Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de
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(2) Folgt man Main, so wirkte Bion auf <strong>de</strong>r Station sehr erfolgreich, im Krankenhaus als<br />
Ganzem aber nicht konstruktiv, da er versäumte, die Gesamtleitung <strong>de</strong>r Klinik für sein<br />
Experiment <strong>de</strong>r Umgestaltung einer therapeutischen Konzeption zu gewinnen – was eine<br />
nicht auflösbare Dynamik beför<strong>de</strong>rte. Je<strong><strong>de</strong>s</strong> System höherer Ordnung sei hierarchisch<br />
auf Systeme nie<strong>de</strong>rer Ordnung bezogen und bedürfe <strong><strong>de</strong>s</strong>halb spezieller Beachtung und<br />
Unterstützung (Main 1977, S. 54 – 55). – Ungeachtet dieser Kritik sind die aus jener Zeit<br />
stammen<strong>de</strong>n gruppenbezogenen Beiträge Bions, insbeson<strong>de</strong>re sein Konzept <strong>de</strong>r Grundannahmen<br />
und <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe, für die Arbeit gruppenanalytischer Berater unverzichtbar.<br />
Dies gilt ebenso für die spätere Entwicklung <strong><strong>de</strong>s</strong> Konzepts <strong>de</strong>r „primären Aufgabe“<br />
durch Psychoanalytiker aus <strong>de</strong>r kleinianischen Schule (siehe dazu: Obholzer und Roberts<br />
(Hrsg.) 1994; Lohmer (Hrsg.) 2000)<br />
(3) Die Vermischung von Berufsrollen und die Verleugnung hierarchischer Strukturen waren<br />
zentrale Schwächen <strong><strong>de</strong>s</strong> Konzepts <strong>de</strong>r Therapeutischen Gemeinschaft, die – von Jones<br />
beför<strong>de</strong>rt – die Rezeption dieses Mo<strong>de</strong>lls innerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sozialpsychiatrie bestimmten.<br />
(4) Vielleicht hat dies nicht nur mit <strong>de</strong>r Verdrängung und Verleugnung psychoanalytischer<br />
und gruppenanalytischer Ansätze durch die „Mainstream“ – Psychiatrie, son<strong>de</strong>rn auch<br />
damit zu tun, daß diese Beiträge im weiteren Kontext <strong><strong>de</strong>s</strong> Kampfes gegen <strong>de</strong>n Terror<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Nationalsozialismus und seine Folgen entstan<strong>de</strong>n sind? Am 3. April 1946 äußerte<br />
sich Foulkes über die von ihm entwickelte neue Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gruppenbehandlung so:<br />
„Man kann Gruppenbehandlung also unter einer Reihe verschie<strong>de</strong>ner Aspekte betrachten.<br />
(...) Eine weitere Auffassung vertreten diejenigen, die in <strong>de</strong>r Gruppentherapie <strong>de</strong>n<br />
Ausdruck einer neuen Einstellung gegenüber <strong>de</strong>r Untersuchung und <strong>de</strong>r Verbesserung<br />
zwischenmenschlicher Beziehungen in unserer Zeit sehen. Sie sehen darin ein Instrument,<br />
um das Hauptproblem unserer Zeit in angemessener Weise in <strong>de</strong>n Blick zu bekommen:<br />
die gespannte Beziehung <strong><strong>de</strong>s</strong> Individuums zu <strong>de</strong>r Gemeinschaft. (...) Vielleicht<br />
wer<strong>de</strong>n diejenigen, die die Gruppentherapie unter diesem breiten Gesichtswinkel sehen,<br />
darin eine <strong>de</strong>mokratische Antwort fin<strong>de</strong>n auf die Form, in <strong>de</strong>r totalitäre Regime Massen<br />
und Gruppen behan<strong>de</strong>ln.“ - (zitiert in: Foulkes, S.H. 1977, S. 27-28).<br />
(5) Die Einzelberatung von Leitungskräften profitiert sehr davon, daß wir gruppenanalytisch<br />
zuhören, daß wir also interessiert daran sind, die Geschichten <strong>de</strong>r Ratsuchen<strong>de</strong>n in größere<br />
Zusammenhänge zu stellen und die Wechselwirkungen zwischen Matrixphänomenen<br />
und <strong>de</strong>m Erleben und Arbeiten einzelner Ratsuchen<strong>de</strong>r zu verstehen. Will sagen: Es<br />
gibt so etwas wie eine „gruppenanalytische Einzelberatung“, <strong>de</strong>ren Theorie und Praxis<br />
allerdings noch auszuarbeiten wäre.