KBO Kurier - Kliniken des Bezirks Oberbayern
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<strong>KBO</strong> <strong>Kurier</strong><br />
Snoezelen – mehr als Wohlfühlen im Wasserbett<br />
Der Begriff „Snoezelen“ stammt ursprünglich aus<br />
dem Niederländischen und setzt sich aus den<br />
Worten „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern)<br />
und „doezelen“ (dösen, schlummern) zusammen.<br />
Dort wurde diese Methode zur Entspannung und<br />
Sinnesstimulation entwickelt und in der Arbeit<br />
mit schwer- und mehrfachbehinderten Menschen<br />
erstmals angewandt. Durch die großen Erfolge<br />
existieren zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland<br />
über 500 Snoezelenräume im heilpädagogischen<br />
und geriatrischen Bereich.<br />
An der Klinik Taufkirchen (Vils) <strong>des</strong> Isar-Amper-<br />
Klinikums wurde 2006, nach Klärung der Finanzierung,<br />
eine Arbeitsgruppe zur Umsetzung eines<br />
Snoezelenraumes gegründet. Durch Fachliteratur<br />
und Fortbildungen entstand das nötige Know-how<br />
für die Einrichtung und <strong>des</strong> dazugehörigen Konzeptes,<br />
das ich Ihnen vorstellen möchte. Ziel der Station<br />
N1 ist nicht nur, den an Huntington erkrankten<br />
Menschen den größtmöglichen Behandlungserfolg<br />
zu gewährleisten, sondern auch, während <strong>des</strong> Aufenthaltes<br />
zum Wohlbefinden beizutragen.<br />
Unserem Wissen nach ist das Huntingtonzentrum<br />
Süd in Taufkirchen (Vils) die erste Akutstation mit<br />
diesem Angebot. Wir entschieden uns für einen<br />
weißen Raum, der durch die Farbgebung zur variablen<br />
Beleuchtung dient. Er verfügt über ein beheiztes<br />
Wasserbett mit einem beleuchtbaren Baldachin,<br />
einen Lichtwasserfall, hinterspiegelte Effektwassersäulen,<br />
Lichteffektrad, Leuchthalbkugel, Soundanlage<br />
sowie eine große gepolsterte Liegewiese.<br />
Was bedeutet Snoezelen für unsere Station?<br />
In verschiedensten Situationen soll er hilfreich,<br />
nützlich und vielseitig sein. Mit solch einem Raum<br />
soll für unsere Patienten eine Wohlfühlatmosphäre<br />
geschaffen werden sowie die Möglichkeit zur<br />
Entspannung. Abseits <strong>des</strong> Alltags soll er positive Erfahrungen<br />
und Erlebnisse schaffen. Außerdem existiert<br />
so die Möglichkeit, sich auch einmal zurückzuziehen,<br />
gerade bei längeren Aufenthalten. Auch<br />
Kriseninterventionen spielen bei der Nutzung eine<br />
sehr große Rolle. In diesem Rahmen arbeiten wir<br />
auch mit Basaler Stimulation, wofür unser Personal<br />
eine spezielle Ausbildung besitzt.<br />
Für welche Patienten ist das Angebot geeignet?<br />
Jeder Mensch ist für das Snoezelen geeignet, auch<br />
wenn er nicht an Huntington erkrankt ist. Das<br />
Angebot kann von jedem Patienten auf Station N1<br />
genutzt werden.<br />
Wie snoezelen wir?<br />
Grundsätzlich soll das Snoezelen die medikamentöse<br />
Behandlung unterstützen. Da die Patienten<br />
mit verschiedensten Symptomen und Problemen<br />
zu uns kommen, gestalten wir das Snoezelen für<br />
jeden Einzelnen individuell. Während <strong>des</strong> Snoeze-<br />
len werden die Reize ausgewählt angeboten, das<br />
verbessert Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten<br />
auch bei schwerst pflegebedürftigen<br />
Menschen, die sich nicht mehr artikulieren können.<br />
Es geht darum, etwas Schönes zu erleben, sich<br />
dem hinzugeben und zwingt zu nichts. Snoezelen<br />
soll unseren Patienten Spaß bringen und im besten<br />
Fall ein Lächeln zaubern.<br />
Auch der Angehörige ist zum Snoezelen eingeladen,<br />
aber die Initiative muss von ihm ausgehen und<br />
sollte möglichst bei ihm bleiben. Die Begegnung auf<br />
einem „neutralen“ Boden spielt dabei häufig eine<br />
große Rolle. Wir wünschen uns, Anspannungen zu<br />
lösen, Rückzugstendenzen zu mindern, Unruhezustände<br />
zu reduzieren und bei Krisenbewältigung<br />
positiv beizutragen. Es soll auch dazu dienen,<br />
einfach mal abzuschalten, egal, ob man sich etwas<br />
von der Seele redet oder nur die Lieblingsmusik<br />
hört. Wir haben zusätzliche Erfahrungen sammeln<br />
können in der Sterbebegleitung, die wir ebenfalls in<br />
diesem Raum gemacht haben.<br />
Konzeptumsetzung<br />
Das Snoezelen wird in den Stationsalltag völlig<br />
integriert. Unabhängig von der Tageszeit ist der<br />
Raum für jeden Patienten grundsätzlich zugänglich<br />
und nutzbar. Eine Begleitung durch Pflegepersonal<br />
zum Snoezelen findet morgens zwischen 10 bis<br />
12 Uhr und nachmittags zwischen 15 bis 17 Uhr<br />
statt. In außergewöhnlichen Situationen werden<br />
wir auch außerhalb dieser Zeiten versuchen, einen<br />
Weg zu finden, die Begleitung zu ermöglichen. In<br />
einer Einführungsphase übernehmen diesen Part<br />
vorerst die Arbeitsgruppenmitglieder.<br />
Nach und nach werden nun alle Mitarbeiter<br />
geschult und mit dem Raum bzw. dem Umgang<br />
vertraut gemacht. Für uns sind die Beobachtungen<br />
sehr wichtig, um nachvollziehen zu können, was ein<br />
Patient im Snoezelenraum erlebt. Es ist wertvoll,<br />
diese Eindrücke mündlich und schriftlich auszutauschen.<br />
So kann man sehen, ob bestimmte Zusammenhänge<br />
zwischen Erfahrungen im Snoezelenraum<br />
und dem Verhalten auf der Station bestehen.<br />
Für die Weiterentwicklung <strong>des</strong> Snoezelen ist es<br />
wichtig, regelmäßig zu beobachten, den Patienten<br />
zu befragen, dies festzuhalten und auszuwerten.<br />
Somit findet sich ein fester Platz in der Behandlungsplanung,<br />
die wir regelmäßig evaluieren.<br />
Michele Schuierer, Krankenschwester für Psychiatrie<br />
(DKG), Stationsleitung Station N1 Huntington<br />
Zentrum Süd, Isar-Amper-Klinikum, Klinik Taufkirchen<br />
(Vils).<br />
Sie interessieren sich für das Konzept und die Umsetzung<br />
in die Praxis? Bei Rückfragen erreichen Sie<br />
Michele Schuierer telefonisch unter 08084 934-<br />
242 oder per E-Mail unter m.schuierer@iak-kt.de.