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Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de

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Ich gebe ein Beispiel aus meiner eigenen Supervisionspraxis, um diese Art <strong>de</strong>r <strong>gruppenanalytischen</strong><br />

Supervision zu veranschaulichen. Es han<strong>de</strong>lt sich um eine Großgruppensupervision<br />

in einer für die psychiatrische Pflichtversorgung zuständige Abteilung für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, die seit drei Jahren mit jeweils einem Block von zwei Sitzungen pro<br />

Quartal stattfin<strong>de</strong>t. Alle Leiten<strong>de</strong>n und MitarbeiterInnen <strong>de</strong>r Abteilung, die jeweils abkömmlich<br />

und motiviert sind, nehmen teil. Hier waren es 35 Teilnehmer in <strong>de</strong>r ersten bzw. 40 in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Sitzung. – 1. Sitzung: Jemand eröffnet nach einigem Schweigen mit <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

an <strong>de</strong>n Sitzungsblock vor drei Monaten: es sei um große Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Abteilung<br />

gegangen...Nach weiterem Schweigen sagt eine Teilnehmerin, das sei kein Schnee von<br />

gestern!...Mehrere Teilnehmer führen in wechseln<strong>de</strong>n Beiträgen aus, daß beschlossen wor<strong>de</strong>n<br />

sei, eine „Depressionsstation“ zu eröffnen, und welche Bewegung dies unter <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

<strong>de</strong>r Abteilung ausgelöst habe... Der Abteilungsleiter schaltet sich ein und schil<strong>de</strong>rt –<br />

offenbar nicht nur für mich - das Konzept dieser geplanten Neuerung: es solle sich um eine<br />

offene Station han<strong>de</strong>ln, die ruhigere, nicht ausschließlich <strong>de</strong>pressive Patienten aufnehmen<br />

solle... dies solle eine Antwort auf die Tatsache sein, daß häufig mehrere <strong>de</strong>r fakultativ geschlossenen<br />

Stationen für längere Zeit geschlossen seien, in dieser Woche alle! Die Abteilung<br />

habe sehr viele hochakute, sozial <strong><strong>de</strong>s</strong>integrierte Patienten, das gehe über die Kräfte aller<br />

Beteiligten...und es be<strong>de</strong>ute, daß an<strong>de</strong>re, ruhigere, weniger <strong><strong>de</strong>s</strong>integrierte Patienten abgehalten<br />

wür<strong>de</strong>n und sich an umliegen<strong>de</strong> Kliniken wen<strong>de</strong>ten... das könne man sich in <strong>de</strong>n<br />

heutigen Zeiten nicht mehr so ohne weiteres leisten...die Umstellung habe auch mit <strong>de</strong>m<br />

verstärkten Nach<strong>de</strong>nken über <strong>de</strong>mnächst vielleicht anstehen<strong>de</strong> geplante Behandlungsabläufe<br />

zu tun, <strong>de</strong>r Träger weise auf die Notwendigkeit entsprechen<strong>de</strong>r Umstellungsprozesse<br />

hin...! – Es folgt ein langer, freier Austausch, an <strong>de</strong>m sich zahlreiche Gruppenmitglie<strong>de</strong>r<br />

beteiligen: wie eigentlich die Auswahlentscheidung gelaufen sei, welche Station dieses Privileg<br />

zugeteilt bekomme? Warum nicht unsere Station? Warum die Nachbarstation? Argumente<br />

wer<strong>de</strong>n ausgetauscht, und <strong>de</strong>r Abteilungsleiter führt Entscheidungskriterien <strong>de</strong>r kollegialen<br />

Abteilungsleitung aus – welches das geeignete Team sei und warum...es habe auch Einzelgespräche<br />

darüber gegeben, welcher Assistent dort arbeiten solle/wolle... die Gruppe erhitzt<br />

sich über die Frage, welchen Einfluß die Hierarchie habe und wer das Konzept bestimme, ob<br />

nicht bestimmte Mitarbeiter aufgrund wer weiß nicht welcher Prozesse begünstigt wür<strong>de</strong>n...Diffusität<br />

und Unklarheit kommt auf, obwohl <strong>de</strong>r Abteilungsleiter mehrfach versucht,<br />

Klarheit zu vermitteln und Transparenz über die Entscheidungswege herzustellen...Die diffuse,<br />

vage Unsicherheit nimmt noch zu, da jemand sagt, die Einrichtung einer solchen Station<br />

käme einem bisher unvorstellbaren „Paradigmenwechsel“ gleich, das ergäbe ein völlig neues<br />

Selbstverständnis <strong>de</strong>r Abteilung, eine ganz neue Abteilungsphilosophie! Bevorzugte Patienten,<br />

bevorzugte Mitarbeiter! Dann seien ja nicht mehr alle gleich, so wie bisher! In <strong>de</strong>r en-

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