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Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de

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tag <strong>de</strong>r Arbeit abgewehrt (und damit agiert) wer<strong>de</strong>n muß, fin<strong>de</strong>t so Ausdruck und<br />

Aufnahme in <strong>de</strong>r Supervisionsgruppe, es kann „gehalten“ und damit ausgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der gruppenanalytische Supervisor wen<strong>de</strong>t sich all diesen Inhalten mit einer Haltung<br />

<strong>de</strong>r gleichschweben<strong>de</strong>n Aufmerksamkeit zu, stellt sich also möglichst „absichtslos“<br />

ein und versucht, die beschriebenen Gefühle selbst in sich zu halten, in<strong>de</strong>m er darauf<br />

verzichtet, sie vorschnell durch strukturieren<strong>de</strong>, strategische Interventionen aufzuheben.<br />

Er versucht, eigene Irritation und eigenes Nichtverstehen auszuhalten und<br />

so zu einem „Containing“ <strong><strong>de</strong>s</strong> vermeintlich Unerträglichen beizutragen (siehe dazu:<br />

Lazar 1994). In<strong>de</strong>m er auf diese Weise Durcheinan<strong>de</strong>r, mitunter auch Chaos entstehen<br />

läßt, hilft er <strong>de</strong>r Gruppe dabei, diese Verfassungen allmählich ertragen, wertschätzen<br />

und verstehen zu können - etwa als Spiegelungen einer archaischen Klientendynamik<br />

(Heltzel 1997). Dabei nutzt <strong>de</strong>r gruppenanalytische Supervisor fortlaufend<br />

die Analyse <strong>de</strong>r eigenen Gegenübertragung, um direkte und indirekte Spiegelphänomene<br />

verstehen und auf <strong>de</strong>n Supervisionsauftrag beziehen zu können (Kutter<br />

2000).<br />

Nicht selten ist <strong>de</strong>r gruppenanalytische Supervisor selbst in eine unbewußte institutionelle<br />

Dynamik verstrickt, die er erst im Nachhinein anhand seiner eigenen Gegenübertragungsgefühle<br />

aufspüren und mit Hilfe <strong><strong>de</strong>s</strong> szenischen Verstehens ansatzweise<br />

auflösen kann. Für die Supervisan<strong>de</strong>n kann er gera<strong>de</strong> dadurch hilfreich sein, daß<br />

er sich teils im System, teils außerhalb <strong><strong>de</strong>s</strong>selben befin<strong>de</strong>t, daß er also – in gewisser<br />

Weise verstören<strong>de</strong>r – „Grenzgänger“ ist und die Analyse <strong>de</strong>r (institutionellen) Gegenübertragung<br />

nutzt, um eine verborgene Institutionsdynamik verstehen zu können.<br />

Diesen Punkt hat Wellendorf als wesentlich für die Institutionsanalyse herausgearbeitet<br />

(Wellendorf 1986), er ist auch für die gruppenanalytische Supervision und Beratung<br />

in Organisationen essentiell.<br />

Was hier in allgemeiner Form Darstellung fin<strong>de</strong>t, ist in <strong>de</strong>r supervisorischen Praxis<br />

eine hochpersönliche Angelegenheit: Je<strong>de</strong>r gruppenanalytische Supervisor wird seinen<br />

eigenen Arbeitsstil und seine eigene Interpretation <strong>de</strong>r hier referierten Paradigmen<br />

entwickeln. – Gruppenanalytiker haben in ihrer Ausbildung sehr verschie<strong>de</strong>ne<br />

persönliche „Umsetzungen“ <strong>de</strong>r <strong>gruppenanalytischen</strong> Grundhaltung kennengelernt,<br />

und natürlich ist es so, daß <strong>de</strong>r Leiter mit seinem Leitungsstil in die Gruppenmatrix<br />

eingeht, <strong>de</strong>n Gruppenprozeß also nicht nur versteht, begleitet o<strong>de</strong>r kommentiert,<br />

son<strong>de</strong>rn von Anfang an und unvermeidlich mitbestimmt – ob er will o<strong>de</strong>r nicht.

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