />

Landesbibliothekstage (vom<br />

Land für 2003 genehmigt und<br />

bezuschusst)<br />

3. Anschaffung standardisiert<br />

1.Terminabstimmungen (so weit<br />

wie möglich)<br />

2. Terrainverteilung<br />

(Burghof//Ateliers<br />

Kesselhaus)<br />

3. Gemeins<strong>am</strong>e Projekte<br />

(Stimmen)<br />

4. Vereinskooperationen<br />

(z.B. Chor 72 und 75)<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Sonderbereichen<br />

(Perkussion, neue Medien)<br />

1. Diversifizierung in<br />

Fachbereiche<br />

2. gemeins<strong>am</strong>e Projekte,<br />

Literaturtage etc.<br />

3. Spezialisierung bei<br />

Personalauswahl in<br />

Absprache<br />

4. Mobile Ausleihe<br />

5. EDV-Vernetzung<br />

6. gemeins<strong>am</strong>er Nutzungspass<br />

1. Visionär: gemeins<strong>am</strong>e<br />

Kulturverwaltung<br />

(Probleme: Schnittstellen in der<br />

Dienststruktur/klare administrative<br />

Prioritäten)<br />

2. Gemeins<strong>am</strong>er<br />

Terminkalender<br />

3. Projektkoordination<br />

grenzüberschreitender<br />

Aktivitäten<br />

Ziele:<br />

Die genannten mittel- und langfristigen Ziele geben unter den absehbaren<br />

Entwicklungen der öffentlichen Haushalte und den gegebenen Personal-<br />

Ressourcen kaum Spielraum für weitere Investitionsziele; Optimierung<br />

vorhandener Ressourcen, effiziente Steuerung und Reduktion geäußerter<br />

Ziele auf realisierbare Umfänge sind anzustreben.<br />

5. Repräsentation bei regionalen, überregionalen, internationalen<br />

Kulturprojekten<br />

Ziele:<br />

Beteiligungen an grenzüberschreitenden Kulturprojekten wie „Les muséiques“<br />

oder „Kultur <strong>am</strong> Schlipf“ sollten durch Prüfung europäischer Netzwerke<br />

ergänzt und ggf erweitert werden. Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den französischen<br />

Nachbarstädten St.Louis und Huningue sollte intensiviert und gemeins<strong>am</strong>e<br />

Angebote evaluiert worden.<br />

6. Impulsgeber für vernetzte Projekte, inhaltliche und strukturelle<br />

Innovationen<br />

a) Das Kultur<strong>am</strong>t beteiligt sich an einer Reihe von Netzwerken und<br />

Kooperationen. In der Kommune z.B. <strong>am</strong> Marketing- und Strategiekreis<br />

und beim Runden Tisch, regelmäßige Treffen mit dem Kulturring, dem<br />

- 66 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Verein Kulturzentrum Kesselhaus e.V., der Ateliergruppe,<br />

stadtübergreifend an den unterschiedlichsten Projektgruppen von<br />

Oberzentrum über AG Kultur<strong>am</strong>tsleiter im Städtetag, der<br />

Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen<br />

Innovative Inhalte für Veranstaltungsprojekte sind in der folgenden<br />

Tabelle genannt; Evaluierungen (also Machbarkeitsprüfungen und<br />

Kontaktaufnahmen mit Kooperationspartnern sind in der rechten Spalte<br />

genannt – die genannten Projekte sind lediglich Ideenskizzen, die als<br />

Variation für den Veranstaltungskatalog gedacht sind<br />

01. Oberrhein-Chorfestival<br />

St.Louis – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (evt Riehen)<br />

Beteiligung: Chöre aus beiden Städten, der Region<br />

und weitere acht aus den Rändern Europas<br />

Dauer 1 Woche /Zeitpunkt August/September<br />

Häufigkeit: alle zwei Jahre<br />

02. Musik in den Höfen<br />

Nutzung der idyllischen Hofstruktur in Altweil<br />

Beteiligung: je nach progr<strong>am</strong>matischer Ausrichtung<br />

Bläserensembles, Kleinchöre, Folklore, Volksmusik<br />

Kombination Winzerangebote, Küchen- und<br />

Musikkultur<br />

03. Afrika-Festival<br />

Beteiligung: eingeladene Musik- und Tanzgruppen,<br />

zahlreiche Hilfsorganisationen im Dreiland,<br />

Kirchen, Schulen, engagierte Privatpersonen<br />

Ort: Dreiländergarten oder Innenstadt<br />

04. Kleinkunstfestival im Kesselhaus<br />

Offener europäischer Wettbewerb mit<br />

ausgeschriebenem Eurodistrikt-Preis, Workshops,<br />

festes Progr<strong>am</strong>m, zweisprachig moderiert<br />

Eine Woche im Juni, Open Air, Ableger im Triangle<br />

denkbar<br />

05. <strong>Weil</strong> a.R. und die Welt - Open-Air-<br />

Multivisionstage<br />

Revitalisierung der <strong>Weil</strong>er Multivisionstage im Mai<br />

in der Naturarena und beim Kieswerk –<br />

Ausweichort Hadid-Pavillon oder Zelt<br />

06. Songx – Festival der Liedermacher<br />

Ein Festival für das authentische Lied, unplugged,<br />

bekannte und unbekannte Songschöpfer aus dem<br />

deutschsprachigen Raum<br />

07. Feuerzeichen – internationales Treffen der<br />

Feuerkünstler<br />

Internationale Ausschreibung eines Eurodistrikt-<br />

Preises<br />

1 Woche mit Workshops im Dreiländergarten,<br />

Aufführungen verbunden mit Feuerwerk<br />

08. Brückenfest<br />

Nach Einweihung der Passerelle zwischen<br />

Huningue und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> regelmäßiges<br />

Festival im <strong>Rhein</strong>park und auf der frz Seite<br />

Beteiligung: <strong>Weil</strong>er Vereine und Künstler auf frz<br />

Seite und umgekehrt<br />

Gespräche der<br />

Kulturbehörden seit 1 Jahr<br />

Evaluierungsphase<br />

Idee – möglicherweise<br />

Ergänzung oder Variation<br />

des Bläserfestivals<br />

Konzepte vorhanden,<br />

Kontakte mit absa Basel ua<br />

aufgenommen<br />

Idee<br />

Partner vorhanden<br />

Idee<br />

Partner vorhanden<br />

Konzept von Liedermacher<br />

Aernschd Born vorhanden<br />

Erste Gespräche<br />

Idee<br />

Idee<br />

- 67 -


09. Historisches Volkstheater<br />

Inszenierung und Aufführung mit Vereinen, <strong>Weil</strong>er<br />

Theatergruppen und Personen alle fünf Jahre im<br />

Dreiländergarten (Naturarena)<br />

Stoffe zwischen Shakespeare<br />

(Sommernachtstraum) und historischen Stoffen<br />

(Fünf <strong>Weil</strong>er Musikanten, Liebe Gustave ua)<br />

10. Serenaden bei den Wassergärten<br />

Open-Air-Konzerte bei den Gärten der<br />

Vergangenheit und den Wassergärten – kleine<br />

Parkbühnen,<br />

Variation: Altweiler Serenaden<br />

(in Höfen beim Stapflehus, Lindenplatz,<br />

Privathöfen)<br />

11. Haltinger Jazz-Sommer<br />

Jazz-Abende zwischen Hirschen-Garten und<br />

Vogtskeller unter Einbezug weiterer privater<br />

Kellergewölbe und kleiner Straßenabschnitte<br />

(Voraussetzung: viel privates Engagement)<br />

12. <strong>Weil</strong>er Kulturfrühling<br />

Revitalisierung eines KA-Projektes von 1987 –<br />

spartenübergreifende thematische Kulturwoche mit<br />

Musik, Theater, Tanz, Kabarett ua<br />

13. Kunstwoche während der ART<br />

Wettbewerb von Bildhauern, die jeweils in<br />

verschiedenen <strong>Weil</strong>er Parks (einmal<br />

Dreiländergarten, einmal <strong>Rhein</strong>park, einmal im<br />

Läublinpark) während der Basler ART thematische<br />

Projekte erarbeiten.<br />

14. <strong>Stadt</strong>teilprojekte (Fortsetzung Friedlinger<br />

Frieden)<br />

Spezifische Kulturprojekte in <strong>Stadt</strong>teilen,<br />

Beteiligung der Bevölkerung und einzelner Vereine<br />

und Gruppen, z.B. in der Gartenstadt (Marktplatz),<br />

Altweil (Lindenplatz und TAM), Märkter Weiher,<br />

Innenhof Inka-Café Ötlingen ua)<br />

Weitere Ideen vorhanden<br />

Entwicklungsetappen der Kultur<strong>am</strong>tsstruktur<br />

<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Idee<br />

Idee<br />

Idee<br />

Einzelne Anregungen aus<br />

der Haltinger Bürgerschaft<br />

Idee<br />

Idee<br />

Idee<br />

Die Schaffung eines Kultur<strong>am</strong>tes zum 1.Juli 1986 ist bundesweit in die Phase<br />

einer bundesweiten Hochkonjunktur gefallen. Allgemein gesprochen haben die<br />

Kommunen nach der Baukonjunktur der 60er-Jahre in der vielerorts<br />

"Kulturkonjunktur" genannten Phase des Ausbaus von Kultureinrichtungen eine<br />

Möglichkeit zur Standort- und Imageverbesserung erkannt und gleichzeitig die<br />

Potenziale zur Steigerung der Lebensqualität gefördert. Diese Entwicklung<br />

begann meist in Großstädten parallel zur Sanierung der Innenstädte und setzte<br />

sich bis Ende der 80er-Jahre bis in Kleinstädte und sogar in Dörfer fort. Meist<br />

wurden dazu Kulturdezernate mit zugehörigen Kulturämtern geschaffen, die<br />

wiederum je nach örtlicher Gegebenheit in unterschiedliche Zuständigkeiten<br />

gegliedert sind: zum Teil konzentriert auf den Bereich Kulturelles, zum Teil<br />

gekoppelt mit den Bereichen Fremdenverkehr, Freizeit und Sport, Schulen oder<br />

Soziales.<br />

- 68 -


<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

Strukturziel fast aller Kulturverwaltungen war die Gliederung nach mehr oder<br />

wenig selbständig arbeitenden, institutionalisierten und in Gruppenverbänden<br />

zus<strong>am</strong>mengeschlossenen Kultureinrichtungen(wie VHS oder Musikschulen) und<br />

einem langfristig operierenden unternehmerisch denkenden und gleichzeitig an<br />

den oben genannten politischen Zielen gebundenen Kulturbüro.<br />

In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gelang in der „kulturpolitischen Investitionsphase“ zwischen<br />

1978 und 1998 die Einrichtung folgender Institutionen: vier städtische Museen,<br />

die Galerie Stapflehus, das Alte Rathaus als Haus der Vereine, eine gut<br />

ausgebaute Sing- und Musikschule, eine Volkshochschule mit einem<br />

Grundangebot und der Animation zu bürgerschaftlichem Engagement, die<br />

Einrichtung der <strong>Stadt</strong>bibliothek in der früheren Kirche. Das Kultur<strong>am</strong>t konzipierte<br />

als erstes kurzfristiges Ziel den Ausbau der "fünf Säulen" kultureller Institutionen<br />

(Anlage) sowie auf der anderen Seite eine klar konturierte und leicht<br />

identifizierbare Veranstaltungsstruktur, die gleichzeitig den N<strong>am</strong>en der <strong>Stadt</strong> als<br />

Identifikationsträger transportieren sollte.<br />

Zur Identifikationsstärkung als Beitrag der Kultur zum <strong>Stadt</strong>marketing, zur<br />

Verbesserung der Qualitätskriterien der Standortvorteile und einer besseren<br />

Position im Regio-Umfeld trugen ferner die Herausgabe eines<br />

Veranstaltungsplakates und eines Flyers mit dem Titel „Kulturtipp“ sowie die<br />

Herausgabe des Jahrbuchs unter dem N<strong>am</strong>en "willa" (bis 1999 „<strong>Stadt</strong>magazin<br />

perspektive weil“) bei. Diese Publikation wurde aus Kostengründen inzwischen<br />

eingestellt. Der Kulturtipp gilt nicht nur Werbezwecken, sondern auch als<br />

Instrument der gezielten Terminkoordination. Schon im Planungsstadium werden<br />

im Kultur<strong>am</strong>t alle Kulturtermine in der <strong>Stadt</strong> ges<strong>am</strong>melt und über Internet<br />

veröffentlicht, so dass Planungen abgestimmt werden könnten.<br />

Ausgesprochenes Wirkungsziel blieb auch die Unterstützung von<br />

stadtplanerischen und denkmalschützerischen Projekten, angefangen vom<br />

Bauforum in den Neunzigerjahren über die bewusste Stärkung von<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungs-Schwerpunkten wie zum Beispiel Friedlingen. Die Schaffung<br />

eines Kulturzentrums im ehemaligen Schwarzenbach-Areal diente unter anderem<br />

der langfristigen Strukturverbesserung dieses <strong>Stadt</strong>teils.<br />

Aber auch die Integration von öffentlichen Kultureinrichtungen in<br />

denkmalgeschützte oder schützenswerte Gebäude konnte unter Nutzung z.T.<br />

erheblicher Zuschusspotenziale geplant und inhaltlich begleitet werden<br />

(<strong>Stadt</strong>bibliothek, Landwirtschaftsmuseum, Museum Dorfstube Ötlingen,<br />

Kulturzentrum <strong>am</strong> Kesselhaus mit Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte,<br />

Kulturverwaltung).<br />

Die Landesgartenschau „Grün 99“ eröffnete neue räumliche Perspektiven und<br />

Chancen. Mit dem Dreiländergarten waren mehrere Schauplätze geschaffen<br />

worden, die neue Projekte herausforderten wie das „Kieswerk Open Air.“ Die LGS<br />

GmbH vermietet Flächen im Dreiländergarten für Veranstaltungen, die zum Teil in<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t oder selbständig veranstaltet werden: wie die<br />

Oper „Nabucco“, vereinzelte Konzertprojekte zwischen Pop und Klassik oder<br />

Kunstprojekte.<br />

Die Entwicklung des neuen <strong>Stadt</strong>-Synonyms „<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> – <strong>Stadt</strong> der Stühle“<br />

wurde anfänglich intensiv vom Kultur<strong>am</strong>t begleitet, Kirchen und Außenräume<br />

endgültig als Chancen begriffen für besondere atmosphärische Gestaltungen.<br />

Die konzeptionellen Ziele konnten vor allem im institutionellen Bereich ganz oder<br />

teilweise erreicht werden. Im Bereich der offenen Kulturveranstaltungen<br />

veränderte sich die Grundstruktur der Veranstaltungen seit 1992 und vor allem mit<br />

der Eröffnung des Burghofs in Lörrach als zentraler Spielstätte von den klar<br />

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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

gegliederten Reihen hin zu den vernetzten Projekten. Hervorzuheben sind als<br />

Beispiele die "Multikulturelle Karawane" im Jahr 1993, das Projekt "Umgang mit<br />

der Krise" 1994 mit der Oper Hiob, dem Theaterstück "Untergang der Titanic" und<br />

zahlreichen Vorträgen und Workshops oder der RegioKulturSommer 1995, sowie<br />

das trinationale Projekt humanismus 96, sowie die gemeins<strong>am</strong> mit Riehen<br />

entwickelten Projekte unter dem Titel „Kultur <strong>am</strong> Schlipf“ mit den „erzähltagen“<br />

oder „Wasserwerke“, der „Friedlinger Frieden“ als <strong>Stadt</strong>teilprojekt, ein Krimiprojekt<br />

als Wahrnehmungsidee, „PROMS“ usw. Bei diesen Vernetzungen beteiligten sich<br />

Kulturinstitutionen wie VHS, Musikschule, Museum, Galerie und andere<br />

gesellschaftliche Gruppen wie die Kirchen.<br />

Grundsätzlich werden größere Veranstaltungen zunächst lokal und regional<br />

vernetzt konzipiert. Dazu zählen in Zukunft das Bläserfestival, außer String Time<br />

alle anderen Festivals und einzelne Projekte.<br />

Strukturveränderungen: Organisationsformen<br />

Die Jahre nach der LGS 1999 standen hauptsächlich unter dem Aspekt der<br />

Konsolidierung bei geringeren Ausgaben, des gezielten Ablauf-Controllings und<br />

der Entsprechung von Veränderungen der Verwaltungsstruktur. So wurde die<br />

Verwaltung aller Kulturgebäude mit der Einführung des Amtes für<br />

Gebäudemanagement und Umweltschutz auf eine Stelle konzentriert (Gerhard<br />

Broß). Die Konsequenz war zum Beispiel die Herauslösung des Hauses der<br />

Volksbildung aus der VHS (k<strong>am</strong>eralistisch gesehen) oder die Aufgabenteilung im<br />

Budget 41/V-Museen, Galerie; unter der Ges<strong>am</strong>tleitung des Amtsleiters ,<br />

Gebäudeverwaltung im KA bei Gebäudeverwalter, Progr<strong>am</strong>mplanung bei<br />

Kuratorin).<br />

17 Budgetierung<br />

In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurde der ges<strong>am</strong>te Kulturbereich budgetiert, wobei die Budgets<br />

dem „Fünf-Säulen-Modell“ angepasst wurden. Die zentrale Organisationseinheit<br />

mit der Verwaltung der Häuser, der Veranstaltungsplanung und den allgemeinen<br />

kulturpolitischen Aktivitäten sowie dem Kulturzentrum Kesselhaus wurden im<br />

Budget 41/V gebündelt, die Museen und die Galerie sind im Budget 41/I<br />

zus<strong>am</strong>mengefasst.<br />

Ziele<br />

Die Budgetierung hat sich bislang bewährt und sollte dann wieder diskutiert<br />

werden, wenn überörtliche Organisationsstrukturen (Oberzentrum oder regionale<br />

Verflechtungen) neue Modelle ins Gespräch brächten.<br />

18 Steuerung und Controlling<br />

Nicht nur <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, sondern alle Kommunen in Baden-Württemberg stehen<br />

gegenwärtig auf vielfältige Weise in einem Reformprozess zur Effienzsteigerung<br />

ihrer Ressourcen. In diesem Reformprozess geht es um die verstärkte Einführung<br />

betriebswirtschaftlicher Prinzipien und Methoden in die Führung und Arbeit der<br />

Verwaltungen. Insbesondere die durch das Land Baden-Württemberg forcierte<br />

Einführung einer Kosten-/Leistungsrechnung in weite Teile der Verwaltungen<br />

durch die Änderung der GemHVO unterstützt diese Entwicklung. Bislang wurde<br />

die K/L-Rechnung in der Städt.Sing und Musikschule und in der Volkshochschule<br />

als Grundlage für neue Gebührensatzungen umgesetzt. Im Jahr 2005 folgen die<br />

Häuser.<br />

Wesentlich für den Umgestaltungsprozess ist die Steuerung der Verwaltungen<br />

über die Ergebnisse des Verwaltungshandelns, also über die Produkte des<br />

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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />

"Dienstleistungsbetriebes Kommunalverwaltung". Dies erfordert eine Zuordnung<br />

von Kosten und Erlösen, von finanziellen, personellen und sachlichen Ressourcen<br />

zu den Produkten, um besser die Aufwendungen und Erträge von<br />

Verwaltungsleistungen beurteilen zu können.<br />

Dabei darf der Kulturbetrieb nicht allein an operativen Zielen (wie den<br />

Budgetvorgaben) gemessen werden, sondern sollte auch die „soft facts“<br />

berücksichtigen und die strategischen Ziele mit den operativen verknüpfen. Im<br />

Rahmen des "Neuen Steuerungsmodells" kommt der Definition und Beschreibung<br />

von Produkten eine zentrale Bedeutung zu. Der Begriff "Produkte" steht künftig für<br />

die entscheidende Informationsbasis für die Steuerung (inklusive Controlling und<br />

Berichtswesen) und den Ressourceneinsatz in den Verwaltungen. Außerdem ist<br />

die Definition und Beschreibung von Produkten als Kostenträger für den Aufbau<br />

einer qualifizierten Kosten/Leistungsrechnung von zentraler Bedeutung.<br />

Allerdings lässt sich Kulturarbeit keiner allgemeinen Norm unterwerfen, sondern<br />

ist stark auf die strukturellen, demografischen und aus der lokalen Entwicklung<br />

gegebenen Besonderheiten der jeweiligen <strong>Stadt</strong> und ihres Umfeldes bezogen<br />

Mit <strong>Weil</strong>er Kriterien versehene Produktpläne sind wiederum eine gute Grundlage<br />

für eine jeweils angemessene Organisationsform einzelner Einrichtungen. Es mag<br />

für eine kleinere <strong>Stadt</strong> vorteilhaft sein, den ganzen Kulturbereich zu budgetieren<br />

und nach den Vorgaben und Kontrollmechanismen der dezentralen<br />

Ressourcenverantwortung mit entsprechenden Deckungskreisen zu versehen.<br />

Dem Projektmanagement kommt eine wichtige Rolle im Vergleich zum stetigen<br />

„Verwalten“ zu. Dazu zählt der gezielte Einsatz von Kompetenzen von<br />

angestellten und freien Mitarbeitern. Dazu gehören auch der Einsatz von<br />

Fachkräften von außen, eine realistische Kalkulation der Zeitabläufe, eine<br />

detaillierte Kostenkalkulation und eine klare Definition der Zielvorgabe inklusive<br />

des beabsichtigten Zielpublikums. Interne Kommunikation ist spartenübergreifend.<br />

Projekte und Veranstaltungen unterliegen keiner Beliebigkeit, sondern werden<br />

nach strukturellen und inhaltlichen Kriterien im kritischen Dialog herausgefiltert.<br />

Ziele<br />

Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

Interne Kommunikation funktioniert über wöchentliche und<br />

zweiwöchentliche Jourfix-Termine des Amtsleiters mit allen<br />

Abteilungsverantwortlichen sowie Amtssitzungen mit allen Beteiligten alle<br />

zwei Wochen. Eingeführt wurden auch Steuerungen der Terminplanung<br />

und der Projektbudgets über ein Projektmanagement; zeitlich und<br />

organisatorisch zu optimieren wären die technischen Voraussetzungen für<br />

die regelmäßigen Controlling-Updates<br />

Nach einer Aufbau-, einer Evaluations- und Gestaltungsphase waren die Jahre seit der Grün<br />

99 der progr<strong>am</strong>matischen und administrativen Konsolidierung und der Analyse nach<br />

Qualitätsmerkmalen gewidmet. Auf dieser Grundlage können in den nächsten Jahren<br />

dauerhafte „Veranstaltungsinhalte“ vernetzt und vertieft werden. Effizienzverbesserungen<br />

sind aufgrund der anhaltenden Haushaltsbedingungen eine ständige Herausforderung; d<strong>am</strong>it<br />

wird das Kultur<strong>am</strong>t noch stärker als Moderator gefordert. Kooperation mit allen<br />

gesellschaftlich relevanten Gruppierungen in der <strong>Stadt</strong> ist eine Voraussetzung für das<br />

Gelingen ungewöhnlicher Projekte und die grundlegende Versorgung mit kulturellen<br />

Erlebnissen.<br />

Anhang<br />

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