Kulturentwicklungsplan Weil am Rhein - Stadt Weil am Rhein
Kulturentwicklungsplan Weil am Rhein - Stadt Weil am Rhein
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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Stand: März 2005<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Allgemeines<br />
1.1 Zum Sinn eines <strong>Kulturentwicklungsplan</strong>es<br />
1.2. Überlegungen zur Kulturarbeit - Leitbild<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
2. Musik<br />
2.1. Bildungsbereich Musik<br />
2.1.1 Städt. Sing- und Musikschule<br />
2.1.2 Musik und Schulen<br />
2.2 Kulturvereine und freie Organisationen<br />
2.2.1 Musikvereine<br />
2.2.2 Chöre<br />
2.2.3 Kirchenmusik<br />
2.3 Allgemeine Förderungen (Ausschreibungen, Wettbewerbe)<br />
2.4 Konzertreihen<br />
2.4.1 Willa Musica<br />
2.4.2 Forum Interpretation<br />
2.4.3 Ötlinger Konzerte<br />
2.4.4 Regio-Orgelkonzerte<br />
2.4.5 Konzerte in der Evang. Kirche Alt-<strong>Weil</strong><br />
2.5 Festivals<br />
2.6 Jazz<br />
2.5.1 String Time<br />
2.5.2 Les muséiques<br />
2.5.3 badenova-Bläserfestival<br />
2.5.4 Markgräfler Musikherbst<br />
2.6.1 jazz in weil<br />
2.6.2 Allgemeine Angebote Jazz<br />
2.7 Rock-Pop von Gruppen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Region<br />
2.8 Allgemeine Musikangebote<br />
3 Bildende Kunst<br />
3.1 Bildende Kunst und Schulen
3.2 Kunstbereiche und Künstler<br />
3.3 Galerien<br />
3.2.1 Kunst <strong>am</strong> Bau und Kunst im öffentlichen Raum<br />
3.2.2 Kunstankäufe<br />
3.2.3 Ateliergruppe Kesselhaus<br />
3.3.4 Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
3.3.1 Städtische Galerie Stapflehus<br />
3.3.2 Galerie Stahlberger<br />
3.3.3 Galerie Kunstraum Kieswerk<br />
3.3.4 Galerie Pinocchio<br />
3.3.5 Andere temporäre Ausstellungsorte<br />
3.3.6 Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
3.4 Kunstförderung<br />
4 Literatur<br />
4.1 <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
4.2 Bibliotheken in anderer Trägerschaft<br />
4.3 Medien<br />
5 Darstellende Kunst<br />
5.1 Theater<br />
5.1.1 Spielstätten<br />
5.1.2 Kesselhaus<br />
5.1.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />
5.1.4 andere Aufführungsorte<br />
5.1.5 Theater, Kabarett und Schulen<br />
5.2 Tanz<br />
5.3 Medienkunst<br />
5.3.1 Kino und Fernsehen<br />
5.3.2 Multivisionsangebote und Fotografie<br />
5.3.3 Kieswerk Open Air<br />
5.3.4 Kino im Kesselhaus<br />
6 Erwachsenenbildung<br />
6.1.1 Städtische Volkshochschule<br />
6.1.2 Junge Volkshochschule<br />
6.1.3 Volkshochschule der Älteren<br />
6.1.4 Weiterbildungsangebot in der <strong>Stadt</strong><br />
7 Kulturorganisationen<br />
7.1 Kulturring<br />
8 Geschichte und Brauchtum<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
- 4 -
8.1 Museen (Dezentrales Museumskonzept)<br />
8.1.1 Vitra Design Museum<br />
8.1.2 Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />
8.1.3 Landwirtschaftsmuseum<br />
8.1.4 Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />
8.1.5 Museum Dorfstube Ötlingen<br />
8.1.6 Museumspläne<br />
8.2 Vereine<br />
7.2.1 Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />
7.2.2 Museumskreis e.V.<br />
7.2.3 Markgräfler Trachtengruppe<br />
7.2.4 d’Markgräflerinne<br />
8.3 Brauchtum<br />
7.3.1. Fasnacht<br />
7.3.1.1. Bräuche<br />
7.3.1.2 Fasnachtsfeuer<br />
7.3.1.3 Guggemusiken<br />
9 Kinder- und Jugendkultur<br />
10 Senioren und Kulturangebote<br />
11 Multikulturelle Kulturangebote<br />
12 Soziokultur<br />
12.1 Kulturzentrum Kesselhaus<br />
13 Kulturräume<br />
13.1 Altes Rathaus<br />
13.2 Haus der Volksbildung<br />
13.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />
13.4 Weitere Kulturräume<br />
14 Kulturaustausch in der Regio (Euro-Distrikt)<br />
15 Städtepartnerschaften<br />
16 Kultur<strong>am</strong>t (Organisation und Aufgaben)<br />
17 Budgetberichte<br />
18 Steuerung und Controlling<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung<br />
Anhang<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Ziele, Vorschläge und Ideen sind im Zus<strong>am</strong>menhang mit den jeweiligen Abschnitten<br />
blau hervorgehoben<br />
- 5 -
1 Allgemeines<br />
1.1 Zum Sinn eines Kulturkonzeptes<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Grundsätzlich erwartet man von Konzepten Regulierungsmodalitäten, erhofft<br />
Vorgaben, die definieren, ausschließen, zulassen oder ablehnen. Ein Kulturkonzept<br />
kann und darf jedoch kein Regulativ der Kulturarbeit sein, keine<br />
Gebrauchsanweisung für Kulturpolitiker und Kulturschaffende, keine<br />
Gebrauchsanweisung im Umgang mit Kultur allgemein. Ein Kulturkonzept will und<br />
darf nicht die Kultur selbst planen, sondern muss für Kultur Entwicklungsräume<br />
schaffen durch die Gestaltung von Infrastruktur, wie z.B. durch die Bereitstellung von<br />
Kulturhäusern, durch die Schaffung einer gläsernen Verwaltung, durch die<br />
Bereitstellung der entsprechenden Fördermittel nach den daraus entwickelten<br />
Förderkriterien.<br />
Dazu gehört natürlich auch das klare Bekenntnis zur Kultur als Kostenfaktor. Kultur<br />
kostet Geld - als Ereignis und Erlebnis ebenso wie als Notwendigkeit von Örtlichkeit<br />
und Infrastruktur und der zugehörigen Verwaltung. Gerade im Bereich der Verwaltung<br />
ist unspektakuläre und alltägliche Kleinarbeit notwendig. Dabei ist die Kultur-<br />
Verwaltung zum einen Partner im Kulturgeschehen, die ihren operativen Wissens-<br />
und Informationsvorsprung im Sinne der Kultur einsetzt, zum anderen soll sie in<br />
administrativen Belangen möglich machen, was oft gerade noch möglich ist.<br />
Daher ist es auch notwendig, in überschaubaren Zeitabständen neue<br />
Bestandsaufnahmen zu machen, Angebots- und Nutzungsverhalten zu eruieren,<br />
Bedingungen von Kulturarbeit und Problembereiche zu verdeutlichen, Bedürfnisse<br />
der Nutzer zu erfragen und auch die Anbieter und ihre Möglichkeiten (Konzepte) in<br />
die Überlegungen über Kulturarbeit einzubeziehen. Hier hat die Politik die Aufgabe,<br />
jeweils zu reagieren und notwendige Strukturen zu schaffen oder zu verändern, ohne<br />
selbst wertend oder definierend einzugreifen.<br />
Ein Kulturkonzept ist nicht zuletzt auch ein Katalog politischer Absichten, wesentlich<br />
zur Lebensqualität in der <strong>Stadt</strong> beizutragen, dies in der Erkenntnis, dass Kultur<br />
Ambiente schafft, Atmosphäre, jedoch auch ihre direkte Rentabilität zeigt, etwa in der<br />
Schaffung oder Erhaltung von Arbeitsplätzen oder der Unterstützung vorhandener<br />
Strukturen.<br />
Ein interessantes Kulturangebot ist für eine <strong>Stadt</strong> wichtig, genauso wie das Angebot<br />
von Verkehrsstruktur oder Industrieansiedlungen. Wenn vom professionellen<br />
Kulturbetrieb bis zur Kultur um die Ecke in der <strong>Stadt</strong> alles möglich ist, ist der Standort<br />
auch wirtschaftlich und als Lebensraum interessant. In deutschen Städten wird man<br />
dieser Tatsache z.B. d<strong>am</strong>it gerecht, dass man mit Kulturprogr<strong>am</strong>men<br />
Standortwerbung betreibt. 1<br />
Dies bedeutet auch, dass es niemals um Befriedigung von Augenblicksbedürfnissen<br />
geht, sondern es ist immer neu die Frage zu stellen, was eine <strong>Stadt</strong> wie <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> an Kulturangeboten braucht, um hinreichende Kriterien für eine Lebensqualität<br />
zu erfüllen, die kreatives Denken und Handeln ermöglichen.<br />
Kulturarbeit insges<strong>am</strong>t ist somit die Herausforderung an die <strong>Stadt</strong>, eine Palette<br />
ästhetischer und humaner Progr<strong>am</strong>me anzubieten, um lebendige Vielfalt und<br />
Lebensqualität zu erzeugen.<br />
1 Kontur 21, Besucherstrukturelle Analysen, Schriftenreihe Leipzig 2003, ISSN 1611-5155<br />
- 6 -
Grundsätzliche Ziele dabei sind<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
� Bestandserfassung nach abgrenzbaren Einzelbereichen<br />
� Bestandsgestaltung auf der Grundlage künstlerischer und politischer Kriterien<br />
sowie Prioritätensetzung. Daraus ergeben sich der angestrebte Umfang und die<br />
Verteilung der Mittel.<br />
� Eröffnung neuer kultureller Wege durch Behebung erkannter Defizite und<br />
Aufgreifen aktueller kulturpolitischer Trends.<br />
Die städtische Kulturpolitik sollte dabei Gestalter wie Moderator sein. Sie unterstützt<br />
dort, wo sinnvolle kulturelle Initiativen vorhanden sind, moderiert, wo Vernetzungen<br />
zu fruchtbaren besseren Ergebnissen führen und gibt Initialzündungen, wo Nischen<br />
erkannt und Defizite beseitigt werden sollten. Dabei darf öffentliches Handeln keine<br />
Privatinitiativen verdrängen oder in passive Anspruchshaltung bringen.<br />
Projektförderung struktureller oder finanzieller Art ist der Dauerförderung<br />
vorzuziehen, um flexibel auf Potentiale reagieren zu können. Die Regel-<br />
Bezuschussung sollte sich auf das gewünschte Minimum dauerhafter Einrichtungen<br />
beschränken.<br />
1.2 Überlegungen zur Kulturarbeit<br />
Ein Gemeinwesen benötigt Kultur, um ein unverwechselbarer, humaner und kreativer<br />
Lebensraum zu sein. Immer mehr Sachverhalte werden mit dem Begriff Kultur<br />
verbunden, was klare Definitionen und begrenzende Positionen schwierig macht:<br />
Dies können wenige Begriffe verdeutlichen, wie etwa Esskultur, Streitkultur,<br />
Alltagskultur ... .<br />
Um aber Kulturarbeit und Kulturpolitik als Strukturen und auch in ihren Zielen<br />
definieren zu können, bedarf es einer Einengung des Begriffes Kultur auf bestimmte<br />
Formen. Dabei kann diese Definition keinesfalls bereits Kulturplanung<br />
sein, sondern muss relevante Arbeitsfelder angeben (Schaffung von Strukturen,<br />
operative Hilfsmittel, finanzielle Mittel, Raumbeschaffung etc.). Ein brauchbarer<br />
Begriff von Kultur ergibt sich in diesem Zus<strong>am</strong>menhang dann, wenn man sich an<br />
Kultursparten, an Kulturzielgruppen, Kulturorten und -formen orientiert. Der in diesem<br />
Konzept verwendete Begriff ist also enger gefasst und wendet sich kulturellen<br />
Sparten zu: Musik, Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Literatur, Film, Soziokultur,<br />
Bildung und Weiterbildung mit ihren unterschiedlichen Gestaltern und Anbietern.<br />
Weitere Bereiche sind Kulturmarketing und Controlling.<br />
Der verwendete Kulturbegriff berücksichtigt auch bestimmte Zielgruppen, wie<br />
Senioren, Jugend, Schulen, Ausländer. Ebenso berücksichtigt er Angebots- und<br />
Ausführungsstrukturen, Kulturorte, Kulturaustausch. Hier ist zu beachten und zu<br />
bedenken, dass im Bereich „kulturelle Sparten“ nicht nur Avantgarde und Hochkultur<br />
existieren, sondern eine breite Palette von Laien tätig ist, die es zu unterstützen gilt,<br />
da sie einen wesentlichen Faktor im sozialen Kontext der Bürgerschaft bilden.<br />
Wobei Unterstützung breiter gesehen werden muss als in der Vergabe von<br />
Zuschüssen. Hier wird vor allem die ideelle Unterstützung von Bedeutung, die durch<br />
die Politik immer wieder deutlich gemachte Wertschätzung dieser Aktivitäten. Das<br />
politische und mediale Interesse darf sich nicht nur effektheischend auf Highlights<br />
konzentrieren, sondern muss sich tatsächlich um die breiten Bereiche soziokultureller<br />
Aktivitäten bemühen.<br />
- 7 -
Leitbild (Selbstverständnis der Kulturpolitik)<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
> Die <strong>Stadt</strong> als Ort kultureller Dyn<strong>am</strong>ik ist Arbeitsfeld und Kristallisationspunkt. Die<br />
Leistungen wirken zentral, stadtteilbezogen und regional. Das Kultur<strong>am</strong>t arbeitet<br />
kontinuierlich an der Weiterentwicklung des Progr<strong>am</strong>mportfolios und berichtet<br />
darüber in jährlichen Budgetberichten.<br />
> Ziel ist die Vernetzung durch Service- und Dienstleistungsangebote im ges<strong>am</strong>ten<br />
Kulturbereich. Besondere Akzente sieht das Kultur<strong>am</strong>t im weiteren Ausbau von<br />
Stärken wie der Qualität und Dichte von Kunst und Architektur. Strukturelle<br />
Schwächen werden als Chance für ungewöhnliche Profile begriffen.<br />
> Die Erreichung dieser Leitprinzipien ist ein gemeins<strong>am</strong>er Prozess, der im Dialog mit<br />
den Partnern mittelfristig angelegt ist und für alle im Kultur<strong>am</strong>t Beschäftigten eine<br />
Herausforderung und Chance für die Zukunft darstellt.<br />
> Partner sind die freie Kulturszene, die Künstlerinnen und Künstler, die<br />
Kulturwirtschaft, die Multiplikatoren, Vereine, Verbände der <strong>Stadt</strong>, Verwaltung und<br />
Politik.<br />
> Es ist eine zeitgemäße Herausforderung, vielfältige Partnerschaften zwischen<br />
öffentlicher Hand und privatem Bereich zu organisieren. Das Kultur<strong>am</strong>t versteht sich<br />
gerade hier als die Adresse für professionelles Kulturmanagement und strategische<br />
Kulturkommunikation und stellt ein Bindeglied zwischen der <strong>Stadt</strong>, den Unternehmen<br />
und den Kulturschaffenden her.<br />
> Die Verbesserung des Kulturstandortes <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> als „lebendige, kulturelle<br />
<strong>Stadt</strong> in der grenzüberschreitenden Region Dreiland“ ist prägendes Leitmotiv. Im<br />
Zus<strong>am</strong>menhang d<strong>am</strong>it stehen die Steigerung des Bekanntheitsgrades von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> als Kulturstandort und der Aufbau eines positiv wirkenden Images durch die<br />
Schaffung kultureller Lebensqualität für die Menschen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />
Denn Kulturpolitik mit ihrer Anregungs- und Vermittlungsfunktion für die gesellschaftlichen<br />
Lebensprozesse einer <strong>Stadt</strong> bestimmt wesentlich das Maß der Lebendigkeit der Kommune,<br />
d<strong>am</strong>it ihrer Urbanität. Kommunale Kulturpolitik muss dabei in verschiedenen Bereichen<br />
Leistungen erbringen:<br />
a) Sicherung einer kulturellen Infrastruktur mit einer angemessenen Ausstattung von<br />
Einrichtungen, Initiativen und einzelnen Trägern, die Kunst und Kultur hervorbringen<br />
und/oder vermitteln<br />
b) Förderung und Ermöglichung von Darbietungen, die an der Erreichung relativer<br />
qualitativer Höchstleistungen interessiert sind - im weitesten Sinne also der<br />
repräsentativen Kultur zuzurechnen sind<br />
c) Förderung einer möglichst großen Vielfalt von Alltagskultur<br />
d) Gewährleistung einer offenen <strong>Stadt</strong>atmosphäre, in der Platz für die Darlegung und<br />
Austragung gesellschaftlicher Widersprüche ist.<br />
- 8 -
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Zu kulturellen Leistungen ist die Kommune gemäß der Aufteilung zwischen<br />
Pflichtaufgaben und Freiwilligkeitsleistungen nicht verpflichtet. Gleichwohl setzen sich<br />
die Kommunen kulturpolitische Aufgaben, zumal die Gestaltungsmöglichkeiten<br />
pluralistische inhaltliche Akzente ermöglichen. Die Definition der freiwilligen Leistung<br />
ist auch nicht mit „Verzichtbarkeit“ gleich zu setzen, sondern mit der Tatsache, dass<br />
die diversen Aufgaben und Ausgaben de jure nicht einklagbar sind.<br />
In Zeiten knapper Finanzen ist die Kulturpolitik der Städte in besonderer Weise<br />
gefährdet, von unerlässlichen Einsparmaßnahmen betroffen zu sein, da sie<br />
ausschließlich dem Bereich kommunaler Freiwilligkeitsleistungen zuzuordnen ist.<br />
Andererseits prägen gerade die kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen jeder<br />
<strong>Stadt</strong> deren individuelles, unverwechselbares Erscheinungsbild. Die positiven<br />
Wirkungen einer ansprechenden und vielfältigen kulturellen Angebotspalette auf<br />
andere Tätigkeitsfelder (z.B. Kultur als Standortfaktor für die städtische<br />
Wirtschaftspolitik oder als Segment städtischer Bildungs- und Sozialpolitik) sind<br />
mittlerweile unbestritten.<br />
Obwohl und weil auf Freiwilligkeit beruhend, gehört die städtische Kulturpolitik<br />
deshalb zum Kernbereich der kommunalen Selbstverwaltung und des kommunalen<br />
Selbstverständnisses. Denn die Kulturpolitik zielt im Wesentlichen auf die Ausbildung<br />
demokratischer Emanzipation hin und d<strong>am</strong>it auf die Verbesserung der<br />
Chancengleichheit zur persönlichen und beruflichen Selbstverwirklichung einzelner<br />
Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen.<br />
Bedeutung von Kunst und Kultur im Kontext mit den Aufgaben der<br />
Landesregierung 2<br />
Deutschland ist eine der großen Kulturnationen. Aufgrund der föderalen Struktur hat<br />
sich eine überaus reiche und vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft entwickelt. Die<br />
Kompetenzen für die Kulturpolitik liegen nach dem Grundgesetz überwiegend bei den<br />
Ländern. Der Bund hat lediglich für drei Bereiche eine eigene Zuständigkeit: für die<br />
auswärtige Kulturpolitik, für die Gesetzgebung einzelner kultureller Bereiche und für<br />
herausragende, überregionale Kulturaufgaben von ges<strong>am</strong>tstaatlicher Bedeutung.<br />
Kulturpolitik ist d<strong>am</strong>it das Kernstück der Eigenstaatlichkeit der Länder. <strong>Weil</strong> die<br />
Förderung der Kultur hinsichtlich ihres Umfangs und der Förderbereiche nicht<br />
gesetzlich geregelt ist, ergibt sich auf dem Feld der Kultur ein weiter politischer<br />
Gestaltungsspielraum.<br />
In Baden-Württemberg hat die Politik stets besonders darauf geachtet, dass die<br />
Kultur eine gleichrangige, eigenständige Komponente des Handelns bildet und nicht<br />
nur einen ergänzenden Teil der Daseinsvorsorge. Es ist dabei politische Absicht, die<br />
Förderung von Kunst und Kultur trotz aller Sparzwänge auf dem erreichten Niveau<br />
weiterzuführen und darüber hinaus für neue Initiativen und Entwicklungen offen zu<br />
halten. Kunst und Kultur sind wichtig für die Identifikation und das<br />
Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu ihrer sozialen Umgebung, zu ihrem Land und<br />
zu ihrer Heimat. Sie sind Ausdruck humaner Lebensgestaltung und unverzichtbares<br />
Element unseres Zus<strong>am</strong>menlebens.<br />
Kultur gehört zur Bildung, und die Bildung der Menschen ist gerade im Zeitalter der<br />
Globalisierung zur wichtigsten Ressource geworden. Kultur sichert Traditionen,<br />
2 Kunstpolitik in Baden-Württemberg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Bilanz und Ausblick 1990, 2000,<br />
2010<br />
- 9 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
ermöglicht Innovationen und ist Voraussetzung für Interaktionen mit anderen<br />
Kulturen.<br />
Ein weitreichendes und umfassendes Kulturverständnis schärft aber auch den Blick<br />
dafür, dass Kultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Nach Berechnungen des<br />
Kulturbeauftragten im Bundeskanzler<strong>am</strong>t leben hierzulande gegenwärtig eine Million<br />
Menschen von der Herstellung, Bewahrung und Verbreitung kultureller Güter. Sie<br />
erwirtschaften Einkommen von 85 Milliarden Mark pro Jahr. D<strong>am</strong>it ist die Kultur als<br />
Wirtschaftsfaktor zu vergleichen mit der Landwirtschaft vergleichbar aber auch unter<br />
dem Aspekt der Subventionsbedürftigkeit. Nach einer Untersuchung der <strong>Stadt</strong><br />
Karlsruhe von 1997 haben 2,8 Prozent aller Beschäftigten ihren Arbeitsplatz im<br />
Kultursektor. Dieses entspricht dem Beschäftigtenanteil im Bauhauptgewerbe oder im<br />
Banken und Versicherungswesen. Auch die "Zukunftskommission Gesellschaft 2000"<br />
hat auf die wirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur aufmerks<strong>am</strong> gemacht. Sie<br />
weist darauf hin, dass "kleine und gewinnbringende Firmen, die an keine Standorte<br />
gebunden sind, sich dort ansiedeln werden, wo ihnen ein anregendes kulturelles<br />
Umfeld geboten wird."<br />
Das Engagement des Staates kann aber nicht bedeuten, dass Kunst und Kultur in all<br />
ihren Erscheinungsformen vom Staat abgesichert und garantiert werden könnten.<br />
Dazu wäre die öffentliche Hand finanziell und organisatorisch nicht in der Lage, und<br />
das ist auch gar nicht gewollt. Kultur lebt vom Engagement der einzelnen, das sich im<br />
Zus<strong>am</strong>menwirken mit öffentlichen und privaten Trägern entfalten soll. Kulturelle<br />
Vielfalt entsteht erst vor dem Hintergrund der Pluralität von Trägern der Kultur,<br />
ehren<strong>am</strong>tlich arbeitenden Organisationen, der Kunst fördernden Unternehmen und<br />
Persönlichkeiten. Lokale und regionale Kunst- und Kulturförderung ist zunächst<br />
Aufgabe der Kommunen, Kreise und Regionen.<br />
- 10 -
Kulturelle<br />
Grundlagen<br />
Bildungs-<br />
Aufgaben<br />
Kultureller<br />
Faktor<br />
Jugend<br />
musiziert<br />
Reform-<br />
Entwicklung<br />
2. Musik<br />
2.1. Bildungsbereich Musik<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
2.1.1 Städtische Sing- und Musikschule<br />
Aufgaben und Ziele<br />
Musik hat in allen Kulturbereichen eine zentrale Bedeutung für die<br />
Das Ziel einer Musikschule muss es daher sein, auf breitester<br />
Ebene als Stätte künstlerischer Ausbildung, sozialer Integration<br />
und ganzheitlicher Entwicklung zu wirken.<br />
Die Städtische Sing –und Musikschule <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> erfüllt als<br />
öffentliche Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene<br />
einen Bildungs– und Kulturauftrag. Die Aufgaben ergeben sich aus<br />
dem “Ergänzungsplan musisch-kulturelle Bildung“ zum<br />
Bildungsges<strong>am</strong>tplan von 1977 und den Bestimmungen zum<br />
Musikschulwesen im Jugendbildungsgesetz Baden-Württemberg.<br />
Grundlegende Bildungs-Aufgaben sind: Heranführen an Musik,<br />
Anregen von Musikalität, Finden und Fördern musikalischer<br />
Begabungen, Anleiten zum aktiven Musizieren – alleine, in der<br />
F<strong>am</strong>ilie und in Gemeinschaften.<br />
Wichtige Nebeneffekte sind: Steigerung der Fähigkeiten in den<br />
Bereichen Kreativität, Konzentration, Wahrnehmung, Leistung,<br />
(Selbst)disziplin usw.<br />
Die pädagogischen Ausbildungs-Methoden, Ziele und Strukturen<br />
beruhen weitgehend auf eigenen Konzepten, sowie auf den<br />
Empfehlungen des Verbandes deutscher Musikschulen.<br />
Mit einem differenzierten Veranstaltungswesen leistet die<br />
Musikschule nicht nur praxisnahe Ausbildung, sondern ist auch<br />
Faktor im Städtischen Kulturleben. Ständige Aktivitäten sind:<br />
Projekte, Wettbewerbe, Schüler - und Lehrerkonzerte, Tag der<br />
offenen Tür, regionaler, überregionaler und europäischer<br />
Austausch, „Musikbörse“ = Integration im öffentlichen Leben vor<br />
Ort durch Auftritte bei Fremd-Veranstaltungen bei: Schulen,<br />
Vereinen, Jugendeinrichtungen, Volkshochschule, Kirchen und<br />
freien Trägern. Bei den Wettbewerben der Sparkasse<br />
Markgräflerland und dem bundesweiten Wettbewerb „Jugend<br />
musiziert“ ist die Städt. Sing- und Musikschule aktiv und erfolgreich<br />
beteiligt.<br />
Die Reform, ihre Maßnahmen und Ergebnisse<br />
In der Mitte der 90er-Jahre war die Städt. Sing und Musikschule<br />
<strong>Weil</strong> aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen der<br />
Kommunen mit der Notwendigkeit von substanziellen<br />
Sparmaßnahmen konfrontiert. Dies löste eine umfassende<br />
Sanierung aller Arbeitsbereiche ein. Die konzeptionelle Grundlage<br />
war die Schrift „Musikschule im Wandel“.<br />
Die wirtschaftliche Situation war leider nicht nur temporärer Natur.<br />
Für die Musikschule wurden 2002 Haushaltsziele vorgegeben,<br />
- 11 -
Die Ziele �<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Motivierte<br />
Lehrkräfte und<br />
ihr Leitbild<br />
Haushalts- �<br />
Maßnahmen<br />
�<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
teilweise sollten Einsparungen auch durch Rationalisierungen im<br />
Sinne des neuen Oberzentrums erreicht werden (Fächer<br />
zus<strong>am</strong>menlegen usw.).<br />
Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen in den Städten<br />
Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> beschritt die<br />
<strong>Weil</strong>er Musikschule letztlich ihren eigenen Reform-Weg. Dabei<br />
wurde die Ges<strong>am</strong>t-Struktur neu definiert.<br />
Die Reformen erstrecken sich von der Sanierung der<br />
Organisations-Struktur über verbesserte Kommunikations-<br />
Strukturen (Einschulungs - und Informations-Elternabende) bis<br />
hin zur Optimierung des ges<strong>am</strong>ten Angebotsbereiches mits<strong>am</strong>t<br />
der dort praktizierten Unterrichts-Methoden.<br />
Wirtschaftlichkeit, durch Gebührenerhöhungen mit<br />
entsprechender Steuerungs-Wirkung bezüglich der Nachfrage<br />
nach Gruppen – und Einzelunterricht.<br />
mehr Qualität, in Form eines noch bessern Ausbildungsniveaus<br />
durch zusätzliche neue Unterrichts-Inhalte.<br />
Ein Höchstmaß an Flexibilität, alle Unterrichtsarten können<br />
künftig weitgehend miteinander kombiniert werden (z. B.<br />
Gruppenunterricht mit Einzelunterricht). Schüler können bei<br />
schnellem Lernfortschritt Stufen überspringen, wer keinen<br />
kontinuierlichen Unterricht möchte , kann zeitlich begrenzte<br />
Unterrichts-Abos buchen.<br />
Eine weitere Steigerung der Attraktivität der Musikschule durch<br />
noch mehr kulturell - musikalisches Engagement in der<br />
Öffentlichkeit (Vorspiele und Konzerte, Teilnahme an<br />
Wettbewerben, sowie Gemeinschaftsprojekte mit<br />
allgemeinbildenden Schulen).<br />
Als Ergebnis einer sehr konstruktiven inneren<br />
Auseinandersetzung über „die ideale Arbeits-Motivation“ eines<br />
Musikschul-Mitarbeiters hat das Lehrerkollegium zuerst ein<br />
Leitbild formuliert, welches neu gewonnene, positive persönliche<br />
und berufliche Einstellungen wiedergibt.<br />
Auf neue „Markt-Entwicklungen“ will man mit entsprechenden<br />
Ausbildungskonzepten und Angeboten reagieren, um den<br />
Schülern und Eltern, sowie der ges<strong>am</strong>ten Öffentlichkeit einen<br />
hohen Nutzen zu garantieren. Sich selbst glaubt die Musikschule<br />
hiermit eine sicherere Existenz-Grundlage zu verschaffen.<br />
Zur Erreichung der Haushaltsziele verzichtete die Musikschule<br />
bislang auf die Wieder-Besetzung einer Blockflöten - und<br />
Gitarren-Stelle.<br />
Neues Gebühren-Konzept mit folgenden Zielen:<br />
• Mehr-Einnahmen (zur Erfüllung der Budgetierungs-Vorgaben).<br />
Haushalts-Ziel im Jahr 2005: Mehr-Einnahmen von 19 000 Euro,<br />
unter der Annahme, dass künftig 50% der Schüler anstatt 45<br />
Minuten nur noch 30 Minuten Einzelunterricht nehmen;<br />
• den gestiegenen Tarifen qualitativ hochstehende Angebote<br />
gegenüber stellen;<br />
• die Nachfrage nach Gruppenunterricht verstärken (Einzelunterricht<br />
weniger subventionieren). Durch Kooperation mit den<br />
allgemeinbildenden Schulen erhöht sich die Schülerzahl<br />
mittelfristig, so können frei werdende Unterrichtszeiten wieder<br />
belegt werden.<br />
- 12 -
schlankere<br />
Organisation<br />
Systematisierung<br />
der Unterrichts-<br />
Struktur-<br />
Gruppenunterr.<br />
als Standard<br />
Neue Fächer<br />
Bildungs-<br />
Partnerschaften<br />
Intensivierung<br />
interkultureller<br />
Austausche<br />
das „Herz“<br />
der Reformen:<br />
Differenzierung<br />
der Unterrichtspraxis,<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Abbau der Fachbereichsleitungen: Die organisatorischen<br />
Aufgaben der Fachbereichsleiter werden vom Schulleiter und<br />
seinem Stellvertreter in direkter Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den<br />
Lehrkräften wahrgenommen.<br />
Die Unterrichts-Fächer wurden klarer gegliedert in:<br />
A) Grundstufe:<br />
„Musikzwerge“, Musikalische Früherziehung, neu: Musikalische<br />
Grundausbildung und der Instrumentale Orientierungsunterricht.<br />
B) Hauptfächer:<br />
Diese repräsentieren die Besetzung eines Sinfonieorchesters (alle<br />
Streich – Blas – und Schlaginstrumente), hinzukommen<br />
Zupfinstrumente, Tasteninstrumente und Gesang.<br />
Im Hauptfach-Unterricht gilt künftig der Gruppenunterricht als<br />
Standard. Besonders Begabte erhalten flexiblen Kombiunterricht<br />
(Gruppe kombiniert mit Einzelunterricht).<br />
Neu ist die „Aufbauklasse“, Ziel: spezielle Förderung besonders<br />
leistungsbereiter und begabter Schüler.<br />
C) Ergänzungsfächer:<br />
Ziele: Orchester-Reife, durch regelmäßige Teilnahmen in<br />
Ensembles (Bläser – und Streicherspielkreise) und im<br />
Schulorchester / Aktionen im rahmen der Musikbörse. Als<br />
Plattform für besonders qualifizierte Schüler und als Anlass für<br />
eine enge Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den benachbarten Musikschulen<br />
in unserer Region dient die im Jahre 1999 von uns gegründete<br />
„Junge Philharmonie der Musikschulen“.<br />
D) Musikkolleg (neu): Im geplanten Ton-Studio wird Musikmachen<br />
und Bearbeiten mit dem Computer als ständiges Unterrichtsfach<br />
etabliert.<br />
Für türkische Mitbürger soll ab Oktober das Instrument „Saz“<br />
angeboten werden.<br />
Die Kooperation mit allgemein bildenden Schulen beschränkt sich<br />
künftig nicht mehr auf Projektarbeit. Aufgrund der neuen<br />
Bildungspläne sollen Schüler der allgemeinbildenden Schulen<br />
künftig (im Te<strong>am</strong>-Teaching) durch Lehrkräfte beider Schularten<br />
gemeins<strong>am</strong> unterrichtet werden. Ziele: Bündelung von Lehr-<br />
Kompetenz, Vernetzung des Klientels im Vorstufen-Bereich des<br />
musikschulspezifischen Hauptfach-Unterrichtes; Kooperation.<br />
Die mehrjährige intensive Verbindung zur Musikschule St. Louis in<br />
Frankreich soll neu aufgegriffen werden.<br />
Der fruchtbare Austausch mit spanischen Musikschulen wurde<br />
durch eine neue Partnerschaft mit der Musikschule Santa<br />
Perpetua (Barcelona) erweitert. Kontakte mit der privaten<br />
Musikschule in Bognor Regis werden entwickelt.<br />
Unterschiedliche Lernsituationen erfordern ein Spektrum an<br />
unterschiedlichen Unterrichtsformen. Diesbezüglich bedurfte es<br />
einer Um – und Weiterorientierung unter den Lehrenden.<br />
Als Alternative zum (teueren) Einzelunterricht im<br />
Hauptfachbereich hat die Musikschulleitung zus<strong>am</strong>men mit dem<br />
Lehrkörper praxisfähige Gruppen-Unterrichts-Konzepte entwickelt,<br />
- 13 -
Erfolg mit<br />
effizienten<br />
Konzepten<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
mit der Maßgabe, Qualitäts-Standards zu halten.<br />
Die neuen Unterrichts-Formen (Klein – und Großgruppen und<br />
„Te<strong>am</strong>-Teaching“) wurden in Lehrekonferenzen praktisch erprobt<br />
und zur allgemeinen Anwendungsreife optimiert.<br />
Der „Instrumentale Orientierungsunterricht“, die „Musiksalische<br />
Grundausbildung“, Gruppen – und Kombi-Unterricht im<br />
Hauptfachbereich - auch im Fach Klavier - sind bereits erfolgreich<br />
in der Pilot-Phase.<br />
Leistungs-Profil und notwendige Arbeitsgrundlagen<br />
Arbeits-<br />
Grundlagen<br />
zum Teil<br />
verbesserungsbedürftig<br />
Lösungen im<br />
Gange<br />
Im regionalen Umfeld wird der <strong>Weil</strong>er Musikschule seit Jahren eine<br />
richtungsweisende hervorragende Marktposition bescheinigt.<br />
Beispiele: Sie ist Gründer der „Jungen Philharmonie der<br />
Musikschulen“; hat qualitativ und quantitativ die besten Quoten im<br />
Wettbewerb „Jugend musiziert“, bis zur Bundesebene; betreibt<br />
eine besonders dyn<strong>am</strong>ische öffentliche Veranstaltungsarbeit;<br />
verfügt über ein besonders flexibles und differenziertes Angebot<br />
sowie über effiziente konzeptionelle Grundlagen.<br />
Der Erhalt dieses Profils der Musikschule erfordert die<br />
uneingeschränkte Handlungsfähigkeit des Personals.<br />
Vor allem im Raum-Bereich befindet sich die MS <strong>Weil</strong> inzwischen<br />
weit hinter den üblichen Standards. Die <strong>Weil</strong>er Musikschule ist<br />
unter den fünf letzten - der ca. 230 Musikschulen im<br />
Landesverband Baden-Württemberg - welche noch nicht über eine<br />
eigene zentrale Unterrichts-Stätte verfügen.<br />
Der Ausbau der Nutzungsmöglichkeiten im Alten Rathaus ist daher<br />
der Musikschule wichtigstes Anliegen.<br />
Seit zwei Jahren erfüllt das Alte Rathaus nun die Funktion einer<br />
Zentralen Unterrichts-Stätte, mit wichtigsten Struktur-Räumen (für<br />
den Musikalischen Grundstufen-Unterricht und Lager).<br />
Im Jahr 2003 hat die Musikschule für das Haus der Vereine<br />
Vorschläge unterbreitet: hinsichtlich erweiterter Belegungs-<br />
Möglichkeiten, einer Lösung für den geplanten Medien-Unterricht,<br />
sowie für Standard-Einrichtungen (Schränke, Telefon, Kopiergerät,<br />
usw). Die Umsetzung ist in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t<br />
und der Hausverwaltung derzeit im Gange.<br />
Das Haus der Vereine bietet vormittags der Volkshochschule,<br />
nachmittags der Musikschule und abends den Vereinen und dem<br />
Städtischen Kultur<strong>am</strong>t für Konzerte und Veranstaltungsprojekte<br />
Räume mit unterschiedlichsten Voraussetzungen. Der Konzertsaal<br />
und der Gewölbekeller dienen öffentlichen Veranstaltungen; die<br />
Vermietung der Säle und Räume ist in einer Gebührensatzung<br />
geregelt.<br />
Die erneuerten / neuen Fächer-Angebote im Detail<br />
a) Grundstufe:<br />
Die „Musikalische Grundausbildung“ (früher „Instrumentaler Vorkurs“)<br />
schafft bei den Kindern umfassende Grundlagen für einen späteren instrumentalen<br />
Hauptfach-Unterricht.<br />
- 14 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Dieser einjährige Unterricht beinhaltet die Schwerpunkte Singen, Blockflöte, und<br />
kindgerechte Theorie und richtet sich an Kinder ab 6 Jahre, mit – oder ohne<br />
Vorkenntnisse. Nach Ablauf der „Musikalischen Grundausbildung“ wird den Kindern<br />
empfohlen, mit dem „Instrumentalen Orientierungs-Unterricht“ zu beginnen.<br />
„Instrumentaler Orientierungs-Unterricht“. Innerhalb vier vierteljähriger Phasen<br />
werden in je 5 bis 8 Unterrichtsstunden umfassende Grundkenntnisse auf Blas –<br />
Streich – Zupf – Schlag – und Tasteninstrumenten vermittelt.<br />
Inhalte: Tonerzeugung bei Holz - und Blechbläsern bis hin zu streicherischen<br />
Grundlagentechniken (Griffe und Bogen).<br />
Der kindgerechte Einführungsunterricht wird in Kleingruppen, jeweils durch eine<br />
Fachlehrkraft erteilt. Instrumente werden durch die Musikschule zur Verfügung<br />
gestellt. Am Ende des „Schnupper-Jahres“ sind die Kinder zwischen 8 und 9 Jahre<br />
alt und können leichte Kinderlieder spielen. Sie sind dann in der Lage, eine sichere<br />
Fächer-Entscheidung zu treffen und mit einem fundierten Grundwissen mit dem<br />
Unterricht auf ihrem Wahl-Instrument zu beginnen.<br />
b) Hauptfachbereich:<br />
Die neue Aufbauklasse besteht aus einem Paket mit den Fächern: Hauptfach<br />
(Einzelunterricht 45 Min.), Nebenfach (Gruppen-Unterricht 45 Minuten) und Theorie /<br />
Gehörbildung (Klassen-Unterricht 45 Minuten).<br />
Die Zulassung erfolgt aufgrund eines erreichten ersten Preises beim<br />
Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“.<br />
Für die Schüler der Aufbauklasse bestehen folgende Verpflichtungen: Teilnahme in<br />
Orchestern und Ensembles sowie das Engagement im Bereich Musikbörse.<br />
Unter dem Gesichtspunkt der Begabungs – und Sozialförderung soll die Gebühr für<br />
die Aufbauklasse niedrig sein. Aufgrund der gedeckelten Unterrichts-Kapazität ist die<br />
Aufnahme-Quote begrenzt.<br />
Abo-Unterricht: Neben dem kontinuierlichen ganzjährigen Unterricht besteht die<br />
Möglichkeit, ein auf 9 Unterrichtseinheiten begrenztes Unterrichts-Abonnement mit<br />
dem Vorteil der flexiblen Unterrichts-Terminierung buchen (spezielle Ferien-Belange<br />
Erwachsener werden berücksichtigt). Anwendungsbereich ist der Instrumental-<br />
Unterricht.<br />
Mit dem neuen Fach Musikkolleg bietet die Musikschule neben dem „normalen“<br />
Unterrichtsbetrieb auch die Möglichkeit, sich in zeitlich begrenzten Kursen in<br />
folgenden Themen-Bereichen fortzubilden: Dispokinese, Musikproduktion mit dem<br />
Computer, Improvisation nach Akkordsymbolen, Einführung in Instrumentaltechnik,<br />
Übtechniken, Theorie, Gehörbildung, Einstudierung von Orchesterstimmen.<br />
Im Zentrum des Musikkollegs sollen Popularmusik –Angebote stehen.<br />
Ausgangspunkt sind die heute aktuellen Musikproduktions-Methoden mit<br />
Computergesteuerter Home-Studio-Technik. Unzählige neue Musik-Formen und<br />
künstlerische Kreations-Möglichkeiten locken und weisen ins neue Jahrtausend.<br />
Obwohl die Pflege traditioneller Musik (Barock, Klassik, Romantik) auch künftig zu<br />
den Hauptaufgaben gehört, muss das Angebot um solche Fächer dringend erweitert<br />
werden, denn die heutigen Schüler sind trend-orientiert!<br />
Fast jeder Dritte besitzt ein Computer mit Harddisk-Recording-Möglichkeiten, den<br />
vielen autodidakten Midi – und Audioanwendern soll künftig Fachunterricht angeboten<br />
werden.<br />
Klassenmusizieren im Verbund mit allgemeinbildenden Schulen: Aufgrund des<br />
wachsenden gesellschaftlichen Konsenses hinsichtlich schulischer<br />
Ganztagsangebote soll die Förderung und Pflege musikalischer Kompetenzen<br />
- 15 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
aufgrund neuer Bildungspläne in Zukunft über Bildungspartnerschaften zwischen<br />
Musikschulen (MS) und allgemeinbildenden Schulen (AS) erfolgen.<br />
Die Musikschule leistet hierbei jedoch kein Betreuungs - sondern ein<br />
Bildungsangebot!<br />
Eine derartige Kooperation ist grundsätzlich mit allen allgemeinbildenden Schulen<br />
erwünscht. Konkrete Planungen gibt es bislang mit der Karl-Tsch<strong>am</strong>ber-Schule und<br />
dem Kant-Gymnasium.<br />
Beide sind als öffentliche Einrichtungen ideale Partner, sie können:<br />
- pädagogische und logistische Ergänzungsmöglichkeiten ausschöpfen (gemeins<strong>am</strong>e<br />
Nutzung der Fachräume, gemeins<strong>am</strong>e Ensembles),<br />
- spezifische Stärken von MS-Lehrern und Pädagogen der AS bündeln,<br />
- Begabungen herausfiltern und zur handwerklichen Ausbildung an MS weiterleiten.<br />
Zielgruppen sind die 4.und 5. Klassen.<br />
Die Musikschul-Lehrkräfte üben Ihre Tätigkeit in der Allgemeinen Schule im Rahmen<br />
ihrer Anstellung bei der Musikschule aus.<br />
In der Regel bildet eine Musikschul-Lehrkraft zus<strong>am</strong>men mit einer Lehrkraft der<br />
Allgemeinen Schule ein Te<strong>am</strong>. Unterrichtet wird an Vormittagen innerhalb dem<br />
Kernunterricht der Allgemeinen Schule, im AG-Bereich und in Betreuungszeiten.<br />
Als Inhalte sind geplant : Komposition, Keyboard, Computer, Theorie, Saz,<br />
Klassenmusizieren Bläser + Streicher; Chor – und Orchestergemeinschaften,<br />
Musiktheaterprojekte.<br />
Finanzierung:<br />
• Personal: über kostendeckende Musikschul-Gebühren.<br />
• Instrumenten- Anschaffung: durch beide Schulen in Verbindung mit ihren<br />
Fördervereinen und durch Nutzung von Sponsoring-Möglichkeiten (Banken / Projekt-<br />
Töpfe).<br />
Nach dem aktuellen statistischen Sachstand umfasst der Personalbereich 15 BAT-<br />
Vollstellen, welche auf 28 Lehrkräfte, eine Verwaltungsangestellte, den<br />
stellvertretenden und den Schulleiter umgelegt sind. Die insges<strong>am</strong>t 800 Schüler<br />
werden wöchentlich 320 Unterrichtseinheiten an fünf Unterrichtsorten in der<br />
Kernstadt, den <strong>Stadt</strong>teilen Friedlingen und Haltingen und in der Gemeinde Binzen<br />
unterrichtet. Das Fächerangebot enthält alle Orchesterinstrumente, Gesang, Harfe,<br />
Klavier, Kirchenorgel, Keyboard, Blockflöte, Gitarre und Schlagzeug.<br />
Kostenentwicklung<br />
Der vom Gemeinderat vorgegebene Budget-Rahmen sowie tarifliche<br />
Lohnerhöhungen und der Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten sind<br />
bestimmend für die jeweilige Höhe der Musikschul-Gebühren. Um den Budget-<br />
Rahmen jeweils zu gewährleisten, werden Kostensteigerungen durch turnusmäßige<br />
Anpassungen der Musikschul-Gebühren im Zwei-Jahres-Rhythmus kompensiert. Mit<br />
der Gebührenerhöhung zum Schuljahr 04/05 wurde zugleich ein neues Konzept<br />
verbunden, welches die flexible Anpassung differenzierter Unterrichtsformen<br />
- 16 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
gewährleistet(s.o). Als Grundlage der Gebührenberechnung wurde wiederum in<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Rechnungsprüfungs<strong>am</strong>t eine Kostenrechnung erstellt,<br />
aufgrund derer die Tarife angepasst wurden. Die Kostendeckungsgrade entsprechen<br />
weiterhin dem bisher bestehenden Schlüssel: Gebühren (Finanzierungsanteil der<br />
Eltern) = 46%; Zuschuss-Anteil der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> = 39%, Zuschüsse des<br />
Kreises, des Landes und der Umlandgemeinden insges<strong>am</strong>t = 15%.<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung<br />
Musik hat in allen Kulturbereichen eine zentrale Bedeutung für die Entfaltung des<br />
Individuums und kommt (durch ihre Gemeinschaft stiftende Wirkung) in hohem Maße<br />
der ges<strong>am</strong>ten Gesellschaft zugute. Die Musikschule sollte daher auf breitester Ebene<br />
als Stätte sozialer Integration und ganzheitlicher Entwicklung gesehen und anerkannt<br />
werden.<br />
Den Anstoß hierzu kann nur die Musikschule selbst leisten (durch die Wahrnehmung<br />
neuer Aufgaben und pädagogischer Ansätze wie z.B. übergreifende Projekte und<br />
soziale Unterrichtsformen). Von der künftigen Lehrkraft ist ein hohes Maß an<br />
Offenheit für die vielfältigen Entwicklungen der heutigen pluralistischen Gesellschaft<br />
insofern gefordert, als dass sie diese anerkennt bzw. ihre Arbeit an deren<br />
Bedürfnissen ausrichtet, indem sie sich für die erklärten Ziele der Institution<br />
Musikschule persönlich engagiert. Wenn eine überwiegende Zahl von Lehrkräften<br />
hierzu bereit ist, kann für die Institution und ihren ges<strong>am</strong>ten Wirkungsbereich ein<br />
entsprechend hoher Nutzen erwartet werden: eine von der Öffentlichkeit gewollte und<br />
getragene kontinuierlich sichere Existenz.<br />
2.1.2 Musik und Schulen<br />
Die Schulmusik spielt im Rahmen der vom Kultusministerium ermöglichten<br />
Rahmenbedingungen (Lehrkräfte, Unterrichtsdeputate) eine wichtige Rolle an allen<br />
Schultypen in der <strong>Stadt</strong>. Eine Reihe von Schulen stellen die Ergebnisse des<br />
Musikunterrichtes öffentlich vor. Insbesondere beim Kant-Gymnasium haben sich in<br />
den letzten Jahren bemerkenswerte Konzertprojekte ergeben, teilweise auch mit<br />
grenzüberschreitender und internationaler Auswirkung (Chorprojekt mit Schule in<br />
Szolnok/Ungarn im April 2005). Die Realschule hat ebenfalls in den letzten Jahren<br />
einige überregional beachtliche Projekte verwirklicht. Die Kooperation zwischen<br />
Musikschule und Schulen sowie Kindergärten stellt eine Option auf künftige<br />
Handlungsbereiche der Musikschule dar.<br />
- 17 -
2.2. Kulturvereine und freie Organisationen<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Chöre, Musikvereine und Orchester leisten einen erheblichen Beitrag zur<br />
musikalischen Bildung der Gesellschaft; das Kulturleben der Städte und Gemeinden<br />
wäre entwschieden ärmer ohne die Auftritte der Musik<strong>am</strong>ateure. Deren<br />
Dachorganisation ist der Deutsche Musikrat mit 91 Fachorganisationen und 16<br />
Landesmusikräten, die zus<strong>am</strong>men für rund acht Millionen musizierende Bürger(innen)<br />
stehen. Dabei stellen die Männer mit zwei Dritteln aller Ehren<strong>am</strong>tlichen eine deutliche<br />
Mehrheit. Der Musikrat selbst stützt sich stark auf ehren<strong>am</strong>tlich Tätige in seiner<br />
dauerhaften Organisation wie insbesondere seinen großen Veranstaltungen. Allein<br />
beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, bei dem bundesweit gut 14 000 Helfer<br />
mitwirken, wird Arbeit im Wert von 2,2 Millionen € geleistet. 3<br />
In Baden-Württemberg wirken in Gesangs- und Musikvereinen rund 700 000<br />
Menschen mit. Die Vereinslandschaft ist gegliedert durch die zum Teil schon 150<br />
Jahre alten Landesbünde, die Dachverbände für rund 12 000 Ensembles ( 5000<br />
Blasmusik-Kapellen, 4800 Chöre, mehr als 1600 Harmonika-Gruppen, 500 Gruppen<br />
der Zupf- und Zithermusik, der Amateurorchester und der Hackbrettbünde).<br />
In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurden 1985 „allein 18 Vereine mit über 3100 Mitgliedern –<br />
darunter 880 aktive – „ gezählt, die sich “kulturellen Aufgaben“ widmen, „etwa der<br />
Pflege des Liedguts, wie zahlreiche Gesangvereine in allen <strong>Stadt</strong>teilen, darunter der<br />
älteste Verein in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, der 1836 gegründete Gesangverein Alt-<strong>Weil</strong>, und<br />
auch Eisenbahner- und Werkschöre.“ 4<br />
Bereits 1851 galt, was der d<strong>am</strong>alige evangelische Pfarrer Dorn aufschrieb: „Die<br />
Einwohner sind wohl etwas genusssüchtig, dabei aber intelligent, entschlossen,<br />
tatkräftig, spars<strong>am</strong>, überaus fleißig und lieben Musik und Gesang.“ In der Chronik von<br />
Ludwig Keller finden sich Hinweise auf eine Mitteilung, dass bereits um 1780 ein<br />
Frauenchor bestanden habe, den der Lehrer Georg Friedrich Bronner geleitet habe.<br />
Diesem Chor gehörte auch Gustave Fecht an. Die ersten Altweiler<br />
Vereinsgründungen gingen auf die Musikerf<strong>am</strong>ilie Kaufmann zurück und fielen in die<br />
Zeit der Romantik und Restauration, als sich ein Bedürfnis an bürgerschaftlicher<br />
Selbständigkeit und Gemeinsinn in kulturellen Aktivitäten artikulierte. Die<br />
bürgerschaftlichen Rechte waren anfangs des 19.Jahrhunderts noch wesentlich<br />
eingeschränkter.<br />
Heute sind die Rahmenbedingungen völlig verändert. Insbesondere Gesangvereine,<br />
die noch <strong>am</strong> Liedgut der Gründerzeit hängen, verlieren das Interesse in der jüngeren<br />
Generation; Beleg dafür ist zum Beispiel die Löschung der „Sängervereinigung <strong>Weil</strong>“<br />
aus dem Vereinsregister, nachdem der Vorsitzende gestorben war. Während das<br />
Durchschnittsalter von Musikvereinen häufig sehr jung ist, versuchen Gesangvereine<br />
einen Konsens zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu finden. Beispiele sind<br />
der Aufbau von Kinderchören, die Kooperation zwischen Frauen- und Männerchören<br />
oder die Aufgabe der Geschlechterdomäne bei Traditionsvereinen. Der Zulauf von<br />
Mitgliedern verschiedener Generationen bei Chören wie dem Rockchor Ötlingen<br />
dokumentiert, dass die häufig diskutierte Krise der Vereine nicht an ihrer Struktur<br />
liegt, sondern vor allem eine Frage des Progr<strong>am</strong>ms ist.<br />
Kulturvereine sind integrale Bestandteile eines Gemeinwesens; sie sind traditionell<br />
ein beliebter Treffpunkt für die Verwirklichung der persönlichen Interessen, zur Pflege<br />
des Hobbys und für die Pflege von sozialen Kontakten. Von den Vereinen werden<br />
3 Das Bürgerland Handbuch, Hrsg Landesregierung Baden-Württemberg<br />
4 Dr.Sepaintner in „Das Markgräflerland 2/1986<br />
- 18 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
viele Leistungen erbracht, die ansonsten die öffentliche Hand erbringen müsste. Dazu<br />
zählen auch eine Reihe von geselligen Anlässen wie die Straßen- oder Teilortsfeste<br />
und die zunehmende Zahl Erlebnisveranstaltungen zur Förderung der Attraktivität von<br />
<strong>Stadt</strong> und Gewerbe. Während der Landesgartenschau 1999 hat das<br />
Veranstaltungsmanagement in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t bereits mit<br />
großem Erfolg versucht, die Bühnen der Grün 99 als Plattform für einheimische<br />
Vereine anzubieten. Größere Projekte der Orchestergesellschaft, der<br />
Chorgemeinschaft 75 oder des Mandolinenorchesters bestanden die<br />
Bewährungsproben bei großen Open-Air-Konzerten.<br />
Förderungen: Die Kulturvereine werden durch die <strong>Stadt</strong> auf verschiedenen Ebenen<br />
gefördert<br />
� durch die kostengünstige Bereitstellung von Proberäumlichkeiten im „Haus der<br />
Vereine“ und in Schulen<br />
� durch Einzelfallförderung auf Antrag<br />
� durch Projektförderung<br />
� durch indirekte Projektförderung (Städtepartnerschaften)<br />
Ziele: Koordination, Basisfinanzierung und Moderation von Projekten wie PROMS,<br />
dem badenova-Bläserfestival oder anderer Projekte mit Beteiligung unterschiedlicher<br />
Vereine unter Beteiligung der Dachverbände. Aufbau und Ergänzung einer<br />
technischen Infrastruktur für Auftritte, insbesondere bei Open-Air-Projekten (Podeste,<br />
Bestuhlung, mobile Licht- und Tochtechnik.<br />
2.2.1 Musikvereine, Orchester<br />
Akkordeon-Orchester<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
231 23 208 13 ca. 2<br />
Harmonika-Club Haltingen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
220 40 180 20 ca. 8 - 10<br />
Mandolinengesellschaft<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
83 10 73 - ca. 2 – 4<br />
Orchestergesellschaft<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
210 70 140 4 ca. 5 – 8<br />
<strong>Stadt</strong>musik <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
500 60 440 80 ca. 25<br />
Musikverein Haltingen (www.musikverein-haltingen.de)<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
312 27 222 15 ca. 15<br />
+ 48 Ehren<br />
Musikverein Märkt<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
241 27 214 9 ca. 19<br />
- 19 -
2.2.2 Chöre<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Chorgemeinschaft 75<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
177 42 135 - ca. 3<br />
Eisenbahner Gesangverein<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
198 20 178 ca. 10 – 15<br />
Gesangverein <strong>Weil</strong> 1836 (www.gesangverein-weil.de)<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
330 26 214 90 ca. 10<br />
Frauenchor <strong>Weil</strong><br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
164 27 137 - ca. 2<br />
Gesangverein Haltingen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
318 83 235 - ca. 25<br />
im Männerchor<br />
u. Frauenchor<br />
Gesangverein Eintracht Ötlingen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
156 29 127 - ca. 11<br />
Rockchor Ötlingen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
133 53 80 - ca. 10<br />
Singkreis Ötlingen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
50 36 14 - ca. 5<br />
2.2.3 Kirchenmusik<br />
Kirchen sind in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> die schönsten und akustisch besten<br />
Konzerträume. Drei Konzertreihen in <strong>Weil</strong>er Kirchen werden vom Kultur<strong>am</strong>t<br />
organisiert bzw gemeins<strong>am</strong> mit den Kirchengemeinden veranstaltet. Daneben<br />
sind die Kirchen selber Veranstalter von Konzerten. Die Kirchenchöre treten<br />
nicht nur im Rahmen von Gottesdiensten auf. Unabhängig von einer<br />
Kirchengemeinde hat sich die „Junge Kantorei“ unter der musikalischen<br />
Leitung von Hans-Jürgen Wäldele zu einem Projektchor von anspruchsvoller<br />
Qualität entwickelt, der nicht nur in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, sondern auch in anderen<br />
Gemeinden konzertiert.<br />
Chöre der Katholischen Kirchengemeinden<br />
Gemeins<strong>am</strong>er Kirchenchor<br />
- 20 -
Kirchengemeinde St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und<br />
Kirchengemeinde St. Maria in Haltingen<br />
Dirigentin: Dorothea Kaiser<br />
Kirchenchor<br />
Kirchengemeinde Guter Hirte, Friedlingen<br />
Chorleiterin: Marianne Breitmeier<br />
Chor Vivace<br />
Kirchengemeine St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Chorleiterin: Marlies Wiechert<br />
Kinder- und Jugendchor Sunshines<br />
Kirchengemeinde St. Peter u. Paul, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Chorleiterin: Marlies Wiechert<br />
Haltinger Singkreis<br />
Kirchengemeinde St. Maria in Haltingen<br />
Chorleiter: Marcel Wehrle<br />
Evangelische Kirchengemeinden<br />
Ev. Kirchengemeinde Haltingen St. Georgskirche<br />
Kirchenchor<br />
Chorleiter: Herr Schwannberger<br />
Jugendchor<br />
Chorleiter: Frau Hagen<br />
Kinderchor<br />
Chorleiter: Frau Abels<br />
Ev. Kirchengemeinde Friedlingen<br />
Kirchenchor<br />
Chorleiter: Frau Esch<br />
2.2.4 Musiker(innen) und Ensembles<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Durch die Nähe zur Kulturstadt Basel, der Musikakademie und einem vielfältigen<br />
Angebot an Entfaltungsmöglichkeiten konnten sich in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zahlreiche<br />
Talente der Musik beruflich widmen. Schon die ersten Vereinsgründungen<br />
gingen auf Initiativen von Persönlichkeiten zurück, die sich als Musiker oder<br />
Dirigenten zumindest einen Teil ihres Lebensunterhaltes verdienen konnten.<br />
Heute geben zahlreiche Musiker auch der regionalen Kulturszene wichtige<br />
Impulse, Als Beispiele seien genannt –<br />
� Christian Leitherer: Der Markgräfler Kunstpreisträger 2004 studierte<br />
Historische Clarinetten an der Schola Cantorum in Basel. Er ist heute ein<br />
geschätztes Mitglied internationaler Barockorchester und<br />
K<strong>am</strong>mermusikvereinigungen sowie Leiter des Ensembles Crescendo. Sein<br />
stupendes Können als Instrumentalist wird durch ein umfangreiches Wissen um<br />
die Bedingungen historischer Aufführungspraxis fundiert. Neben seinem<br />
künstlerischen Wirken ist Christian Leitherer auch als Pädagoge in vielfältiger<br />
Weise tätig. Mit dem Bläseroktett Amphion war er 1.Preisträger des renomierten<br />
Van Wassenaer Contest in Den Haag 1998, sowie Finalist des Festivals von<br />
- 21 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
York 1999. Seine Arbeit ist durch Rundfunk-/ Fernseh oder CD-Produktionen in<br />
verschiedenen Ländern dokumentiert.<br />
(www.leitherer.de)<br />
� Hans-Jürgen Wäldele: Musikstudium mit den Hauptfächern Oboe und<br />
Musiktheorie/Komposition in Basel. Verschiedene Ensembles (Getreidesilo, Trio<br />
adesso, Orpheus- Quintett Basel, Ensemble Neue Horizonte Bern, Ensemble<br />
Capricorn, Les roseaux chantants). Projekte mit improvisierter und komponierter<br />
Musik. Zahlreiche Uraufführungen. Soloprogr<strong>am</strong>me. Kompositionen (vom Solo<br />
bis zur Oper). Kurse und Workshops. Lehrtätigkeit (Oboe und Methodik) an der<br />
Musik-Akademie Basel; zahlreiche ungewöhnliche Projekte mit der Jungen<br />
Kantorei, der Musikschule und dem Kultur<strong>am</strong>t wie „Orfeo ed Euridice“ in der<br />
ausgeräumten Kirche oder „Hiob“ in verlassenen Industriehallen.<br />
(www.getreidesilo.net)<br />
� Silke Marchfeld: Die Altistin Silke Marchfeld studierte zunächst Querflöte und<br />
Alte Musik an der Musikakademie Basel. Später folgten Gesangsstudien in<br />
Stuttgart, Basel und Amsterd<strong>am</strong>. Silke Marchfeld ist Finalistin und Preisträgerin<br />
zahlreicher internationaler Wettbewerbe. 1993 wurde sie in Budapest mit dem<br />
"Monteverdi-Preis" ausgezeichnet. Ihre rege Konzerttätigkeit führt sie in viele<br />
wichtige Musikzentren Europas - neben anderen - ins Opernhaus Amsterd<strong>am</strong>, in<br />
die Tonhalle Zürich sowie zu den Salzburger Festspielen. Silke Marchfeld setzt<br />
sich intensiv mit Neuer Musik auseinander. Mehrere eigens für ihre Stimme<br />
komponierten Werke wurden von ihr uraufgeführt.<br />
� Andreas Wäldele: der vielseitige virtuose Musiker mit Geige, Mandoline,<br />
Gitarre, Mandola, Balaleika hat <strong>am</strong> Konservatorium Basel ein Lehr- und<br />
Konzertdiplom bei Radovan Lorkovic erlangt. Gleichzeitig Generalbassbegleitung<br />
auf der Gitarre. Seither rege Konzerttätigkeit in Deutschland und der Schweiz,<br />
u.a. mit Bric a Brac, Musique Simili, Silke Marchfeld und der Sinti-Formation "the<br />
Rigo <strong>Rhein</strong>hardt F<strong>am</strong>ily", dem Armin-Heitz-Trio, dem <strong>Weil</strong>er Ensemble „Take<br />
Four“<br />
Zahlreiche weitere Musik-Persönlichkeiten dokumentieren das schillernde<br />
Spektrum der Musik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>: die Ballett-Tänzerin und Sängerin Barbara<br />
Wäldele, die Kontra-Altistin Natalia Bourlina, der Gitarrist Günther Görtz, der<br />
Trompeter und Dirigent Dieter Steininger, der Dirigent und Trompeter Dieter<br />
Fahrner, der Hornspieler Heiner Krause, die Geigerin Sophie Speyer, der<br />
Dirigent und Horn-Spieler Julian Gibbons, das Barockensemble Musica Antiqua<br />
um den Cellisten und Dirigenten Fridolin Uhlenhut.<br />
2.3 Allgemeine Förderungen (Ausschreibungen, Wettbewerbe)<br />
Auf die Ausschreibung von Preisen und Wettbewerben hat die <strong>Stadt</strong> auch nach<br />
politischer Beratung bislang verzichtet. Die Sparkasse Markgräflerland hat<br />
anlässlich des 150jährigen Jubiläums im Jahr 1988 die Stiftung der Spk Mgl zur<br />
Förderung von Kunst und Kultur gegründet. Mit der Kunststiftung fördert sie<br />
Jugendliche und Erwachsene im Markgräflerland. Der jährlich ausgeschriebene<br />
Markgräfler Jugendkulturpreis wendet sich an Jugendliche, die sich durch<br />
besondere Leistungen in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Fotografie und<br />
Musik auszeichnen. Die dabei vergebenen Förderpreise dienen der weiteren<br />
künstlerischen Aus- und Fortbildung. Der Markgräfler Kunstpreis für Erwachsene<br />
wird ebenfalls jedes Jahr ausgeschreiben und in der Regel in den Bereichen<br />
bildende Kunst und Musik vergeben.<br />
- 22 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Kunstpreisträger aus dem Bereich Musik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> waren bislang Hans-<br />
Jürgen Wäldele, Barbara Wäldele und Christian Leitherer.<br />
2.4 Konzertreihen<br />
Das städtische Veranstaltungskonzept berücksichtigt die Tatsache, dass in <strong>Weil</strong><br />
<strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> kein Bürgerhaus vorhanden ist. Die Vorteile dieses vordergründigen<br />
Mangels zu nutzen, gilt als reizvolle Herausforderung. Zwischen den großen<br />
Veranstaltungshäusern Burghof in Lörrach, Le Triangle in Hüningen und La<br />
Coupole in St.Louis sowie den Konzerthäusern in Basel wurden nicht nur<br />
inhaltliche, sondern auch räumliche Nischen besetzt. Orchesterkonzerte werden<br />
in der Altrheinhalle in Märkt veranstaltet, K<strong>am</strong>merkonzerte meist in den<br />
ausgesprochen schönen und akustisch geeigneten Markgräfler Kirchen sowie im<br />
Konzertsaal des Hauses der Vereine (Altes Rathaus). Das ursprünglich stärker<br />
benutzte Haus der Volksbildung bleibt inzwischen überwiegend<br />
Schulaufführungen und Theateraufführungen vorbehalten.<br />
2.4.1 Willa Musica<br />
Die Reihe „Willa Musica – Meisterkonzerte in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>“ wurde 1987<br />
vom städtischen Kultur<strong>am</strong>t gegründet. Der N<strong>am</strong>e erinnert an die römische<br />
Siedlung „Willa,“ gleichzeitig auch an die erste urkundliche Erwähnung 786<br />
bei Ercanpert. Die Konzertreihe präsentiert international oder zumindest<br />
überregional bekannte Solisten und Ensembles im Rahmen von<br />
K<strong>am</strong>merkonzerten. Bis zur Eröffnung des Burghofs in Lörrach wurde die<br />
Reihe als Abonnement angeboten, dann wurde das Konzept den neuen<br />
Gegebenheiten angepasst, d.h. nur noch Einzelkonzerte angeboten.<br />
2.4.2 Forum Interpretation<br />
In der Aufbauphase des städt. Kultur<strong>am</strong>tes wurde die Reihe „Forum<br />
Interpretation“ als Ergänzung zu „Willa Musica“ gegründet. Klassische<br />
Werke und moderne Klassik werden in dieser Reihe durch ungewöhnliche<br />
Präsentationsformen und Kombinationen vorgestellt. Die Reihe gilt als<br />
Angebot für solistisch <strong>am</strong>bitionierte Musiker und Musikerzieher in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> und Umgebung und hat eine Reihe von bemerkenswerten<br />
Verbindungen von Musik und Kochkultur oder Kunst hervorgebracht.<br />
2.4.3 Ötlinger Konzerte<br />
Vier Konzerte jährlich werden im Durchschnitt in der städtischen Reihe in<br />
der St.Gallus-Kirche von Ötlingen präsentiert. Seit 1986 werden diese<br />
Konzerte mit einem eigenen Plakatprofil für ein Musikbegeistertes Publikum<br />
organisiert, das die Reize des Ausflugsortes Ötlingen mit dem<br />
sonntäglichen Besuch eines Konzertes verbinden wollen. Vor vier Jahren<br />
hat das Kultur<strong>am</strong>t die künstlerische Leitung dem in Ötlingen wohnenden<br />
Musikerehepaar Heiner Krause und Sophie Speyer übertragen, die mit dem<br />
Ensemble Sirius Brass seither auch das Festliche Neujahrskonzert <strong>am</strong><br />
1.Januar gestalten.<br />
2.4.4 Haltinger Konzerte<br />
Die ehemalige Kantorin der Ev. Kirchengemeinde Haltingen, Irmgard<br />
Herbster hat mit ihren guten persönlichen Kontakten zu überregional<br />
bekannten Musiker-Persönlichkeiten wie dem Cellisten Martin Ostertag und<br />
- 23 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
anderen die unregelmäßige Reihe der „Haltinger Konzerte“ ins Leben<br />
gerufen.<br />
2.4.5 Konzerte in der Evangelischen Kirche Alt-<strong>Weil</strong><br />
Die hervorragenden akustischen und räumlichen Qualitäten der<br />
Evangelischen Kirche in Alt-<strong>Weil</strong> wurden schon seit vielen Jahren für<br />
außergewöhnliche Konzerte genutzt, die überwiegend sakralen<br />
Progr<strong>am</strong>men vorbehalten waren. Das Kultur<strong>am</strong>t veranstaltet dort die <strong>Weil</strong>er<br />
Konzerte des Markgräfler Musikherbstes und vernetzte Projekte wie das<br />
„Europäische Jugendchorfestival“. In den letzten Jahren hat sich durch<br />
Initiative des Kirchengemeinderates ein Arbeitskreis gebildet, der mit<br />
Unterstützung der <strong>Stadt</strong> eine Reihe von mindestens fünf Konzerten pro<br />
Jahr veranstaltet. Vor allem einheimische, regionale professionelle Künstler<br />
sollen präsentiert werden.<br />
2.4.6 Regio-Orgelkonzert-Zyklus<br />
2.5 Festivals<br />
Seit der Einweihung der neuen katholischen Kirche St. Peter und Paul mit<br />
der Metzler-Orgel 1989 organisiert der ehren<strong>am</strong>tliche Organist Dr. Albrecht<br />
Klär für die kath.Kirchengemeinde und mit Unterstützung des<br />
Städt.Kultur<strong>am</strong>tes einen dreiteiligen Regio-Orgelkonzert-Zyklus mit<br />
Organisten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz, der alljährlich<br />
zwischen November und Dezember veranstaltet wird.<br />
Die Konzeption der städtischen Musik-Festivals ist das Ergebnis der Analyse der<br />
sich verändernden reichhaltigen und vielseitigen musikalischen Angebote in der<br />
weiteren Region; wesentliche Einflussfaktoren sind außerdem die finanziellen<br />
Mittel, die Abstimmung der zeitlichen Abfolge und die jeweiligen Nischen im<br />
Progr<strong>am</strong>mangebot der Region. Wichtige Kriterien sind die überörtlichen,<br />
grenzüberschreitenden Vernetzungen, die Berücksichtigung des fachlichen<br />
Potenzials an Persönlichkeiten in der Regio und eine Abstimmung auf<br />
vorhandene kommerzielle und institutionelle Angebote.<br />
2.5.1 String Time<br />
Das Festival String Time eröffnet den Jahresreigen seit 1999 mit einem<br />
zweiwöchigen Konzertprogr<strong>am</strong>m, das zwischen Fasnacht und Ostern im<br />
Konzertsaal und Gewölbekeller des Alten Rathauses „Begegnungen mit<br />
Saitenmusik“ ermöglicht. Drei mal lag die künstlerische Leitung in den Händen<br />
des Gitarristen Dr. Günther Görtz und der Cembalistin Petra Siebold, wobei ein<br />
Schwerpunkt bei der Gitarrenmusik lag. <strong>Weil</strong> inzwischen in Müllheim, in<br />
<strong>Rhein</strong>felden und im Elsass ebenfalls ausgesprochene Gitarrenfestivals<br />
angeboten werden, hat das Kultur<strong>am</strong>t die inhaltlichen Akzente verändert und<br />
Geige, Mandoline, Harfe und Instrumente der Weltmusik stärker fokussiert.<br />
www.string-time.de<br />
2.5.2 Les Muséiques<br />
Das internationale „Museumsmusikfestival“ wurde 2001 als Basler Ereignis mit<br />
einem Ableger, nämlich <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gestartet. Im Vitra Design Museum, der<br />
Fire Station von Zaha Hadid und dem Buckminster Fuller Dome konnten an<br />
einem der meist acht Festivaltage Musiker(innen) erlebt werden, die an der<br />
- 24 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Schwelle zur weltweiten Popularität stehen. Künstlerischer Leiter ist der<br />
weltbekannte Geiger Gidon Kremer, die Organisation obliegt einer Stiftung.<br />
www.lesmuseiques.ch<br />
2.5.3 Badenova-Bläserfestival<br />
Der Anstoß zu diesem Sommerfestival für Bläser k<strong>am</strong> von der <strong>Stadt</strong>musik <strong>Weil</strong><br />
<strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Mit der dritten Auflage 2005 wird der Kreis der Organisatoren um das<br />
Städt. Kultur<strong>am</strong>t und die <strong>Stadt</strong>musik erweitert um den Kulturring, Jazz in <strong>Weil</strong> und<br />
einige weitere Persönlichkeiten. Die Belebung des Rathausplatzes und ein<br />
Nachfolge-Event nach dem zwei mal erfolgreichen S<strong>am</strong>ba-Festival in der<br />
Innenstadt ist eines der Ziele des Festivals, das zweite ist die Verbindung von<br />
örtlichen Musikvereinen und professionellen Bläsergruppen zu einem<br />
unterhalts<strong>am</strong>en und musikalisch vielseitigen Erlebnis.<br />
2.5.4 Markgräfler Musikherbst<br />
2.6 Jazz<br />
Der Markgräfler Musikherbst bringt seit dem Jahr 2000 international bekannte<br />
Künstler nach Badenweiler, Bad Krozingen, Müllheim, Sulzburg und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong>. Sie musizieren gemeins<strong>am</strong> mit renommierten Musikern, die in Freiburg<br />
und der Region beheimatet sind. Die naturräumliche Vernetzung soll langfristig<br />
auch für Touristen und Besucher des Markgräflerlandes attraktiv sein. Die<br />
künstlerische Leitung liegt bei dem Pianisten Guido Heinke, Dozent an der<br />
Musikhochschule Freiburg. <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist in der Regel mit einem Konzert pro<br />
Jahr beteiligt.<br />
www.markgraefler-musikherbst.de<br />
2.6.1 jazz in weil<br />
Seit 1987 ist „jazz in weil“ bei über 60 Konzerten ein Markenzeichen für intensive<br />
Jazz-Erlebnisse im Gewölbekeller des Alten Rathauses oder im Haus der<br />
Volksbildung. Die spezielle Struktur der Jazzszene bietet die Möglichkeit, auch<br />
ohne großen Apparat Weltklassemusiker zu präsentieren. Überhaupt hat der<br />
Jazz seit seinen Anfängen einen starken weltbürgerlichen Impuls gehabt, so<br />
dass sich heute, weitgehend unbeachtet von der absatzorientierten<br />
Plattenindustrie, durch die Initiative vieler Jazzfreunde in ganz Europa und Japan<br />
ein dichtes Netz der vielfältigsten Aktivitäten entwickelt hat. Die <strong>Stadt</strong> ist<br />
Veranstalter und stellt ihre kulturelle Infrastruktur zur Verfügung. Das Jazz-in-<br />
<strong>Weil</strong>-Te<strong>am</strong>s besteht aus einigen Musikbegeisterten um den Organisator Dieter<br />
Brunow und fühlt sich der Maxime verpflichtet, den Besuchern gut organisierte,<br />
außerordentliche Konzerterlebnisse darzubieten. Dank des Bestrebens, die<br />
ganze Bandbreite kreativer Jazz- und jazzverwandter Bereiche in der Palette<br />
anzubinden, gewann Jazz-in-<strong>Weil</strong> zu seinem sachverständigen Publikum neue<br />
Musikfreunde hinzu. Jazz-in-<strong>Weil</strong> hat heute in internationalen Musikerkreisen<br />
einen sehr guten N<strong>am</strong>en und kann sich selbstbewusst zwischen Freiburg, Basel<br />
und dem Jazz-Mekka Willisau behaupten. 5<br />
2.6.2 Allgemeine Angebote Jazz, Gruppen<br />
5 Homepage www.jazz-in-weil.de<br />
- 25 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Jazz-Konzerte sind Bestandteil vieler Entertainment-Angebote und musikalischer<br />
Events, die insbesondere im Rahmen der zunehmenden Aktivitäten während des<br />
Sommerhalbjahres veranstaltet werden. Anteil daran haben auch regionale<br />
Jazzgruppen wie die Sugarfoot Stompers (mit Heiner Krause aus Ötlingen) oder<br />
Jazz-Connection (mit Dieter Steininger), Zigan Swing- und Klezmergruppen mit dem<br />
<strong>Weil</strong>er Geiger Andreas Wäldele (Baith Jaffe ua), dem <strong>Weil</strong>er Kontrabassisten<br />
Friedemann Rabe oder den <strong>Weil</strong>er Gitarristen Michael Feldges und Hatte Sütterlin.<br />
Als Auftrittsorte haben sich bislang neben den städtischen Veranstaltungen<br />
Gastwirtschaften wie das Gasthaus „Hirschen“ oder der „Vogtskeller“ in Haltingen<br />
bewährt.<br />
2.7. Rock-, Folk- und Popgruppen<br />
So dyn<strong>am</strong>isch die Veränderungen im Bereich der jüngeren Rockgruppen sind, so<br />
dauerhaft haben sich Revival-Bands erhalten. Durch die technischen und stilistischen<br />
Veränderungen und vor allem die Aufsplitterung unterschiedlichster stilistischer<br />
Ausprägungen, die Möglichkeiten der synthetischen Klangerzeugung und die<br />
veränderte Rolle der DJs im darstellenden Musikbereich. Mit den drei Proberäumen<br />
unter dem Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte, die von der <strong>Weil</strong>er Wirtschafts- und<br />
Tourismus GmbH vermietet und weitgehend in Eigenregie betrieben werden, hat die<br />
<strong>Stadt</strong> kostengünstige Angebote geschaffen.<br />
In den letzten Jahren haben sich einige Rockgruppen in den Vordergrund gespielt.<br />
Die Band „Imago“ wurde vom Kultur<strong>am</strong>t zum größten südenglischen „Free Festival“<br />
bei Bognor Regis, dem „Rox 2002´“ vermittelt. Andere proben „im Stillen“ in den drei<br />
Proberäumen beim Kesselhaus und sind inzwischen internationale Thrash-Legenden<br />
wie „Destruction“ (the german thrash metal legend). Weitere Informationen können<br />
über drei Rockgruppen auf ihren jeweiligen Homepages stehen stellvertretend für<br />
eine lebendige Rockszene in der Region.<br />
Imago www.imago-band.de<br />
Destruction www.destruction.de<br />
Umount www.umount.ch<br />
Zwei Rockbands aus den Sechzigerjahren haben durch ihre Comebacks oder<br />
„Revivals“ Mitte der Neunzigerjahre für Aufsehen gesorgt: „ The Young Ones“ und<br />
die „Pepperharp Blues Band“ haben bei ihren Konzerten open air oder in der Märkter<br />
Altrheinhalle einen sehr großen Publikumszuspruch. Mit dem Rockchor Ötlingen hat<br />
in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zum ersten Mal ein Verein das Genre der Rockmusik repräsentiert.<br />
David Brandes aus Haltingen gilt als wichtiger Produzent in der internationalen<br />
Popszene. Brandes hat Anfang der 90er Jahre selbst gesungen, erst als Solist und<br />
dann als Mitglied der Gruppe Xanadu. David Brandes machte sich als<br />
Musikproduzent im deutschsprachigen Raum einen N<strong>am</strong>en, indem er erfolgreich Hits<br />
für E-Rotic, Chris Norman, Chris Roberts, Bad Boys Blue, Harry und Fancy<br />
komponierte. Zur Zeit feiert er großen kommerziellen Erfolg mit der Gruppe Vanilla<br />
Ninja, sowie der ehemaligen Superstar-Anwärterin Gracia (Run & Hide) und der<br />
Dance-Formation Virus Incorporation (Heaven Is A Place On Earth).<br />
www.bros-music.de<br />
Der Popsänger Chris Lais hat nicht nur einen Song über <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> komponiert;<br />
nach einer längeren Episode mit der Gruppe „Tolledo“ war er von der Firma Koch<br />
Records unter dem N<strong>am</strong>en Cabrio und dem Titel "Die kleine Rosemarie"<br />
aufgenommen worden. - Der Titel belegte in der Ausscheidung zum Grand Prix der<br />
- 26 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Volksmusik 1992 den 16. Platz. Die Zukunft - Chris Lais hat sich als Solo-Interpret mit<br />
der Textdichterin Gisela Schulthess und den Produzenten Werner und Melitta Liebel<br />
von AMOR RECORDS zus<strong>am</strong>men getan. Daraus ist der erste Titel "Gib mich frei"<br />
entstanden.<br />
2.8. Allgemeine Musikangebote<br />
Über die beschriebenen musikalischen Angebote von Kultur<strong>am</strong>t, Musikern und<br />
Vereinen hinaus finden sich auf dem Kulturkalender der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> auch<br />
viele Angebote von Ensembles und Musikern, Institutionen und Verbände, die einen<br />
Beitrag zum schillernden Kulturangebot leisten. Das Spektrum reicht vom<br />
Bundesmusikfest der Bundesbahnsozialwerke über Konzerte der Ensembles des<br />
BGS bis hin zu Konzerten von kirchlich engagierten Musikgruppen, Gastchören oder<br />
von einzelnen Einrichtungen, der Sparkasse Markgräflerland oder eingeladenen<br />
Musikern. Eine Übersicht bietet die Homepage der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
3. Bildende Kunst<br />
3.1 Bildende Kunst und Schulen<br />
Häufig wurde von Elternvertretern ein zu mangelhaft berücksichtigter Kunst-Unterricht<br />
in den Schulen kritisiert; erfreulich ist in diesem Zus<strong>am</strong>menhang die Einrichtung und<br />
Genehmigung eines Kunstprofils <strong>am</strong> Kant-Gymnasium. Die Städt. Galerie Stapflehus<br />
organisiert seit 1999 jährlich eine Schulkunst-Ausstellungen mit Beiträgen von allen<br />
Schultypen im Landkreis Lörrach; im Jahre 2004 wurde eine spezielle „KantArt“-<br />
Ausstellung veranstaltet. Diese Möglichkeit für Schüler, in einer überregional<br />
anerkannten Galerie auszustellen, wird von allen Beteiligten sehr geschätzt. Das Vitra<br />
Design Museum organisiert seit Jahren Sommer-Workshops mit spezifischen Design-<br />
Themen, die mit Unterstützung des Kultur<strong>am</strong>tes in Gebäuden der Vitra veranstaltet<br />
werden.<br />
3.2 Kunstbereiche und Künstler<br />
Kunst und Design haben sich in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> zum wichtigsten kulturpolitischen<br />
Aushängeschild entwickelt. Durch die Aktivitäten des Vitra Design Museums und die<br />
Öffnung des Architekturparks der Vitra sowie die Vermarktung der Stuhl-Modelle aus<br />
der S<strong>am</strong>mlung über das <strong>Stadt</strong>marketing und die rund 20 Mega-Stühle im <strong>Stadt</strong>gebiet,<br />
durch die Konzeption und Realisierung von Kunstwegen zu Plastiken im öffentlichen<br />
Raum und die überregional ausstrahlende Ateliergruppe im Kesselhaus erfuhr die<br />
<strong>Stadt</strong> die erwünschte Reputation auch im Gefüge der Kulturangebote des<br />
Oberzentrums Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />
Im Kulturzentrum Kesselhaus sind durchschnittlich 22 Künstler auf 20 Ateliers verteilt<br />
(siehe 3.2.3) Das Internationale Austauschatelier der Christoph-Merian-Stiftung im<br />
Bereich des Schwarzenbach-Areals wurde aus finanziellen Gründen <strong>am</strong> 31.12.2004<br />
geschlossen; bis dahin war es von der Stiftung, vom Kulturförderkreis Lörrach und<br />
von der Burghof GmbH finanziert worden. Außerhalb der Ateliers im Kesselhaus<br />
gründen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> noch folgende Künstler(innen) ihren Lebenserwerb auf<br />
Kunst (Wohnsitz oder Atelierstandort):<br />
Till Velten, Peter Amsler, Lucia Wagner-Oeschger, Susanne Schultze, Anneliese<br />
Spielmann, Volker Scheurer, Bertha Shortiss, Werner Balkow, Sigrid Schaub, Heike<br />
Mach, Rolf Frei, Inken Drozd, Nicolas Barrera.<br />
Wichtige Künstler(innen) in der Vergangenheit waren unter anderem Adolf Glattacker,<br />
Friedrich Johann Schwörer, Gottlieb August Bauer, Erwin Bowien, Erich Aey, Helene<br />
Zapf-Beydeck, Hans Pfannmüller, Albert Laier<br />
- 27 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
3.2.1 Kunst <strong>am</strong> Bau und Kunst im öffentlichen Raum<br />
„Kunst <strong>am</strong> Bau“ steht für den Anspruch, Investitionen in bauliche<br />
Projekte mit einem Prozentsatz für künstlerische Aspekte zu verbinden.<br />
Insbesondere öffentliche Einrichtungen erfüllen diese nicht gesetzlich<br />
festgeschriebene Selbstverpflichtung. So wurden im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit Schulgebäuden zahlreiche Kunstwerke realisiert: die „Kreation“ von<br />
Rudolf Scheurer beim Schulzentrum Real- und Markgrafenschule, ein<br />
Relief von Emilie Clauss <strong>am</strong> Eingang der Tsch<strong>am</strong>berschule und<br />
„Lehrer-Schüler“ als Betonplastik von E.Clauss beim Kant-Gymnasium<br />
sowie im Jahr 2005 ein Kunstwerk beim Erweiterungsbau. Banken und<br />
Firmen haben mit Kunstwerken und künstlerischen Gestaltungen ein<br />
Zeichen gesetzt: die Sparkasse Markgräflerland mit dem Stern von<br />
Erich Hauser, die Firma LOFO mit einer Plastik, die Firmen<br />
Multicontact und Carhartt mit Graffiti-Wandbildern.<br />
Kunst im öffentlichen Raum wird in ähnlicher Weise gezielt seit den<br />
Sechzigerjahren mit größeren Siedlungsentwicklungen verbunden.<br />
Ablesbar ist dies <strong>am</strong> Brunnen von Rudolf Scheurer vor dem Rathaus,<br />
mit dem Brunnen und den Sandsteinfiguren von Reinhard Bombsch in<br />
der Kaufring-Passage und insbesondere mit dem Regio-Kunstweg<br />
anlässlich der veränderten Strukturen zwischen Gartenstadt und<br />
Mattfeld bei der Gestaltung der Landesgartenschau „Grün 99“. Die zu<br />
Beginn des 21.Jahrhunderts vorhandenen Kunstwerke im öffentlichen<br />
Raum sind auf der folgenden Seite beschrieben.<br />
Kunst-Galerie Hauptstraße: unter diesem Arbeitstitel und einem<br />
jährlichen Budget von € 8.000,- bemüht sich das Kultur<strong>am</strong>t seit 2000<br />
um eine behuts<strong>am</strong>e und sinnvolle Akzentuierung des Straßenbildes in<br />
der Hauptstraße. Mit den vorhandenen Finanzmitteln können keine<br />
Kunstwerke angeschafft werden; dafür ist die Installation von Objekten<br />
auf Leihbasis möglich. Angefragte Künstler stellen ein Kunstwerk zur<br />
Verfügung. Installation und bestimmte Materialkosten werden von der<br />
<strong>Stadt</strong> getragen, aber wieder refinanziert, sollte das Kunstwerk verkauft<br />
werden. Die Auswahl der Standorte und der Kunstwerke wird auf die<br />
städtebaulichen Fragen abgestimmt. Bisher konnten zwei Objekte<br />
realisiert werden, „Respekt“ von Volker Scheurer an der Ecke<br />
Hauptstraße/Turmstraße und die Granitsäule von Lasse Brander im<br />
Sanierungsabschnitt I der Hauptstraße.<br />
Kunstwerke im öffentlichen Raum<br />
Innenstadt<br />
Sandsteinfiguren Reinhard Bombsch Rathauspassage<br />
Roda Rudi Tschudin <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Lehrer-Schüler Emilie Clauss(1969) Kant-Gymnasium<br />
Balancing Tools Claes Oldenburg/Coosje van Bruggen Vitra Design Museum<br />
Lasse Brander Hauptstraße<br />
Respekt Volker Scheurer Hauptstraße<br />
Granitskulptur Lasse Brander Hauptstraße<br />
Regio-Kunstweg<br />
Vorübergehend<br />
Platz nehmen Ueli Michel/Yves Trump/Barbara Köhler Mattfeld<br />
Keltisches<br />
Haingedicht Barbara Maria Meyer/Markus Gadient Mattfeld<br />
Im Glück Stefan Hösl Mattfeld<br />
Trias Reiner Seliger Mattfeld<br />
Liebe Gustave Reinhard Bombsch Hebelplatz<br />
LichtLuftRaum Claudio Bohren/Ursula B.-Magoni Marktplatz<br />
Stern Erich Hauser Sparkasse Markgräflerland<br />
Altweil<br />
Stelen Bernd Göring Stapflehus<br />
Pferdekopf Max Sauk Landwirtschaftsmuseum<br />
Stahlberg Willi Weiner Galerie Stahlberger<br />
„Vom Himmel zu“ Volker Scheurer Weinweg<br />
Himmelwärts Patrick Lützelschwab/Stefan Winterle Weinweg<br />
Feuertulpenturm Max Meinrad Geiger Weinweg<br />
Relief Emilie Clauss Tsch<strong>am</strong>berschule<br />
Friedlingen<br />
Rio-Säulen Andrea Brombacher/Claudio Francia Autobahnbrücke<br />
Chromstahl-<br />
Sechskant Heinrich S<strong>am</strong>uel Senn Autobahnzollanlage<br />
Märkt<br />
Fischer Albert Laier Ortsmitte<br />
Fische Gerhard König Fischweiher<br />
Ecce Homo Albert Laier Friedhof<br />
Haltingen<br />
Rahmen Bernd Göring Rathaus<br />
Dreiländergarten<br />
Tulpe Max Meinrad Geiger B 3/Parkplatz<br />
Blaue Wand Günter Holder Eingang<br />
Phönix Max Sauk Wassergärten<br />
Spaziergang Dorothee Rothbrust Wassergärten<br />
Köpfe Stefan Hübscher Märchenwald<br />
Haut-Hülle-nah Reinhard Bombsch Hadidbau<br />
SteinZeit Minka Strickstrock/E.Seifert-Weissmann Gärten der Zukunft<br />
Holzkugel Urs P.Twellmann Gärten der Zukunft<br />
3.2.2 Kunstankäufe<br />
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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Das Kultur<strong>am</strong>t verfügt über ein Budget in Höhe von 5.000 €, um<br />
Kunstwerke zu kaufen. Diese Ankäufe sind vor allem als Unterstützung<br />
der örtlichen Künstler und Galerien gedacht, wobei die Städt. Galerie in<br />
der Regel ein Werk pro eigener Ausstellung erwirbt.<br />
Rund 80 % der Werke, die die Artothek in der <strong>Stadt</strong>bibliothek ausleiht,<br />
sind Leihgaben von Künstlern. Die Leihgaben können von den<br />
Entleihern erworben werden; dafür wiederum erhält die <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
eine Vermittlungsgebühr, deren Ertrag wiederum in Kunstwerke<br />
investiert wird.<br />
Kunstankäufe bei städtischen Ausstellungen werden gelegentlich auch<br />
von öffentlichen Einrichtungen wie dem Regierungspräsidium getätigt.<br />
3.2.3 Ateliergruppe Kesselhaus<br />
Seit 1994 sind kontiniuerlich mindestens 21 Künstler(innen) in der<br />
Ateliergruppe Kesselhaus tätig. Die Konzeption entstand im Rahmen<br />
der Vorbereitung des soziokulturellen Zentrums (Künstler siehe<br />
Anlage, siehe auch 12.1)<br />
3.2.4 Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
3.3 Galerien<br />
Im Jahr 1981 wurde der Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gegründet. Mit der<br />
Zielsetzung, junge Künstler und bislang unbekannte N<strong>am</strong>en mit<br />
großem künstlerischem Potential zu fördern, hat der Kunstverein<br />
seither durchschnittlich zwei Ausstellungen pro Jahr organisiert. Dabei<br />
hat der Verein auch Symposien (Joseph Beuys im Vitra Design<br />
Museum) und bürgerschaftliches Engagement (Kauf der Plastik Roda<br />
von Rudi Tschudin) initiiert und organisiert. Im Wechsel mit dem<br />
Kultur<strong>am</strong>t veranstaltet der Verein Ausstellungen im Stapflehus oder im<br />
Veranstaltungsraum der <strong>Stadt</strong>bibliothek. Der Kunstverein hat 103<br />
Mitglieder.<br />
3.3.1 Städtische Galerie Stapflehus<br />
Eines der schönsten Gebäude des historischen Ortskerns von Altweil<br />
<strong>am</strong> Lindenplatz ist das Stapflehus (alemannisch für Staffelhaus), das<br />
vermutlich im Jahr 1565 als Amtssitz des Vogtes von Rötteln erbaut<br />
wurde und mit seinen charakteristischen Staffelgiebeln, dem<br />
Treppenturm und den dreiteiligen gotischen Sandsteinfenstern schon<br />
vor über 400 Jahrhunderten repräsentativen Zwecken diente. Seit der<br />
Restaurierung zwischen 1978 und 1982 wird es für kulturelle<br />
Veranstaltungen, Empfänge, private Feiern, aber vor allem als<br />
städtische Galerie und für Ausstellungen des Kunstvereins genutzt.<br />
Seit der Gründung 1981 hat sich der Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
besonders der modernen Kunst angenommen. Seine Schwerpunkte<br />
liegen bei der jungen, engagierten Kunst. Das Ausstellungskonzept<br />
der <strong>Stadt</strong> sieht ebenfalls die Entdeckung von künstlerischen Talenten<br />
vor, aber auch die Vermittlung kunsthistorischer Aspekte und die<br />
breite Darstellung unterschiedlichster Facetten künstlerischen<br />
Ausdrucks. Gruppenausstellungen, thematische Projekte, die<br />
Präsentation des Markgräfler Kunstpreises oder die Regionale im<br />
organisatorischen Verbund mit über zehn weiteren Galerien der<br />
- 30 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Region gehören zum Profil der Galerie, die sich in den vergangenen<br />
zehn Jahren den Ruf als eines der wichtigsten Ausstellungshäuser für<br />
Kunst im Kreis Lörrach<br />
Städtische Galerie Stapflehus<br />
Ausstellungskonzeption: Tonio Paßlick, Kulturreferent (+49 7621 704 410)<br />
Organisation: Sigrid Schaub, Kuratorin (+49 7621 704 416)<br />
Kunstverein <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>: Jürgen Dürrbaum, 1.Vorsitzender<br />
Vermietung: Gerhard Broß, Kultur<strong>am</strong>t <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (+49 7621 704 411)<br />
3.3.2 Galerie Stahlberger<br />
Seit 1984 hat das Ehepaar Ria und Hanspeter Stahlberger in früheren<br />
Praxisräumen in ihrem Anwesen in der Pfädlistraße Ausstellungen mit<br />
bekannten Künstlern wie Meret Oppenheim, Jürgen Brodwolf, Joseph<br />
Beuys, Mario Moronti, Willi Weiner ua gezeigt, aber auch regionale<br />
Künstler wie Bernd Göring und Dirk Neumann gefördert. Viele der<br />
gezeigten Künstler können der Informel-Richtung zugeordnet werden,<br />
die Auswahl ist aber ein persönliches Bekenntnis der Galerie, die nach<br />
dem Tod von Hanspeter Stahlberger von seiner Frau weitergeführt<br />
wird.<br />
3.3.3 Galerie Kunstraum Kieswerk<br />
Die Galerie Kieswerk als Ausstellungsgebäude und Atelier des<br />
deutschen Künstlers Volker Scheurer und der Schweizer Künstlerin<br />
Bertha Shortiss hat eine bewegte Geschichte, deren letztes Kapitel<br />
eng mit der Landesgartenschau "Grün 99" zus<strong>am</strong>menhängt. Denn<br />
ursprünglich sollte das ges<strong>am</strong>te Kiesgrubengelände der Firma Hupfer<br />
im östlichen Teil des Drreiländergartens "revitalisiert" werden. Fast alle<br />
technischen Einrichtungen der Kiesgrube wurden nach der Einstellung<br />
des Kiesabbaus 1998 entfernt. Für die Erhaltung des Mischwerks<br />
sprach der futuristische Charakter des Gebäudes und die Lage vor den<br />
Gärten der Zukunft und dem Landespavillon von Zaha Hadid mit dem<br />
Titel "Landscape Formation One". Nachdem die deutsche<br />
Zementindustrie für das schönste noch erhaltene Mischwerk <strong>am</strong><br />
Oberrhein allerdings erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt hatte,<br />
wurde der politische Beschluss gefasst, die Betonmischanlage von<br />
dem Freiburger Sanierungsexperten Professor Thomas Spiegelhalter<br />
in eine "begehbare Kunstskulptur Mischwerk" zu verwandeln. Der<br />
Besucher der Landesgartenschau konnte über Stahltreppen in das<br />
Innere des Gebäudes gelangen, das auf versinterten Stahlfüßen über<br />
dem betonierten Boden thronte, oder über einen Steg <strong>am</strong> Förderband<br />
entlang bis auf die Silos klettern. Von dort ergab sich ein<br />
beeindruckender Blick auf den Dreiländergarten, das extensiv<br />
beackerte Mattfeld und die Langen Erlen an der Schweizer Grenze.<br />
Wer Lust hatte, konnte schließlich mit einer langen Rutsche wieder<br />
zurück zum Kies-Spielplatz und den verschiedenen beispielhaften<br />
Kies-Schaubereichen gelangen.<br />
Mit der Betonmischanlage wurden im Jahr 1960 von der<br />
Maschinenfabrik Gustav Eirich aus Hardheim in Nordbaden eine erhöht<br />
liegende S<strong>am</strong>melmulde, Zementsilos und entsprechende<br />
Transportvorrichtungen gebaut. Der Kies wurde, je nach Körnung, in<br />
- 31 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
die verschiedenen Segmente der S<strong>am</strong>melmulde eingefüllt. Mit Hilfe<br />
von Schiebern konnte die gewünschte Mischung hergestellt werden.<br />
Auf dem Förderband gelangten der Kies in die Mischanlage. Unter<br />
Zugabe von Zement aus den außenstehenden Silos und Wasser sowie<br />
weiteren Bindemitteln wurde der Beton in ursprünglich zwei<br />
Rührwerken hergestellt. Lastwagen konnte unter die<br />
Ständerkonstruktion fahren und die fertige Mischung aufnehmen. Das<br />
Steuerpult für diese Vorgänge ist heute noch vorhanden.<br />
Anfang der Sechzigerjahre boomten der Autobahnbau und die<br />
Architektur von Betongebäuden. Mit seinen Kiesvorkommen bot sich<br />
vor allem das <strong>Rhein</strong>tal für Abbaustandorte an. Für <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
wurde der Kiesabbau sehr landschaftsprägend. D<strong>am</strong>it ist das<br />
vereinfacht "Kieswerk" genannte Gebäude eines der wichtigen<br />
Denkmäler der Industrie- und Verkehrsgeschichte in der <strong>Stadt</strong> neben<br />
dem Glashaus, dem Schwarzenbach-Areal und dem Rangierbahnhof.<br />
Heute wird die surreale Kulisse der Silos, Stahlständer, Leitungen und<br />
Treppen als idealer Hintergrund für Kino-Open-Air-Festivals, Konzerte<br />
oder Künstler-Symposien genutzt.<br />
3.3.4 Galerie Pinocchio<br />
Der Bildhauer Klaus Hugenschmidt arbeitet seit vielen Jahren in einem<br />
ehemaligen B<strong>am</strong>merthäuschen. Nach der Aufgabe des<br />
Lebensmittelgeschäftes im Ötlinger Dorfkern hat er die Räumlichkeiten<br />
in die Galerie Pinocchio verwandelt, wo er eigene Arbeiten zeigt, aber<br />
auch Künstler aus der Region präsentiert.<br />
3.3.5 Andere temporäre Ausstellungsorte<br />
Kunstausstellungen werden in Arztpraxen (Praxis Lehman, Löffler,<br />
Wallat oder Praxis Brenneisen/Herold und andere), bei Banken und<br />
einzelnen Gastwirtschaften gezeigt.<br />
Ziel: Experiment des so genannten „Art Hopping“ in leer stehenden<br />
Geschäften entlang gut frequentierter Straßen; Leerstände in<br />
Schaufenstern werden als Galerie zwischengenutzt<br />
3.3.6 Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
3.4 Kunstförderung<br />
Die Artothek der <strong>Stadt</strong>bibliothek verleiht vorwiegend Leihgaben<br />
regionaler Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstwerke aus dem<br />
Besitz des Kultur<strong>am</strong>tes und der <strong>Stadt</strong>bibliothek. Sie eröffnet d<strong>am</strong>it die<br />
Möglichkeit der intensiven Beschäftigung mit Kunst im Alltag und im<br />
eigenen Lebensumfeld. Gleichzeitig schafft sie eine ausgesprochen<br />
niedrigschwellige Plattform für die Begegnung zwischen regionalen<br />
Kunstschaffenden und dem Publikum vor Ort. (siehe 3.2.2)<br />
Kunstförderungen werden durch die <strong>Stadt</strong> über Ankäufe und die<br />
Ausstellungstätigkeiten mit Verkaufsausstellungen sowie die Artothek<br />
geleistet; die Mieter in den Ateliers genießen eine subventionierte Miete;<br />
überdies können alle Künstler durch die Teilnahme der städtischen Galerie an<br />
- 32 -
4. Literatur<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
der Ausstellung „Regionale“ an der einzigen grenzüberschreitenden<br />
regelmäßig organisierten Kunstausstellung der Region Basel teilnehmen.<br />
Ziel: Im Sinne der <strong>Stadt</strong>entwicklung sollte das Kultur<strong>am</strong>t ein Konzept<br />
entwickeln, wie leere Häuserwände, öffentliche Verkehrsflächen wie Säulen<br />
gezielt künstlerisch bearbeitet werden, um unter Qualitätskriterien das<br />
<strong>Stadt</strong>bild einzigartig zu gestalten. Dazu gehört eine Moderation zwischen<br />
Bauherren und Künstlern. Animiert werden kann ein solches Projekt durch<br />
Ausschreibungen und Wettbewerbe, bei denen die Auftraggeber beteiligt<br />
werden könnten.<br />
Buchhandlungen und die erweiterte <strong>Stadt</strong>bibliothek haben das Lesen in den<br />
vergangenen Jahren generell stark befördert. Vor allem durch eine große Zahl von<br />
Lesungen und Autorenbegegnungen auch in Schulen wurde Schreiben und Lesen als<br />
Erfahrung vertieft. Autoren haben das kulturelle Leben nicht so sehr beeinflusst, aber<br />
Dokumente über die <strong>Stadt</strong> beigesteuert. Zu erwähnen sind aber Christoph Meckel<br />
(Ötlingen), Frank Geerk (als <strong>Stadt</strong>schreiber und Projektinitiator), und einige Autoren<br />
lokaler und lyrischer Bände. Literarische Erwähnung findet <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> in<br />
verschiedenen Werken, auch aus jüngster Zeit, so bei Margarete Hannsmann<br />
(Tagebuch meines Alterns) oder Martin Walser( Finks Krieg). In der Geschichte sind<br />
vor allem die Erwähnungen Johann Peter Hebels in seinen Briefen an Gustave Fecht<br />
bedeuts<strong>am</strong>. Die Herausgabe des Jahrbuchs (1987 - 1999) und einer Reihe von<br />
lokalgeschichtlichen Werken, Reihen (Tagebuchblätter) oder Bildbänden sowie<br />
Dokumentationen über Workshops haben das Verständnis für <strong>Stadt</strong>geschichte<br />
verfeinert.<br />
Von 1998 bis 2003 war einer der maßgeblichen deutschen Lyrik-Verlage (Urs<br />
Engeler, Editor) in Friedlingen tätig, er veranstaltet eine Reihe von Begegnungen mit<br />
wichtigen deutschsprachigen Lyrikern. Der Lyriker Hans Wagenmann aus <strong>Weil</strong> hat<br />
bisher Produktionen in der Schweiz herausgebracht.<br />
Jährlich veranstaltet das Kultur<strong>am</strong>t gemeins<strong>am</strong> mit dem Kultur<strong>am</strong>t Schopfheim die<br />
Mundart-Literaturtage mit Dialekt-Autoren aus dem ges<strong>am</strong>ten deutschen<br />
Sprachraum.<br />
4.1 <strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
Als „moderne Bibliothek der Funktionsstufe 1 mit erweitertem Grundbedarf“ wird die<br />
<strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Betriebsvergleich öffentlicher Bibliotheken 1999 –<br />
2001 bezeichnet. „Als Informations- und Aufenthaltsort mit einem breiten Medien<br />
angebot in den Bereichen Information, Freizeit, Unterhaltung, Selbshilfe sowie Aus-,<br />
Fort- und Weiterbildung hat sie ihren festen Stellenwert in der <strong>Stadt</strong>, zumal sie –<br />
untergebracht in einer säkularisierten Kirche – über außergewöhlich reizvolle<br />
Räumlichkeiten verfügt. In der Regiothek werden grenzüberschreitend Plakate und<br />
Broschüren mit Veranstaltungstipps auf deutscher, Schweizer und französischer<br />
Seite, Medien über die Region und Medien von Personen aus der Region präsentiert.<br />
Die Beteiligung <strong>am</strong> Regionalen Katalog Dreiländereck trägt der Tatsache Rechnung,<br />
dass die Bibliotheksnutzer der Region eine große Mobilität aufweisen. Die <strong>Weil</strong>er<br />
Artothek wurde als erste Artothek in Südbaden gegründet, Sie organisiert seit 1998<br />
einmal im Jahr, und zwar jeweils im Frühjahr, eine mehrwöchige Ausstellung, deren<br />
Exponate anschließend entliehen werden können.“<br />
Vier Planstellen (darunter zwei Diplom-Bibliothekarinnen und eine<br />
Bibliotheksassistentin) sowie zwei Ausbildungsplätze stehen personell zur Verfügung,<br />
- 33 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
23 Öffnungsstunden pro Woche werden angeboten. Zwei Internet-Plätze, zehn PC’s,<br />
darunter drei OPACs bilden die EDV-Ausstattung.<br />
4.1.1 Aufgaben<br />
Als öffentliche Bibliothek der Grundversorgung haben <strong>Stadt</strong>bibliotheken nach<br />
der Bundesvereinigung deutscher Bibliotheksverbände folgende Aufgaben:<br />
a) Professionelle und systematische Befriedigung der Informationsbedürfnisse<br />
der ges<strong>am</strong>ten Bevölkerung, insbesondere für<br />
• Teilnahme <strong>am</strong> öffentlichen Leben,<br />
• bürgerschaftliches und politisches Engagement<br />
• schulische und berufliche Ausbildung<br />
• Berufsausbildung<br />
• berufliche Fort- und allgemeine Weiterbildung<br />
• Persönlichkeitsentwicklung und Sinnorientierung,<br />
• Alltagsmanagement<br />
• Hobby und Freizeit;<br />
b) Orientierung in der Medienvielfalt und die Verknüpfung der elektronischen<br />
mit den Print-Medien durch multimediale Angebote und die Hinführung zu<br />
kreativem Mediengebrauch;<br />
c) Leseförderung durch Schaffung geeigneter Medienangebote und die<br />
Kooperation mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen der<br />
Leseerziehung;<br />
d) Erleichterung von Lernen und Gestaltung der Freizeit durch geeignete<br />
Medien und zielgruppengerechte Raumangebote;<br />
e) Kulturarbeit in der Kommune;<br />
f) Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen durch Information und<br />
Kommunikation.<br />
4.1.2 Leitbild<br />
Zwischen 2001 und 2004 wurde für die Öffentlichen Bibliotheken in Baden-<br />
Württemberg von Fachstellen und Bibliotheken ein Leitbild entwickelt, das bei<br />
den Bibliothekstagen in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Lörrach diskutiert wurde. Für die<br />
Kulturämter des Landes hat der Kultur<strong>am</strong>tsleiter von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> in der<br />
Kommission zur Erarbeitung des Leitbildes mitgewirkt. Aussagen aus dem<br />
Leitbild sind auch Kriterien für die Ziele der <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />
Grundlagen:<br />
Am Beginn des 21. Jahrhunderts steht die moderne Wissensgesellschaft vor<br />
großen Aufgaben und Herausforderungen. Wissen wird zu einem zentralen<br />
Faktor der gesellschaftlichen Entwicklung. Das weltweit verfügbare Wissen<br />
nimmt exponentiell zu, die Halbwertzeit des Wissens wird immer kürzer. Die<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien unterliegen einer rasanten<br />
Veränderung. Die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt erfordern<br />
lebenslange Qualifizierung und Neuorientierung. Allen Bürgern Zugänge zu<br />
Informationen und Wissensquellen zu sichern, ist eine der gesellschaftlichen<br />
Zukunftsaufgaben, insbesondere um einer digitalen Spaltung in Informierte<br />
- 34 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
und Nichtinformierte entgegenzuwirken. Die Gesellschaft verändert sich durch<br />
die zunehmende Globalisierung, die multikulturelle Entwicklung und die<br />
demographischen Perspektiven wie die Verschiebung der Alterspyr<strong>am</strong>ide. Die<br />
<strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist gefordert, die Orientierung in den rasanten<br />
Veränderungsprozessen zu stärken.<br />
Trotz der allgemeinen prekären Finanzlage müssen dabei nachhaltige<br />
Lösungen entwickelt werden.<br />
1. Die Bibliothek ist von zentraler Bedeutung für Bildung, Kultur und<br />
Freizeit.<br />
Sie nimmt eine Brückenfunktion wahr, indem sie neue und alte Medien<br />
verknüpft. Bibliotheken können nicht durch digitale Quellen ersetzt werden.<br />
2. Die Bibliothek ist offen und liegt im Zentrum der <strong>Stadt</strong>. Sie ist<br />
leicht erreichbar, einladend und kundenorientiert.<br />
Ihre Öffnungszeiten richtet sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung. Mit<br />
ihren digitalen Angeboten sollte sie rund um die Uhr zur Verfügung stehen.<br />
Dafür sind aber noch Investitionen im Soft- und Hardwarebereich notwendig.<br />
Sie befindet sich in einem architektonisch interessanten und funktionalen<br />
Gebäude in der umgebauten ehemaligen katholischen Kirche St.Peter und<br />
Paul. Nach der Übergabe der beiden Außenstellen Friedlingen (an OMA) und<br />
Haltingen (an Trägerverein) hat sie Anschub-Unterstützungen geleistet.<br />
3. Die Bibliothek trägt zur Chancengleichheit der Menschen bei.<br />
Sie orientiert ihre Arbeit an den Bedürfnissen und Interessen der Menschen.<br />
Sie unterstützen kostengünstig die individuelle Aus- und Weiterbildung großer<br />
Teile der Bevölkerung.<br />
4. Die Bibliotheken ist der lokale Zugang zu Wissen und Kultur. Sie<br />
fördert aktiv den Umgang mit Literatur, aber auch mit Kunst und Musik.<br />
Als öffentliche Orte ist sie ein Knotenpunkt für Information und Kultur. Als Teil<br />
kommunaler Lebensqualität ist sie ein wichtiger Standortfaktor. Als größte<br />
Bibliothek in einem ehemaligen Kirchengebäude trägt sie zur Besonderheit<br />
der Architekturstadt <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> bei.<br />
5. Die Bibliothek fördert Lese- und Medienkompetenz. Sie weckt<br />
Lust <strong>am</strong> Lesen und Freude <strong>am</strong> Wissen.<br />
Sie ist im Verbund mit Elternhaus, Kindergarten und Schule wesentliche<br />
Institution der Lesesozialisation. Sie stärkt die Kulturtechnik „Lesen“ als<br />
Grundlage der Wissensbildung, des selbst bestimmten Umgangs mit Medien<br />
und der Teilhabe an der Gesellschaft. Die Bibliothek ist ein zentraler<br />
kulturpädagogischer Ort. Durch Medienangebot und Veranstaltungen fördert<br />
die <strong>Stadt</strong>bibliothek Lese- und Medienkompetenz von Kindern und<br />
Jugendlichen und stellt eine wesentliche Institution der Lesesozialisation dar.<br />
Der ges<strong>am</strong>te Medienbestand wird ständig aktualisiert und bietet zum Beispiel<br />
im Sachbuchbereich Unterstützung und Anregung für Schule, Beruf, Alltag<br />
und Freizeitgestaltung, im Bereich der Belletristik Entspannung, Unterhaltung<br />
und geistige Auseinandersetzung.<br />
Ziele: Weitere Intensivierung der Kooperation mit Kindergärten und Schulen<br />
mit dem Ziel der Leseförderung und Vermittlung von Nutzungskompetenz für<br />
die Bibliothek.<br />
- 35 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
6. Die Bibliothek sichert den Zugang zu Wissen in allen medialen<br />
Formen.<br />
Durch Bereitstellung neuester Medien, professionelle Vermittlung von Wissen<br />
aus elektronischen und gedruckten Quellen, Realisierung modellhafter<br />
Projekte und Entwicklung regionaler Verbundkataloge nimmt sie<br />
gesellschaftliche Herausforderungen an und wirkt der digitalen Spaltung der<br />
Gesellschaft entgegen.<br />
7. Die Bibliothek ist Bestandteil des Netzwerks „lebenslanges<br />
Lernen“. Sie bieten Orientierung in der Informationsflut, strukturiert und<br />
bereitet Wissen auf.<br />
Sie unterstützt Ausbildung, Beruf und Alltag und gibt Navigationshilfen in<br />
realen und virtuellen Welten. Mit ihrem aktuellen und umfassenden<br />
Medienangebot fördert sie selbst gesteuertes Lernen. Sie bieten Beratung und<br />
Arbeitsmöglichkeiten. Sie ermöglicht innovatives Lernen, gibt Anstöße und<br />
macht das Unerwartete entdeckbar.<br />
8. Die Bibliothek orientiert ihre Arbeit an den lokalen und globalen<br />
politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und bieten den<br />
Bürgern die Möglichkeit der Partizipation.<br />
Sie reagiert ebenso flexibel auf Entwicklungen in der Gesellschaft, wie auf die<br />
des Medienmarktes und der Informationstechnologien. Sie bieten Raum für<br />
soziale Kontakte und trägt durch ihre inhaltlichen und räumlichen Angebote<br />
zur Integration bei.<br />
9. Die Bibliothek ist Treffpunkt und kultureller Begegnungsort<br />
In Zeiten zunehmender Globalisierung - wirtschaftlich wie medial – zeigt sich<br />
der Trend zum Rückzug ins Private. Die <strong>Stadt</strong>bibliothek stellt dem gegenüber<br />
einen Aufenthalts- und Begegnungsort dar. Dadurch und mit ihrem Angebot<br />
an regionaler Information und Literatur will sie die lokale Identität stärken.<br />
Auch mit ihrem vielfältigen Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m mit Lesungen,<br />
Ausstellungen, Kindertheater etc. zeigt sich die <strong>Stadt</strong>bibliothek als kultureller<br />
Begegnungsort<br />
10. Die Bibliothek arbeitet kostenbewusst, effizient und effektiv.<br />
Sie nutzt moderne betriebswirtschaftliche Erkenntnisse, Kosten sparende<br />
zentrale Dienstleistungen, hat sich in Betriebsvergleichen und –analysen auf<br />
Qualitätsmerkmale untersuchen lassen und daraus Konsequenzen gezogen.<br />
11. Die Bibliothek arbeitet kooperativ und vernetzt.<br />
Sie begreift die Vernetzung untereinander und mit anderen Institutionen als<br />
wichtiges Element zur Stärkung und Weiterentwicklung der<br />
grenzüberschreitenden Bibliotheks- und Bildungslandschaft. Sie pflegt einen<br />
intensiven Kontakt zur <strong>Stadt</strong>bibliothek Lörrach und anderen Bibliotheken in der<br />
Region; mit dem Bibliothekspass im Oberzentrum wurde ein erster<br />
richtungsweisender Schritt in der Zus<strong>am</strong>menarbeit der Kultureinrichtungen<br />
beider Städte verwirklicht. Ein weiteres Ziel wäre eine intensivere<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Literaturhaus Basel und Literatur-Organisationen.<br />
12. Die Kontinuität der finanziellen, personellen, räumlichen und<br />
technischen Ausstattung ist eine Voraussetzung für die Erhaltung der<br />
beschriebenen Standards.<br />
- 36 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Die Ansprüche an die Leistung der Bibliothek sind in den letzten Jahren<br />
ständig gestiegen. D<strong>am</strong>it diese auch künftig erfüllt werden können, muss die<br />
Bibliothek für die neuen Aufgaben gut gerüstet sein: durch ihre technische und<br />
finanzielle Ausstattung, durch ihre Öffnungszeiten und durch qualifiziertes<br />
Personal.<br />
4.1.3 Bestand und Entleihungen<br />
Entleihungen im Jahresvergleich<br />
1998 (ohne<br />
Zweigstellen)<br />
2002 2003 2004<br />
Sachliteratur 26.600 36.200 32.000 33.500<br />
Romane 15.100 21.700 23.600 25.600<br />
Kinder- und Jugendliteratur 39.000 43.000 46.700 52.200<br />
Videos 9.700 19.500 22.300 22.400<br />
Kassetten 6.500 7.500 7.800 8.700<br />
CDs 8.400 11.600 12.500 16.800<br />
CD-ROMs 1.500 3.700 4.100 4.900<br />
Karten 170 200 230 235<br />
Spiele 160 600 800 900<br />
Zeitschriften 4.700 5.300 6.500 7.500<br />
DVDs (seit 30.7.02) - 1.100 4.300 11.700<br />
ges<strong>am</strong>t 111.830 *<br />
* Die Zahlen wurden zur besseren Lesbarkeit gerundet<br />
Ausleihsteigerung:<br />
Hauptstelle 2002: 150.658 Entleihungen<br />
150.500* 160.900* 184.400*<br />
2003: 160.883 Entleihungen + 10.225 = 6,8 %<br />
2004: 184.418 Entleihungen + 23.535 = 14,6 %<br />
Neuanmeldungen: 2004: 744<br />
BesucherInnen: 2003: 79.553<br />
2004: 83.598<br />
Bei 83.598 Besuchen waren statistisch gesehen in 1.151 Öffnungsstunden<br />
rund 73 BesucherInnen je Öffnungsstunde in der Bibliothek.<br />
Bestand:<br />
1998 (ohne<br />
Zweigstellen)<br />
2003 2004<br />
- 37 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Sachliteratur 13.030 16.600 17.550<br />
Romane 8.650 9.900 10.600<br />
Kinder- und Jugendliteratur 7.840 9.500 10.050<br />
Videos 940 2.300 2.400<br />
Kassetten 1.180 1.500 1.600<br />
CDs 1.650 3.000 3.300<br />
CD-ROMs 250 760 900<br />
DVDs - 300 650<br />
Karten 100 200 200<br />
Spiele 30 100 107<br />
Zeitschriften 40 Abos 50 Hefte 3.050<br />
ges<strong>am</strong>t 33.710 44.200 50.500<br />
Die Zahlen wurden zur besseren Lesbarkeit gerundet<br />
Veranstaltungen<br />
Veranstaltungen/Ausstellungen:<br />
Ziel der Veranstaltungen ist die Erweiterung der Nutzerkreise, die Vermittlung<br />
des Lese- und Literaturerlebnisses, der Bildungsauftrag und die Aktivierung<br />
des Erlebnis- und Treffpunktortes <strong>Stadt</strong>bibliothek. Beispielhaft seien die<br />
Zahlen aus dem Jahr 2004 genannt:<br />
Auch im Jahr 2004 hat die <strong>Stadt</strong>bibliothek das kulturelle Angebot der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> durch insges<strong>am</strong>t 147 Aktionen bereichert:<br />
... für Kinder 43<br />
... für Erwachsene 10<br />
... für Kinder und Erwachsene 6<br />
Führungen 23<br />
Ausstellungen 65<br />
Beispielsweise...<br />
Anzahl<br />
� Bilderbuchkinos für die jüngsten LeserInnen<br />
� Teilnahme <strong>am</strong> landesweiten „Tag des Buches“ (23.4.) und „Tag der<br />
Bibliotheken“ (24.10.)<br />
- 38 -
� Vorträge über aktuelle Trends<br />
� Autorenlesungen (mit bis zu 200 Besuchern)<br />
� Artothek<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Ein besonderes Profil des Bestandes und der Veranstaltungen ist die regional<br />
einmalige Einrichtung einer Artothek, die 2005 zum achten Mal neben dem<br />
Grundstock von rund 20 Bildern aus dem Besitz der <strong>Stadt</strong> rund 200 Bilder<br />
anbietet, die von Künstlern leihweise zur Verfügung gestellt werden. (siehe<br />
3.3.6)<br />
� Büchertauschbörsen:<br />
Angenommen werden gut erhaltene Bücher aller Art. Für jedes abgegebene<br />
Buch kann ein anderes mitgenommen werden.<br />
Die Bücher werden ganz grob sortiert nach Kategorien wie Kinderbücher,<br />
Krimis, Sachbücher und anderen angeboten.<br />
� Basler Bücherschiff kommt nach <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Ein Schiff mit außergewöhnlicher Fracht ist für einige Tage an der<br />
Schiffsanlegestelle <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> vertäut: das Basler Jugendbücherschiff,<br />
beladen mit den neuesten Kinder- u. Jugendbüchern nimmt deutsche<br />
Schulklassen mit auf seine Fahrt und ermöglicht an Bord ein trinationales<br />
Treffen.<br />
� Kriminacht<br />
Die <strong>Stadt</strong>bibliothek beteiligt sich öfters gemeins<strong>am</strong> mit der <strong>Stadt</strong>jugendpflege<br />
<strong>am</strong> Kreativprogr<strong>am</strong>m des Dreiland-Ferienpasses. Angeboten wird eine<br />
Kriminacht in der <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Dabei drehte sich alles um<br />
detektivisches Know-How. Bei einem Detektiv-Workshop gibt es Infos über<br />
Geheimschriften, Fingerabdrücke, Tatortabsicherung, Beweissuche und<br />
Zeugenvernehmung.<br />
Entwicklung:<br />
Bis 1994 war die <strong>Stadt</strong>bibliothek auf 103 m² im „Haus der Volksbildung“ mit<br />
rund 14.000 Medien untergebracht, 2004 stehen über 50.000 Medieneinheiten<br />
zur Auswahl: Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, Videos, DVDs, CDs,<br />
Kassetten, Karten, CD-ROMs und Spiele.<br />
10 Jahre neue <strong>Stadt</strong>bibliothek, das sind über 10.000 Neuanmeldungen und<br />
weit über 1.300.000 Entleihungen: Wurden 1995, also im ersten Jahr nach der<br />
Eröffnung, 110.840 Entleihungen verzeichnet, waren es 2003 über 160.880<br />
Ausleihen, eine Steigerung von 45 %<br />
Diverses<br />
Und außerdem...<br />
� Die Ausrichtung der 5. Baden-Württembergischen Bibliothekstage<br />
durch die beiden <strong>Stadt</strong>bibliotheken und die Wissenschaftliche<br />
Regionalbibliothek Lörrach im Jahr 2003 war das erste große<br />
- 39 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Gemeinschaftsprojekt der beiden Städte Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> als<br />
gemeins<strong>am</strong>es Oberzentrum.<br />
Diese Zus<strong>am</strong>menarbeit wurde 2004 durch die Einführung eines gemeins<strong>am</strong>en<br />
Ausweises für die Nutzung beider <strong>Stadt</strong>bibliotheken, die so genannte<br />
Kombikarte, fortgeführt.<br />
� Bibliothekshomepage: Anzahl der Besuche: rund 1.700 pro Jahr<br />
� umsatzstärkstes Medium 2004: DVD<br />
(jede theoretisch 18x entl.)<br />
� 4.984 neue Medien eingearbeitet (Kauf und Schenkungen),<br />
1.410 Medien aussortiert (inhaltlich veraltete oder äußerlich zerschlissene<br />
Medien)<br />
� Bilderbuchkinos für Kindergärten<br />
Zunehmender Beliebtheit erfreute sich das Angebot exklusiver<br />
Bilderbuchkinos <strong>am</strong> Vormittag. 21 Kindergartengruppen besuchten diese<br />
Veranstaltungen zur Leseförderung, das sind so viele wie nie zuvor.<br />
� Über 430 Kinder und Jugendliche lernten in 22 Führungen die<br />
Bibliothek kennen und nutzen.<br />
� Ein wichtiges Mittel der Leseförderung sind Bücherkisten, die die<br />
Bibliothek bei Bedarf für Kindergärten und Schulen zu bestimmten Themen<br />
zus<strong>am</strong>menstellt; 2004 wurden 29 Medienkisten an Institutionen verliehen, eine<br />
Steigerung von über 52%!<br />
Ziele:<br />
Als Übergangslösung bis zur Einführung eines Online-Kataloges mit allen<br />
Selbstbedienungsfunktionen (Medienverlängerung, Medienvorbestellung, vor<br />
allem aber Anzeige des vollständigen Angebots und dessen Verfügbarkeit) ist<br />
der Bestand der <strong>Weil</strong>er <strong>Stadt</strong>bibliothek seit Jahren unter www.tribiblio.net<br />
recherchierbar. Für die Benutzer stellt dies durch die mangelnde Aktualität<br />
(Aktualisierung nur quartalsweise) und das Fehlen einer<br />
Verfügbarkeitsanzeige inzwischen nur noch ein sehr eingeschränktes Angebot<br />
dar. Nachdem viele Bibliotheken der Umgebung (z.B. Wehr, Schopfheim,<br />
Lörrach, Freiburg, <strong>Rhein</strong>felden) mittlerweile einen zeitgemäßen Online-<br />
Katalog anbieten, stellt auch die <strong>Stadt</strong>bibliothek <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> diesbezüglich<br />
eine ständig wachsende Nachfrage fest. Die Investition in einen Online-<br />
Katalog wäre die Anpassung an zeitgemäße Formen der externen Nutzung.<br />
4.2 Bibliotheken in anderer Trägerschaft<br />
Die bisherigen Außenstellen der <strong>Stadt</strong>bibliothek wurden 2003 in nichtstädtische<br />
Trägerschaft übergeben. Die Außenstelle im Souterrain der Ev. Friedenskirche<br />
besteht weiterhin als Angebot des diakonischen Projektes OMA für Kinder und<br />
Jugendliche, die Außenstelle in der Haltinger Hans-Thoma Schule wurde von<br />
- 40 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
einem Förderverein übernommen, der den Ausleihbetrieb organisiert. Zusätzlich<br />
gibt es noch eine Bücherei der Katholischen Kirchengemeinde Haltingen. Die<br />
<strong>Stadt</strong> ist Mitglied der Wissenschaftlichen Regionalbibliothek in Lörrach.<br />
4.3 Medien<br />
<strong>Stadt</strong>bibliothek und Videotheken als unterschiedliche Anbieter von AV-Medien,<br />
zwischen 1987 und 2004 gab es kein kommerzielles Kino – in dieser Zeit ersetzt<br />
durch Kino-Verein und mobiles Kino, zwischenzeitlich Gründung der <strong>Weil</strong>er Film-<br />
und Multivisionstage, des Kinos im Kesselhaus oder der Vortragsreihe "Abenteuer<br />
Erde" sowie zahlreicher Vorträge bei der VHS, Einführung eines öffentlich<br />
zugänglichen Internet-Centers in der <strong>Stadt</strong>bibliothek, Ausweitung des Angebotes<br />
bei der VHS. Das Kieswerk Open Air ist als Kinofestival ein Highlight im August mit<br />
jeweils 6-7000 Besuchern. Mit der Ansiedlung des Kinopalastes im <strong>Rhein</strong>center<br />
mit fünf Sälen im Herbst 2004 ist eine wesentliche Lücke geschlossen werden.<br />
(siehe 5.3.1)<br />
Zwei Tageszeitungen (Badische Zeitung und <strong>Weil</strong>er Zeitung), zwei kostenlose<br />
Wochenzeitungen (Der Sonntag und Wochenblatt), das Mitteilungsblatt Haltingen,<br />
Märkt, Ötlingen ermöglichen eine überdurchschnittlich gute<br />
Nachrichtenversorgung. Die Staats- und Sprachgrenzen wirken sich nachteilig auf<br />
den Informationstransfer in der Agglomeration aus. In den Print- und Funkmedien<br />
im nahen Basel und im Elsass spielen Ereignisse aus <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> selten eine<br />
Rolle. Der einzige lokal und regional orientierte deutsche Fernsehsender „Freiburg<br />
TV“ deckt eine größere Fläche ab als der Basler Lokalsender „Tele Basel.“<br />
Ziel:<br />
Unterstützung eines verbesserten Informationsflusses zwischen den Kommunen<br />
im Euro-Distrikt, strukturelle Überlegungen einer Kooperation mit Tele Basel bzw.<br />
potentiellen anderen Trägern von lokalen Sendern im Bereich Funk und<br />
Fernsehen.<br />
5. Darstellende Kunst<br />
5.1. Theater<br />
Bis zur Eröffnung des Burghofs in Lörrach wurden vom Kultur<strong>am</strong>t Theater-<br />
Abonnements mit bis zu 500 Abonnenten angeboten. Daneben wurden die<br />
Anstrengungen auf Eigenproduktionen konzentriert; inzwischen werden vernetzte<br />
Theaterprojekte (Kultur <strong>am</strong> Schlipf mit Riehen und Lörrach oder mit Ensembles aus<br />
Basel und dem Elsass) oder im Einzelfall Vorstellungen im Zus<strong>am</strong>menhang mit<br />
thematischen Projekten veranstaltet. Seit vielen Jahren organisiert Hans-Dieter<br />
Schneider Theaterfahrten zu den Abo-Veranstaltungen des Theaters Freiburg.<br />
Bemühungen um die Fortsetzung von geschlossenen Theater-Abonnements <strong>am</strong><br />
Theater Basel (langjährige Betreuung durch Erna Dietz) scheiterten bislang an den<br />
unterschiedlichen elektronischen Vorverkaufssystemen.<br />
5.1.1. Kesselhaus<br />
Das Theater im Kesselhaus war 1991 aus dem „werkstatt-theater weil <strong>am</strong><br />
rhein“ hervorgegangen, das nach Theaterkursen der VHS zeitgenössische<br />
Inszenierungen gezeigt hatte. Mit einer Reihe von Aufführungen erlebte das<br />
Theater im Kesselhaus in der Regie von Marion Schmidt-Kumke nicht nur<br />
große Publikumserfolge, sondern verschaffte sich auch in der Region einen<br />
sehr guten Ruf. Externe Produktionen wurden ua im Dreiländergarten<br />
anlässlich der Grün 99 gezeigt. Nachdem wichtige Personen sich anderen<br />
Projekten zugewendet hatten, löste sich das semiprofessionelle Ensemble<br />
auf. Der Verein ging über in den Verein „Kulturzentrum Kesselhaus.“ Mit dem<br />
- 41 -
5.2. Tanz<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Theater-Ensemble Kesselhaus wurde ein semiprofessionelle Ad hoc-Gruppe<br />
begründet, das in der Regie von Klaus Zintgraf ua auch im Vitra Design<br />
Museum aufgetreten ist.<br />
Das Kesselhaus ist inzwischen ein beliebter Auftrittsort für zahlreiche Theater-<br />
Ensembles aus der Region zwischen Basel und Freiburg und vor allem für die<br />
Ensembles des regionalen Jugend-Theater Tempus Fugit in der Regie von<br />
Karin Maßen.<br />
5.1.2. Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />
Die Ensembles des Theaters <strong>am</strong> Mühlenrain verschreiben sich der Komödie<br />
und dem Dialekttheater. Alemannische Aufführungen aus der Umgebung und<br />
Boulevard-Theater sind im TAM sehr erfolgreich und die wirtschaftliche Basis<br />
für Kabarett und andere Projekte.<br />
5.1.3. andere Aufführungsorte<br />
Das Haus der Volksbildung wurde bislang als Aufführungsort für<br />
Tourneetheater-Bühnen genutzt, die aber meist große Probleme mit der<br />
Infrastruktur hatten. Für kleinräumliche Aufführungen insbesondere im<br />
Zus<strong>am</strong>menhang mit Schulprojekten wird das Haus nach wie vor genutzt;<br />
attraktiv sind aber andere Aufführungsorte geworden wie zB die Naturarena<br />
und das Kieswerk im Dreiländergarten, Innenhöfe in Haltingen (Gasthaus<br />
Hirschen), die Festhalle in Haltingen.<br />
5.1.4. Theater, Kabarett und Schulen<br />
Am Kant-Gymnasium haben Theater-Inszenierungen eine gute Tradition. In<br />
jüngster Zeit wurden sie durch die „Pfifferlinge“ unter Leitung von Martin Jösel<br />
kabarettistisch abgelöst.<br />
Ziel: Förderung des Kabaretts an Schulen, Reaktivierung der<br />
Theaterinszenierung in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kesselhaus<br />
Neben einer Tanzschule im Schwarzenbach-Areal und dem Unterricht der<br />
Ballettschule Detlef Hoppmann macht die VHS Angebote. Barbara Wäldele<br />
hat als Ballett-Tänzerin und Sängerin Erfolge bei Musicals gehabt.<br />
Der Western- und Countryclub hat sich bei vielen öffentlichen Veranstaltungen<br />
engagiert und trägt mit öffentlichen Vorführungen zur Beliebtheit der<br />
geselligen Tanzform bei.<br />
Country- und Westernclub<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
112 82 6 24 ca. 6 – 8<br />
5.3. Medienkunst<br />
5.3.5 Kino und Fernsehen<br />
In den Fünfzigerjahren hatte <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> vier Kinos, zwischen 1987 und<br />
2004 keines mehr. Viele Versuche, wieder ein Kino anzusiedeln waren<br />
fehlgeschlagen. Mit dem Kieswerk Open Air und dem Mobilen Kino mit<br />
monatlichen Vorführungen im Haus der Volksbildung hatte das Kultur<strong>am</strong>t<br />
Alternativen geschaffen. Im einstigen Filmclub von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> waren keine<br />
- 42 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Nachfolger für die Gründer gefunden worden, aber im Kant-Gymnasium<br />
hatten über Jahre immer wieder talentierte Nachwuchsfilmer ein Filmfestival<br />
organisiert.<br />
Mit der Einweihung des Kinopalastes im <strong>Rhein</strong>center Mitte Dezember 2004<br />
wird modernste Kinotechnik in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> erlebbar. Neben aktuellen<br />
kommerziellen Filmen bieten die Kinobetriebe Speiser fremdsprachliche Filme<br />
auf englisch und türkisch und jeden Mittwoch die „Filmauslese“ mit<br />
ausgewählten Kinofilmen an.<br />
Eine der besten Tierfilmer Deutschlands wohnt seit Jahrzehnten in Ötlingen.<br />
Ernst Arendt hat gemeins<strong>am</strong> mit Hans Schweiger (Efringen-Kirchen) die<br />
Goldene K<strong>am</strong>era für die Serie „Tiere vor der K<strong>am</strong>era“ erhalten. Mit dem<br />
Schauspieler Wolfgang Hepp wohnt ein weiterer Fernsehstar in Haltingen,<br />
der nach Jahrzehnten als Bühnenschauspieler in Bonn und Basel mit der<br />
Rolle des Bürgermeisters in der Schwarzwald-Serie „Die Fallers“ berühmt<br />
wurde.<br />
Ideen: Filmwochen als vernetzte Angebote mit dem städtischen<br />
Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m, Konzerten und Dokumentationen, Präsentation von<br />
Schauspielern oder Diskussionen im Kino. Beispiel: Woche des irischen Films,<br />
Konzerte im nahen irischen Pub und kulinarische Ergänzungen. Filmfestival<br />
für <strong>am</strong>bitionierte Jungfilmer mit Preisverleihung im Kino.<br />
5.3.6 Multivisionsangebote und Fotografie<br />
Zwei mal haben Ende der 80er-Jahre die <strong>Weil</strong>er „Film- und Multivisionstage“<br />
neben der Filmkunst auch die Fotografie und die mediale Kombination von<br />
Bild und Ton in den Mittelpunkt gerückt. Das Kultur<strong>am</strong>t hatte dazu eine<br />
Gruppe von professionellen Filmern gewonnen. Als Video- und Fotokünstler<br />
hat sich der Haltinger Rolf Frei einen N<strong>am</strong>en gemacht. Seine künstlerischen<br />
Publikationen und Fotoausstellungen reichen von Dokumentationen über<br />
Städte wie <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Basel, Lörrach bis zu subjektiven<br />
Wahrnehmungsreisen durch Kalifornien, London oder Afrika.<br />
5.3.7 Kieswerk Open Air<br />
Als erfolgreichste Veranstaltung neben dem S<strong>am</strong>ba-Festival hatte sich seit der<br />
Grün 99 das „Kieswerk Open Air“ beim Kieswerk im Dreiländergarten<br />
erwiesen. Das zweiwöchige Sommerfestival zeigt wertvolle Filme, stellt<br />
Musikgruppen vor und lockt das Publikum mit mediterranem sommerlichem<br />
Ambiente vor surrealer Kulisse.<br />
5.3.8 Kino im Kesselhaus<br />
Als Progr<strong>am</strong>mkino hat sich das „Kino im Kesselhaus“ erwiesen, bei dem<br />
bewusst auf technische Perfektion verzichtet wurde und filmhistorisch wichtige<br />
Streifen gezeigt werden. Nach Eröffnung des Kinopalastes wird nur noch das<br />
„Kinderkino“ <strong>am</strong> Freitagnachmittag erhalten.<br />
- 43 -
6. Erwachsenenbildung<br />
6.1.1 Städtische Volkshochschule<br />
Erwachsenenbildung will<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
• das Bewusstsein für die Chance zur Neu-Orientierung, Weiterentwicklung<br />
der Persönlichkeit in einer sich ständig erneuernden und veränderten<br />
Lebensumgebung stärken<br />
• die soziale Chancengleichheit verbessern durch berufliche und persönliche<br />
Fortbildung<br />
• Anregungen zur Kreativität vermitteln und dabei musische, intellektuelle<br />
und soziale Fähigkeiten fördern<br />
• Kommunikationsorte anbieten, der Vereins<strong>am</strong>ung entgegenwirken, als<br />
„Treffpunkt“ kommunikative Räume gestalten<br />
• für alle Altersgruppen Instrumente und Möglichkeiten zum<br />
emanzipatorischen Wachstum anbieten<br />
Dazu bedarf es der Schaffung einer Grundversorgung in Fächern und<br />
Angeboten, die dem aktuellen Stand der Pädagogik und des<br />
Freizeitverhaltens sowie der beruflichen Ansprüche entsprechen. Wichtige<br />
Voraussetzungen sind zum Beispiel<br />
• Erwachsenengerechte Unterrichtsräume (freundliche Atmosphäre,<br />
kommunikative Bestuhlung - kein Frontalunterricht, aktuelle Einrichtung z.B.<br />
bei EDV)<br />
• Leichte Erreichbarkeit, auch für Behinderte u.a.<br />
• zentrale Lage von Unterrichtsräumen<br />
• Unterrichtsstrukturen, die sich durch soziale Interaktion fortsetzen lassen<br />
• qualifizierte Lehrkräfte<br />
• eine hohe Flexibilität der Verwaltung und der Leitung und ständige<br />
Orientierung an pädagogischen Standards und Neuerungen<br />
• hinreichendem Personal, um Service-Standards aus Handel und Wirtschaft<br />
zu entsprechen<br />
Der hohe Verdichtungsgrad der Volkshochschulen und freien<br />
Bildungsangebote in der Region hat nicht zu einer Konkurrenzsituation,<br />
sondern zu einer intensiven Kooperation geführt. Neben den Veranstaltungen<br />
des Volkshochschulverbandes gibt es die Treffen des Regionalverbandes<br />
zwischen <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> und Konstanz und eine seit fast zehn Jahren effizient<br />
kooperierende Arbeitsgemeinschaft der Volkshochschulen im Dreiland,<br />
nämlich Basel-<strong>Stadt</strong>, Basel-Land, Université Populaire Mulhouse, Außenstelle<br />
St.Louis, <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Lörrach, Grenzach-Wyhlen und <strong>Rhein</strong>felden.<br />
In den vergangenen fünf Jahren hat sich daraus eine noch intensivere<br />
Kooperation zwischen den Volkshochschulen Basel, Lörrach und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> ergeben, der z.B. in den gemeins<strong>am</strong>en Philosophie-Angeboten<br />
(TAMphilo) dokumentiert wird.<br />
Ziel-Erfüllung aus 1999: Alle im KEP 1999 genannten kurzfristigen Ziele sind<br />
umgesetzt werden, insbesondere<br />
� Personelle Verbesserung (100%-Stelle für Progr<strong>am</strong>mleitung, 30 %<br />
mehr ab 2005), Schaffung einer Stelle für die Progr<strong>am</strong>mleitung ohne<br />
- 44 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Lehrerprogr<strong>am</strong>m nach 12jähriger Tätigkeit von Rudolf Kraus und Anstellung<br />
von Reinhard Zahn)<br />
� Verbesserung der EDV-Ausstattung<br />
� Zugang zum Internet für alle Arbeitsplätze<br />
� Eigene Homepage, die verlinkt ist mit städtischer Homepage;<br />
Anmeldungen über Homepage<br />
� Haushaltstrennung vom Haus der Volksbildung<br />
� Neue Progr<strong>am</strong>mschwerpunkte TAMPhilo, Ökologie(TRUZ-<br />
Kooperation)<br />
Perspektiven<br />
Außer den 1999 formulierten Zielen haben sich noch weitere strukturelle und<br />
inhaltliche Verbesserungen ergeben<br />
1. Büro-Konzentration auf Nebengebäude des Kultur<strong>am</strong>tes und d<strong>am</strong>it bessere<br />
Interaktion zwischen Progr<strong>am</strong>mleitung und Verwaltung<br />
2. Erweiterung der Fachbereichsdelegation und regelmäßige Fortbildungen<br />
3. Erwachsenengerechter Unterrichtsraum im Schwarzenbach-Areal,<br />
besonders geeignet für Crash-Kurse durch ausschließliche Nutzung,<br />
Fortbildungen etc<br />
4. Kunden- und Angebotserweiterung, z.B Sprachausbildung im<br />
Kindergartenbereich, Kooperation im Fachbereich Gesundheit (Projekte<br />
Landesstiftung)<br />
5. Orientierungsberatungen zu Semesterbeginn im Fachbereich Sprachen<br />
6. Neben der VHS der Älteren hat sich der Kreis der <strong>Stadt</strong>führer als<br />
ehren<strong>am</strong>tlicher Kreis von Bürgern etabliert, die vor der Grün 99 vom KA-Leiter<br />
in VHS-Kursen ausgebildet wurden bemerkenswerte Impulse entfalten (ua<br />
Museumskreis, AG Weinlehrpfad)<br />
6. Zertifizierung und Qualitätssicherung durch den VHS-Verband im Jahr 2004<br />
Ziele:<br />
Gebäude: Der Ausbau eines Zentrums war lange Jahre durch das Haus der<br />
Volksbildung vorgegeben. Inzwischen liegt der Nutzungsgrad durch die VHS<br />
nur noch bei 20 %, Umbauten für Zwecke der Erwachsenenbildung sind durch<br />
die gleichzeitige Nutzung für Berufskolleg und Gymnasium nicht machbar, das<br />
Haus erfüllt in wachsendem Umfang Aufgaben für die Schule. Wie man an<br />
den Beispielen <strong>Rhein</strong>felden und Lörrach sowie zahlreicher anderer Städte<br />
sehen kann, erfüllt ein VHS-Zentrum mit erwachsenengerechten<br />
Ausstattungen (s.o.) aber nicht nur praktische Zwecke, sondern vermag auch<br />
als Kommunikationsort wichtige soziale Funktionen zu übernehmen. Bei der<br />
Investitionsplanung in Sulzburg wurde das Modell eines Anbaus für die VHS<br />
diskutiert, aber nicht in die Liste der baulichen Prioritäten aufgenommen.<br />
Nutzung oder Teilnutzung von zentral gelegenen Räumlichkeiten für die<br />
Erwachsenenbildung wären deshalb unter die Prioritäten aufzunehmen,<br />
sobald der finanzielle Freiraum dafür vorhanden ist. Im Einzelfall ist dies durch<br />
die Anmietung von Raum 3 beim Kesselhaus geschehen. Langfristig (nach<br />
2010) ist bei der demografischen Entwicklung auch die Umnutzung von nicht<br />
mehr benötigten Schulräumlichkeiten in Betracht zu ziehen.<br />
Personal: die Personalausstattung liegt auch nach der Anhebung des<br />
Deputates der Progr<strong>am</strong>mleitung unter dem vom Verband empfohlenen Bedarf,<br />
auch das WIBERA-Gutachten konnte keine Vergleichsangaben belegen, die<br />
Verbandsempfehlungen entkräften könnten. Bei einer Zielgröße von 9000<br />
- 45 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Unterrichtseinheiten würden laut Verband 3,5 Stellen empfohlen. Der Ist-<br />
Bestand liegt bei 1, 8 Stellen. Im Progr<strong>am</strong>mbereich könnte durch Outsourcen<br />
(Delegation auf Fachbereichsleiter und kooperierende Einrichtungen wie<br />
TRUZ) der Bestand gehalten werden.<br />
Angebot/Struktur: Gemeins<strong>am</strong> mit der VHS Lörrach wird eine empirische<br />
Befragung von Kursteilnehmern Service-Potenziale und Angebote überprüfen<br />
und verbessern. Wie bisher werden Angebot und Nachfrage je nach aktuellen<br />
Erfahrungen angepasst. So ist in der beruflichen Weiterbildung ein<br />
Sättigungseffekt bei den EDV-Kursen wahrzunehmen, während die<br />
ungewöhnlich große Nachfrage nach Französisch-Kursen anhält. Die<br />
demografische Entwicklung legt den Aspekt des lebenslangen Lernens vor<br />
allem im Seniorenbereich nahe. Anpassungen an veränderte Altersstrukturen<br />
zur Integration in die Arbeitswelt und der Vermittlung von Perspektiven in einer<br />
ehren<strong>am</strong>tlichen Bürgergesellschaft sind nahe liegend.<br />
Weitere inhaltliche Projekte sind Deutschkurse im Rahmen des<br />
Einbürgerungsverfahrens soweit die Kriterien lokal erfüllbar sind und die<br />
Schaffung von europäischen Qualifikationsmerkmalen (expert-Pass).Die<br />
Erweiterung des Umfangs ist eine Frage der personellen Betreuung.<br />
Im Rahmen des Oberzentrums Lörrach - <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gilt die Kooperation<br />
zwischen den Volkshochschulen beider Städte als vorbildlich.<br />
Unterrichtsangebote werden kommuniziert und abgesprochen,<br />
Dozentenfortbildungen gemeins<strong>am</strong> organisiert und Angebote in den<br />
Progr<strong>am</strong>mheften gegenseitig berücksichtigt. Ein gemeins<strong>am</strong>es Progr<strong>am</strong>mheft<br />
wäre teurer und nicht zweckmäßig, weil nach empirischen Erfahrungen der<br />
allergrößte Teil des Progr<strong>am</strong>ms wohnortsnah wahrgenommen wird.<br />
Durch die finanzielle Situation der öffentlichen Hand und die absehbaren<br />
Beendigungen von VHS-Beschäftigungen im so genannten Lehrerprogr<strong>am</strong>m<br />
könnten sich mittelfristig neue Kooperationen anbieten. Der Einzugsbereich<br />
der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> liegt nördlich im Kandertal und Markgräflerland.<br />
Durch die Außenstelle Binzen ist die VHS <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Vorderen<br />
Kandertal gut vertreten. Eine Offenheit für Kooperationsanfragen wäre<br />
angebracht.<br />
6.1.2 Junge Volkshochschule<br />
Die Junge Volkshochschule war ursprünglich als „Jugendbildungswerk“ Teil<br />
der Angebote der VHS. Die Angebote sind weniger kostendeckend und daher<br />
ein Sozialbeitrag in Ergänzung zu den Angeboten der <strong>Stadt</strong>jugendpflege, des<br />
Kreis- und <strong>Stadt</strong>jugendrings, konfessioneller und anderer institutioneller<br />
Anbieter sowie von Vereinen. Insbesondere im Ökologie- und Kreativbereich<br />
werden Angebote umgesetzt.<br />
6.1.3 Volkshochschule der Älteren<br />
Die Volkshochschule der Älteren war ein gemeins<strong>am</strong>es Pilotprojekt der<br />
Kreisaltenberatung und der VHS <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> im Jahr 1987. Dieses erste<br />
Projekt ehren<strong>am</strong>tlicher Beteiligung einer Bürgergesellschaft an institutionellen<br />
Angeboten der Kulturverwaltung hat sich erfolgreich und nachhaltig behauptet.<br />
Ein Kreis von rund 15 Mitarbeiter(innen) organisiert selbständig einen<br />
„Treffpunkt <strong>am</strong> Nachmittag“, Kurse, Veranstaltungen und Exkursionen.<br />
- 46 -
6.1.4 Weiterbildungsangebot in der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Neben den öffentlichen Qualifizierungsangeboten wie Berufskolleg,<br />
Abendrealschule und Abendgymnasium haben sich auch private Anbieter,<br />
insbesondere Sprachschulen etabliert. Vorträge und Exkursionen werden von<br />
verschiedenen Vereinen und Gruppierungen, von Kirchengemeinden und<br />
Einzelpersonen angeboten.<br />
7 Kulturorganisationen<br />
7.1 Kulturring<br />
Der Kulturring <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> bündelt als Dachverband der kulturtreibenden<br />
Vereine die gemeins<strong>am</strong>en Interessen der Vereine, vertritt sie in gemeins<strong>am</strong>en<br />
Fragen gegenüber Verwaltung und Politik und kooperiert bei größeren vernetzten<br />
Veranstaltungen durch aktive Koordination und Mithilfe. 1986 wurde dem<br />
Kulturring gemeins<strong>am</strong> mit dem <strong>Stadt</strong>jugendring die Obhut des „Hauses der<br />
Vereine“ übertragen, das vom Kultur<strong>am</strong>t verwaltet wird. Der Kulturring ist<br />
außerdem Drehscheibe für die städtischen Jugendzuschüsse, die nach Antrag<br />
von der Verwaltung ausbezahlt werden.<br />
8 Geschichte und Brauchtum<br />
Museen (Dezentrales Museumskonzept)<br />
Das dezentrale Museumskonzept in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (1987 vom Kultur<strong>am</strong>t<br />
aufgrund der Analyse örtlicher Strukturen entwickelt) hat versucht, die<br />
Entwicklung der <strong>Stadt</strong>, die begrenzten finanziellen und personellen Mittel<br />
und die völlig unterschiedlichen historischen Entwicklungen der Teilorte<br />
effizient und plausibel abzubilden. Kurz gefasst hat das <strong>Weil</strong>er Modell<br />
folgende Überlegungen berücksichtigt:<br />
• Vernetzung von denkmalpflegerischen Aspekten (Ensembleschutz) und<br />
öffentlicher Nutzung, die in einem inhaltlichen Zus<strong>am</strong>menhang mit der Hülle<br />
stehen: ein Landwirtschaftsmuseum in einer abbruchgefährdeten Scheune,<br />
eine Dorfstube als Beginn eines Freilichtmuseums in einem exponiert<br />
gelegenen renovierungsbedürftigen Haus, - inzwischen ergänzt durch eine<br />
Schmiede-, ein Museum der örtlichen Textilgeschichte im<br />
denkmalgeschützten Fabrikareal, demnächst vielleicht eine Eisenbahn- und<br />
Technikmuseum als Dokumentation der Bahngeschichte <strong>am</strong> Oberrhein<br />
• Durch die Dezentralität wurde die Vielfalt der Entstehungsgeschichte<br />
der unterschiedlichen <strong>Stadt</strong>quartiere und Ursprungsdörfer dokumentiert -<br />
einzelne Teilorte erhielten ihr "Merkzeichen" (Ötlingen, Friedlingen, Altweil)<br />
• Museumsbestände bleiben <strong>am</strong> authentischen Ort und können im<br />
Zus<strong>am</strong>menhang erlebt werden<br />
Durch die Verlagerung einzelner S<strong>am</strong>mlungsbestände wurde gleichzeitig<br />
eine Konzentration auf Sonderausstellungen im Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />
ermöglicht. Museum im Sinne eines Heimatbegriffs, der "Heimat" nicht nur<br />
als Ort der Erinnerung definiert, sondern auch als gestaltbare Vorstellung<br />
und Utopie (Ernst Bloch), in der sich der kreative Mensch durch<br />
persönliches Engagement und Identifizierung mit der von ihm<br />
mitgestalteten Umgebung hinzudenken vermag. So beschrieb das<br />
- 47 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Ausstellungskonzept nicht nur Menschen, Orte und Gebäude oder<br />
Einrichtungen der Lokalgeschichte, sondern auch sinnlich wahrnehmbare<br />
Alltagserfahrungen, die hier wie anderswo erlebbar sind und deshalb<br />
theoretisch auch weit mehr als nur das Interesse der Einheimischen,<br />
sondern auch des großen Anteils an „Zugereisten“ finden könnten. Als<br />
Beispiel seien aus den 90er-Jahren die Ausstellungen "Pflanzen, Mensch<br />
und Mythos", '"Alle Wetter" oder "Steinzeit" genannt und aus den<br />
vergangenen Jahren die Ausstellungen zu Textilien („Liebe deine Nähte“),<br />
Essen und Trinken und eine Ausstellungsserie zu den vier Elementen<br />
(Wasser-Erde-Luft-Feuer) aus kulturhistorischer Sicht genannt. Kombiniert<br />
mit lokalhistorischen Themen (Geschichte der Volkshochschule, Das Jahr<br />
1929) und Ausstellungssegmenten der thematischen Ausstellungen mit<br />
regionalem Bezug wurden zahlreiche Vernetzungen mit Museen,<br />
Bildungseinrichtungen und Institutionen in der Regio angestrebt und<br />
effizient genutzt.<br />
<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> ist als Museumsort vor allem dank der internationalen<br />
Ausstrahlung des Vitra Design Museums bekannt geworden. Etwa 70 000<br />
Besucher pilgern jährlich an die Charles-E<strong>am</strong>es-Straße, zahlreiche<br />
Ausstellungsprojekte werden mit dem Hinweis auf die Zentrale in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> in wichtigen Museen in aller Welt gezeigt.<br />
Qualität und Intensität der Museumsprojekte sind kontinuierlich gesteigert<br />
worden und haben in den letzten Jahren eine wichtige gesellschaftliche<br />
Ausstrahlung erlangt. Wichtig war dabei die schon vor Jahren ausgegebene<br />
Konzeption, Bevölkerungsgruppen unterschiedlichster Art nachhaltig zu<br />
beteiligen. Dadurch ist eine Steigerung der Besucherzahlen erreicht<br />
worden.<br />
Die Veranstaltungsbudgets der Museen sind im regionalen Vergleich relativ<br />
niedrig. Die Ressourcen an ehren<strong>am</strong>tlicher Mitarbeit scheinen dagegen<br />
ausgeschöpft zu sein.<br />
In den letzten Jahren wurden die personellen Zuordnungen effizienter<br />
angepasst. Durch die Einführung des GMU ist die Zuständigkeit für die<br />
Vermietung und Bewirtschaftung der Museen mit den anderen<br />
Kulturhäusern auf die Administrations-Stelle im Kultur<strong>am</strong>t konzentriert<br />
worden, um die Wege zu verkürzen und Kompetenzen zu klären. Die Rolle<br />
des Museumspädagogen hat sich zur Verantwortung der Kuratorin als<br />
Progr<strong>am</strong>mleiterin verändert. Die Koordination und finanzielle Moderation<br />
bleibt beim Kultur<strong>am</strong>tsleiter, der das Konzept entworfen und strukturell<br />
verwirklicht hat. Kuratorisch sind Frau Dr. Seibert Michel für das Museum<br />
<strong>am</strong> Lindenplatz und das Landwirtschaftsmuseum und Frau Schaub für die<br />
Städtische Galerie Stapflehus und für das Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />
zuständig (beide Halbtagsstellen).<br />
- 48 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Dezentrales Museumskonzept (nach den Planungen aus dem Jahr 1987,<br />
weiterentwickelt und vom GR genehmigt im Kulturentwicklungskonzept 3/1999)<br />
Museum <strong>am</strong><br />
Lindenplatz<br />
Abteilungsleitung: Kulturreferent T.Paßlick (in Personalunion)<br />
(S<strong>am</strong>mlung, Ges<strong>am</strong>tkonzeption, Koordination, und Haushaltsverantwortung)<br />
Kuratorinnen: Dr.Elke Seibert Michel, Sigrid Schaub)<br />
Landwirtschaftsmuseum<br />
(Altweil)<br />
Museum <strong>Weil</strong>er<br />
Textilgeschichte<br />
Hausverwaltung: Gerhard Broß /Haustechnik: GMU (Gebäudemanagement)<br />
Haus Konzept Kuratorin der<br />
Ausstellungen<br />
Museum<br />
Dorfstube Ötlingen<br />
Ziele:<br />
Wechselausstellungen<br />
kulturhistorische,<br />
sachkundliche<br />
animatorische<br />
Ausstellungen mit<br />
Rahmenprogr<strong>am</strong>m im<br />
Sinne eines erweiterten<br />
Begriffs von "Heimat"<br />
S<strong>am</strong>mlung von<br />
historischen Exponaten<br />
(18.-20.Jrhdt.)<br />
aus Agrarproduktion im<br />
historischen Umfeld<br />
(Scheune/Weinort<br />
Altweil)<br />
Pflug- und Dreschplatz-<br />
Dior<strong>am</strong>en, S<strong>am</strong>mlung<br />
von<br />
50 Emailschildern<br />
Dokumentation der<br />
lokalen Textilgeschichte<br />
in Friedlingen im histor.<br />
Umfeld (denkmalgesch.<br />
Schwarzenbachareal,<br />
Werkstätten mit sinnl.<br />
Wahrnehmung der<br />
Arbeitsumgebung<br />
Dokumentation<br />
bäuerlichen Lebens im<br />
historischen Umfeld<br />
(19.Jdt.) mit Schmiede<br />
etc<br />
Dr.Elke Seibert<br />
Michel<br />
(Kunsthistorikerin)<br />
Dr.Elke Seibert<br />
Michel<br />
Sigrid Schaub<br />
Verein Dorfstube<br />
Ötlingen<br />
Vorsitz:<br />
Walter Schönherr<br />
Ehren<strong>am</strong>tlicher<br />
Kreis<br />
Museumskreis e.V.<br />
Vorsitz: Heinz<br />
Obrecht<br />
gelegentlich:<br />
Gastausstellungen<br />
(wie: Bibel., Läckerli-<br />
Hus)<br />
geplant:<br />
Arbeitskreis aus<br />
landwirtschaftlichen<br />
Betrieben und<br />
Organisationen, WG<br />
etc<br />
Arbeitskreis<br />
Textilmuseum<br />
(Lokalpolitiker aus<br />
Friedlingen und<br />
ehemalige Mitarbeiter<br />
der<br />
Seidenstoffweberei<br />
Verein plant<br />
Ausstellungen<br />
selbständig<br />
Koordination bei<br />
Haushaltsrelevanten<br />
Investitionen und<br />
Ausgaben<br />
• Strukturell wird 2004 und 2005 eine Schnellinventarisierung und die<br />
Konzentration der Lagerbestände vorgenommen.<br />
- 49 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
• Aus dem Museumsverein heraus k<strong>am</strong> die Initiative zur Konzeption<br />
und Realisierung eines Weinlehrpfades, der im Oktober 2004<br />
eingeweiht wurde und von einem externen Arbeitskreis weiter<br />
betreut wird. Hinweise und Vernetzungen im Bereich des<br />
Landwirtschaftsmuseums müssen umgesetzt werden.<br />
• Eine private Initiative will ein Bahn- und Technikmuseum im<br />
Ausbesserungswerk Haltingen einrichten; eine Vernetzung mit dem<br />
dezentralen Museumskonzept ist angebracht, eine administrative<br />
Unterstützung ebenfalls.<br />
• Die Aufsichtsdienste wurden mit Verträgen ausgestattet und im<br />
Sinne der Übernahme von technischer Verantwortung verjüngt. Die<br />
Weiterbildung muss nachhaltig verstärkt werden.<br />
• Die Besucherfrequenz im Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte wird<br />
erhöht durch kleine Sonderausstellungen, gleiche Ansätze sollten<br />
im Landwirtschaftsmuseum entwickelt werden.<br />
Bei entsprechender Mittelausstattung (auch durch andere Träger oder<br />
Sponsoren) könnten folgende Ziele anvisiert werden:<br />
• Vergabe von Aufträgen an professionelle Ausstellungsmacher zur<br />
besseren Präsentation und wissenschaftlichen Betreuung von<br />
Ausstellungsthemen, ergänzend zu den erarbeiteten Themen des<br />
Museumskreises<br />
• Übernahme von guten Ausstellungen, die im Kontext zur Region nach<br />
<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> passen und zeitlich Luft lassen für die Vorbereitung<br />
der eigenen Projektarbeit<br />
• Größere überregionale vernetzte Projekte analog<br />
Lörrach/Liestal/Mulhouse<br />
• Medientechnische Ausstattung als Steigerung der Attraktivität<br />
• Erarbeitung von Ausstellungen mit überregionaler Attraktivität (wie<br />
z.B. Käfer- Ausstellung -die aus dem Etat heraus nicht finanzierbar<br />
gewesen wäre)<br />
www.museen-weil.de (www.museen-weil-<strong>am</strong>-rhein.de)<br />
8.1.1 Vitra Design Museum<br />
Der Grundstein für das Vitra Design Museum wurde in den frühen<br />
achtziger Jahren gelegt. Aus dem Wunsch, die eigene<br />
Firmengeschichte und ihre Einflüsse zu dokumentieren, begann der<br />
Firmeninhaber von Vitra Dr. Rolf Fehlbaum, Möbelentwürfe von<br />
Designern wie Charles und Ray E<strong>am</strong>es, George Nelson, Alvar Aalto<br />
und Jean Prouvé zu s<strong>am</strong>meln. Mit dem Wachsen der S<strong>am</strong>mlung<br />
entstand der Wunsch nach einem Gebäude als Präsentationsort für die<br />
Objekte.<br />
Seit dem Großbrand 1981 ging das Unternehmen Vitra mit der eigenen<br />
Architektur bewusst um und beauftragte den englischen Architekten<br />
Nicholas Grimshaw mit dem Wiederaufbau eines Gebäudes. Seine<br />
High-Tech-Architektur entsprach der Vorstellung von Vitra als einem<br />
Unternehmen von hoher technischer Qualität. 1984 realisierte dann der<br />
Künstler Claes Oldenburg gemeins<strong>am</strong> mit seiner Frau Coosje van<br />
Bruggen ein Geburtstagsgeschenk für die Eltern der Fehlbaum-Brüder:<br />
Balancing Tools war als Popart-Symbol für den d<strong>am</strong>als noch geplanten<br />
Eingang zum Firmenareal von der Römerstraße her und gleichzeitig<br />
- 50 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
als sichtbares Zeichen für die Arbeitswelt der Vitra konzipiert worden.<br />
Bereits 1986 entwickelte Fehlbaum den Gedanken eines<br />
Designmuseums und 1987 nahm er Kontakt mit Frank O. Gehry aus<br />
Kalifornien auf. Im selben Jahr lernte Fehlbaum den späteren Direktor<br />
des Museums Alexander von Vegesack über Ray E<strong>am</strong>es kennen.<br />
Gemeins<strong>am</strong> entwickelten Fehlbaum und von Vegesack aus der<br />
ursprünglichen Idee einer geschlossenen Privats<strong>am</strong>mlung die Idee<br />
eines öffentlichen Museums. Am 3. November 1989 wurde das<br />
Museum eröffnet und die Bilder von Frank O. Gehrys<br />
unkonventionellem Bau, der sein erstes Werk in Europa war, gingen<br />
um die Welt.<br />
Heute ist das Vitra Design Museum eine weltweit agierende<br />
Kulturinstitution, die maßgeblich zur Erforschung und Popularisierung<br />
von Design beigetragen hat. Das Museum erforscht und vermittelt<br />
Design in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen und legt dabei<br />
einen besonderen Schwerpunkt auf Möbel- und Interiordesign. Es<br />
veranstaltet Ausstellungen und Workshops, produziert Publikationen<br />
und Miniaturen, verfügt über eine S<strong>am</strong>mlung, Archiv und Bibliothek.<br />
Seine Wanderausstellungen werden in Museen weltweit gezeigt.<br />
.<br />
Nach Vollendung des ersten Baus erhielt er den Auftrag, einen<br />
Masterplan für das Vitra-Gelände zu entwickeln. Diese Idee einer<br />
"Corporate-Identity-Architektur" war Auslöser für ein neues<br />
Architekturkonzept: Unterschiedliche, aber nicht beliebige<br />
Architekturen sollten aufeinander treffen und diesen Ort durch Vitalität<br />
und Unverwechselbarkeit auszeichnen. So beauftragte Vitra für jede<br />
Bauaufgabe einen anderen Architekten. Das Vitra Design Museum<br />
zeigt heute bei den Architekturführungen Gebäuden von Gehry,<br />
Citterio, Nicholas Grimshaw, Tadao Ando, Zaha Hadid und Alvaro<br />
Siza, viele von ihnen Träger des begehrten Pritzker-Preises.<br />
Auch wenn es in der Region Basel an bedeutenden zeitgenössischen<br />
Bauten wahrlich nicht mangelt: der größte Publikumsmagnet und der<br />
Ort mit der weitesten internationalen Ausstrahlung ist seit einigen<br />
Jahren das Werksgelände der Firma Vitra in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>. Das liegt<br />
vor allem an der einzigartigen Dichte und Qualität der hier auf kleinem<br />
Raum vers<strong>am</strong>melten Bauten. Kein Wunder, dass sich das Firmenareal<br />
in den letzten eineinhalb Jahrzehnten zu einem Mekka von<br />
Architekturliebhabern aus der ganzen Welt entwickelt hat. Bis zu 80<br />
000 Menschen pilgern jährlich hierher. Viele von ihnen werden durch<br />
die über 20 Mega-Stühle auch durch die <strong>Stadt</strong>teile von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
gelotst.<br />
Neben dem Design-Museum bewundern Besucher aus allen Erdteilen<br />
auch den Konferenz-Pavillon des Japaners Tadao Ando, wieder eine<br />
Europa-Premiere. Der introvertierte Bau überzeugt durch seine formale<br />
Strenge und die Reduktion auf wenige Materialien. Neben Museum<br />
und Konferenzpavillon gehört die Fire Station der Londoner Architektin<br />
Zaha Hadid zu den Höhepunkten des Parks. Das erste realisierte Werk<br />
der heute auf der ganzen Welt mit prestigeträchtigen Großaufträgen<br />
betrauten Meisterin zählt längst zu den Ikonen der<br />
dekonstruktivistischen Architektur. In der Garage der Firestation<br />
werden 100 exemplarische Sitzmöbel aus der S<strong>am</strong>mlung des Vitra<br />
Design Museums präsentiert. Mit dem Pavillon Landscape-Formation 1<br />
hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> den ersten öffentlichen Auftrag durch die<br />
- 51 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
gebürtige Irakerin realisieren lassen, der für Architekturfreunde eine<br />
Achse von der Vitra bis in den Dreiländergarten geschaffen hat.<br />
Einen vorläufigen Schlussstein in der baulichen Entwicklung des Areals<br />
setzte der portugiesische Architekt Alvaro Siza mit einer<br />
ziegelsteinverkleideten Fabrikationshalle, die er durch eine<br />
brückenartige Dachkonstruktion mit der benachbarten Halle verband.<br />
In den vergangenen Jahren wurde der Architekturpark in <strong>Weil</strong> um zwei<br />
baugeschichtliche Kostbarkeiten bereichert: eine kuppelförmige<br />
Zeltkonstruktion des <strong>am</strong>erikanischen Architektur-Visionärs Richard<br />
Buckminster-Fuller und ein demontierbares Tankstellen-Häuschen des<br />
französischen Konstrukteurs Jean Prouvé, die ebenfalls im Rahmen<br />
der Architekturführungen erläutert werden.<br />
Ausstellungen<br />
Das Design Museum produziert längst nicht nur für das eigene<br />
Museum, sondern auch für Auftraggeber in aller Welt. Alle<br />
Ausstellungen wandern durch bedeutende Museen.<br />
Symposien<br />
Seit der Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der AXA Art-Versicherung beschäftigt<br />
das Museum auch n<strong>am</strong>hafte Restauratoren und organisiert<br />
internationale Workshops.<br />
Objekte aus Kunststoffen sind heute aus dem alltäglichen Leben nicht<br />
mehr wegzudenken. Oft handelt es sich um unscheinbare<br />
Gebrauchsgegenstände, die später aber zu S<strong>am</strong>mlungsgegenständen<br />
werden können. Auch in Kunst und Design werden Kunststoffe bereits<br />
seit einigen Jahrzehnten verarbeitet, wie beispielsweise bei den Nanas<br />
von Niki de Saint Phalle und dem Panton Stuhl. Somit finden sich<br />
Objekte aus Kunststoffen aller Art immer häufiger in privaten und<br />
öffentlichen S<strong>am</strong>mlungen. Der Wert dieser Werke nimmt dabei stetig<br />
zu. Betrachtet man den Markt, lässt sich dies sowohl an den<br />
Versicherungssummen als auch an der Anzahl und den erzielten<br />
Preisen auf Auktionen erkennen.<br />
Kulturpolitische Zus<strong>am</strong>menarbeit Vitra Design Museum/ <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Viele Veranstaltungen wurden bereits gemeins<strong>am</strong> mit dem Städtischen<br />
Kultur<strong>am</strong>t angeboten. Eine Aufführung des Kesselhaus-Ensembles zur<br />
Ausstellung „Licht“ oder der gemeins<strong>am</strong>e Beitrag zum internationalen<br />
Festival „Les muséiques“ mit Konzerten n<strong>am</strong>hafter Solisten,<br />
gemeins<strong>am</strong> organisierte Ergänzungen zu Basler Veranstaltungen wie<br />
der Architekturnacht und andere Projekte.<br />
8.1.2 Museum <strong>am</strong> Lindenplatz<br />
In einem klassizistischen Bauwerk aus dem Jahr 1845 im ehemaligen<br />
Dorfkern von Altweil ist das Museum <strong>am</strong> Lindenplatz untergebracht.<br />
120 Jahre lang diente es als Schule und Rathaus bis die Verlagerung<br />
des <strong>Stadt</strong>zentrums in den Sechzigerjahren die Nutzung als<br />
- 52 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Heimatmuseum ermöglichten. Das städtische Museum und der Verein<br />
"Museumskreis" erarbeiten jährlich drei bis vier Sonderausstellungen,<br />
die sich mit lokalgeschichtlichen Themen wie Fasnacht, Weinbau oder<br />
regionale Künstler genauso befassen wie mit allgemeinen Fragen der<br />
Wahrnehmung und der persönlichen Orientierung. Das Spektrum<br />
reicht von der Geschichte der Hexenverfolgungen bis zu informativen<br />
Projekten wie „SteinZeit“, "Essen und Genießen", "Alle Wetter" oder<br />
ungewohnten Perspektiven des Alltäglichen wie in der Serie zu den<br />
vier Elementen.<br />
Öffnungszeiten:<br />
S<strong>am</strong>stag 15 - 18 Uhr, Sonntag 14 - 18 Uhr<br />
8.1.3 Landwirtschaftsmuseum<br />
Fast 200 Jahre alt ist die Scheune in dem historischen<br />
Gebäudekomplex hinter dem Stapflehus <strong>am</strong> Altweiler Lindenplatz. Und<br />
über 200 Exponate hatte Tonio Paßlick bis zur Eröffnung im Herbst<br />
1990 in Scheunen und landwirtschaftlichen Gehöften von <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Rhein</strong> zus<strong>am</strong>mengetragen, die nun im historischen Zus<strong>am</strong>menhang<br />
ein Dokument der Arbeitswelt darstellen, das für über 90 Prozent der<br />
<strong>Weil</strong>er bis etwa 1900 den normalen Alltag bedeuteten: Kutschen für die<br />
Herrschaft, die "Schürki-Karre" der Marktfrauen, Flachsbrechen oder<br />
Rennle (die den Spreu vom Weizen trennen), "Milch-Satten", Pflug-<br />
Dior<strong>am</strong>en und ein Dreschplatz mit zahlreichen Gerätschaften, die fast<br />
der Vergessenheit anheim fallen würden. Großformatige Fotos der<br />
Jahrhundertwende zeigen <strong>Weil</strong>er Landwirte bei der Arbeit. Prunkstück<br />
der S<strong>am</strong>mlung sind die rund 50 Emailschilder aus der Agrarwerbung<br />
von Anno dazumal. Die Objekte sind zum Teil auch auf französisch<br />
erläutert.<br />
Öffnungszeiten:<br />
April - Oktober, sonntags 14 - 18 Uhr<br />
8.1.4 Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte<br />
Drei große Ansiedlungen ermöglicht: die Färberei & Appretur<br />
Schusterinsel, die Färberei & Appretur Schetty (das Glashaus als<br />
denkmalgeschütztes Gebäude <strong>am</strong> Dreiländereck ist das einzige Relikt<br />
hinter dem <strong>Rhein</strong>center) und die Seidenstoffweberei Robert<br />
Schwarzenbach, die als letzte produzierende Textilindustrie<br />
Friedlingens 1982 ihren Betrieb einstellte. Unter den Sägezahndächern<br />
entstand unter anderem das Kulturzentrum Kesselhaus mit seinem<br />
Veranstaltungsraum und Kursangeboten, der Ateliergruppe, Kesslers<br />
Kulturcafé und dem jüngsten Zweigmuseum der <strong>Stadt</strong>, nämlich dem<br />
Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte in der ehemaligen Schlosserei und<br />
Schreinerei. Beide Räume wurden mit ihren historischen Maschinen<br />
aus den Zwanzigerjahren mit ihren Transmissionsriemen,<br />
Werkzeugen, dem charakteristischen Ölgeruch und zahlreichen<br />
Relikten der Arbeitswelt liebevoll gepflegt und restauriert. In der<br />
Schreinerei sind auf Luftbildern die Stationen der Industriegeschichte<br />
zu sehen, Musterbücher dokumentieren die Produktpalette. In kleinen<br />
Sonderausstellungen zeigt die Kuratorin Sigrid Schaub<br />
unterschiedlichste Aspekte des Arbeitslebens und der Erzeugnisse<br />
dieser Textilepoche Die Industriegeschichte der Grenzstadt <strong>Weil</strong> <strong>am</strong><br />
- 53 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
<strong>Rhein</strong> ist zwischen 1880 und 1982 maßgeblich geprägt worden von der<br />
Textilindustrie. Internationale Konsortien hatten in der Gründerzeit vor<br />
allem. Sie wird unterstützt von einem freien Arbeitskreis.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Jeder erste Sonntag im Monat 14 - 17 Uhr und bei<br />
Wochenendveranstaltungen sowie auf Anfrage<br />
8.1.5 Museum Dorfstube Ötlingen<br />
Auf dem südlichsten Ausläufer des Schwarzwaldes thront eine der<br />
schönsten Dörfer im Kreis Lörrach. Wein- und Obstbau haben die<br />
Geschichte des pittoresken <strong>Weil</strong>er <strong>Stadt</strong>teils Ötlingen bis heute<br />
geprägt. Als Pendant zum Altweiler Landwirtschaftsmuseum entstand<br />
deshalb 1990 in einem alten Fachwerkhaus ein Museum bäuerlicher<br />
Lebenskultur des 19.Jahrhunderts. Wohn- und Schlafgemächer mit<br />
wertvollen und typischen Alltagsutensilien werden so angetroffen, als<br />
hätten die Bewohner das Haus nur eben kurz zur Feldarbeit verlassen.<br />
Der „Förderverein Dorfstube Ötlingen“ veranstaltet<br />
Sonderausstellungen zu Tradition und Kunst im regionalen Kontext.<br />
Als Ergänzung richtete der Förderverein im Nebengebäude eine<br />
historische Schmiede ein.<br />
Öffnungszeiten:<br />
April-Oktober: sonntags 14 - 17 Uhr<br />
8.1.6 Museumspläne<br />
8.2 Vereine<br />
Geplant war in den Neunzigerjahren der Ausbau des Stellwerks 3<br />
gemeins<strong>am</strong> mit einem Förderkreis aus den Reihen der Eisenbahn-<br />
Freunde. Die problematische Zugangssituation erschwerte das<br />
Vorhaben. Inzwischen hat sich ein Arbeitskreis für die Einrichtung<br />
eines Eisenbahn- und Technikmuseums im Bahnbetriebswerk<br />
Haltingen gebildet, der Sondierungen für die finanziellen und<br />
strukturellen Möglichkeiten zum Aufbau eines Museums unternimmt.<br />
8.2.1 Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />
Der Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde hat in den<br />
Sechzigerjahren gemeins<strong>am</strong> mit der <strong>Stadt</strong>verwaltung die Einrichtung<br />
des Heimatmuseums ermöglicht und lange Jahre die Aufsichtskräfte<br />
gestellt. Heute noch werden Exkursionen in heimatkundlich<br />
interessierende Orte, Museen und Ausstellungen organisiert. Der<br />
Verein gibt zudem die Tagebuch-Blätter mit interessanten Beitragen<br />
zur Geschichte von <strong>Stadt</strong> und Region heraus.<br />
Verein für Heimatgeschichte und Volkskunde<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
266 - - - ca. 10 – 11<br />
- 54 -
8.2.2 Museumskreis e.V.<br />
8.3 Brauchtum<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
In einem vernetzten Projekt mit der Volkshochschule wurden bis zum<br />
Jahr 1998 <strong>Stadt</strong>führer ausgebildet, die sich zunächst auf<br />
Quartierführungen spezialisierte und d<strong>am</strong>it die scheinbare<br />
unspektakuläre Geschichte des Alltags durch spannende Erzählungen<br />
und Zus<strong>am</strong>menhänge vor Ort zum Ereignis werden ließen. Aus dem<br />
Kreis der <strong>Stadt</strong>führer entwickelte sich eine Gruppe, die 1998 einen<br />
Verein „Museumskreis e.V.“, der gemeins<strong>am</strong> mit dem<br />
Museumspädagogen und den Kuratoren aktiv an der Entwicklung von<br />
Museumsprojekten beteiligt war.<br />
8.3.1 Trachtengruppen<br />
Dank der engagierten Präsenz von zwei Trachtengruppen ist die<br />
Bewahrung und Dokumentation der historischen Trachten in der <strong>Stadt</strong><br />
gewährleistet. Die Markgräfler Trachtengruppe ist bei größeren<br />
gesellschaftlichen Anlässen wie dem Neujahrsempfang genauso im<br />
Fokus der Öffentlichkeit wie bei überregionalen grenzüberschreitenden<br />
Veranstaltungen in der Regio und in Baden-Württemberg. Die Gruppe<br />
„D’Markgräflerinne“ wirbt ähnlich für die Bewahrung der<br />
lokalspezifischen Tracht. Beide Gruppen treten mit eigenen<br />
Veranstaltungen, Schulbesuchen und Publikationen an die<br />
Öffentlichkeit. Einzelne Veranstaltungen werden in Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit dem Kultur<strong>am</strong>t organisiert.<br />
Die Markgräflerinnen<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
156 12 144 2 ca. 16<br />
Markgräfler Trachtengruppe<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
117 14 102 1 ca. 18<br />
8.3.2 Fasnacht<br />
Die Fasnacht ist als „fünfte Jahreszeit“ das bedeutendste und größte<br />
kulturelle Brauchtumsereignis. Zwischen der Eröffnung <strong>am</strong> 11.<br />
November und dem Scheibenfeuer nach dem Burefasnachtsumzug <strong>am</strong><br />
Sonntag nach dem offiziellen Aschermittwoch zieht sich ein Reigen von<br />
vielen Veranstaltungen, die neben dem Umzug als einem der<br />
Fasnachtsereignisse mit der größten Publikumsausstrahlung in Baden-<br />
Württemberg (zwischen 20 000 und 50 000 Besucher) wichtig sind. Als<br />
Beispiele seien das Setzen des Narrebaums auf dem Lindeplatz oder<br />
das große Treffen der Guggemusiken auf dem Rathausplatz genannt.<br />
Der Narrenzunft als Dachverband koordiniert die Aktivitäten der<br />
zahlreichen Zünfte. Bei Umzügen und Schnitzelbänken werden nicht<br />
nur allgemeine und lokale Ereignisse glossiert, sondern auch<br />
gesellschaftliche Kontakte ausgebaut und örtliche Traditionen durch<br />
bestimmte „Häs“-Charaktere geprägt. Guggemusik-Verbände sind eine<br />
neuere Entwicklung, die allerdings inzwischen eine hohe musikalische<br />
Qualität und soziale Bedeutung erlangt haben.<br />
- 55 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Narrenzunft „Wiler Zipfel“<br />
Mitglieder Aktiv Passiv Jugend Auftritte im Jahr<br />
525 29 496 ca. 9<br />
Alti Fabriknäschtclique<br />
webmaster@afc1923.de<br />
Altwiler Räbbuure Clique<br />
Bäre Brummer Clique Friedlingen 1941 e. V.<br />
Baerebrummer@aol.com<br />
Gränz-Pfluderi-Waggis<br />
Guggemusik Fägnäschter<br />
prohmi@web.de<br />
Guggemusik Notehobler 1976 e. V.<br />
Guggemusik Ranzepfiffer Will<br />
Hexen Clique<br />
Lällewaggis vo Will <strong>am</strong> Rhy<br />
Schlössliwächter<br />
Spielmannszug <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> e. V.<br />
Schiessel@t-online.de<br />
Spielmöps Clique<br />
Wiibergugge Quaakdäsche MGL e. V.<br />
Wiler Mooswaldsiechä<br />
Wiler Rätschgosche<br />
expert-hinze@t-online.de<br />
Wiler Rhy Deufel<br />
Wiler Rhy Waggis e. V.<br />
hp.bader@t-online.de<br />
Wiler Schrätteli 1985 e. V.<br />
Wiler Trüblizupfer<br />
Wiler Zipfel Clique<br />
Wöschbachwyber Clique<br />
Zingke Waggis Guggemusik<br />
- 56 -
8.3.2.1 Bräuche<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Saalfasnacht und Umzug sind die beiden wesentlichen Bereiche der<br />
Fasnacht, die innerhalb der Narrenzunft auch organisatorisch getrennt<br />
werden. Höhepunkte der Saalfasnacht sind der 11.11. und die<br />
„Zunftabende“ in der Jahnhalle. Daneben werden inzwischen<br />
zahlreiche weitere Veranstaltungen wie der Haltinger Fasnachtsabend,<br />
Cliquen-Veranstaltungen und Fasnachtsbälle sowie<br />
Fasnachtsveranstaltungen der katholischen Kirche durchgeführt. Am<br />
Rosenmontag veranstaltet die Narrenzunft eine sogenannte<br />
„Ratssuppe“ im Gasthaus Schwanen, bei der auch die Gäste in die<br />
Bütt treten und von der Narrenzunft ein „Fuchs-Orden“ verliehen wird.<br />
Viele Schnitzelbank-Verfasser unternehmen einen Zug durch die<br />
Gastwirtschaften und tragen ihre Verse vor.<br />
Höhepunkt der Straßenfasnacht ist der Umzug zwischen Rathaus und<br />
Lindenplatz in Altweil, an dem häufig bis zu 5 000 Hästräger<br />
teilnehmen. Vor den Zunftabend wird auf dem Lindenplatz noch im<br />
Rahmen einer fasnächtlichen Zeremonie der „Narrebaum“ aufgestellt.<br />
8.3.2.2 Fasnachtsfeuer<br />
Das Fasnachtsfeuer zum Ausklang der Fasnacht gehört zum<br />
überlieferten Brauchtum, das auf der deutschen Seite der Region<br />
gepflegt wird, gleichzeitig das Austreiben des Winters symbolisieren<br />
soll und d<strong>am</strong>it im engen Zus<strong>am</strong>menhang mit den „Licht-Kulten“ der<br />
nordeuropäischen Länder steht. Deshalb wird diese Tradition auch in<br />
den Teilorten gepflegt. <strong>Stadt</strong> und einzelne Vereine organisieren das<br />
Aufschichten des Holzes und das Abbrennen gemeins<strong>am</strong>.<br />
Ziel: Aus Gründen des Landschaftsschutzes ist die Abbrennstelle <strong>am</strong><br />
Tüllinger Berg umstritten. Gemeins<strong>am</strong> mit dem Landrats<strong>am</strong>t sollte eine<br />
befriedigende Lösung gefunden werden. Da wenige hundert Meter<br />
entfernt auf Lörracher Gemarkung ebenfalls ein Scheibenfeuer<br />
abgebrannt wird, wäre über eine evt. Kooperation nachzudenken.<br />
8.3.2.3 Guggemusiken<br />
9 Kinder- und Jugendkultur<br />
Guggemusiken haben sich zu einer Vielzahl unterschiedlichster Stile<br />
und Ausprägungen mit zunehmend <strong>am</strong>bitionierten musikalischen<br />
Profilen entwickelt. „Guggebälle“ und so genannte „Gugge-Symposien“<br />
sind beliebte Fasnachtsveranstaltungen geworden, die sowohl auf<br />
Plätzen als auch in Sälen veranstaltet werden.<br />
Eine große Zahl von Institutionen, Vereinen und öffentlichen Einrichtungen von<br />
Kindergärten über Schulen, Kirchengemeinden und sozialen Initiativen wie<br />
„Wunderfitz“ und Verbänden wie der <strong>Stadt</strong>jugendring und die DRK-<br />
Jugendorganisation sowie zunehmend Gewerbeverbände im Rahmen von<br />
Marketingaktionen bieten eine vielseitige Palette unterschiedlichster<br />
Kulturangebote an. Von Seiten der <strong>Stadt</strong> werden Nischen und soziale<br />
Schwerpunkte über die <strong>Stadt</strong>jugendpflege betreut. Das Kultur<strong>am</strong>t und seine<br />
Einrichtungen ergänzen das Spektrum unter Berücksichtigung der vorhandenen<br />
Strukturen. Kinderveranstaltungen im Kesselhaus (Kino, Theater) werden gezielt<br />
in Kooperation mit Kindergärten und Schulen angeboten. Strukturelle<br />
- 57 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Bereicherungen wie der Aufbau der Gruppe <strong>Weil</strong>er Erzähler über VHS und<br />
Kultur<strong>am</strong>t vorgenommen und betreut. Im Schwarzenbach-Areal werden drei<br />
Proberäume für Rockgruppen angeboten.<br />
Einzelne städtische Kultur-Institutionen wie die Städtische Sing- und Musikschule<br />
konzentrieren sich auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen, bei VHS und<br />
Bibliothek sind dieser Aufgabe einzelne Segmente gewidmet bei Museen und der<br />
Galerie gibt es spezielle Kooperations-Projekte.<br />
Ziel: Eine Koordination des vielseitigen Angebotsspektrums über einen „Runden<br />
Tisch für Kinder.- und Jugendveranstaltungen“ wäre angebracht. Anders als bei<br />
allgemeinen sozialen Aspekten dieser Altersgruppe wäre hier ein Impuls durch<br />
das Kultur<strong>am</strong>t sinnvoll.<br />
10 Senioren und Kulturangebote<br />
Durch die demografische Entwicklung wird die Berücksichtigung der Altersgruppe<br />
der über 60jährigen immer bedeuts<strong>am</strong>er. Der erste strukturelle Impuls des<br />
Kultur<strong>am</strong>tes galt 1986 dieser Altersgruppe. Inzwischen sind weitere Initiativen<br />
tätig; über die sozialen Betreuungen hinaus wären aber in allen Kulturbereichen<br />
Impulse zur Orientierung zum lebenslangen Lernen, zur Re-Integration in<br />
Arbeitsprozesse durch das Einbringen von Lebens- und Berufserfahrung und vor<br />
allem zur Teilhabe an gesellschaftlichem Engagement in den unterschiedlichsten<br />
Projekten wichtig. Bei Analysen der Besucherentwicklungen kann die<br />
Altersgruppe als sehr aktiv eingeschätzt werden, insbesondere im klassischen<br />
Bereich von Konzerten, Theater und Studienfahrten überwiegend der Anteil<br />
aktiver Senioren klar.<br />
Ziel: Als konzeptionelle Aufgabe sollte das Kultur<strong>am</strong>t alle Kulturangebote<br />
untersuchen und Projekte zur Förderung der oben genannten Ziele vorschlagen.<br />
Ähnlich wie bei Kindern und Jugendlichen könnte ein „Runder Tisch von<br />
Veranstaltern im Seniorenbereich“ ein mal im Jahr Termine koordinieren und<br />
Projekte konzipieren.<br />
11 Multikulturelle Kulturangebote<br />
6 Jahresstatistik 2003<br />
Mit einem Anteil von 12,35 % 6 der Bevölkerung sind Ausländer in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
eine wichtige und große Gruppe, die in ihrer Vielfalt auch zu einer bedeutenden<br />
Bereicherung unterschiedlichster Angebots- und Wahrnehmungsstrukturen führt.<br />
Insbesondere die 1028 Türken, die zu größten Teilen aus der ostanatolischen<br />
Ortschaft Pülümür st<strong>am</strong>men und die 920 Italiener, die jeweils oft schon in dritter<br />
und vierter Generation in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> leben bestimmen das Bild der <strong>Stadt</strong><br />
durch Geschäfte und kulturelle Angebote. Gesellschaftliche Aktivitäten werden vor<br />
allem in den jeweiligen Religionszugehörigkeiten ausgeübt, eine isl<strong>am</strong>ische<br />
Moschee, ein Treffpunkt der Alawiten unter den türkischen Muslimen und<br />
verschiedene soziale Verbände sorgen bei beiden Bevölkerungsgruppen für eine<br />
oft selektive Wahrnehmung kultureller Gepflogenheiten. Zwischen den<br />
Ansprüchen der Assimilation, der Integration und der Bewahrung von Traditionen<br />
entsteht nicht erst im neuen Europa ein Spannungsfeld. Die multikulturelle<br />
Gesellschaft hat für die ursprünglichen Bewohner demografische und kulturelle<br />
Vorteile gebracht, erzeugt aber auch einen gegenseitigen Anspruch an Toleranz<br />
und Verständnis.<br />
Deshalb ist die Wahrnehmung der kulturellen Bedürfnisse und die Erarbeitung<br />
von entsprechenden Konzepten ein wichtiger Bestandteil der Kulturpolitik. Mit<br />
<strong>Stadt</strong>teilfesten wie der „Multikulturellen Karawane“, dem „Friedlinger Frieden“ und<br />
- 58 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
dem Festival „Moves“ in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit einer freien Jugendgruppe, dem<br />
Jugendparl<strong>am</strong>ent und der <strong>Stadt</strong>jugendpflege hat das Kultur<strong>am</strong>t bereits Impulse<br />
entwickelt, die nachhaltig fortgesetzt werden sollten.<br />
Ziel: Erarbeitung eines Konzeptes für mittel- und langfristige multikulturelle<br />
Projekte in Koordination mit dem Ausländerbeirat und offene und institutionelle<br />
Vertretungen von Ausländern in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>.<br />
12 Soziokultur (Kulturzentrum Kesselhaus)<br />
Anfang der 70er entstanden die ersten Soziokulturellen Zentren im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit den neuen sozialen Bewegungen. Sie wurden gegründet als selbst verwaltete<br />
Kommunikationszentren, Kulturläden oder Bürgerhäuser, vielfach begleitet von der<br />
Skepsis öffentlicher Einrichtungen. Auch als Antwort darauf schlossen sich 1979 in<br />
Wilhelmshaven bundesweit Einrichtungen zur Bundesvereinigung sozio-kultureller<br />
Zentren zus<strong>am</strong>men.<br />
In ihrer Entstehungsphase wollten Soziokulturelle Zentren Modell sein für andere<br />
gesellschaftliche Arbeits- und Lebensformen. Ihr Selbstverständnis fand Ausdruck in<br />
Begriffen wie "Alternativkultur", "Gegenkultur" und "Gegenöffentlichkeit". Nicht zuletzt<br />
wurden sie auch durch die ganz persönlichen Lebensentwürfe und politische<br />
Herangehensweisen ihrer Akteure geprägt. Diese wollten "gemeins<strong>am</strong> leben und<br />
arbeiten" und forderten die "Aufhebung der Trennung von Kopf- und Handarbeit". Sie<br />
strebten nach Demokratisierung von Kultur und kultureller Demokratie und forderten<br />
Akzeptanz und Gleichbehandlung der unterschiedlichsten kulturellen Ausdrucks- und<br />
Organisationsformen durch politische Gremien und die Öffentlichkeit.<br />
Soziokultur war demnach Antwort, Reaktion und gelebter Gegenentwurf auf bzw. zu<br />
einem konsum- und unterhaltungsorientierten Verständnis von Kultur.<br />
Soziokultur heute<br />
Heute kann unabhängig von veränderten gesellschaftlichen Ansprüchen, individuellen<br />
Standortwechseln und plakativen Begrifflichkeiten festgestellt werden, dass sich<br />
Soziokulturelle Zentren als Kulturträger gesellschaflich etabliert haben. Sie bieten<br />
ihrem Publikum ein genreübergreifendes und lebensraumnahes "365-Tage"-<br />
Veranstaltungsprogr<strong>am</strong>m, leisten einen Beitrag zur Förderung des künstlerischen<br />
Nachwuchses in den Sparten Theater, Musik, Literatur, Film und Bildender Kunst und<br />
ermöglichen breiten Bevölkerungsschichten die aktive Teilhabe <strong>am</strong> kulturellen und<br />
politischen Leben.<br />
Zu ihrer Arbeit gehört die Integration verschiedener Altersgruppen, sozialer Schichten<br />
und Nationalitäten, die Unterstützung und Förderung von sozialer und politischer<br />
Arbeit sowie die Verwirklichung von demokratischen Entscheidungsstrukturen, die<br />
Voraussetzung sind für die aktive und eigenverantwortliche Beteiligung möglichst<br />
vieler Menschen in den Häusern.<br />
Offen, flexibel und mit Lust <strong>am</strong> Experiment versuchen sie auf sich wandelnde<br />
gesellschaftliche Anforderungen und Gegebenheiten sowie auf veränderte Wünsche<br />
und Bedürfnisse ihrer BesucherInnen zu reagieren. Dies ist ein Grund, warum es<br />
"das" Soziokulturelle Zentrum nicht gibt. Aus der Vielfalt der individuellen Fähigkeiten,<br />
der regionalen Traditionen, der jeweiligen Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch aus<br />
der unterschiedlichen MitarbeiterInnenstruktur und der sozialen und altersmäßigen<br />
Zus<strong>am</strong>mensetzung der NutzerInnen hat sich eine heterogene Zentren-Landschaft<br />
entwickelt, die sich einer abschließenden Verallgemeinerung entzieht.<br />
In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurde die Umwandlung von Industriebrachen als Chance begriffen,<br />
im Kontext zur grenzüberschreitenden Agglomeration Basel ein soziokulturelles<br />
- 59 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Zentrum mit überörtlicher Ausstrahlung in das Konzept von „Wohnen, Arbeiten und<br />
Kultur“ im Schwarzenbach-Areal zu integrieren. Nach dem Erwerb 1988 und den<br />
anfänglichen Leerständen war das Kesselhaus der erste sanierte Bereich des Areals.<br />
Im Rahmen eines klar umrissenen Konzeptes folgten das Museum <strong>Weil</strong>er<br />
Textilgeschichte, die Ateliergruppe, das Kulturcafé und die Proberäume für<br />
Rockgruppen.<br />
12.1 Kulturzentrum Kesselhaus<br />
Städtisches Kulturzentrum, vermietet von der städtischen Tochtergesellschaft<br />
„WWT (<strong>Weil</strong>er Wirtschafts- und Tourismus GmbH), betreut vom Städtischen<br />
Kultur<strong>am</strong>t. Das Kulturzentrum ist Bestandteil der sogenannten<br />
Schwarzenbach-Areals, den denkmalgeschützten Gebäuden der ehemaligen<br />
Seidenstoffweberei Robert Schwarzenbach, die als größter<br />
zus<strong>am</strong>menhängender Gebäudekomplex an das zweite grosse Zentrum der<br />
Textilindustrie im Landkreis Lörrach und die Blüte der internationalen Textil-<br />
Konsortien im Dreiländereck zwischen 1880 und 1975 dokumentieren. Im<br />
Wege einer gezielten <strong>Stadt</strong>sanierung sollte in den sanierten Hallen ein<br />
harmonisches und pragmatisches Nebeneinander von Gewerbe, Kultur und<br />
Wohnen ermöglicht werden. Nach der Stilllegung der Firma im Jahr 1982,<br />
einer zunehmenden Gettoisierung des <strong>Stadt</strong>teils Friedlingen und neuen<br />
Impulsen durch den Ankauf zweier grosser Industrie-Areale im Jahr 1988 war<br />
das Kulturzentrum der erste Bereich, der neues Leben in geschichtsträchtigen<br />
Räumen erblühen liess. Inzwischen ist es eingebettet in einen Gewerbe- und<br />
Wohnpark mit High-Tech-Firmen, Architekten, Grafikern, Fotografen und<br />
Sozialeinrichtungen.<br />
www.kulturzentrum-kesselhaus.de<br />
Das Kulturzentrum besteht aus<br />
dem Kesselhaus renoviert 1991 Veranstaltungsort für Theater-, Tanz-<br />
und Kabarettgruppen,Konzerte<br />
mit Räumen für Kreativgruppen,<br />
(Töpfern, Bildhauerei etc.)<br />
der Ateliergruppe eingeweiht 1994 (N<strong>am</strong>en und Sparten siehe Anlage)<br />
Kesslers Kulturcafé eröffnet 1995/2000 betrieben von Godi Kessler aus<br />
Zürich/ Ausstellungen/Konzerte<br />
dem Museum<br />
<strong>Weil</strong>er Textilgeschichte eröffnet 1995 zeigt in den Räumen der ehemaligen<br />
Werkstatt eine Schlosserei aus den<br />
Zwanzigerjahren und Dokumente<br />
und Luftbilder der Textilzeit in <strong>Weil</strong><br />
Umgebung Mediaville, Together for Leather-Zentrale, Jugendwerkstatt, Landschaftsachitektur<br />
Plan 21, Atelier Vision 21, Tanzcenter <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Flötotto, Memory-Metalle,<br />
Switcher, Lenser ua<br />
Veranstaltungen Vier Jahre lang international beachteter Standort des „Museums für Gestaltung<br />
Basel in <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>“ („Touch me“ oder „Knoten – die Lösung ist das Problem“)<br />
– Krimi-Sommer <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, Regio-Kultursommer 1995, Kultur <strong>am</strong> Schlipf,<br />
Festivals und Kunsthandwerksmärkte, Erzähltheatertage, überregional beachtete<br />
Aufführungen des semiprofessionellen Theaters im Kesselhaus, heute Ensemble<br />
Kesselhaus. CD-Premieren und Theater-Premieren.<br />
- 60 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Regelmässig: Dance Up, Kino im Kesselhaus, Kunsthandwerksmarkt, Portesouvertes,<br />
Offene Werkstätten<br />
Verein Seit August 91 Verein "Theater im Kesselhaus" (Vorsitz: Hans Kaufmann), im<br />
November 2001 Umbenennung in "Kulturzentrum Kesselhaus e.V."/z.Zt. 48<br />
Mitglieder (Vorsitz: Holger Kröner)<br />
13 Kulturräume<br />
Ziele: Stärkere finanzielle Förderung durch Gewerbe und Industrie, Stärkung und<br />
Förderung des Vereins, der fehlende personelle Strukturen ersetzen muss<br />
13.1 Altes Rathaus<br />
Als früheres Gasthaus „Sonne“ mit landwirtschaftlichem Betrieb und<br />
Rathaus des Dorfes und seit 1929 der <strong>Stadt</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> hat das<br />
Gebäude bis 1965 eine öffentliche Funktion gehabt. Nach der Renovierung<br />
wurde es 1986 umgewidmet in das „Haus der Vereine“ mit einem<br />
„Jugendcafé“ im ehemaligen Scheunenbereich. Der große Gewölbekeller<br />
wurde ausgebaut als vermietbarer Veranstaltungs- und Festraum, neben<br />
Räumen für Vereinsnutzung ist der Saal mit kleiner Bühne und rückseitigen<br />
Räumen bemerkenswert (99 Plätze). Das Gebäude wird heute genutzt vom<br />
Kultur<strong>am</strong>t für Veranstaltungen und Symposien, für die Vereine, vormittags<br />
von der Volkshochschule, nachmittags von der Musikschule (außer der<br />
Dauernutzung durch die <strong>Stadt</strong>jugendpflege). Nach rund 20 Jahren intensiver<br />
Nutzung steht eine grundlegende Sanierung an. Die Feuchtigkeit der<br />
Kellerwände hat insbesondere beim Gewölbekeller Probleme erzeugt.<br />
Ziel: Sanierung der Räume und des Gewölbekellers, Anschaffung von<br />
Verwaltungs- und Vermietungssoftware<br />
13.2 Haus der Volksbildung<br />
Das Haus der Volksbildung ist eines der ersten Volkshochschulgebäude in<br />
Baden-Württemberg, vergleicht man mit Städten ähnlicher Größenordnung.<br />
Auf Initiative von Realschul-Rektor Edgar Dietz wurde ein<br />
Zuschussprogr<strong>am</strong>m genutzt, um das Gebäude im Kontext zum Kant-<br />
Gymnasium bauen zu können. Außer einem Saal mit Kleinbühne und 270<br />
Sitzplätzen beherbergte es bis 1994 auf 103 m² die <strong>Stadt</strong>bücherei sowie ein<br />
Lehrerzimmer, ein Verwaltungszimmer und drei weitere Klassenzimmer, die<br />
vom Berufskolleg und vom Gymnasium genutzt werden.<br />
Nach 40 Jahren musste das Gebäude seit einigen Jahren in einzelnen<br />
Etappen intensiver saniert werden. Die Technik wurde erneuert, einzelne<br />
Sanierungen sind noch zu leisten.<br />
13.3 Theater <strong>am</strong> Mühlenrain<br />
Das TAM wurde 1987 <strong>am</strong> Mühlenrain in Altweil von Erwin G. Sütterlin<br />
gegründet. Das TAM ist Nachfolger des „Theater im Rießgässli“, das von<br />
Erwin G. Sütterlin 1972 in Lörrach aufgebaut und bis 1986 als privates<br />
Kleinkunsttheater betrieben wurde. Sütterlin hatte schon früh seine Liebe zu<br />
Kunst und Theater entdeckt. In den vielen Jahren seines Engagements für<br />
die Kleinkunst hatte mancher heute bekannte Künstler in seinen<br />
Anfangsjahren Auftritte im „Rießgässli“ oder „TAM“. Kabarettisten wie<br />
Mathias Deutschmann oder Volkmar Staub zählen hierzu.<br />
Meilensteine in Sütterlins Kleinkunstgeschichte waren die Auftritte von Gerd<br />
Fröbe, Emil Steinberger, Hans - Dieter Hüsch, Franz Hohler, Otfried Fischer,<br />
- 61 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Jürgen von Manger, Hanne Wieder, Rudolf Schock, Bruce Low und viele<br />
andere.<br />
Mitte der 90er Jahre wurde mit dem TAM -Te<strong>am</strong> eine eigene Theatergruppe<br />
geschaffen, die als Laienbühne mit Amateurspielern seit Jahren erfolgreiche<br />
Komödien präsentiert. Zu den Erfolgen des TAM -Te<strong>am</strong>s zählen zweifellos<br />
„Die Blaue Maus“ und der „Meisterboxer“, sowie weitere Komödien in<br />
alemannischer Mundart.<br />
Im TAM finden auch Schauspielkurse, Schminkkurse und Stepptanzkurse<br />
statt sowie Philosophische Veranstaltungen zus<strong>am</strong>men mit dem Kultur<strong>am</strong>t<br />
<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (VHS ua).Einige Veranstaltungen werden gemeins<strong>am</strong> mit der<br />
<strong>Stadt</strong> finanziert und organisiert. Abgerundet wird das TAM - Progr<strong>am</strong>m<br />
durch musikalische Darbietungen, die auch im idyllischen TAM - Hof als<br />
Open-Air-Event stattfinden mit gastronomischer Bewirtung durch das<br />
„Theater-Beizli“. Im Jahr 2004 war das TAM auch vernetzt mit dem<br />
Bläserfestival.<br />
13.4 Weitere Kulturräume<br />
Als Veranstaltungsräume haben sich vor allem die Jahnhalle in Altweil, die<br />
Festhalle Haltingen, die Altrheinhalle in Märkt und die Halle in Ötlingen<br />
außer den erwähnten Sälen etabliert. Für Großveranstaltungen wie<br />
Rockkonzerte oder Diskotheken hat sich auch die Rollsporthalle angeboten,<br />
ansonsten werden immer stärker auch Freiräume für Open-Air-<br />
Veranstaltungen genutzt. Der Hadid-Pavillon gilt inzwischen neben dem<br />
Stapflehus, dem Gewölbekeller im Alten Rathaus als geeigneter Raum für<br />
private Feiern oder öffentliche Veranstaltungen. Klassische Konzerte,<br />
Oratorien oder Messen sind in nahezu allen <strong>Weil</strong>er Kirchen schon aufgeführt<br />
worden.<br />
14 Kulturaustausch in der Regio (Euro-Distrikt)<br />
Seit Beginn der 90er-Jahre werden intensive Kontakte in die Regio für konkrete Projekte<br />
genutzt, zahlreicher Regio-Aktivitäten auf Vereinsebene und bei städtischen Projekten,<br />
nennenswert vor allem „CH 91“, der RegioKulturSommer, "Käfer für Basel", Museum für<br />
Gestaltung Basel in <strong>Weil</strong>, Dreiland-Kultur bei Grün 99, Wege-Kunst-Projekt , Projekt<br />
"humanismus 96" , Musikfestivals „lesmuseiques“ und Markgräfler Musikherbst, Reihe „Kultur<br />
<strong>am</strong> Schlipf“ mit Kulturbüro Riehen und Nellie Nashorn Lörrach, Museumspass, Aktivierung<br />
eines monatlichen Jourfix mit den Kulturinstitutionen von St.Louis (erste Wirkung<br />
Reaktivierung gemeins<strong>am</strong>er Projekte der Musikschulen)<br />
Ziele:<br />
� interkommunale Kulturprojekte über die Grenze<br />
� gemeins<strong>am</strong>es biennales Kulturfestival mit St.Louis ua<br />
� Abstimmung von Projekten und Terminen über die Grenzen<br />
Methoden:<br />
Aktivierung des RegioKulturSommers mit thematischen Inhalten und ggf unter neuem<br />
N<strong>am</strong>en, vernetzte Aktivitäten, gemeins<strong>am</strong>es Veranstaltungskonzept mit Riehen,<br />
langfristig Abstimmung der Veranstaltungsaktivitäten mit Lörrach, Vorderem Kandertal,<br />
St.Louis und Hüningen, Förderung von Mobilität, Internet-Plattformen für Autoren,<br />
Künstler und Musiker<br />
- 62 -
15 Städtepartnerschaften<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Die Städtepartnerschaften mit Huningue, Bognor Regis und Trebbin werden<br />
begleitet von einigen unmittelbaren kulturellen Austauschprojekten; die Table<br />
Ronde als Teil des Vereins zur Förderung und Pflege von Städtepartnerschaften<br />
e.V. bietet ein Jahresprogr<strong>am</strong>m mit kulturellen, sozialen und sportlichen<br />
Aktivitäten an. Einzelne Vereine wie die <strong>Stadt</strong>musik und die Orchestergesellschaft<br />
haben die Möglichkeit von Auftritten in dem Hüninger Kulturhaus „Le Triangle“<br />
oder in „La Coupole“ von St.Louis bereits erfolgreich genutzt. Insbesondere die<br />
Orchestergesellschaft hat bereits zahlreiche gemeins<strong>am</strong>e Projekte mit dem Music<br />
Club in Bognor Regis unternommen, herausragend war der Musical-Abend bei<br />
der Grün 99, aber auch das Konzertprojekt im Juni 2004 gemeins<strong>am</strong> mit fast 30<br />
Musikern aus England.<br />
Ziel: Ständige Einrichtung des „Kulturbus“ von und zu Partnerstädten mit dem<br />
Austausch von Musikern, Künstlern und Vereinen. Förderung von spezifischen<br />
Austauschprojekten unter Schulen, musischen Gruppen und Vereinen und<br />
europäischen Partnern auch außerhalb der eigentlichen Städtepartner – Beispiel<br />
Kant-Gymnasium und Szolnok(Ungarn) oder Musikschul-Partnerschaften mit<br />
Spanien.<br />
1<br />
16 Kultur<strong>am</strong>t (Organisation und Aufgaben)<br />
Die zentralen Aufgaben umfassen neben der konzeptionellen und<br />
kulturpolitischen Arbeit auch folgende Bereiche<br />
1. Verwaltung, Betreuung und Vermietung der Kulturgebäude „Haus der<br />
Volksbildung“, „Haus der Vereine,“ Museumsgebäude, Stapflehus, Kultur<strong>am</strong>t,<br />
Kesselhaus, Archivräume<br />
Ziele:<br />
a) Optimierung der administrativen Nutzungsabläufe bei allen Gebäuden,<br />
Anschaffung geeigneter Software, um Überblick und Transparenz der<br />
Vermietung für alle beteiligten Ämter und Abteilungen zu vereinfachen<br />
b) Erarbeitung der Nutzerkontrakte GMU/Kultur<strong>am</strong>t<br />
c) Optimierung der Nutzungsintensität, Marketing für Vermietung bei<br />
vermietbaren Räumen (Stapflehus, Gewölbekeller, HdVolksbildung)<br />
d) Gezielte Gebäudeunterhaltung in Kooperation mit GMU (Entfeuchtung<br />
Gewölbekeller, Bühne Haus der Volksbildung, Beleuchtungstechnik<br />
Haus der Volksbildung und Konzerträume Haus der Volksbildung,<br />
Schallisolierung Haus der Vereine, Eingangsbereich Kesselhaus,<br />
Küche Kesselhaus)<br />
e) Infrastruktur für zentrales Lager im Schwarzenbach-Areal<br />
f) Fortsetzung und Pflege Bestandsinventarisierung<br />
g) Kosten- und Leistungsrechnung für die Kulturgebäude mit Priorität<br />
Stapflehus und Haus der Vereine<br />
2. Terminkoordination und Öffentlichkeitsarbeit durch Kulturtipp, Newsletter,<br />
Betreuung von Homepages, Medienartikel, Publikationen, Anzeigen<br />
Ziele:<br />
a) Verbesserung der internen und externen Informationsflüsse zur<br />
redaktionellen Herstellung des Kulturtipps<br />
- 63 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
b) Vereinbarungen mit Geschäften, Praxen und Institutionen zur<br />
verbindlichen Verteilung von Plakaten und Flyern via Runder Tisch und<br />
anderen Dachverbänden in der Kommune<br />
c) EDV-gestützte technische Optimierung des Newsletters<br />
d) Neue Flyer-Serie zu kulturellen Qualitätsprofilen der <strong>Stadt</strong>: Kunst im<br />
öffentlichen Raum, historische und aktuelle Architektur etc<br />
e) Jahrespublikation zu Veranstaltungen und Projekten<br />
f) Broschüre über Vereinsangebote und städtische Kulturangebote<br />
3. Vernetzung bei Projekten, Moderation von Kompetenzen und Zuständigkeiten<br />
intern und extern<br />
Ziele<br />
a) Die meisten Veranstaltungsprojekte werden in vernetzten<br />
Kooperationen organisiert. Voraussetzung ist eine ständige<br />
Überprüfung möglicher neuer Partner im organisatorischen Bereich<br />
wie bei Sponsoringfragen: zu optimieren ist die regelmäßige<br />
Kommunikation über die Grenzen wie seit Mitte 2004 mit St.Louis oder<br />
seit zehn Jahren mit Riehen; nach dem Motto „Soviel Delegation wie<br />
möglich, soviel Unterstützung wie nötig“ sollten Projekte initiiert,<br />
angestoßen, substanziell auf den Weg gebracht und verselbständigt<br />
werden.<br />
4. Ansprechpartner für allgemeine Kulturfragen, kulturpolitische Ziele<br />
a) <strong>Kulturentwicklungsplan</strong> 99 – erreichte Ziele<br />
� kommerzielles Kino eingeweiht im Dezember 2004<br />
� Neuorientierung der Veranstaltungsorte in zahlreichen<br />
Versuchen und Projekten (von S<strong>am</strong>ba über PROMS bis zu<br />
Kieswerk Open Air) auf dem Weg<br />
� Corporate Identity von Kultur und <strong>Stadt</strong>image über „<strong>Stadt</strong> der<br />
Stühle“ mit angestoßen, Steuerung über WWT<br />
� Dreieck Vitra Architekturpark, Kesselhaus, Kieswerk über<br />
Theaterprojekte oder „Architekturnacht“ akzentuiert<br />
� Stärkung von Kulturnetzwerken durch Vernetzungen mit<br />
Verkehrsverein, Tourist-Info, Gewerbeverein,<br />
Werbegemeinschaft, City-AG, Kulturring, Jugendparl<strong>am</strong>ent<br />
und Kultureinrichtungen im Dreiland bei Veranstaltungen von<br />
„Summer in the City“ über „Bacchus-Fest“, Herbstfest usw<br />
� Verbesserung der Infrastruktur im EDV-Bereich weitgehend<br />
geschafft<br />
b) <strong>Kulturentwicklungsplan</strong> 99 – nicht realisierte Ziele<br />
� Schaffung eines Fördervereins für Kulturprojekte (mit<br />
Mitgliedern aus allen Bevölkerungsgruppen und Wirtschaft)<br />
nicht priorisiert solange Kultur<strong>am</strong>t noch im Vorstand weiterer<br />
ähnlich strukturierter Vereine wie Förderverein<br />
Dreiländergarten, Kulturzentrum Kesselhaus, Verein zur<br />
Förderung von Städtepartnerschaften sitzt<br />
� Anschaffung einer mobilen Bühne – finanzielle Gründe,<br />
vorläufig Ausleihe bei Open-Air-Projekten<br />
- 64 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
� Veranstaltungsraum im Schwarzenbach-Areal mit<br />
aufsteigender fest eingebauten Publikumsrängen – finanzielle<br />
Gründe und Priorisierung von gewerblichen Nutzungen in der<br />
Halle Süd<br />
� Unterrichtszentrum für die VHS – in Sulzburg nicht priorisiert,<br />
langfristig integrierbar in nicht mehr benötigte Schulräume<br />
� Unterrichtszentrum für die Musikschule – ähnliche<br />
Perspektive (siehe 41/II) – Überbrückung durch<br />
Unterrichtskonzentration im Alten Rathaus, nachdem<br />
Verfügungsmöglichkeiten in der Realschule eingeschränkt<br />
wurden<br />
� Fortsetzung Regio-Kunstweg zwischen Sparkasse und Vitra<br />
– abhängig von weiterer baulicher Entwicklung <strong>am</strong><br />
Messeplatz und Hoher Straße<br />
� Bürgerhaus – keine Priorisierung in Sulzburg<br />
� Oberzentrum Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong><br />
Mit der Anerkennung des Oberzentrums Lörrach – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> k<strong>am</strong> der Auftrag zur<br />
Untersuchung von Schnittstellen und Abgrenzungen sowie möglichen Verflechtungen beider<br />
Städte. Im April 2002 wurde folgender Stand konstatiert und im Oberzentrumsausschuss<br />
diskutiert und gebilligt.<br />
Bereich/Budget<br />
41/1<br />
Museen/Galerie<br />
41/2<br />
VHS<br />
41/3<br />
Sing- und<br />
aktueller Stand<br />
1. Gemeins<strong>am</strong>e Ausstellungen:<br />
Hermann Daur/ Künstler des<br />
Margräflerlandes etc<br />
2. Nutzung des Lörracher<br />
Archivs für <strong>Weil</strong>er<br />
Ausstellungen<br />
3. Beteiligung <strong>am</strong> St<strong>am</strong>mtisch<br />
der Museumsleiter<br />
4. Museumspass<br />
5. Orientierungsgespräche<br />
6. Beteiligung von <strong>Weil</strong>er<br />
Leiterin bei Dokumentation<br />
des Lörracher Magazins<br />
1. Kooperation im Rahmen vom<br />
Regionalverband und<br />
Landesverband/regelmässige<br />
Informationen<br />
2. spezielle Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
Bereich „Philosophie“ und<br />
Sprachen<br />
3. Bilateraler Austausch von<br />
Informationen zu Inhalten<br />
und Dozenten<br />
4. gemeins<strong>am</strong>es Marketing in<br />
Fachbereichen<br />
1. Regionalwettbewerb Jugend<br />
musiziert<br />
Perspektiven/Optionen<br />
1. Zentrale Lagerung/Magazin in<br />
Lörrach<br />
2. Gemeins<strong>am</strong>e Planung der<br />
unterschiedlichen<br />
Ausstellungsinhalte und<br />
mittelfristige Abstimmung zu<br />
gleichen Themen<br />
(Vernetzung)<br />
3. Gemeins<strong>am</strong>er Zugangspass<br />
für alle Kultureinrichtungen<br />
(Problem: F<strong>am</strong>ilienpass)<br />
4. gleiche Öffnungszeiten<br />
5. gemeins<strong>am</strong>er<br />
Veranstaltungsprospekt<br />
1. Diversifizierung der<br />
Progr<strong>am</strong>mstruktur - Aufteilung<br />
und Abgrenzung<br />
2. gemeins<strong>am</strong>e Ausbildung (z.T.<br />
schon realisiert)<br />
3. gemeins<strong>am</strong>e Studienreisen<br />
und Exkursionen(z.T. schon<br />
realisiert)<br />
4. vergleichbare<br />
Administrationsstruktur<br />
1. gemeins<strong>am</strong>e Raum- und<br />
Instrumentenstruktur in<br />
- 65 -
Musikschule 2. Junge Philharmonie<br />
3. gemeins<strong>am</strong>e Konzerte<br />
4. Orientierung bei Lehrer-<br />
Bewerbungen<br />
5. gemeins<strong>am</strong>e Lehrkörper bei<br />
Nebenfächern<br />
41/4<br />
<strong>Stadt</strong>bibliothek<br />
41/5<br />
Allgemeine Kultur<br />
1. Zugehörigkeit zu gleichen<br />
Verbänden und Projekten<br />
(biblio3 etc)<br />
2. Gemeins<strong>am</strong>e<br />
Landesbibliothekstage (vom<br />
Land für 2003 genehmigt und<br />
bezuschusst)<br />
3. Anschaffung standardisiert<br />
1.Terminabstimmungen (so weit<br />
wie möglich)<br />
2. Terrainverteilung<br />
(Burghof//Ateliers<br />
Kesselhaus)<br />
3. Gemeins<strong>am</strong>e Projekte<br />
(Stimmen)<br />
4. Vereinskooperationen<br />
(z.B. Chor 72 und 75)<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Sonderbereichen<br />
(Perkussion, neue Medien)<br />
1. Diversifizierung in<br />
Fachbereiche<br />
2. gemeins<strong>am</strong>e Projekte,<br />
Literaturtage etc.<br />
3. Spezialisierung bei<br />
Personalauswahl in<br />
Absprache<br />
4. Mobile Ausleihe<br />
5. EDV-Vernetzung<br />
6. gemeins<strong>am</strong>er Nutzungspass<br />
1. Visionär: gemeins<strong>am</strong>e<br />
Kulturverwaltung<br />
(Probleme: Schnittstellen in der<br />
Dienststruktur/klare administrative<br />
Prioritäten)<br />
2. Gemeins<strong>am</strong>er<br />
Terminkalender<br />
3. Projektkoordination<br />
grenzüberschreitender<br />
Aktivitäten<br />
Ziele:<br />
Die genannten mittel- und langfristigen Ziele geben unter den absehbaren<br />
Entwicklungen der öffentlichen Haushalte und den gegebenen Personal-<br />
Ressourcen kaum Spielraum für weitere Investitionsziele; Optimierung<br />
vorhandener Ressourcen, effiziente Steuerung und Reduktion geäußerter<br />
Ziele auf realisierbare Umfänge sind anzustreben.<br />
5. Repräsentation bei regionalen, überregionalen, internationalen<br />
Kulturprojekten<br />
Ziele:<br />
Beteiligungen an grenzüberschreitenden Kulturprojekten wie „Les muséiques“<br />
oder „Kultur <strong>am</strong> Schlipf“ sollten durch Prüfung europäischer Netzwerke<br />
ergänzt und ggf erweitert werden. Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit den französischen<br />
Nachbarstädten St.Louis und Huningue sollte intensiviert und gemeins<strong>am</strong>e<br />
Angebote evaluiert worden.<br />
6. Impulsgeber für vernetzte Projekte, inhaltliche und strukturelle<br />
Innovationen<br />
a) Das Kultur<strong>am</strong>t beteiligt sich an einer Reihe von Netzwerken und<br />
Kooperationen. In der Kommune z.B. <strong>am</strong> Marketing- und Strategiekreis<br />
und beim Runden Tisch, regelmäßige Treffen mit dem Kulturring, dem<br />
- 66 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Verein Kulturzentrum Kesselhaus e.V., der Ateliergruppe,<br />
stadtübergreifend an den unterschiedlichsten Projektgruppen von<br />
Oberzentrum über AG Kultur<strong>am</strong>tsleiter im Städtetag, der<br />
Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen<br />
Innovative Inhalte für Veranstaltungsprojekte sind in der folgenden<br />
Tabelle genannt; Evaluierungen (also Machbarkeitsprüfungen und<br />
Kontaktaufnahmen mit Kooperationspartnern sind in der rechten Spalte<br />
genannt – die genannten Projekte sind lediglich Ideenskizzen, die als<br />
Variation für den Veranstaltungskatalog gedacht sind<br />
01. Oberrhein-Chorfestival<br />
St.Louis – <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (evt Riehen)<br />
Beteiligung: Chöre aus beiden Städten, der Region<br />
und weitere acht aus den Rändern Europas<br />
Dauer 1 Woche /Zeitpunkt August/September<br />
Häufigkeit: alle zwei Jahre<br />
02. Musik in den Höfen<br />
Nutzung der idyllischen Hofstruktur in Altweil<br />
Beteiligung: je nach progr<strong>am</strong>matischer Ausrichtung<br />
Bläserensembles, Kleinchöre, Folklore, Volksmusik<br />
Kombination Winzerangebote, Küchen- und<br />
Musikkultur<br />
03. Afrika-Festival<br />
Beteiligung: eingeladene Musik- und Tanzgruppen,<br />
zahlreiche Hilfsorganisationen im Dreiland,<br />
Kirchen, Schulen, engagierte Privatpersonen<br />
Ort: Dreiländergarten oder Innenstadt<br />
04. Kleinkunstfestival im Kesselhaus<br />
Offener europäischer Wettbewerb mit<br />
ausgeschriebenem Eurodistrikt-Preis, Workshops,<br />
festes Progr<strong>am</strong>m, zweisprachig moderiert<br />
Eine Woche im Juni, Open Air, Ableger im Triangle<br />
denkbar<br />
05. <strong>Weil</strong> a.R. und die Welt - Open-Air-<br />
Multivisionstage<br />
Revitalisierung der <strong>Weil</strong>er Multivisionstage im Mai<br />
in der Naturarena und beim Kieswerk –<br />
Ausweichort Hadid-Pavillon oder Zelt<br />
06. Songx – Festival der Liedermacher<br />
Ein Festival für das authentische Lied, unplugged,<br />
bekannte und unbekannte Songschöpfer aus dem<br />
deutschsprachigen Raum<br />
07. Feuerzeichen – internationales Treffen der<br />
Feuerkünstler<br />
Internationale Ausschreibung eines Eurodistrikt-<br />
Preises<br />
1 Woche mit Workshops im Dreiländergarten,<br />
Aufführungen verbunden mit Feuerwerk<br />
08. Brückenfest<br />
Nach Einweihung der Passerelle zwischen<br />
Huningue und <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> regelmäßiges<br />
Festival im <strong>Rhein</strong>park und auf der frz Seite<br />
Beteiligung: <strong>Weil</strong>er Vereine und Künstler auf frz<br />
Seite und umgekehrt<br />
Gespräche der<br />
Kulturbehörden seit 1 Jahr<br />
Evaluierungsphase<br />
Idee – möglicherweise<br />
Ergänzung oder Variation<br />
des Bläserfestivals<br />
Konzepte vorhanden,<br />
Kontakte mit absa Basel ua<br />
aufgenommen<br />
Idee<br />
Partner vorhanden<br />
Idee<br />
Partner vorhanden<br />
Konzept von Liedermacher<br />
Aernschd Born vorhanden<br />
Erste Gespräche<br />
Idee<br />
Idee<br />
- 67 -
09. Historisches Volkstheater<br />
Inszenierung und Aufführung mit Vereinen, <strong>Weil</strong>er<br />
Theatergruppen und Personen alle fünf Jahre im<br />
Dreiländergarten (Naturarena)<br />
Stoffe zwischen Shakespeare<br />
(Sommernachtstraum) und historischen Stoffen<br />
(Fünf <strong>Weil</strong>er Musikanten, Liebe Gustave ua)<br />
10. Serenaden bei den Wassergärten<br />
Open-Air-Konzerte bei den Gärten der<br />
Vergangenheit und den Wassergärten – kleine<br />
Parkbühnen,<br />
Variation: Altweiler Serenaden<br />
(in Höfen beim Stapflehus, Lindenplatz,<br />
Privathöfen)<br />
11. Haltinger Jazz-Sommer<br />
Jazz-Abende zwischen Hirschen-Garten und<br />
Vogtskeller unter Einbezug weiterer privater<br />
Kellergewölbe und kleiner Straßenabschnitte<br />
(Voraussetzung: viel privates Engagement)<br />
12. <strong>Weil</strong>er Kulturfrühling<br />
Revitalisierung eines KA-Projektes von 1987 –<br />
spartenübergreifende thematische Kulturwoche mit<br />
Musik, Theater, Tanz, Kabarett ua<br />
13. Kunstwoche während der ART<br />
Wettbewerb von Bildhauern, die jeweils in<br />
verschiedenen <strong>Weil</strong>er Parks (einmal<br />
Dreiländergarten, einmal <strong>Rhein</strong>park, einmal im<br />
Läublinpark) während der Basler ART thematische<br />
Projekte erarbeiten.<br />
14. <strong>Stadt</strong>teilprojekte (Fortsetzung Friedlinger<br />
Frieden)<br />
Spezifische Kulturprojekte in <strong>Stadt</strong>teilen,<br />
Beteiligung der Bevölkerung und einzelner Vereine<br />
und Gruppen, z.B. in der Gartenstadt (Marktplatz),<br />
Altweil (Lindenplatz und TAM), Märkter Weiher,<br />
Innenhof Inka-Café Ötlingen ua)<br />
Weitere Ideen vorhanden<br />
Entwicklungsetappen der Kultur<strong>am</strong>tsstruktur<br />
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Idee<br />
Idee<br />
Idee<br />
Einzelne Anregungen aus<br />
der Haltinger Bürgerschaft<br />
Idee<br />
Idee<br />
Idee<br />
Die Schaffung eines Kultur<strong>am</strong>tes zum 1.Juli 1986 ist bundesweit in die Phase<br />
einer bundesweiten Hochkonjunktur gefallen. Allgemein gesprochen haben die<br />
Kommunen nach der Baukonjunktur der 60er-Jahre in der vielerorts<br />
"Kulturkonjunktur" genannten Phase des Ausbaus von Kultureinrichtungen eine<br />
Möglichkeit zur Standort- und Imageverbesserung erkannt und gleichzeitig die<br />
Potenziale zur Steigerung der Lebensqualität gefördert. Diese Entwicklung<br />
begann meist in Großstädten parallel zur Sanierung der Innenstädte und setzte<br />
sich bis Ende der 80er-Jahre bis in Kleinstädte und sogar in Dörfer fort. Meist<br />
wurden dazu Kulturdezernate mit zugehörigen Kulturämtern geschaffen, die<br />
wiederum je nach örtlicher Gegebenheit in unterschiedliche Zuständigkeiten<br />
gegliedert sind: zum Teil konzentriert auf den Bereich Kulturelles, zum Teil<br />
gekoppelt mit den Bereichen Fremdenverkehr, Freizeit und Sport, Schulen oder<br />
Soziales.<br />
- 68 -
<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
Strukturziel fast aller Kulturverwaltungen war die Gliederung nach mehr oder<br />
wenig selbständig arbeitenden, institutionalisierten und in Gruppenverbänden<br />
zus<strong>am</strong>mengeschlossenen Kultureinrichtungen(wie VHS oder Musikschulen) und<br />
einem langfristig operierenden unternehmerisch denkenden und gleichzeitig an<br />
den oben genannten politischen Zielen gebundenen Kulturbüro.<br />
In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> gelang in der „kulturpolitischen Investitionsphase“ zwischen<br />
1978 und 1998 die Einrichtung folgender Institutionen: vier städtische Museen,<br />
die Galerie Stapflehus, das Alte Rathaus als Haus der Vereine, eine gut<br />
ausgebaute Sing- und Musikschule, eine Volkshochschule mit einem<br />
Grundangebot und der Animation zu bürgerschaftlichem Engagement, die<br />
Einrichtung der <strong>Stadt</strong>bibliothek in der früheren Kirche. Das Kultur<strong>am</strong>t konzipierte<br />
als erstes kurzfristiges Ziel den Ausbau der "fünf Säulen" kultureller Institutionen<br />
(Anlage) sowie auf der anderen Seite eine klar konturierte und leicht<br />
identifizierbare Veranstaltungsstruktur, die gleichzeitig den N<strong>am</strong>en der <strong>Stadt</strong> als<br />
Identifikationsträger transportieren sollte.<br />
Zur Identifikationsstärkung als Beitrag der Kultur zum <strong>Stadt</strong>marketing, zur<br />
Verbesserung der Qualitätskriterien der Standortvorteile und einer besseren<br />
Position im Regio-Umfeld trugen ferner die Herausgabe eines<br />
Veranstaltungsplakates und eines Flyers mit dem Titel „Kulturtipp“ sowie die<br />
Herausgabe des Jahrbuchs unter dem N<strong>am</strong>en "willa" (bis 1999 „<strong>Stadt</strong>magazin<br />
perspektive weil“) bei. Diese Publikation wurde aus Kostengründen inzwischen<br />
eingestellt. Der Kulturtipp gilt nicht nur Werbezwecken, sondern auch als<br />
Instrument der gezielten Terminkoordination. Schon im Planungsstadium werden<br />
im Kultur<strong>am</strong>t alle Kulturtermine in der <strong>Stadt</strong> ges<strong>am</strong>melt und über Internet<br />
veröffentlicht, so dass Planungen abgestimmt werden könnten.<br />
Ausgesprochenes Wirkungsziel blieb auch die Unterstützung von<br />
stadtplanerischen und denkmalschützerischen Projekten, angefangen vom<br />
Bauforum in den Neunzigerjahren über die bewusste Stärkung von<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklungs-Schwerpunkten wie zum Beispiel Friedlingen. Die Schaffung<br />
eines Kulturzentrums im ehemaligen Schwarzenbach-Areal diente unter anderem<br />
der langfristigen Strukturverbesserung dieses <strong>Stadt</strong>teils.<br />
Aber auch die Integration von öffentlichen Kultureinrichtungen in<br />
denkmalgeschützte oder schützenswerte Gebäude konnte unter Nutzung z.T.<br />
erheblicher Zuschusspotenziale geplant und inhaltlich begleitet werden<br />
(<strong>Stadt</strong>bibliothek, Landwirtschaftsmuseum, Museum Dorfstube Ötlingen,<br />
Kulturzentrum <strong>am</strong> Kesselhaus mit Museum <strong>Weil</strong>er Textilgeschichte,<br />
Kulturverwaltung).<br />
Die Landesgartenschau „Grün 99“ eröffnete neue räumliche Perspektiven und<br />
Chancen. Mit dem Dreiländergarten waren mehrere Schauplätze geschaffen<br />
worden, die neue Projekte herausforderten wie das „Kieswerk Open Air.“ Die LGS<br />
GmbH vermietet Flächen im Dreiländergarten für Veranstaltungen, die zum Teil in<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Kultur<strong>am</strong>t oder selbständig veranstaltet werden: wie die<br />
Oper „Nabucco“, vereinzelte Konzertprojekte zwischen Pop und Klassik oder<br />
Kunstprojekte.<br />
Die Entwicklung des neuen <strong>Stadt</strong>-Synonyms „<strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> – <strong>Stadt</strong> der Stühle“<br />
wurde anfänglich intensiv vom Kultur<strong>am</strong>t begleitet, Kirchen und Außenräume<br />
endgültig als Chancen begriffen für besondere atmosphärische Gestaltungen.<br />
Die konzeptionellen Ziele konnten vor allem im institutionellen Bereich ganz oder<br />
teilweise erreicht werden. Im Bereich der offenen Kulturveranstaltungen<br />
veränderte sich die Grundstruktur der Veranstaltungen seit 1992 und vor allem mit<br />
der Eröffnung des Burghofs in Lörrach als zentraler Spielstätte von den klar<br />
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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
gegliederten Reihen hin zu den vernetzten Projekten. Hervorzuheben sind als<br />
Beispiele die "Multikulturelle Karawane" im Jahr 1993, das Projekt "Umgang mit<br />
der Krise" 1994 mit der Oper Hiob, dem Theaterstück "Untergang der Titanic" und<br />
zahlreichen Vorträgen und Workshops oder der RegioKulturSommer 1995, sowie<br />
das trinationale Projekt humanismus 96, sowie die gemeins<strong>am</strong> mit Riehen<br />
entwickelten Projekte unter dem Titel „Kultur <strong>am</strong> Schlipf“ mit den „erzähltagen“<br />
oder „Wasserwerke“, der „Friedlinger Frieden“ als <strong>Stadt</strong>teilprojekt, ein Krimiprojekt<br />
als Wahrnehmungsidee, „PROMS“ usw. Bei diesen Vernetzungen beteiligten sich<br />
Kulturinstitutionen wie VHS, Musikschule, Museum, Galerie und andere<br />
gesellschaftliche Gruppen wie die Kirchen.<br />
Grundsätzlich werden größere Veranstaltungen zunächst lokal und regional<br />
vernetzt konzipiert. Dazu zählen in Zukunft das Bläserfestival, außer String Time<br />
alle anderen Festivals und einzelne Projekte.<br />
Strukturveränderungen: Organisationsformen<br />
Die Jahre nach der LGS 1999 standen hauptsächlich unter dem Aspekt der<br />
Konsolidierung bei geringeren Ausgaben, des gezielten Ablauf-Controllings und<br />
der Entsprechung von Veränderungen der Verwaltungsstruktur. So wurde die<br />
Verwaltung aller Kulturgebäude mit der Einführung des Amtes für<br />
Gebäudemanagement und Umweltschutz auf eine Stelle konzentriert (Gerhard<br />
Broß). Die Konsequenz war zum Beispiel die Herauslösung des Hauses der<br />
Volksbildung aus der VHS (k<strong>am</strong>eralistisch gesehen) oder die Aufgabenteilung im<br />
Budget 41/V-Museen, Galerie; unter der Ges<strong>am</strong>tleitung des Amtsleiters ,<br />
Gebäudeverwaltung im KA bei Gebäudeverwalter, Progr<strong>am</strong>mplanung bei<br />
Kuratorin).<br />
17 Budgetierung<br />
In <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> wurde der ges<strong>am</strong>te Kulturbereich budgetiert, wobei die Budgets<br />
dem „Fünf-Säulen-Modell“ angepasst wurden. Die zentrale Organisationseinheit<br />
mit der Verwaltung der Häuser, der Veranstaltungsplanung und den allgemeinen<br />
kulturpolitischen Aktivitäten sowie dem Kulturzentrum Kesselhaus wurden im<br />
Budget 41/V gebündelt, die Museen und die Galerie sind im Budget 41/I<br />
zus<strong>am</strong>mengefasst.<br />
Ziele<br />
Die Budgetierung hat sich bislang bewährt und sollte dann wieder diskutiert<br />
werden, wenn überörtliche Organisationsstrukturen (Oberzentrum oder regionale<br />
Verflechtungen) neue Modelle ins Gespräch brächten.<br />
18 Steuerung und Controlling<br />
Nicht nur <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong>, sondern alle Kommunen in Baden-Württemberg stehen<br />
gegenwärtig auf vielfältige Weise in einem Reformprozess zur Effienzsteigerung<br />
ihrer Ressourcen. In diesem Reformprozess geht es um die verstärkte Einführung<br />
betriebswirtschaftlicher Prinzipien und Methoden in die Führung und Arbeit der<br />
Verwaltungen. Insbesondere die durch das Land Baden-Württemberg forcierte<br />
Einführung einer Kosten-/Leistungsrechnung in weite Teile der Verwaltungen<br />
durch die Änderung der GemHVO unterstützt diese Entwicklung. Bislang wurde<br />
die K/L-Rechnung in der Städt.Sing und Musikschule und in der Volkshochschule<br />
als Grundlage für neue Gebührensatzungen umgesetzt. Im Jahr 2005 folgen die<br />
Häuser.<br />
Wesentlich für den Umgestaltungsprozess ist die Steuerung der Verwaltungen<br />
über die Ergebnisse des Verwaltungshandelns, also über die Produkte des<br />
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<strong>Kulturentwicklungsplan</strong> <strong>Weil</strong> <strong>am</strong> <strong>Rhein</strong> (Februar 2005)<br />
"Dienstleistungsbetriebes Kommunalverwaltung". Dies erfordert eine Zuordnung<br />
von Kosten und Erlösen, von finanziellen, personellen und sachlichen Ressourcen<br />
zu den Produkten, um besser die Aufwendungen und Erträge von<br />
Verwaltungsleistungen beurteilen zu können.<br />
Dabei darf der Kulturbetrieb nicht allein an operativen Zielen (wie den<br />
Budgetvorgaben) gemessen werden, sondern sollte auch die „soft facts“<br />
berücksichtigen und die strategischen Ziele mit den operativen verknüpfen. Im<br />
Rahmen des "Neuen Steuerungsmodells" kommt der Definition und Beschreibung<br />
von Produkten eine zentrale Bedeutung zu. Der Begriff "Produkte" steht künftig für<br />
die entscheidende Informationsbasis für die Steuerung (inklusive Controlling und<br />
Berichtswesen) und den Ressourceneinsatz in den Verwaltungen. Außerdem ist<br />
die Definition und Beschreibung von Produkten als Kostenträger für den Aufbau<br />
einer qualifizierten Kosten/Leistungsrechnung von zentraler Bedeutung.<br />
Allerdings lässt sich Kulturarbeit keiner allgemeinen Norm unterwerfen, sondern<br />
ist stark auf die strukturellen, demografischen und aus der lokalen Entwicklung<br />
gegebenen Besonderheiten der jeweiligen <strong>Stadt</strong> und ihres Umfeldes bezogen<br />
Mit <strong>Weil</strong>er Kriterien versehene Produktpläne sind wiederum eine gute Grundlage<br />
für eine jeweils angemessene Organisationsform einzelner Einrichtungen. Es mag<br />
für eine kleinere <strong>Stadt</strong> vorteilhaft sein, den ganzen Kulturbereich zu budgetieren<br />
und nach den Vorgaben und Kontrollmechanismen der dezentralen<br />
Ressourcenverantwortung mit entsprechenden Deckungskreisen zu versehen.<br />
Dem Projektmanagement kommt eine wichtige Rolle im Vergleich zum stetigen<br />
„Verwalten“ zu. Dazu zählt der gezielte Einsatz von Kompetenzen von<br />
angestellten und freien Mitarbeitern. Dazu gehören auch der Einsatz von<br />
Fachkräften von außen, eine realistische Kalkulation der Zeitabläufe, eine<br />
detaillierte Kostenkalkulation und eine klare Definition der Zielvorgabe inklusive<br />
des beabsichtigten Zielpublikums. Interne Kommunikation ist spartenübergreifend.<br />
Projekte und Veranstaltungen unterliegen keiner Beliebigkeit, sondern werden<br />
nach strukturellen und inhaltlichen Kriterien im kritischen Dialog herausgefiltert.<br />
Ziele<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung<br />
Interne Kommunikation funktioniert über wöchentliche und<br />
zweiwöchentliche Jourfix-Termine des Amtsleiters mit allen<br />
Abteilungsverantwortlichen sowie Amtssitzungen mit allen Beteiligten alle<br />
zwei Wochen. Eingeführt wurden auch Steuerungen der Terminplanung<br />
und der Projektbudgets über ein Projektmanagement; zeitlich und<br />
organisatorisch zu optimieren wären die technischen Voraussetzungen für<br />
die regelmäßigen Controlling-Updates<br />
Nach einer Aufbau-, einer Evaluations- und Gestaltungsphase waren die Jahre seit der Grün<br />
99 der progr<strong>am</strong>matischen und administrativen Konsolidierung und der Analyse nach<br />
Qualitätsmerkmalen gewidmet. Auf dieser Grundlage können in den nächsten Jahren<br />
dauerhafte „Veranstaltungsinhalte“ vernetzt und vertieft werden. Effizienzverbesserungen<br />
sind aufgrund der anhaltenden Haushaltsbedingungen eine ständige Herausforderung; d<strong>am</strong>it<br />
wird das Kultur<strong>am</strong>t noch stärker als Moderator gefordert. Kooperation mit allen<br />
gesellschaftlich relevanten Gruppierungen in der <strong>Stadt</strong> ist eine Voraussetzung für das<br />
Gelingen ungewöhnlicher Projekte und die grundlegende Versorgung mit kulturellen<br />
Erlebnissen.<br />
Anhang<br />
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