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Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de

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gagierten, mit viel Emotion geführten Debatte kommt am En<strong>de</strong> ziemliche Verwirrung auf, die<br />

ich intensiv auch in meiner Gegenübertragung spüre: Sind wir dann noch die, für die wir uns<br />

bisher hielten? Waren wir jemals alle gleich? Wer sind wir dann? Wer gibt uns Orientierung?!<br />

– In Reflexion meiner eigenen Gegenübertragungsgefühle greife ich diese Gruppenstimmung<br />

auf, benenne sie noch einmal, beziehe sie auf die <strong>de</strong>rzeitige Entwicklung, auf das<br />

Umfeld und beschließe diese Sitzung. Die Gruppe hat, so empfin<strong>de</strong> ich es im Nachhinein,<br />

die <strong>de</strong>rzeitige institutionelle Dynamik wi<strong>de</strong>rgespiegelt und ist dabei zwischen intensiven<br />

Wünschen nach einer orientierungsgeben<strong>de</strong>n Autorität (Grundannahme <strong>de</strong>r Abhängigkeit)<br />

und <strong>de</strong>m Kampf bzw. <strong>de</strong>m Protest dagegen (Grundannahme Kampf/Flucht) hin- und hergepen<strong>de</strong>lt.<br />

Sie hat auf diese Weise versucht, die Angst zu bewältigen, die <strong>de</strong>r Wechsel zu einer<br />

neuen, unbekannten und verunsichern<strong>de</strong>n Situation mit sich bringt.<br />

2. Sitzung: Ich eröffne – wie immer – diese Folgesitzung mit meiner Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

Themen, die zuvor vorherrschend waren. Dies tue ich, da die Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gruppe<br />

eine an<strong>de</strong>re ist als zuvor (die Mehrheit <strong>de</strong>r Teilnehmer kommt zu bei<strong>de</strong>n Sitzungen, ein<br />

nicht gera<strong>de</strong> kleiner Teil kann nur im zweiten Abschnitt anwesend sein) und da ich die neu<br />

Hinzugekommenen informieren möchte; ich tue es auch in <strong>de</strong>r Vermutung, daß meine Intervention<br />

die stark regressiven Züge einer Großgruppe bremst und dazu beiträgt, archaisch<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong>truktive Prozesse zu steuern und ein Ausufern von Angst, Gewalt, Verzweiflung und<br />

Hoffnungslosigkeit zu verhin<strong>de</strong>rn; schließlich gehe ich davon aus, daß ich auf diese Weise<br />

zu einer „Fokussierung“ <strong><strong>de</strong>s</strong> Gruppenprozesses beitrage, in<strong>de</strong>m ich stets <strong>de</strong>n Bezug zur<br />

stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Organisationsentwicklung herstelle (zum Leitungsstil siehe<br />

ansonsten Heltzel 2000a). In meiner kurzen Zusammenfassung sage ich u. a., daß ziemliche<br />

Unklarheit im Raum gewesen sei, trotz <strong><strong>de</strong>s</strong> Versuchs, Klarheit über bestimmte Entwicklungsprozesse<br />

herzustellen... vielleicht spiegele diese „Unklarheit“ die Irritation wi<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>r<br />

sich die Abteilung insgesamt und damit auch alle Mitarbeiter befän<strong>de</strong>n?- Nach längerem<br />

Schweigen bringt sich <strong>de</strong>r Assistentenvertreter ein: Was <strong>de</strong>nn überhaupt „geklärt“ wor<strong>de</strong>n<br />

sei? Es gebe doch vorwiegend Gerüchte und Vermutungen über Bevorzugungen...es gäbe<br />

viel zu wenig klare Informationen seitens <strong>de</strong>r Abteilungsleitung...! Das Gegenteil sei <strong>de</strong>r Fall,<br />

entgegnet diese, es gebe genügend Informationen für je<strong>de</strong>rmann, man müsse nur zu <strong>de</strong>n<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Sitzungen kommen! Nun wird die Konkurrenz <strong>de</strong>r Assistenzärzte untereinan<strong>de</strong>r<br />

Thema, Gerüchte wer<strong>de</strong>n benannt, Neid wird <strong>de</strong>utlich und es kommt die Frage auf,<br />

wer <strong>de</strong>nn nun bevorzugt sei durch die neue Entwicklung (Einteilung zu Bereitschaftsdiensten):<br />

die Assistenten o<strong>de</strong>r die Oberärzte?! Sowohl die Pflegedienstleitung als auch <strong>de</strong>r ärztliche<br />

Abteilungsleiter greifen die Konkurrenz auf – in Zukunft wer<strong>de</strong> man noch mehr damit zu<br />

tun bekommen, sowohl innerhalb <strong>de</strong>r Abteilung als auch im Verhältnis zu <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n<br />

Krankenhäusern. Ich sage, daß Konkurrenz als Thema dieser Großgruppe neu sei... in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit habe das Bild vorgeherrscht, daß „alle in einem Boot“ säßen...nun wer<strong>de</strong>

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