zuckerrüben journal - Guter Ertragszuwachs und hohe Zuckergehalte
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A K T U E L L E S P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K Z U C K E R<br />
Chloridazon nicht in<br />
Wasserschutzgebieten<br />
Abbauprodukte (Metaboliten) des Wirkstoffes Chloridazon<br />
sind in den vergangenen Jahren in erhöhten Konzentrationen<br />
im Gr<strong>und</strong>wasser gef<strong>und</strong>en worden. Das nordrheinwestfälische<br />
Umwelt- <strong>und</strong> Landwirtschaftsministerium, die<br />
Firma BASF, die Zuckerfabriken, der Rheinische Rübenbauer-<br />
Verband <strong>und</strong> die Pflanzenschutzberatung der Landwirtschaftskammer<br />
NRW haben daher schon 2007 eine freiwillige<br />
Vereinbarung zu vorbeugenden Minderungsmaßnahmen<br />
beim Einsatz von Rübenherbiziden mit dem Wirkstoff<br />
Chloridazon vereinbart. Die Vereinbarung auf freiwilliger<br />
Basis hat Modellcharakter. Funktioniert sie, wird man bei<br />
Chloridazon – aber auch zukünftig bei ähnlichen Problemen<br />
mit anderen Wirkstoffen – ein gr<strong>und</strong>sätzliches Anwendungsverbot<br />
verhindern können. In Wasserschutzgebieten<br />
<strong>und</strong> Gebieten zur Trinkwassergewinnung werden<br />
die entsprechenden Mittel (siehe Tabelle) daher nicht mehr<br />
empfohlen. Betroffen von dieser Verzichtsvereinbarung ist<br />
vor allem das Mittel Rebell, das normalerweise fester Bestandteil<br />
von Mischungen ist.<br />
Feste Regeln im Nachauflauf<br />
Die wichtigste Herbizidmaßnahme in Zuckerrüben<br />
ist die 1. NAK-Spritzung. „Der<br />
erste Schuss muss sitzen“, heißt dabei die<br />
Devise. Das heißt auf jeden Fall früh genug,<br />
damit hartnäckige Unkräuter wie<br />
Bingelkraut, Vogelknöterich oder Raps<br />
nicht schon zu groß sind. Es heißt aber<br />
nicht unbedingt, dass jedes Jahr mit der<br />
gleichen Ladung geschossen werden<br />
muss. Die äußeren Rahmenbedingungen<br />
bestimmen die genaue Zusammensetzung<br />
der Maßnahme <strong>und</strong> den eventuell<br />
erforderlichen Anteil von Wirkungsverstärkern<br />
(Additiven).<br />
Üblich bei der 1. NAK ist unter rheinischen<br />
Verhältnissen eigentlich eine Mischung,<br />
die landläufig mit dem Begriff<br />
GBR abgekürzt wird. Für G = Goltix gelten<br />
700 bis 1 000 g/ha Metamitron, für B =<br />
Betanal Tandem 120 bis 200 g/ha Ethofumesat<br />
<strong>und</strong> 120 bis 200 g/ha Phenmedipham<br />
<strong>und</strong> für R = Rebell Aufwandmengen<br />
zwischen 0,6 <strong>und</strong> 1,0 l/ha. Für Flächen<br />
außerhalb von Wasserschutzgebieten<br />
ändert sich hieran für 2010 nichts.<br />
Die blattaktive Komponente (der<br />
B-Anteil) muss in Abhängigkeit der äußeren<br />
Umstände nach unten oder oben angepasst<br />
werden. Wenn Trockenheiten<br />
eine <strong>hohe</strong> Blattaktivität fordert, hat Betanal<br />
Expert Vorteile, die bei Alternativen<br />
durch den Zusatz von Additiven aus Öl<br />
ausgeglichen werden müssen. Auch bei<br />
Rebell sollte auf Gr<strong>und</strong> der Verträglichkeit<br />
keine starre Aufwandmenge gesetzt sein.<br />
In den letzten Jahren hat die Bedeutung<br />
von Debut in der 1. NAK deutlich zugenommen.<br />
Eine 1. NAK mit Debut bietet<br />
mehr Wirkungssicherheit gegen größere<br />
Kamille, Bingelkraut, Knötericharten,<br />
H<strong>und</strong>spetersilie <strong>und</strong> Ausfallraps. Erkauft<br />
wird dies allerdings mit höheren Verträglichkeitsrisiken.<br />
Hier muss man abwägen<br />
<strong>und</strong> dann situationsbedingt entscheiden.<br />
In Wasserschutzgebieten werden zukünftig<br />
bei schwächerer Verunkrautung GB-<br />
Mischungen oder bei kritischeren Standorten<br />
GB plus Debut zum Standard. Bei<br />
Debut müssen die Mengen je nach Situation<br />
angepasst werden. Die Zugabe von<br />
Lontrel oder Spectrum zur 1. NAK sollte<br />
aus Verträglichkeitsrisiken nicht standardmäßig<br />
erfolgen.<br />
Die 2. NAK kann in Ruhe angegangen<br />
werden, wenn die 1. NAK geglückt ist. Kritischer<br />
wird es, wenn nach der 1. NAK<br />
eine Restverunkrautung verblieben ist.<br />
Die Zusammensetzung der Mischung<br />
muss nach Witterung, Unkrautart <strong>und</strong><br />
Unkrautgröße angepasst werden. Die<br />
Jahre 2007 (Spritzung bei absoluter Trockenheit)<br />
<strong>und</strong> 2009 (feuchte Böden <strong>und</strong><br />
empfindliche Rüben) zeigen, dass starre<br />
Empfehlungen keinen Sinn machen. Auf<br />
Bingelkraut- oder Rapsstandorten wird<br />
aus GBR zwangsläufig GBR plus Debut<br />
oder GB plus Debut. In Wasserschutzgebieten<br />
werden Mischungen GB plus Debut<br />
oder GB plus Teilmengen Spectrum<br />
Standard sein.<br />
Gräserherbizide können der NAK zugemischt<br />
werden, wenn Witterung <strong>und</strong> Rübenzustand<br />
es zulassen. Beachten Sie<br />
aber, dass die Verträglichkeit der NAK<br />
beim Zusatz von Gräsermitteln abnehmen<br />
kann. Sind bei kritischer Witterung<br />
bereits weitere Risikokandidaten, wie<br />
Spectrum, Rebell oder Debut, in der NAK<br />
enthalten, sollten Sie auf den Zusatz verzichten<br />
<strong>und</strong> Gräsermittel solo einsetzen.<br />
Das Gräserherbizid kann in verträglichen<br />
Witterungsphasen auch hervorragend<br />
mit 0,6 bis 0,9 l/ha Spectrum zur Hirsebehandlung<br />
kombiniert werden.<br />
Auf vielen Standorten reicht eine<br />
3. NAK, um die Flächen zu versiegeln. Ziel<br />
der abschließenden NAK ist die Bekämpfung<br />
der Restverunkrautung, mehr aber<br />
noch der Aufbau eines Wirkstoffdepots<br />
gegen Spätverunkrautung. Gegen Melde<strong>und</strong><br />
Gänsefußarten sowie Nachtschatten<br />
ist der Wirkstoff Metamitron entschei-<br />
dend. Bei zusätzlichem Bingelkraut, Amarant,<br />
H<strong>und</strong>spetersilie oder Hirse ergänzt<br />
Spectrum die Lücke bei Metamitron.<br />
Bei starken Bingelkrautproblemen<br />
sind häufig insgesamt vier NAK angesagt.<br />
Bei der zweiten <strong>und</strong> dritten Spritzung gehört<br />
Debut fest mit ins Programm. Bei<br />
der 4. NAK sollte es auch um den Aufbau<br />
eines Depots über Bodenherbizide wie<br />
Ethofumesat <strong>und</strong> Spectrum gehen.<br />
Erfahrungen aus Spezialversuchen<br />
Seit mehreren Jahren gibt es im Rheinland<br />
Sonderversuche zu Bingelkraut. Hieraus<br />
lassen sich mehrere Empfehlungen<br />
ableiten. Eine möglichst gute Beschattung<br />
des Bodens durch Rübenblätter ist<br />
der beste Schutz vor Spätverunkrautung.<br />
Jahre mit Trockenstress wie 2003 oder<br />
2009 sind besonders kritische Jahre.<br />
Blattreiche, nematoden- <strong>und</strong> trockentolerante<br />
Sorten bieten momentan die besten<br />
Voraussetzungen für eine optimale<br />
Unkrautunterdrückung.<br />
Während der normalen Herbizidsaison<br />
muss es anschließend um eine konsequente<br />
<strong>und</strong> möglichst gute Bekämpfung<br />
gehen. Dazu sind mindestens drei bis vier<br />
NAK-Spritzungen notwendig, in denen<br />
Blattaktivität (Debut) zur Bekämpfung<br />
der Unkräuter <strong>und</strong> Versiegelung (Ethofumesat,<br />
Chloridazon, Spectrum) zum<br />
Schutz vor neu auflaufenden Unkräutern<br />
gefordert sind. Höhere Mengen an Bodenherbiziden<br />
verbessern die Dauerwirkung,<br />
bringen aber keinen verlässlichen<br />
Dauerschutz. Den verbessert man nur<br />
mit noch späteren Maßnahmen in Form<br />
der Unterblattspritzung. Im Einzugsbereich<br />
der Zuckerfabrik Euskirchen steht<br />
ein entsprechendes Gerät für Rübenanbauer<br />
zur Verfügung.<br />
Weitere Probleme bereiten in Einzelfällen<br />
Amarant, Ausfall-Leguminosen,<br />
Phacelia, Ölrettich, Stechapfel, Malvenarten,<br />
Kreuzkraut <strong>und</strong> andere Unkräuter.<br />
Jedes Unkraut erfordert einen angepassten<br />
Lösungsansatz.<br />
Zu allen angesprochenen Fragen <strong>und</strong><br />
Problemen stehen Ihnen die Berater <strong>und</strong><br />
Beraterinnen von Pfeifer & Langen/LIZ,<br />
des Rübenbauernverbandes <strong>und</strong> der<br />
Landwirtschaftskammer gerne als Ratgeber<br />
zur Verfügung. Umfangreiche Informationen<br />
im Internet finden Sie unter<br />
www.liz-online.de.<br />
Heinrich Brockerhoff<br />
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />
18 | Z U C K E R R Ü B E N J O U R N A L LZ 8 · 2010