moments - Das Magazin für die schönsten Augenblicke

PEOPLE & BUSINESS
Herrin
über Avatar
ZWISCHEN DEN WELTEN. Gesten erleichtern
das Lernen von Sprache: Das belegte Dr. Manuela
Macedonia wissenschaftlich. Nun entwickelt sie virtuelle
Figuren, Avatare, die auf diesem Weg „echte
Menschen“ beim Sprachenlernen unterstützen.
TEXT: MARIA KNAPP
Sie sind an der JKU Linz in der
Abteilung Neuroinformationssysteme
beschäftigt. Was
machen Sie genau?
In den Neuroinformationssystemen
untersucht man die Interaktion
Mensch-Computer aus Sicht des
Gehirns. User, die am Computer
etwas erleben, werden über ihre
Erfahrung befragt und mit Methoden
der Neurowissenschaft – wie funktionelle
Magnetresonanztomographie
– untersucht, um zu verstehen, wie
Prozesse der Interaktion im Gehirn
stattfinden.
Woran arbeiten Sie derzeit?
Derzeit befasse ich mich mit der Entwicklung
und Testung von Avataren
– Maschinen mit menschlichem Aussehen
–, die Lernenden Fremdsprache
vermitteln und zwar nach Prinzipien,
die in der Praxis erprobt und
neurowissenschaftlich auf ihre Effizienz
getestet sind. Virtuelle Lehrer
passen sich flexibel an die Fähigkeiten
des Nutzers an, trainieren ihn
individuell und stehen jederzeit und
überall in mobilen Geräten zur Verfügung.
Sie haben ja mit Ihrer Forschung
über den Einfluss von Gesten auf
das Erlernen von Sprachen bzw. in
weiterer Folge mit Billie, einem Avatar,
der beim Sprachenlernen hilft,
weltweit für mediale Aufmerksamkeit
gesorgt! Was bedeutet Ihnen
dieser Erfolg?
Für mich ist es sehr schön zu sehen,
dass die Intuition, die ich Anfang der
1990er Jahre gehabt habe – Gesten
steigern das Erlernen von Fremdsprache
– sich durch empirische Forschung
bestätigt. Ich habe viele Studien
durchgeführt, die belegen, dass
Lesen und Hören von Sprache bei
weitem nicht die gleichen Erfolge bringen
wie der Einsatz von Gesten. Als
Als ich begann, wurde
ich in der Fachdidaktik
der Sprachen für
verrückt gehalten.
126 moments 4/2015