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GESTALTUNG<br />

Eine Kasematte (spanisch casa,<br />

„Haus“, matar, „töten“) auch<br />

Mordgrube, ist ein vor Beschuss sicheres<br />

Gewölbe in einem Festungsbau.<br />

Die Beschusssicherheit erreichte man<br />

zunächst durch hohe Mauerstärken und<br />

insbesondere die Erdüberdeckung.<br />

1680 wurde Saarlouis durch Ludwig XIV.<br />

gegründet. Der berühmte Festungsbauer<br />

Sébastien le Prestre de Vauban durfte<br />

die Stadt am Übergang über die Saar als<br />

Brückenkopf ausbauen. Die Kasematten<br />

sind aber nicht französisch sondern<br />

preußisch. Die Franzosen hatten hier<br />

zunächst eine Festungsmauer mit einem<br />

6 m tiefen Fundament mit anliegendem<br />

Erdwall erstellt. Als die Festung kampflos<br />

an die Preußen überging, bauten diese<br />

das Bollwerk weiter aus.<br />

16<br />

Umkämpfter Boden an der deutsch<br />

französischen Grenze<br />

Die Sanierung der<br />

historischen Kasematten<br />

in der deutschen<br />

Europastadt Saarlouis.<br />

GARTEN- UND LANDSCHAFTSBAUVERBAND ÖSTERREICH<br />

<strong>GALABAUJournal</strong><br />

Geschützte Verteidigungsanlage<br />

ERDWALL<br />

AUF DEM DACH<br />

Große Teile der Anlage blieben bis<br />

heute erhalten. Wieder freigelegt, wurde<br />

der Baukörper restauriert. Mit 120 m<br />

Länge ist er heute „längsten Theke des<br />

Saarlandes“ mit 12 verschiedenen Lokale.<br />

Im Zuge der Sanierung mussten auch<br />

die Erdwälle auf dem Dach für die<br />

Standfestigkeit des Gebäudes erhalten<br />

werden. Kein leichtes Unterfangen, war<br />

die Konstruktion doch im Laufe der Zeit<br />

undicht geworden. Aus Sicht des Denkmalschutzes<br />

war von den ursprünglichen<br />

Gefechtsstellungen nichts mehr zu<br />

erkennen. Die „Schürzen“ dienten den<br />

Kanonieren als Deckung. Dazwischen in<br />

den „Scharten“ standen die Kanonen.<br />

Die Innenstadt steht heute unter Ensembleschutz.<br />

Die vernachlässigte Kasematte<br />

passte da optisch nicht recht ins Bild!<br />

Vor der Dachsanierung Die hohe<br />

Erdüberdeckung bot 300 Gehölzen<br />

Raum. Nach der Rodung gelangte auch<br />

durch verfaulende Wurzeln Wasser in<br />

die Innenräume der Gastronomie. Neben<br />

der dauerhaften Sicherung des Gebäudes<br />

und einer adäquaten Be- und<br />

Entlüftung galt es, das ursprüngliche<br />

historische Erscheinungsbild mit ansehnlichem<br />

Gras bewachsenen Erdwällen<br />

wiederherzustellen. Mit der Erarbeitung<br />

des umfassenden Sanierungskonzepts<br />

wurde das Ingenieurbüro Ludewig<br />

aus Saarlouis beauftragt.<br />

Umsetzung Ein Abtragen der Erde<br />

war aus Kosten-, Logistik- und Statik-<br />

Gründen (rund 12.500 m 3 ) nicht sinnvoll.<br />

Hohe, durchwurzelbare Erdschichten waren<br />

zu vermeiden, um neuerlichen hohen<br />

Aufwuchs zu verhindern. Nach der Rodung<br />

wurde der Erdwall mit der vorhandenen<br />

Erde rekonstruiert und verdichtet.<br />

Darüber wurde ein Schutzvlies und darauf<br />

die Dach- und Dichtungsbahn Wolfin<br />

M aufgebracht bzw. verschweißt.<br />

Erst auf dieser 1,5 mm dicken homogenen,<br />

hochpolymeren Kunststoffbahn<br />

wurden die Gefechtsschürzen nach historischem<br />

Vorbild aufgebaut und ebenfalls<br />

wieder abgedichtet. Damit war das ursprüngliche<br />

Wallprofil wieder hergestellt.<br />

Keine Lösung von der „Stange“<br />

Um eine möglichst dünnschichtige Be-

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