Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de
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sationen im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> alles durchdringen<strong>de</strong>n „Zeitgeistes“ zutiefst beeinflußt (Wilke<br />
2000). Supervision und Organisationsberatung entwickeln sich – wie Psychoanalyse<br />
und Gruppenanalyse – in einer nicht aufhebbaren Dialektik mit gesellschaftlichen<br />
Kontextphänomenen, d. h. im Schnittfeld ökonomischer, sozial- und gesundheitspolitischer<br />
sowie kultureller Verän<strong>de</strong>rungsprozesse. Unsere Zeiten sind solche <strong><strong>de</strong>s</strong> Ü-<br />
bergangs, <strong>de</strong>r Brüche und Verwerfungen, <strong>de</strong>r Irritationen und Ambivalenzen, <strong>de</strong>r I-<br />
<strong>de</strong>ntitätsunsicherheiten und Sinnverluste. Dies ist die Matrix für all das, was unser<br />
Leben und unsere Arbeit bestimmt. Ich muß mich darauf beschränken, einige für<br />
meine Thematik be<strong>de</strong>utsame Aspekte dieser Entwicklung zusammenfassend zu benennen<br />
(siehe dazu: Heltzel 2000a und 2000c). – Einmal sind die eskalieren<strong>de</strong>n ö-<br />
konomischen Zwänge zu nennen, die verschie<strong>de</strong>ne Folgen für die Struktur <strong>de</strong>r Arbeit<br />
mit sich bringen: es muß intensiver konkurriert und effizienter gearbeitet wer<strong>de</strong>n; es<br />
müssen vermehrt Leistungsnachweise erbracht und standartisierte Dokumentationen<br />
erstellt wer<strong>de</strong>n. - Dann ist eine zunehmen<strong>de</strong> Komplexität <strong>de</strong>r Arbeit zu konstatieren;<br />
für die meisten Berufstätigen gilt, daß ihre Berufsrollen und Aufgaben, daß Arbeitsstrukturen<br />
und -abläufe so überlappend, so vielschichtig zusammengesetzt erscheinen,<br />
daß große Ängste, Unsicherheiten und Irritationen die Folge sind. Die Arbeitswelt<br />
„implodiert“, wie dies <strong>de</strong>r amerikanische Psychoanalytiker und Organisationsberater<br />
Hirschhorn genannt hat (Hirschhorn 1997, S. 7). – Diese Ten<strong>de</strong>nz erhält<br />
zusätzliche Brisanz durch die Beschleunigung, <strong>de</strong>nen Organisationsentwicklungsprozesse<br />
ausgesetzt sind; dies betrifft sowohl das Innere von Organisationen als auch<br />
<strong>de</strong>ren Beziehungen zu <strong>de</strong>n jeweiligen Außenwelten: Ständige Verän<strong>de</strong>rungen und<br />
Neuerungen, wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Strukturwan<strong>de</strong>l und Umbrüche drängen sich aus ökonomischer<br />
Sicht auf und sind die Regel in allen Organisationen, die überleben wollen<br />
- die Organisationswelt als Dasein „im Stru<strong>de</strong>l“, wo Sicherheit immer nur „bis auf weiteres“<br />
zu erhalten ist (Bauman 1995, S. 224). Schließlich prägt chronische Ungewißheit<br />
das Erleben aller Beteiligten - dies nicht nur in ökonomischer, son<strong>de</strong>rn auch<br />
in tieferer, existentieller Hinsicht. Damit untrennbar verbun<strong>de</strong>n ist eine anhalten<strong>de</strong><br />
Infragestellung von Sinn und ein schleichen<strong><strong>de</strong>s</strong> Aushöhlen „intermediärer Institutionen“,<br />
also <strong>de</strong>r überlieferten Sinn- und Gesinnungsgemeinschaften (Berger und<br />
Luckmann 1995, S. 70 ), <strong>de</strong>ren Verlust sehr schmerzlich empfun<strong>de</strong>n wird.<br />
Der Preis für diese Entwicklung wird sehr hoch sein: Menschen benötigen gera<strong>de</strong> in<br />
unsicheren Zeiten überschaubare, verläßliche Verhältnisse, um sich genügend sicher<br />
fühlen zu können. Sie benötigen das Gefühl, Teil einer i<strong>de</strong>ntifizierbaren Orga-