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Afrika: Erfahrungsberichte

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<strong>Erfahrungsberichte</strong><br />

von Lehramtspraktikantinnen und<br />

Lehramtspraktikanten<br />

<strong>Afrika</strong>


Inhalt<br />

Kenia<br />

Anna Löffler: Deutsche Schule Nairobi<br />

Friederike Weller: Deutsche Schule Nairobi<br />

Namibia<br />

Jasmin Zalonis: Deutsche Höhere Privatschule Windhoek<br />

Südafrika<br />

Alica Gabriela Heim: Deutsche Schule Pretoria<br />

Sara Theresa Schumann: Deutsche Internationale Schule Kapstadt<br />

Elaine Bach: Deutsche Internationale Schule Kapstadt<br />

Lena Walbröl: Grundschulzweigstelle der Deutschen Schule Kapstadt<br />

Sophie Deutscher: Deutsche Internationale Schule Kapstadt


Rahmenbedingungen der Schule und Tätigkeiten als Praktikantin<br />

Bild: Anna Löffler<br />

Die deutsche Schule Nairobi (DSN) besuchen ca.<br />

180 Schülerinnen und Schülern bis zur 12. Klasse.<br />

Davon besuchen etwa 70 Kinder die Grundschule.<br />

Die Klassenstärke beträgt zwischen 10 und 22<br />

Kindern. Zur DSN gehört außerdem ein bilingualer<br />

Kindergarten, der sich auf demselben Gelände<br />

befindet. Zum Lehrerkollegium gehören ca. 30<br />

Personen. Zusätzlich ist eine Sozialarbeiterin, eine<br />

Krankenschwester und Logopädin angestellt.<br />

Sowohl die Schülerinnen und Schüler, als auch das Lehrerkollegium besteht zum großen Teil<br />

aus Menschen, die bereits in anderen Ländern gelebt haben, doppelte Staatsangehörigkeit<br />

haben und/oder mehrsprachig aufgewachsen sind. Einerseits ergibt diese „bunte Mischung“<br />

viele Möglichkeiten des interessantes Austausches, aber gleichzeitig auch ein mögliches<br />

Konfliktpotential.<br />

Ab der Sekundarstufe gibt es die Möglichkeit für KenianerInnen ein Stipendium zu erhalten,<br />

um ein deutsches Abitur zu erlangen.<br />

An meinem ersten Praktikumstag wurde ich sehr freundlich mit einem riesigen Blumenstrauß<br />

empfangen und herumgeführt. Das aufgeschlossene, nette und interessierte Lehrerkollegium<br />

erleichterte mir sehr den Einstieg in den Schulalltag. Da mein Praktikum mit dem ersten<br />

Schultag nach den Sommerferien begann, durfte ich auch bei der Schuleingangsfeier<br />

teilnehmen.<br />

Mir wurde die Ehre zu Teil den Bericht über die Schuleingangsfeier für den Newsletter zu<br />

schreiben. Ich möchte ihn hier weiter geben, weil er viel von der guten Atmosphäre an der<br />

Schule zeigt:<br />

„Für die Erstklässler und ihre Eltern in der deutschen Schule Nairobi wurde der<br />

Einschulungstag am 28.8.2014 festlich, bunt und fröhlich begangen. Das Willkommenslied<br />

der 2. Klasse „Du gehörst zu uns“ stimmte zur Feier des Tages ein. Die freundliche<br />

Begrüßung und Ansprache des Schulleiters und der Grundschulleiterin unterstrichen die<br />

Bedeutung dieses großen Tages.<br />

„Wo die wilden Kerle wohnen“ bezeichnet sicherlich nicht den Ort der deutschen<br />

Grundschule in Nairobi, sondern war der Titel des fesselnden Theaterstücks, das die 4.<br />

Klasse unter der Regie ihres Klassenlehrers aufwändig einstudiert hatte und meisterlich<br />

vortrug.


Zwischendrin ging es in dieser Geschichte hoch her – so wie dies vielleicht auch manchmal<br />

im Schulalltag der Fall sein wird. Aber die Geschichte hat ein „happy end“ in der<br />

Geborgenheit und Sicherheit. Ein schönes Bild für alle guten Wünsche, die die<br />

Erstklasskinder begleiten.<br />

Im Anschluss an das Theaterstück wurde jede Schülerin und jeder Schüler von der<br />

Erstklasslehrerin einzeln auf die Bühne gebeten und herzlich mit Sonnenblume und T-Shirt<br />

mit Schullogo empfangen. Gemeinsam bildet diese neue erste Klasse nun eine<br />

„Froschgruppe“ und so zeigten auch die gebastelten Frösche zum ersten Mal den Weg bis<br />

ins Klassenzimmer, begleitet von dem Schulchor und dem Lied „alle Kinder lernen lesen“.<br />

Während die Kinder zum ersten Mal richtige Klassenzimmerluft schnuppern konnten, war für<br />

die Verköstigung der Eltern und Gäste dank der Elternschaft der 2. Klasse wunderbar<br />

gesorgt. Hier bestand auch die Gelegenheit die Elternvertretung sowie den Vorstand<br />

kennenzulernen und sich untereinander auszutauschen.<br />

Als weiteres Highlight empfingen die Eltern ihre Kinder<br />

mit guten Wünschen, die an bunten Luftballons<br />

befestigt wurden, in den Himmel stiegen und als farbige<br />

Punkte am Horizont leuchteten.<br />

Natürlich durften an diesem Tag auch die Zuckertüten<br />

nicht fehlen, jede einzigartig und phantasievoll.<br />

Für Fototermine gab es genügend Raum und Zeit, so<br />

dass dieses bedeutsame Fest nicht nur in Erinnerung<br />

behalten, sondern auch auf Bilden festgehalten wurde.“<br />

Bild: Anna Löffler<br />

Auf Wunsch der Eltern ist die DSN eine Schule, die Montag bis Donnerstag entweder um<br />

15.30 Uhr oder um 17.00 Uhr endet. Nach dem Mittagessen, das von 13.00 Uhr bis 14.00<br />

Uhr eingenommen werden kann, werden Hausaufgabenbetreuung und anschließend AGs<br />

angeboten, die sportliche Aktivitäten, aber auch das Erlernen eines Instrumentes, einer<br />

Sprache oder kreative Beschäftigung einschließen.<br />

Die Aufsicht beim Essen, sowie die Betreuung der Hausaufgaben und AGs gehörte auch zu<br />

meinen Aufgaben als Praktikantin.<br />

Zu meinen Tätigkeiten gehörten zudem die Beobachtung von Unterricht, sowie der Reflexion<br />

von Planung und Durchführung. Ich selbst setzte mit für unterschiedliche<br />

Unterrichtseinheiten verschiedene Schwerpunkte, zum beispielsweise fokussierte ich in einer<br />

Woche die Disziplinierungsmaßnahmen, in einer anderen Woche den interkulturellen und<br />

interreligiösen Austausch und die Beobachtung einzelner SchülerInnen. In fruchtbaren<br />

Gesprächen und Reflexionen mit der Lehrkraft gewann ich wertvolle Erkenntnisse und<br />

Einsichten. Unterstützt wurde ich bei der Planung und Durchführung eigener<br />

Unterrichtseinheiten. Außerdem konnte ich SchülerInnen in Kleingruppen bei<br />

unterschiedlichen Aufgabenstellungen begleiten.


So habe ich ich ein „Leseprojekt“ mit einigen Zweitklässlern begonnen. Hierfür wählte ich<br />

eine Lektüre aus, die gemeinsam behandelt wurde. Aufgaben für die SchülerInnen schlossen<br />

das Lesen, Schreiben, Malen, Gestalten, Theaterspielen und Konzentrationsübungen mit ein.<br />

Zusätzlich arbeitete ich bei außerschulischen Projekten und Aktivitäten mit, die schließlich in<br />

der Gestaltung eines Schulgottesdienstes mündeten.<br />

Nach meinen Praktikaerfahrungen an deutschen Regelschulen erlebte ich die Arbeit mit den<br />

Kindern der DSN als eine spannende, herausfordernde und weiterbringende Erfahrung. Die<br />

multikulturellen und unterschiedlichen religiösen Wurzeln, sowie Sprachenvielfalt, die ganz<br />

individuellen, ungewöhnlichen Lebensgeschichten von SchülerInnen und LehrerInnen<br />

empfinde ich als große Horizonterweiterung.<br />

Die Berufe einiger Eltern, die einen häufigen Wohnortswechsel auf unterschiedlichen<br />

Kontinenten voraussetzen, bringen Fragestellungen und Probleme mit sich, die die<br />

Lehrkräfte in besonderem Maße fordern. Oftmals wachsen diese Kinder zwar unter sehr<br />

wohlhabenden Verhältnissen auf, dafür weisen diese aber in Bezug auf soziale<br />

Kompetenzen nicht selten Defizite auf.<br />

Während meines Aufenthaltes in Kenia habe ich im schuleigenen Internat gewohnt und dort<br />

auch eine Vollverpflegung erhalten. Allerdings waren hier aktuell kaum SchülerInnen der<br />

DSN untergebracht. Das Boarding wurde deshalb auch PraktikantInnen anderer Institutionen<br />

angeboten. Daher gab es auch hier einen guten Austausch von Mitarbeitenden der UN oder<br />

des ZDF.<br />

Außerhalb der Schulzeiten bekam ich die Möglichkeit an einem Wochenende beim<br />

„Lehrersafari“ dabei zu sein. Hier verreiste das Lehrerkollegium der DSN gemeinsam an den<br />

Lake Naivasha, von welchem unterschiedliche Ausflüge unternommen wurden.<br />

Innerhalb Nairobis, das eine sehr unhomogene Struktur zwischen Armut und Reichtum<br />

aufweist, stellte die DSN so etwas wie eine „sichere Insel“ dar, in der es mir sehr gut ging.<br />

Gleichzeitig ist mir bewusst, dass auf dieser Schule ein großer Teil afrikanischer<br />

Lebenswirklichkeit ausgeblendet wurde.<br />

Mit meinem Praktikum an der DSN erlebte ich eine sehr spannende, abwechslungsreiche,<br />

lehrreiche und schöne Zeit.


Leben und Alltag in Nairobi<br />

Bild: Anna Löffler<br />

Nairobi: Die Stadt der Gegensätze: Im Vordergrund wilde Tiere wie Antilopen, Zebra<br />

und Hashorn - im Hintergrund die Skyline der Millionenstadt<br />

Nairobi ist eine Millionenstadt von geschätzten 3,5 – 4,5 Millionen Einwohnern, in welcher die<br />

Gegensätze kaum extremer sein könnten: arm und reich, schön und hässlich, sauber und<br />

dreckig. Von allem gibt es viel! In manchen Stadtteilen leben Menschen, die wohl zu den<br />

reichsten dieser Erde gehören. Wenn man in andere Teile der Stadt kommt, gerät man in<br />

einen der größten Slums <strong>Afrika</strong>s, in dem die Menschen jeden Tag um ihr Leben ringen<br />

müssen. Mehr als die Hälfte der Bewohner Nairobis leben auf engstem Raum unter<br />

ärmlichsten Verhältnissen.<br />

Die Infrastruktur ist nicht für die Vielzahl an Autos ausgelegt. Daher kann es vorkommen,<br />

dass sich eine an Kilometern gemessen kurze Strecke zu einer sehr langen Autofahrt<br />

entwickelt. Die Ankunft einer Autofahrt ist tageszeitenabhängig und häufig aufgrund des<br />

vielen Staus nicht vorhersehbar.<br />

Das Taxi gilt als übliches Verkehrsmittel. Hierbei sollte vor Fahrtantritt ein Fahrpreis<br />

vereinbart werden. Es empfiehlt sich auch sich zu informieren welche Fahrer als<br />

vertrauenswürdig gelten.<br />

Die Alternative zum Taxi bieten innerhalb der Stadt als öffentliche Verkehrsmittel die so<br />

genannten „Matatus“. Dies sind kostengünstige Kleinbusse, die an beliebigen Haltestellen<br />

halten und aufgrund der viel wechselnden Passagiere stets für Abwechslung sorgen. Hierbei<br />

sollte man sich nicht nur auf eine Vielzahl weiterer Fahrgäste einstellen, sondern häufig auch<br />

auf eine laute Musik.<br />

Fernreisen können mit Reisebussen angetreten werden.<br />

Schräg gegenüber vom Gelände der DSN befindet sich der „Village Market“. Dies ist ein<br />

Einkaufscenter, in welchem nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kleidungsgeschäfte,<br />

Schmuckläden oder eine Poststelle vorzufinden sind. Dies ist eine gute Möglichkeit<br />

Besorgungen zu Fuß zu tätigen. Auch Restaurant und Cafés mit gehobenen europäischen<br />

Standard gibt es im Village Market. Im Restaurant Trinkgeld zu geben ist üblich in Kenia.


Insgesamt liegen die Kosten für einen vergleichbaren europäischen Standard bei Kleidung,<br />

Lebensmitteln und Restaurants etwas höher als in Deutschland. Günstig ist eine Vielzahl von<br />

Märkten und Ständen, bei welchen Souvenirs wie Schmuck, Schnitzereien, Bilder, Genähtes,<br />

Originelles usw... gekauft werden können. Üblicherweise wird hier mit dem Verkäufer über<br />

die Preise gehandelt. Man kann davon ausgehen, dass der Verkäufer deutlich höher<br />

einsteigt, als der Endpreis gerechtfertigt ist.<br />

Nairobi bietet eine Vielzahl an kulturellen Angeboten, wie zum Beispiel Konzerte, Live Musik,<br />

Kino,... An einer Auswahl an Freizeitangeboten mangelt es nicht. Nach Sonnenuntergang ist<br />

allerdings unbedingt davon abzuraten sich alleine auf den Weg zu machen. Eine sichere An -<br />

und Abreise per Taxi und das Bilden einer Kleingruppe empfiehlt sich.<br />

Je nach Zeit und Budget bietet Kenia auch eine Vielzahl an Safariangeboten, in<br />

verschiedenste Nationalparks. Am schnellsten zu erreichen ist der Nairobi Nationalpark, in<br />

welchem typische Tiere und Pflanzen des Landes vorzufinden sind. Dieser Park kostet für<br />

nicht – resident Besucher derzeit 50 Dollar Eintritt (ohne Auto).<br />

Es lohnt sich möglichst nach Ankunft ein Handy mit einer kenianischen Simkarte zu<br />

besorgen. Somit lässt sich beispielsweise vermeiden, dass man vor einem verschlossenen<br />

Tor steht, weil man nicht angemeldet war.<br />

Das Internet funktioniert in der Regel sehr gut. Auch das Telefonieren nach Deutschland ist<br />

mit einer entsprechenden Auslands – Vorwahl kostengünstig möglich.<br />

In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich die politische Situation an unterschiedlichen<br />

Stellen in Kenia als schwierig erwiesen. Aktuelle Entwicklungen lassen sich über die Website<br />

des auswärtigen Amtes in Nairobi erfragen. Ich selbst habe in meinem Aufenthalt keine<br />

bedrohliche Situation erlebt und würde so einen Aufenthalt jeder Zeit wiederholen.


Bericht über die Stipendienzeit im Rahmen meines<br />

Praxissemesters an der Deutschen Schule Nairobi, Kenia<br />

vom 25.04.2014 bis 05.07.2014<br />

Art des Stipendiums<br />

Kurzzeitstipendium für Praktika im Ausland<br />

Organisation<br />

DAAD - Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />

German Academic Exchange Service<br />

Referat 514 – Internationaler Praktikantenaustausch<br />

Kennedyallee 50<br />

53175 Bonn<br />

Postfach 20 04 04<br />

0


1. VORBEREITUNGSPHASE<br />

Das Schulpraxissemester im Rahmen des Lehramtsstudiums im Ausland zu absolvieren ist<br />

eine einmalige Gelegenheit, einen tieferen Einblick in den Beruf des Lehrers zu bekommen<br />

und dabei gleichzeitig wertvolle Auslandserfahrung zu sammeln. Den Wunsch einmal an<br />

einer Deutschen Auslandsschule in <strong>Afrika</strong> zu arbeiten, hegte ich bereits seit langem und habe<br />

ihn mir, mit meinem Aufenthalt an der Deutschen Schule in Nairobi, erfüllt.<br />

Die ersten Schritte in Richtung Bewerbung unternahm ich im Juni 2013 mit der konkreten<br />

Recherche nach der passenden Schule, dem Land und der Entscheidung ob ich mich über eine<br />

Organisation, wie den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) oder mich direkt und<br />

persönlich bei den Schulen bewerbe.<br />

Nach einer allgemeinen, hauptsächlich von Recherche und Kontaktaufnahme<br />

gekennzeichneten Phase, folgte die eigentliche Bewerbung, inklusive Einreichen aller<br />

üblichen Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Anschreiben/Motivation, Zeugnisse). Die<br />

konkrete Vorbereitungsphase begann etwa fünf bis sechs Monate vor Beginn des Praktikums<br />

und umfasst u.a. Dinge wie Auslandskrankenversicherung, Visum, Impfungen, Unterkunft<br />

und Finanzierung.<br />

Ich möchte auf diese Punkte im Folgenden kurz eingehen.<br />

1.1. Visum<br />

Für die Einreise nach Kenia wird ein Visum benötigt. Dies kann entweder über die<br />

Kenianische Botschaft in Deutschland (Berlin) beantragt werden, über den Visa Dienst in<br />

Bonn, oder direkt am Flughafen bei der Einreise in Kenia, erworben werden. Ich habe mich<br />

für letzte Variante entschieden und mein Visum am Flughafen in Nairobi bei meiner Einreise<br />

erworben.<br />

1.2. Auslandskrankenversicherung<br />

Diese ist ein Muss und kann unkompliziert und mit wenig Aufwand über das Internet, bei<br />

einer entsprechenden privaten Auslandskrankenkasse abgeschlossen werden. Auch die eigene<br />

Krankenversicherung in Deutschland gibt Auskunft über mögliche Auslandsreiseversicherer.<br />

Meine Krankenversicherung hat mich vorab ausführlich beraten und mir verschiedene<br />

Möglichkeiten aufgezeigt.<br />

1


1.3. Impfungen<br />

Alle grundständigen Impfungen wie Diphterie, Polio und Tetanus müssen ggf. aufgefrischt<br />

werden. Darüber hinaus wird empfohlen sich gegen Tollwut, Gelbfieber, Hepatitis A und B<br />

sowie Meningitis impfen zu lassen. Des Weiteren sollte man über eine Malariaprophylaxe<br />

nachdenken, da Teile von Kenia (insbesondere die Küstenregion und das Gebiet um den<br />

Viktoriasee) zu den Hochrisikogebieten zählen. Meine Empfehlung lautet, sich zum einen<br />

frühzeitig (drei Monate im Voraus) sowie bei einem ausgewiesenen Tropenmediziner beraten<br />

zu lassen. Wie ich dann vor Ort erfuhr, kann man die Malariaprophylaxe (als Tabletten zum<br />

Einnehmen) auch vor Ort in Apotheken kaufen.<br />

1.4. Finanzierung<br />

Es ist ratsam sich möglichst frühzeitig mit Finanzierungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen.<br />

Die Studienberatung der jeweiligen Universität bietet hier eine erste Anlaufstelle. Im weiteren<br />

Verlauf, sollte man sich mit Stipendienmöglichkeiten des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes (DAAD) befassen. Der DAAD bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen<br />

Stipendien für verschiedene Bereiche und verschiedene Arten von Auslandsaufenthalten. Ich<br />

selbst habe ein sog. Kurzzeitstipendium für Praktika im Ausland erhalten, welches<br />

Aufenthalte im Ausland an Unternehmen, Schulen und Organisationen bis zu drei Monaten<br />

bezuschusst. Es lohnt sich, sich unbedingt für ein Stipendium zu bewerben, denn Praktika<br />

sind fast immer unbezahlt! Auch mein Praktikum wurde nicht vergütet. Die Bewerbung um<br />

ein Stipendium hat mehrere Wochen in Anspruch genommen und stellt in der Bewerbungsund<br />

Vorbereitungsphase für ein Praktikum an einer Deutschen Auslandsschule ein komplett<br />

eigenes Gebiet dar, um das sich eigens gekümmert werden muss. Seit Februar 2014 kann man<br />

sich beim DAAD ausschließlich online um ein Stipendium bewerben. Sämtliche Formulare,<br />

Zeugnisse, Nachweise müssen auf dem Bewerberportal im PDF Format hochgeladen werden<br />

– das Versenden der Unterlagen per Post entfällt damit.<br />

1.5. Unterkunft<br />

Es kamen von vornherein drei Unterbringungsmöglichkeiten in Frage: Zum einen die<br />

Unterbringung im Boarding House auf dem Campus der Schule. Der klare Vorteil liegt hier in<br />

der unmittelbaren Nähe zum „Arbeitsort“ und in der Tatsache, dass man komplett versorgt<br />

wird, da auch die Mahlzeiten gestellt werden. Ein möglicher Nachteil sind die Kosten, die<br />

sich auf 400€ pro Monat belaufen, darin enthalten sind aber die Mahlzeiten sowie<br />

Wäscheservice und Internet. Daneben besteht die Möglichkeit in einer Gastfamilie<br />

2


unterzukommen oder privat, beispielsweise bei einem Kollegen der Schule. Es gibt immer<br />

wieder Lehrkräfte, die sich gerne bereit erklären, Praktikanten gegen Zahlung eines<br />

Mietbeitrags bei sich auf zu nehmen. Welche der drei Möglichkeiten letztendlich in Frage<br />

kommt, muss Jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe mich für letzteres entschieden und<br />

bin schließlich bei einer anderen Lehrerin privat untergekommen. Dort hatte ich ein eigenes<br />

Zimmer mit Bad. Um Verpflegung habe ich mich selbst gekümmert. An die Tatsache, dass es<br />

Personal gab, das sich um Haus, Garten und Sicherheit kümmert, musste ich mich allerdings<br />

erst gewöhnen. Das Viertel in dem ich gewohnt habe gehört zu den reicheren der Stadt. Es<br />

wohnen sehr viele ausländische Lehrer und Diplomaten dort. Angestellte zu haben ist<br />

demzufolge nichts Außergewöhnliches in diesem Umfeld.<br />

2. ZUGANG ZUM PRAKTIKUM<br />

Die Vorbereitung auf ein Praktikum im Ausland bedarf immer eines gewissen Mehraufwands<br />

verglichen mit einer Bewerbung innerhalb Deutschlands. Es kommen, wie im vorherigen<br />

Abschnitt erläutert, Visabestimmungen, Auslands-Krankenversicherung und dergleichen<br />

mehr hinzu. Außerdem muss man sich um Sprachnachweise, Zeugnisse und<br />

Empfehlungsschreiben kümmern. Ansprechpartner für diese Dinge waren in meinem Fall, das<br />

Sprachlehrzentrum der Universität Konstanz sowie der jeweilige Fachbereich. In jedem Fall<br />

sollte man sich frühzeitig, etwa 10-12 Monate vor Beginn des Praktikums, mit diesen Dingen<br />

auseinandersetzen.<br />

Vor der eigentlichen Bewerbung müssen verschiedene Punkte abgearbeitet werden. Fragen,<br />

wie etwa welche Schulen in Frage kommen, welches Land (insbesondere für Studenten einer<br />

Fremdsprache) das Richtige ist, wo überhaupt es Deutsche Schulen im Ausland gibt, wie<br />

lange das Praktikum sein soll, etc. müssen geklärt werden. Die Internetseite der Zentralstelle<br />

für das Auslandsschulwesen 1 gibt anhand einer Liste Aufschluss darüber, an welchen<br />

Auslandsschulen ein Praxissemester zur Anrechnung auf das Lehramtsstudium absolviert<br />

werden kann. Denn, nicht jede Deutsche Schule kommt hierfür in Frage! Darüber hinaus<br />

sollte sich der Bewerber immer auch an die Informationsstelle für Lehramtsstudenten an der<br />

jeweiligen Universität wenden. An der Universität Konstanz ist das das Zentrum für<br />

Lehrerbildung (ZLB). Dort erhält jeder Lehramtsstudent alle notwendigen Informationen zu<br />

Praxissemester und Praxissemester im Ausland sowie den notwendigen Bestimmungen und<br />

Zugangsvoraussetzungen.<br />

1 http://www.bva.bund.de/DE/Organisation/Abteilungen/Abteilung_ZfA/zfa_node.html (letzter Zugriff am<br />

07.08.2014)<br />

3


Eine weitere Anlaufstelle ist das zuständige Landeslehrerprüfungsamt (LLPA) 2 , bzw. das<br />

Regierungspräsidium des jeweiligen Bundeslandes. Darüber lassen sich u.a. alle wichtigen<br />

Informationen zu Fremdsprachenassistenten an Deutschen Auslandsschulen (anrechenbar als<br />

Schulpraxissemester) abrufen. Vermittelt werden Fremdsprachenassistenten dann über den<br />

Pädagogischen Austauschdienst (PAD) 3 . Ein solcher Aufenthalt setzt eine Dauer von 10<br />

Monaten voraus und bezieht sich in erster Linie auf das Unterrichten der deutschen Sprache<br />

an der Auslandsschule. Ob die eigenen, davon abweichenden Fächer unterrichtet werden<br />

können, muss mit der Schule abgeklärt werden. Und auch müssen mögliche<br />

Finanzierungsmöglichkeiten für die gesamte Dauer der Assistenztätigkeit abgeklärt werden.<br />

Ist das Grundgerüst einer Bewerbung jedoch einmal verfasst, lohnt es sich ein wenig<br />

Zeit darauf zu verwenden mit welcher Schule man es tatsächlich zu tun hat und wer der<br />

richtige Ansprechpartner ist. In der Regel gibt es eine bestimmte Person an der jeweiligen<br />

Schule, die für die Praktikanten verantwortlich ist. Außerdem sollte man sich auf jeden Fall<br />

auch persönlich mit der Schule in Verbindung setzen, am besten telefonisch! Ein Telefonat<br />

vor der schriftlichen Bewerbung spart nicht nur Zeit, sondern vermittelt Interesse und<br />

Engagement und somit einen guten ersten Eindruck! Da ich mich eigenständig und ohne<br />

Unterstützung durch eine Organisation beworben habe, kommt dem persönlichen Gespräch<br />

vor der eigentlichen Bewerbung ein enormer Stellenwert zu! Zwischen Beginn der<br />

Bewerbung und Start meines Praktikums an der DSN lagen etwa 10 Monate.<br />

2.1. Warum die Deutsche Schule Nairobi?<br />

Zunächst denke ich, spreche ich für viele junge Menschen, wenn ich sage, dass ich mir mit<br />

meinem Aufenthalt in <strong>Afrika</strong> einen Traum erfüllt habe. Die Entscheidung für Nairobi und die<br />

Deutsche Schule hat nicht nur etwas zu tun mit dem ausgezeichneten Ruf, den die Schule<br />

genießt, sondern mit dem Angebot der Schule dort Sportsstunden zu erteilen und darüber<br />

hinaus auch in meinem zweiten Hauptfach Englisch, mein Praktikum absolvieren zu können.<br />

Für die Anrechenbarkeit als Schulpraxissemester, ist es entscheidend in „seinen“ Fächern<br />

hospitieren und unterrichten zu können, da auch an der Auslandsschule eine Mindestanzahl an<br />

Stunden absolviert werden muss.<br />

Darüber hinaus wusste ich, dass, durch die Aufnahme von kenianischen Stipendiaten<br />

an der DSN, die einmalige Möglichkeit besteht Einblicke in mein Nebenfach, Deutsch als<br />

Fremdsprache (DaF), zu gewinnen. Während meines Aufenthaltes habe ich somit in<br />

2 https://www.lehrer-online-bw.de/,Lde/Startseite/schulpraktikaonline/Hoeheres+Lehramt+an+Gymnasien+und+beruflichen+Schulen<br />

(letzter Zugriff am 07.08.2014)<br />

3 http://www.kmk-pad.org/nc/programme/dtsch-fsa.html (letzter Zugriff am 07/07/2014)<br />

4


verschiedenen Klassen und Klassenstufen auch in diesem Fach hospitiert, Stunden vertreten<br />

und einige Stunden unterrichtet.<br />

Schließlich ist Kenia ein faszinierendes Land, landschaftlich, wie sprachlich und kulturell. Als<br />

Lehrer oder angehender Lehrer in ein afrikanisches Land zu gehen, ist mit Sicherheit eine<br />

enorme Bereicherung, da die Möglichkeiten sein Wissen und seine Fähigkeiten hier<br />

einzusetzen sehr groß sind.<br />

Nicht zuletzt spielte die Größe der Schule eine Rolle. Die DSN ist eine<br />

verhältnismäßig kleine Schule und als solche ist der Zusammenhalt (auch unter den Schülern<br />

und vor allem innerhalb des Lehrerkollegiums) sehr groß. Der Ausspruch, „man kennt sich“<br />

gewinnt an großer Bedeutung und macht es Neuankömmlingen leicht sich zu Recht zu finden.<br />

3. PROFIL DER SCHULE<br />

3.1. Allgemeines<br />

Die Deutsche Schule Nairobi ist einer der derzeit 140 Auslandsschulen weltweit. Sie wird im<br />

Auftrag des Auswärtigen Amtes von der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA)<br />

gefördert. Im Jahr 1969 gegründet, kann sie auf eine langjährige Tradition zurückblicken und<br />

ist darüber hinaus mit dem Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ ausgezeichnet.<br />

5


Insgesamt besuchen 180 Schüler sowie 100 Kinder aus aller Welt und 30 Nationen Schule<br />

und Kindergarten der DSN. Der bilinguale Kindergarten ist eine Besonderheit der Schule, der<br />

es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kinder im Kleinkindalter zweisprachig auf Englisch und<br />

Deutsch zu erziehen. Das breite Schulspektrum von Kindergarten, über Grundschule bis hin<br />

zu Sekundarstufe I und II, ist eine weitere Besonderheit der Schule. Die Schule spricht, mit<br />

ihrem im Jahr 2008 eingeführten Stipendiaten – Programm, auch kenianische Familien an<br />

sowie Schüler deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Neben Haupt-, Realschulabschluss und<br />

Abitur bietet die Schule das international anerkannte deutsche Abitur (DIAP) an.<br />

Anders als kenianische Schulen, sind private bzw. internationale Schulen, in Relation<br />

betrachtet, sehr gut ausgestattet! Die DSN verfügt über eine große Mehrzweckhalle, die nicht<br />

nur für den Sportunterricht genutzt wird sondern auch für sämtliche außerunterrichtliche<br />

Veranstaltungen wie Abiturfeiern, Theater- und Musikaufführungen. Darüber hinaus hat die<br />

DSN ihr eigenes Boarding House, ein kleines Schwimmbad (Freibad), Tennisplätze, einen<br />

Basketballplatz und zwei Beachvolleyballplätze sowie einen großen Sportplatz.<br />

Im Schuljahr 2001/02 wurde Deutsch als Fremdsprache als Fach an der DSN eingeführt. Der<br />

Intensivkurs ist für all diejenigen Schüler, die im Deutschen besondere Förderung benötigen<br />

bzw. deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Ziel dieses besonderen Faches ist es, den<br />

Schülern so schnell wie möglich eine reguläre Teilnahme am deutschsprachigen Unterricht zu<br />

ermöglichen.<br />

3.2 Leitbild der DSN<br />

Die DSN trägt den Namen Michael Grzimeks (*1934 Deutschland – † 1959 Tansania) in<br />

Erinnerung an dessen Arbeit, die „eine Brücke zwischen den Kulturen bildet“. 4<br />

Die wichtigsten Punkte der Schulphilosophie sind hier stichpunktartig aufgeführt:<br />

4 http://www.dsnairobi.de/files/leitbild-ueberarbeitung_2013.pdf (Zugriff am 23.06.14)<br />

6


• demokratische Gestaltung der Schule, die von Schülern, Eltern und Lehrenden<br />

gemeinsam getragen wird<br />

• individuelle Förderung der Schüler<br />

• eigenständige Gestaltung ihrer Lernprozesse unter…<br />

• …Berücksichtigung festgelegter Leistungsanforderungen und…<br />

• …dem Erwerb der notwendigen Sach-, Methoden- und Sozialkompetenzen<br />

• Schule ist Lern- und Lebensort der Schüler<br />

• Ermöglichung eines intensiven Kulturaustauschs<br />

Das Besondere an der DSN ist, zweifelsohne, die Integration kenianischer Schüler an der<br />

Schule. Die kulturelle Vielfalt an der DSN ist in der Tat groß und nicht nur die deutsche,<br />

sondern auch die kenianische Kultur wird im Schulalltag gelebt und zelebriert. Die<br />

Philosophie der Schule, eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen, ist spürbar und im<br />

Schullalltag in Form von zahlreichen, schulischen und außerschulischen Veranstaltungen,<br />

kultureller, sportlicher, künstlerischer und musikalischer Art, tatsächlich erlebbar. So habe ich<br />

beispielsweise an einem Tanzworkshop zu afrikanischem Tanz teilgenommen und habe so<br />

Tanztradition und die Musik Kenias erlebt und nebenbei, mein Rhythmusgefühl geschult!<br />

4. PRAKTIKUMSPHASE<br />

Im folgenden Abschnitt möchte ich kurz auf die konkrete Phase des Praktikums eingehen. Für<br />

die Ausübung meines Praktikums an der Deutschen Schule war das Stipendium des DAAD<br />

eine enorme Unterstützung. Angefallene Fahrtkosten (im Wesentlichen Taxi, auf das man<br />

relativ häufig angewiesen ist), Kost und Logis während des Praktikums wurden davon<br />

mitfinanziert.<br />

Bevor ich auf die einzelnen Phasen genau eingehe, möchte ich kurz erwähnen, was aus<br />

meiner Sicht wichtig ist, als Praktikant in einer Schule: Es verlangt schon ein bisschen<br />

Eigeninitiative und Engagement alle Stunden (Hospitations-, Vertretungs- und selbst<br />

gehaltene Unterrichtsstunden) im Rahmen seines Aufenthaltes zu sammeln. Mein Tipp lautet<br />

daher, sich möglichst breitgefächert einen Stundenplan zusammen zu stellen, der die eigenen<br />

Fächer aber auch die verschiedenen Klassenstufen wiederspiegelt. So lernt man am meisten!<br />

4.1. Hospitationsphasen<br />

Hospitationen in den Fächern, die man später einmal unterrichten möchte sind nicht nur<br />

obligatorischer Bestandteil des Praxissemesters an Schulen, sondern auch von grundlegender<br />

7


Bedeutung für jeden Praktikanten. Dabei kommt es aus meiner Sicht nicht nur darauf an, viele<br />

Hospitationsstunden zu machen, sondern auch möglichst vielfältige. In der Sekundarstufe II<br />

bietet es sich daher an zu Beginn in jeder Klassenstufe zu hospitieren. Angeleiteten Unterricht<br />

sowie selbst gehaltenen Unterricht zu absolvieren bietet sich später in solchen Klassen an, in<br />

denen man die Möglichkeit bekommt sich mit einer kompletten Lektion zu befassen.<br />

Ich habe neben den Hospitationsstunden in Englisch und DaF, auch im Fach Sport hospitiert.<br />

4.2. Vertretungsunterricht<br />

Die Anzahl der Vertretungsstunden, die ich im Fach Englisch absolviert habe, ist<br />

verhältnismäßig gering. An einer kleinen Schule wie der DSN kommt es jedoch häufig vor,<br />

dass aufgrund der relativ kleinen Lehrerschaft mitunter einige Vertretungsstunden gehalten<br />

werden müssen und zwar immer dann, wenn Lehrer auf Klassenausflügen sind, Fortbildungen<br />

besuchen oder krankheitsbedingt ausfallen. Vertreten habe ich in meinen Fächern Englisch<br />

oder Sport oder, wenn es vorbereiteten Stoff des betreffenden Lehrers zu behandeln gab, dann<br />

auch in diesen Fächern. Insgesamt betrachtet, stellte der Vertretungsunterricht in meinem<br />

Praktikum aber einen sehr geringen Anteil dar.<br />

Im Fach Sport, habe ich über die gesamte Dauer meines Praktikums den Sportunterricht in<br />

den Klassen 4,5,6,8 und 9 regelmäßig gehalten. In diesem Sinne war ich mit Beginn der<br />

Schule nach den Osterferien für diese Klassen im Fach Sport eigenverantwortlich zuständig.<br />

Diese Situation hat sich sehr spontan ergeben, da der eigentliche Sportlehrer einer Fortbildung<br />

über einen längeren Zeitraum in Deutschland besuchte. Für mich war es das erste Mal, zum<br />

einen so viele und zum anderen so viele verschiedene Klassenstufen zu unterrichten. Diese<br />

Vertretungsstunden bildeten aufgrund des zeitlichen Aufwands pro Woche von 10<br />

Wochenstunden die Basis meines Praktikums. Obwohl ich mein Praxissemester für das<br />

gymnasiale Lehramt absolviert habe, hatte ich auch in der Grundschule der DSN nach kurzer<br />

Zeit eine feste Aufgabe, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte.<br />

4.3. Assistenztätigkeit in der Grundschule<br />

Aufgrund des Stipendiaten Programms an der DSN, welches seit 2008 auch kenianische<br />

Schüler mit entsprechendem Stipendium an der Schule aufnimmt, ergeben sich im Unterricht<br />

häufiger Verständnisprobleme auf Seiten der Schüler, aber auch auf Seiten der Lehrkräfte.<br />

Gerade in den unteren Klassen (Grundschule), in denen die Schüler noch nicht lange mit der<br />

deutschen Sprache vertraut sind ergeben sich Probleme. Insbesondere die Fachsprache ist<br />

nicht leicht zu erlernen und auf konkrete Unterrichtssituationen und –fragen anzuwenden.<br />

8


In Klasse 4 der Grundschule waren insgesamt fünf Stipendiaten, die allesamt erst seit<br />

einem knappen Jahr die Deutsche Schule besuchten und dem zufolge gerade erst Deutsch<br />

lernten. Wegen eines kurzfristigen Ausfalls einer Lehrkraft an der Grundschule fehlte<br />

plötzlich ein Mathematiklehrer, so dass eine andere Lehrkraft einspringen musste. Daraufhin<br />

wurde ich kurzerhand gefragt, ob ich in die Klasse mitgehen könnte, um die Lehrkraft wie<br />

auch die Schüler im Unterricht (vor allem bei sprachlichen Problemen) zu unterstützen. Meine<br />

Aufgabe bestand im Wesentlichen darin, die Schülerinnen und Schüler in einer Art<br />

Kleingruppenunterricht bei den Aufgaben zu unterstützen und schwierige Aufgaben, wie etwa<br />

Sachaufgaben, zu übersetzen.<br />

Zu Beginn meiner Assistenztätigkeit habe ich die fünf Schüler nach einer<br />

gemeinsamen Unterrichtsphase im Klassenverbund, gesondert unterrichtet. Bereits nach drei<br />

Wochen wurde dies aber überflüssig, da die Schüler sehr schnell lernten und am eigentlichen<br />

Unterricht teilnehmen konnten. In dieser Phase bin ich im Unterricht dabei gewesen und habe<br />

mich währenddessen um konkrete Fragen und Probleme der Stipendiaten gekümmert.<br />

Obwohl diese Tätigkeit im Rahmen der Grundschule stattfand, war sie fester<br />

Bestandteil meines Praktikums und als solchen werte ich sie auch. Ich bin froh und dankbar<br />

über das Vertrauen das mit die Grundschulleitung entgegengebracht hat, denn ich habe<br />

unheimlich viel gelernt über das Unterrichten in sprachlich heterogenen Klassen.<br />

Neben meinen schulischen Verantwortungsbereichen, war ich außerdem in zahlreiche<br />

außerunterrichtliche Aufgabenbereiche eingebunden, auf die ich im nachfolgenden Abschnitt<br />

kurz eingehen möchte.<br />

4.4. außerunterrichtliche Veranstaltungen<br />

Im Rahmen meiner außerunterrichtlichen Aufgaben, sei zunächst die Mittagsbetreuung sowie<br />

die Spiele AG und Hausaufgabenbetreuung zu nennen, die ich mir zunächst mit meinen<br />

beiden anderen Praktikantenkolleginnen geteilt habe, später jedoch komplett übernommen<br />

habe. Im Rahmen der Mittagsbetreuung ging es im Wesentlichen darum die Schüler während<br />

des Lunchs in der Cafeteria zu beaufsichtigen. Diese fand regelmäßig von Montag bis<br />

Donnerstag von jeweils 13:05 bis 14:00 statt.<br />

Bei der Spiele AG, die jeweils mittwochs von 14:45 bis 15:30 stattfand ging es darum die<br />

jüngeren Schüler in der Zeit zwischen dem Ende ihrer AGs und der Abfahrt der Schulbusse zu<br />

beschäftigen.<br />

Die Hausaufgabenbetreuung die jeweils dienstags und donnerstags stattfand, umfasste die<br />

intensive Betreuung der Schüler in der Grundschule bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben.<br />

Ich erwähne an dieser Stelle explizit die Zeiten, um deutlich zu machen, dass es<br />

9


selbstverständlich war, dass meine Anwesenheit an der Schule nicht nach dem regulären<br />

Unterrichten endete. Ein Umstand, den ich als sehr bereichernd empfand und der mich den<br />

Schülern noch einmal näher gebracht hat.<br />

Eine für mich besondere Bedeutung hatten die Veranstaltungen/ Ausflüge, die außerhalb des<br />

Unterrichts stattfanden. In einem Land wie Kenia und insbesondere in Nairobi gestalten sich<br />

diese, insbesondere wenn sie außerhalb des Schulgeländes stattfinden, immer etwas<br />

schwieriger. Hinzu kommt, dass die Sicherheitslage in Nairobi zu der Zeit nicht stabil war, so<br />

dass das Risiko eines Ausflugs jedes Mal auf Neue beurteilt werden musste. Der Schulleiter<br />

der DSN stand in regelmäßigem Kontakt mit dem Auswärtigen Amt, um sich über den<br />

aktuellen Stand stets auf dem Laufenden zu halten. Es bestand jedoch zu keinem Zeitpunkt<br />

Anlass Schulausflüge abzusagen.<br />

Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaften (AGs), die regelmäßig nachmittags und abends an der<br />

Schule stattfanden, betreute ich die Volleyball- AG gemeinsam mit einem Kollegen. Die<br />

Deutsche Schule Nairobi nimmt regelmäßig an Turnieren in sportlichen Disziplinen teil, so<br />

dass ich auch die Möglichkeit bekam ein solches Turnier an einer amerikanischen Schule zu<br />

begleiten. Zu diesem Zweck fuhren wir mit einem unserer Schulbusse an die Rift Valley<br />

Academy (RVA), 60 km nördlich von Nairobi, um dort gegen andere Schülermannschaften<br />

anzutreten. Für mich persönlich war dies eine sehr interessante Erfahrung, da Sport von jeher<br />

intensiv an amerikanischen Schulen gelebt wird und ich dies einmal hautnah miterleben<br />

konnte. 5<br />

Besonders erwähnenswert ist auch der Besuch der Deutschen Botschaft in Nairobi, im<br />

Rahmen dessen ich Klasse 10 der DSN bei ihrem Berufsschnuppertag begleitete. Der Besuch<br />

umfasste das Kennenlernen aller wichtigen Bereiche der Botschaft sowie ein Treffen mit dem<br />

Botschafter Herrn Andreas Peschke. 6 Ziel der Veranstaltung war es, den Schülern einen<br />

Einblick in die Arbeit des Botschafters zu geben sowie ihnen eine Vorstellung von möglichen<br />

Berufszweigen in der Botschaft zu vermitteln.<br />

5 http://www.dsnairobi.de/index.php?article_id=85&clang=0&sid=354 (letzter Zugriff am 08.08.2014)<br />

6 https://twitter.com/search?src=typd&q=german%20school%20nairobi (letzter Zugriff am 15.08.2014)<br />

10


Etwa nach der Hälfte meines Praktikums sind wir mit Klasse 4 der Grundschule auf<br />

einen Ausflug nach Ngong Town gefahren, wo wir die Organic Vegetable Farm von ´Aunty<br />

Carol‘ besuchten (siehe kleines Bild unten). Unsere Schüler haben gemeinsam mit Kindern<br />

eines Heims kleine Projekte gestaltet, bei denen das gemeinsame Erleben und Schaffen im<br />

Mittelpunkt stand. Unter dem Motto „Together we grow better“ haben die Kinder Beete<br />

angelegt, T-Shirts bemalt und den fleißigen Bienchen bei der Arbeit zugesehen. 7 Ein<br />

gemeinsames Mittagessen mit allen Kindern, Lehrern und Betreuern bildete den Abschluss<br />

unseres Ausflugs, den ich als unheimlich bereichernd empfunden habe. Nicht nur für mich,<br />

sondern besonders für die Schüler war dies eine besondere Erfahrung, da sie einmal mit<br />

anderen Kindern außerhalb ihres gewohnten sozialen Umfeldes in Kontakt kamen und somit<br />

auch etwas über das Kenia erfuhren, das außerhalb der Deutschen Schule und der Deutschen<br />

Gemeinde in Nairobi existiert.<br />

In der letzten Schulwoche schließlich, habe ich am Wanderausflug der Grundschule<br />

teilgenommen, wo ich mit der Betreuung einer kleinen Gruppe von neun Schülern betraut<br />

wurde. Es ging zu den Ngong Hills,<br />

die wir nach etwa 1 ½ Stunden Fahrt<br />

in Richtung Süd-Westen von Nairobi<br />

mit Bussen erreichten.<br />

Als besondere Ereignisse, an denen<br />

ich teilgenommen habe, möchte ich<br />

die Zeugniskonferenzen in der<br />

drittletzten Schulwoche erwähnen. Als<br />

Neuling war dies eine besondere Ehre<br />

für mich. Ebenso erwähnenswert waren auch die regelmäßig stattfindenden<br />

Klassenkonferenzen, bei denen meine Teilnahme ausdrücklich erwünscht war. Darüber hinaus<br />

möchte ich die Verabschiedung der diesjährigen Abiturienten erwähnen, bei der wir als<br />

Praktikanten eingeladen waren.<br />

Zudem habe ich an einer Fortbildung zum Thema „fremdsprachlicher Fachunterricht“<br />

teilgenommen, die an der Schule stattfand. Ziel der Fortbildung war es, herauszufinden und<br />

festzuhalten wie es (methodisch betrachtet) möglich ist Schülern deren Muttersprache nicht<br />

7 http://www.dsnairobi.de/index.php?article_id=85&clang=0&sid=327 (letzter Zugriff am 08.08.2014)<br />

11


Deutsch ist, das Fach und die Fachsprache zu vermitteln. Eine sehr interessante und sehr<br />

informative Veranstaltung, insbesondere für mein Zweitfach Deutsch als Fremdsprache.<br />

5 PERSÖNLICHES FAZIT<br />

Ich habe die Zeit an der Deutschen Schule Nairobi als enorme Bereicherung erlebt. Nicht nur,<br />

dass ich sehr viel gelernt habe über das Lehrersein, das Unterrichten (Methoden, Inhalte,<br />

Kompetenzen) sondern auch etwas über das Arbeiten an einer Auslandsschule. Die<br />

Erfahrungen, die ich an der DSN gemacht habe sind für mein weiteres Lehramtsstudium von<br />

großer Bedeutung, weil es mir einen tieferen und unmittelbaren Einblick in den Lehrerberuf<br />

ermöglicht hat. Es hat mir gezeigt, dass Lehrersein viel mehr bedeutet als nur Unterrichten. Es<br />

bedeutet für seine Schüler da zu sein, für die Schule einzustehen und sich weit über das bloße<br />

Unterrichten hinaus zu engagieren. Auch hat es mir gezeigt, welcher Aufwand hinter jeder<br />

Unterrichtsstunde steht und wieviel Zeit und Arbeit mit der Vorbereitung, dem Unterrichten<br />

und mit der Nachbereitung verbunden ist. Meine Zeit an der DSN hat mir aber auch in<br />

einprägsamer Weise gezeigt, mit welcher Leidenschaft Lehrersein verbunden ist und wieviel<br />

Freude es macht Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen und ihre akademische und<br />

persönliche Entwicklung zu begleiten. Das Besondere an einer Auslandsschule ist, dass sie<br />

durch zwei oder mehr Kulturen geprägt ist. Im Fall der DSN sind dies die Deutsche und die<br />

Kenianische. Die Zugehörigkeit zu zwei Kulturen ist spürbar und erlebbar. Sie bildet den<br />

Rahmen und schafft Voraussetzungen: ein Schulausflug in Nairobi/Kenia ist niemals zu<br />

vergleichen mit einem Wandertag an einer deutschen Schule in Deutschland. Es herrschen<br />

grundlegend andere Bedingungen bezüglich Transport, Zeit und Infrastruktur und in Nairobi<br />

muss zudem die Sicherheitslage berücksichtigt werden. Es ist ratsam, sich bereits bei der<br />

Bewerbung darüber zu informieren mit welchem Land man es tun hat und welche<br />

Anpassungsleistungen, kultureller wie sprachlicher wie persönlicher Natur, man bereit ist<br />

einzugehen.<br />

Einmal mehr habe ich auch etwas über mich selbst erfahren – über mich als Lehrer<br />

aber auch über mich in der Rolle als Fremde in einem Land, in dem es so offensichtlich ist<br />

fremd zu sein. Ich habe viele Freundschaften geschlossen – zu Kenianern und zu anderen<br />

Deutschen, die ich entweder im Rahmen meines Praktikums oder außerhalb der Schule bei<br />

zahlreichen Aktivitäten kennengelernt habe. Gemeinsam, haben wir Kinderheime in Nairobis<br />

Vororten besucht, Wanderungen und Ausflüge unternommen und nicht zuletzt Nairobi, eine<br />

Metropole mit über drei Millionen Einwohnern, erkundet. Ich habe mich trotz der zeitweise<br />

bedenklichen Sicherheitslage in Nairobi nicht einen Moment unsicher oder gar bedroht<br />

12


gefühlt. Stattdessen habe ich versucht, so viel wie möglich von dem Land, der Kultur der<br />

Landschaft und der Mentalität Kenias mitzunehmen und zu lernen. Das ist allerdings nur<br />

möglich, wenn man das Land tatsächlich erkundet. Mit dem Matatu (Kleinbusse mit 14<br />

Sitzen) zu reisen, oder das Boda Boda (Motorradtaxi) zu nehmen, um zum nächsten<br />

Supermarkt zu fahren oder Freunde zu treffen, sind sicherlich nicht die bequemsten und auch<br />

nicht die sichersten Verkehrsmittel, aber die typischsten. Abgesehen davon legen Kenianer<br />

von klein auf, viele Strecken zu Fuß zurück. Bereits Kinder im Vorschulalter laufen mehrere<br />

Kilometer pro Tag zur Schule und zurück. Möchte man Kenia erleben, muss man sich also<br />

anpassen und mit Sicherheit auch mutig sein. Von großem Glück kann ich sprechen, dass ich<br />

Freundschaften mit Kenianern geschlossen habe, die mir viel von ihrer Welt gezeigt haben. Es<br />

ist einfacher als Weißer, insbesondere in Nairobi selbst, wenn man nicht alleine, sondern in<br />

einer Gruppe unterwegs ist. Vielleicht auch deshalb, habe ich mich nie unwohl oder unsicher<br />

gefühlt.<br />

Das Zusammentreffen zweier so unterschiedlicher Kulturen wie der Deutschen und der<br />

Kenianischen, habe ich als zutiefst bewegend empfunden. Der Besuch einer kenianischen<br />

Schule und eines Kinderheims für körperbehinderte Kinder, haben mir gezeigt welche<br />

Möglichkeiten mir mein zukünftiger Beruf als Lehrer gibt. Durch meinen Beruf und meine<br />

Erfahrung einen Teil dazu beizutragen, dass zumindest einigen Kindern der Zugang zu<br />

Bildung und Schule ermöglicht wird, bedeutet mir unheimlich viel. Kenia hat mir gezeigt,<br />

dass ich diesen Weg weitergehen möchte und weiterhin, so oft wie möglich, im Rahmen von<br />

sozialen Projekten mit schulischem oder bildungsrelevantem Bezug, tätig und aktiv sein<br />

möchte.<br />

Das Stipendium des DAAD hat mir ermöglicht diese Erfahrungen in diesem Umfang<br />

zu machen und mir darüber hinaus die einmalige Chance gegeben die Kultur und Geschichte<br />

Kenias, die einmalige Landschaft, Tierwelt und Natur zu erleben und mir mein ganz eigenes<br />

und persönliches Bild von Kenia zu machen. Auch hat es mir ermöglicht ein Kenia zu erleben<br />

wie es wirklich ist - die schönen Seiten aber auch die Schattenseiten des Landes<br />

kennenzulernen. All diese Eindrücke haben mich persönlich geprägt und stärken mich in<br />

meiner weltoffenen und toleranten Persönlichkeit. Ich erachte es als enorme Bereicherung,<br />

diese Eindrücke und Erfahrungen in meine zukünftige Laufbahn als Lehrerin miteinfließen zu<br />

lassen. Die Tatsache, dass ich von Beginn an in alle Entscheidungen bezüglich der Klassen<br />

oder einzelner Schüler miteinbezogen wurde, hat mir einen tiefen Einblick in den Schulalltag<br />

aus Lehrersicht gewährt. Auch, habe ich Einblick bekommen in die „Welt“ der<br />

Auslandsschulen, die aufgrund der spezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Landes immer<br />

etwas „anders“ ist und habe somit eine Laufbahn als Lehrer an Auslandsschulen<br />

13


kennengelernt, die ich für meinen eigenen Werdegang in Betracht ziehe. Das Stipendium des<br />

DAAD, hat mir diese Erfahrungen mit ermöglicht und mich somit in meinem Vorhaben<br />

ungemein unterstützt. Am Ende habe ich erfahren, dass man alles schaffen kann, was man<br />

sich vornimmt.<br />

Ich möchte daher jeden ermutigen ein Praktikum im Rahmen des Schulpraxissemesters oder<br />

in einem anderen Kontext an einer Deutschen Auslandsschule zu wagen. Wie sehr sich dieser<br />

Schritt lohnt erfährt man nur, wenn man ihn wagt!<br />

14


Abschlussbericht zum DAAD-Stipendium im Programm<br />

„Kurzstipendien für Praktika im Ausland, 2014“<br />

Der folgende Bericht beschreibt meinen Aufenthalt an der Deutschen Höheren Privat<br />

Schule in Windhoek, Namibia. Dabei ist er in zwei Teile aufgeteilt, zunächst zum Praktikum<br />

an der Schule selbst und dann zum Leben in Windhoek und alles was man dafür wissen<br />

sollte.<br />

Zum Praktikum:<br />

Im Januar 2013 schrieb ich zum ersten Mal die Deutsche Höhere Privatschule Windhoek<br />

an, um mich für ein Praktikum zu bewerben. Dafür fand ich fast alle Informationen auf der<br />

Website der Schule, alles andere wurde mir soweit es ging per Mail beantwortet. Mitte Juli<br />

2013 bekam ich dann meine Zusage und konnte anfangen mich vorzubereiten. Obwohl ich<br />

ein Jahr dafür hatte, war dies an manchen Stellen doch zu wenig Zeit. Ein Problem war<br />

zum Beispiel das Visum. Was mir leider von der Schule nicht gesagt wurde ist, dass<br />

normalerweise die Schule das Visum beantragen kann. Wie ich von anderen Praktikanten<br />

erfahren habe, hat man selbst dadurch wenig Stress und auch rechtzeitig ein Visum.<br />

Rechtzeitig war mein Visum leider nicht da, da ich es selbst beantragt hatte. Ich habe<br />

Ende Oktober 2013 (also fast ein Jahr vorher) mein Visum bei der Namibischen Botschaft<br />

in Berlin beantragt. Das Workpermit bekam ich dann erst Ende August, ich war also schon<br />

knapp 2 Monate in Namibia. Wie ich trotzdem nach Windhoek einreisen konnte: Nach<br />

vielen Anrufen und Emails sowohl an der Schule, als auch bei der Namibischen Botschaft<br />

wurde mir geraten einfach nach Windhoek zu fliegen. Angeblich sollte ich ohne Probleme<br />

vor Ort ein Touristenvisum bekommen und mich dann dort um mein Arbeitsvisum<br />

kümmern. Natürlich war es dann doch nicht so einfach und ich bekam ein 30-Tage<br />

Touristenvisum erst nach einer langen Diskussion am Flughafen.<br />

Da es gleichzeitig immer um die 15 Praktikanten an der Deutschen Höheren Privatschule<br />

Windhoek gibt, kann ich nur raten sowohl die Fragen an die Zuständige Person der<br />

Verwaltung, als auch an Praktikanten die schon/noch da sind zu schicken.<br />

Nun aber zu meiner Arbeit an der Schule:<br />

Zunächst bekam ich mitgeteilt, dass ab meinem ersten Praktikumstag erstmal eine Woche<br />

Ferien waren. Denn die Lehramtspraktikanten haben immer dann frei, wenn auch die<br />

Schule frei hat.<br />

Als mein Praktikum jedoch dann richtig anfing, wurde ich direkt an der Tür zum<br />

Lehrerzimmer von einigen Kolleginnen freundlich begrüßt und mir das Schulgelände<br />

gezeigt. Insgesamt habe ich einen sehr sympathischen und vor allem hilfsbereiten<br />

Eindruck von dem Kollegium der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek bekommen,<br />

der immer noch anhält.<br />

Um mich mit der Schule und den Lehrern erstmal vertraut zu machen habe ich einen<br />

Stundenplan bekommen und sollte zwei Wochen einfach mit in den Unterricht. Schnell<br />

stellte sich für mich raus, welche Lehrer und Lehrerinnen ich im weiteren Verlauf meines<br />

Praktikums begleiten wollte und welche Stunden ich Änderungen an meinem Stundenplan<br />

ändern wollte. Nach Absprache mit allen Lehrern und Lehrerinnen konnte ich auch den<br />

Plan so verändern wie ich wollte.<br />

Insgesamt bin ich mit 26 Schulstunden an der Schule und jede Woche einen Nachmittag<br />

im Tagesheim bei der Nachmittagsbetreuung eingesetzt.


Anfangs bestand meine Aufgabe darin im Unterricht zu hospitieren, bald änderte sich das<br />

jedoch und ich konnte nach Absprache selbst Stunden halten. Da die Schule gerade in<br />

meiner Anfangszeit Binnendifferenzierung allen Lehrern nahegelegt hat, konnte ich in den<br />

meisten Fächern mit der Lehrkraft eine Gruppen- oder Stufenarbeit durchführen, wobei die<br />

Schüler von uns beiden unterstützt werden konnten. Gerade in meinem Fach Mathematik<br />

bietet sich das sehr gut an.<br />

Während meines Aufenthaltes konnte und werde ich vielen Lehrversammlungen<br />

beiwohnen, da die Schule sich bemüht, allen Praktikanten einen rundum Einblick in das<br />

Leben eines Lehrers zu geben.<br />

Da in Namibia viele Personen mit deutschen Wurzeln leben und insgesamt viele Leute<br />

Deutsch sprechen, war es für mich kein Wunder, dass im Lehrerzimmer die<br />

vorherrschende Sprache Deutsch war. Ab und zu konnte man im Lehrerzimmer auch<br />

Africaans oder ganz selten auch Englisch hören. Jedoch kommt man in vereinzelten<br />

Fällen doch mit Englisch in Kontakt, denn sowohl die Kopierfrau, als in der Cafeteria und<br />

die Putzfrauen sprechen nur Englisch.<br />

Dazu kommt für mich, zwar auch nur vereinzelt, der Unterricht in den Englischen Klassen.<br />

Dieser findet für mich nur in zwei Klassen statt, jedoch würde ich diese auf keinen Fall<br />

eintauschen, denn man kann doch einen großen Unterschied erkennen. Viele der Kinder<br />

in den Englischen Klassen sind aufgeweckter, haben ständig das Bedürfnis zu singen oder<br />

tanzen.<br />

Zum Leben in Windhoek<br />

Glücklicherweise wurde ich direkt vom Flughafen abgeholt und in das Hostel der Schule<br />

gebracht. Alle Praktikanten, die länger an der Schule bleiben, sind in einem alten<br />

Internatsgebäude untergebracht. Das heißt also eine riesige WG voller Jugendlicher. Alle<br />

Probleme, die man sonst mit 2 oder 3 Personen hat, hat man hier mit vielen Leuten.<br />

Zunächst war ich sehr froh, dass alle Praktikanten in einem alten Teil des Hostels der<br />

Schule untergebracht werden. Einerseits besteht der Arbeitsweg aus ca. zwei Minuten,<br />

andererseits ist man nicht in der ersten Zeit in einem fremden Land alleine. Insgesamt<br />

wohnen im Durchschnitt 15 deutsche Praktikanten in der WG, die in den Bereichen<br />

Kindergarten, Vorschule, Grundschule, Schule, Tagesheim und Heim arbeiten.


Andererseits vermisst man durch das sehr deutsche Umfeld (sowohl die Arbeit ist sehr<br />

deutsch als auch die Wohnumgebung) schnell das Gefühl vom „richtigen“ <strong>Afrika</strong>.<br />

Und in der Tat muss man sich etwas anstrengen um <strong>Afrika</strong> zu entdecken.<br />

Keinen falls darf man sich durch die Elektrozäune oder hohen Mauern der Häuser<br />

abschrecken lassen. Sicherlich ist gewisse Vorsicht geboten, wir sind immerhin in einem<br />

Land mit vielen armen Leuten, aber wenn man nur in dem Haus der Schule bleibt, wird<br />

man Namibia nicht kennen lernen. Empfehlenswert ist auf jeden fall ein Besuch des<br />

Capanamarktes (Capana = Straßenessen) in Katutura, dem Township Windhoeks.<br />

Insgesamt gehe ich sehr gerne nach Katutura, zum einen ist das Essen auf den Märkten<br />

wirklich lecker, zum anderen finde ich dort genau das Gefühl im richtigen <strong>Afrika</strong> zu sein.<br />

Die Schule liegt relativ Zentral zum wirtschaftlichen und touristischen Zentrum und nur<br />

wenige Minuten von der Independence Avenue entfernt. In kurzer Zeit ist man in<br />

verschiedene Malls (Einkaufszentren) gelaufen. In diesen Malls bekommt man auch für<br />

7 N$ eine Handykarte und für 200N$ einen Internetstick, denn das WLAN der Schule ist<br />

extrem langsam und für Skype im Normalfall unbrauchbar. (Der Wechselkurs steht<br />

momentan ca bei 1€ ~ 14 N$)<br />

In Namibia ist man sehr auf ein Auto angewiesen. Für uns Praktikanten natürlich ein<br />

Problem. Öffentliche Verkehrsmittel, wie man sie in Deutschland kennt, gibt es hier leider<br />

nicht. Was es hier jedoch gibt sind Taxen und im Vergleich zu Deutschland extrem billig.<br />

Eine Fahrt tagsüber kostet 10 N$ und eine Nachtfahrt 20 N$. Leider sind diese Taxen<br />

jedoch nicht die sicherste Lösung. Es gibt verschiedene Anbieter von privaten Taxen wie<br />

zum Beispiel Daily Cab, das hat aber natürlich auch seinen Preis.<br />

Wenn man die Wahl hat, sollte man sich auch genau überlegen, wann man nach<br />

Windhoek kommt. Ich bin Ende Juni 2014 angekommen und bin Mitten in den<br />

Namibischen Winter gereist. Natürlich ist es tagsüber nicht so kalt und vor allem nass wie<br />

in Deutschland, jedoch unterschätzt man die Nächte und vor allem die Unterkunft. Die<br />

Nächte waren in Windhoek selbst nicht viel kälter als in Deutschland, jedoch besitzt das<br />

Hostel der Schule keine Heizungen, fast keine Isolation und nur eine dünne Decke pro<br />

Person. Deswegen empfehle ich jedem, der in dieser Zeit in Namibia ist, warme Sachen,<br />

einen Schlafsack und vielleicht eine Fließdecke mitzunehmen oder hier zu kaufen.


Jedoch muss man auch dazu sagen, dass gerade Campingausrüstung, vergleichbar zu<br />

deutscher sehr teuer ist. Gute Daunenschlafsäcke findet man hier gar nicht, und auch<br />

Schlafsäcke die bis Minusgrade geeignet sind, sind sehr teuer.<br />

Auf jeden Fall benötigt man dies für Reisen in Namibia. Denn Namibia ist ein Land, das<br />

man wunderbar durch einen Campingurlaub bereisen kann. Für die Ferien hat es wieder<br />

einen Vorteil mit vielen Praktikanten zusammen zu wohnen, denn man hat immer<br />

jemanden zum Verreisen. Im Normalfall mietet man sich hier nämlich ein Auto und fährt<br />

drauf los.<br />

Abschließend kann ich nur sagen, Namibia ist ein Land in das ich immer wieder reisen<br />

würde. Da Namibia früher deutsche Kolonie war, finden Leute mit Heimweh immer wieder<br />

Anschluss zu ihrem Heimatsland. Für mich war diese Erfahrung Anfangs etwas<br />

enttäuschend, es hat aber auch immer alles seine Vorteile.


Bericht über mein Praktikum an der Deutschen Schule<br />

in Pretoria, Südafrika, vom 16.02.- 08.05.2015<br />

1. Die Deutsche Schule in Pretoria<br />

Den Großteil meines Schulpraxissemesters habe ich vom 16. Februar bis zum 8. Mai 2015 in<br />

der Sekundarstufe der Deutschen Schule in Pretoria (DSP), Südafrika, absolviert. Die<br />

Möglichkeit, an einer Deutschen Schule im Ausland zu arbeiten und so das<br />

Auslandsschulwesen sowie die südafrikanische Kultur kennen zu lernen erschien mir sehr<br />

reizvoll und hat mir viele interessante Einblicke gewährt. Die Stadt Pretoria ist kein<br />

touristisches Gebiet sondern wird mit ihrer Nachbarstadt Johannesburg als sozialer<br />

Brennpunkt eingestuft. Ich persönlich empfand es sehr positiv, dort zu leben, wo man nicht<br />

andauernd auf Touristen trifft, sondern in Kontakt mit Einheimischen treten kann.<br />

Meine Wahl fiel aus mehreren Gründen auf die DSP. Zunächst sind auf dem Schulgelände<br />

eine Kinderkrippe, ein Kindergarten, die Grundschule sowie die Sekundarstufe vorhanden.<br />

Diese arbeiten eng zusammen, sodass die Kinder optimal auf ihrem Weg begleitet und<br />

betreut werden können. Ich hatte als Praktikantin die Möglichkeit, mir alle dieser<br />

Einrichtungen anzusehen. Außerdem werden die Klassen an der Deutschen Schule Pretoria<br />

in englische und deutsche Zweige aufgeteilt, und so bot sich mir die Möglichkeit einen<br />

Einblick in das Unterrichten von Sachfächern auf Englisch zu gewinnen. Diese Erfahrung hat<br />

mir gezeigt, dass ich mir eine Ausbildung für bilingualen Unterricht sehr gut vorstellen kann.<br />

Zudem zeigt die Schule enormes soziales Engagement indem sie Schüler aus dem<br />

benachbarten Township Mamelodi auswählt und finanziell unterstützt, sodass diese die DSP<br />

besuchen können. Dazu werden talentierte Kinder samstags an die DSP eingeladen, wo sie in<br />

der sogenannten Samstagsschule in den Fächern Englisch und Mathematik unterrichtet<br />

werden und so einen weiteren Selektionsprozess durchlaufen, um dann hoffentlich in die<br />

Sekundarstufe aufgenommen zu werden.<br />

Des Weiteren legt die Schule großen Wert auf Zusammenhalt und Interkulturalität. Auch zu<br />

ihrer Inklusionsarbeit wurde die Schule bereits ausgezeichnet. Jeden Montag in der ersten<br />

Schulstunde findet die sogenannte Aula statt. Dort berichtet der Direktor, was für die Woche<br />

ansteht, es wird ein Gebet gesprochen, Preise werden verliehen und Schüler führen<br />

beispielsweise Musikperformances auf. Alle knapp 1000 Schüler scheinen diesen<br />

gemeinsamen Start in die Woche zu genießen. Auch im Lehrerzimmer herrschte eine offene<br />

und freundliche Atmosphäre, es wurde sich gegenseitig respektiert und geholfen, was die<br />

DSP in vielerlei Hinsicht zu einer guten Schule mit hervorragendem Arbeitsklima macht.<br />

2. Erfahrungen während des Praktikums<br />

Während meines Praktikums habe ich 130 Stunden bei verschiedenen Lehrern hospitiert und<br />

53 Stunden selbst unterrichtet. Dabei konnte ich viel lernen und meine Präsenz in der Klasse<br />

1


sowie meine Unterrichtsplanung verbessern. Ich unterrichtete in verschiedenen Klassen<br />

verschiedener Klassenstufen, wodurch ich viele verschiedene Einblicke in den Lehrerberuf<br />

bekam. Manche Klassen unterrichtete ich auf Deutsch, andere hingegen auf Englisch. Hierbei<br />

ist zu sagen, dass die meisten Schüler Englisch besser sprechen als Deutsch und daher das<br />

Englischniveau nicht mit dem<br />

einer Schule in Deutschland<br />

zu vergleichen ist. Es wird<br />

daher in beiden Zweigen als<br />

Muttersprache angeboten. Es<br />

gab natürlich kulturelle<br />

Unterschiede zwischen<br />

schwarzen Schülern aus den<br />

Townships, die sich quirlig<br />

verhielten, tanzten, und laut<br />

sprachen und den weißen<br />

Kindern, die zum Teil aus<br />

Deutschland kamen. Auch Abb. 1: Schule im Township Mamelodi (eigene Aufnahme)<br />

wenn sich diese Gruppen an<br />

der Schule nie vollständig vermischten, weil sie auch klassenweise aufgeteilt waren, konnte<br />

manchmal eine Annäherung und interkulturelle Verständigung beobachtet werden.<br />

Ich konnte auch an verschiedenen außerunterrichtlichen Aktivitäten mitarbeiten. Am<br />

sogenannten „Career day“ informierte ich Schüler aus Südafrika über ein mögliches Studium<br />

in Deutschland. Außerdem besuchte ich die für Lehrer angebotenen Trommel- und<br />

Aerobickurse, bei denen ich Kontakte zu Einheimischen knüpfen konnte. Allgemein<br />

gesprochen wurde ich an der Deutschen Schule sehr herzlich aufgenommen und die Lehrer<br />

begegneten mir sehr hilfsbereit und offen.<br />

Wir Praktikanten haben außerdem einen Besuch an den Schulen in Townships gemacht, wo<br />

wir auch Freunden dabei mithalfen ein Tagesheim für eine Hausaufgabenbetreuung<br />

aufzubauen. An den Schulen konnten wir dann die Hintergründe der Schüler, die aus<br />

Townships kommen gut verstehen. Die Schulen sind sehr schlecht ausgestattet und die<br />

Klassengrößen übersteigen oft 50 Schüler, sodass nicht genügend Stühle für alle vorhanden<br />

sind. Der Unterricht an sich besteht dann oft aus bloßen Nachsprechen.<br />

Während der insgesamt dreiwöchigen Ferien und der Wochenenden hatte ich die<br />

Möglichkeit, das Land zu erkunden. So bietet Südafrika verschiedenste Landschaften wie<br />

Berge, Meer oder Wüste in relativ geringer Distanz. Auch die unterschiedlichen kulturellen<br />

Gruppen kann man auf diese Weise kennen lernen. Das Reisen im Mietwagen ist relativ<br />

günstig, außerdem verfügt Südafrika aber auch über ein recht gut ausgebautes (Fern-<br />

)Busnetz. Hostels kosten um die 15-20 Euro/ Nacht und Nahrungsmittel sind zum Teil etwas<br />

günstiger als in Deutschland.<br />

2


3. Leben in Südafrika<br />

Das Leben in Südafrika unterscheidet sich in einigen Punkten von dem in Deutschland.<br />

Zunächst einmal scheinen einem viele Situationen im Alltag einfach chaotischer und<br />

unorganisierter zu sein, was zum einen an<br />

der südafrikanischen Mentalität liegt. Der<br />

Verkehr ist beispielsweise komplett<br />

unorganisiert und recht gefährlich,<br />

oftmals wird auf Ladeflächen mitgefahren,<br />

man schnallt sich nicht an oder hält<br />

mitten auf der Straße an. Viele Autos<br />

haben weder Lichter noch<br />

Nummernschilder. Dies liegt mit an den<br />

wenigen Verkehrskontrollen, bei denen<br />

höchstens nach dem Führerschein, nicht<br />

aber nach der Sicherheit im Wagen Abb. 2: Verkehrsschild (eigene Aufnahme)<br />

gefragt wird. Das nächste Problem des<br />

Landes stellt Korruption dar. Oft lassen sich Polizisten bestechen und lassen Geld in ihre<br />

eigene Tasche wandern. Sie sind in jedem Fall kein Ansprechpartner für Problemsituationen<br />

wie in Deutschland. Seit kurzem hat das Land außerdem Probleme mit sogenanntem „load<br />

shedding“, wobei um Strom zu sparen in bestimmten Vierteln einfach für mehrere Stunden<br />

die komplette Stromversorgung inklusive Ampeln und Bankautomaten lahmgelegt wird.<br />

Ansonsten fällt einem in der Gegend um Pretoria direkt auf, dass es keine Häuser oder<br />

Gebäude ohne Mauern und elektrische Zäune zu geben scheint. Diese Abkapselung der<br />

überwiegend weißen Bevölkerung ist auf die Zeit der Apartheid zurückzuführen. Es werden<br />

Einbrüche und Kriminalität von Seiten der Armen, überwiegend schwarzen Bevölkerung<br />

befürchtet, weswegen man sich zurückzieht. Weiße betreten in der Gegend um Pretoria<br />

extrem selten die Straßen, aus Angst vor Überfällen. Sie fahren mit ihren Autos von<br />

umzäuntem Gebiet zu umzäuntem Gebiet. In den Townships Mamelodi und Soweto, die ich<br />

besuchte, machte ich aber komplett andere Erfahrungen. Von Seiten der schwarzen<br />

Bevölkerung ist kein Hass aufgrund der Zeit der Apartheid mehr zu spüren. Im Gegenteil, als<br />

Weißer Besucher wird man überfreundlich aufgenommen, es wird gelacht und Fotos<br />

gemacht. An sich kann man in den Townships eine sehr freundliche Gemeinschaft antreffen,<br />

die stark zusammenhält, auf den Straßen Musik hört und grillt. Es lohnt sich wirklich, diese<br />

Erfahrung zu machen und mit dem landestypischen Gruß „Sharp sharp!“ auf den Lippen und<br />

einem nach oben zeigenden Daumen ist man sofort willkommen. Natürlich hat das Land<br />

Probleme mit Kriminalität, jedoch sind nicht alle Menschen mit Kriminellen gleichzusetzten<br />

nur weil sie dieselbe Hautfarbe haben. Die Innenstadt Johannesburgs sollte nicht ohne<br />

genaue Informationen über sichere Orte oder ortskundige Begleitung betreten werden.<br />

Wenn man sich ansonsten nicht naiv verhält und keine teuren Besitztümer nach außen trägt,<br />

kann man sich in Südafrika gut bewegen und dadurch in Kontakt mit vielen netten und<br />

3


hilfsbereiten Menschen treten. Die Zeit dort ist wirklich zu schade, um sie hinter Mauern zu<br />

verbringen.<br />

An sich ist Südafrika aber ein buntes Land, das die afrikanische Kultur mit der westlichen<br />

vereint. Man findet sowohl unberührte Landschaft als auch Großstädte, in denen es viel zu<br />

erkunden gibt. Die lokale Tierwelt ist faszinierend und so kann man in den Nationalparks<br />

Elefanten, Giraffen, Nashörner und<br />

vieles mehr in ihrer natürlichen<br />

Umgebung beobachten. Eine Safari darf<br />

deshalb bei keinem Südafrika-Aufenthalt<br />

fehlen.<br />

In Südafrika gibt es elf Nationalsprachen,<br />

wobei man sich mit Englisch überall sehr<br />

gut verständigen kann. Die weiße<br />

Bevölkerung spricht zudem überwiegend<br />

<strong>Afrika</strong>ans und die schwarze<br />

Abb. 2: Zebra im Nationalpark (eigene Aufnahme) verschiedene <strong>Afrika</strong>nische Sprachen wie<br />

Xhosa und Zulu. Auch bei der<br />

Verständigung mit anderen hat Südafrika aber seine Eigenarten. Wenn jemand meint, er<br />

kümmert sich gleich um ein Problem bedeutet das meist das derjenige nichts an diesem<br />

Problem ändern kann oder will, er möchte es nur nicht direkt sagen. Man wird außerdem oft<br />

mit der Floskel „Howzit“, wie geht es dir,<br />

begrüßt. Das bedeutet aber nicht<br />

unbedingt, dass der Gesprächspartner<br />

sich wirklich dafür interessiert wie es<br />

einem geht.<br />

Die südafrikanische Küche besteht<br />

traditionell aus Pap, einem Maisbrei und<br />

Gemüse. Dazu wird eventuell Fleisch<br />

serviert. Ein spezielles Trockenfleisch,<br />

welches zum Teil aus Straußen- oder<br />

Antilopenfleisch zubereitet wird, nennt Abb. 4: <strong>Afrika</strong>nische Rundhütte (eigene Aufnahme)<br />

man hier Biltong. Ansonsten finden sich<br />

auch indische Einflüsse wie Currys, Samosas und das berühmte „Bunny chow“, Curry um<br />

Brot in der südafrikanischen Esskultur. Chutney ist ein weiterer Bestandteil vieler<br />

Lebensmittel, wie auch der scharfen Gemüsepaste „Chakalaka“.<br />

Alles in allem ist Südafrika ein sehr sehenswertes Land, vor allem wenn man sich abseits der<br />

typischen Touristenpfade bewegt und auch die Gegend außerhalb von Kapstadt besucht. Die<br />

Menschen sind offen und hilfsbereit und so vielfältig wie das Land selbst. Natürlich birgt das<br />

Land auch Gefahren, welche man aber vermeiden kann sobald man über sie Bescheid weiß<br />

und sich gewissenhaft verhält. Mich hat meine Zeit hier sehr bereichert und ich würde mich<br />

freuen, eines Tages wieder nach Südafrika zu reisen.<br />

4


Abschlussbericht<br />

Ich habe vom 22.01.15-27.03.15 ein Praktikum an der Grundschule der<br />

Internationalen Deutschen Schule Kapstadt (DSK) absolviert. Im Folgenden möchte<br />

ich zum einen das Praktikum an sich und zum anderen meine Lebenswelt außerhalb<br />

des Praktikums inklusive Tipps für zukünftige Praktikanten schildern.<br />

Praktikum<br />

Zunächst zu dem Praktikum an sich. Wir waren insgesamt zehn Praktikanten an der<br />

DSK, wobei jeweils die Hälfte in der Grund- bzw. Sekundarstufe eingesetzt war.<br />

An der Grundschule ist es generell so, dass die Praktikanten einer Klasse zugeteilt<br />

werden. Während meines Praktikums war ich hauptsächlich in der 4a eingesetzt. Das<br />

ist die Klasse der Schulleitung. Der Unterricht ging von 8 Uhr bis 12:30 Uhr. Bis auf<br />

den Englisch- und Religionsunterricht war ich in allen anderen Stunden in meiner<br />

Klasse. Danach gab es eine Mittagspause (35 Minuten). Den Praktikanten wurde das<br />

ausgesprochen leckere Essen in der Mensa gratis zur Verfügung gestellt.<br />

Neben dem Einsatz in der Klasse wurden alle Grundschulpraktikanten zwei Mal in<br />

der Woche auch in der Nachmittagsbetreuung eingesetzt, welche nach der<br />

Mittagspause begann. Diese bestand aus der Hausaufgabenbetreuung und einer<br />

anschließenden Aufsichtsfunktion. Somit hatten wir entweder um 13:05 Uhr oder um<br />

16 Uhr Schluss. Im Anschluss habe ich jedoch häufig noch Unterricht vorbereitet.<br />

Meine Tätigkeiten in der 4a bestanden darin zu hospitieren – obwohl das im<br />

Verhältnis zu anderen Praktika in Deutschland einen verhältnismäßig geringen Anteil<br />

ausmachte –, zu unterrichten (in Deutsch, Mathe, Sachunterricht, einschließlich der<br />

Unterrichtsvorbereitung) sowie den Unterricht zu begleiten (als Ansprechperson für<br />

die Schülerinnen und Schüler (SuS), v.a. während der Wochenplanarbeit). Die<br />

Vorbereitung, Unterrichtsdurchführung und Nachbereitung verliefen sehr<br />

selbstständig. Ich habe sowohl geplant als auch sehr spontan unterrichtet.<br />

Grundsätzlich gab es in der 4a eine klare Struktur: die SuS haben in der jeweils<br />

letzten Klassenlehrerstunde jeden Tages ihren Wochenplan für Deutsch, Mathe und<br />

Sachunterricht bearbeitet, welcher Anfang der Woche nach Vergleichen des alten<br />

Wochenplans ausgeteilt worden ist. Ebenso gab es eine feste Bibliotheksstunde, wo<br />

den SuS in der Bibliothek ein Buch vorgelesen worden ist sowie einen<br />

Gesprächskreis – zu Beginn und am Ende der Woche, um erlebtes am Wochenende<br />

1


oder den Verlauf der Woche zu besprechen. Die übriggebliebenen Stunden wurden<br />

für Einführungsstunden, Wiederholungen und weiteren Unterricht genutzt. Ich habe<br />

beispielsweise Unterricht zu den Wortarten, zu den Planeten und unserem<br />

Sonnensystem, zu Sexualkunde, zu großen Zahlen und dem Millionenraum gemacht.<br />

Da die Mathe-, Deutsch- und Sachunterrichtbücher inhaltlich aufeinander abgestimmt<br />

waren (z.B. Leben in der Welt) gab es zudem viele Gelegenheiten für einen<br />

fächerübergreifenden Unterricht.<br />

Der sehr helle und geräumige Klassenraum der 4a war – wie alle anderen Räume<br />

auch – mit einem Whiteboard und einer Tafel ausgestattet. Im hinteren Teil des<br />

Klassenraums befand sich ein großer Teppich, der sich für die Erzählkreise<br />

besonders gut eignete. Genauso wie der Klassenraum, ist die ganze DSK sehr gut<br />

ausgestattet (Sportfeld, Turnhalle, Tennisplätze, Schwimmbecken etc.).<br />

Klassenraum der 4a<br />

Außerdem hat während meines Praktikums das Schwimm- und Sportfest<br />

stattgefunden. Zudem war ich mit auf der 3-tägigen Klassenfahrt nach Soetwater (ca.<br />

eine Stunde von Kapstadt entfernt) mit allen drei vierten Klassen. Hier wurde den<br />

SuS ein tolles pädagogisches Programm geboten.<br />

Trotz des hauptsächlichen Einsatzes in der 4a kam es vor, dass ich in anderen<br />

Klassen Vertretungsunterricht gegeben habe. Die ersten zwei Wochen des Terms<br />

hatten zwei andere Grundschulpraktikanten und ich zudem das Fehlen einer<br />

Lehrkraft aufgrund von Visumproblemen selbstständig zu bewerkstelligen.<br />

2


Während des Praktikums habe ich wertvolle, praktische Erfahrungen für meine<br />

zukünftige Lehrtätigkeit und mein Referendariat, welches im Mai beginnen wird,<br />

gesammelt. Gerade der viele, teils auch sehr spontane und fächerübergreifende und<br />

fachfremde, Einsatz und das wenige Hospitieren haben mir gefallen – wenn auch die<br />

Betreuung und das konstruktive, didaktische Feedback zu dem eigenen Unterricht<br />

teils fehlten.<br />

Lebenswelt außerhalb des Praktikums<br />

Nun zu dem Leben außerhalb des Praktikums in Kapstadt.<br />

Zunächst einmal zu meiner Unterkunft: das Blencathra Guesthouse (4 Cambridge<br />

Avenue, Tamboerskloof), welches nur einen Katzensprung von der DSK entfernt ist<br />

und die Unterkunft von weiteren vier Praktikanten an der DSK und vielen weiteren<br />

Praktikanten (z.B. Jura- und Medizinstudenten) war. Während meiner Zeit im<br />

Blencathra kamen dort v.a. Deutsche unter. Die obere Etage ist für „long-stayers“<br />

(ca. 12), die untere für Touristen vorgesehen. In der oberen Etage gibt es zwei<br />

Einzelzimmer. Alle anderen sind Zwei- bis Vierbettzimmer. Ich habe mir das Zimmer<br />

mit einer anderen Praktikantin der DSK geteilt und 150 R/Nacht bezahlt. Meine<br />

Unterkunft würde ich weiterempfehlen. Allerdings sollte man sich darüber bewusst<br />

sein, dass es dort wenig Privatsphäre gibt, die Küche nicht immer sauber ist und<br />

Charles und Gilian (die Besitzer) mit im Haus wohnen und teils nicht durchschaubare<br />

Regeln haben bzw. spontan aufstellen, an die man sich zu halten hat. Ebenso kam<br />

es während meiner Zeit zu einer Überbuchung und aus Zweibettzimmern werden<br />

Dreibettzimmer gemacht, was teilweise beengend ist. Allerdings ist die Lage für ein<br />

Praktikum der DSK ideal, man kommt schnell und viel in Kontakt mit Gleichaltrigen<br />

und das Haus bietet eine herrliche Aussicht über Kapstadt.<br />

Ansonsten habe ich jeden Tag nach getaner Arbeit (teilweise saß ich aufgrund von<br />

Unterrichtsvorbereitungen auch noch länger in der Schule) und auch am<br />

Wochenende v.a. etwas mit den Praktikanten, weiteren Bewohnern des Blencathras<br />

und anderen Bekanntschaften unternommen. Wir sind zu Stränden gefahren (Camps<br />

Bay, Clifton, Ldadno, Hout Bay, Bloubergstrand, Nordhoek), haben die zahlreichen<br />

Märkte besucht (Hout Bay Market, Old Biscuit Mill, Greenmarket, Farmers Market),<br />

zahlreiche Braais (Grillabend) veranstaltet, waren bei einem Rugbyspiel, waren auf<br />

der Longstreet (die Partymeile) feiern, haben Festivals besucht, haben eine<br />

Winetasting-Tour in die Region um Stellenbosch unternommen, sind zum Kap der<br />

3


guten Hoffnungen gefahren, waren wandern (Lion’s Head, Tafelberg, Devil’s Peak,<br />

Crystal Pools) u.v.m..<br />

Bloubergstrand<br />

Long Beach in Nordhoek<br />

Greenmarket – ideal für Mitbringsel<br />

Farmers Market – immer samstags<br />

Blick vom Tafelberg auf Kapstadt<br />

Kapstadt und die Umgebung bieten sehr viele Möglichkeiten. Empfehlenswert ist<br />

dafür in jedem Fall ein Auto bzw. jemand, der ein Auto hat, wo man mitfahren kann.<br />

Für kurze Strecken haben wir auch viel Taxis/Ubers (über die App – sehr zu<br />

empfehlen) genutzt, die im Verhältnis zu deutschen Preisen billig sind. Bei etwas<br />

4


längeren Strecken empfiehlt es sich mit Taxis vor Abfahrt einen Festpreis<br />

auszuhandeln. Auf die Busse ist nicht allzu viel Verlass, aber wenn man geduldig ist,<br />

führen auch diese zum Ziel - sofern es auf der Strecke liegt (das Bushaltesystem ist<br />

nicht sehr gut ausgebaut).<br />

In Bezug auf die Sicherheitslage in Kapstadt: Mir persönlich ist nichts passiert.<br />

Allerdings habe ich viel von Diebstählen mitbekommen (sowohl durch Erzählungen<br />

als auch direkt vor Ort). Man sollte immer gut auf seine Sachen und seine Tasche<br />

aufpassen und diese nicht offensichtlich in Situationen, wo man sich selbst nicht allzu<br />

wohl fühlt, herausholen. Trotzdem erschien mir Kapstadt im Vergleich zu anderen<br />

südafrikanischen Städten sicherer. Aber Vorsicht ist geboten. Wir sind sobald es<br />

dunkel wurde nicht mehr alleine und auch nicht in Gruppen (außer auf der<br />

Longstreet) herumgelaufen.<br />

Kapstadt ist meiner Ansicht nach eine sehr spannende, vielfältige, interessante und<br />

im Vergleich zu anderen südafrikanischen Städten hübsche Stadt, in der man eine<br />

tolle Zeit verbringen kann.<br />

Mein Gesamtfazit für meine Zeit in Südafrika fällt entsprechend positiv aus. Sowohl<br />

im Praktikum als auch in der Zeit außerhalb des Praktikums habe ich viele<br />

Erfahrungen sammeln können, musste mich mit neuen Situationen<br />

auseinandersetzen, habe viel über mich selbst gelernt und konnte mich<br />

weiterentwickeln. Ich danke dem DAAD, dass er mich dabei finanziell unterstützt hat,<br />

was mir vieles erleichtert hat.<br />

5


Die Deutsche Internationale Schule Kapstadt<br />

Die Deutsche Internationale Schule Kapstadt gilt als bilinguale Schule an der ca. 840<br />

Schüler/innen unterrichtet werden. Die Grundschule ist durchgehend dreizügig und<br />

die Mittelstufe vierzügig mit zwei deutschsprachigen und zwei englischsprachigen<br />

Klassen. Allein die Lage unterhalb des Lion’s Head macht die Schule einzigartig. Bis<br />

zum letzten Tag war die Panoramaaussicht über Kapstadt für mich beeindruckend.<br />

Ich absolvierte mein Praktikum im 2. Quartal 2015 von April bis Juni im Bereich der<br />

Grundschule. Am ersten Tag bekamen wir eine Führung durch die Schule und<br />

anschließend wurde ich einer dritten Klasse zugeteilt, die ich über einen Zeitraum<br />

von neun Wochen begleitete. An der DSK beginnt der Unterricht 8.00 Uhr und zwei<br />

Unterrichtsstunden dauern 80 Minuten an. Bis 12.30 Uhr hospitierte ich im Unterricht<br />

oder wurde selber aktiv. Danach konnten die Praktikanten von Montag bis<br />

Donnerstag kostenfrei in der „Linga Longa Caféteria“ Mittag essen. Das Essen wurde<br />

täglich frisch zubereitet und war zusammen mit dem Salatbuffet und einem kleinen<br />

Nachtisch immer ausreichend. Als Grundschulpraktikantin war ich ebenso in der<br />

Nachmittagsbetreuung eingeteilt. Dort erledigen die Schüler/innen der Klassen 1 bis<br />

4 von 13.00 Uhr bis 13.45 Uhr ihre Hausaufgaben, bei denen wir sie betreuen.<br />

Danach können sie sich entweder auf dem Schulhof, dem Spielplatz oder im<br />

Spieleraum aufhalten. Meine Aufgabe war es in dieser Zeit Aufsicht zu halten und<br />

darauf aufzupassen, dass nicht gegen vereinbarte Regeln verstoßen wurde.<br />

In der 3. Klasse unterstützte ich die Klassenlehrerin und die Fachlehrerinnen in ihren<br />

Unterrichtsstunden, indem ich den Schülern individuelle Hilfestellungen gab, deren<br />

Hausaufgaben kontrollierte und Kopien von Arbeitsblättern anfertigte. Nach circa drei<br />

Wochen hielt ich meine ersten Mathematikstunden. In Musik plante ich eine<br />

vierstündige Unterrichtseinheit zum Thema „Mittelalter“, die ich in allen dritten<br />

Klassen unterrichtete. Ab und zu vertrat ich die Lehrerinnen, welche kurzfristig<br />

erkrankten. Gegen Ende behandelte ich mit meiner Klasse im Fach Deutsch noch<br />

das Thema „Märchen“. Während meiner Zeit an der Schule fanden viele spannende<br />

Projekte statt. Einen Tag bereiteten wir ein gesundes Frühstück vor, im<br />

Sachunterricht bauten wir Fahrzeuge mit denen wir schlussendlich ein Rennen<br />

veranstalteten und nach intensiver sportlicher Vorbereitung gab es am Ende noch<br />

einen „Völkerball-Spieletag“.


Mein Ziel während des Praktikums war es außerdem, einen genauen Titel und viele<br />

Informationen für meine bevorstehende wissenschaftliche Hausarbeit zu finden.<br />

Zufällig wurde bei der Lehrervollversammlung in der zweiten Woche das Thema<br />

„Inklusion“ angesprochen, was die Grundlage für meine Abschlussarbeit sein wird.<br />

Die Schule befindet sich mit dem inklusiven Unterricht in den Anfängen. In diesem<br />

Schuljahr wurde der erste Versuch gemacht, einen lernbehinderten Schüler in eine<br />

zweite Klasse zu integrieren, wobei dieser einer vollzeitliche Extrabetreuung im<br />

Unterricht bekommt. Ich nahm ebenso an einem Inklusionsworkshop teil, der für die<br />

Grundschullehrer/innen angeboten wurde.<br />

Einen Samstag fuhr ich mit nach Masiphumelele ins „Hokisa“ Kinderheim für AIDSkranke<br />

Kinder und Kinder, deren Eltern an dem HIV-Virus verstorben sind. Dort<br />

bastelten wir Drachen und Fingerhüte.<br />

Um auch einen Einblick in die Projekte der höheren Klassen zu bekommen, schaute<br />

ich mir ein inszeniertes „Faust“ Theater an und die „Poetry-Slams“ der neunten bis<br />

elften Klassen.<br />

Das Praktikum verschaffte<br />

mir viele neue Erfahrungen<br />

als<br />

angehende<br />

Förderschullehrerin. Im<br />

Förderbereich Sprache<br />

konnte ich meine im<br />

Studium erworbenen<br />

Kenntnisse vielseitig<br />

anwenden, da die<br />

Grundschüler<br />

oft<br />

Schwierigkeiten im<br />

grammatischen und lexikalischem Bereich der deutschen Sprache hatten. Viele<br />

sprechen im Alltag englisch und lernen deutsch als Zweitsprache. Im Laufe der<br />

Praktikums fiel es mir immer leichter, eine gut strukturierte Stunde in einer neuen<br />

Klasse zu halten, wenn ich spontan eine Vertretungsstunde übernehmen musste.<br />

Ich konnte feststellen, dass ich in dieser Hinsicht auch viel selbstständiger und<br />

geduldiger geworden bin.


Die Lebenswelt in Kapstadt<br />

Ich lebte während meines Praktikums in einer WG nur 700 Meter von der Schule<br />

entfernt. Die deutschsprachigen Besitzer sorgten von Anfang bis Ende meines<br />

Aufenthaltes in Südafrika dafür, dass ich mich sehr wohl fühlte. Die multikulturelle<br />

und vielseitige Stadt faszinierte mich jeden Tag aufs Neue. Die Offenheit der<br />

Menschen brachte mir jeden Tag gute Laune. Durch die WG lernte ich gleich andere<br />

Praktikantinnen der Deutschen Schule Kapstadts kennen, mit denen ich täglich<br />

unterwegs war.<br />

In der Innenstadt erreichten wir vieles zu Fuß. Andernfalls bot sich aber auch der<br />

MyCitiBus an, welcher sehr kostengünstig ist und regelmäßig fährt. Durch das neue<br />

Bussystem muss man nur noch eine Chipkarte mit Geld aufladen und diese wird<br />

beim Ein- und Aussteigen gescannt und<br />

abgebucht.<br />

Die ersten Tage waren noch ziemlich<br />

warm und wir genossen die Sonne in<br />

Camps Bay, Clifton und am Sunset<br />

Beach, an drei wundervollen Stränden.<br />

Eine Wandertour auf den Lion’s Head<br />

und auf den Tafelberg (bestenfalls von<br />

Kirstenbosch aus) ist ein Muss. Wer abends dann aber doch schon ziemlich<br />

geschafft ist, der kann auf den Signal Hill fahren und einen wundervollen<br />

Sonnenuntergang erleben. Sehr zu empfehlen sind die Samstagsmärkte, die von 9<br />

Uhr bis 2 Uhr geöffnet sind. Zum einen der Neighbourgoodmarket in Woodstock und<br />

zum anderen der Oranjezichtmarket in der Upper Orange Street. Es gibt liebliches<br />

und herzhaftes Essen aus aller Welt, frisch zubereitet und die Atmosphäre wird mit<br />

Musik aufgelockert.<br />

Meine Mitbewohnerinnen und ich<br />

liehen uns für einen Monat ein Auto,<br />

um die Umgebung um Kapstadt zu<br />

entdecken. Richtung Norden liegen die<br />

Sanddünen von Atlantis, auf denen wir<br />

lang spazierten und wo auch<br />

Sandboarding möglich ist. Die Kaptour


über die Pinguinstadt Simon’s Town, zum Kap der guten Hoffnung und zurück über<br />

den Chapmen’s Peak sollte unbedingt als ein Tagesausflug geplant werden. Weiter<br />

im Landesinneren befinden sich Stellenbosch und Franschhoek, zwei idyllische<br />

Weinstädtchen, wo man sich vorher kleine Routen zur Weinverkostung planen kann.<br />

Für die Surfer unter euch oder die, die es mal ausprobieren wollen, kann ich den<br />

Strand in Muizenberg, ca. 45min von Kapstadt entfernt, empfehlen. Für weniger als<br />

100 Rand kann man sich dort ein Surfboard und einen Neoprenanzug ausleihen und<br />

1,5 Stunden lang surfen. Eine längere Tour lohnt sich auch an der Küste entlang<br />

Richtung Hermanus. Wenn man Glück hat, kann man dort zur richtigen Zeit (meist<br />

zwischen Juni und September) den ein oder anderen Wal sichtigen. Auf der<br />

Bootsrückfahrt von Robben Island entdeckten wir ganz zufällig Delfine, die<br />

minutenlang aus dem Wasser sprangen.<br />

Wem der Krüger Nationalpark zu weit entfernt ist, aber trotzdem Interesse an einer<br />

Safaritour hat, kann sich eine Zweitagestour im Wildschutzgebiet Inverdoorn buchen.<br />

Ab 130€ bekommt man dort eine<br />

Übernachtung all inclusive<br />

zusammen mit einer Abend- und<br />

Sonnenaufgangssafari.<br />

Eine rote oder blaue Bustour in<br />

und um Kapstadt bietet auch sehr<br />

viel Sehenswertes. Wir<br />

kombinierten diese mit einer<br />

Weinverkostung,<br />

einer<br />

Besichtigung der botanischen Gärten in Kirstenbosch und einer geführten<br />

Townshiptour durch Imizamo. Lasst euch durch die besagte Kriminalität nicht<br />

einschüchtern! Wenn man selbstsicher durch die Stadt geht, keine teuren<br />

Wertsachen offen vor sich trägt , unbelebte kleine Gassen meidet, das Auto von<br />

innen immer abschließt und abends nicht allein durch Kapstadt schlendert, kann aus<br />

meiner Erfahrung heraus nichts passieren.


Kleine Insidertipps<br />

• Als kleines Café kann ich „The Kitchen“ empfehlen, ein kleines alternatives<br />

Plätzchen, wo man sehr gut Mittagessen kann. Die Frauen kreiieren täglich 20<br />

extravagante Salate und sind sehr herzlich.<br />

• Montags und dienstags bekommt man für nur 45 Rand einen Film im LabiaKino<br />

(ein etwas kleines alternativeres Kino) zu sehen und kann vorher ins SocietiBistro<br />

Pasta essen gehen. Dort gibt es übrigens auch das beste Brot, was wir hier<br />

gegessen haben.<br />

• In der DeLorentz Street findet jeden Mittwoch ein kostenloses Wine-Tasting statt,<br />

zu dem man sich eine leckere Käse- oder Wurstplatte servieren lassen kann.<br />

• Die Noon-Gun ist eine Kanone, welche bis auf Sonntag jeden Tag um 12 Uhr<br />

abgeschossen wird. Ein Mann erklärt kurz vorher die damalige Bedeutung für die<br />

Schiffe. Achtung, Ohren zu halten!<br />

• Vom Green-Market-Square werden kostenlose Stadtführungen angeboten. Ein<br />

Mann läuft mit einem gelben Regenschirm um den Platz, um darauf aufmerksam<br />

zu machen. 11 Uhr beginnt eine Tour um den Companys Garden und 14 Uhr geht<br />

es in das bunte Islamviertel BoKaap, was unbedingt einen Besuch wert ist.<br />

• Wer Burger liebt, sollte an einem<br />

Montag rechtzeitig im Gibsons in<br />

der Victoria Mall an der Waterfront<br />

zum Burgerspecial „zwei für einen“<br />

bereitstehen.<br />

• Bei LoadShedding hat es uns hin<br />

und wieder in die Pizzeria DaVinci<br />

in der LoopStreet verschlagen. Dort<br />

gibt es glücklicherweise einen<br />

Pizzaofen, der keinen Strom braucht.<br />

In den 2,5 Monaten meines Auslandspraktikums hatte ich genügend Zeit, viele neue<br />

Erfahrungen als angehende Lehrerin an einer deutschen Schule zu sammeln und<br />

nebenbei auch Kapstadt und andere Ecken Südafrikas zu entdecken.<br />

Es war eine überragende Zeit!


Das Praktikum<br />

Mein Praktikum an der Grundschulzweigstelle der Deutschen Schule Kapstadt<br />

Vom 27.7.15 bis zum 2.10.15 absolvierte ich ein zehnwöchiges Praktikum an der<br />

Grundschulzweigstelle Tygerberg/Parow der Deutschen Schule Kapstadt. Der Unterricht<br />

begann täglich um 8 Uhr und endete um 12:30 Uhr. Hieran schloss sich eine<br />

Nachmittagsbetreuung einschließlich einer Hausaufgabenstunde an. Dort arbeitete ich täglich,<br />

außer freitags, bis 14:30 Uhr mit.<br />

Zu meinen Aufgaben als Praktikantin gehörte es, in allen Unterrichtsfächern zu hospitieren. In<br />

den Arbeitsphasen half ich den Kindern bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben. Bei größeren<br />

Schwierigkeiten nahm ich die Kinder einzeln aus dem Unterricht und erarbeite mit ihnen<br />

gemeinsam die Aufgabenstellung. Mit zwei Schülern der dritten Klasse führte ich zweimal<br />

wöchentlich eine Einzelförderung durch. Hierbei handelte es sich im ersten Fall um eine<br />

Förderung im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Gemeinsam lasen wir deutsche Bücher, um<br />

den Wortschatz zu erweitern, übten Grammatikregeln und Textgestaltung. Unser gemeinsames<br />

Projekt bestand in der Ausarbeitung einer Buchvorstellung zum „Räuber Hotzenplotz“ von<br />

Otfried Preußler. Der zweite Schüler hatte eine diagnostizierte Lese-Rechtschreib-Schwäche.<br />

Aufgrund dessen übten wir gemeinsam Rechtschreibregeln und lasen Texte, um das<br />

Textverständnis zu verbessern und um seine generelle Motivation für die deutsche Sprache zu<br />

steigern.<br />

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase durfte ich dann alleine unterrichten. Regelmäßig<br />

leitete ich den Deutsch- und Sachunterricht der dritten Klasse. Im Sachunterricht führten wir<br />

eine Unterrichtsreihe zum Thema Mittelalter durch. Innerhalb dieser Reihe bauten wir ein<br />

Modell einer Burg nach. Außerdem formulierten die Schülerinnen und Schüler zu Beginn<br />

Fragen, die sie gerne beantwortet haben wollten. In einer der späteren Stunden wurden diese<br />

Fragen an die Kinder verteilt und jeder bereitete einen kleinen Vortrag zu seiner Frage vor. Hier<br />

ging es zum Beispiel darum, was die Ritter aßen oder ob die Kinder im Mittelalter auch zur<br />

Schule gingen. Auch in der ersten Klasse übernahm ich immer wieder Unterrichtsstunden in<br />

den Fächern Deutsch, Mathe, Sachunterricht und Religion. Unter anderem führte ich den Laut<br />

„sp“ im Deutschunterricht ein, in Mathe beschäftigten wir uns mit Zahlenmauern.


Bei der Grundschule, an der ich mein Praktikum machte, handelte es sich um eine sehr kleine<br />

Schule mit insgesamt 38 Schülern, aufgeteilt auf vier Klassen, und drei Lehrerinnen. Dreimal<br />

in der Woche kam zudem eine Englischlehrerin sowie einmal wöchentlich eine<br />

Sonderpädagogin. Aufgrund der fast familiären Atmosphäre in der Schule fühlte ich mich dort<br />

von Anfang an sehr wohl und ich durfte viele Aufgaben übernehmen. Diese Tatsache machte<br />

das Praktikum in Kapstadt für mich zu einer sehr wertvollen Erfahrung, die mich auf meinem<br />

Weg zum Beruf der Lehrerin sehr bereichert hat.<br />

In den letzten Wochen meines Praktikums bereiteten sich alle SchülerInnen und die<br />

Lehrerinnen auf das Frühlingstheater vor. Hierzu studierten alle vier Klassen jeweils ein kleines<br />

Theaterstück zum Thema Vögel ein. Meine Aufgabe bestand darin, mit den einzelnen Kindern<br />

Texte zu üben, Requisiten zusammen zu stellen und beim Basteln der Dekoration zu helfen.<br />

Am Tag der Aufführung war ich für Licht und Musik zuständig, außerdem half ich den Kindern<br />

beim Anziehen der Kostüme.<br />

Leben in Kapstadt<br />

Während meines zwölfwöchigen Aufenthalts in Kapstadt wohnte ich in einer Gastfamilie, die<br />

mir die Schule vermittelt hatte. Innerhalb der Familie wurde sowohl Deutsch als auch Englisch<br />

gesprochen. Die Tochter der Gastfamilie besuchte die Schule, an der ich Praktikantin war. Mein<br />

Gastvater brachte uns jeden Morgen zur ca. 20km entfernten Schule und nachmittags holte uns<br />

meine Gastmutter wieder ab. Ohne diesen Fahrservice wäre ich nicht zur Schule gekommen,<br />

da das Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln in Südafrika nicht gut ausgebaut ist. Es gibt zwar<br />

ein Busnetz, das man nutzen kann, um beispielsweise ins Stadtzentrum zu fahren. Da ich<br />

allerdings in einem Vorort wohnte und auch die Schule in einem anderen, weit entfernten<br />

Vorort lag, gab es dazwischen keine Busverbindung. Dementsprechend war ich immer darauf<br />

angewiesen, dass mich jemand mit dem Auto mitnahm.<br />

Ich bin sehr froh, dass ich in einer Gastfamilie leben durfte. Denn meine Gastfamilie hat mich<br />

von Anfang an herzlich aufgenommen und ins Familienleben integriert. Ich durfte gemeinsam<br />

mit ihnen essen und an Familienausflügen teilnehmen. So lernte ich schnell die Kultur des<br />

Landes kennen und hatte nicht nur mit Deutschen, sondern auch mit Einheimischen zu tun.<br />

Außerdem konnte ich mich mit persönlichen Problemen immer an meine Gasteltern wenden<br />

und sie hatten viele Tipps für mich zum Thema Sicherheit. Denn die Sicherheitslage ist ganz<br />

anders als man es aus Deutschland kennt. Zwar hat Kapstadt im Vergleich zum Rest des Landes<br />

eine relativ niedrige Kriminalitätsrate. Trotzdem sollte man bestimmte Dinge beachten.<br />

Beispielsweise wurde mir davon abgeraten, nach Einbruch der Dunkelheit noch alleine draußen<br />

herum zu laufen. Zu groß ist die Gefahr, ausgeraubt zu werden. Aber auch tagsüber kann dies<br />

passieren, weswegen man besser keine größeren Summen Bargeld oder Wertsachen bei sich<br />

tragen sollte. Mir wurde davon abgeraten, mit den sogenannten Taxibussen zu fahren. Das sind


Minibusse, die von Hauptverkehrspunkten aus zu verschiedensten Orten in und außerhalb der<br />

Stadt fahren und sehr günstig sind. Jedoch sind sie häufig nicht sehr sicher und die Fahrer dieser<br />

Taxis haben nicht immer einen Führerschein. Freunde haben mir erzählt, dass es sogar passieren<br />

kann, dass während der Fahrt die Tür des Taxis aus den Angeln fällt. Sehr zu empfehlen sind<br />

hingegen die „MyCiti“ Busse. Diese gibt es seit der Fußballweltmeisterschaft 2010. Das Netz<br />

ist relativ gut ausgebaut und während der Fahrt in diesen Bussen habe ich mich immer sehr<br />

sicher gefühlt. Wenn man abends unterwegs ist, sollte man für den Weg nach Hause ein Taxi<br />

von einem der privaten Taxiunternehmen benutzen. Die sind zwar deutlich teurer als die<br />

Taxibusse, aber dafür sicherer.<br />

Neben meiner sehr netten Gastfamilie habe ich mich auch deswegen sehr schnell wohl gefühlt<br />

in Kapstadt, da ich während meines Aufenthalts in einer Frauenfußballmannschaft bei mir im<br />

Ort gespielt habe. So habe ich schnell viele einheimische Mädels kennen gelernt und auch einen<br />

Teil meiner Freizeit mit ihnen verbracht. So habe ich einen guten Einblick darin bekommen,<br />

wie die Einheimischen in diesem Land leben und ihre Freizeit verbringen. Ich habe die<br />

Südafrikaner als sehr offen und herzlich kennen gelernt. Wenn ich zur Begrüßung gefragt<br />

wurde, wie es mir gehe, steckte hinter dieser Frage stets ehrliches Interesse und keine<br />

Höflichkeitsfloskel. In diesem Land Fußball spielen zu können war für mich eine tolle<br />

Erfahrung und hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ohne meine Mannschaft hätte ich wohl nicht<br />

so schnell Anschluss in Kapstadt gefunden.


DAAD Abschlussbericht<br />

Sophie Deutscher<br />

Kurzstipendium für Praktika an Deutschen Schulen im Ausland<br />

13. April – 12. Juni 2015<br />

Deutsche Internationale Schule Kapstadt


Sophie Deutscher<br />

DAAD Abschlussbericht – Kurzstipendium für Praktika an Deutschen Schulen im Ausland<br />

1<br />

Being part of the DSK<br />

Knapp ein Jahr vor Beginn meines Praktikums bewarb ich mich eigenständig bei der<br />

Deutschen Internationalen Schule Kapstadt. Generell sollte man für einen Auslandsaufenthalt<br />

ungefähr ein Jahr Zeit einplanen für die genaue Planung, Schreiben diverser Bewerbungen,<br />

Beantragung von Visum und Fördergeldern, Wohnungssuche und vieles mehr. Nach der<br />

Zusage durch die DSK konnte ich weitere Vorkehrungen treffen, wie die Beantragung der<br />

Anerkennung des Praktikums für mein Studium, Beantragung eines Urlaubssemesters,<br />

Abschließen einer geeigneten Langzeitauslandskrankenversicherung und ähnliches. Mein<br />

Ansprechpartner bei der DSK stand mir bei Fragen immer hilfsbereit zur Seite. Die<br />

Wohnungssuche kann sich von Deutschland aus etwas schwierig gestalten. Hierbei war die<br />

Schule insofern hilfsbereit, indem sie Namen und Adressen von Familien und günstigen<br />

Gasthäusern zur Verfügung stellte, die früher einmal Praktikanten aufgenommen haben. Hier<br />

wurde ich auch fündig und hatte meine Unterkunft schon vor Abreise in Deutschland sicher.<br />

An meinem ersten Praktikumstag, der gleichzeitig auch der erste Schultag des 2. Terms des<br />

Schuljahres war, wurde ich herzlich willkommen geheißen. Gemeinsam mit den anderen<br />

Praktikanten dieses Terms wurde ich durch den praktikumsbetreuenden Lehrer begrüßt. Er<br />

stellte uns die Schule und ihre Mission vor und führte uns gemeinsam durch die ersten<br />

administrativen Schritte: Personalbogen ausfüllen, beim IT Team vorstellen, um eine ID und<br />

eine Emailadresse zu beantragen, Stundenplan zusammenstellen und ähnliches. Er stellte<br />

uns das System der Schule vor und half uns, uns schnell in die Schulgemeinschaft einzufinden.<br />

Das Kollegium empfing uns ebenfalls herzlich und war offen für Fragen, sei es administrativer<br />

Art oder bezüglich Unterrichtshospitationen.<br />

Die Schule setzt sich zusammen aus einer Grundschule, einer Oberschule und einer<br />

fakultativen Nachmittagsbetreuung. Mein Praktikum fand in der weiterführenden Schulform<br />

statt, allerdings konnte ich an einzelnen Tagen auch die Grundschule und die<br />

Nachmittagsbetreuung kennenlernen. Das war für mich ein sehr interessanter Aspekt, da ich<br />

so meinen Horizont erweitern konnte und das Gesamtbild Schule besser verstehen lernte. Die<br />

Schule bietet außerdem ein sehr breites Spektrum an AGs am Nachmittag an und ermöglicht<br />

den Praktikanten auch in diesen Bereichen aktiv zu werden und betreuende Funktionen zu<br />

übernehmen. Ich konnte hier mein Hobby Fußball ausüben und unterstützte die fußballerische<br />

Ausbildung der U15 Mannschaft, die sich auf die Olympiade 2016 vorbereitete.


Sophie Deutscher<br />

DAAD Abschlussbericht – Kurzstipendium für Praktika an Deutschen Schulen im Ausland<br />

2<br />

Zu Beginn war es etwas schwierig mich zurechtzufinden, da die Praktikantenbetreuung<br />

fächerübergreifend stattfand, anders als ich es von meinen bisherigen Praktika gewohnt war.<br />

So musste ich mir selbst Lehrkräfte aus dem Kollegium suchen, bei denen ich hospitieren<br />

durfte. Ich musste mir meinen eigenen Stundenplan zusammenstellen. Durch Eigeninitiative<br />

und offenes Ansprechen fand ich allerdings schnell Anschluss. Das offene Kollegium bat mir<br />

viele Möglichkeiten, die verschiedensten Unterrichtsstile zu beobachten. Außerdem gab es<br />

viele Gelegenheiten, meine Fähigkeiten im Unterrichten zu verbessern. So übernahm ich zum<br />

Beispiel eine Projektreihe in der Klassenstufe 5 zum Buch „Doctor Dolittle“.<br />

Die Deutscher Internationale Schule Kapstadt am Fuße des Lion’s Head (rechts) mit Blick auf den Tafelberg (links).<br />

Quelle: http://www.dw.de/ein-schlichtes-weißes-t-shirt-die-deutsche-schule-kapstadt, 5. April 2015<br />

Die DSK liegt außerhalb des Stadtzentrums im Stadtviertel Tamboerskloof am Fuße des Lion’s<br />

Head. Sie zählt zu einer der am schönsten gelegenen Schulen im Land. Der Ausblick der<br />

einzelnen Unterrichtsräume erstreckt sich über den Tafelberg, die Masse an Häusern im City<br />

Bowl, über Downtown Kapstadt bis hin zum Atlantischen Ozean und die Cape Flats mit den<br />

riesigen Townships.<br />

Zum Leben an der DSK kann ich sagen, dass ich vollkommen in die Schule und ihre<br />

Gemeinschaft eingetaucht bin. Ich habe viel Neues für meinen zukünftigen Beruf gelernt, aber<br />

mich auch persönlich weiterentwickelt. Die DSK ist ein tolles Umfeld für ein Praktikum und<br />

bietet ihren Praktikanten jede Möglichkeit, voll in der neuen Tätigkeit aufzugehen.


Sophie Deutscher<br />

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3<br />

Living in the Mother City<br />

Die südafrikanische Hauptstadt, die von den Einheimischen liebevoll mother city genannt wird,<br />

lockt mit ihrer kulturellen Vielfalt und den schier unbegrenzten Möglichkeiten an Aktivitäten. Es<br />

ist für jeden etwas dabei: in zahlreichen Museen etwas über die Geschichte des Landes und<br />

der Stadt lernen, Sonnenbaden am Strand, Wandern durch atemberaubende Natur, Shoppen<br />

und snacken auf den vielen Tages- und Nachtmärkten, Weinproben in Stellenbosch, sportliche<br />

Aktivitäten wie Paragliding, Abseiling, Tauchen mit Haien oder Robben, Picknicks in einem der<br />

wunderschönen Gärten wie Kirstenbosch oder Company’s Garden. Wer unternehmungslustig<br />

ist, sollte sich auf jeden Fall eine to do Liste schreiben, um sicher zu gehen, dass man allen<br />

Empfehlungen nachgeht, die man irgendwo aufschnappt. Allerdings darf man nicht zu sehr auf<br />

den eigenen Plänen beharren. Die Südafrikaner gehen alles etwas gemütlicher und spontaner<br />

an. So passiert es, dass man an einem Freitag nach 13 Uhr niemanden mehr in der Bankfiliale<br />

antrifft oder das Mietauto an einem Sonntag nur bis 12 Uhr mittags zurückgeben kann. Anstatt<br />

dessen trifft man sich bei einem traditionellen Braai (Barbecue) zusammen mit Freunden und<br />

genießt das gute Essen und ein kühles lokales craft beer. Also: Keep calm and braai!<br />

Sonnenaufgang vom Lion’s Head über Kapstadt mit Blick auf Devil’s Peak.<br />

Quelle: eigene Aufnahme


Sophie Deutscher<br />

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4<br />

Das muslimische Stadtviertel Bo-Kaap mit Lion’s Head im Hintergrund. Die bunten Häuser sind eine alte Tradition<br />

des Stadtviertels und repräsentierten früher die Berufe der Bewohner.<br />

Quelle: eigene Aufnahme<br />

Zur Fortbewegung in Kapstadt gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Wer es sich leisten<br />

kann, kauft oder mietet sich ein Auto für den gesamten Aufenthalt. Der Linksverkehr ist in den<br />

ersten Tagen etwas gewöhnungsbedürftig. Anfahren mit Handbremse sollte auf jeden Fall im<br />

Repertoire der persönlichen Fähigkeiten vorhanden sein. Die zahlreichen steilen Berge sind<br />

nicht zu unterschätzen, vor allem im Berufsverkehr. Wenn man kein Auto dauerhaft zur<br />

Verfügung hat, ist es empfehlenswert sich für das ein oder andere Wochenende ein Auto zu<br />

mieten, um das umliegende Land erkunden zu können. Die Zugverbindungen in außerhalb<br />

gelegene Ortschaften sind gut und günstig, allerdings sollte man es vermeiden, nach Einbruch<br />

der Dunkelheit alleine zu reisen. Taxis sind günstig und überall zu finden, manchmal aber auch<br />

je nach Unternehmen unsicher. Am besten vor der Fahrt einen Festpreis aushandeln. Die App<br />

Uber ist eine gute Alternative zu normalen Taxis, sicherer und günstiger. Hier bieten private<br />

Leute ihr Auto als Taxi an. Man bestellt über die App ein Auto direkt zur aktuellen Position. Es<br />

wird bargeldlos über die App bezahlt. Minibusse sind hauptsächlich das Fortbewegungsmittel<br />

der schwarzen Bevölkerung. Sie fahren zu unregelmäßigen Zeiten, halten fast überall und sind<br />

sehr günstig. Gerade im Stadtzentrum kann man sich sehr gut zu Fuß bewegen und viele<br />

interessante Orte erreichen.


Sophie Deutscher<br />

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5<br />

Kapstadt speziell und Südafrika im Allgemeinen haben den Ruf, relativ unsicher zu sein und<br />

eine hohe Rate von Kriminalität aufzuweisen. Es wird viel gestohlen, hauptsächlich Handys<br />

und Geld, und auch Einbrüche in Autos und Häusern kommen nicht selten vor. Generell ist es<br />

wichtig, sich stets bewusst zu sein, wo man sich befindet, in welcher Art von Stadtviertel und<br />

was in der näheren Umgebung passiert. Handtaschen trägt man eng am Bauch und lässt sie<br />

nie unachtsam liegen. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte man sich nicht mehr alleine auf den<br />

Straßen bewegen, sondern am Besten in kleinen Gruppen von 3 bis 4 Personen. Selbst am<br />

helllichten Tag alleine an einer Bushaltestelle zu warten, kann in bestimmten Stadtvierteln<br />

gefährlich sein. Geld sollte man nur an Automaten in Malls oder Banken abheben. Man sollte<br />

stets im Auge behalten, welche Personen hinter einem stehen und was im Umfeld geschieht.<br />

Wenn man während des Geldabhebens gestört wird, sollte man den Vorgang direkt abbrechen<br />

und einen anderen Automaten aufsuchen. Nichtsdestotrotz gibt es keinen Grund, in ständiger<br />

Angst leben zu müssen. Ein gesundes Bewusstsein für die aktuelle Situation und generelle<br />

Vorsicht sind geboten. Wenn man sich an bestimmte Regeln hält, kann man den eigenen<br />

Aufenthalt in Kapstadt zu einem vollen Erfolg machen<br />

Günstige Supermärkte sind Pick’n’Pay, Checkers and Shoprite. Etwas teurere Varianten sind<br />

Spar und Woolworth. Noname Supermärkte, die man eher außerhalb des Stadtzentrum findet,<br />

bieten sehr günstiges Obst und Gemüse. Auswärts essen gehen ist in Südafrika günstig und<br />

in den allermeisten Fällen qualitativ sehr gut und lecker. Besonders zu empfehlen sind die<br />

vielen Märkte mit kleinen lokalen Shoppingmöglichkeiten. Diese Märkte locken vor allem durch<br />

ihr preiswertes Angebot von lokalen, internationalen und ausgefallenen Gerichten, hergestellt<br />

aus lokalen und organischen Lebensmitteln. Das Ambiente auf diesen Märkten, wie der City<br />

Bowl Market jeden Donnerstagabend oder der Hout Bay Market jeden Freitagabend, ist<br />

bezaubernd und lädt ein zu einem gemütlichen Beisammensein mit Freunden. Live Musik und<br />

ein guter südafrikanischer Wein tun ihr Übriges dazu.<br />

Mein Aufenthalt in Kapstadt war von April bis Juni. Es war somit Spätsommer beziehungsweise<br />

Herbst. Der Spätsommer ist angenehm warm bis heiß. Im Herbst und vor allem im Winter kann<br />

es am Kap schnell ungemütlich werden. Dabei wird es nicht wirklich kalt im Sinne, wie man es<br />

als Europäer als kalt versteht. Im Herbst kann es mal unter 10 Grad Celsius sein, was<br />

ungemütlich sein kann, da die meisten Häuser schlecht isoliert sind und keine Heizung haben.<br />

So hat zum Beispiel die DSK auch keine Heizung.


Sophie Deutscher<br />

DAAD Abschlussbericht – Kurzstipendium für Praktika an Deutschen Schulen im Ausland<br />

6<br />

Blick auf den Hafen, den Tafelberg und Devil’s Peak von der Victoria & Albert Waterfront.<br />

Quelle: eigene Aufnahme<br />

Im Großen und Ganzen kann ich jedem empfehlen, eine Zeit lang nach Kapstadt zu gehen.<br />

Die freundlichen Menschen, die unglaublich tollen Wanderwege durch atemberaubende Natur,<br />

die kulturelle Vielfalt und viele weitere Aspekte garantieren eine tolle Zeit und die Möglichkeit,<br />

über sich selbst hinauszuwachsen und nicht nur sich selbst, sondern auch die Welt ein<br />

bisschen näher kennenzulernen. Get to know mother earth by getting to know the mother city!

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