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BK-Heft 2/2012 - Baukammer Berlin

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Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 1<br />

Impressum<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Gutsmuthsstraße 24,<br />

12163 <strong>Berlin</strong>-Steglitz<br />

Telefon: (030) 79 74 43-0,<br />

Fax: (030) 79 74 43-29<br />

E-Mail: info@baukammerberlin.de<br />

http://www.baukammerberlin.de<br />

Bankverbindungen:<br />

<strong>Berlin</strong>er Volksbank<br />

Konto 88 44 55 60 05 (BLZ 100 900 00)<br />

Postbank <strong>Berlin</strong>,<br />

Konto 4578 08-108 (BLZ 100 100 10)<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Hans Joachim Wanderer †,<br />

Dipl.-Ing. Joachim Wanjura,<br />

Dr. jur. Peter Traichel<br />

Namentlich gekennzeichnete<br />

Veröffentlichungen geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Verantwortlich für die ehrenamtliche<br />

Schriftführung:<br />

Dipl.-Ing. Joachim Wanjura,<br />

Chefredakteur<br />

Verlag und Anzeigenabteilung:<br />

CB-Verlag Carl Boldt<br />

Baseler Str. 80,<br />

12205 <strong>Berlin</strong><br />

Postfach 45 02 07, 12172 <strong>Berlin</strong><br />

Telefon (030) 833 70 87,<br />

Fax (030) 833 91 25<br />

E-Mail: cb-verlag@t-online.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Peter Gesellius<br />

Telefon (030) 833 70 87,<br />

Fax (030) 833 91 25<br />

E-Mail: cb-verlag@t-online.de<br />

www.cb-verlag.de<br />

Anzeigen:<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 12 vom 1.10.2011<br />

Technische Herstellung:<br />

Globus-Druck GmbH & Co. Print KG<br />

E-Mail: globus-druck@t-online.de<br />

Drucklegung:<br />

18. Juni <strong>2012</strong><br />

Redaktionsschluß<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

3. September <strong>2012</strong><br />

Inhalt:<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Bericht des Präsidenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Titelthema<br />

Die U-Bahnlinie U5 in <strong>Berlin</strong>-Mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Kiez oder Weltstadt – <strong>Berlin</strong> am Scheideweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Metamorphose eines Flughafens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Schließung des Flughafens Tegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Steigt das Grundwasser in Siemensstadt oder bleiben die Keller trocken? . 15<br />

Protokoll der 58. Vergabebesprechung am 9. Februar <strong>2012</strong> . . . . . . . . . . . . 16<br />

Neues Schiffshebewerk Niederfinow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Wahlaufruf zur 10. Vertreterversammlung der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> . . . . . . . . 23<br />

<strong>Baukammer</strong>-Preis 2011:<br />

Untersuchungen zur Durchbiegung von Stahlbetondeckenplatten<br />

und Bewertung der vereinfachten Biegeschlankheitsnachweise<br />

verschiedener Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Einsatzmöglichkeiten der Augmented Reality für geodätische Zwecke<br />

Prototypenentwicklung eines AR-Systems zur Visualisierung<br />

von Geodaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Baukultur ist ... Ingenieurbaukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Bachelor-/Master-Ausbildung muss akademisch bleiben! . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Europa bedroht die Ingenieurpromotion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

HOAI-Reform 2013 im Fokus der Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Merkblatt für die Aufgaben der Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

KlimaSchutzPartner des Jahres <strong>2012</strong> ausgezeichnet . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

8 Mrd. Euro Wertschöpfungsverlust durch fehlende Ingenieure . . . . . . . . . . 41<br />

Ehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Denkmalschutz<br />

König-Ludwig-Brücke in Kempten wurde Wahrzeichen<br />

der Ingenieurbaukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Ausbau von Havel und Spree (II):<br />

Ist der vollständige Neubau der Freybrücke wirklich alternativlos<br />

und lässt sich ein Verkehrschaos vermeiden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Friedrich II, König von Preußen und das Bildungssystem . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

<strong>Berlin</strong>s unbequemes Denkmal: Der Abbau der Gasbeleuchtung beginnt. . . 48<br />

Lebendiges Licht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Gaslicht aus in <strong>Berlin</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Leserzuschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Recht<br />

Bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes – maßgebliche Zeitpunkte . . . 51<br />

Die Folgen und Konsequenzen der Einführung der Eurocodes für Ingenieure 51<br />

ARGE Baurecht: Starre Altersgrenze aufgehoben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

Stellenmarkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Produktinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 1


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 2<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sven Cordewinus<br />

IfE Grothe GmbH<br />

Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann<br />

Engelsmann Peters<br />

Beratende Ingenieure GmbH<br />

Dr.-Ing. Ralf Gastmeyer<br />

Beratender Ingenieur,<br />

Krebs und Kiefer GmbH<br />

Adrian Grabara<br />

Preisträger <strong>Baukammer</strong>preis<br />

Dr. Dankwart Guratzsch<br />

Korrespondent Städtebau/Architektur,<br />

DIE WELT<br />

Andreas Heinz,<br />

Journalist, Neues Deutschland<br />

Rechtsanwalt Ronny Herholz<br />

Geschäftsführer des AHO<br />

2 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Christian Hunziker<br />

Journalist, Neue Zürcher Zeitung<br />

Jens Jessen<br />

Ressortleiter Feuilleton DIE ZEIT<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Beratender Ingenieur<br />

Präsident der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Ulf Kreuziger<br />

Preisträger <strong>Baukammer</strong>preis<br />

Dipl.-Ing. Berthold Kujath<br />

Vorsitzender<br />

Gaslicht-Kultur e.V.<br />

Dipl.-Ing. Carsten Liebich<br />

Projektmanager Neubau U5,<br />

<strong>Berlin</strong>er Verkehrsbetriebe<br />

Rechtsanwalt Lars Christian Nerbel<br />

Rechtsanwälte<br />

Prof. Dr. Sangenstedt und Partner<br />

Rechtsanwalt<br />

Prof. Dr. jur. Hans Rudolf Sangenstedt<br />

Rechtsanwälte<br />

Prof. Dr. Sangenstedt und Partner<br />

Dipl.-Geol. Jörg Seegers<br />

Projektleiter Neubau U5,<br />

<strong>Berlin</strong>er Verkehrsbetriebe<br />

Dr. Peter Traichel<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Unseren im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedern bewahren wir ein ehrendes Andenken:<br />

Dipl.-Ing. Hartmut Helmchen Dipl.-Ing. Rudolf Klimesch<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Lupprian Dipl.-Ing. Fritz Mrozek<br />

Dipl.-Ing. Detlef Peetz Dipl.-Ing. (FH) Reno Radeboldt<br />

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Ziegler-Kähler


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 3<br />

Lassen Sie mich zunächst auf die wirklich<br />

erfreuliche <strong>Baukammer</strong>versammlung<br />

am 12. April (s. Fotos nächste Seiten)<br />

kurz zurückkommen und ich möchte<br />

mich bei dieser Gelegenheit auch bei<br />

Ihnen bedanken, dass Sie so zahlreich<br />

erschienen sind. Wir hatten über 300<br />

Gäste und es gab für unsere festliche<br />

Veranstaltung in der Peter-Behrens-Halle<br />

bisher nur lobende und anerkennende<br />

Kommentare. Ganz besonders bedanken<br />

möchte ich mich bei Herrn Prof. Kraft<br />

und natürlich bei dem Bildungsausschuss<br />

und dessen Vorsitzenden Herrn<br />

Prof. Hanschke, die am selben Tage mit<br />

großer Resonanz den zweiten <strong>Baukammer</strong>preis<br />

(s. Fotos unten und S. 24) verleihen<br />

konnten. Wie schon vor einem<br />

Jahr anlässlich der ersten <strong>Baukammer</strong>preis-Verleihung<br />

haben Sie, Herr Prof.<br />

Kraft, die Verleihung durchgeführt und<br />

ich kann sagen, dass es mir ein großes<br />

Vergnügen war, den sieben Preisträgern<br />

persönlich gratulieren zu können.<br />

Bekanntlich wurden die sieben besten<br />

Hochschulabschlussarbeiten prämiert,<br />

wobei zwei erste Preise mit je 1.500,-<br />

Euro, zwei zweite Preise mit je 1.000,-<br />

Euro und drei dritte Preise mit je 500,-<br />

Euro verliehen werden konnten. Der<br />

Erfolg dieses <strong>Baukammer</strong>preises, insbesondere<br />

das wachsende Interesse der<br />

Studenten daran, zeigt uns, dass wir hier<br />

unbedingt weitermachen müssen, um<br />

vor allem gute Leistungen junger Ingenieure<br />

besonders zu würdigen. Wir reden<br />

Prof. Dr.-Ing. Mike Schlaich, Prof. Dr.-Ing. Frank Ulrich Vogdt und<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Bericht des Präsidenten<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

immer davon, junge Ingenieure für den<br />

Ingenieurberuf zu interessieren, aber es<br />

geht auch darum, für unseren Nachwuchs<br />

in der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> selbst zu<br />

werben. Deshalb hat die <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> auf ihrer letzten Vertreterversammlung<br />

am 21.05.<strong>2012</strong> beschlossen, eine<br />

außerordentliche studentische Mitgliedschaft<br />

in unserer Satzung festzuschreiben.<br />

Am 3. Mai fand die Mitgliederversammlung<br />

des AHO hier in <strong>Berlin</strong> statt.<br />

Bekanntgegeben wurde dort die Beauftragung<br />

eines Gutachtens zur Entwicklung<br />

der Planungsprozesse 1992 bis<br />

<strong>2012</strong>. Mit diesem Gutachten sollen die<br />

Veränderungen im Planungsgeschehen<br />

der letzten beiden Jahrzehnte qualitativ<br />

verdeutlicht werden. Dieses Gutachten<br />

Bericht des Präsidenten<br />

soll bis spätestens zum 30. September<br />

<strong>2012</strong> vorliegen, damit dessen Ergebnisse<br />

in die laufende Honoraruntersuchung<br />

im BMWi eingebracht werden können.<br />

Erwartet wird der Abschluss der HOAI-<br />

Novellierung bis 2013. Gefordert wurde<br />

erneut nachdrücklich die Rückführung<br />

der Planungsleistungen (ehemals Teile<br />

VI, X bis XIII HOAI 1996) in den verbindlichen<br />

Teil der HOAI. Viele der betroffenen<br />

Ingenieure sind seit der Freigabe dieser<br />

Leistungen angesichts des nicht mehr<br />

kostendeckenden, teilweise sogar ruinösen<br />

Preiswettbewerbs in erhebliche<br />

Bedrängnis geraten. Selbst Auftraggeber<br />

gestehen, dass durch die Freigabe der<br />

sog. Beratungsleistungen ein erheblicher<br />

Mehraufwand erzeugt wurde. Ferner<br />

wurde gesprochen über die gesamtschuldnerische<br />

Haftung und deren Problematik,<br />

als auch über vom BMWi angedachte<br />

besondere Verbraucherschutzvorschriften,<br />

die aber z. B. in Form eines<br />

außerordentlichen Kündigungsrechtes<br />

zu Lasten des Planers gingen. Die <strong>Baukammer</strong><br />

hat hieran vereint mit anderen<br />

Mitgliedern deutlich Kritik geäußert.<br />

Seitdem der neue Hauptgeschäftsführer<br />

der Fachgemeinschaft Bau, Herr Dipl.-<br />

Ing. Dellmann, der ehemalige Bauminister<br />

des Landes Brandenburg, im Amt<br />

ist, scheinen sich neue Beziehungen zur<br />

Fachgemeinschaft Bau leichter zu<br />

gestalten. Hier danke ich Herrn Dr. Traichel,<br />

der mit dem Hauptgeschäftsführer<br />

v.l.n.r. Prof. Dr.-Ing. Mike Schlaich, Dr.-Ing. Jens Karstedt, Prof. Dr.-<br />

Ing. Frank Ulrich Vogdt und die Preisträger Ulf Kreuziger, Adrian<br />

Grabara, Hannes Vorpahl, Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft, Oliver Justus,<br />

Bodo Harald Köpke, Stou Jankov und Mario Welzel<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 3


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 4<br />

Bericht des Präsidenten<br />

4 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Dipl.-Ing. Manfred<br />

Wunderlich,<br />

Dr.-Ing. Jürgen<br />

Sellmann<br />

Dr.-Ing. Jens<br />

Karstedt, Präsident<br />

der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Frank<br />

Ulrich Vogdt (TU <strong>Berlin</strong>),<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus<br />

Dierks, Prof. Dr.-Ing.<br />

Udo Kraft<br />

Prof. Dr.-Ing. habil.<br />

Hans-Ulrich Mönnig<br />

(Präsident der<br />

Ingenieurkammer<br />

Thüringen), Dr. Peter<br />

Traichel (<strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong>)<br />

der Fachgemeinschaft Bau<br />

erste Kontakte geknüpft hat<br />

und auch schon erste<br />

Gespräche geführt hat. Im<br />

Ergebnis scheint eine<br />

Zusammenarbeit von <strong>Baukammer</strong><br />

und Fachgemeinschaft<br />

Bau auf den unterschiedlichsten<br />

Gebieten<br />

angezeigt (z. B. beim Thema<br />

„Werteverzehr Infrastruktur“,<br />

Bauordnung <strong>Berlin</strong>,<br />

Abgeordnetenkontakte<br />

etc.). Hier könnte auch mit<br />

der Architektenkammer<br />

Impressionen aus der


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 5<br />

Ass. jur. Anke Fellinger-Hoffmann<br />

(Geschäftsführerin der Ingenieurkammer<br />

Saarland), RA Dipl.-Verwaltungswirt (FH)<br />

Ulrich Mönch (Geschäftsführer der<br />

Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz)<br />

<strong>Berlin</strong> enger zusammengewirkt werden.<br />

Wir begrüßen die engere Zusammenarbeit<br />

mit der Fachgemeinschaft Bau und<br />

sehen hierin durchaus – zumindest von<br />

Fall zu Fall – eine Verstärkung unserer<br />

Interessenwahrnehmung.<br />

In Sachen EnEV-DV ist jetzt ein gemeinsames<br />

Merkblatt mit der Senatsverwaltung<br />

und der Architektenkammer, feder-<br />

Peter-Behrens-Halle<br />

Bericht des Präsidenten<br />

Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann<br />

(Vorstandsmitglied der<br />

Bundesingenieurkammer), Dr.-Ing. Jens<br />

Karstedt (Präsident der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong>)<br />

Fotograf: Christian Vagt<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Frank Ulrich Vogdt (TU <strong>Berlin</strong>)<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 5


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 6<br />

Bericht des Präsidenten<br />

führend durch die <strong>Baukammer</strong>, fertiggestellt<br />

worden. Dieses Merkblatt ist im<br />

<strong>Baukammer</strong>heft veröffentlicht und alle<br />

Interessierten können dort die wesentlichen<br />

Punkte nachlesen. Im Übrigen steht<br />

selbstverständlich die <strong>Baukammer</strong> für<br />

Fragen zur Verfügung.<br />

Zu den ab 1. Juli geltenden EC-Normen<br />

ist zu sagen, dass wir auf Initiative von<br />

Herrn Dipl.-Ing. Enseleit ein Rundschreiben<br />

an alle Bezirksverwaltungen und an<br />

die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt geschickt haben, auf<br />

das die Senatsverwaltung jetzt geantwortet<br />

hat. Erwartungsgemäß gibt es<br />

keine Übergangsfristen, gleichwohl<br />

bestehen aus Sicht der Obersten Bauaufsicht<br />

des Landes <strong>Berlin</strong> keine Bedenken,<br />

wenn ab dem 1. Juli <strong>2012</strong> bereits<br />

zuvor (für die Verfahren gemäß § 63 bis<br />

65 Bauordnung <strong>Berlin</strong>) geplante<br />

und bemessene Konstruktionen<br />

nach den bisher bekannt<br />

gemachten alten deutschen<br />

Normen ausgeführt werden. D.<br />

h., dass diese gleichwertig im<br />

Sinne § 3 Abs. 3 Bauordnung<br />

<strong>Berlin</strong> sind. Im Einzelnen wird<br />

auf das Rundschreiben von<br />

Herrn Wathling vom 30.04.<strong>2012</strong><br />

6 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

verwiesen, welches sich in diesem <strong>Heft</strong><br />

wiederfindet. Weiter möchte ich zur<br />

umfassenden Darlegung der Rechtslage<br />

auf ein ebenfalls hier abgedrucktes Kurzgutachten<br />

von Herrn Prof. Dr. Sangenstedt<br />

als auch auf den stattgefundenen<br />

Vortrag in der <strong>Baukammer</strong> von Herrn<br />

Rechtsanwalt Kemper hinweisen. Auch<br />

möchte ich nochmal auf die diversen Veröffentlichungen<br />

im Deutschen Ingenieurblatt<br />

verweisen, wo man sich ausführlich<br />

mit den zivilrechtlichen Aspekten der<br />

Einführung der neuen Eurocodes<br />

beschäftigt hat.<br />

Bekanntlich hat die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

durch das neue Ingenieurgesetz die Aufgabe,<br />

ausländische Studienabschlüsse<br />

als Ingenieurstudiengänge anzuerkennen.<br />

Fast 70 Anträge sind bereits bearbeitet<br />

worden, wobei einige wenige auch<br />

in unserem Bildungsausschuss entschieden<br />

werden mussten, weil es sich<br />

um sehr schwierige Grenzfälle handelte.<br />

Hier möchte ich mich bei der Geschäftsstelle<br />

der <strong>Baukammer</strong>, insbesondere bei<br />

Frau Engling, bedanken, die hier einen<br />

erheblichen Aufgabenzuwachs erfahren<br />

hat. Den Bildungsausschuss bitte ich,<br />

sich, wie bisher, unbürokratisch dieser<br />

neuen Aufgabe zuzuwenden und danke<br />

ihm dafür.<br />

Aus der letzten Bundesingenieurkammer-Versammlung<br />

kann ich erwartungsgemäß<br />

berichten, dass ich angesichts<br />

der schon in der vorletzten Vertreterversammlung<br />

bekannt gewordenen<br />

Machenschaften der sog. Findungskommission<br />

in der Bundesingenieurkammer<br />

nicht mehr zur Wahl angetreten bin. Einziger<br />

Kandidat war deshalb Herr Dipl.-<br />

Ing. Kammeyer, der mit rund<br />

Dreiviertel aller Stimmen<br />

gewählt wurde. Alles Weitere ist<br />

bekannt und steht zusammengefasst<br />

auf den Seiten der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> und der Bundesingenieurkammer.<br />

Herrn Dipl.-<br />

Ing. Rainer Ueckert gratuliere<br />

ich zur Wiederwahl in den Bundesvorstand.


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 7<br />

Zum Schluss lassen Sie mich noch ein<br />

paar Stichpunkte erwähnen:<br />

Die <strong>Baukammer</strong> war natürlich gefragter<br />

Gesprächspartner der Presse wegen der<br />

unerwarteten Verschiebung der Eröffnung<br />

des neuen Flughafens <strong>Berlin</strong>-Brandenburg.<br />

Vielleicht hat der eine oder<br />

andere meine sehr verkürzte Stellungnahme<br />

in der Abendschau hierzu gesehen.<br />

Es kann jedenfalls nicht richtig sein,<br />

Ingenieure pauschal für die Versäumnisse<br />

der Bauherrn oder der Politik verantwortlich<br />

zu machen. Hiergegen habe ich<br />

mich deutlich verwahrt.<br />

Offenbar ist die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> selbst<br />

in Südkorea nicht unbekannt, denn Mitte<br />

März hat uns eine sechsköpfige Delegation<br />

aus Korea (zwei Vertreter des Ministeriums<br />

für Wissen und Wirtschaft, ein<br />

Vertreter der Verbände Elektro- bzw.<br />

Informationstechnik und ein Forscher<br />

sowie ein deutscher Architekt, der dort<br />

vor Ort arbeitet) besucht. Die Südkoreaner<br />

sind lebhaft daran interessiert, die<br />

Vorteile der Einzelvergabe in ihrem Lande<br />

zu nutzen, weil sie das deutsche Modell<br />

insofern für fortschrittlich halten. Die<br />

Generalunternehmer oder Generalplanervergabe<br />

ist in Korea sehr weit verbreitet,<br />

hat aber dort aus den auch uns<br />

bekannten Gründen immer mehr Kritiker.<br />

Wir haben uns jedenfalls gefreut, diese<br />

Delegation hier begrüßen zu können und<br />

wir konnten ihnen Rede und Antwort stehen.<br />

In Sachen geplanter Abbau von 44.000<br />

Gaslaternen kann ich Ihnen versichern,<br />

dass die <strong>Baukammer</strong> dies durchaus kritisch<br />

sieht, denn ein vorhandenes in der<br />

Welt einzigartiges dichtes Gaslaternennetz,<br />

historisch gewachsen, einfach<br />

durch Elektroleuchten zu ersetzen ist<br />

weder unter baukulturellen Aspekten<br />

vertretbar noch unter Energie- oder CO 2 -<br />

Einsparungsaspekten so eindeutig zu<br />

beurteilen. Gerade in der jetzigen Zeit,<br />

wo man große Schwierigkeiten hat, den<br />

Strom durch alternative Energien zu<br />

ersetzen – und dies ist ja politisch so<br />

gewollt – sollten wir uns überlegen, ob<br />

eine solche Maßnahme überhaupt noch<br />

zeitgemäß ist. Herrn Dr. Traichel danke<br />

ich dafür, dass er das öffentlichkeitsrelevante<br />

Thema aufgegriffen hat.<br />

Der Vorstand hat beschlossen, das<br />

bekannte Mitgliederverzeichnis der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> in Papierform wieder neu<br />

aufzulegen, weil es offenbar der Wunsch<br />

vieler Mitglieder ist, dieses Verzeichnis<br />

nicht nur online einsehen zu können. Ab<br />

2013 werden wir es Ihnen wieder wie<br />

gewohnt zusenden.<br />

Die U-Bahnlinie U5 in <strong>Berlin</strong>-Mitte<br />

Dipl.-Geol. Jörg Seegers, BVG AöR / Dilp.-Ing. Carsten Liebich, BVG AöR<br />

WEITERBAU DER U-BAHNLINIE U5<br />

Im Jahre 2010 feierte der Eröffnungsabschnitt<br />

Alexanderplatz – Friedrichsfelde<br />

der U-Bahnlinie U5 seinen 80-jährigen<br />

Geburtstag und mit der Eröffnung der<br />

Linie U55 im August 2009 wurde außerdem<br />

ein Stück der zukünftigen Verlängerung<br />

der U5 zum Hauptbahnhof als Inselbetrieb<br />

vorweg genommen. Mit einer<br />

Länge von 19,8 km (inkl. U55) entspricht<br />

die U5 damit 13,7 % des gesamten <strong>Berlin</strong>er<br />

U-Bahnnetzes. Dennoch fehlt noch<br />

ein Stück, um von Hönow ohne Ausbzw.<br />

Umsteigen zum <strong>Berlin</strong>er Hauptbahnhof<br />

zu gelangen.<br />

Nach Fertigstellung des nunmehr im Bau<br />

befindlichen Streckenabschnitts wird die<br />

Gesamtlänge der U5 22 km betragen.<br />

Die U5 ist danach hinter der U7 <strong>Berlin</strong>s<br />

zweitlängste U-Bahnlinie.<br />

Mit dem geplanten Weiterbau der U-<br />

Bahnlinie U5 in <strong>Berlin</strong>-Mitte erfolgt ein<br />

wichtiger Lückenschluss zwischen den<br />

derzeitigen Endhaltepunkten der U-<br />

Bahnlinien U5 (U-Bhf. Alexanderplatz)<br />

und U55 (U-Bhf. Brandenburger Tor). Die<br />

2,2 km lange Strecke führt vom Alexanderplatz<br />

vorbei am <strong>Berlin</strong>er Rathaus,<br />

Titelthema<br />

unter der Spree, der Museumsinsel und<br />

dem Spreekanal hindurch, die Straße<br />

Unter den Linden entlang bis zum Brandenburger<br />

Tor.<br />

Mit dieser neuen Strecke erhalten die<br />

Stadtteile Hellersdorf, Kaulsdorf, Lichtenberg<br />

und Friedrichshain eine umsteigefreie<br />

Verbindung zur historischen<br />

Innenstadt, zum Regierungsviertel und<br />

zum <strong>Berlin</strong>er Hauptbahnhof. Die für Touristen<br />

und <strong>Berlin</strong>er gleichermaßen<br />

bedeutsamen Ziele und Wahrzeichen<br />

rund um die Museumsinsel, entlang der<br />

Straße Unter den Linden und im Regierungsviertel<br />

können dann vom <strong>Berlin</strong>er<br />

Hauptbahnhof wie vom Alexanderplatz<br />

aus direkt mit der neuen U5 erreicht werden.<br />

[U1].<br />

Das aktuell im Bau befindliche Baulos 1<br />

des Gesamtbauvorhabens „Neubau U5“<br />

umfasst die Herstellung von zwei Tunnelröhren<br />

im Schildvortrieb (TUN) sowie den<br />

Bau einer Gleiswechselanlage (GWA)<br />

und zweier Bahnhöfe: U-Bhf. Museumsinsel<br />

(MUI) und U-Bhf. Unter den Linden<br />

(UDL) als zukünftiger Kreuzungsbahnhof<br />

von U6 und U5. Der Bahnhof <strong>Berlin</strong>er<br />

Rathaus (BRH) wird gesondert als Baulos<br />

Abbildung 1 Streckenverlauf Lückenschluss U-Bahnlinie U5 <strong>Berlin</strong>-Mitte mit den<br />

Bahnhöfen <strong>Berlin</strong>er Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden<br />

Quelle: BVG<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 7


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 8<br />

Titelthema<br />

2 ausgeschrieben. Der Baubeginn ist für<br />

Januar 2013 geplant. Für die betrieblichen<br />

Anforderungen der BVG ist der Bau<br />

einer Gleiswechselanlage (GWA) erforderlich,<br />

die sich unmittelbar in Richtung<br />

Westen an den Bahnhof BRH anschließen<br />

wird und an deren Kopf sich die<br />

Startbaugrube für die Tunnelbohrmaschine<br />

befindet.<br />

DIE GEOLOGIE IN BERLIN-MITTE<br />

Überblick über die Geologie<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgs<br />

Die Landschaft <strong>Berlin</strong>-Brandenburgs<br />

wurde während des Quartärs von mehreren<br />

Inlandeistransgressionen überzogen,<br />

die zu mehrfachen Erosions- und Aufschüttungszyklen<br />

innerhalb der pleistozänen<br />

Lockergesteinsablagerungen<br />

führten und ca. 95 % <strong>Berlin</strong>-Brandenburgs<br />

mit quartären Ablagerungen<br />

bedeckten. Die auf die pleistozäne Mehrfachvereisung<br />

Nordeuropas zurückzuführende<br />

Sequenz überlagert die vorwiegend<br />

aus flachmarinen Sedimenten<br />

bestehende Füllung der Norddeutschen<br />

Senke. [U8]<br />

Die Grundmoränenlandschaft <strong>Berlin</strong>s<br />

und seiner Umgebung ist vorwiegend als<br />

flachwellige Hügellandschaft ausgebildet<br />

mit den markanten Erhebungen der<br />

Barnimhochfläche im Nordosten und der<br />

Teltowhochfläche im Südwesten. Die<br />

Hochflächen werden vom <strong>Berlin</strong>er<br />

Urstromtal durchzogen, einem der<br />

Hauptabflusswege weichselkaltzeitlichen<br />

Schmelzwässer. Fehler! Verweisquelle<br />

konnte nicht gefunden werden.<br />

Abbildung 2 Geologischer Längsschnitt Bereich Weiterbau U5 [U4]<br />

8 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Geologische und hydrogeologische<br />

Verhältnisse im Projektgebiet, [1], [3]<br />

Der oberflächennahe Auffüllungshorizont<br />

besteht aus Trümmerschutt, Fundamenten<br />

und alten Pfählen, seine Mächtigkeit<br />

schwankt stark. Insbesondere das<br />

Gebiet des ehemaligen Schlosskomplexes<br />

wurde historisch bedingt mehrfach<br />

grundlegend verändert. Aus den archäologischen<br />

Ausgrabungen im Bereich des<br />

historischen Rathauses von <strong>Berlin</strong> lässt<br />

sich schließen, dass das ursprüngliche<br />

Gelände unter dem heutigen Geländeniveau<br />

lag. Im Jahr 1640 war ein etwa 30 m<br />

breiter Geländestreifen unmittelbar<br />

neben dem Westufer der Spree noch<br />

vom Wasser überflutet.<br />

Unterhalb des Auffüllungshorizontes folgen<br />

mehr als 70 m mächtige, überwiegend<br />

sandige Ablagerungen. Der obere<br />

Teil dieser Ablagerungen - der sog. Talsand<br />

- erfuhr keine Vorbelastung durch<br />

Inlandeis. Seiner Ablagerung ging eine<br />

Erosion durch Schmelzwasser voraus,<br />

das die weichselkaltzeitliche Grundmoräne<br />

sowie die organogenen Bildungen<br />

der Eem-Warmzeit vollständig und auch<br />

noch ältere, darunterliegende Sandund/oder<br />

Geschiebemergelschichten<br />

teilweise abtrug. Der untere Teil dieser<br />

Ablagerungen – der sog. Schmelzwassersand<br />

– hingegen erfuhr eine Vorbelastung<br />

durch Inlandeis.<br />

Die Grenze zwischen Tal- und Schmelzwassersanden<br />

verläuft etwa zwischen 10<br />

m und 20 m unter Geländeoberkante<br />

(GOK). Sie ist meist nur durch eine deutliche<br />

Zunahme der Lagerungsdichte zu<br />

erkennen, nicht jedoch anhand von<br />

Bohrprofilen.<br />

Bereichsweise sind im Übergang zwischen<br />

Tal- und Schmelzwassersanden<br />

saalekaltzeitliche Geschiebemergel in<br />

Bändern und Schollen anzutreffen, an<br />

deren Basis sich oft Grobgeschiebe -<br />

auch als „Steinlage” bezeichnet - konzentrieren.<br />

Selbst dort, wo der Geschiebemergel<br />

durch das Eis vollständig erodiert<br />

wurde, sind häufig die in dem Mergel<br />

eingelagerten Steinlagen und „Findlinge“<br />

zurückgeblieben, die an das voreiszeitliche<br />

Vorhandensein des Geschiebemergels<br />

erinnern.<br />

Die Niederungen von Spree und Spreekanal<br />

queren das Projektgebiet im<br />

Bereich des U-Bhf. Museumsinsel. Weiter<br />

westlich wird die Trasse noch von drei<br />

mehr als 10 m tiefen „Rinnen“ gekreuzt.<br />

Diese sind durch Erosion saalekaltzeitlicher<br />

Schmelzwassersande unterhalb<br />

des Inlandseises entstanden. Mit Abtauen<br />

des Eises verblieben in diesen Erosionsrinnen<br />

sog. Toteisblöcke, die im Zuge<br />

der Ablagerung weichselkaltzeitlicher<br />

Talsande eingeschlossen und konserviert<br />

wurden. Innerhalb dieser Rinnen bildeten<br />

sich im Holozän Mudden, Torfe<br />

und Faulschlämme, die lokal bis in den<br />

Ausbruchquerschnitt des Tunnels hineinreichen<br />

können. Zudem finden sich<br />

geringmächtigen Vorkommen organogener<br />

Böden in den Niederungen der Spree<br />

und des Spreekanals.<br />

Die zuvor beschriebenen, quartären<br />

Böden werden ab einer Tiefe von ca. 70


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 9<br />

m u. GOK durch tertiäre Böden (Geschiebemergel,<br />

Braunkohlesedimente, Sande<br />

sowie ab etwa -100 m NHN horizontbeständiger,<br />

mariner Septarienton/Rupelton)<br />

unterlagert.<br />

Die Grundwasserstände variieren im Projektgebiet<br />

zwischen ca. 3,5 m und 6,0 m<br />

u. GOK. In den letzten Jahren wurde in<br />

<strong>Berlin</strong> ein stetig steigender GW-Stand<br />

beobachtet, so dass gemäß [U7] in bautechnischer<br />

Hinsicht die Berücksichtigung<br />

des zeHGW empfohlen wird. Dieser<br />

variiert im Projektgebiet zwischen ca. 3,0<br />

m und 4,0 m u. GOK.<br />

BAUWEISE UND BAUVERFAHREN,<br />

[2]<br />

Die im vorstehenden Kapitel beschriebenen<br />

Bodenverhältnisse zeigen, dass in<br />

Teilen des Baugebiets der U5 Böden mit<br />

sehr unterschiedlichen Eigenschaften<br />

anstehen, die bautechnisch eine große<br />

Herausforderung darstellen und auf die<br />

die zum Einsatz kommenden Bauverfahren<br />

technisch abzustimmen sind.<br />

Aufgrund des in <strong>Berlin</strong>s Mitte anstehenden<br />

hohen Grundwasserstands, müssen<br />

die eigentlichen Bauwerke bzw. der Rohbau<br />

in eigens dafür herzustellenden<br />

nahezu wasserdichten<br />

Baugruben errichtet<br />

werden. Diese<br />

Baugruben müssen<br />

statisch so bemessen<br />

werden, dass sie dem<br />

Wasser- und Erddruck<br />

standhalten können.<br />

Nach Fertigstellung<br />

der Baugruben darf in<br />

diesen gemäß den<br />

behördlichen Auflagen<br />

lediglich noch<br />

eine Restwassermenge<br />

von 1,5 l/s*1000<br />

m? benetzte Fläche<br />

gefördert werden.<br />

Die Herstellung der<br />

Baugruben erfolgt in<br />

der Wand-Sohle-Dekkel-Bauweise.<br />

Hierzu<br />

werden zunächst die<br />

erforderlichen Schlitzwände<br />

bis in unterschiedliche<br />

Tiefen hergestellt. Die max.<br />

Herstelltiefe der Schlitzwände beträgt<br />

bis zu ca. 45 m. Anschließend werden<br />

die Basisabdichtungen der Baugruben<br />

hergestellt, die entweder durch die Ausführung<br />

des Düsenstrahlverfahrens als<br />

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Abbildung 3 Regelquerschnitt Tunnel im Schildvortrieb<br />

Titelthema<br />

tiefliegende Dichtsohlen oder als Unterwasserbetonsohlen<br />

hergestellt werden.<br />

In einem weiteren Schritt erfolgt dann<br />

nach einem entsprechenden Voraushub<br />

der Baugruben die Herstellung der Baugrubendeckel.<br />

Diese Vorgehensweise<br />

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<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 9


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 10<br />

Titelthema<br />

Abbildung 4: Bahnhof Museumsinsel<br />

ermöglicht dann ein Weiterarbeiten<br />

unterhalb der Deckel, so dass die Behinderungen<br />

und Einschränkungen im Straßenland<br />

auf ein Minimum reduziert werden<br />

können.<br />

Bevor jedoch der weitere Aushub der<br />

Baugruben erfolgt, werden ab April 2013<br />

die Tunnelröhren durch die Tunnelbohrmaschine<br />

aufgefahren. Hierzu wird, wie<br />

eingangs bereits beschrieben, im Bereich<br />

Marx-Engels-Forum am westlichen<br />

Ende der Gleiswechselanlage eine Startbaugrube/Startschacht<br />

errichtet.<br />

Abbildung 5: Frostkörper Bahnhof Museumsinsel<br />

10 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Es werden zwei parallele Tunnelröhren<br />

hergestellt. Die Tunnel werden von einer<br />

Tunnelvortriebsmaschine im sogenannten<br />

Schildvortriebsverfahren hergestellt.<br />

Hierbei haben die Unterfahrung der Uferwände<br />

der Spree, die Berücksichtigung<br />

des Neubaus des zukünftigen Neuen<br />

<strong>Berlin</strong>er Schlosses und der Anschluss an<br />

den bestehenden Bahnhof Brandenburger<br />

Tor besonderen Einfluss auf die Planung<br />

und die Ausführung des Schildvortriebs.<br />

Die Tunnelvortriebe beginnen im Startschacht<br />

in der Gleiswechselanlage und<br />

enden vor dem Bahnhof Brandenburger<br />

Tor. Die Tunnel werden im Schildvortrieb<br />

mit einer flüssigkeitsgestützten Ortsbrust<br />

aufgefahren. Der Innendurchmesser<br />

der Tunnelröhren beträgt 5,70 m.<br />

Die Tunnelröhren werden mit Stahlbetontübbings<br />

ausgekleidet. Es ist ein<br />

Blocktübbingring von 35 cm Dicke vorgesehen.<br />

Die Ringbreite wird konisch<br />

ausgeführt und beträgt im Mittel 1500<br />

mm (Abb. 2). Die Dichtung der Tübbingfugen<br />

erfolgt mittels eines in einer Nut<br />

eingebetteten geschlossenen Elastomerrahmens.<br />

Die Dichtung ist auf einen<br />

max. Wasserdruck von 3.0 bar zu<br />

bemessen. In den Tübbings ist ein Bohrraster<br />

vorgesehen der es ermöglicht, den<br />

Ringspalt nachzuinjizieren.<br />

Die Tunnelröhren werden nacheinander<br />

von Osten nach Westen aufgefahren. Es<br />

ist vorgesehen, zuerst die Tunnelröhre für<br />

Gleis 1, danach die Röhre für Gleis 2 vorzutreiben.<br />

Die Anfahrt der Schildvortriebsmaschine<br />

erfolgt im Startschacht im Bereich der<br />

Gleiswechselanlage. Die im Zuge des<br />

Schildvortriebs zu durchörternde Baugrubenwand<br />

wird im Bereich der Schilddurchfahrt<br />

mit Glasfaserbewehrung hergestellt.<br />

Für die Anfahrt ist ein redundantes Dichtungssystem<br />

bestehend aus Anfahrtopf<br />

mit Lippendichtungen, aufblasbarer Notdichtung<br />

sowie aus einem erdseitig vor<br />

der Schlitzwand hergestellten Düsenstrahl-Körper<br />

(DSV-Körper) vorgesehen.<br />

Die Vortriebe erfolgen nach Herstellung<br />

der Baugrubenumschließungen für die<br />

Bahnhofsbauwerke und vor dem Lenzen<br />

und Aushub der Baugruben. Innerhalb<br />

der Baugruben ist der Stützdruck aufgrund<br />

des in den Baugruben vorhandenen<br />

kleineren beaufschlagbaren Bodenvolumens<br />

für den Vortrieb zu reduzieren.<br />

Aus diesem Grund ist der in den Baugruben<br />

vorhandene Wasserdruck mittels<br />

der für den Lenzvorgang vorgesehenen<br />

Brunnen an den aufzubringenden erforderlichen<br />

Stützdruck anzugleichen.<br />

Der Schildvortrieb unterfährt die Spree,<br />

den ehemaligen Palast der Republik, auf<br />

dessen Gelände das zukünftige <strong>Berlin</strong>er<br />

Schloss (Humboldtforum) errichtet wird,<br />

den Spreekanal, das Bertelsmann-<br />

Gebäude, den Lindentunnel, das Reiterstandbild<br />

Friedrich des Großen sowie<br />

den S-Bahntunnel der Nord-Süd-Bahn<br />

im Bereich „Unter den Linden“. Die<br />

Unterfahrungen der Gewässer stellen<br />

aufgrund der Geologie und des


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 11<br />

Abstands zur Gewässersohle von ca. 6,0<br />

m besondere Anforderungen an den<br />

Schildvortrieb. Die Gewässersohlen sind<br />

unter Berücksichtigung der Aufrechterhaltung<br />

des Schiffsverkehrs mit Stahlplatten<br />

oder Schwerbetonwürfeln zu ballastieren.<br />

Die Tunnelröhren sollen in den Jahren<br />

2013 bis 2014 hergestellt werden.<br />

Messtechnische Überwachung, [2]<br />

Der innerstädtische Vortrieb der Tunnelröhren<br />

erfordert eine umfassende messtechnische<br />

Überwachung der Bauarbeiten.<br />

Hierzu wurden im Zuge der Ausschreibung<br />

für jedes Bauwerk sowie für<br />

jede Anlage Dritter, die im Bereich der<br />

prognostizierten Setzungsmulde liegen,<br />

Verformungswerte ermittelt und daraus<br />

Melde- und Alarmwerte abgeleitet.<br />

Zur Kontrolle der eingehaltenen Verformungswerte<br />

wurden ein Messprogramm<br />

mit vorgegebenen Messquerschnitten,<br />

Messmitteln und Messhäufigkeiten<br />

sowie die Ziele der Messauswertungen<br />

in den Ausschreibungsunterlagen als<br />

Mindestanforderungen vorgegeben. Es<br />

sind sowohl Messquerschnitte im<br />

Bereich der Baugruben für den Verbau<br />

und die bleibende Konstruktion vorgesehen<br />

als auch Messquerschnitte zur Analyse<br />

und Darstellung der sich tatsächlich<br />

einstellenden Setzungsmulde während<br />

des Schildvortriebs.<br />

Die Bahnhöfe<br />

Die beiden Bahnhöfe „Unter den Linden“<br />

und „<strong>Berlin</strong>er Rathaus“ werden in offener<br />

Bauweise hergestellt. Besonders hervorgehoben<br />

wird hier der Bahnhof Museumsinsel,<br />

der in geschlossener Bauweise<br />

hergestellt wird.<br />

Der Bahnhof Museumsinsel beginnt am<br />

östlichen Spreekanalufer und endet auf<br />

Höhe des Kronprinzenpalais (Abb. 4).<br />

Das Bauwerk besteht aus zwei Schächten<br />

an den Enden des Bahnhofs mit den<br />

zugehörigen Zugängen und Verteilerebenen<br />

sowie den dazwischen liegenden<br />

Bahnsteigröhren.<br />

Die Bahnsteighalle zwischen den beiden<br />

Schächten liegt im Bereich des Spreekanals<br />

und wird im Schutze eines Frostkörpers<br />

in bergmännischer Bauweise hergestellt.<br />

Die minimale Überdeckung zwischen<br />

Frostkörper und Spreekanalsohle<br />

beträgt ca. 4,50 m.<br />

Der Frostkörper wird mittels maximal<br />

105 m langer horizontaler gesteuerter<br />

Bohrungen hergestellt. Hierzu werden<br />

von beiden Bahnhofsschächten auf einander<br />

zulaufende Bohrungen mit einer<br />

Länge von ca. 85 m und ca. 25 m ausgeführt.<br />

Aufgrund der Bahnhofsgeometrie<br />

ist es erforderlich, einen Teil der Bohrungen<br />

in ihrer gesamten Länge von einer<br />

Seite auszuführen. Die planmäßige statische<br />

Dicke des Frostkörpers beträgt 2,0<br />

m (Abb. 5).<br />

Die Bahnsteighalle wird in einem dreizelligen<br />

Querschnitt bestehend aus einem<br />

Mittel- und zwei Seitenstollen ausgebrochen.<br />

Der Bauablauf sieht vor, zunächst<br />

den Mittelstollen und dann zeitlich versetzt<br />

die Seitenstollen im bergmännischen<br />

Vortrieb mit kurz vorauseilender<br />

Kalotte und raschem Sohlschluss aufzufahren.<br />

Der Ausbruch des gefrorenen<br />

Bodens erfolgt mit einer Anbaufräse.<br />

Die Stollen werden mit Spritzbeton gesichert.<br />

Der Vortrieb der Seitenstollen<br />

erfolgt im Zuge einer Querschnittsaufweitung<br />

im Bereich der Tübbingröhren.<br />

Hierzu sind die Tübbingröhren in Teilflächen<br />

abzubrechen und der Ausbruch ist<br />

zu sichern. Der Einbau der bewehrten<br />

Die einzelnen Ausgaben der Zeitschrift<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

finden Sie auch im Internet auf der Hompage der<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

www.baukammerberlin.de<br />

Innenschale im Mittelstollen erfolgt bevor<br />

die Querschnittsaufweitung in den Seitenstollen<br />

beginnt. Den Vortrieben in den<br />

Seitenstollen nachfolgend werden die<br />

bewehrten Innenschalen in den Seitenstollen<br />

hergestellt und mit der Innenschale<br />

des Mittelstollens kraftschlüssig<br />

verbunden. Die Dicke der Innenschalen<br />

variiert und beträgt mindestens 45 cm<br />

(Abb. 5).<br />

Der Bau des Bahnhofes Museumsinsel<br />

soll im Frühjahr <strong>2012</strong> beginnen.<br />

QUELLEN<br />

Titelthema<br />

U1 Geotechnische und geologische Herausforderungen<br />

beim Weiterbau der U-<br />

Bahnlinie U5 in <strong>Berlin</strong>-Mitte, Dipl.-Ing.<br />

Georg Breitsprecher, CDM Consult<br />

GmbH, Dipl.-Geol. Jörg Seegers, BVG<br />

AöR Dipl.-Ing. Helmut Haß, CDM Consult<br />

GmbH, Forschung + Praxis, U-Verkehr<br />

und unterirdisches Bauen, Vorträge zur<br />

STUVA-Tagung ´11, Bauverlag BV<br />

U2<br />

GmbH, Gütersloh 2011<br />

Erdmann, P., Brenner, T., Schmeiser, J.<br />

(2011): Aspekte der Planung der U-Bahnlinie<br />

U5, <strong>Berlin</strong> – Lückenschluss zwischen<br />

Alexanderplatz und Brandenburger Tor,<br />

in: Forschung + Praxis, U-Verkehr und<br />

unterirdisches Bauen, Vorträge zur STU-<br />

VA-Tagung ´11, Bauverlag BV GmbH,<br />

Gütersloh 2011<br />

U3 Baugrund <strong>Berlin</strong> Ingenieurgesellschaft<br />

für Baugrunduntersuchungen mbH<br />

(1996):<br />

U-Bahnlinie U5: Abschnitt Pariser Platz -<br />

Bahnhof <strong>Berlin</strong>er Rathaus;<br />

Baugrundgutachten (Hauptuntersuchung),<br />

24.01.1996<br />

Auftrags-Nr. 94/2357,<br />

U4<br />

einschl. 1. bis 4. Ergänzungen späteren<br />

Datums<br />

Stackebrandt, W. (2006): Zu einigen geowissenschaftlichen<br />

Meilensteinen Brandenburgs,<br />

in: Brandenburgische Geowissenschaftliche<br />

Beiträge, Band 13, <strong>Heft</strong> ?,<br />

Kleinmachnow<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 11


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:44 Uhr Seite 12<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Braucht <strong>Berlin</strong><br />

eine “Zentrale<br />

Stadtbibliothek”<br />

wie Baden-WürttembergsHauptstadt<br />

Stuttgart?<br />

Mit Neidgefühlen<br />

blickt man auf die<br />

Schwabenmetropole,<br />

die sich<br />

einen schmucke<br />

Bibliotheksbau<br />

auf den Gleisfeldern von Stuttgart21<br />

geleistet hat, während sich <strong>Berlin</strong> mit seit<br />

hundert Jahren beklagten Zuständen auf<br />

diesem Sektor behelfen muß. Zur Debatte<br />

steht ein Zukunftsprojekt, das anders<br />

als Staats- und Universitätsbibliotheken<br />

der “breiten Bevölkerung” zugute kommen<br />

soll, ein Geschenk an die Bürger, ein<br />

“Forum der Stadtgesellschaft und Ort<br />

der Kreativität”, wie Volker Heller von der<br />

Senatskanzlei hervorhebt. Die Buchbestände<br />

sind bisher aufgeteilt auf die<br />

räumlich weit auseinander liegende<br />

Amerika Gedenkbibliothek und die<br />

Stadtbibliothek hinter dem Staatsratsgebäude.<br />

Das will der Senat mit einem<br />

Federstrich ändern und eine “Zentralbibliothek”<br />

schaffen, wie sie erstmals<br />

schon 1914, dann erneut 1926 und 1936<br />

geplant, aber nie realisiert worden ist.<br />

Doch Bürger und Architekten murren.<br />

Denn das 270-Millionen-Euro-Projekt<br />

soll auf die Tempelhofer Freiheit, das<br />

ANZEIGENSCHLUSS<br />

FÜR HEFT 3/<strong>2012</strong><br />

IST AM<br />

31. AUGUST <strong>2012</strong><br />

CB-VERLAG CARL BOLDT<br />

POSTFACH 45 02 07<br />

12172 BERLIN<br />

TELEFON (030) 833 70 87<br />

E-MAIL:<br />

CB-VERLAG@T-ON LINE.DE<br />

12 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Kiez oder Weltstadt - <strong>Berlin</strong> am Scheideweg<br />

Zur zentralen Stadtbibliothek auf dem Tempelhofer Feld<br />

Dr. Dankwart Guratzsch<br />

Rollbahngelände des stillgelegten innerstädtischen<br />

Flughafens Tempelhof. Und<br />

die Idee ist nicht, wie es das Baugesetzbuch<br />

vorschreibt, mit den Bürgern erörtert,<br />

sondern vom Regierenden Bürgermeister<br />

Wowereit wie das berühmte<br />

Kaninchen aus dem Hut gezaubert worden,<br />

nachdem sich, wie Behördenvertreter<br />

und Bibliothekare unisono beteuern,<br />

zuvor Dutzende von Alternativstandorten<br />

als untauglich erwiesen hätten.<br />

Jetzt freilich will der Senat alles ganz<br />

schnell durchziehen: Aufnahme in den<br />

Doppelhaushalt <strong>2012</strong>/2013, Festzurren<br />

im Koalitionsvertrag SPD/CDU, Baubeginn<br />

2014, Fertigstellung spätestens<br />

2020. Nur eines hatte man vergessen:<br />

den „mündigen Bürger“ mitzunehmen.<br />

Dabei sind die Weichen offenbar schon<br />

unverrückbar gestellt. Und diese Regie<br />

ist es, die den gesamten Kiez von Pankow<br />

über Mitte bis Tempelhof alarmiert.<br />

Warum auf dem Tempelhofer Feld, wo<br />

den Bürgern ein Park versprochen wurde?<br />

Warum dann nicht gleich im 1,2 Kilometer<br />

langen Flughafengebäude, in dem<br />

der Senat bisher nur gestückelte Nutzungen<br />

vom Polizeipräsidium bis zu Messelokalitäten<br />

untergebracht hat? Warum<br />

nicht wirklich “zentral” in der Mitte <strong>Berlin</strong>s,<br />

etwa im neuen Schloß oder gegenüber<br />

dem Traditionssitz Breite Straße, wo<br />

Bagger gerade leerstehende Bürogebäude<br />

abräumen? Warum überhaupt ein<br />

solcher Bau, wo <strong>Berlin</strong> doch kein Geld<br />

hat, wo sich soviele Bezirksbibliotheken<br />

in Existenznot befinden und nur mit<br />

ehrenamtlichen Helfern am Leben gehalten<br />

werden können? Als die stolzgeschwellte<br />

Mannschaft der Behördenvertreter<br />

mit dem Projekt jetzt erstmals an<br />

die Öffentlichkeit ging, sah sie sich einem<br />

Trommelfeuer unangenehmer Fragen<br />

ausgesetzt.<br />

Inzwischen weitet sich das Thema zur<br />

Fundamentalkritik insbesondere der<br />

Hochschulprofessoren an der <strong>Berlin</strong>planung<br />

Wowereits aus. “Die Rochade der<br />

Flughäfen wird die gesamte Stadtregion<br />

beeinflussen, doch wie sehen die Antworten<br />

auf dieses Jahrhundertereignis<br />

aus? War noch für die Wahl der Koalition<br />

die Verlängerung der A 100 ausschlaggebend,<br />

wurde mittlerweile die Zentral- und<br />

Landesbibliothek zum Lieblingsprojekt<br />

auserkoren. Doch weder Ort, Gestalt<br />

noch Programm dieses wichtigen Projektes<br />

wurden öffentlich diskutiert.” Das<br />

wollen die Architekten und Planer jetzt<br />

am 14. April auf eigene Faust nachholen<br />

- mit der eigens neu begründeten Reihe<br />

“Stadtpolitik trifft Stadtforschung - Dialoge<br />

zur Stadtentwicklung an der TU <strong>Berlin</strong>”.<br />

Man kann es auch als schallende<br />

Ohrfeige für die tatenarm und visionslos<br />

vor sich hindümpelnde Senatsbaudirektion<br />

werten, vielleicht gar als Generalabrechnung<br />

mit einer kaum noch konturierten<br />

Hauptstadtidee.<br />

Bislang bot <strong>Berlin</strong> in dieser für die Stadtentwicklung<br />

zentralen Frage das typische<br />

Beispiel für eine Debattenkultur, die<br />

auf bloße Akklamation setzt. Doch der<br />

Bürger will nicht über Entscheidungen<br />

aufgeklärt werden, sondern an der Entscheidungsfindung<br />

beteiligt sein. Gerade<br />

in <strong>Berlin</strong> war man da schon einmal deutlich<br />

weiter. Mit dem “Stadtforum” des<br />

Stadtentwicklungssenators Volker Hassemer<br />

hatte man in den 1990er Jahren<br />

ein Format gefunden, das deutschlandund<br />

europaweit hätte beispielhaft sein<br />

können, wenn man sich seine weit über<br />

Ort und Stunde hinausreichende Bedeutung<br />

bewußt gemacht hätte.<br />

Als ein echtes “Ständeparlament”, in<br />

dem alle wichtigen gesellschaftlichen<br />

Gruppen von den Gewerkschaften über<br />

die Kirchen bis hin zur Wirtschaft und zu<br />

den Planungsfachleuten, an einen Tisch<br />

gebracht wurden und bei dem die Politiker<br />

ebenso Zuhörer waren wie die Bürger,<br />

hat es die Weichen für den Wiederaufstieg<br />

<strong>Berlin</strong>s aus einer zerrissenen<br />

Regionalstadt zur Metropole des wiedervereinigten<br />

Deutschland gestellt. Demgegenüber<br />

erweist sich die Praxis der<br />

herkömmlichen “Bürgerbeteiligung”<br />

nach erfolgter politischer Beschlußfassung<br />

als ein Verfahren, das im Endeffekt<br />

den “großen Wurf” verhindert und kleinkarierte<br />

Lösungen von bescheidenstem<br />

provinziellem Zuschnitt produziert.<br />

Erst jetzt wird klar, daß bei der Schließung<br />

von Tempelhof kein Konzept vorhanden<br />

war, wie mit dem viertgrößten<br />

Gebäude der Welt und der gewonnenen<br />

Freifläche mitten im Siedlungsgefüge<br />

umzugehen sei. Daß sich ein Bauwerk<br />

dieses Charakters geeignet haben wür-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 13<br />

de, eine Institution von nationaler und<br />

internationaler Bedeutung zu installieren,<br />

das haben zum Beispiel die Franzosen<br />

bei der Umwidmung des Trocadero in<br />

Paris zum Nationalmuseum für Architektur<br />

demonstriert.<br />

Für den Flughafen Tempelhof hätte<br />

durchaus auch die Einrichtung des<br />

Museums der außereuropäischen Kulturen<br />

zur Wahl gestanden, das sich mit<br />

dem einstigen Ankunftsort internationaler<br />

Fluglinien auf sinnstiftende Weise hätte<br />

verknüpfen lassen. Stattdessen zieht<br />

Die Zukunft beginnt in einem schmucklosen<br />

Bürogebäude am Rande des Flughafens<br />

Tegel. Hier arbeitet Hardy Rudolf<br />

Schmitz mit einigen wenigen Mitarbeitern<br />

seiner Tegel Projekt GmbH an der<br />

Vision, das Gelände des heutigen Flughafens<br />

Tegel zu einem innovativen Forschungs-<br />

und Industriepark von weltweiter<br />

Ausstrahlung zu entwickeln. Wo heute<br />

noch Flugzeuge starten und landen,<br />

sollen in Zukunft Jungunternehmer an<br />

umweltfreundlichen Produkten tüfteln<br />

und Weltkonzerne zahlreiche Arbeitskräfte<br />

beschäftigen.<br />

Dass die Tage Tegels als Flughafen<br />

gezählt sind, steht schon lange fest.<br />

Denn als die zuständigen Politiker im<br />

Jahr 1996 Schönefeld zum Standort des<br />

neuen <strong>Berlin</strong>er Grossflughafens<br />

bestimmten, legten sie fest, dass die beiden<br />

Flughäfen Tempelhof und Tegel<br />

geschlossen werden. In Tempelhof wurde<br />

der Flugbetrieb bereits 2008 eingestellt;<br />

mit der Eröffnung des neuen Flughafens<br />

Willy Brandt, welche die Flughafengesellschaft<br />

eben kurzfristig vom<br />

ursprünglich geplanten Termin Anfang<br />

Juni auf März 2013 verschieben musste,<br />

wird bald auch über Tegel Ruhe einkehren.<br />

Wechselnde Ideen<br />

Dazu, wie das Areal im Nordwesten <strong>Berlin</strong>s<br />

künftig genutzt werden soll, gab es<br />

im Lauf der Zeit zahlreiche Ideen. Bald<br />

war die Rede von einem Wohngebiet mit<br />

4000 neuen Wohnungen, bald sollte das<br />

Terminal zu einer Firmenzentrale oder<br />

dieses Institut jetzt mit überfrachteter<br />

Symbolik in das ehemalige Schloß und<br />

entzieht dem Bibliotheksprojekt an diesem<br />

tatsächlich zentralen Ort die Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Mehr und mehr scheint sich in der <strong>Berlin</strong>er<br />

Öffentlichkeit die Einsicht durchzusetzen,<br />

daß nicht nur die neue Zentralbibliothek,<br />

sondern Tempelhof insgesamt,<br />

der ebenfalls vor der Stillegung stehende<br />

Flughafen Tegel und erst recht das riesige<br />

leere Marx-Engels-Forum zwischen<br />

Rotem Rathaus und Marienkirche (um<br />

Metamorphose eines Flughafens<br />

einem Freizeitzentrum umgebaut werden.<br />

Der bekannte Architekt Meinhard<br />

von Gerkan wiederum, der das in den frühen<br />

siebziger Jahren errichtete Flughafengebäude<br />

geplant hatte, propagierte<br />

die Idee einer ökologisch vorbildlichen<br />

Energie-Plus-Stadt. Letztlich aber entschied<br />

sich der <strong>Berlin</strong>er Senat 2009<br />

dafür, in Tegel einen «Forschungs- und<br />

Industriepark Zukunftstechnologien» zu<br />

schaffen.<br />

«<strong>Berlin</strong>», konstatierte die damalige<br />

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg<br />

Junge-Reyer, «gewinnt durch die<br />

Schliessung des Flughafens Tegel eine<br />

hochattraktive Fläche zurück.» Tatsächlich<br />

ist die Verlegung eines Flughafens<br />

eine seltene stadtplanerische Chance.<br />

München nutzte sie, um nach dem 1992<br />

erfolgten Umzug seines Flughafens am<br />

alten Standort Riem einen Messekomplex<br />

zu errichten. Und die Region Zürich<br />

diskutiert darüber, wie es nach dem bis<br />

2014 gesicherten Flugbetrieb mit dem<br />

traditionsreichen Flugplatz Dübendorf<br />

weitergehen soll - auch dort ist ein Innovationspark<br />

im Gespräch.<br />

Doch während in diesen Städten innerstädtische<br />

Grundstücke knapp sind, hat<br />

<strong>Berlin</strong> ein ganz anderes Problem: Die<br />

deutsche Hauptstadt hat schlicht zu viele<br />

Areale, die ihrer Entwicklung harren.<br />

Allein der ehemalige Flughafen Tempelhof<br />

umfasst eine Fläche von 3,6 Quadratkilometern,<br />

die zwar grösstenteils als<br />

Park dienen, in den Randbereichen aber<br />

ebenfalls bebaut werden sollen. Innovative<br />

Firmen können sich auch im nördli-<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

nur drei Beispiele zu nennen) vor kleinkarierten<br />

Stückwerkslösungen bewahrt<br />

werden müssen, wie sie sich in Tempelhof<br />

zu etablieren drohen. Genau das ist<br />

die Debatte, die <strong>Berlin</strong> jetzt führen muß.<br />

Hier steht Deutschlands Hauptstadt,<br />

steht die Mittelmacht Europas nicht in<br />

Konkurrenz zu Stuttgart, sondern zu<br />

Shanghai oder Paris. Kiez oder Weltstadt<br />

- das ist die Debatte, um die <strong>Berlin</strong> nicht<br />

herumkommt. Sie kann nicht auf dem<br />

Niveau des kleinsten gemeinsamen Nenners<br />

ausgefochten werden.<br />

Der <strong>Berlin</strong>er Flughafen Tegel soll nach seiner Schliessung zu einem Zentrum urbaner Technologien werden<br />

<strong>Berlin</strong>s Flughafenplanung sorgt für Turbulenzen.<br />

Doch auch wenn die Eröffnung des neuen Grossflughafens auf März 2013 verschoben wurde, sind die Tage des Airports Tegel<br />

gezählt. Ein Gelände von fast fünf Quadratkilometern sucht eine neue Bestimmung.<br />

Christian Hunziker, <strong>Berlin</strong><br />

chen Stadtteil Buch oder in der neuen<br />

Europacity neben dem Hauptbahnhof<br />

ansiedeln. Unternehmen hauptsächlich<br />

aus der Solarenergiebranche will der<br />

Clean Tech Business Park in Marzahn<br />

gewinnen, und im Südosten der Stadt<br />

hat sich der Wissenschafts- und Technologiepark<br />

Adlershof etabliert.<br />

Lösungen für die Grossstadt<br />

Um sich davon abzugrenzen, soll sich<br />

Tegel als Standort urbaner Technologien<br />

profilieren. Darunter verstehen die Fachleute<br />

alle Bereiche, die mit dem Leben in<br />

der Stadt zu tun haben: umweltfreundliche<br />

Mobilität, innovative Versorgungsund<br />

Entsorgungskonzepte sowie energetische<br />

Gebäudesanierung, aber auch<br />

Unterstützung älterer Menschen durch<br />

technische Assistenzsysteme. <strong>Berlin</strong> sei<br />

als Grossstadt ideal geeignet, solche<br />

innovativen Lösungen in die Praxis<br />

umzusetzen, sagt der Grundstücksentwickler<br />

Schmitz.<br />

Nur: Wollen diese Firmen tatsächlich<br />

nach <strong>Berlin</strong>? Dass Siemens sein neues<br />

Stadtentwicklungszentrum, das sich<br />

genau mit diesen Fragen befasst, nicht<br />

etwa in <strong>Berlin</strong>, sondern in London ansiedelt,<br />

gilt manchen Beobachtern als<br />

schlechtes Omen. Andere bezweifeln,<br />

dass <strong>Berlin</strong> überhaupt noch eine Chance<br />

als Industriestadt habe. Denn nach der<br />

Wende gingen in der einstigen Industriemetropole<br />

Hunderttausende von Fabrikarbeitsplätzen<br />

verloren. In der Folge konzentrierte<br />

sich der Senat auf Tourismus<br />

und andere Dienstleistungen. Erst seit<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 13


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 14<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

kurzem setzt er mit seinem «Masterplan<br />

Industriestadt» wieder auf forschungsund<br />

technologieorientierte Produktionsbetriebe.<br />

Für diese fehle es in der Stadt<br />

an grossen, zusammenhängenden Flächen,<br />

stellte 2009 eine Untersuchung der<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

fest.<br />

Angeklopft haben die Grosskonzerne bei<br />

Hardy Rudolf Schmitz jedoch noch nicht.<br />

Deshalb setzt der Geschäftsführer der im<br />

Auftrag des Landes <strong>Berlin</strong> tätigen Tegel<br />

Projekt GmbH auf ein Konzept, das<br />

bereits in Adlershof erfolgreich war: Aus<br />

einem Kern von universitären und ausseruniversitärenForschungseinrichtungen<br />

sollen sich Ausgründungen entwikkeln,<br />

die dann organisch wachsen und<br />

sich auf dem Gelände in Tegel ausbreiten.<br />

Ein Zufall ist diese Analogie nicht -<br />

Schmitz war vor seiner Tätigkeit in Tegel<br />

für die Entwicklung von Adlershof<br />

zuständig.<br />

Eine zentrale Rolle kommt dabei der<br />

Beuth-Hochschule für Technik zu, die<br />

bereits ihr Interesse bekundet hat, mit<br />

einzelnen Instituten in das Tegeler Terminal<br />

zu ziehen. Schmitz hofft ausserdem,<br />

die renommierte Fraunhofer-Gesellschaft<br />

nach Tegel locken zu können. Diese<br />

setzt mit ihrem Konzept Morgenstadt<br />

14 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

einen Forschungsschwerpunkt, der<br />

exakt diejenigen Themen aufgreift, die in<br />

Tegel im Vordergrund stehen sollen.<br />

Offene Fragen<br />

Ob der Senat jedoch genügend Geld für<br />

den Umbau der bestehenden Gebäude<br />

und für die Erschliessung der noch unbebauten<br />

Flächen zur Verfügung stellt, ist<br />

offen. Ebenfalls noch nicht verabschiedet<br />

ist der Bebauungsplan, der festlegt,<br />

wo welche Baukörper entstehen dürfen.<br />

Nicht genug der Fragen: Ungeklärt ist die<br />

Finanzierung der Unterhaltskosten, die<br />

fällig werden, wenn das Areal drei Monate<br />

nach Schliessung des Flughafens an<br />

das Land <strong>Berlin</strong> und den Bund übergehen<br />

wird. <strong>Berlin</strong> ist nämlich keineswegs<br />

allein für das Gelände zuständig: Gut 60<br />

Prozent des Flughafenareals gehören<br />

dem Bund. Immerhin haben der Senat<br />

und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

bereits eine Kooperationsvereinbarung<br />

abgeschlossen, in der sie sich<br />

verpflichten, bei der Entwicklung zusammenzuarbeiten.<br />

Alles viel zu unkonkret, und überhaupt<br />

kämen die Überlegungen zu spät, kritisieren<br />

derweil lokale Politiker und<br />

Medien. Hardy Rudolf Schmitz setzt deshalb<br />

auf eine Idee, die an der Spree in<br />

Drucksache 17 / 10 173 · Kleine Anfrage · 17. Wahlperiode<br />

solchen Fällen fast immer vorgebracht<br />

wird: auf Zwischennutzungen. «<strong>Berlin</strong> ist<br />

eine Stadt, die mit Vorläufigkeit extrem<br />

gut umgehen kann», sagt Schmitz. Deshalb<br />

will er jungen Unternehmen Flächen<br />

im Terminal für eine äusserst niedrige<br />

Miete anbieten. Damit will er vermeiden,<br />

dass Tegel völlig verwaist, und den<br />

Standort auch für andere Nutzer attraktiv<br />

machen.<br />

Doch wollen sich Jungunternehmer wirklich<br />

an einem Ort niederlassen, an dem<br />

es kein Café und keinen Laden gibt und<br />

der jegliches urbane Flair vermissen lässt<br />

- zumal es in <strong>Berlin</strong> viele andere Möglichkeiten<br />

gibt, günstige Flächen anzumieten?<br />

Es klingt fast etwas trotzig, wenn<br />

Schmitz sein Konzept gegen Bedenken<br />

verteidigt: «Um Wachstum zu erzielen,<br />

hat <strong>Berlin</strong> nur bei neuen Technologien<br />

eine Chance. Die alten kommen nicht<br />

wieder.»<br />

Noch wird in <strong>Berlin</strong>-Tegel gestartet und<br />

gelandet.<br />

Kleine Anfrage des Abgeordneten Tim-Christopher Zeelen (CDU) vom 06. Februar <strong>2012</strong><br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: In welcher Form wird sich der<br />

Senat mit Feierlichkeiten vom Flughafen<br />

Tegel verabschieden, so wie man es<br />

auch bei der Schließung des Flughafen<br />

Tempelhof gemacht hat?<br />

Frage 2: Wie werden die <strong>Berlin</strong>erinnen<br />

und <strong>Berlin</strong>er in die Feierlichkeiten mit eingebunden?<br />

Frage 3: In welcher Form wird sich die<br />

<strong>Berlin</strong>er Flughafengesellschaft an den<br />

Feierlichkeiten beteiligen?<br />

Frage 4: Wie werden sich die Fluggesellschaften<br />

an den Feierlichkeiten beteiligen?<br />

Antwort zu 1, 2, 3 und 4: Zunächst ist zu<br />

beachten, dass der Flughafen Tegel (wie<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 07. Februar <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Schließung des Flughafens Tegel<br />

auch der Flughafen Schönefeld) bis zur<br />

Schließung unter Volllastbetrieb stehen<br />

werden. Erst in der Nacht vom 2. auf den<br />

3. Juni <strong>2012</strong> wird ein Umzug der gesamten<br />

für den Betrieb am neuen Standort<br />

notwendigen Infrastruktur zum Flughafen<br />

<strong>Berlin</strong> Brandenburg stattfinden. Insofern<br />

bietet sich keine adäquate Feierlichkeit<br />

auf dem Flughafen Tegel an.<br />

Der Senat hält daher eine Konzentration<br />

der Feierlichkeiten auf die Eröffnung des<br />

Flughafens <strong>Berlin</strong> Brandenburg (BER),<br />

selbstverständlich unter Einbeziehung<br />

der <strong>Berlin</strong>er und Brandenburger Bürgerinnen<br />

und Bürger, für angemessener.<br />

Die Planung der Flughafen <strong>Berlin</strong> Brandenburg<br />

GmbH (FBB) sieht vor, am 12.<br />

und 13. Mai <strong>2012</strong> Publikumstage durchzuführen.<br />

Bei einem Rundgang werden<br />

sich alle Interessierten über den neuen<br />

Erschienen in der<br />

„Neuen Zürcher Zeitung“<br />

am 22.05.<strong>2012</strong><br />

Mit freundlicher Genehmigung der<br />

„Neuen Zürcher Zeitung“<br />

Flughafen informieren können. Zur offiziellen<br />

Eröffnungsfeier am 24. Mai <strong>2012</strong><br />

lädt die FBB <strong>Berlin</strong>er und Brandenburger<br />

Bürgerinnen und Bürger ein.<br />

In Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters<br />

von <strong>Berlin</strong> und des Ministerpräsidenten<br />

von Brandenburg werden die<br />

Fluggesellschaften Air <strong>Berlin</strong> (für Tegel)<br />

und Aeroflot (für Schönefeld) mit ihren<br />

jeweils letzten Abflügen die jahrzehntelange<br />

Tradition der beiden schließenden<br />

Flughäfen beenden.<br />

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Flughafengesellschaft ist darüber<br />

hinaus im Spätsommer ein Mitarbeiterfest<br />

in Tegel geplant.<br />

Frage 5: Wird es auf dem Grundstück<br />

des ehemaligen Flughafens Tegel die<br />

Möglichkeit geben, dass die Berli-nerin-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 15<br />

nen und <strong>Berlin</strong>er das Areal betreten können?<br />

Frage 6: Wann wird eine öffentliche<br />

Begehung erstmals möglich sein?<br />

Antwort zu 5 und 6: Die Eigentümer der<br />

Flächen – das Land <strong>Berlin</strong> und der Bund,<br />

vertreten durch die Bundesan-stalt für<br />

Immobilienaufgaben BImA – werden den<br />

Zugang ab dem 01. September <strong>2012</strong><br />

schrittweise ermöglichen, zunächst im<br />

Rahmen von geführten Touren und<br />

besonderen Anlässen. Mit zunehmendem<br />

Projektfortschritt der Nachnutzung<br />

des Areals und der Ansiedlung von<br />

ersten Nutzern werden dann Flächen, die<br />

der Öffentlichkeit bislang verschlossen<br />

waren, zugänglich gemacht. Dies werden<br />

insbesondere heutige Terminalbereiche<br />

und Funktionsgebäude sein.<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1. Wie haben sich in den Jahren<br />

2010 und 2011 im Monatsverlauf die<br />

aktuellen Grundwasserstände an den<br />

folgenden, beispielhaft ausgewählten,<br />

Siemensstädter Grundwassermessstellen<br />

entwickelt? Bitte jeweils pro Monat<br />

Frage 7: Wann wird die BVG die Buslinie<br />

TXL zum Flughafen Tegel einstellen?<br />

Antwort zu 7: Die BVG beabsichtigt, den<br />

Betrieb der Linie TXL in der Nacht vom 2.<br />

auf den 3. Juni <strong>2012</strong>, also nach Beendigung<br />

des Flugbetriebs am Flughafen<br />

Tegel, einzustellen. Als Ersatz soll zur<br />

Erfüllung der innerstädtischen Verkehrsaufgaben<br />

der Streckenabschnitt zwischen<br />

Alexanderplatz und S-Bahnhof<br />

Beusselstraße ab dem 3. Juni <strong>2012</strong> mit<br />

der Linie 105 bedient werden.<br />

Frage 8: Wie werden die <strong>Berlin</strong>erinnen<br />

und <strong>Berlin</strong>er darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass der TXL nicht mehr fährt?<br />

Antwort zu 8: Die Fahrgastinformation<br />

erfolgt – wie bei anderen Fahrplanänderungen<br />

auch – durch die BVG, also unter<br />

anderem in der Kundenzeitung, auf der<br />

die Höchst- und Niedrigst-Werte auflisten<br />

für die Messstellen<br />

a. 622<br />

b. 1306<br />

c. 1320<br />

d. 1324<br />

17. Wahlperiode ·<br />

Antwort zu 1.: siehe Tabellen<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Homepage der BVG, über Pressearbeit<br />

und durch die Aktualisierung der Fahrplanaushänge<br />

und der elektronischen<br />

Fahrplanauskunft.<br />

Da in Zusammenhang mit dem Flughafenumzug<br />

umfassende Linienänderungen<br />

vorgenommen werden, werden<br />

zudem zum Fahrplanwechsel am 3. Juni<br />

<strong>2012</strong> die gedruckten Infoprodukte aktualisiert,<br />

z.B. der BVG-Atlas.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 29. Februar <strong>2012</strong><br />

Kleine Anfrage · des Abgeordneten Matthias Brauner (CDU) vom 14. Februar <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 14. Februar <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Steigt das Grundwasser in Siemensstadt<br />

oder bleiben die Keller trocken?<br />

In Vertretung<br />

Christian Gaebler<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus<br />

am 02. Mrz. <strong>2012</strong>)<br />

Frage 2.: Wie bewertet der Senat die<br />

Messergebnisse?<br />

Antwort zu 2.: Generell zeigen die<br />

gemessenen Werte einen Jahresgang<br />

mit höheren Grundwasserständen im<br />

Winterhalbjahr und niedrigeren Grundwasserständen<br />

im Sommerhalbjahr, der<br />

aber beispielsweise durch ungewöhnlich<br />

622 1306 1320 1324<br />

Monat Höchst- Niedrigst- Höchst- Niedrigst- Höchst- Niedrigst- Höchst Niedrigst-<br />

Wert Wert Wert Wert Wert Wert -Wert Wert<br />

m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN<br />

1/2010 30,25 30,15 29,26 29,20 28,44 28,33 29,39 29,23<br />

2/2010 30,27 30,13 29,24 29,19 28,43 28,07 29,30 29,20<br />

3/2010 30,36 30,23 29,27 29,18 28,33 28,07 29,41 29,25<br />

4/2010 30,34 30,19 29,30 29,19 28,36 28,30 29,40 29,23<br />

5/2010 30,26 30,17 29,22 29,15 28,28 28,22 29,31 29,22<br />

6/2010 30,23 30,10 29,21 29,11 28,29 28,20 29,27 29,18<br />

7/2010 30,10 30,03 29,22 29,07 28,33 28,26 29,22 29,16<br />

8/2010 30,21 30,05 29,20 29,09 28,61 28,26 29,44 29,18<br />

9/2010 30,23 30,18 29,28 29,20 28,66 28,45 29,48 29,40<br />

10/2010 30,30 30,24 29,33 29,28 28,70 28,48 29,53 29,48<br />

11/2010 30,47 30,25 29,43 29,32 28,57 28,48 29,71 29,67<br />

12/2010 30,52 30,37 29,51 29,43 28,59 28,41 29,75 29,60<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 15


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 16<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

erhöhte Niederschläge im Juli 2011 stark<br />

überprägt ist. Zusätzlich ist in der Messstelle<br />

1320 sowie in geringerem Umfang<br />

auch in der Messstelle 1324 eine Beeinflussung<br />

der Grundwasserstände durch<br />

die Grund-wasserhaltungsmaßnahmen<br />

in dem nicht mehr für die Trinkwasserproduktion<br />

eingesetzten Wasserwerk<br />

Jungfernheide erkennbar.<br />

Frage 3.: Welche Maßnahmen zur<br />

Gewährleistung siedlungsverträglicher<br />

Grundwasserstände für das gesamte<br />

Stadtgebiet <strong>Berlin</strong>s<br />

a. wurden bisher vom Senat getroffen?<br />

b. plant der Senat?<br />

Antwort zu 3.a. und 3.b.: Die Gewährleistung<br />

siedlungsverträglicher Grundwasserstände<br />

im Stadtgebiet <strong>Berlin</strong>s ist keine<br />

Aufgabe des Senats. Vielmehr ist<br />

der/die Bauherr/in gesetzlich verpflichtet,<br />

sein Gebäude gegen Grundwasser<br />

zu schützen (Bauordnung für <strong>Berlin</strong> [Bau-<br />

OBln] § 13). Nach der einschlägigen<br />

16 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

622 1306 1320 1324<br />

Monat Höchst- Niedrigst- Höchst- Niedrigst- Höchst- Niedrigst- Höchst Niedrigst-<br />

Wert Wert Wert Wert Wert Wert -Wert Wert<br />

m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN m NHN<br />

1/2011 30,70 30,47 29,69 29,51 28,55 28,40 29,87 29,65<br />

2/2011 30,68 30,45 29,70 29,54 28,38 27,97 29,81 29,44<br />

3/2011 30,44 30,31 29,54 29,38 28,10 27,87 29,42 29,16<br />

4/2011 30,34 30,27 29,41 29,28 28,16 28,11 29,44 29,36<br />

5/2011 30,27 30,16 29,37 29,16 28,16 28,11 29,36 29,29<br />

6/2011 30,17 30,11 29,24 29,08 28,43 28,09 29,32 29,24<br />

7/2011 30,31 30,11 29,18 29,08 28,63 28,44 29,57 29,31<br />

8/2011 30,43 30,30 29,32 29,19 28,73 28,13 29,72 29,39<br />

9/2011 30,28 30,21 29,28 29,17 28,11 27,98 29,37 29,24<br />

10/2011 30,27 30,18 29,27 29,10 27,98 27,93 29,30 29,19<br />

11/2011 30,23 30,16 29,19 29,12 28,22 27,85 29,22 29,14<br />

12/2011 30,34 30,16 29,15 29,10 28,31 27,96 29,38 29,19<br />

Rechtsprechung besteht unter keinen<br />

rechtlichen Gesichtspunkten ein Rechtsanspruch<br />

von Grundstückseigentümern/innen<br />

auf grundwassersenkende<br />

Maßnahmen, denn öffentliche, industrielle<br />

und andere private Grundwasserförderungen<br />

bedürfen nach dem Wasserhaushaltsgesetz<br />

(WHG § 7 und 8)<br />

einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder<br />

einer Bewilligung.<br />

Um lokale Sanierungsmaßnahmen von<br />

Gebäuden und Altlasten zu ermöglichen,<br />

hat der Senat Ende der neunziger Jahren<br />

zwei Grundwasserregulierungsanlagen<br />

für einen temporären Einsatz errichtet.<br />

Dadurch konnten auch die Mitte der<br />

neunziger Jahre besonders zahlreich<br />

auftretenden Kellerwasserschäden im<br />

Einflussbereich der betroffenen Wasserwerke<br />

durch ansteigendes Grundwasser<br />

verringert werden. Im Jahr 2001 wurde<br />

dann die Grundwassersteuerungsverordnung<br />

(GruWaSteuV) erlassen, mit<br />

SenStadtUm <strong>Berlin</strong>,12. April <strong>2012</strong> - VI A - Tel.: 90139 4220<br />

dem Ziel siedlungsverträgliche Grundwasserstände<br />

im Rahmen der Trinkwasserversorgung<br />

durch den optimierten<br />

Einsatz der Wasserwerke im Urstromtal<br />

anzustreben. Aufgrund des anhaltend<br />

rückläufigen Trinkwasserbedarfs ergibt<br />

sich jedoch, dass aktuell im Einflussbereich<br />

der Wasserwerke dadurch nicht<br />

überall siedlungsverträgliche Grundwasserstände<br />

zu erzielen sind.<br />

Der Senat wird entsprechend der Koalitionsvereinbarung<br />

in diesem Jahr mit<br />

Fachleuten und Betroffenen Gesprächsrunden<br />

zum Umgang mit den<br />

Grundwasserständen durchführen.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 27. Februar <strong>2012</strong><br />

In Vertretung<br />

Christian Gaebler<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am<br />

01. März. <strong>2012</strong>)<br />

Protokoll der 58. Vergabebesprechung am 9.Februar <strong>2012</strong><br />

TOP 1 Begrüßung<br />

Herr Groth (VI A) begrüßt die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer und stellt die<br />

Genehmigung des Protokolls der 57. Vergabebesprechung<br />

fest. Als neue Mitarbeiterinnen<br />

werden Frau Gandyra (VI A<br />

15) und Frau Tschugg (VI A 11) vorgestellt.<br />

Herr Meinhardt (VI A 14) ist leider<br />

auf Dauer erkrankt und wird aus dem<br />

Dienst ausscheiden.<br />

TOP 2 Aktuelle Berichterstattung<br />

Herr Groth referiert zur aktuellen Entwicklung<br />

des Vergaberechts seit der letzten<br />

Vergabebesprechung. Von den aktuellen<br />

Änderungen im europäischen<br />

Recht (insbesondere im Bereich Verteidigung<br />

und Sicherheit durch die RL<br />

2009/81/ EG) ist das Land <strong>Berlin</strong> nicht<br />

betroffen: Die Umsetzung in nationales<br />

Recht durch die Änderungen im GWB<br />

und die künftige besondere Rechtsverordnung<br />

des Bundes (VSVgV) und den<br />

künftigen 3. Abschnitt der VOB/A betrifft<br />

nicht die <strong>Berlin</strong>er Vergabestellen.<br />

Anders ist es mit den künftigen Änderungen<br />

des 2. Abschnitts der VOB/A (durchgeschriebene<br />

Fassung; kleinere redaktionelle<br />

Änderungen dazu - vgl. BAnz.<br />

Nummer 182a vom 02.12.2011)<br />

Die routinemäßige Änderung der EU-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 17<br />

Schwellenwerte ab dem 01.01.<strong>2012</strong><br />

durch die EUVerordnung Nummer<br />

1251/2011 vom 30.11.2011, deren<br />

Bestimmung durch die 5. Änderungsverordnung<br />

zur VgV vom 14. März <strong>2012</strong><br />

erfolgt ist (BGBl. I S. 844), führt für den<br />

Baubereich zum herkömmlichen Wert<br />

von 5 Mio EUR, für VOL- und VOF- Leistungen<br />

zu 0,2 Mio EUR.<br />

Nach § 1 Absatz 2 der Sektorenverordnung<br />

gilt – durch dortige dynamische<br />

Verweisung – der neue Wert von 0,4 Mio<br />

EUR direkt ohne besondere nationale<br />

Umsetzung.<br />

<strong>Berlin</strong> hatte sich übrigens im Bundesrat<br />

bereits – bisher vergeblich – um eine entsprechende<br />

Dynamisierungsregelung<br />

auch in der Vergabeverordnung eingesetzt.<br />

Die landesrechtlichen <strong>Berlin</strong>er Regelungen<br />

sollen einen Schwerpunkt bei einer<br />

der nächsten Vergabebesprechungen<br />

bilden.<br />

TOP 3<br />

Präsentation: Aktuelle Kammergrichtsentscheidung<br />

zur Vergabesperre<br />

beim unerlaubten Nachunternehmer-<br />

INGENIEURE BEEINDRUCKT WENIG.<br />

HÖCHSTENS DIE GÜNSTIGEN TARIFE<br />

DER PRIVATEN GRUPPENVERSICHERUNG<br />

FÜR INGENIEURE.<br />

Krankheitskostenvollversicherung<br />

220,96<br />

ab220,96 EUR/Mon.<br />

mtl. Beitrag für einen 35-jährigen<br />

Ingenieur nach Tarif BM 4/3<br />

mit 1.600 EUR Selbstbehalt p. a.<br />

einsatz (RA Dr. Volker Dobmann, <strong>Berlin</strong>)<br />

Herr Rechtsanwalt Dr. Dobmann (<strong>Berlin</strong>)<br />

referiert zur rechtskräftigen Entscheidung<br />

des Kammergerichts – 2 U 11/11<br />

Kart – vom 08.12. 2011 zur zulässigen<br />

Vergabesperre beim unerlaubten Nachunternehmereinsatz<br />

(Anlage).<br />

Im entschiedenen Fall konnte der Auftragnehmer<br />

<strong>Berlin</strong>s nicht belegen, sich –<br />

bei verschiedenen Gelegenheiten - sorgfältig<br />

und vollständig genug um den<br />

unerlaubten Nachunternehmereinsatz<br />

durch seine eigenen Subunternehmer<br />

gekümmert und derartige Vertragsverstöße<br />

auf der Ebene der Sub-Subunternehmer<br />

nicht verhindert zu haben.<br />

Es ist nunmehr bestätigt, dass auch derartige<br />

Vertragsverstöße zur Auftragssperre<br />

und auch Versagung einer ULV-<br />

Eintragung beim Hauptauftragnehmer<br />

führen können. Dies hat erhebliche Auswirkungen<br />

bei der wirksamen Bekämpfung<br />

von Schwarzarbeit, zu der sich <strong>Berlin</strong><br />

besonders verpflichtet sieht. Voraussetzung<br />

ist eine Dokumentation der<br />

Sachverhalte durch die jeweilige Dienststelle.<br />

Ich vertrau der DKV �<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Die Baudienststellen sind aufgefordert,<br />

ihr Augenmerk verstärkt auf den tatsächlichen<br />

Einsatz von Arbeitskräften auf der<br />

Baustelle zu richten.<br />

Herr Dr. Dobmanns hat den Fall zugleich<br />

besprochen im VergabeR <strong>2012</strong>, 208 , 212<br />

(Anlage).<br />

Frau Hardge (VI A 38) weist auf folgendes<br />

hin:<br />

Unerlaubter Nachunternehmereinsatz<br />

sollte möglichst zeitnah an unser<br />

Haus gemeldet werden mit Angabe<br />

der Namen der Mitarbeiter, die angetroffen<br />

wurden, für welche Firma<br />

waren sie tätig, Datum.<br />

Auf die Einbeziehung des Hauptzollamts<br />

(RS VI A 11 /2009) wird ergänzend hingewiesen.<br />

TOP 4<br />

Bauwirtschaftliche Angelegenheiten<br />

Herr Neubauer (VI A 3) berichtet zu Angelegenheiten<br />

der Bauwirtschaft.<br />

Es wird auf das seit Herbst 2011 verwendete<br />

neue Layout für die bekannten<br />

Publikationen /Berichte des Bereiches<br />

verwiesen.<br />

Gestalten Sie als Ingenieur Ihre Gesundheitsvorsorge und die Ihrer Familie jetzt<br />

noch effektiver.<br />

Die DKV bietet Ihnen Krankenversicherungsschutz mit einem Höchstmaß an<br />

Sicherheit und Leistung. Nutzen Sie die günstigen Konditionen dieses Gruppenversicherungsvertrages:<br />

BEITRAGSNACHLÄSSE UND KEINE WARTEZEITEN.<br />

� Ja, ich interessiere mich für die DKV Gruppenversicherung<br />

für Ingenieure. Bitte nehmen Sie Kontakt mit mir auf.<br />

� Ich willige ein, dass meine personenbezogenen Daten aus dieser Anfrage an einen<br />

für die DKV tätigen Vermittler zur Kontaktaufnahme übermittelt und zum Zwecke der<br />

Kontaktaufnahme von der DKV und dem für die DKV tätigen Vermittler erhoben,<br />

verarbeitet und genutzt werden.<br />

Einfach ausschneiden und faxen: 02 21 / 5 78 -21 1 5<br />

Oder per Post an: DKV AG, R2GU, 50594 Köln<br />

Telefon 02 21/ 5 78 45 85, www.dkv.com/ingenieure, ingenieur@dkv.com<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ, Ort<br />

Geburtsdatum Telefon privat/beruflich<br />

E-Mail<br />

Unterschrift<br />

� angestellt � selbstständig 180069807


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 18<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Es folgt eine kurze Gesamtschau zu den<br />

Bereichen Statistische Daten, ULV und<br />

Korruptionsregister, die zum Teil die<br />

geleistete Arbeit der Vergabestellen des<br />

Landes <strong>Berlin</strong> darstellt.<br />

Bauwirtschaft<br />

„Den Bauunternehmen geht es gut.“<br />

– diese Einschätzung ist zu mindestens<br />

das Ergebnis einer Konjunkturumfrage<br />

des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK), die von<br />

Ende August bis Ende September<br />

2011 durchgeführt wurde.<br />

– niedriges Zinsniveau,<br />

– die Arbeitsplatzsicherheit und das gestiegene<br />

Einkommen<br />

– zurzeit vergleichsweise sichere Anlagealternative<br />

„Wohnimmobilie“ begünstigten<br />

in den vergangenen Monaten<br />

diese Entwicklung.<br />

Die zuständigen Verbände:<br />

– Handwerkskammer<br />

– Fachgemeinschaft Bau<br />

– Verband der Bauindustrie sprechen<br />

von einem regelrechten Boom steuerliche<br />

Erleichterungen, Förderprogramme<br />

(energetische Sanierung,<br />

altersgerechter Umbau etc.), der<br />

Wohnungsmarkt begünstigen diesen<br />

Verlauf.<br />

– Teilweise wird über „ausgeschöpfte<br />

Kapazitäten“ geklagt.<br />

Allgemeine Sorgen der Verbände:<br />

Rahmenbedingungen<br />

(u.a. Fachkräftesicherung, Rohstoffversorgung<br />

sichern, Auftragsvergabe, Bauforderungssicherungsgesetz,Schwarzarbeit)<br />

Wohnungsbau<br />

(u.a. steuerliche Anreize, Fördervolumen<br />

erhöhen und verstetigen)<br />

Infrastruktur<br />

(u.a. Sicherung und Durchführung von<br />

Großprojekten, Mittel für den Straßenbau<br />

aufstocken und verstetigen, Öffentlich<br />

Private Partnerschaften)<br />

Aktuelle Situation in <strong>Berlin</strong> (Stand<br />

November 2011) lässt sich wie folgt<br />

beschreiben:<br />

– Arbeitsstunden<br />

mehr geleistete Arbeitsstunden<br />

– Beschäftigungsstand<br />

mehr Beschäftigte<br />

– Umsatzvolumen<br />

höheres Umsatzvolumen<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

18 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Auftragseingang<br />

Im November ein Plus von 19,8 %<br />

gegenüber dem Vorjahr gegenüber dem<br />

Vorjahreszeitraum (Jan.-Nov.) ein Plus<br />

von 5,8 %.<br />

Genehmigungen<br />

Errichtung neuer Gebäude sowie Baumaßnahmen<br />

an bestehenden Gebäuden<br />

in <strong>Berlin</strong> (Anzahl der Gebäude bzw. Baumaßnahmen<br />

und Anzahl der Wohnungen)<br />

ein Plus von 2,2 % bzw. 22 %<br />

gegenüber 2010<br />

Vergabeverhalten<br />

Gemäß den bis zum Zeitpunkt Ende<br />

Januar <strong>2012</strong> von den Vergabestellen<br />

übermittelten Vergabevermerken ergibt<br />

sich folgendes Bild:<br />

1.778 Aufträge, davon bezogen<br />

auf die Anzahl der Aufträge<br />

1.363 auf die<br />

Beschränkte Ausschreibung 77%<br />

294 auf die<br />

Öffentliche Ausschreibung 17%<br />

74 auf die<br />

Freihändige Vergabe 4%<br />

1.313 Aufträge (74 % ) gingen<br />

an <strong>Berlin</strong>er Firmen.<br />

Bauinsolvenzen / Aufrechnungen<br />

Die im Rahmen der Bauausführungen<br />

öffentlicher Baumaßnahmen bekannt<br />

gewordenen Insolvenzen werden bei<br />

SenStadtUm registriert und den Betroffenen<br />

wird mitgeteilt, ob Zahlungen<br />

geleistet werden können oder ob anstelle<br />

von Zahlungen mit Gegenforderungen<br />

aufgerechnet werden soll.<br />

In den zwölf Monaten des Jahres 2011 (I.<br />

- IV. Quartal) wurden bei SenStadtUm 58<br />

Fälle gegenüber 77 im gleichen Zeitraum<br />

2010 bearbeitet. Dies ergibt einen Rückgang<br />

von 24,7 % (Stand 31.12.2011).<br />

Von den 58 Insolvenzfällen waren 22 im<br />

ULV eingetragen, 36 nicht eingetragen,<br />

46 insolvente Firmen aus <strong>Berlin</strong>, 6 aus<br />

Brandenburg und 6 aus dem übrigen<br />

Bundesgebiet.<br />

Für das Jahr 2011 ergeben die offiziellen<br />

Zahlen des Amtes für Statistik <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburg in Bezug auf Insolvenzen<br />

im <strong>Berlin</strong>er Baugewerbe einen Rückgang<br />

von 9,3 % gegenüber dem Vorjahr (207<br />

Fälle 2011 zu 228 Fällen 2010), in Bezug<br />

auf Insolvenzen im Land Brandenburg<br />

ergibt sich per III. Quartale ein Rückgang<br />

von 9,8 % gegenüber dem Vorjahr (95<br />

Fälle im Jahr 2011 zu 104 Fällen im Jahr<br />

2010).<br />

Für die Bundesstatistik kann zum Insolvenzstand<br />

lt. Statistischem Bundesamt<br />

in Bezug auf das Baugewerbe im Vergleich<br />

der Jahre 2011 zu 2010 erst im<br />

Verlauf des I. Quartals <strong>2012</strong> eine Aussage<br />

getroffen werden.<br />

Stand Aufrechnungen 2011<br />

Mittels bearbeiteter Aufrechnungsvorgänge<br />

für die Baudienststellen <strong>Berlin</strong>s<br />

(ohne Insolvenzfälle) finanziellen Schaden<br />

für das Land <strong>Berlin</strong> abgewendet:<br />

Jahr Fälle in Höhe von<br />

2010 7 ca. 250.000 EUR<br />

2011 8 ca. 169.000 EUR<br />

Mittels durchgeführter Aufrechnungen<br />

bei Insolvenzvorgängen finanziellen<br />

Schaden für das Land <strong>Berlin</strong><br />

abgewendet:<br />

Jahr Fälle in Höhe von<br />

2010 6 ca. 61.700 EUR<br />

2011 5 ca. 31.500 EUR<br />

Präqualifikation / ULV<br />

Unternehmer und Lieferantenverzeichnis<br />

für öffentliche Aufträge (ULV).<br />

Die Eignungsprüfung erfolgt durch Sen-<br />

StadtUm Abt. VI als frontoffice für die<br />

Auftragsvergabestellen der Region <strong>Berlin</strong>-Brandenburg.<br />

Damit gelten die von den öffentlichen<br />

Auftraggebern bei Vergabeverfahren zu<br />

fordernden auftragsunabhängigen Einzelnachweise<br />

über die Fachkunde, Leistungsfähigkeit<br />

und Zuverlässigkeit als<br />

Eintragungsvoraussetzung im Grundsatz<br />

als erbracht.<br />

Zurzeit sind im ULV 3.629 Firmen eingetragen;<br />

davon 2.676 aus <strong>Berlin</strong>.<br />

Im PQ VOB sind 6.736 Firmen eingetragen;<br />

davon 335 aus <strong>Berlin</strong>.<br />

Nachunternehmereinsatz<br />

In diesem Zusammenhang wird auf das<br />

Rundschreiben SenStadt VI A Nr.<br />

11/2009 (29. September 2009, mit Hinweisen<br />

Februar <strong>2012</strong>, siehe Anhang)<br />

„Eigenkontrolle des Nachunternehmereinsatzes<br />

durch die Baudienststellen“<br />

hingewiesen.<br />

Die Vergabestellen werden gebeten, im<br />

Fall der Feststellung eines nichterlaubten<br />

Nachunternehmereinsatzes in ihrem<br />

Zuständigkeitsbereich diese Information<br />

unverzüglich an die zentrale Stelle der<br />

Baudokumentation – SenStadtUm VI A 3<br />

–(VI A 38) zu melden. Damit ist eine<br />

Berücksichtigung insbesondere bei der<br />

„Präqualifikation“ möglich.


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 19<br />

Probleme / Bitte<br />

Der Bereich SenStadtUm VI A 3 erstellt<br />

Statistiken und führt Register für den<br />

Geschäftsbereich des Landes <strong>Berlin</strong>.<br />

Dies erfolgt durch die Aufbereitung von<br />

Daten, die auf Grund nichtstatistischer<br />

Rechts- und Verwaltungsvorschriften<br />

oder auf sonstige Weise bei den Verwaltungsstellen<br />

<strong>Berlin</strong>s anfallen (Daten im<br />

Verwaltungsverzug, insbesondere Geschäfts-<br />

und Registerstatistiken) bzw.<br />

durch Abgabe von Eigenerklärungen und<br />

Meldungen Dritter.<br />

Fazit<br />

Unser Datenpool und Service ist nur so<br />

gut, wie die Summe ihrer Grundlagen<br />

und damit Ihrer Zuarbeit.<br />

TOP 5<br />

Neue Rundschreiben; Anweisung Bau<br />

Frau Menger (VI A 1) referiert die bisherigen<br />

neuen Rundschreiben des Hauses<br />

und stellt den Stand der Neufassung der<br />

ABau exemplarisch anhand des Inhaltsverzeichnisses<br />

dar.<br />

Frau Tschugg führt zur ABau aus:<br />

Formularserver<br />

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt hat einen eigenen Formularserver<br />

in Betrieb genommen. Als<br />

erste Anwendung wird die geltende<br />

ABau mit ihren kompletten Anlagen über<br />

diesen Server im Internet (Grenznetz) zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die Umstellung war erforderlich<br />

– da Aufgrund lizenzrechtlicher Probleme<br />

das Speichern der PDF-Formulare<br />

der ABau mit einer Adobe Reader Version<br />

> 8 nicht möglich war,<br />

– im Vorgriff auf die Neufassung der<br />

ABau, für die die Bereitstellung von<br />

assistentengesteuerten Formularen<br />

geplant ist.<br />

Bereits im September 2011 wurden die<br />

Anlagen zu den Rundschreiben 04/2011<br />

(Rahmenverträge für besondere Bauunterhaltungsmaßnahmen)<br />

sowie 05/2011<br />

(Besondere Vertragsbedingungen) auf<br />

den Server gestellt. Im Dezember 2011<br />

erfolgte die Umstellung der geltenden<br />

ABau.<br />

Somit ist das Abspeichern der Formulare<br />

mit allen Adobe Reader-Versionen wieder<br />

gewährleistet. Andere Reader sind<br />

nicht zu verwenden.<br />

Frau Tschugg demonstriert das Öffnen<br />

und Speichern der PDF-Formulare und<br />

weist dabei auf einige technische Besonderheiten<br />

des Formularservers hin. Hinweise<br />

hierzu sind in der Anlage des<br />

Rundschreibens Nr. 6 / 2011 zur Umstellung<br />

der ABau auf den Formularserver<br />

enthalten.<br />

Zu Beginn der Umstellung gab es<br />

Probleme<br />

– die aus der unterschiedlichen IT-Infrastruktur<br />

resultierten und durch lokale<br />

Anpassungen in den Bezirken zu<br />

lösen waren;<br />

– mit der Handhabung einiger Formulare;<br />

da diese nicht für den Formularserver<br />

entwickelt wurden, waren (trotz<br />

breiter Tests im Vorfeld) in wenigen<br />

Fällen Nacharbeiten durch den Kulturbuchverlag<br />

erforderlich.<br />

Frau Tschugg bittet, bestehende Probleme<br />

zu melden und dankt all jenen, die<br />

bislang<br />

haben.<br />

davon Gebrauch gemacht<br />

SharePoint<br />

Frau Tschugg erläutert die Funktion des<br />

SharePoint als „virtuelles Büro“ für die<br />

Abstimmung der Entwurfstexte der Neufassung<br />

der ABau auf Fachebene. Teilnehmer<br />

sind die Abteilungen der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und<br />

Umwelt sowie bezirkliche Hochbau-,<br />

Tiefbau- und Grünflächenämter. In den<br />

SharePoint werden die Entwurfstexte der<br />

ABau (gestaffelt nach Teilen) eingestellt.<br />

Aktuelle/ angekündigte Veröffentlichungen:<br />

bis 15.02. <strong>2012</strong><br />

Evaluation des Wirtschaftlichkeitsleitfadens<br />

2007<br />

20.02.-29.03.<strong>2012</strong><br />

ABau Teil V – Vergabe- und Vertragshandbuch<br />

für Bauleistungen<br />

19.03.-26.04.<strong>2012</strong><br />

ABau Teil IV – Vergabe- und Vertragshandbuch<br />

für freiberufliche Leistungen<br />

Frau Tschugg lädt alle Baudienststellen<br />

ein, sich aktiv an die Neufassung der<br />

ABau zu beteiligen. Der externe Nutzerkreis<br />

ABau auf dem SharePoint ist für<br />

weitere Mitglieder offen. Nutzerkennung<br />

und Passwort sind über Frau Tschugg zu<br />

beantragen.<br />

Frau Gandyra (VI A 15) ergänzt:<br />

Die Evaluierung des Leitfadens für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

ist mangels<br />

Beteiligung zu wiederholen. Sie wurde<br />

nach Anforderung durch den Rechnungshof<br />

im Mai 2010 erstmals durchge-<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

führt. Alle Hochbau-, Tiefbau- und Grünflächenämter<br />

sowie die Abteilungen von<br />

SenStadt werden bis zum 17.02.2010<br />

um Stellungnahme gebeten.<br />

Frau Stephan (VI A 17) erläutert,<br />

ob die Wertgrenzen aus § 3 Abs. 3 Nr. 1<br />

VOB/A als Begründung zum Abweichen<br />

vom Grundsatz der öffentlichen Ausschreibung<br />

herangezogen werden können:<br />

Nach Nummer 7 AV § 55 LHO <strong>Berlin</strong> und<br />

§ 3 Absatz 2 VOB/A 2009 und § 3 Absatz<br />

2 VOL/A müssen öffentliche Auftraggeber<br />

grundsätzlich die Öffentliche Ausschreibung<br />

wählen und dürfen nur davon<br />

abweichen, wenn die Voraussetzungen<br />

nach dem jeweiligen § 3 der VOB/A und<br />

der VOL/A vorliegen. Hierbei ist der<br />

Gesamtauftragswert anlog § 1a Abs. 1<br />

Nr. 1VOB/A nicht mehr maßgebend. Bis<br />

zu den in § 3 Abs. 3 VOB/A genannten<br />

Auftragswerten kann aus Gründen der<br />

Verhältnismäßigkeit eine Beschränkte<br />

Ausschreibung im Frage kommen. In<br />

jedem Fall ist zu prüfen, ob auch unterhalb<br />

der in § 3 Absatz 3 VOB/A genannten<br />

Auftragswerte eine Öffentliche Ausschreibung<br />

geboten ist. Die Beschränkte<br />

Ausschreibung und die Freihändige Vergabe<br />

stellen Ausnahmetatbestände dar<br />

und dürfen nicht dazu verwendet werden,<br />

den Grundsatz der Öffentlichen<br />

Ausschreibung zu umgehen. Das Ergebnis<br />

ist zu dokumentieren.<br />

Mit dieser Auslegung ist eine Änderung<br />

der bisherigen bei VI A vorhandenen<br />

Sichtweise verbunden. Die vorgenannte<br />

Lesart orientiert sich an dem Text des<br />

VHB des Bundes. Laut einer Länderumfrage<br />

vertritt die Mehrzahl der Länder<br />

diese Meinung, der sich VI A nunmehr<br />

anschließt.<br />

TOP 6<br />

Aus der Beratungspraxis;<br />

Verschiedenes<br />

Herr Klemesch (VI A 16) führt aus:<br />

Manipulation von Angeboten nach § 16<br />

Abs. 1 Nr. 3 VOB/A in Verbindung mit § 15<br />

Abs. 2 VOB/A.<br />

Bisher mussten nach § 21 Abs. 1 Nr. 2<br />

VOB/A 2006 die Angebote alle Preise<br />

und Erklärungen enthalten, deren Nichtvorlage<br />

führte nach § 25 Abs. 1 Nr. 1b<br />

VOB/A ohne Ermessensspielraum zum<br />

Ausschluss, ein Nachreichen war nicht<br />

möglich.<br />

Neu geregelt wurde mit dem § 16 Abs. 1<br />

Nr. 3 VOB/A 2009 dass der der Auftraggeber<br />

innerhalb von 6 Kalendertagen die<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 19


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 20<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

fehlenden Nachweise und Erklärungen<br />

nachfordern muss, ansonsten droht<br />

zwingender Angebotsausschluss.<br />

Nicht verwechseln mit § 15 Abs. 2 VOB/A<br />

– Aufklärung des Angebotsinhalts –<br />

Dadurch dass ein Bieter zumindest eine<br />

mit dem Angebot geforderte notwendige<br />

Erklärung, bzw. einen Nachweis (ggf.<br />

sogar bewusst) nicht abgegeben hat,<br />

sind neue Manipulationsmöglichkeiten<br />

entstanden:<br />

– nach Absprache mit einem bekannten<br />

Mitbieter gibt der günstigste Bieter<br />

nach Submission die fehlenden Erklärungen<br />

/ Nachweis nicht ab und wird<br />

ausgeschlossen, der Nächstplatzierte<br />

beauftragt und die Differenz von beiden<br />

als Gewinn geteilt<br />

– ein Bieter bietet deutlich günstiger an<br />

als die Konkurrenz. Ein vorsorglich<br />

nicht beigefügter und nicht nachgereichter<br />

Nachweis führt zum Ausschluss.<br />

Die Gründe können u. a. sein:<br />

– ein erkannter Kalkulationsirrtum des<br />

Bieters, nach Angebotsabgabe<br />

–<br />

erfolgte Preissteigerungen, anderweitige<br />

lukrativere Aufträge u. ä.<br />

ein Bieter gibt mehrerer Hauptangebote<br />

ab. Der betreffende Bieter könnte<br />

dann in Kenntnis des Submissionsergebnisses<br />

das Angebot benennen,<br />

welches er in der Wertung belässt.<br />

Dazu Entscheidung OLG Düsseldorf<br />

mit Beschluss vom 09.03.2011 (VII<br />

Verg.-Nr. 52/10):<br />

unter:<br />

http://www.vergabeblog.de/2011-05-<br />

18/olg-dusseldorf-zur-zulassigkeit-mehrerer-hauptangebote-beschluss-vom-09-<br />

03-2011-vii-verg-5210/<br />

20 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Um dem vorzubeugen sollte Folgendes<br />

beachtet werden:<br />

– mit dem Angebot abzugebende Erklärungen/Nachweise<br />

möglichst gering<br />

halten<br />

– bestimmte Angaben erst gesondert<br />

nachreichen lassen<br />

– nur im Ausnahmefall Leitfabrikate vorgeben,<br />

aber mit dem Zusatz „oder<br />

gleichwertig“ und Angabe des vorgesehenen<br />

Produkts/Fabrikats<br />

– Bietererklärung, dass bei fehlenden<br />

Angaben das Leitfabrikat angeboten<br />

wird.<br />

Der BGH hat bereits entschieden, dass,<br />

weigert sich ein Bieter trotz bindendem<br />

Angebot ernsthaft und endgültig den<br />

Auftrag vertragsgemäß zu erbringen,<br />

hierin eine Pflichtverletzung vorliegt.<br />

– Bei begründetem Verdacht möglicher<br />

Ausschluss nach § 16 Abs. 2 Buchst.<br />

c VOB/A wegen unlauteren Wettbewerbs<br />

und unterlaufen eines fairen<br />

und uneingeschränkten Wettbewerbs<br />

(konkreter Nachweis im Einzelfall)<br />

– Schadenersatzpflicht für die entstehenden<br />

Mehrkosten, wenn ein erstplatzierter<br />

Bieter trotz Aufforderung<br />

fehlende Erklärungen / Nachweise<br />

nicht nachreicht, obwohl ihm dies<br />

nach den Umständen des Einzelfalls<br />

möglich und zumutbar wäre.<br />

Wenn ein Bieter sich wiederholt weigert,<br />

Erklärungen/Nachweise auf Aufforderung<br />

hin nachzureichen, sollte für zukünftige<br />

Vergabeverfahren ein Ausschluss<br />

nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 VOB/A (Grundsätze)<br />

in Erwägung gezogen werden.<br />

Negative Preise im Angebot<br />

Nach den aktuellen Regelungen der<br />

ABau <strong>Berlin</strong>, Formblatt III 9H der, Punkt B<br />

– Ergänzungen für <strong>Berlin</strong>- sind Hauptangebote<br />

mit negativen Preisen von der<br />

Wertung auszuschließen.<br />

Dazu Entscheidung vom OLG Düsseldorf<br />

zum Thema negative Preise mit<br />

Beschluss vom 22.12.2010 – Verg 33/10.<br />

Demnach darf der Auftraggeber keine<br />

Vorgaben machen, die sich ausschließlich<br />

auf die Preishöhe beziehen. Der<br />

Beschluss ist unter:<br />

http://www.dstgbvis.de/home/rechtsprechung/olg_duesseldorf_zum_verbot_negativer_einheitspreise/index.html<br />

abrufbar. Diese Regelung wird zukünftig<br />

in die ABau übernommen.<br />

Definition des Begriffs Ausbaugewerke<br />

Im Gewerberecht gibt es keine allgemeingültige<br />

und konkrete Festlegung der<br />

Tätigkeiten, die zum Ausbaugewerbe<br />

zählen. Einfach gesagt ist alles, was nicht<br />

Bauhauptgewerk ist, Ausbaugewerk. Die<br />

Zuordnung der Berufe in der Handwerksordnung<br />

ist eine rein handwerksspezifische<br />

Klassifikation.<br />

Zur Vermeidung von Streitigkeiten sollte<br />

in den Bauverträgen vorab festgelegt<br />

werden, welche Zuordnung bei den einzelnen<br />

Gewerken zu treffen ist.<br />

Hinweise zum Thema sind unter<br />

http://www.vwb.bv.tum.de/files/Definition<br />

-Bauhauptgewerbe.pdf<br />

zu finden.<br />

Groth


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 21<br />

Etwa 80 km nordwestlich <strong>Berlin</strong>s – am<br />

Nordrand des Eberswalder Urstromtals –<br />

überwindet der Oder-Havel-Kanal, eine<br />

der wichtigsten Wasserstraßen Ostdeutschlands,<br />

einen Geländesprung von<br />

36 m. Das hierzu vor über 75 Jahren<br />

errichtete Schiffshebewerk Niederfinow<br />

erhält nun in unmittelbarer Nähe einen<br />

Nachfolger, während das Bestandsbauwerk<br />

als Industriedenkmal erhalten<br />

bleibt.<br />

Der Neubau mit insgesamt 133 m Länge<br />

und über 65 m Höhe wird analog zur<br />

Bestandskonstruktion als Senkrechthebewerk<br />

mit Gewichtsausgleich durch<br />

Gegengewichte ausgeführt. Dessen<br />

Haupttragwerk wird jedoch nicht wie bisher<br />

aus Stahl, sondern überwiegend in<br />

Stahlbeton errichtet. Dieses besteht im<br />

Wesentlichen aus der Trogwanne mit<br />

einer Sohle in etwa 9 m Tiefe unter<br />

Geländeniveau (Bilder 1 und 2), vier darin<br />

gegründeten Stahlbetontürmen (Pylonen)<br />

und je sechs Stahlbetonstützen an<br />

beiden Längsseiten mit etwa 55 m Höhe<br />

Bild 2: Sohle des neuen Schiffshebewerks Niederfinow<br />

Neues Schiffshebewerk Niederfinow<br />

Dr.-Ing. Ralf Gastmeyer<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

Bild 1: Baugrube des neuen Schiffshebewerks Niederfinow<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 21


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 22<br />

Baugeschehen / Stadtentwicklung<br />

über Terrain. Pylone und<br />

Trogwanne bilden durch ihre<br />

biegesteife Verbindung in der<br />

Hebewerksquerrichtung<br />

einen Halbrahmen, während<br />

die Stützen am Fußpunkt nur<br />

in Hebewerkslängsrichtung<br />

durch auf der Trogwannensohle<br />

angeordnete Wandschotte<br />

eingespannt sind.<br />

Am Kopfpunkt werden die<br />

beiden Stützenreihen in<br />

Hebewerkslängsrichtung<br />

durch etwa 125 m lange<br />

Stahlkastenträger mit jeweils<br />

zwei Pylonen gekoppelt. Die<br />

beiden Kastenträger nehmen<br />

die Lasten des wassergefüllten<br />

Troges und der Gegengewichte<br />

auf, die über rollengeführte<br />

Seile im Gleichgewicht<br />

gehalten werden.<br />

Allein der wassergefüllte<br />

Stahltrog des neuen Hebewerks,<br />

der über eine Länge<br />

von etwa 125 m und eine<br />

Breite von ungefähr 28 m verfügt,<br />

wiegt mehr als 9000 Tonnen. Er ist<br />

durch insgesamt 224 Seile mit 220<br />

Gegengewichten und 4 Seilgewichtsausgleichsketten<br />

aufgehängt. Das<br />

Antriebs- und Sicherungssystem des<br />

Troges befindet sich an den Pylonen und<br />

besteht im Wesentlichen aus vier Zahnrädern<br />

– sogenannten Ritzeln, die in<br />

Triebstockleitern an den Pylonwänden<br />

greifen, bzw. aus vier Spindeln (Drehriegeln),<br />

die sich in sogenannten Mutterbackensäulen<br />

mitdrehen und im Havariefall<br />

arretieren.<br />

Die Scheitelhaltung der Oder-Havel-<br />

Wasserstraße schließt an das Hebewerk<br />

mit einer ca. 65 m langen Kanalbrücke<br />

an, die ihre Lasten auf die westlichen<br />

Endstützen der Hebewerkskonstruktion<br />

und ein gesondertes Widerlagerbauwerk<br />

abgibt. Das Widerlager ist auf 28 Großbohrpfählen<br />

mit bis zu 30 m Länge<br />

gegründet.<br />

Die Trogwanne des neuen Hebewerks<br />

mit ihrer 2,40 m bis 3,00 m dicken Sohle<br />

und den bis zu 3,80 m starken Wänden<br />

sowie das Widerlager für die Kanalbrük-<br />

Bild 4: Ausführung der Stützen und Montage des Stahltrogs für das neue Schiffshebewerk<br />

22 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Bild 3:<br />

Trogwanne des neuen Schiffshebewerks<br />

(unterwasserseitiger Abschluss)<br />

ke sind mittlerweile fertiggestellt. Die in<br />

Kletterbauweise herzustellenden Stahlbetonstützen<br />

mit konstanter Dicke von<br />

1,40 m und veränderlicher Breite von<br />

4,20 m am Stützenfuß bis 8,30 m am<br />

Stützenkopf haben momentan eine Höhe<br />

von etwa 19 m erreicht (Bilder 3 und 4).<br />

Bei Ausführung der Stützen und der<br />

Pylone, welche die gesamte Trogantriebs-<br />

und Sicherungstechnik aufnehmen,<br />

muss besonderes Augenmerk auf<br />

die erforderliche Kompensation der bauzeitlich<br />

zunehmenden Schiefstellung<br />

infolge ungleichmäßiger Bauwerkssetzung<br />

und der im Endzustand eintretenden<br />

Krümmungen aufgrund exzentrischer<br />

Einleitung der Seilrollenträgerlasten<br />

sowie des Betonkriechens und<br />

Schwindens gerichtet werden. Die Kontrolle<br />

der im Bauzustand einzuhaltenden<br />

Verformungswerte und Anpassung der<br />

Schalungskoordinaten erfolgt im Rahmen<br />

eines umfangreichen Messprogramms,<br />

dessen Ergebnisse laufend mit<br />

den rechnerischen Verformungen abgeglichen<br />

werden.<br />

Die Inbetriebnahme des neuen Schiffshebewerks<br />

soll im Jahr 2016 erfolgen.<br />

Hiermit ist die Leistungsfähigkeit des<br />

Großschifffahrtswegs <strong>Berlin</strong>-Stettin auch<br />

zukünftig sichergestellt.


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 23<br />

Wahl zur 10. Vertreterversammlung der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Bekanntmachung zur Briefwahl<br />

vom 14. März <strong>2012</strong><br />

Telefon: 797443-0<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Nach § 5 Abs. 1 der Wahlordnung (WO) vom 27. Oktober 1999 in der Fassung vom 25. Oktober 2006, genehmigt durch die<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am 18. Juni 2007 (ABl. S. 1989), lädt der Wahlvorstand zur Briefwahl der Vertreter zur<br />

10. Vertreterversammlung der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> ein.<br />

Das Wählerverzeichnis im Sinne des § 4 WO liegt vom 10. Juli <strong>2012</strong> bis 07. August <strong>2012</strong> in der Geschäftsstelle der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong>, Gutsmuthsstraße 24, 12163 <strong>Berlin</strong> (Steglitz), von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr und freitags von<br />

9 bis 14 Uhr aus.<br />

Gleichzeitig kann dort auch die Wahlordnung eingesehen werden.<br />

Aufforderung zur Einreichung von Wahlvorschlägen:<br />

Wahlvorschläge gemäß § 6 WO zur 10. Vertreterversammlung, getrennt nach Fachgruppen sowie getrennt nach Pflichtmitgliedern<br />

und Freiwilligen Mitgliedern, sind ab sofort bis zum 23. Juli <strong>2012</strong> beim Wahlvorstand schriftlich einzureichen.<br />

Vorschlagsberechtigt sind nach § 6 Abs. 4 WO:<br />

a) die Fachgruppen der Kammer,<br />

b) die berufsständischen Ingenieurverbände<br />

c) Einzelbewerber - Wahlvorschläge von Einzelbewerbern müssen von mindestens zehn Wahlberechtigten unter Angabe<br />

ihres Namens und ihrer Mitgliedsnummer unterschrieben sein.<br />

Von jedem/r Bewerber/in ist eine schriftliche Erklärung beizufügen, dass er/sie mit der Aufstellung im Wahlvorschlag einverstanden<br />

ist und im Falle der Wahl, diese annehmen wird.<br />

Die Wahlvorschlagsverzeichnisse, getrennt nach Art der Mitgliedschaft gemäß § 41 des <strong>Berlin</strong>er Architekten- und <strong>Baukammer</strong>gesetzes<br />

(A<strong>BK</strong>G) in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Juli 2006 (GVBl. S. 709), das zuletzt durch Gesetz vom 28.<br />

November 2009 (GVBl. S. 677) geändert worden ist, liegen vom 30. Juli <strong>2012</strong> bis 13. August <strong>2012</strong> zu den Geschäftszeiten in der<br />

Geschäftsstelle der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>, Gutsmuthsstraße 24, 12163 <strong>Berlin</strong> (Steglitz) aus.<br />

Einsprüche gegen das Wählerverzeichnis sind schriftlich bis zum 07. August <strong>2012</strong>, gegen die Wahlvorschlagsverzeichnisse bis<br />

zum 13. August <strong>2012</strong> beim Wahlvorstand einzulegen. Der Wahlvorstand wird unverzüglich über den Einspruch entscheiden und<br />

seine Entscheidung dem Einsprechenden zustellen.<br />

Die Wahlbriefe werden ab 16. August <strong>2012</strong> an die Wahlberechtigten verschickt.<br />

Nach Wahlschluss am 22. Oktober <strong>2012</strong> um 15:00 Uhr (Ausschlussfrist) wird das Wahlergebnis in einer für alle Wahlberechtigten<br />

öffentlichen Sitzung des Wahlvorstandes am 25. Oktober <strong>2012</strong> ab 12:00 Uhr in der Geschäftsstelle der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>,<br />

Gutsmuthsstraße 24, 12163 <strong>Berlin</strong> ermittelt. Verspätet eingehende Wahlbriefe dürfen bei der Stimmenauszählung nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

Dipl.-Ing. Axel Wipplinger Fachgruppe 4<br />

(Vorsitzender)<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mario Zelasny Fachgruppe 2, 4, 5, 6<br />

(Stellvertreter)<br />

Dipl.-Ing. Heinz-Ch. Herzberg Fachgruppe 5, 6<br />

Dipl.-Ing. Sten Höpfner Fachgruppe 2<br />

Der Wahlvorstand<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Dipl.-Ing. Gerhard Hörnig Fachgruppe 3<br />

Dipl.-Ing. Thomas Reuthe Fachgruppe 1, 5<br />

Dipl.-Ing. (FH) Christian Willich Fachgruppe 1, 5, 6<br />

Dipl.-Geol. Andreas Zill Fachgruppe 1, 6<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 23


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 24<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Kurzfassung<br />

Stahlbetondeckenplatten mu?ssen unter<br />

den real auftretenden Beanspruchungen<br />

stets die bestimmungsgemäße Funktion<br />

und ein angemessenes Erscheinungsbild<br />

aufweisen. Der Nachweis der Begrenzung<br />

von Verformungen ist dabei ein<br />

wesentlicher Bestandteil zur Sicherstellung<br />

dieser grundlegenden Anforderungen<br />

an die Gebrauchstauglichkeit.<br />

Die Größe der Verformung von Stahlbetonbauteilen<br />

wird neben direkten<br />

Lasteinwirkungen maßgeblich durch das<br />

zeitabhängige Kriech- und Schwindverhalten<br />

von Beton beeinflusst. Einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die anfängliche<br />

und nachträgliche Verformung hat<br />

zudem die Rissbildung im Bauteil, die<br />

wiederum von der stark schwankenden<br />

Betonzugfestigkeit abhängig ist. Eine<br />

explizite Verformungsberechnung steht<br />

zwar als mögliche Nachweisvariante zur<br />

Verfügung, diese setzt jedoch immer die<br />

Kenntnis bzw. Annahme zahlreicher Einflussfaktoren<br />

sowie der Material- und<br />

Querschnittskennwerte voraus. Da die<br />

Begrenzung der Durchbiegung in der<br />

Regel für die Querschnittsdimensionierung<br />

maßgebend ist, gestaltet sich der<br />

Nachweis der Verformungen über eine<br />

explizite Berechnung aufgrund umfangreicher<br />

Überlegungen hinsichtlich der<br />

komplexen Zusammenhänge und einer<br />

aufwendigen iterativen Vorgehensweise<br />

äußerst schwierig. Aus diesem Grund<br />

werden Stahlbetondeckenplatten in der<br />

Praxis über Schlankheitskriterien dimensioniert<br />

und so gleichzeitig eine vereinfachte<br />

Nachweisführung erbracht.<br />

Die Regelung zum Nachweis der Verformungen<br />

in der bisher gültigen, nationalen<br />

Stahlbetonbau-Norm, DIN 1045-<br />

1:2008 basiert auf Untersuchungen aus<br />

den 1960er Jahren und entspricht nicht<br />

den heutigen Gegebenheiten. Mit der<br />

neuen DIN EN 1992-1-1, als Ersatz für<br />

die DIN 1045-1 ergibt sich ein scheinbar<br />

24 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

<strong>Baukammer</strong>-Preis 2011<br />

1. Preis in der Gruppe der Masterarbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB) für seine Master-Arbeit:<br />

„Untersuchungen zur Durchbiegung von<br />

Stahlbetondeckenplatten und Bewertung der vereinfachten<br />

Biegeschlankheitsnachweise verschiedener Ansätze“<br />

Verfasser: Adrian Grabara M.Eng.<br />

1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Andreas Fischer · 2. Gutachter: Prof. Dipl.-Ing. Frank Prietz<br />

v.l.n.r.: Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft, Adrian Grabara, Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

genauerer Nachweis unter Berücksichtigung<br />

zusätzlicher wichtiger Einflussparameter.<br />

Daneben existieren weitere<br />

Nachweisvorschläge zur Begrenzung<br />

der Verformungen über Schlankheitskriterien,<br />

für die eine weiterführende Untersuchung<br />

sinnvoll erscheint.<br />

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden<br />

die bestehenden Regelungen und<br />

Nachweisverfahren zur Begrenzung der<br />

Verformungen zusammengestellt und<br />

kritisch miteinander verglichen. Zur<br />

Beurteilung der Sicherheit, Zuverlässigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit der vorhandenen<br />

Biegeschlankheitsnachweise wurden<br />

dabei umfangreiche nichtlineare<br />

Untersuchungen zu der Durchbiegung<br />

von Stahlbetondeckenplatten an ebenen<br />

Stabwerken und räumlichen Plattenmodellen<br />

unter Berücksichtigung von Kriechen<br />

und Schwinden und der Mitwirkung<br />

von Beton auf Zug (tension stiffening)<br />

sowie unter Variation verschiedener Einflussparameter<br />

durchgeführt.<br />

Auf Grundlage der gewonnenen Daten<br />

konnten eine Beurteilung der Eignung<br />

einzelner Verfahren und deren Anwendungsgrenzen<br />

erarbeitet und Anregungen<br />

zur weiteren Optimierung gegeben<br />

werden. Um die Zuverlässigkeit der Auswertung<br />

zu steigern, wurden zudem<br />

nichtlineare Untersuchungen zur Erfassung<br />

der Auswirkungen von abweichenden<br />

Material- und Systemparametern<br />

auf die zu erwartende Größe der Verformungen<br />

angestellt.<br />

Die Eignung der im Rahmen dieser Arbeit<br />

angesetzten Material- und Rechenmodelle<br />

wurde dabei durch verschiedene<br />

Nachrechnungen zu Bauteilkurz- und<br />

Langzeitversuchen sowie zu ausgewählten<br />

Studien bestätigt.<br />

Neben der Bewertung der Biegeschlank-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 25<br />

heitsnachweise ermöglichten<br />

die Untersuchungen außerdem<br />

eine Beurteilung der Einflussmöglichkeiten<br />

des Planers hinsichtlich<br />

gezielter konstruktiver<br />

und betontechnologischer Vorgaben<br />

für eine indirekte Begrenzung<br />

der Verformungen.<br />

In der nachfolgenden Abbildung<br />

1 sind exemplarisch die erforderlichen<br />

Nutzhöhen aus den<br />

Anforderungen der einzelnen<br />

Biegeschlankheitsnachweise<br />

und der nichtlinearen Berechnungen<br />

für einachsig gespannte,<br />

gelenkig gelagerte Einfeldplatten<br />

dargestellt.<br />

Die Nutzhöhen nach DIN 1045-1<br />

liegen vor allem bei geringen<br />

Betongüten deutlich auf der unsicheren<br />

Seite. Über den Biegeschlankheitsansatz<br />

nach DIN EN 1992-1-1 lässt sich<br />

unter der vereinfachten Annahme eines<br />

Bewehrungsgrades von 0,5 % in vielen<br />

Fällen eine sichere Begrenzung des Dek-<br />

kendurchhangs erzielen. Der Einfluss der<br />

Betonfestigkeit wird allerdings nur ungenau<br />

erfasst. Dies führt insbesondere bei<br />

niedrigen Betongüten und geringen<br />

Spannweiten zu sehr unwirtschaftlichen<br />

Ergebnissen. Das Nachweisverfahren<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

nach A. Fischer wiederum liefert<br />

für unterschiedliche Bedingungen<br />

sichere und wirtschaftliche<br />

Nutzhöhen zugleich.<br />

Die Abbildung 2 zeigt die erforderlichen<br />

Nutzhöhen bei erhöhten<br />

Anforderungen an die<br />

Durchbiegung für zweiachsig<br />

gespannte, quadratische Dekkenplatten<br />

mit allseitig gelenkiger<br />

Lagerung. Der deutliche<br />

Einfluss eines zweiachsigen<br />

Lastabtrages bleibt auch nach<br />

DIN EN 1992-1-1 vollständig<br />

unberücksichtigt. Eine wirtschaftliche<br />

Dimensionierung<br />

der Deckendicke ist in diesem<br />

Fall nur beschränkt realisierbar.<br />

Es zeigt sich wiederholt, dass<br />

die Schlankheitskriterien nach DIN EN<br />

1992-1-1 nur eingeschränkt den hohen<br />

Anforderungen an die heutige Normgeneration<br />

gerecht werden.<br />

Preis der <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> <strong>2012</strong><br />

für besonders gute Abschlussarbeiten auf dem Gebiet des Bauingenieur- und Vermessungswesens<br />

an den <strong>Berlin</strong>er Hochschulen und der Technischen Universität <strong>Berlin</strong>.<br />

Mit dem Preis der <strong>Baukammer</strong> soll die Vielseitigkeit des Bauingenieurwesens anhand von herausragenden und<br />

sich durch besondere Kreativität auszeichnenden Abschlussarbeiten gezeigt werden.<br />

Die Abschlussarbeiten aus dem Jahr <strong>2012</strong> müssen bis zum 31.01.2013 eingereicht werden.<br />

Nähere Informationen:<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> · Gutsmuthsstr. 24 · 12163 <strong>Berlin</strong> · Tel.: (030) 79 74 43-0 · www.baukammerberlin.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 25


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 26<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

2. Preis in der Gruppe der Masterarbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB) für seine Master-Arbeit:<br />

Zusammenfassung<br />

Verschiedene technische Entwicklungen<br />

der jüngsten Vergangenheit begünstigen<br />

die Entwicklung von Anwendungen auf<br />

dem Gebiet der Augmented Reality. Hierbei<br />

kommt der Entwicklung von Handheld<br />

Displays und den im Rahmen von<br />

INSPIRE1 im Aufbau befindlichen Geodateninfrastrukturen<br />

eine besonde- re<br />

Bedeutung zu. Gegenstand einer Masterarbeit<br />

im Studiengang Geodatenerfassung<br />

und -visualisierung [Kreuziger<br />

2011] war es, ein Augmented Reality-<br />

System Prototypen zu entwickeln, mit<br />

dem sich Geodaten direkt vor Ort auf<br />

einem Tablet-PC gemeinsam mit einem<br />

Live-Video-Bild in einer 3D-Egoperspek-<br />

26 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Einsatzmöglichkeiten der „Augmented Reality“<br />

für geodätische Zwecke<br />

Prototypentwicklung eines AR-Systems<br />

zur Visualisierung von Geodaten<br />

Verfasser: Ulf Kreuziger M.Sc. (Kurzfassung)<br />

1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Klaus Hehl · 2. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Werner Stempfhuber<br />

tive des Anwenders visualisieren lassen<br />

(vlg. Abbildung 1).<br />

2 Einleitung, Motivation und Ziel<br />

Heutige Tablet-PCs verfügen regelmäßig<br />

über eine nach vorne gerichtete Kamera<br />

und ein berührungsempfindliches Display,<br />

auf dem das Bild der Frontkamera<br />

als Live-Video-Bild dargestellt werden<br />

kann.<br />

Wenn es nun gelänge, beliebige georeferenzierte<br />

Daten mit dem Live-Video-Bild<br />

gemeinsam darzustellen, könnte man die<br />

Realität, in Form des Video-Bildes, entsprechend<br />

um beliebige virtuelle Objekte<br />

erweitern. Daraus würden sich für verschiedenste<br />

Branchen unterschiedliche<br />

Abbildung 1: Augmented Reality Applikation mit Datensicht in 3D-Egoperspektive<br />

Anwendungen ergeben, die sich alle auf<br />

dasselbe Grundprinzip zurückführen lassen.<br />

Beispielsweise könnten Vermesser<br />

Grenzsteine und Grundstücksgrenzen<br />

darstellen oder Architekten neu entworfene<br />

Bauwerke direkt vor Ort in das Echtzeitbild<br />

einblenden. Neben den selbst<br />

produzierten Daten stehen darüber hinaus<br />

über die im Rahmen von INSPIRE<br />

entstehenden Geodateninfrastrukturen<br />

eine Vielzahl von Geodaten (Bauplanungsgrenzen,<br />

Windeignungsgebiete,<br />

Naturschutzgebiete, Biotope, etc.) mit<br />

einheitlichen Normungen öffentlich und<br />

teilweise kostenlos über das Internet zur<br />

Verfügung. Damit könnten Benutzer bei<br />

Gebietserkundungen vorhandene geore-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 27<br />

ferenzierte Daten in die Anwendung<br />

laden und anzeigen.<br />

„Eine Motivation zur Entwicklung eines<br />

Augmented Reality-Systems war es, die<br />

derzeitigen Bearbeitungsmethoden der<br />

Bodenordnung durch Schaffung eines<br />

neuen Außendienstwerkzeuges für die<br />

Erkundung und Planungsüberprüfung<br />

weiter zu entwickeln.<br />

In der aktuellen Bearbeitungsweise von<br />

Bodenordnungsverfahren werden zu<br />

Beginn und im Verlauf eines Verfahrens<br />

örtliche Gebietserkundungen lediglich<br />

unter Zuhilfenahme von Karten und Plänen<br />

durchgeführt, um sich einen Eindruck<br />

der Gegebenheiten vor Ort zu verschaffen.<br />

Hierbei steht der jeweilige,<br />

regelmäßig nicht ortskundige Bearbeiter<br />

vor der Schwierigkeit, sich präzise und<br />

zielgerichtet im Gelände zu orientieren,<br />

um dann die in den Karten eingezeichneten<br />

Objekte (Freileitungen, Biotope, etc.)<br />

den in der Natur vorgefundenen Gegenständen<br />

zuzuordnen. Darüber hinaus<br />

lassen sich andere Objekte nicht direkt in<br />

der Natur erkennen, z.B. unterirdische<br />

Leitungen oder Grenzen von Windeignungsgebieten.<br />

Im Ergebnis einer Bodenordnung entsteht<br />

unter anderem auch eine gänzlich<br />

neue Flurstücksstruktur des Gebietes.<br />

Hierzu werden die neuen Flurstücke den<br />

Bodeneigentümern vor Ort angezeigt.<br />

Dies erfolgt durch Absteckung und<br />

Signalisierung der Grenzpunkte mit den<br />

bekannten Methoden der Vermessung<br />

(GNSS/terrestrische Vermessung). Mittels<br />

geeigneter Kartenausschnitte können<br />

die in der Karte dargestellten Grenzpunkte<br />

den örtlich abgesteckten Grenzpunkten<br />

zugeordnet und den Bodeneigentümern<br />

die Grenzverläufe vor Ort<br />

erklärt werden. Jedoch fällt dabei das<br />

Auffinden der markierten Grenzpunkte<br />

nicht immer leicht und auch die Grenzverläufe<br />

sind teilweise schwer nachvollziehbar,<br />

da eine direkte Sicht zwischen<br />

den einzelnen Grenzpunkten in der Natur<br />

aufgrund weiter Strecken oder bewegter<br />

Topographie nicht immer möglich ist.<br />

Für beide der vorgenannten Anwendungsfälle<br />

kann ein Instrument, dass die<br />

Realität mit virtuellen Elementen anzureichern<br />

vermag, die praktische Arbeit sehr<br />

unterstützen. Ein entsprechendes System<br />

müsste sich durch ein geringes<br />

Gewicht, transportable, ausdauernde<br />

und witterungsunabhängige Technik<br />

auszeichnen, um über mehrere Stunden<br />

und bei jedem Wetter im Gelände eingesetzt<br />

werden zu können. Zudem sollte es<br />

mehrbenutzerfähig sein, um anhand der<br />

visualisierten Ergebnisse konstruktive<br />

Diskussionen direkt vor Ort führen zu<br />

können.“ [Kreuziger u. Hehl <strong>2012</strong>]<br />

Der vorliegende Artikel geht zunächst auf<br />

die Definition und die allgemeinen<br />

Bestandteile eines Augmented Reality-<br />

Systems ein und beschreibt danach,<br />

welche konkreten Bestandteile das entwickelte<br />

Prototyp-System hat. Später<br />

wird benannt, was das System bereits<br />

jetzt leisten kann und an welchen Stellen<br />

die Weiterentwicklung ansetzt.<br />

3 Augmented Reality<br />

und AR-Systeme<br />

Die Augmented Reality (AR, dt. Erweiterte<br />

Realität) ist eine Form der Mensch-<br />

Technik-Interaktion. Hierbei werden dem<br />

Anwender verschiedenartige Informationen<br />

in sein Sichtfeld eingeblendet, z.B.<br />

über Handheld Displays oder über<br />

Datenbrillen. Die Einblendung der Information<br />

erfolgt hierbei kontextabhängig<br />

[Bill u. Zehner 2001]. Ebenfalls kann<br />

durch die Anreicherung der unmittelbaren<br />

Realität mit zusätzlichen Informationen,<br />

die die natürlichen Sinnesorgane<br />

des Menschen ergänzen, von Erweiterung<br />

der Realität gesprochen werden. AR<br />

ist folglich nicht allein auf visuelle Interaktion<br />

bezogen, sondern kann auch die<br />

Sinne Hören, Riechen, Schmecken,<br />

Tasten einbeziehen. [Azuma u. a. 2001]<br />

Aus technischer Sicht müssen AR-<br />

Systeme folgende Eigenschaften besitzen:<br />

• sie kombinieren reale und virtuelle<br />

Objekte in einer realen Umwelt,<br />

• sie laufen interaktiv und in Echtzeit<br />

und<br />

• sie stellen reale und virtuelle Objekte<br />

in Bezug zueinander (3D-Registrierung)<br />

[Azuma 1997, Azuma u. a. 2001].<br />

UmAR in einen globalen Kontext einzuordnen,<br />

kann man sich dem Modell des<br />

Realitäts-Virtualitäts-Kontinuums (engl.<br />

Reality-Virtuality-Continuum) bedienen.<br />

Darin wird der Bereich zwischen realer<br />

Welt und virtueller Welt als Gemischte<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Realität (engl. Mixed Reality) bezeichnet<br />

[Milgram u. Kishino 1994]. Wie der Abbildung<br />

2 entnommen werden kann, ist die<br />

Erweiterte Realität in diesem Bereich,<br />

jedoch näher in Richtung „Realität“ und<br />

weiter entfernt der „Virtualität“ einzuordnen.<br />

Erste technische Entwicklungen im Kontext<br />

der Erweiterten Realität fanden<br />

bereits in den 60er Jahren statt. 1968<br />

entwickelte der Amerikaner Ivan Sutherland<br />

das wohl erste Head-Mounted-Display<br />

[Bimber u. Raskar 2005]. Vor allem<br />

die fortgeschrittene Hardwareentwicklung<br />

tragbarer Computer (Handhelds) in<br />

jüngster Zeit haben der AR einen neuen<br />

Aufwind gegeben. Von einem großen<br />

Anbieter von Marktforschungsergebnissen<br />

(Gartner, Inc.) wird nunmehr<br />

geschätzt, dass AR in den kommenden 5<br />

bis 10 Jahren vollständig in der Gesellschaft<br />

bzw. im Alltag etabliert sein wird.<br />

Aktuell ist bereits jetzt zu beobachten,<br />

dass auf dem Mobil- und Smartphonemarkt<br />

im Rahmen der ortsbezogenen<br />

Anwendungen (engl. location-aware<br />

Apps) große Aktivitäten stattfinden [Fenn<br />

2010].<br />

4 Allgemeine Bestandteile<br />

eines AR-Systems<br />

Um die oben aufgeführten Eigenschaften<br />

von AR-Systemen zu erfüllen, sind verschiedene<br />

Bestandteile erforderlich, die<br />

sich in drei wesentliche Bereiche einteilen<br />

lassen [Tönnis 2010]:<br />

• Tracking,<br />

• Darstellung und<br />

• Interaktion.<br />

Hierbei bezeichnet man den Prozess der<br />

Lagebestimmung des Betrachters oder<br />

von Objekten als Tracking [Tönnis 2010]<br />

und die Zweiwege-Kommunikation zwischen<br />

Computer und Benutzer als Interaktion<br />

[Bill u. Zehner 2001]. Die Darstellung<br />

wiederum ist an das anzusprechende<br />

Sinnesorgan gebunden und kann z.B.<br />

akustisch, visuell oder haptisch erfolgen.<br />

Als Apparat zur Bündelung der Bestandteile<br />

dient im Allgemeinen ein Rechner,<br />

Abbildung 2: Reality-Virtuality Continuum [Milgram u. Kishino 1994]<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 27


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 28<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Abbildung 3: Low Cost Kompassmodul mit Beschleunigungs- und Magnetfeldsensor<br />

der auch über eine Rendering 2 -Funktionalität<br />

verfügt.<br />

5 Entwicklung des Prototypen<br />

Die primäre Zielstellung der Masterarbeit<br />

war es, mit auf dem Markt erhältlichen<br />

Komponenten ein einsatzfähiges AR-<br />

System aufzubauen und fehlende Softwarekomponenten<br />

selbst zu entwickeln<br />

Durch das Labor für „Geodätische Mess-<br />

technik“ des Fachbereichs wurde der<br />

Outdoor-Tablet-PCs Trimble Yuma (vgl.<br />

Abbildung 1) beschafft und für die Entwicklung<br />

zur Verfügung gestellt. Er vereint<br />

in sich wichtige Hardwarebestandteile,<br />

wie<br />

• einen CMOS-Kamerasensor,<br />

• einen GPS-Sensor und<br />

• ein berührungsempflindliches Display.<br />

Abbildung 4: Augmented Reality mittels video see-through Prinzip<br />

Abbildung 5:<br />

Hauptoberfläche der AR-Anwendung (unten), Oberfläche „Daten/Verbinden“<br />

(oben rechts), Oberfläche „Tools/Einstellungen“ (oben links)<br />

28 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Da der Trimble Yuma nicht über interne<br />

Richtungssensoren verfügt, werden zur<br />

Bestimmung der Orientierungswinkel<br />

externe Sensoren notwendig.<br />

Für das vorliegende System wurde ein<br />

Low Cost Kompass-Modul mit<br />

• einem dreiachsigen Beschleunigungsund<br />

• einem dreiachsigen Magnetfeldsensor<br />

verwendet. Hierbei wurde es erforderlich,<br />

die Platine in einem geeigneten<br />

Gehäuse zu verbauen (vgl. Abbildung 3)<br />

und am Tablet-PC zu befestigen. Bedingt<br />

durch die verwendeten Sensoren beruht<br />

das entwickelte AR-System auf den Prinzipien<br />

Laufzeitmessung, Inertialsensorik<br />

und Direkter Feldabtastung. Es stellt<br />

somit ein Hybrid-Tracking-System dar.<br />

Hierbei wird die Möglichkeit der visuellen<br />

Darstellung mit einem Handheld Display<br />

genutzt, wobei die Überlagerung der virtuellen<br />

Objekte mit einem Live-Video-<br />

Bild nach dem video see-through Prinzip<br />

erfolgt (vgl. Abbildung 4).<br />

Insgesamt wurde bei der Aufstellung der<br />

Systemarchitektur darauf geachtet, den<br />

Softwarebestandteil des Systems unabhängig<br />

von der Hardware (Sensorik,<br />

Tablet-PC) zu entwickeln, um die Applikation<br />

auf verschiedenen Plattformen<br />

einsetzen und von zukünftigen technischen<br />

Hardwareweiterentwicklungen<br />

profitieren zu können.<br />

Gemeinsam mit den vorgenannten (austauschbaren)<br />

Hardware-Komponenten<br />

bilden die nachstehenden<br />

Softwarekomponenten das derzeitige<br />

AR-System:<br />

• eine Anwendungsoberfläche (Eigenprogrammierung)<br />

• ein OCX-Steuerelement3 / X3D-Viewer<br />

(BS Contact, Bitmanagement<br />

GmbH) sowie<br />

• Programm-Klassen für die Sensorda-<br />

1 Infrastructure for Spatial Information in<br />

Europe; Akronym für die Richtlinie<br />

2007/2/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur<br />

Gemeinschaft<br />

in der Europäischen<br />

2 Bezeichnung für die Umsetzung einer real<br />

dreidimensionalen Szenerie in eine zweidimensionale<br />

Darstellung durch Projektion<br />

der 3-D-Objektdarstellung in die 2-D-Bildschirmdarstellung.[Bill<br />

u. Zehner 2001,<br />

S.225]<br />

3 engl. OCX-Control, Objekt Linking and<br />

Embedding custom control<br />

4 www.vlf-brandenburg.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 29<br />

tenverarbeitung (Eigenprogrammierung)<br />

und<br />

• Programm-Klassen für die Geodatenverarbeitung<br />

(Eigenprogrammierung).<br />

Die Anwendungsoberfläche wurde programmiert,<br />

um Soft- und Hardware<br />

zusammenzuführen, das System zu<br />

bedienen und um Einstellungen am<br />

System vorzunehmen (vgl. Abbildung 5).<br />

Die Entwicklung der Oberfläche erfolgte<br />

hierbei mit der Software Microsoft Visual<br />

Studio 2010 im .NET Framework.<br />

6 Auszug aus den Feld- und<br />

Laborversuchen<br />

Um erste Erfahrungen mit der Erweiterten<br />

Realität sowie der Sensorik zu sammeln<br />

und die Auswirkungen der getätigten<br />

Programmierungen bewerten zu können,<br />

standen<br />

• zwei Bodenordnungsgebiete im ländlichen<br />

Raum mit umfangreichen Grafikdaten,<br />

• verschiedenen Lagefestpunkte,<br />

• ein dreidimensionales Testfeld für<br />

photogrammetrische Zwecke,<br />

• ein nichtmagnetischer Messpfeiler<br />

und<br />

• ein Innenlabor<br />

zur Verfügung.<br />

Im Labor und auf dem Messpfeiler wurden<br />

u.a. Versuche mit Magnetfeldsensor<br />

des Kompassmoduls durchgeführt. Der<br />

verwendete Tablet-PC Trimble Yuma verfügt<br />

über einen Erweiterungsschacht, in<br />

dem das Kompassmodul mit den Abmaßen<br />

2.5 x 2.5 x 0.8 cm eingebaut werden<br />

Abbildung 6: Versuche mit dem Magnetfeldsensor<br />

könnte. Im Rahmen<br />

einer Versuchsreihe<br />

wurde jedoch festgestellt,<br />

dass der<br />

Magnetfeldsensor<br />

des Kompassmoduls<br />

fehlerhafte<br />

Messwerte ausgibt<br />

und an Trägheit<br />

zunimmt, je näher<br />

es sich am Tablet-<br />

PC befindet. Als<br />

Hauptursachen<br />

werden die magnetischeStifthalterung<br />

und die beiden<br />

großen Akkumulatoren<br />

vermutet.<br />

Diesbezüglich wurden<br />

Versuche<br />

unternommen, bis<br />

auf welche Entfernung<br />

das Kompassmodul<br />

an den<br />

Tablet-PC herangeführt<br />

werden kann.<br />

Hierzu wurde auch<br />

die mögliche Verwendung<br />

einer magnetischen Abschirmfolie<br />

getestet (vgl. Abbildung 6). Aus verschiedenen<br />

Magnetfeldversuchen wurde<br />

abgeleitet, dass sich die Effekte mittels<br />

Kalibrierung minimieren lassen und der<br />

Magnetfeldsensor ohne Abschirmung in<br />

einem Minimalabstand von ca. 30 cm<br />

vom Tablet-PC verwendet werden kann.<br />

Die Ergebnisse aller Labor- und Feldversuche<br />

bezüglich der verwendeten Sensorik<br />

und zum AR-System allgemein<br />

sowie Aussagen zu den erreichbaren<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Abbildung 7: AR-System Prototyp<br />

Genauigkeiten des Systems werden in<br />

der Masterarbeit ausführlich beschrieben.<br />

7 Stand und zukünftige<br />

Weiterentwicklung<br />

Im Rahmen der Masterarbeit ist ein einsatzfähiges<br />

Prototyp-AR-System (vgl.<br />

Abbildung 7) entstanden, dessen Funktionstüchtigkeit<br />

gegeben ist, das als ausführbare<br />

Windows-Anwendungsdatei<br />

(*.exe) zur Verfügung steht und auf beliebigen<br />

Tablet-PCs einsetzbar ist. Mit dem<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 29


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 30<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

derzeitigen Entwicklungsstand des<br />

Systems ist es dem Anwender möglich,<br />

Geodaten im X3D-Format von einem<br />

lokalen Datenträger oder aus dem Internet<br />

zu laden und anzuzeigen. Ebenfalls<br />

ist eine Datenkonvertierung digitaler Vektordaten<br />

anderer Formate in das X3D-<br />

Format mit den programmierten Werkzeugen<br />

des Systems möglich.<br />

Es gilt nun das System in der Praxis zu<br />

erproben und schrittweise weiterzuentwickeln.<br />

Zukünftig sollen Online-Datenabfragen<br />

an die Geodateninfrastrukturen<br />

(z.B. GDI-BE/BB) unter Nutzung der<br />

bereitgestellten Services (z.B.Web Feature<br />

Services) mit automatischer Konvertierung<br />

und Anzeige der Daten direkt vor<br />

Ort ermöglicht werden. Ebenfalls soll das<br />

System mit anderen Sensoren getestet<br />

„Von der Komposition zum Detail sorgfältig<br />

und mit dem Anspruch einer ganzheitlichen<br />

Qualität gestaltet, werden Ingenieurbauten<br />

vielmehr zu Ingenieurbaukunst.“<br />

Stephan Engelsmann, Stuttgart<br />

Es wird sehr gerne übersehen, dass sich<br />

die Baukunst in einer Reihe von Punkten<br />

erheblich von anderen Künsten unterscheidet.<br />

Bauwerke haben stets eine<br />

Funktion und in der Regel einen anderen<br />

Maßstab als Kunstwerke. Es ist der Maßstab,<br />

der ein Nachdenken über Statik,<br />

Tragverhalten und Fertigung unabdingbar<br />

macht: ein sehr einfacher Zusammenhang,<br />

der die Baukunst untrennbar<br />

mit den Ingenieurwissenschaften verknüpft.<br />

30 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

und ggf. erweitert werden, z.B. präzise<br />

Low Budget GNSS-Empfänger und kreiselgestützte<br />

Orientierungsaufnehmer.<br />

Darüber hinaus bildet die Einbeziehung<br />

von Geländemodellen zur dreidimensionalen<br />

Datenaufbereitung und Höhenbestimmung<br />

einen weiteren Entwicklungsschwerpunkt.<br />

Als Partner für die Erprobung und Weiterentwicklung<br />

des AR-Systems konnte der<br />

Verband für Landentwicklung und Flurneuordnung<br />

Brandenburg 4 gewonnen<br />

werden.<br />

Literatur<br />

[Azuma u. a. 2001]<br />

AZUMA, Ronald ; BAILLOT, Yohan ; BEHRIN-<br />

GER, Reinhold ; FEINER, Steven ; JULIER,<br />

Simon ; MACINTYRE, Blair: Recent Advances<br />

Baukultur ist … Ingenieurbaukunst<br />

Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann<br />

© Staatl. Akademie der<br />

Bildenden Künste Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Udo Kraft,<br />

Ulf Kreuziger,<br />

Dr.-Ing.<br />

Jens Karstedt<br />

Die Schöpfer von<br />

Baukunst sind<br />

Architekten und<br />

Bauingenieure<br />

gleichermaßen.<br />

Die Beiträge der<br />

beiden Disziplinen<br />

sind von der<br />

Bauaufgabe<br />

abhängig. Unter<br />

Ingenieurbauten<br />

verstehen wir die<br />

Bauwerke, die in<br />

der Regel von Bauingenieuren entwikkelt,<br />

entworfen, konstruiert und bemessen<br />

werden. Unter Ingenieurbaukultur<br />

subsummieren wir sehr vielfältige Bauaufgaben,<br />

beispielsweise Infrastruktur<br />

und Verkehrswege. Straßen, Schienenwege<br />

und Wasserwege verbinden Men-<br />

in Augmented Reality. In: IEEE ComputerGraphics<br />

21 No. 6 (2001), S. 34–47<br />

[Azuma 1997]<br />

AZUMA, Ronald T.: A Survey of Augmented<br />

Reality. In: Presence 6 No. 4 (1997), S. 355–<br />

385<br />

[Bill u. Zehner 2001]<br />

BILL, Ralf ; ZEHNER, Marco L.: Lexikon der<br />

Geoinformatik. Heidelberg : Herbert Wichmann,<br />

2001<br />

[Bimber u. Raskar 2005]<br />

BIMBER, Oliver ; RASKAR, Ramesh: Spatial<br />

Augmented Reality: Merging Real and Virtual<br />

Worlds. Wellesley : A K Peters, Ltd., 2005<br />

[Fenn 2010]<br />

FENN, Jackie: Hype Cycle for Emerging Technologies,<br />

2010. Stamfort, USA : Gartner Corporate<br />

Marketing, 2010<br />

[Kreuziger 2011]<br />

KREUZIGER, Ulf: Einsatzmöglichkeiten der<br />

Augmented Reality für geodätische Zwecke.<br />

<strong>Berlin</strong>, Technische Fachhochschule <strong>Berlin</strong> -<br />

University of Applied Sciences, Masterarbeit,<br />

2011<br />

[Kreuziger u. Hehl <strong>2012</strong>]<br />

KREUZIGER, Ulf ; HEHL, Klaus: Entwicklung<br />

einer AR-Applikation für die Planung und<br />

Bodenordnung. In: zfv - Zeitschrift für Geodäsie,<br />

Geoinformation und Landmanagement<br />

(<strong>2012</strong>). – (im Druck)<br />

[Milgram u. Kishino 1994]<br />

MILGRAM, Paul ; KISHINO, Fumio: A Taxonomy<br />

of Mixeld Reality Visual Displays. In: SPIE<br />

2351 (1994), S. 282–292<br />

[Tönnis 2010]<br />

TÖNNIS, Markus: Augmented Reality: Einblikke<br />

in die Erweiterte Realität (Informatik im<br />

Fokus). Heidelberg : Springer, 2010<br />

schen und Kulturen. Eine funktionierende<br />

Infrastruktur ist die Voraussetzung für<br />

Mobilität und somit eine zentrale Grundlage<br />

einer globalisierten Gesellschaft.<br />

Teil der Verkehrswege sind die Infrastrukturbauwerke:<br />

insbesondere Brücken und<br />

Tunnel. Infrastrukturbauwerke sind aber<br />

auch die Knotenpunkte der Verkehrswege<br />

wie Bahnhöfe, Häfen und Flughäfen.<br />

Es gilt einerseits, Hindernisse zu überwinden.<br />

Aber es gilt genauso, Verkehrsbauwerke<br />

in einen urbanen oder landschaftsarchitektonischen<br />

Kontext zu<br />

integrieren, dies in vielen Fällen in interdisziplinärer<br />

Arbeitsgemeinschaft mit<br />

Stadtplanern oder Landschaftsarchitekten.<br />

Ingenieurbaukultur ist auch die Energie-<br />

Architektur. Darunter verstehen wir alle


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 31<br />

Bauwerke, die der Erzeugung beziehungsweise<br />

dem Transport von Energie<br />

dienen, beispielsweise Wasserkraftwerke,<br />

Windkraftanlagen und Solarkraftwerke,<br />

Hochspannungsmasten, aber auch<br />

Talsperren und Offshore-Plattformen.<br />

Neben der Versorgung mit Energie und<br />

Strom ist auch die Versorgung des Menschen<br />

mit Wasser ein bedeutsamer Teil<br />

der Ingenieurbaukultur. Nicht immer sind<br />

diese Bauwerke so eindrucksvoll wie beispielsweise<br />

die römischen Aquädukte. In<br />

vielen Fällen sind sie unspektakulär, aber<br />

notwendig. Brunnen, Wassertürme,<br />

Wasserspeicher und selbstverständlich<br />

auch ein zuverlässig funktionierendes<br />

Rohrleitungsnetz gewährleisten die Wasserversorgung<br />

und an vielen Orten auch<br />

die Nahrungsmittelproduktion. Abwassersysteme<br />

und Kläranlagen sind nicht<br />

nur grundlegende Voraussetzungen des<br />

Umweltschutzes, sondern auch der<br />

menschlichen Hygiene und Gesundheit<br />

und übrigens eine der Ursachen für<br />

unsere seit dem späten 19. Jahrhundert<br />

zunehmende Lebenserwartung.<br />

Eine elementare Aufgabe der Baukultur<br />

ist auch der Schutz des Menschen vor<br />

der Natur, ein keinesfalls abgeschlossenes<br />

Kapitel der Menschheitsgeschichte:<br />

Bauingenieure können Erdbeben und<br />

Flutkatastrophen nicht verhindern, aber<br />

erdbebensicheres Bauen und Schutzbauwerke<br />

können sehr wohl deren<br />

furchtbare Folgen lindern. Ingenieurbaukunst<br />

umfasst aber auch eine Reihe von<br />

sehr vergnüglichen Konstruktionen: denken<br />

Sie an die Riesenräder und Achterbahnen<br />

der Volksfeste und Vergnügungsparks.<br />

Phantastische, tollkühne<br />

Ingenieurstrukturen!<br />

Nicht zuletzt leisten Ingenieure einen<br />

unverzichtbaren Beitrag in der Planung<br />

von Gebäuden, in diesem Fall an der Sei-<br />

Stephan Engelsmann<br />

Prof. Dr.-Ing. Bauingenieur<br />

geb. 1964 in Augsburg. Bauingenieurstudium,<br />

TU München. Wissenschaftl.<br />

Assistent bei Jörg Schlaich<br />

und Kurt Schäfer, Universität Stuttgart.<br />

Dissertation über integrale<br />

Betonbrücken. Architekturstudium,<br />

University of Bath. 1999 bis 2007<br />

Werner Sobek Ingenieure. Seit 2002<br />

Professor für Konstruktives Entwerfen<br />

und Tragwerkslehre, Staatl. Akademie<br />

der Bildenden Künste Stuttgart. 2007<br />

Engelsmann Peters Beratende Ingenieure.<br />

1 Energie-Architektur: nachhaltig und<br />

ästhetisch. Windenergieanlage Nordex<br />

N90 © Nordex SE<br />

2 Aquädukt von Segovia, ein Beispiel für<br />

die hoch entwickelte Ingenieurbaukunst<br />

in römischer Zeit © Jörg Radestock<br />

te von Architekten. Es gibt heute kein<br />

anspruchsvolles Gebäude, das ohne<br />

Tragwerksplaner, Ingenieure für Energieeffizienz<br />

oder Ingenieure für Gebäudetechnologie<br />

errichtet wird. In vielen Fällen<br />

sind es die Beiträge der Ingenieure –<br />

vom strukturoptimierten und filigranen<br />

Tragwerk über die hochleistungsfähige<br />

Fassade bis zum innovativen und nachhaltigen<br />

Energiekonzept –, die ein Bauwerk<br />

aus der grauen Gebäudemasse<br />

hervorheben und einzigartig machen.<br />

Es kann zusammenfassend ohne Übertreibung<br />

festgestellt werden, dass ohne<br />

génie civil keine moderne Gesellschaft<br />

funktioniert! Bei der Erfüllung dieser vielfältigen<br />

Aufgaben dienen Ingenieure im<br />

aristokratischen Sinne des Wortes: sie<br />

stellen ihr Wissen und ihre Intelligenz der<br />

Gesellschaft zur Verfügung und leisten<br />

so einen überragenden Beitrag zur<br />

menschlichen Kultur. Voraussetzung ist<br />

ein hohes Maß an Verantwortung, denn<br />

die meisten Menschen nehmen funktionsfähige<br />

ingenieurtechnische Systeme<br />

für selbstverständlich.<br />

Ingenieurbauten sind aber nicht nur funktional,<br />

sondern auch gestalterisch hochanspruchsvolle<br />

Bauwerke, landschaftsprägend<br />

und raumbildend, und aus diesem<br />

Grund wie Gebäude Teil der gebauten<br />

Umwelt. Ingenieurbauwerke geringschätzig<br />

als Zweckbauten zu bezeichnen,<br />

wird ihrer funktionalen und<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

ästhetischen Bedeutung in einer modernen,<br />

globalisierten Gesellschaft nicht<br />

gerecht. Von der Komposition bis zum<br />

Detail sorgfältig und mit dem Anspruch<br />

einer ganzheitlichen Qualität gestaltet,<br />

werden Ingenieurbauten vielmehr zu<br />

Ingenieurbaukunst. Robert Maillarts Salginatobelbrücke<br />

ist genauso ästhetisch<br />

wie Le Corbusiers Notre-Dame-du-Haut<br />

de Ronchamp und die Talsperre von Verzasca<br />

ist nicht weniger erhaben als die<br />

Pyramiden von Gizeh. Der Ingenieurbau<br />

ist eine Kunstform, die parallel zu und<br />

trotzdem unabhängig von der Architektur<br />

und anderen Künsten besteht!<br />

Ingenieure sind die genialen und kreativen<br />

Erfinder und Schöpfer dieser Kunstform,<br />

die nicht nur, aber auch von technischen<br />

Entwicklungen und Innovation<br />

abhängig ist. Sie gestalten die Zukunft,<br />

aber sie begreifen sich nicht als Egozen-<br />

3 Meisterwerk der Ingenieurbaukunst:<br />

Robert Maillarts Salginatobelbrücke bei<br />

Schiers. © Karl Telleen<br />

4 Erhaben und funktional:<br />

Überlauf der<br />

Talsperre von Verzasca.<br />

Foto:<br />

mit freundlicher<br />

Genehmigung S.<br />

Engelsmann<br />

triker, deren einziges Anliegen es ist, sich<br />

selbst zu verwirklichen: einer der Gründe,<br />

warum Ingenieurleistungen in vielen<br />

Fällen und ungerechtfertigt namenlos<br />

bleiben. Es ist zu wünschen, dass die<br />

Menschen eines Tages den Beitrag der<br />

Ingenieure zur Baukunst besser verstehen<br />

und begreifen, dass sich Baukultur<br />

nicht in Schönheit erschöpft. Es ist viel<br />

anspruchsvoller, die Schönheit mit der<br />

Funktion zu verbinden und die Welt der<br />

Technik mit der Welt des Geistes zu vereinen!<br />

www.bundesstiftung-baukultur.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 31


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 32<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Bachelor-/Master-Ausbildung muss akademisch bleiben!<br />

Nicht-Akademischer «Bachelor<br />

Professional» wird abgelehnt<br />

Die IfKom – Ingenieure für Kommunikation<br />

– stehen den akademischen Bildungsgraden,<br />

die nach den Beschlüssen<br />

von Bologna eingeführt wurden, aufgeschlossen<br />

gegenüber. Bachelor und<br />

Master stehen auch in dem Bereich der<br />

Ingenieurwissenschaften neben dem<br />

hoch anerkannten Diplom-Ingenieur für<br />

eine national wie international anerkannte<br />

akademische Hochschulausbildung.<br />

Bachelor und Master der Ingenieurwissenschaften<br />

sind mit ihrer Hochschulausbildung<br />

nach Auffassung der IfKom<br />

den Ingenieuren gleich zu stellen. Dieser<br />

Europa bedroht die<br />

Ingenieurpromotion<br />

In Europa findet derzeit eine Diskussion<br />

zu Promotionsformaten statt. Demnach<br />

wird eine Zweiteilung der Promotionsformate<br />

(third cycle) in einen PhD<br />

und ein Engineering Doctorate vorgeschlagen.<br />

Während der PhD als Einstieg<br />

in die wissenschaftliche Karriere<br />

gesehen wird, soll das Engineering<br />

Doctorate als industriegetrieben betrachtet<br />

werden.<br />

Der Fakultätentag der Ingenieurwissenschaften<br />

und der Informatik an Universitäten<br />

e.V. (4ING) befürchtet nun<br />

eine überbordende Bürokratie, die zu<br />

einer Verringerung der Qualität von<br />

Wissenschaft und zu einer Absenkung<br />

der Qualifikation von promovierten<br />

Ingenieuren führen wird.<br />

Es sei Tatsache, so 4ING in einer Pressemeldung,<br />

dass das deutsche Format<br />

der Ingenieurpromotion, sowohl<br />

zur Ausbildung des Führungsnachwuchses<br />

der Wirtschaft als auch als<br />

Vorbereitung für eine wissenschaftliche<br />

Karriere, hervorragend funktioniere.<br />

Die deutschen Ingenieure und Technischen<br />

Universitäten könnten mit<br />

einem Verweis auf die wirtschaftliche<br />

Kraft Deutschlands stolz auf das eigene<br />

System referenzieren und benötigten<br />

die von Europa vorgetragenen verschulten,<br />

bürokratisch überwachten<br />

und ausdifferenzierten Systeme nicht.<br />

32 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Quelle:<br />

zbi nachrichten 1-12<br />

Sachverhalt muss in allen einschlägigen<br />

Gesetzen auch so geregelt werden.<br />

Demgegenüber lehnen die IfKom die Vermischung<br />

akademischer Grade mit langjährig<br />

bewährten handwerklichen Ausbildungsqualifikationen<br />

ab. So wäre etwa<br />

die Bezeichnung «Bachelor professional»<br />

für Meister oder Fachwirte irreführend.<br />

Die bisher gegebene Transparenz<br />

zwischen handwerklicher und akademischer<br />

Bildung mit ihren jeweiligen Ausprägungen<br />

ginge praktisch verloren. Dies<br />

kann jedoch nicht Sinn von Neuregelungen<br />

auf nationaler und europäischer<br />

Ebene sein.<br />

Ebenso wie die IfKom hatte sich auch der<br />

Verband Deutscher Vermessungsingenieure<br />

(VDV) gegen die Einführung eines<br />

«Bachelor Professional» bzw. «Master<br />

Professional» als einen neuen Abschluss<br />

in der beruflichen Weiterbildung ausgesprochen.<br />

Die Bezeichnung eines Ausbildungsabschlusses,<br />

mit der Wortkombination<br />

Bachelor oder Master, der ohne<br />

akademische Aus- oder Fortbildung<br />

erworben werden kann, wird strikt abgelehnt.<br />

„Ein solcher Titel wertet die Berufsbildung<br />

nicht auf, sondern sorgt dafür,<br />

dass der Bachelor-Grad nichts mehr<br />

aussagt. Ist es bereits jetzt mit Schwierigkeiten<br />

verbunden, die an den deutschen<br />

Hochschulen angebotenen<br />

Bachelor-Abschlüsse objektiv zu verglei-<br />

Dass die HOAI-Reform 2013 mehr und<br />

mehr in die entscheidende Phase geht,<br />

demonstrierten die engagierten Diskussionsbeiträge<br />

und die einhellige Auffassung<br />

der mehr als 70 Vertreter aus den 43<br />

Mitgliedsorganisationen des AHO, die<br />

erneut die schnellstmögliche Umsetzung<br />

der HOAI-Novellierung bis 2013 und<br />

zudem eine umgehende Grundsatzentscheidung<br />

über die Rückführung der<br />

Planungsleistungen Umweltverträglichkeitsstudie,<br />

Thermische Bauphysik,<br />

Schallschutz und Raumakustik, Bodenmechanik,<br />

Erd- und Grundbau, Vermessungstechnische<br />

Leistungen (Teile VI, X-<br />

III HOAI 1996) in das verbindliche Preisrecht<br />

der HOAI gefordert haben. Durchweg<br />

positiv wurde die nach einigen Ver-<br />

AHO-Mitgliederversammlung:<br />

chen, würde ein zusätzlicher Handwerk-<br />

Bachelor die Verwirrung noch verstärken“,<br />

sagte VDV-Präsident Wilfried Grunau.<br />

„Hochwertige Qualifikationen in der Bildung<br />

und Ausbildung sind entscheidend<br />

für die Zukunftsfähigkeit des Standortes<br />

Deutschland. Dafür brauchen wir eine<br />

Vielfalt unterschiedlicher Angebote mit<br />

klar differenzierten Profilen. Wir sprechen<br />

uns aber ganz entschieden gegen den<br />

Wunsch der Wirtschaftsminister aus, die<br />

Abschlüsse »Bachelor/Master Professional»<br />

für Meister und Techniker einzuführen.<br />

Der Titel verwirrt und führt zu mangelnder<br />

Akzeptanz des Bachelor-Grades insgesamt“,<br />

so Grunau. „Das deutsche Handwerk<br />

und die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />

genießen grenzüberschreitend<br />

einen sehr guten Ruf. Der VDV unterstützt<br />

deshalb die Bemühungen des<br />

deutschen Handwerks, den im deutschsprachigen<br />

Raum hoch angesehenen<br />

Meistertitel und die dahinter stehende<br />

anspruchsvolle berufliche Ausbildung<br />

auch auf EU-Ebene zu der geforderten<br />

Anerkennung zu bringen. Ein „Bachelor<br />

Professional“ ist dafür nicht notwendig<br />

und kontraproduktiv“.<br />

(IfKom/VDV)<br />

HOAI-Reform 2013 im Fokus der Diskussion<br />

zögerungen erfolgte Beauftragung des<br />

Honorargutachtens durch das BMWi (s.<br />

Ausgabe 1/<strong>2012</strong>) aufgenommen. Große<br />

Sorge bereitet hingegen der immer enger<br />

werdende Zeitplan, der keinen Puffer für<br />

mögliche weitere Verzögerungen mehr<br />

beinhaltet. Folgerichtig hat die Mitgliederversammlung<br />

des AHO einstimmig<br />

und mit Nachdruck eine unverzügliche<br />

Grundsatzentscheidung zur Rückführung<br />

der Planungsleistungen der Teile VI,<br />

X-XIII HOAI 1996 in das verbindliche<br />

Preisrecht gefordert. Eine weitere Vertagung<br />

dieser zentralen Entscheidung ist<br />

keinesfalls hinnehmbar, fasste der AHO-<br />

Vorsitzende Ernst Ebert das einhellige<br />

Votum zusammen. Gemeinsam mit Bundesingenieurkammer<br />

und Bundesarchi-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 33<br />

Ing. Ernst Ebert, Vors. AHO<br />

tektenkammer soll diese zentrale Frage<br />

in einer Resolution gegenüber dem<br />

BMWi und der Politik artikuliert werden.<br />

Aber auch die vom Bundesrat geforderte<br />

Überprüfung der Honorarstruktur stand<br />

im Mittelpunkt der Diskussion, denn die<br />

seit 1996 erstmalig erfolgte pauschale<br />

Anhebung aller Honorarsätze um 10% im<br />

Jahre 2009 hat sich vielfach nicht im gleichen<br />

Maße ausgezahlt, sondern hat im<br />

Gegenteil durch grundlegende Änderungen<br />

einzelner Tatbestände der HOAI (z.B.<br />

Bauen im Bestand) an vielen Stellen zu<br />

teilweise erheblichen Honorarminderungen<br />

geführt. Daher ist es notwendig, die<br />

Honorar mindernden Tatbestände zu<br />

korrigieren und die wirtschaftliche<br />

Dr. Peter Traichel<br />

Herbert Barton, Hauptgeschäftsführer des BDB,<br />

und Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Anpassung der Honorartafeln<br />

sicherzustellen, die<br />

sowohl der komplexen Entwicklung<br />

des Planungsgeschehens<br />

als auch der wirtschaftlichen<br />

Situation in<br />

den Architektur- und Ingenieurbüros<br />

Rechnung trägt.<br />

AHO beauftragt<br />

Gutachten<br />

zur Entwicklung der<br />

Planungsprozesse 1992 –<br />

<strong>2012</strong><br />

Zur Verdeutlichung der<br />

erheblichen Veränderungen<br />

im Planungsgeschehen<br />

und des gestiegenen<br />

Planungsaufwandes in<br />

den letzten beiden Jahrzehnten<br />

wurde durch Herrn<br />

Dr. Klingenberger (TU<br />

Darmstadt) die Konzeption<br />

des vom AHO beauftragten<br />

Forschungsauftrages dargestellt<br />

(www.aho.de). Die<br />

generellen Veränderungen<br />

des Planungsablaufes im<br />

Hinblick auf Komplexität,<br />

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz,<br />

normative und<br />

rechtliche Rahmenbedingungen<br />

etc. sind im Prüfungsauftrag des<br />

BMWi-Honorargutachtens nicht enthalten.<br />

Das AHO-Gutachten, das diese Lükke<br />

schließen soll, wird spätestens zum<br />

30.09.<strong>2012</strong> vorliegen, damit die Ergebnisse<br />

noch in die laufende Honoraruntersuchung<br />

im BMWi eingebracht werden<br />

können.<br />

Überprüfung des Architekten- und<br />

Ingenieurvertragsrechts<br />

Trotz der intensiven Beschäftigung mit<br />

der Novellierung der HOAI 2009 hat sich<br />

der AHO auch sehr intensiv in die laufende<br />

Diskussion zur Überprüfung des<br />

Bauvertragsrechts im Bundesministerium<br />

der Justiz (BMJ) eingebracht.<br />

In seinem Gastvortrag<br />

informierte der Leiter<br />

der Unterarbeitsgruppe<br />

Architekten- und Ingenieurvertragsrecht<br />

im<br />

BMJ, Dr. Gerhard Schomburg,<br />

die Mitgliedsorganisationen<br />

des AHO über den<br />

aktuellen Sachstand der<br />

Beratungen zur Schaffung<br />

spezieller Regelungen des<br />

Architekten- und Inge-<br />

nieurvertragsrechts im<br />

BGB. Er erläuterte den<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Für die <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>: Dr.-Ing. Jens Karstedt,<br />

Dipl.-Ing. Dieter Enseleit,<br />

Stand der Diskussionen zur rechtlichen<br />

Qualifizierung des Architekten- und Ingenieurvertrags,<br />

des Bedarfs an Sonderregelungen<br />

für den Architekten- und<br />

Ingenieurvertrag, der Einbeziehung von<br />

Fragen des Verbraucherschutzes, insbesondere<br />

ein besonderes Kündigungsrecht,<br />

Fragen der Teilabnahme und des<br />

Ing. Ernst Ebert im Gespräch<br />

mit Dipl.-Ing. Dieter Enseleit<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 33


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 15:39 Uhr Seite 34<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Dipl.-Volkswirt Herbert Barton (links), Dipl.-Ing. Ulrich Kammeyer Dipl.-Ing. Wieland Sommer (Präsident der Brandenburgischen<br />

Ingenieurkammer), Dr. Peter Traichel, Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Beginns der Mängelgewährleistungsfrist<br />

sowie die angesichts der erheblichen<br />

wirtschaftlichen Risiken sehr drängende<br />

Frage der Gesamtschuldnerischen Haftung<br />

der Architekten und Ingenieure mit<br />

den bauausführenden Unternehmen.<br />

Besonderen Diskussionsbedarf haben<br />

die skizzierten Überlegungen zur Einführung<br />

eines besonderen Kündigungsrechts<br />

von Auftraggeber und Auftragnehmer<br />

in einer relativ frühen Phase des Vertrages<br />

(Konzeptfindungsphase) erzeugt.<br />

In zahlreichen Wortbeiträgen wurde<br />

deutlich, dass eine solche Lösung eher<br />

eine Verschlechterung des Status quo für<br />

Architektur- und Ingenieurbüros darstellen<br />

würde, nicht zuletzt durch eine<br />

zunehmende Vertragsunsicherheit und<br />

unkalkulierbare Personalvorhaltekosten.<br />

Die Teilnehmer machten deutlich, dass<br />

bestehende Vertragsgestaltungen (Stufen-<br />

bzw. Optionsverträge) in der Praxis<br />

zu befriedigenden Lösungen geführt<br />

haben. Daher bestehe keine Regelungsnotwendigkeit.<br />

34 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Dr. Schomburg konnte zu dem besonders<br />

interessierenden Aspekt der<br />

Gesamtschuldnerische Haftung leider<br />

noch keine Patentlösung verkünden,<br />

wies aber auf die verschiedenen<br />

Lösungsansätze hin, mit denen sich die<br />

Arbeitsgruppe im BMJ bislang befasst<br />

hat:<br />

• Völlige Abschaffung der Gesamtschuldnerischen<br />

Haftung der am Bau<br />

Beteiligten<br />

• Absicherung des Bestellers durch<br />

eine vom Bauunternehmen abzuschließende<br />

Versicherung oder eine<br />

vom Bauunternehmer zu stellenden<br />

Sicherheit<br />

• Absicherung durch eine vom Besteller<br />

abzuschließende Objektversicherung<br />

• Einschränkung der Gesamtschuldnerischen<br />

Haftung durch eine Regelung<br />

der Rangfolge der Anspruchnahme/Vorrang<br />

der Nacherfüllung<br />

Die bislang ergebnisoffen geführte<br />

Diskussion wird nunmehr in der Hauptarbeitsgruppe<br />

Bauvertragsrecht im BMJ<br />

fortgeführt. Angesichts der noch sehr<br />

frühen Phase gesetzgeberischen Überlegungen<br />

sei derzeit offen, ob eine Gesetzgebungsinitiative<br />

noch in dieser Legislaturperiode<br />

bis 2013 realistisch ist.<br />

Immerhin kündigte Dr. Schomburg die<br />

Vorlage des Abschlussberichts der<br />

Arbeitsgruppe Bauvertragsrecht für das<br />

Jahr <strong>2012</strong> an. In der lebhaften und intensiven<br />

Diskussion wurden dem Vertreter<br />

des BMJ weitere praxisrelevante Themen<br />

auf den Weg gegeben, z.B. Möglichkeiten<br />

der außergerichtlichen Streitbeilegung,<br />

Rechtsfolgen der Einführung<br />

von Eurocodes oder auch Nichtbewertung<br />

des Angebotspreises im VOF-Vergabeverfahren.<br />

Wiedereintritt der Ingenieurkammer<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

in den AHO<br />

Ein sehr erfreuliches Resultat der<br />

diesjährigen AHO-Mitgliederversammlung<br />

ist der Wiedereintritt<br />

der Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern<br />

in den AHO.<br />

Herr Dipl.-Ing. Rolf Schmidt<br />

begründete den Antrag der Ingenieurkammer,<br />

der einstimmig<br />

angenommen worden ist. Damit<br />

sind wieder alle Ingenieurkammern<br />

im AHO vereint und stärken<br />

dessen Kompetenz auf bundespolitischer<br />

Ebene zur Wahrung<br />

der Honorar- und Wettbewerbsinteressen<br />

der Ingenieure<br />

und Architekten. Der AHO-Vorsitzende<br />

Ernst Ebert dankte für das<br />

Vertrauen in die Arbeit des AHO<br />

und kündigte eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit an.


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 35<br />

I. Allgemeine Hinweise zum 4-<br />

Augen-Prinzip nach der ENEV-<br />

Durchführungs-Verordnung <strong>Berlin</strong><br />

(ENEV-DV BLN)<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Das Erfordernis zur Überprüfung von<br />

Nachweisen über die Einhaltung der<br />

EnEV (EnEV-Nachweise) und von<br />

Energieausweisen ergibt sich aus der<br />

EnEV-Durchführungsverordnung<br />

<strong>Berlin</strong> (EnEV-DV Bln) 1 :<br />

Bei allen Neubauten – Wohngebäuden<br />

mit mehr als zwei Wohneinheiten,<br />

Nichtwohngebäuden – und bei<br />

Änderungen von Bestandsgebäuden,<br />

für die nach der Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) wahlweise oder<br />

pflichtgemäß eine gesamtgebäudebezogene<br />

Energiebilanzierung durchgeführt<br />

wird, muss der Bauherr (BH)<br />

nach § 1 EnEV-DV Bln<br />

– Nachweise über die Erfüllung der<br />

Anforderungen der EnEV (EnEV-<br />

Nachweise),<br />

– die nachweisgerechte und für die<br />

Einhaltung der EnEV relevante<br />

Bau- und anlagentechnische Ausführung<br />

und<br />

– die auf der Grundlage der EnEV-<br />

Nachweise ausgestellten Energieausweise<br />

durch eine/n Prüfsachverständige/n<br />

für energetische<br />

Gebäudeplanung (im folgenden<br />

Text als PSVeGP bezeichnet) stichpunktartig<br />

auf Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

überprüfen lassen (s. a.<br />

Hinweise zur EnEV-Durchführungsverordnung).<br />

Allgemeine Grundsätze<br />

für die Überprüfung<br />

1. Die Plausibilitätskontrolle der<br />

PSVeGP beschränkt sich auf die Einhaltung<br />

der Anforderungen der EnEV.<br />

Die Überprüfung darüber hinaus<br />

gehender Anforderungen z. B. der<br />

Unterschreitungsquoten öffentlicher<br />

Bauherren zur Erfüllung einer Vorbildfunktion<br />

oder für die Erfüllung von<br />

Fördervoraussetzungen ist nicht<br />

Gegenstand der Überprüfung durch<br />

PSVeGP im Sinne der EnEV-DV Bln.<br />

2. PSVeGP müssen ihre Aufgaben persönlich,<br />

unparteiisch, unabhängig<br />

und weisungsfrei erfüllen. Sie dürfen<br />

bei Vorhaben, an denen sie planend<br />

oder bauausführend beteiligt sind,<br />

nicht prüfend tätig werden.<br />

3. Die Überprüfung der EnEV-Nachweise,<br />

der Bauausführung und der Energieausweise<br />

erfolgt unabhängig von<br />

bauordnungsrechtlichen Anzeigeoder<br />

Genehmigungsverfahren gegenüber<br />

dem und im Auftrag des verantwortlichen<br />

Bauherren. Andere baurechtliche<br />

oder nach anderen Vorschriften<br />

geforderte Überprüfungen<br />

bleiben unberührt.<br />

4. Der PSVeGP überprüft die EnEV-<br />

Nachweise und die Energieausweise<br />

stichpunktartig auf Richtigkeit und<br />

Vollständigkeit sowie die Bauausführung<br />

in Stichproben. Aufwand, Umfang<br />

und Dichte der Überprüfungen<br />

hängen wesentlich ab von dem<br />

Gebäudetyp, der Komplexität des<br />

Vorhabens und der Einzelmaßnahmen,<br />

dem verwendeten Berechnungsverfahren<br />

sowie der Qualität<br />

und der Nachvollziehbarkeit der zu<br />

Grunde liegenden Unterlagen und<br />

Dokumente.<br />

5. Art und Umfang der zur Prüfung einzureichenden<br />

Unterlagen sind vom<br />

PSVeGP vorhabenspezifisch rechtzeitig<br />

in der Planungsphase bzw. vor<br />

jeder Prüfphase festzulegen.<br />

6. Der Bauherr bzw. der Betreiber sind<br />

dafür verantwortlich, dem PSVeGP<br />

alle für die Überprüfungen erforderlichen<br />

Zeichnungen, Unterlagen, Kontakt-<br />

und sonstige Daten rechtzeitig<br />

bereit stellen.<br />

7 Im Rahmen seiner Überprüfung weist<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Merkblatt für die Aufgaben der Prüfsachverständigen<br />

für energetische Gebäudeplanung<br />

1 Verordnung zur Durchführung der Energieeinsparverordnung<br />

in <strong>Berlin</strong> (EnEV-<br />

Durchführungsverordnung <strong>Berlin</strong> – EnEV-<br />

DV Bln) vom 18.12.2009 (GVBl. S. 889),<br />

geändert durch Verordnung vom 17.<br />

Dezember 2010 (GVBl. S. 665)<br />

Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung und Umwelt<br />

Stand 16.03. <strong>2012</strong><br />

der PSVeGP auf offensichtliche<br />

Unstimmigkeiten, Unrichtigkeiten<br />

und Unvollständigkeiten hin:<br />

a. Hat ein PSVeGP Bedenken gegenüber<br />

der Vollständigkeit oder Prüffähigkeit<br />

von Unterlagen oder<br />

gegenüber der Richtigkeit oder<br />

Nachvollziehbarkeit von EnEV -<br />

Nachweisen, Bauausführungen<br />

oder Energieausweisen übermittelt<br />

der PSVeGP diese dem Bauherren<br />

bzw. dem Eigentümer<br />

unverzüglich.<br />

b. Der Bauherr ist dazu angehalten,<br />

die Bedenken des PSVeGP durch<br />

Ergänzungen von Unterlagen oder<br />

Angaben, Änderungen der Planung<br />

oder ggf. andere gleichwertige<br />

Lösungsvorschläge auszuräumen.<br />

Eventuelle Anpassungen der<br />

EnEV-Nachweise sind vom Bauherren<br />

eigenverantwortlich zu veranlassen.<br />

c. Kommt es bezüglich des EnEV-<br />

Nachweises zu keiner Einigung<br />

zwischen dem verant- wortlichen<br />

Bauherren/ Eigentümer und dem<br />

PSVeGP, wird der Sachstand<br />

ebenfalls in einem Bericht dokumentiert<br />

und dem Bauherren übergeben.<br />

Der PSVeGP informiert<br />

darüber unverzüglich die zuständige<br />

Bauaufsichtsbehörde.<br />

8. Für die Bestätigungen der Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit der EnEV-Nachweise<br />

bzw. der Energieausweise<br />

sowie für die Abfassung der Überprüfungsberichte<br />

stehen im Formularservice<br />

auf der Internetseite der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt die Formulare bauaufsicht156,<br />

bauaufsicht157 und<br />

bauaufsicht158 zur Verfügung. Der<br />

Bauaufsichtsbehörde sind die Bestätigungen<br />

auf Verlangen vorzulegen.<br />

Alle Überprüfungsschritte sind in den<br />

Formularen bzw. Ergänzungen zu<br />

den Formularen vom PSVeGP nachvollziehbar<br />

zu dokumentieren. Die<br />

Bestätigungen für die Beantragung<br />

von Ausnahmen und Befreiungen<br />

erfolgt formlos.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 35


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 36<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

II. Ablauf einer Überprüfung<br />

Schema<br />

PHASEN DER ÜBERPRÜFUNG DER EINHALTUNG VON EnEV-ANFORDERUNGEN<br />

Phase I<br />

Vor Baubeginn<br />

Phase II<br />

ab Baubeginn<br />

Phase III<br />

nach Baufertigstellung<br />

36 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Überprüfung der EnEV-Nachweise auf Richtigkeit und Vollständigkeit:<br />

Übereinstimmung der Planung mit den EnEV-Anforderungen?<br />

ja nein<br />

Bestätigung der EnEV-Nachweise<br />

Formular bauaufsicht 156<br />

Stichprobenkontrolle der Bauausführung<br />

Übereinstimmung der Ausführung mit den EnEV-Nachweisen?<br />

Überprüfungsbericht<br />

Formular bauaufsicht 157<br />

Hinweise, Nachweise anpassen (BH)*<br />

ja nein<br />

Ausführung EnEV-Nachweise<br />

anpassen (BH)* anpassen (BH)*<br />

Abgleich der Nachweise aus der Phase I mit den ggf. aktualisierten<br />

EnEV-Nachweisen und dem Überprüfungsbericht<br />

ggf. aktualisierte Nachweisbestätigung<br />

Formular bauaufsicht 156<br />

Überprüfung des Energieausweises auf Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

Übereinstimmung der Daten mit denen der bestätigten EnEV-Nachweisen?<br />

ja nein*<br />

Bestätigung des Energieausweises<br />

bauaufsicht 158<br />

* Können eine oder mehrere Bestätigungen vom PSVeGP wegen Abweichungen von der EnEV, die eine Ordnungswidrigkeit oder die<br />

Nichteinhaltung der EnEV zur Folge haben können, trotz Hinweise nicht ordnungsgemäß ausgestellt werden, informiert der PSVeGP unverzüglich<br />

die zuständige Bauaufsichtsbehörde darüber.


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 37<br />

Die EnEV-Nachweise sind keine bautechnischen<br />

Nachweise im Sinne der<br />

BauO Bln. Sie müssen jedoch entsprechend<br />

der EnEV-DV Bln durch einen<br />

PSVeGP geprüft werden. Die geprüften<br />

EnEV-Nachweise - einschließlich der<br />

energetischen Berechnungen, Auflistungen<br />

der zugrunde gelegten Baustoff- und<br />

Anlagenkennwerte sowie Hinweisen auf<br />

die Wärmebrückenminimierung, Luftdichtheit<br />

und Anlagentechnik - müssen<br />

an der Baustelle von Baubeginn an vorliegen.<br />

Grundlagen für die Überprüfung der<br />

EnEV-Nachweise<br />

(Grundsätze und Umfang der Überprüfung<br />

der EnEV-Nachweise, Anforderungen<br />

an Inhalte und erforderliche Unterlagen)<br />

1. Für die Überprüfung sind dem<br />

PSVeGP alle erforderlichen Daten,<br />

Unterlagen rechtzeitig bereit zu stellen.<br />

Der Bauherr muss dem PSVeGP<br />

auch die Kontaktdaten des Entwurfsverfassers,<br />

des Nachweiserstellers<br />

sowie gegebenenfalls weiterer beteiligter<br />

Fachplaner benennen.<br />

2. Der zu prüfende EnEV-Nachweis soll<br />

den für die Ausführung vorgesehenen<br />

Planungsstand aufweisen und entsprechend<br />

datiert und vom Bauherren<br />

gekennzeichnet sein. Planungszwischenstände<br />

sind nicht Gegenstand<br />

der Überprüfung.<br />

3. Das Ergebnis der Überprüfung ist im<br />

Formular bauaufsicht156 zu dokumentieren<br />

und ggf. zu erläutern. Die<br />

(vorläufige) Bestätigung des EnEV-<br />

Nachweises einschließlich möglicher<br />

Hinweise und Erläuterungen sind<br />

dem Bauherren vor Baubeginn auszuhändigen.<br />

4. Die EnEV-Nachweise sind unter<br />

Berücksichtigung der in der Anlage<br />

enthaltenen, nicht abschließenden<br />

Checkliste bekannter Fehlerquellen<br />

zu überprüfen. Die Überprüfung der<br />

EnEV-Nachweise erfolgt optional<br />

bzw. nach Erfordernis<br />

– durch Validitätsprüfung von relevanten<br />

Eingabedaten bzw. den<br />

Abgleich der relevanten Eingabedaten<br />

mit den in den EnEV-Nachweisen<br />

(bzw. die im Energieausweis)<br />

angegebenen Ergebnisse<br />

und<br />

– nach Erfordernis – z.B. bei auffälligen<br />

Abweichungen, die auf eine<br />

Ordnungswidrigkeit i.S.d. § 27<br />

EnEV hinführen können – durch<br />

eine gezielte Überprüfung von<br />

relevanten Rechnungswegen.<br />

5. Der PSVeGP überprüft stichprobenhaft<br />

auf Richtigkeit, Vollständigkeit<br />

und Nachvollziehbarkeit (Ausführung<br />

Referenzgebäude):<br />

– geometrische Eingabedaten: Kubatur-,<br />

Flächen- und Leitungslängenermittlung<br />

– Zonierungen, Wahl der Nutzungsprofile,<br />

– Zulässigkeit von Vereinfachungen,<br />

thermische Konditionierungen, etc.<br />

– U-Werte der relevanten Bauteile<br />

der Gebäudehülle (Bauteilkatalog):Wärmeübergangswiderstände,<br />

Wärmeleitfähigkeit, Zuschläge<br />

für Befestigungsmittel o. ä., opake<br />

und transparente Bauteile, Fundamente,<br />

etc.<br />

– Wärmebrückennachweise:<br />

- pauschaler Wärmebrückenzuschlag<br />

ΔUWB = 0,10 bzw. 0,15<br />

W/(m2K) für die gesamte wärmeübertragendeUmfassungsfläche,<br />

d. h. keine rechnerische<br />

Überprüfung erforderlich<br />

- reduzierter pauschaler Wärmebrückenzuschlag<br />

ΔUWB = 0,05<br />

W/(m2K) für die gesamte übertragende<br />

Umfassungsfläche<br />

über Anwendung der Planungsbeispielen<br />

nach DIN 4108 Bbl. 2,<br />

d. h. Überprüfung der Gleichwertigkeitsnachweise<br />

in Stichproben(Konstruktionsprinzipien,Wärmedurchlasswiderstände,<br />

Referenzwerte vergleichender<br />

Berechnungen, Bauteilaufbauten,..)<br />

- genaue Berechnung der Wärmebrücken<br />

nach den anerkannten<br />

Regeln der Technik, d. h.<br />

Überprüfung von Regeldetails<br />

der relevanten Anschlüsse und<br />

von rechnerische Einzelnachweisen.<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Zeitpunkt: vor Baubeginn<br />

– Stichprobenartige Prüfung der vorgelegten energieeinsparrechtlichen<br />

Nachweisberechnung vor Baubeginn<br />

– Überprüfung von formellen, geometrischen, baulichen und anlagentechnischen<br />

Nachweisparametern in einem Umfang, wie er nach Ermessen des PSVeGP für<br />

die Bestätigung der Vollständigkeit und Richtigkeit im konkreten Einzelfall<br />

fachlich erforderlich und angemessen ist<br />

– Erstellen des Prüfbescheids unter Verwendung des Formulars bauaufsicht156<br />

zur Vorlage auf der Baustelle und zur Aufbewahrung beim Bauherrn.<br />

- Nachweis des sommerlichen<br />

Wärmeschutzes<br />

- anlagentechnische Eingabedaten:<br />

Heiz-, Kühl-, Lüftungs-,<br />

Warmwasserkreise, Beleuchtung<br />

entsprechend der Gebäudetypologie,Primärenergiefaktoren,<br />

...<br />

6. Die Unterlagen müssen prüffähig sein<br />

und dafür die erforderlichen und<br />

nachvollziehbare Angaben, Kenngrößen,<br />

zeichnerischen Darstellungen<br />

und sonstige Informationen in<br />

Abstimmung mit dem PSVeGP enthalten.<br />

Die Unterlagen müssen eine<br />

eindeutige Beurteilung der energetisch<br />

relevanten Anlagen- und Bauteile<br />

ermöglichen (I. A. Maßstab mindestens<br />

1:100). Die Form der Darstellungen,<br />

Detaillierungsgrade, u. a.<br />

sind im Einzelfall mit dem PSVeGP<br />

abzustimmen. Die Unterlagen müssen<br />

den aktuellen Planungsstand<br />

aufweisen, Planungsänderungen<br />

sind dem PSVeGP unverzüglich mitzuteilen.<br />

Vorbehaltlich einer vorhabenbezogenen<br />

Abstimmung mit dem PSVeGP<br />

sind insbesondere folgende Unterlagen<br />

und Angaben erforderlich:<br />

a) aktuelle, vollständige Plansätze<br />

mit der Darstellung des Gebäudes<br />

mit<br />

- Lageplan,<br />

- Grundrissen, Schnitten, Ansichten,<br />

Aufsichten (Maßstab =<br />

1:100), in denen die verschiedenen<br />

Bauteile der Gebäudehülle<br />

und die Zonen eindeutig<br />

bezeichnet sind,<br />

- Details,<br />

- bei bestehenden Gebäuden:<br />

Kennzeichnung der Erneuerungs-,<br />

Umbau- oder Erweiterungsbauteilen<br />

entsprechend<br />

§§ 9 Absatz1 Satz 2 oder Absatz<br />

4 und 5 EnEV;<br />

b) Bau-, Konstruktionsbeschreibun-<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 37


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 38<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

gen mit Auflistung der verschiedenen<br />

Bauteile der Gebäudehülle mit<br />

Angaben zu Materialien und Wärmedurchgangskoeffizienten(Bauteilkatalog);<br />

c) Angaben zu Nutzungen und Zahl<br />

der Nutzeinheiten;<br />

d) Brutto-Grundfläche, Höhe des<br />

Gebäudes, nachvollziehbare<br />

Kubatur- und Flächenermittlung<br />

der Gebäudehülle,<br />

e) Anlagenbeschreibung der energetisch<br />

relevanten Gebäudetechnik<br />

mit<br />

- den vorgesehenen thermodynamischen<br />

Konditionierungen,<br />

- der Wahl der Energieversorgung,<br />

- Angaben zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien (i.V.m. dem<br />

EEWärmeG);<br />

f) aktuelle, vollständige Darstellung<br />

der Anlagentechnik und Versorgungskreise<br />

in Grund- rissen,<br />

Schnitten und Schemata mit<br />

Angabe der Zonierung von Nutzungsbereichen.<br />

g) digitale EnEV-Nachweise des<br />

(Fach-)Planers (Papier/ digital in<br />

Abstimmung mit dem PSVeGP)<br />

mit Angaben zu der verwendeten<br />

Software (inkl. Version).<br />

h) Angaben zum gewählten Berechnungs-<br />

und Nachweisverfahren<br />

und Auflistung ggf. getroffener<br />

Vereinfachungen einschließlich<br />

prüfbare Angaben der Berechnungsschritte"<br />

i) Angabe der Art und Nachweisführung<br />

bei Änderungen im Bestand:<br />

Änderung i.S.d. § 9 Absatz 1 Satz<br />

2 (140%-Regel), Erweiterungen ><br />

50 m2 neu hinzukommender Nutzfläche<br />

(§ 9 Absatz 5);<br />

j) Zusammenstellung der Eingangsparameter<br />

der Berechnungen<br />

(inkl. Angaben zu Sonnenschutz,<br />

Luftdichtheit etc.);<br />

k) bei zonierten Gebäuden zusätzlich:<br />

eine Auflistung der unterschiedlichen<br />

Nutzungsbereiche<br />

mit Nummerierung und Flächenangaben<br />

und Angabe der Nutzungsprofile,<br />

ein Plansatz mit Markierung<br />

der Zonen und Vermaßung<br />

ihrer Grenzflächen;<br />

l) Die Rechtmäßigkeit von Abweichungen<br />

von der EnEV aufgrund<br />

einer erteilten Ausnahme oder<br />

38 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Befreiung nach § 24 Absatz 2 und<br />

§ 25 EnEV muss der Bauherr durch<br />

Vorlage der behördlichen Bescheids<br />

belegen.<br />

PHASE II -<br />

ÜBERPRÜFUNG<br />

DER BAUAUSFÜHRUNG<br />

nach Baubeginn bis Fertigstellung<br />

– Stichprobenartige Überprüfung<br />

(Sichtkontrolle) der nachweisgerechten<br />

Ausführung energetisch<br />

relevanter Bau- und Anlagenteile<br />

in einem für die Bestätigung der<br />

Bauausführung fachlich erforderlichen<br />

und angemessenen Umfang<br />

(vorhaben bezogene Ermessensentscheidung<br />

des PSVeGP).<br />

– Mitteilung relevanter Abweichungen<br />

sowie Bestätigung der nachweiskonformen<br />

Bauausführung<br />

gegenüber dem Bauherrn in<br />

einem Bericht über die Überprüfung<br />

der Bauausführung nach § 1<br />

Satz 1 Nr. 2 EnEV-DV Bln (Überprüfungsbericht)<br />

unter Verwendung<br />

des Formular bauaufsicht157.<br />

Grundlagen für die<br />

Überprüfung der Bauausführung<br />

Der PSVeGP überprüft die Ausführung<br />

der energetischen Maßnahmen über die<br />

gesamte Dauer der Bauausführung. Dies<br />

umfasst das gesamte Bauwerk von der<br />

Herstellung des unteren Gebäudeabschlusses<br />

bis zur Fertigstellung der<br />

Gebäudehülle und den Einbau anlagentechnischer<br />

Teile.. Die Verantwortung für<br />

die Übereinstimmung der Bauausführung<br />

mit den zugrundeliegenden EnEV-<br />

Nachweisen obliegt – im Rahmen ihrer<br />

Wirkungskreise – dem Bauherren und<br />

den zur Einhaltung der EnEV verpflichteten<br />

Fachunternehmen."<br />

1. Der PSVeGP überprüft durch stichprobenhafte<br />

Sichtkontrollen die Ausführung<br />

aller für die Einhaltung der<br />

EnEV relevanten Maßnahmen über<br />

die gesamte Dauer der Bauausführung.<br />

Der Umfang und die Dichte der<br />

Stichproben sind abhängig von<br />

– der Komplexität des Vorhabens<br />

– der Zuverlässigkeit des ausführenden<br />

Unternehmens<br />

– der Vergleichbarkeit von Einzelmaßnahmen<br />

(gleiche Wandauf-<br />

bauten, Fenstertypen, Anlagen,<br />

etc.)<br />

2. Dem PSVeGP müssen Namen und<br />

Kontaktdaten der Bauleitung bzw. die<br />

Fachbauleitung (Bau- und Anlagentechnik)<br />

durch den Bauherren<br />

benannt werden.<br />

3. Die relevanten Bau- und Anlagenteile<br />

sind in funktionsgerechtem und<br />

unverbautem frei einsehbarem Einbauzustand<br />

zu überprüfen, bevor<br />

später auszuführende Arbeiten die<br />

Sicht einschränken. Dafür ist der<br />

PSVeGP rechtzeitig durch den Bauherrn<br />

zu benachrichtigen über<br />

– den Bau- bzw. Ausführungsbeginn,<br />

– die Ausführung wesentlicher energetisch<br />

relevanter und insbesondere<br />

später nicht mehr zugänglicher<br />

Anlagen- und Bauteile,<br />

– die Fertigstellung energetisch relevanter<br />

und funktionsgerecht eingebauter<br />

Bau- und Anlagenteile.<br />

4. Der PSVeGP legt in gleicher Weise<br />

rechtzeitig die zu überprüfende<br />

Stichprobe fest. Die Stichprobe soll<br />

eine klar definierte (Bau-) Maßnahme<br />

(Einbau eines Fensters, Ausführung<br />

eines Wandtyps/ Dämmmaßnahmen,<br />

Einbau der heizungstechnischen<br />

Anlage bzw. Anlagenteile, Dämmung<br />

der Leitungen, o. ä.) umfassen. Gleiche<br />

Gebäudeeinheiten (z.B. Wohn-/<br />

Bürogeschosse, Nutzungseinheiten,<br />

...) können entsprechend vergleichbarer<br />

Merkmale (Nutzung, Größe/<br />

Volumen, Ausstattung, u.a.) zu Typen<br />

zusammenfasst werden.<br />

5. Der PSVeGP überprüft stichprobenhaft<br />

insbesondere<br />

– die Übereinstimmung des wärmeschutztechnischen<br />

Aufbaus und<br />

die Eigenschaften der wärmeübertragenden<br />

Hüllflächenbauteile mit<br />

dem EnEV-Nachweis und die<br />

Übereinstimmung der relevanten<br />

Anlagentechnik mit dem EnEV-<br />

Nachweis u.a. auf Grundlage von<br />

Produktnachweisen, -zulassungen,<br />

sonstige Datenblättern der<br />

verwendeten Bauprodukte und<br />

Haustechnikkomponenten<br />

– die Bauausführung hinsichtlich<br />

der Anforderungen an eine luftdichte<br />

Bauweise<br />

– die Übereinstimmung der relevanten<br />

Anlagentechnik mit dem EnEV-<br />

Nachweis<br />

– das Vorliegen von Produktnach-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 39<br />

weisen bzw. -datenblättern der<br />

verwendeten EnEV- relevanten<br />

Bauprodukte und Haustechnikkomponenten<br />

6. Die Ergebnisse der Überprüfung sind<br />

in einem Überprüfungsbericht zusammen<br />

zu fassen<br />

(Formular bauaufsicht157).<br />

Phase III –<br />

ABSCHLUSSPRÜFUNG UND<br />

ENERGIEAUSWEISPRÜFUNG"<br />

Zeitpunkt: nach Baufertigstellung<br />

– Abgleich der vorläufigen Nachweisbestätigung<br />

aus Phase I mit<br />

den Ergebnissen aus Phase II bzw.<br />

Feststellung von Abweichungen<br />

nach Fertigstellung aller energetisch<br />

relevanten Bau- und Anlagenteile.<br />

Überprüfung der ggf.<br />

überarbeiteten bzw. angepassten<br />

EnEV-Nachweise und abschließende<br />

Bestätigung der EnEV-<br />

Nachweise.<br />

– Stichprobenhafte Überprüfung<br />

der Vollständigkeit und Richtigkeit<br />

der Angaben im Energieausweis in<br />

Bezug auf die in der abschließenden<br />

Nachweisbestätigung geprüften<br />

EnEV- Nachweise und auf den<br />

Überprüfungsbericht.<br />

– Bestätigung des Energieausweises<br />

unter Verwendung des Formular<br />

bauaufsicht158.<br />

1. Die Bestätigung des Energieausweises<br />

erfolgt erst nach Durchlauf der<br />

vorausgegangenen<br />

"Phasen bzw. auf Grundlage der ggf.<br />

aktualisierten Bestätigung der EnEV-<br />

Nachweise. Die Angaben im Energieausweis<br />

müssen den nach Baufertigstellung<br />

gegebenenfalls angepassten<br />

bzw. geänderten EnEV-Nachweisen<br />

entsprechen."<br />

2. Der PSVeGP bestätigt dazu die Übereinstimmung<br />

der energetischen<br />

Kennwerte des Energieausweises mit<br />

denen des abschließend bestätigten<br />

EnEV-Nachweises unter besonderer<br />

Beachtung möglicher Änderungen<br />

oder Abweichungen während der<br />

Bauausführung oder von Ausnahmen<br />

und Befreiungen nach § 24 Abs.2<br />

bzw. § 25 EnEV. Die Rechtmäßigkeit<br />

einer Ausnahme oder Befreiung ist zu<br />

belegen (s. o.)<br />

3. Die in EnEV-Nachweisen nach § 6<br />

Absatz 1, Satz 3 rechnerisch berücksichtigte<br />

Luftdichtheit des Gebäudes<br />

auf Grundlage einer Dichtheitsprüfung<br />

nach DIN EN 13 829 : 2001-02<br />

ist durch die Vorlage des Prüfberichts<br />

über deren Durchführung zu belegen.<br />

III. BESTÄTIGUNGEN FÜR ANTRÄGE<br />

AUF AUSNAHMEN UND BEFREI-<br />

UNGEN NACH § 24 ABSATZ 2 UND<br />

§ 25 EnEV<br />

Allgemeines<br />

Verantwortlicher Antragsteller für Anträge<br />

auf Ausnahmen und Befreiungen ist<br />

der Bauherr bzw. der Eigentümer.<br />

PSVeGP bestätigen das Vorliegen der<br />

Voraussetzungen für eine Ausnahme<br />

oder Befreiung auf Grundlage einer<br />

sachlich und fachlich nachvollziehbaren,<br />

prüfbaren und projektbezogenen<br />

Begründung des Bauherren.<br />

Dafür muss der Bauherr dem PSVeGP<br />

entsprechende baufachlich-konzeptionelle<br />

Nachweise (§ 24 Absatz 2 EnEV)<br />

oder Berechnungen über eine wirtschaftliche<br />

Unzumutbarkeit (§ 25 EnEV) einschließlich<br />

aller für die Bewertung der<br />

Ausnahme- oder Befreiungsgründe<br />

erforderlichen Daten, Unterlagen und<br />

Informationen vorlegen. Die Bestätigung<br />

des PSVeGP über das Vorliegen der Voraussetzungen<br />

erfolgt schriftlich und<br />

formlos gegenüber dem Bauherren.<br />

Nicht nachvollziehbare, nicht prüffähige<br />

oder nicht schlüssige Begründungen<br />

sind ebenfalls schriftlich zu dokumentieren.<br />

Die Dokumentation ist dem Bauherren<br />

auszuhändigen.<br />

Ausnahmen nach § 24 Absatz 2 EnEV<br />

Eine Bewertung einer Ausnahme hängt<br />

von der Art der Innovation ab und kann<br />

nur im Einzelfall beurteilt werden. Kriterien<br />

zur Bewertung i. S. d. EnEV können<br />

Vergleiche von Energiekennwerten, Effizienzkennwerten,CO2-Einsparpotentiale<br />

zu bekannten Systemen, Bauarten,<br />

Energieträgern, o. ä. sein. Beurteilungsgrundlage<br />

für den PSVeGP sind<br />

a) eine ausführliche und nachvollziehbare<br />

Beschreibungen des alternativen<br />

Lösungsvorschlags in Bezug auf<br />

die Ziele der EnEV (Reduzierung von<br />

Wärme-/ Kälteverlusten, optimierte<br />

Anlagentechnik, Reduzierung der Primärenergiebedarfe),<br />

b) technische Datenblätter, Prüf-, Forschungsberichte,<br />

Simulationen<br />

c) sonstige Unterlagen und Nachweise<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Alternative Lösungsansätze, die von den<br />

der EnEV zugrunde gelegten, Berechnungsgrundlagen,<br />

Technischen Regeln,<br />

Normen, etc. nicht bewertet werden können,<br />

sind vom Bauherren ggf. unter Einbindung<br />

des Fachplaners konzeptionelltechnisch<br />

schlüssig und fachlich nachvollziehbar<br />

darzulegen.<br />

Nachweispflichten nach § 23 EnEV bleiben<br />

davon unberührt, mögliche Überschneidungen<br />

mit § 23 EnEV insbesondere<br />

Absatz 3 sind zu beachten. Mögliche<br />

zusätzliche produktbezogene Nachweise<br />

sind vom Hersteller im Rahmen<br />

eines Produkt- bzw. Verwendbarkeitsnachweises<br />

nach den einschlägigen<br />

Rechtsvorschriften zu führen.<br />

Befreiungen nach § 25 EnEV<br />

Die zuständige Bauaufsicht kann von<br />

(einzelnen oder allen) Anforderungen der<br />

EnEV befreien, wenn die Anforderungen<br />

im Einzelfall wegen besonderer Umstände<br />

durch einen unangemessenen Aufwand<br />

oder in sonstiger Weise zu einer<br />

unbilligen Härte führen. Eine unbillige<br />

Härte liegt insbesondere dann vor, wenn<br />

– die erforderlichen Aufwendungen<br />

innerhalb der üblichen Nutzungsdauer<br />

(Neubau) bzw. innerhalb einer<br />

angemessenen Frist (bestehende<br />

Gebäude) durch die eintretenden Einsparungen<br />

nicht erwirtschaftet werden<br />

können (§ 25 Absatz 1 EnEV),<br />

– ein Eigentümer/ Bauherr zum gleichen<br />

Zeitpunkt oder in nahem zeitlichen<br />

Zusammenhang mehrere<br />

Pflichten nach dieser Verordnung<br />

oder zusätzlich nach anderen öffentlich-rechtlichen<br />

Vorschriften aus<br />

Gründen der Energieeinsparung zu<br />

erfüllen hat und die dadurch resultierende<br />

persönliche wirtschaftliche<br />

Belastung nicht zumutbar ist (§ 25<br />

Absatz 2 EnEV),<br />

Für die Bewertung einer unbilligen Härte<br />

nach § 25 Absatz 1 EnEV muss der Bauherr<br />

bzw. der Eigentümer die Aufwendungen<br />

(anfallende Gesamtkosten) der<br />

energetischen Maßnahme den zu erwartenden<br />

Einsparungen zum Zeitpunkt X<br />

(übliche Nutzungsdauer, angemessene<br />

Frist) gegenüberstellen (Bilanzierung).<br />

Die Bilanzierung wird u. a. beeinflusst<br />

durch die<br />

a. (Anfangs-)Investitionskosten/ Kredite:<br />

Laufzeiten, Zins- und Tilgungssätze,<br />

b. Instandhaltungskosten (Betrieb, Versicherung,<br />

etc. insbes. bei Anlagen)<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 39


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 40<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

c. zu erwartenden Nutzungsdauern<br />

(Neubau) bzw. Restnutzungsdauern<br />

(Bestand) eines Gebäudes (Bauteile,<br />

Anlagen, Mittel Gesamtgebäude),<br />

d. zu erwartende Energiepreissteigerung,<br />

e. zu erwartenden Inflationsraten:<br />

Schätzungen auf Grundlage verfügbarer<br />

Daten von Wirtschaftsinstituten<br />

f. eingesparte Energiekosten (Primär-/<br />

Verbrauchsenergie)<br />

g. zu erwartender Wertsteigerungen der<br />

Immobilie<br />

h. Einnahmen durch Modernisierungsumlagen<br />

(EnEV-begründete Modernisierung)<br />

bei nicht selbstgenutzten<br />

Gebäuden o. ä.<br />

IV. ANLAGE:<br />

BEKANNTE FEHLERQUELLEN<br />

1 in EnEV-Nachweisen:<br />

1.1 Bezug auf überholte Fassungen<br />

der EnEV oder DIN-Normen<br />

1.2 unzulässige Änderung des Referenzgebäudes<br />

1.3 unzulässige Änderung der festen<br />

Randparameter zu Klimastandort,<br />

Luftwechselrate, internen Wärmegewinnen,<br />

Nachtabschaltung etc.<br />

1.4 Lücken bei der Flächenermittlung<br />

der Gebäudehülle<br />

1.5 Lücken bei der Erfassung der<br />

Kubatur<br />

1.6 Lücken bei der Definition der thermischen<br />

Systemgrenze<br />

1.7 Wärmebrückenzuschlag falsch /<br />

nicht nachgewiesen<br />

1.8 fehlender Nachweis des sommerlichen<br />

Wärmeschutzes<br />

1.9 bei der U-Wert-Berechnung: falscheWärmeübergangswiderstände<br />

und fehlende Berücksichtigung<br />

von Luftspalten und Befestigungen<br />

40 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

1.10 fehlerhafte Wahl der Temperaturkorrekturfaktoren<br />

1.11 fehlerhafte Erfassung der Flächen<br />

(Rohbaubezug), Ausrichtung und<br />

Verschattung von Fenstern<br />

1.12 Wahl des falschen Berechnungsverfahren<br />

für Nichtwohngebäude<br />

1.13 Fehler bei der Zuordnung, Nummerierung<br />

und Flächenerfassung der<br />

Zonen nach Nutzungsbereichen<br />

1.14 unzulässige Wahl eines Einzonenmodells<br />

1.15 unzutreffende Wahl der Nutzungsprofile<br />

1.16 unzulässige Änderung der Nutzungsprofile<br />

1.17 fehlende oder fehlerhafte Erfassung<br />

der Zonen-Grenzflächen<br />

1.18 unzutreffende Eingaben zu Anordnung,<br />

Länge und Dämmung der<br />

Rohrleitungen<br />

1.19 unzutreffende Eingaben zu Aufstellort<br />

und Art von Wärmeerzeuger<br />

und Speicher<br />

1.20 fehlender Nachweis bei individuellen<br />

Ansatz des KWK-Anteils bei<br />

Fernwärme<br />

1.21 Widerspruch zwischen Temperaturen<br />

und Heizsystemen<br />

1.22 fehlende Berücksichtigung der Zirkulationsleitung<br />

des TWW-Netzes<br />

1.23 fehlende Berücksichtigung des<br />

elektr. Nachheizregisters bei Lüftungsanlagen<br />

1.24 fehlende oder fehlerhafte Angaben<br />

zum Wärmerückgewinnungsgrad<br />

1.25 fehlende Berücksichtigung der<br />

Feuchteregulierung<br />

1.26 Tageslichtversorgung unzutreffend<br />

/ nicht nachgewiesen<br />

1.27 u.v.m.<br />

2 bei der Bauausführung:<br />

2.1 Abweichungen von vorgegebenen<br />

Materialkennwerten, Konstruktionen<br />

und Komponenten<br />

2.2 nicht versenkte / thermisch<br />

getrennte Verdübelung der Dämmung<br />

2.3 offene oder mit Kleber verfüllte<br />

Stossfugen zwischen Dämmplatten<br />

2.4 durch offene Klebefugen hinterlüftete<br />

Dämmung<br />

2.5 U-Wert der Fenster nicht nachgewiesen<br />

2.6 ungeplante Wärmebrücken<br />

2.7 nicht luftdichter Anschluss von<br />

Fenstern und Türen<br />

2.8 Lücken, Beschädigungen oder<br />

mangelhafte Befestigung der Luftdichtheitsfolie<br />

2.9 unzureichende Dämmung von<br />

Rohrleitungen und Armaturen<br />

2.10 fehlender hydraulischer Abgleich<br />

2.11 abweichende Einstellung der<br />

Steuerung (Heizkurve, Systemtemperaturen...)<br />

2.12 fehlende oder unzureichende<br />

Fachunternehmererklärungen<br />

2.13 fehlende oder fehlerhaft eingebaute<br />

Nachströmöffnungen für Abluftanlagen<br />

2.14 u.v.m<br />

3. beim Energieausweis:<br />

3.1 geänderte Ausführung nicht<br />

3.2<br />

berücksichtigt (Dämmstoffe, Fenster,<br />

An-lagenkomponenten,...)<br />

Änderungen nicht nachvollziehbar<br />

ausgewiesen<br />

3.3 Änderungen berücksichtigt, aber<br />

EnEV-Kennwerte nicht eingehalten<br />

3.4 Luftdichtheitsmessung vorausgesetzt<br />

oder wegen WRG erforderlich,<br />

aber nicht nachgewiesen<br />

3.5 Fehlerhafter Bezug auf gültige Fassung<br />

der EnEV<br />

3.6 gemeinsamer Ausweis für<br />

gemischt genutzte Gebäude


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 41<br />

Die KlimaSchutzPartner des Jahres <strong>2012</strong><br />

stehen fest. Der renommierte Klimaschutzpreis<br />

der <strong>Berlin</strong>er Wirtschaft wurde<br />

am 23. Mai im Rahmen der <strong>Berlin</strong>er<br />

Energietage bei einer Festveranstaltung<br />

vor mehr als 200 Gästen verliehen. Die<br />

Auszeichnung des Bündnisses der KlimaSchutzPartner<br />

prämierte praxisnahe<br />

<strong>Berlin</strong>er Klimaschutzprojekte in den<br />

Kategorien „Erfolgreich realisierte Projekte“,<br />

„Erfolgversprechende und innovative<br />

Planungen“ sowie „Anerkennungspreis<br />

für öffentliche Einrichtungen“.<br />

Die Laudatoren in diesem Jahr<br />

waren Christian Gaebler, Staatssekretär<br />

für Verkehr und<br />

Umwelt, Dr. Jens Karstedt,<br />

Präsident der<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> und<br />

Stephan Schwarz, Präsident<br />

der Handwerkskammer<br />

<strong>Berlin</strong>.<br />

Der Wettbewerb „Klima-<br />

SchutzPartner des Jahres“<br />

steht seit 2002 für<br />

<strong>Berlin</strong>er Leuchtturmprojekte<br />

in den Bereichen<br />

Klimaschutz und Energieeffizienz.<br />

Jährlich bewerben sich zahlreiche<br />

<strong>Berlin</strong>er Projekte aus unterschiedlichen<br />

Branchen und Bereichen mit innovativen<br />

Ideen und Vorhaben.<br />

In der Kategorie A für „Erfolgreiche Projekte“<br />

wurde die ECOPLAN GmbH für die<br />

energetische Sanierung einer Wohnanlage<br />

geehrt, durch die eine CO 2 -Reduktion<br />

von 84% erreicht wird. Neben den energetischen<br />

Anforderungen bildete der<br />

Erhalt des ursprünglichen Gebäudecharakters<br />

einen besonderen Schwerpunkt.<br />

Für „Erfolgreiche und innovative<br />

Planungen“ in der Kategorie<br />

B wurden die Deimel<br />

Oelschläger Architekten für<br />

die Umsetzung des ersten 7geschossigenNullemissionshauses<br />

ausgezeichnet. Das<br />

Projekt überzeugte die Jury durch seine<br />

außerordentlich hohe Energieeffizienz<br />

und weist bereits heute den Weg in die<br />

Zukunft. Den „Anerkennungspreis für<br />

öffentliche Einrichtungen“ in der Kategorie<br />

C erhielt die <strong>Berlin</strong>er Stadtreinigung<br />

mit einem innovativen Hybrid-Entsorgungsfahrzeug.<br />

Ein wasserstoffbetriebenes<br />

Brennstoffzellensystem ermöglicht<br />

deutlich reduzierte Lärm- und Abgasemissionen<br />

sowie Kraftstoffeinsparungen<br />

von ca. 30%.<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

KlimaSchutzPartner des Jahres <strong>2012</strong> ausgezeichnet<br />

Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />

Der deutschen Wirtschaft fehlen<br />

immer mehr Ingenieure. Im Vergleich<br />

zu 2010 hat sich im vergangenen Jahr<br />

die Situation noch einmal drastisch<br />

verschärft: Im Jahresdurchschnitt<br />

2011 konnten 72.000 offene Ingenieurstellen<br />

nicht besetzt werden. Der<br />

durch die Nichtbesetzung entstandene<br />

Wertschöpfungsverlust für die<br />

deutsche Wirtschaft beträgt knapp<br />

Mitte hinten Dr.-Ing. Jens Karstedt, rechts daneben Dipl.-Ing. Markus Wolfsdorf<br />

mit den Preisträgern<br />

Geschäftsmodell Deutschland in Gefahr<br />

acht Milliarden Euro. Dies zeigt die<br />

aktuelle Studie ‚Ingenieure auf einen<br />

Blick 2011/12‘, die der VDI und das<br />

Institut der deutschen Wirtschaft Köln<br />

(IW) auf der Hannover Messe präsentierten.<br />

„Die aktuellen Zahlen sind alarmierend<br />

und der Abwärtstrend setzt sich auch in<br />

diesem Jahr fort“, erklärt VDI-Direktor Dr.<br />

Die Bewerbungen sind während der <strong>Berlin</strong>er<br />

Energietage als Posterpräsentation<br />

ausgestellt und werden in Kürze auf der<br />

Internetseite www.klimaschutzpartnerberlin.de<br />

veröffentlicht. Das Bündnis<br />

„KlimaSchutzPartner <strong>Berlin</strong>“ ist ein<br />

Zusammenschluss von Architektenkammer<br />

<strong>Berlin</strong>, Bauindustrieverband <strong>Berlin</strong>-<br />

Brandenburg e.V., <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong>,<br />

Bund der <strong>Berlin</strong>er Haus- und Grundbesitzervereine<br />

e.V., BFW <strong>Berlin</strong>-Brandenburg<br />

e.V., Handwerkskammer <strong>Berlin</strong>,<br />

IHK <strong>Berlin</strong>, Investitionsbank <strong>Berlin</strong>, TSB-<br />

Innovationsagentur <strong>Berlin</strong> GmbH und<br />

Verband <strong>Berlin</strong>-Brandenburgischer Wohnungsbauunternehmen<br />

e.V. Der Preis<br />

„KlimaSchutzPartner des Jahres“ wird<br />

auch unterstützt durch die Vattenfall<br />

Europe AG.<br />

8 Mrd. Euro Wertschöpfungsverlust durch fehlende Ingenieure<br />

Willi Fuchs. „Der aktuelle VDI/IW-Ingenieurmonitor<br />

für März <strong>2012</strong> weist aus,<br />

dass in Deutschland derzeit 110.400<br />

offene Ingenieurstellen existieren. Das ist<br />

der höchste Wert seit Beginn der Erhebung<br />

im August 2000.“<br />

Ingenieurmangel massive Bedrohung<br />

für Geschäftsmodell Deutschland<br />

Wie wichtig Ingenieure für den Motor des<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 41


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 42<br />

<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />

Technologie- und Innovationsstandorts<br />

Deutschland sind, zeigt der wirtschaftliche<br />

Wertschöpfungsbeitrag dieser<br />

Berufsgruppe. „Im Jahr 2011 betrug er<br />

mindestens 178 Milliarden Euro“, so IW-<br />

Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Klös. In<br />

den Branchen mit der höchsten Ingenieurdichte<br />

– technische Forschungsund<br />

Entwicklungs-Dienstleistungen,<br />

Elektroindustrie, Maschinenbau, Fahrzeugtechnik<br />

sowie IT und Telekommunikation<br />

– werden im Jahr rund 73 Milliarden<br />

Euro in die Entstehung von Innovationen<br />

investiert. Dies entspricht 60 Prozent<br />

der gesamten Innovationsaufwendungen<br />

Deutschlands.<br />

Der Erfolg der wichtigen Ingenieurbranchen<br />

zeigt sich auch bei den Exporten.<br />

Sie erreichten im Jahr 2011 zusammengenommen<br />

ein Volumen an Güterexporten<br />

und Dienstleistungseinnahmen aus<br />

dem Ausland in Höhe von 562 Milliarden<br />

Euro. Dies entspricht einem Anteil an den<br />

gesamten Ausfuhren und der Dienstleistungseinnahmen<br />

aus dem Ausland in<br />

Höhe von 44,8 Prozent. „Die Zahlen<br />

sprechen für sich. Wenn wir die Ingenieurlücke<br />

nicht schließen können, wird<br />

der weiter fortschreitende Fachkräfteengpass<br />

zu einer massiven Bedrohung<br />

Ehrung<br />

Frau Karola Althaus, Präventionsexpertin der Berufsgenossenschaft<br />

der Bauwirtschaft, hat im Auftrag des<br />

Vorstandes Herrn Dipl.-Ing. (FH) Marco Ilgeroth „in<br />

Anerkennung seiner Verdienste um die Arbeitssicherheit<br />

und den Gesundheitsschutz“ geehrt und gedankt.<br />

Herr Ilgeroth hat bereits an der Technischen<br />

Fachhochschule <strong>Berlin</strong><br />

(heute: Beuth Hochschule für Technik<br />

<strong>Berlin</strong>) regelmäßig und erfolgreich<br />

an den Veranstaltungen über Sicherheitstechnik<br />

teilgenommen und so<br />

den Einstieg für die Zusatzausbildung<br />

als Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />

erreicht, die er dann bei der Tiefbau-Berufsgenossenschaft<br />

schon<br />

als Student zum Abschluss brachte.<br />

Danach folgte die Zertifizierung als<br />

Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinator<br />

(SiGeKo).<br />

Diese Aufgabe nimmt er u. a. seit mehr als 10 Jahren für zahlreiche<br />

Projekte in der gesamten Bundesrepublik wahr.<br />

Auch wir gratulieren ihm ganz herzlich zu dieser Ehrung und<br />

Anerkennung – verbunden mit den besten Wünschen für eine<br />

erfolgreiche Zukunft.<br />

Prof. Dipl.-Ing. Günter Hanschke<br />

42 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

des Geschäftsmodell Deutschlands führen“,<br />

macht Klös deutlich.<br />

Bildungsaufsteiger mit<br />

besten Chancen im Ingenieurberuf<br />

Deutschland fehlt es am Ingenieurnachwuchs:<br />

In keinem anderen Land Europas<br />

sind so viele ältere Ingenieure am<br />

Arbeitsmarkt wie in Deutschland. 21 Prozent,<br />

also jeder fünfte erwerbstätige<br />

Ingenieur, kommen aus dem Alterssegment<br />

55+. Folglich werden in den kommenden<br />

Jahren in großem Ausmaß Ingenieure<br />

aus dem aktiven Erwerbsleben<br />

ausscheiden. Potenziale für kommende<br />

Ingenieurgenerationen können insbesondere<br />

bei Kindern und Jugendlichen,<br />

deren Eltern keine Akademiker sind, liegen.<br />

In keinem anderen Fach haben so<br />

viele Hochschulabsolventen Eltern ohne<br />

akademische Abschlüsse, Ingenieure<br />

sind damit die Bildungsaufsteiger par<br />

exellence.<br />

Technische Bildung<br />

in Lernprogrammen der Schulen<br />

verankern<br />

Doch trotz steigender Absolventenzahlen<br />

wird Deutschlands Bedarf an hochqualifizierten<br />

Ingenieuren langfristig nicht<br />

gedeckt und die Ingenieurlücke nicht<br />

geschlossen werden. „An der demografischen<br />

Entwicklung können wir nichts<br />

ändern. Wir müssen aber dafür sorgen,<br />

dass technische Bildung in den Lehrprogrammen<br />

der Schulen verankert wird.<br />

Ohne diesen Schritt ist die technische<br />

und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

unseres Landes dauerhaft nicht mehr zu<br />

halten“, warnt Fuchs.<br />

Über den VDI<br />

Der VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.<br />

ist Sprecher der Ingenieure und der Technik.<br />

Mit seinen fast 150.00 Mitgliedern ist<br />

der VDI der größte technisch-wissenschaftliche<br />

Verein Europas. Als gemeinnützige<br />

und unabhängige Organisation<br />

ist er zentraler Ansprechpartner für technische,<br />

berufliche und politische Fragen.<br />

Sein starkes Netzwerk unterstützt den<br />

Austausch zwischen Industrie, Wissenschaft,<br />

Gesellschaft, Politik und Ingenieuren.<br />

Der VDI gestaltet Lösungen für<br />

relevante Zukunftsfragen mit dem Ziel,<br />

den Standort Deutschland nachhaltig zu<br />

stärken.<br />

Quelle: Verein Deutscher Ingenieure<br />

Neue Bezeichnung der Fachgruppe 6<br />

Nach einer Satzungsänderung betreut die Fachgruppe 6 mit<br />

ihren Mitgliedern u. a. nachfolgende Gebiete:<br />

Brandsicherheit, Geotechnik, Projektsteuerung, Sicherheits-<br />

und Umwelttechnik sowie andere Fachrichtungen


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 43<br />

Am 20. April <strong>2012</strong> wurde die König-Ludwig-Brücke<br />

in Kempten mit einem Festakt<br />

als „Historisches Wahrzeichen der<br />

Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet.<br />

Die 1852 eingeweihte König-Ludwig-<br />

Brücke über die Iller ist ein einzigartiges<br />

Denkmal des frühen Eisenbahnzeitalters.<br />

Sie ist weltweit eine der ältesten erhaltenen<br />

hölzernen Eisenbahnbrücken. Der<br />

fünf Meter hohe hölzerne Träger aus Gitterwerk<br />

wurde nach dem Howschen<br />

System konstruiert. Er ruht auf zwei ca.<br />

25 Meter hohen Natursteinpfeilern. Die<br />

Lichtweiten der drei Brückenabschnitte<br />

über die Iller betragen (von West nach<br />

Ost) ca. 35 m, 52 m und 26 m.<br />

In Bayern ist die König-Ludwig-Brücke<br />

das zweite und bundesweit das elfte<br />

Bauwerk, welches mit dem von der Bundesingenieurkammer<br />

verliehenen Titel<br />

geehrt wird. Damit steht sie in einer Reihe<br />

mit so bedeutenden Ingenieurbauwerken<br />

wie dem Schiffshebewerk Niederfinow,<br />

dem Stuttgarter Fernsehturm<br />

und der Fleischbrücke Nürnberg.<br />

Die heute als Fuß- und Radwegbrücke<br />

genutzte König-Ludwig-Brücke war<br />

außerdem eines der ersten Bauwerke in<br />

König-Ludwig-Brücke in Kempten<br />

wurde Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst<br />

Deutschland, dessen Tragelemente nicht<br />

empirisch, sondern auf Grundlage theoretischer<br />

Überlegungen bemessen wurde.<br />

Die nahezu im Originalzustand erhaltene<br />

Brücke markiert damit auch den<br />

Übergang von der empirischen zur theoretisch<br />

begründeten Konstruktion. Ohne<br />

Übertreibung ist sie als weltweit einzigartiges<br />

Monument der Bautechnik anzusehen.<br />

Der Festakt an der König-Ludwig-Brück<br />

begann um 11:00 Uhr. Am Bauwerk wurde<br />

eine Ehrentafel enthüllt. Neben dem<br />

Oberbürgermeister der Stadt Kempten,<br />

Herrn Dr. Ulrich Netzer, sprachen die<br />

Präsidenten der Bundesingenieurkammer<br />

und der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau,<br />

Hans-Ullrich Kammeyer<br />

und Dr.-Ing. Heinrich Schroeter.<br />

Im Anschluss an den Festakt wurde um<br />

12:15 Uhr im Alten Kraftwerk die von der<br />

Bundesingenieurkammer herausgegebene<br />

neue Broschüre über die König-<br />

Ludwig-Brücke vorgestellt.<br />

Den Festvortrag hielt der Autor der Broschüre,<br />

Prof. Dr.-Ing. Stefan M. Holzer,<br />

der in seinem genau recherchierten Text<br />

neben bekannten auch viele unbekannte<br />

Fakten über Kemptens baukulturelles<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Kleinod zusammengetragen hat. Auf den<br />

insgesamt 94 Seiten der reich illustrierten<br />

Broschüre werden auf allgemeinverständliche<br />

Weise das interessante historische<br />

Umfeld und die Bedeutung der<br />

Brücke für die Geschichte des Bauingenieurwesens<br />

aufgezeigt. Dabei kommen<br />

auch die zeitgenössischen Ingenieure<br />

selbst zu Wort. Dem Leser wird ein überaus<br />

lebendiger Eindruck von dem regen<br />

inter-nationalen Gedankenaustausch,<br />

der die innovationsfreudige Zeit um die<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts charakterisierte,<br />

vermittelt.<br />

Die Publikation, die als Band 11 der<br />

Schriftenreihe zu den Historischen Wahrzeichen<br />

der Ingenieurbaukunst in<br />

Deutschland erschienen ist, kann zum<br />

Preis von 9,80 bei der Bundesingenieurkammer<br />

(Tel.: 030-25342900), im Internet<br />

unter www.bingk.de/order-hw oder im<br />

Buchhandel bestellt werden.<br />

Die Aktion „Historische Wahrzeichen der<br />

Ingenieurbaukunst in Deutschland“ wird<br />

vom Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung im Rahmen der<br />

Initiative Baukultur und dem gleichnamigen<br />

Förderverein unterstützt.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 43


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 44<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Im Namen des Senats von <strong>Berlin</strong> beantworte<br />

ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:<br />

Frage 1: In welchem Jahr wurde die<br />

Spandauer Freybrücke über die Havel<br />

errichtet und erstmals für die Überfahrung<br />

freigegeben?<br />

Antwort zu 1: Die Freybrücke wurde in<br />

den Jahren 1909/10 errichtet und<br />

anschließend dem Verkehr übergeben.<br />

Frage 2: Wie stark wurde die Brücke im<br />

Zweiten Weltkrieg zerstört? Kam ihr Wiederaufbau<br />

bautechnisch einem Neubau<br />

gleich oder wurden wesentliche Konstruktionselemente<br />

erhalten?<br />

Antwort zu 2: 1945 wurde die Brücke am<br />

südöstlichen Pfeiler neben der Havel<br />

gesprengt. Infolge der Sprengung stürzte<br />

das Hauptfeld der Brücke in die Havel<br />

und die beiden angrenzenden Randfelder<br />

wurden ebenfalls schwer beschädigt.<br />

Der Wiederaufbau in den Jahren 1949 –<br />

1951 ist nicht einem Neubau gleichzusetzen,<br />

da weitestgehend wesentliche<br />

Elemente der Ursprungskonstruktion<br />

nach Ausbau und Aufarbeitung wiederverwendet<br />

wurden. Zudem wurden<br />

durch die Sprengung unkontrollierte<br />

Belastungen in die Unterbauten der<br />

Brücke eingeleitet, die zu irreparablen<br />

Vorschädigungen der Brückengründung<br />

geführt haben.<br />

Frage 3: Wann und aufgrund welcher<br />

44 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

17. Wahlperiode<br />

Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD) vom 21. Februar <strong>2012</strong><br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Februar <strong>2012</strong>) und Antwort<br />

Ausbau von Havel und Spree (II):<br />

Ist der vollständige Neubau der Freybrücke wirklich alternativlos<br />

und lässt sich ein Verkehrschaos vermeiden?<br />

konstruktiven bzw. gestalterischen<br />

Besonderheiten wurde die Brücke unter<br />

Denkmalschutz gestellt?<br />

Antwort zu 3: Die Freybrücke steht seit<br />

dem 28. September 1995 unter Denkmalschutz.<br />

Die historische und städtebauliche<br />

Bedeutung der Brücke liegt in<br />

ihrer Zugehörigkeit zur Heerstraße als<br />

einer der meistbedeutenden Straßenzüge<br />

<strong>Berlin</strong>s sowie in ihrer Wirkung in der<br />

Havel-Havellandschaft. Die künstlerische<br />

Bedeutung liegt in der erhaltenen<br />

Gesamtform und der technischen und<br />

künstlerischen Einzeldurchbildung (z. B.<br />

Geländer).<br />

Frage 4: Wann und mit welchem Ergebnis<br />

wurde das Planfeststellungsverfahren<br />

zum Neubau der Freybrücke im Rahmen<br />

des „Verkehrsprojekts Deutsche<br />

Einheit Nr. 17“ (Ausbau der Wasserstraßenverbindung<br />

Hannover-Magdeburg-<br />

<strong>Berlin</strong>) abgeschlossen?<br />

Antwort zu 4: Der Planfeststellungsbeschluss<br />

wurde am 01.07.2010 erlassen.<br />

Die Ergebnisse sind im Planfeststellungsbeschluss<br />

umfangreich dokumentiert<br />

und festgeschrieben und in der weiteren<br />

Planung umgesetzt worden. Das<br />

Planfeststellungsverfahren zur Freybrükke<br />

war ein selbständiges Verfahren im<br />

Rahmen des „Verkehrsprojekts Deutsche<br />

Einheit Nr. 17“ (VDE).<br />

Frage 5: Welche Gründe führten zu der<br />

Entscheidung für einen Neubau der Freybrücke?<br />

Sind diese<br />

in den letzten Jahren<br />

erneut überprüft<br />

worden (z.B. aktuelle<br />

Messungen der<br />

tatsächlichen<br />

Durchfahrtshöhe)?<br />

Welche alternativen<br />

Möglichkeiten z.B.<br />

einer Sanierung der<br />

denkmalgeschützten<br />

Brücke wurden<br />

im Vorfeld geprüft<br />

bzw. wie hoch<br />

wären die Kosten<br />

hierfür?<br />

Antwort zu 5: Eine Studie aus dem Jahr<br />

1999, in der Instandsetzungs- und Neubauvarianten<br />

untersucht wurden, hat<br />

ergeben, dass bei dem Alter der Konstruktion<br />

weitere Materialschäden mit<br />

damit verbundenen unkalkulierbaren<br />

Kosten zu erwarten sind. Bei einer Erhaltung<br />

und Instandsetzung der vorhandenen<br />

Brücke ist deshalb mit Kosten in<br />

Größenordnung eines Ersatzneubaus zu<br />

rechnen, ohne dass das Bauwerk die<br />

Wertigkeit eines Neubaus erreicht. Der<br />

notwendige Ersatzneubau ermöglicht die<br />

Anhebung der Brücke im Rahmen des<br />

VDE Nr. 17.<br />

Frage 6: Ist ein Erhalt einzelner denkmalgeschützter<br />

Elemente der Brücke<br />

geplant und wenn ja, welcher und wenn<br />

nein, warum nicht?<br />

Antwort zu 6: Obwohl keine Forderung<br />

des Denkmalschutzes hinsichtlich des<br />

Erhaltes historischer Elemente vorlagt,<br />

wurde untersucht, einzelne Teile wie z.B.<br />

das Geländer in die Neubauplanung zu<br />

integrieren. Dies ist jedoch aufgrund der<br />

geltenden Sicherheitsanforderungen zu<br />

Leit- und Schutzeinrichtungen nicht realisierbar.<br />

Frage 7: Mit welchen Kosten für das<br />

gesamte Neubauvorhaben Freybrücke<br />

inkl. Behelfsbrücke rechnet der <strong>Berlin</strong>er<br />

Senat und welcher Anteil daran wird u.a.<br />

als Vorteilsausgleich zu Lasten des <strong>Berlin</strong>er<br />

Haushaltes gehen?<br />

Antwort zu 7: Das Neubauvorhaben wurde<br />

mit ca. 33 Mio. € Gesamtkosten veranschlagt.<br />

Der Anteil für <strong>Berlin</strong> beträgt<br />

ca. 5,4 Mio. €.<br />

Frage 8: Zu welchem Zeitpunkt rechnet<br />

der Senat mit dem Beginn der Arbeiten<br />

für den vorgesehenen Bau einer Behelfsbrücke<br />

und den Abriss bzw. Neubau der<br />

Freybrücke? Für welchen Zeitraum wird<br />

der Verkehrsfluss zwischen Spandau<br />

und der City über die Heerstraße insgesamt<br />

beeinträchtigt sein?<br />

Antwort zu 8: Voraussichtlich im IV. Quartal<br />

<strong>2012</strong> wird mit der Errichtung dieser<br />

Behelfsbrücke begonnen werden. Die<br />

Fertigstellung des Brückenneubaus ein-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 45<br />

schließlich Rückbau der Behelfsbrücke<br />

wird nach gegenwärtiger Planung 2015<br />

sein.<br />

Frage 9: In welchem Maße wird die Verkehrsleistung<br />

der Heerstraße voraussichtlich<br />

während der Arbeiten an der<br />

Behelfsbrücke bzw. der Freybrücke eingeschränkt<br />

sein und welche Beeinträchtigung<br />

für den ÖPNV bzw. den privaten<br />

Verkehr wird erwartet?<br />

Antwort zu 9: Um eine adäquate Verkehrsabwicklung<br />

während der Bauzeit<br />

sicherzustellen, wird eine Umfahrung<br />

nördlich der bestehenden Brücke eingerichtet.<br />

Diese Behelfsbrücke erhält insgesamt<br />

vier Fahrstreifen: zwei stadteinwärtsführende<br />

und zwei stadtauswärtsführende<br />

Fahrspuren wie die vorhandene<br />

Bestandsbrücke. Dennoch können kurzfristige<br />

Beeinträchtigungen des Verkehrs<br />

aus der Bautätigkeit nicht ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Frage 10: Welche Verlagerungen der Verkehrsströme<br />

der Heerstraße erwartet der<br />

Senat während der Abriss- bzw. Neubauphase?<br />

Antwort zu 10: Keine wesentlichen und<br />

planmäßigen Verlagerungen der Ver-<br />

kehrsströme, außer über die Behelfsumfahrung.<br />

Frage 11: Wie soll nach aktuellem Planungsstand<br />

die Verkehrsabwicklung<br />

während der Arbeiten an der Freybrück<br />

erfolgen?<br />

a) Wie viele Fahrspuren werden auf der<br />

Heerstraße für jede Fahrtrichtung zur<br />

Verfügung stehen und wird die Spurenanzahl<br />

je Richtung entsprechend dem<br />

Verkehrsaufkommen anpassbar sein?<br />

b) Über welche Verkehrswege soll eine<br />

Umfahrung der Freybrücke bzw. der<br />

Heerstraße erfolgen? Wie und wo werden<br />

die Autofahrer hierüber in den<br />

Medien und vor Ort informiert?<br />

c) Welche Maßnahmen planen der Senat<br />

bzw. die BVG, um auch für den Zeitraum<br />

der Bauarbeiten eine attraktive ÖPNV-<br />

Verbindung von Spandau in die Innenstadt<br />

zu gewährleisten?<br />

d) Welche Möglichkeiten zur Unterstützung<br />

eines leistungsfähigen ÖPNV-<br />

Angebotes bietet die Einrichtung einer<br />

Busfahrspur auf der Behelfsbrücke und<br />

ist eine solche geplant, bzw. wenn nein,<br />

warum nicht?<br />

Fachlich fit mit Beuth: Wir haben die passende Literatur!<br />

Ab 1. Juli gelten die Eurocodes<br />

Bauaufsichtliche Einführung – keine Übergangsfrist<br />

Kommentare Normen-Handbücher<br />

Praxisbücher<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Antwort zu 11:<br />

a) Auf der Behelfsbrücke stehen wie auf<br />

dem Bestandsbauwerk 2 Fahrspuren für<br />

jede Fahrtrichtung zur Verfügung. Eine<br />

Anpassung der Spurenanzahl im Umfahrungs-/Brückenbereich<br />

ist nicht vorgesehen.<br />

b) Über die Behelfsumfahrung. Informationen<br />

erfolgen über die übliche Pressemitteilung<br />

vor Baubeginn.<br />

c) Es sind keine über den Bestand hinausgehenden<br />

Maßnahmen geplant.<br />

d) Die Behelfsbrücke ist ca. 143 m lang.<br />

Die Errichtung einer Busfahrspur würde<br />

für den restlichen Verkehr eine 50% Einschränkung<br />

bedeuten, darum wird diese<br />

- wie im Bestand - nicht veranlasst.<br />

<strong>Berlin</strong>, den 18. April <strong>2012</strong><br />

In Vertretung<br />

Christian Gaebler<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Umwelt<br />

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am<br />

20. April <strong>2012</strong>)<br />

Über<br />

50<br />

Fachtitel<br />

≤≥<br />

Umfassende Informationen zu allen Publikationen unter: www.beuth.de/eurocode


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 46<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Friedrich II, König von Preußen und das Bildungssystem<br />

Wir begehen in diesem Jahr den 300.<br />

Geburtstag von Friedrich II König von<br />

Preußen (24.1.1712 bis 17.8.1786).<br />

Schnell waren wir uns im <strong>Baukammer</strong>ausschuss<br />

Denkmalschutz einig, dass<br />

wir anlässlich dieses Jubiläums zu ausgewählten<br />

„Friedrich Themen“ im <strong>Baukammer</strong>heft<br />

veröffentlichen wollen.<br />

Es gehört zu den allgemein bekannten<br />

Verdiensten Friedrichs, dass er das preußische<br />

Bildungssystem reformiert und<br />

hunderte von Schulen hat bauen lassen.<br />

Die sich nun anschließende Recherche<br />

gab jedoch Anlass, seine Verdienste differenziert<br />

zu betrachten.<br />

Als einer der wichtigsten Förderer des<br />

Schulwesens in deutschen Landen verordnete<br />

am 28. Oktober 1717 der preußische<br />

König Friedrich Wilhelm – also<br />

Friedrichs Vater – das „Edikt zur allgemeinen<br />

Schulpflicht“. „Wir vernehmen<br />

missfällig und wird verschiedentlich von<br />

denen Inspectoren und Predigern bey<br />

Uns geklaget, dass die Eltern, absonderlich<br />

auf dem Lande, in Schickung ihrer<br />

Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen,<br />

und dadurch die arme Jugend in<br />

grosse Unwissenheit, so wohl was das<br />

lesen, schreiben und rechnen betrifft, als<br />

auch in denen zu ihrem Heyl und Seligkeit<br />

dienenden höchstnötigen Stücken auffwachsen<br />

laßen.“[A]<br />

46 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Dipl.-Ing. Sven Cordewinus<br />

Zu dieser Zeit (1717) gab es in Preußen<br />

nur 320 Dorfschulen. Am Ende der<br />

Regierungszeit König Friedrich Wilhelms<br />

im Jahr 1740 war die Anzahl der Schulen<br />

bereits auf 1480 angestiegen [A]. Es ist<br />

nicht davon auszugehen, dass es sich<br />

tatsächlich um mehr als 1000 Schulneubauten<br />

handelte. Obwohl der König das<br />

Baumaterial kostenlos zur Verfügung<br />

stellte, wurden im überwiegenden Teil<br />

der Landgemeinden vorhandene Räumlichkeiten<br />

für den Schulbetrieb genutzt.<br />

Eine effiziente und ordnungsgemäße<br />

Verwaltung, Steuererhebung und Militärorganisation<br />

ist nur möglich, wenn alle<br />

Beteiligten (Bürger, Bauern und Verwaltung)<br />

lesen und schreiben können. Daher<br />

sollte jedes Kind (nicht nur Jungen sondern<br />

auch Mädchen) am Ende der Schulzeit<br />

lesen und schreiben sowie den Katechismus<br />

auswendig können. (Katechismus:<br />

Handbuch zur Unterweisung in<br />

christlichen Fragen)<br />

Zu seinem Regierungsantritt 1740 konnte<br />

Friedrich II daran anknüpfen und die<br />

Bemühungen seines Vaters fortsetzen.<br />

In einem Edikt vom 13.10.1740 erließ er:<br />

„…wie in Preußen verschiedene Leute<br />

sich in dem Sinn kommen ließen, als ob<br />

es nunmehr bei dem Kirchen-, Universitäts-<br />

und Schulwesen wieder auf den<br />

alten unordentlichen Fuß komme - alle<br />

Abb 1 „Preußischer Schulmeister“ Johann Peter Hasenclever, Öl, 1846 [A]<br />

von seines in Gott ruhenden Herrn Vaters<br />

Majestät in Schulsachen erlassenen<br />

Befehle und Reglements, daß selbige in<br />

der völligen Kraft, Autorität und Verbindlichkeit<br />

sein und bleiben sollten.“ (1) S.<br />

10.<br />

In diesem Sinne ermahnte der König am<br />

29.10.1741 seine Adligen und erinnerte<br />

sie an die „Pflicht … sich der Schulen in<br />

ihren Dörfern mit Eifer anzunehmen“ Er<br />

befahl „… daß in der Zeit von einem halben<br />

Jahr die nötigen Schulen in den adligen<br />

Dörfern gebaut sein sollten“. (1) S.9<br />

Er ordnete strenge Kontrollen durch seine<br />

Amtshauptleute an, die entsprechende<br />

Nachweise zu fordern hatten. Es half<br />

nichts. Der Befehl wurde bis auf wenige<br />

Ausnahmen einfach ignoriert. Die Schlesischen<br />

Kriege (1740 - 42, 1744/45)<br />

erforderten andere Prioritäten.<br />

Die eingerichteten Schulen waren – wir<br />

würden heute sagen – „chronisch unterfinanziert“.<br />

Für den Betrieb der Schulen<br />

waren auf den Adelsgütern die Adligen<br />

und nur auf den landeseigenen Domänengütern<br />

der Staat verantwortlich.<br />

Die Bezahlung der Schuldiener (Lehrer)<br />

war schlecht und reichte nicht zum Überleben.<br />

Die Ausübung von Nebenerwerben<br />

war überlebensnotwendig und<br />

üblich. Die Schulmeister waren oftmals<br />

gleichzeitig Küster, Schneider und/oder<br />

sie züchteten Seidenraupen oder Ziegen<br />

(im Volksmund die „Beamtenkuh“). Die<br />

Unterkunft erfolgte meistens im Schulhaus<br />

– oft in Kombination als Schul- und<br />

Bethaus mit kleinem angegliedertem<br />

Stall. Das Gemälde des Johann Peter<br />

Haase von 1846 zeigt im Stil der Romantik<br />

wie man sich den Schulbetrieb im 18.<br />

Jahrhundert vorstellen muss.<br />

Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges<br />

(1756 – 63) widmete sich Friedrich<br />

wieder dem Schulsystem. Während des<br />

Krieges bemerkte er, dass die „sächsischen<br />

Bauern meißt gebildeter und<br />

gewandter wären als die brandenburgischen“<br />

(2) S. 497 und schrieb dies dem<br />

besseren Unterricht zu.<br />

In der Einleitung des General=Landschul=Reglement<br />

vom 12.8.1763 stellte<br />

Friedrich fest „Demnach Wir zu Unserem<br />

höchsten Missfallen selbst wahrgenommen,<br />

daß das Schulwesen und die Erziehung<br />

der Jugend auf dem Lande bisher in


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 47<br />

äußersten Verfall geraten und Insonderheit<br />

durch die Unerfahrenheit der mehresten<br />

Küster und Schulmeister die jungen<br />

Leute auf den Dörfern in Unwissenheit<br />

und Dummheit aufwachsen: so ist es<br />

unser so wohlbedachter als ernster Wille,<br />

daß das Schulwesen auf dem Lande in<br />

allen unseren Provinzen auf einen besseren<br />

Fuß als bishero gesetzet und verfasset<br />

werden soll…“ (1) S. 113<br />

Der allgemeine schlechte Bildungsstand<br />

der Schulmeister wurde zwar durch ihn in<br />

vielen seiner Schriften beklagt, gleichzeitig<br />

ist jedoch festzuhalten, dass auf<br />

Betreiben Friedrichs auch aus Kostengründen<br />

viele der Schulmeisterstellen<br />

mit ehemaligen meist invaliden Soldaten<br />

besetzt wurden. Für gut gebildete Schulmeister<br />

(Lehrer) bzw. deren Ausbildung<br />

stand nur sehr wenig Geld zur Verfügung.<br />

Auch wollte er es mit der Bildung natürlich<br />

nicht übertreiben. In einem Kabinettschreiben<br />

an den Etatsminister von<br />

Zedlitz vom 5.9.1779 formulierte er: „es<br />

ist auf dem platten Land genug, wen sie<br />

ein bisgen lesen und schreiben lernen,<br />

wissen sie aber zu viel, so laufen sie in die<br />

Städte und wollen Secretairs oder so was<br />

werden; deshalb muß man auf’m platten<br />

Lande den Unterricht so einrichten, dass<br />

sie das Nothwendige, was zu ihrem Wissen<br />

nöthig ist lernen, aber auch in der Art,<br />

dass die Leute nicht aus den Dörfern<br />

weglaufen, sondern hübsch da bleiben.“<br />

(1) S.170<br />

Uns mag heute verwundern, dass es keine<br />

konkreten Bauvorschriften für Schulgebäude<br />

gab. In einer Art Durchführungsverordnung<br />

zum General=Landschul=Reglement<br />

für die katholischen<br />

Länder fordert er „...bei der Erbauung<br />

neuer Schulhäuser soll darauf gehalten<br />

werden, daß für den Unterricht eine<br />

abgesonderte, lichte und nach der Zahl<br />

der Kinder proportionierte Schulstube<br />

vorhanden ist“ (1) S. 19.<br />

Die Realität wird wohl anders ausgesehen<br />

haben. Von den Neubauten abgesehen<br />

wurde der Schulbetrieb zu großen<br />

Teilen in vorhandenen Baulichkeiten<br />

abgehalten. Vom Grauen Kloster in <strong>Berlin</strong><br />

(eine der ältesten höheren Schulen <strong>Berlin</strong>s)<br />

ist aus dieser Zeit eine Eingabe des<br />

Direktors Büsching an den König zum<br />

Zustand der Schulräume überliefert. „Die<br />

Klassen des Gymnasiums zum grauen<br />

Kloster liegen fast sieben Fuß tief in der<br />

Erde, sind wahre Keller, dunkel und<br />

Abb 3 Schulgebäude Reckahn 1773, Foto: eigenes Archiv<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

Abb 2 Schul- und Bethaus Wuschewier, Foto: Ziggybln-wikilo-vesmonuments, Wikipedia<br />

wegen des vielen Selphes für die Lehrer<br />

und Schüler höchst ungesund“ (1) S. 32<br />

Auch bei den wenigen Schulneubauten<br />

auf dem Lande hat sich an der Gestaltung<br />

und Einrichtung der Gebäude kaum<br />

etwas gegenüber der Amtszeit seines<br />

Vaters geändert. Sie waren meist einfache<br />

eingeschossige Fachwerkhäuser mit<br />

Lehmausfachung und Rieddächern und<br />

bestanden üblicherweise aus einem<br />

Schul- und Betsaal, einer Lehrerwohnung<br />

und dazugehörige Stallungen für<br />

Kleintiere und Bevorratung.<br />

Errichtet wurden sie bei den in Brandenburg<br />

vorherrschenden Angerdörfern in<br />

der Regel auf dem Anger – also dem<br />

gemeindeeigenem Zentrum des Dorfes -<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche.<br />

Nur selten wurden Steinhäuser<br />

errichtet.<br />

Im Oderbruch östlich von <strong>Berlin</strong> wo nach<br />

der Trockenlegung 1747 bis 1763 eine<br />

Vielzahl von Gebäuden errichtet wurden<br />

gibt es in Wuschewier ein Schul- und<br />

Bethaus von 1764 welches im ursprünglichen<br />

Zustand erhalten geblieben ist.<br />

(siehe Abb. 2) Das Gebäude kann nach<br />

Voranmeldung beim Evangelischen<br />

Pfarramt Neutrebbin, Hauptstr. 77, Telefon:<br />

(033474) 3 05 für Gruppen besucht<br />

werden.<br />

Friedrich erkannte also schon frühzeitig<br />

die Notwendigkeit eines guten Bildungssystems.<br />

Es mangelte auch nicht an<br />

guten Vorsätzen und Einsichten. Leider<br />

fehlte ihm das nötige Geld seine guten<br />

Vorsätze gegen den häufigen Widerstand<br />

der adligen Grundbesitzer durchzusetzen.<br />

Es gab aber auch Grundbesit-<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 47


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 48<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

zer, die auf eigene Kosten in ihren Dörfern<br />

Schulen bauten und betrieben. So<br />

z.B. in Reckahn (südlich von Brandenburg/Havel).<br />

Hier errichtete 1773 Friedrich<br />

Ebert von Rochow für 900 Taler eine<br />

Schule und stattete diese mit einem<br />

„ausgebildeten, tüchtigen Lehrer“ (3)<br />

aus. In dem noch heute existierenden<br />

Gebäude befindet sich heute ein Schulmuseum,<br />

welche eine vollständige<br />

Schuleinrichtung um 1900 sowie viele<br />

interessante Bücher und Objekte zeigt.<br />

(Tel. 033835/ 608870, schulmuseum@tonline.de)<br />

Rückblickend bemerkte Friedrich am<br />

9.10.1772: „Je älter man wird, desto<br />

mehr wird man inne, wie sehr die Ver-<br />

Noch stehen sie und beleuchten Nacht<br />

für Nacht weite Teile des <strong>Berlin</strong>er Stadtgebietes<br />

mit ihrem klaren und natürlichen<br />

Licht: Die ca. 43.500 gasbetriebenen<br />

Straßenlaternen in ihren vier charakteristischen<br />

Grundtypen und zahlreichen<br />

Sonderformen, welche authentisch die<br />

Industrie- und Stilgeschichte vom ausgehenden<br />

19. Jahrhundert über die Neue<br />

Sachlichkeit bis zur Nachkriegsmoderne<br />

verkörpern. Ihre vollständige Beseitigung<br />

ist indes beschlossene Sache. Ab Juni<br />

<strong>2012</strong> soll ungeachtet der Proteste namhafter<br />

Kultur- und Denkmalschutzorganisationen<br />

und vieler Bürgerinnen und Bürger<br />

der systematische flächendeckende<br />

Abbau starten, beginnend mit der Anfang<br />

der 1950er Jahre in <strong>Berlin</strong> entwickelten<br />

sogen. Gas-Reihenleuchte.<br />

Im Februar <strong>2012</strong> hatte sich die europäische<br />

Kulturorganisation Europa Nostra in<br />

einem Schreiben an den Regierenden<br />

Bürgermeister von <strong>Berlin</strong>, Klaus Wowereit,<br />

gewandt und unter Verweis auf die<br />

herausragende historische Bedeutung<br />

der Gas-Straßenbeleuchtung ein Abbau-<br />

Moratorium und eine öffentliche Diskussion<br />

unter Einbeziehung von Kulturfachleuten<br />

gefordert. Gerade hinsichtlich der<br />

zunächst betroffenen Gas-Reihenleuchte<br />

weist Europa Nostra darauf hin, dass<br />

dieser Leuchtentyp allein durch die Tatsache,<br />

dass noch in der Zeit nach 1945<br />

eine Neuentwicklung gasbetriebener<br />

Straßenbeleuchtung erfolgte, historisch<br />

signifikant und daher schützenswert sei.<br />

In seiner Antwort, delegiert an Stadtent-<br />

48 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

nachlässigung der Jugenderziehung der<br />

bürgerlichen Gesellschaft schadet. Ich<br />

tue alles Mögliche, um diesem Übel<br />

abzuhelfen. Ich reformiere die Gymnasien,<br />

die Universitäten und selbst die<br />

Dorfschulen. Über 30 Jahre gehören<br />

dazu um Früchte zu sehen. Ich werde sie<br />

nicht genießen, aber ich werde mich darüber<br />

trösten in dem ich meinem Lande<br />

diesen bisher mangelnden Vorzug verschaffe.“<br />

(1) S.4<br />

So blieb noch fast 100 Jahre alles beim<br />

Alten. Erst nach der Reichsgründung<br />

1871 setzte mit dem Geld des gewonnenen<br />

Deutsch-Französischen Krieges und<br />

des darauf folgenden wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs in Deutschland ein einzig-<br />

<strong>Berlin</strong>s unbequemes Denkmal:<br />

Der Abbau der Gasbeleuchtung beginnt.<br />

Dipl.-Ing. Bertold Kujath<br />

Typisch <strong>Berlin</strong>:<br />

Die Gas-Reihenleuchte, einer der vier<br />

<strong>Berlin</strong>er Grundtypen der Gasbeleuchtung,<br />

hier mit neun Glühkörpern<br />

wicklungssenator Michael Müller, sagte<br />

dieser die Erhaltung öffentlicher Gasbeleuchtung”<br />

in einer Auswahl hochkarätiger<br />

Denkmalbereiche als Teil der historischen<br />

Ausstattung des Stadtbildes” zu,<br />

wobei alle in <strong>Berlin</strong> eingesetzten Leuchtentypen<br />

berücksichtigt würden.<br />

Zwar wurde dem Landesdenkmalamt<br />

tatsächlich zugestanden, gemeinsam mit<br />

Vertretern des Fördervereins Gaslicht-<br />

Kultur eine Schutzliste zunächst für die<br />

unmittelbar betroffenen Gas-Reihenleuchten<br />

zu erarbeiten. Allerdings gab es<br />

derart restriktive zahlenmäßige Auflagen,<br />

dass eine angemessene Berücksichtigung<br />

denkmalsrelevanter Sachverhalte<br />

nicht möglich war. Selbst diese unter<br />

Auflagen entstandene Schutzliste wurde<br />

von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

nochmals um die Hälfte reduziert.<br />

Damit sind auch die Möglichkeiten<br />

artiges Schulbauprogramm ein, dessen<br />

Ergebnis noch heute unsere Schulgebäudelandschaft<br />

prägt.<br />

Quellen:<br />

(1) Dr. Meyer, Jürgen Bona (Herausgeber):<br />

„Friedrich des Großen Pädagogische<br />

Schriften und Äußerungen…,“ Hermann<br />

Beyer und Söhne, Langensalza 1885<br />

(2) Chauber, Theobald: „Friedrich der Grosse“,<br />

Scheibles Buchhandlung, Stuttgart<br />

1834<br />

(3) M. Alert, O.-G. Beckmann, „Museumsführer<br />

Reckahn“ Schmidt-Römhild Verlagsgesellschaft<br />

mbH Brandenburg (o.J.)<br />

Internetquellen:<br />

[A] http://www.preussen-chronik.de<br />

für spätere Schutzlisten der übrigen Gasleuchtentypen<br />

von vornherein begrenzt,<br />

da es um den Erhalt zusammenhängender<br />

Beleuchtungsensembles geht. Von<br />

stadtbildprägender Wirkung der Gasbeleuchtung<br />

bliebe auf diese Weise nichts<br />

mehr übrig.<br />

Das von den Kulturverbänden geforderte<br />

Moratorium gibt es nicht. Im Gegenteil:<br />

Auf einer Pressekonferenz am 14.5.<strong>2012</strong><br />

stellte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

konkrete Straßenlisten mit<br />

den Zeiträumen für den Gasleuchtenabbau<br />

vor. Danach soll ausgerechnet in<br />

Straßen mit der höchsten Priorität aus<br />

der ursprünglichen Schutzliste des Landesdenkmalsamtes<br />

begonnen werden,<br />

etwa am Haselhorster Damm, der kom-<br />

Neue Elektrolaterne (links) mit deutlich<br />

anderer Lichtfarbe als die Gaslaterne<br />

(rechts)


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 49<br />

Lebendige Geschichte:<br />

erstes Reihenleuchtenmodell noch mit<br />

Leitereisen vor historischem Gasbehälter<br />

Fotos:<br />

Bertold Kujath – Gaslicht-Kultur e.V.<br />

plett durch ein denkmalgeschütztes<br />

Siedlungsensemble verläuft. Und mit der<br />

Windscheidt- und Holtzendorffstraße<br />

wurden in zwei Straßen, die Bestandteil<br />

der bei in- und ausländischen Touristen<br />

sehr gefragten Gaslichttour des Vereins<br />

Gaslicht-Kultur sind, die Abrissarbeiten<br />

sogar noch um ein Jahr vorverlegt. Kultur-<br />

und Bürgervereine waren zu dieser<br />

Pressekonferenz übrigens nicht zugelassen.<br />

Um endlich den Gasbeleuchtungsabbau<br />

mit einer breiten Öffentlichkeit zu diskutieren,<br />

veranstalteten die Deutsche Stiftung<br />

Denkmalschutz und der Denkmalpflegeverein<br />

Denkmal an <strong>Berlin</strong> am<br />

21.05.<strong>2012</strong> eine Podiumsdiskussion, an<br />

der jeweils ein Vertreter der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung, des Landesdenkmalamts<br />

<strong>Berlin</strong>, des Landesdenkmalrats<br />

<strong>Berlin</strong>, des Bürgervereins<br />

Frohnau und des Vereins Gaslicht-Kultur<br />

beteiligt waren. Hier wurde deutlich, dass<br />

im Regelfall weißes Licht aus Leuchtstoffröhren<br />

das traditionelle Gaslicht<br />

ersetzen soll. Denn die vielgerühmte LED<br />

Technologie wird aus Kostengründen nur<br />

in Einzelfällen eingesetzt. Hinsichtlich<br />

der ökologischen Begründung des Gasleuchten-Abbaus<br />

forderte der Vertreter<br />

des Landesdenkmalrates Nikolaus Bernau<br />

eine ökologische Gesamtbilanz, in<br />

die Ressourcenverbrauch und Emission<br />

von Neuproduktion und Baustellenverkehr<br />

ebenso einzubeziehen seien wie die<br />

Auswirkungen der weiteren Zunahme<br />

elektrischen Lichts. Was die Kostenberechnungen<br />

betrifft, so ist das Einsparpotenzial<br />

durch die Elektrifizierung ebenso<br />

wie ihre Amortisation strittig. Dass die<br />

Ersatzteilversorgung für Gasleuchten<br />

schwierig sei, wie behauptet, entbehrt<br />

jeder Grundlage. Die zurzeit laufende<br />

vollständige Rekonstruktion der historischen<br />

Gasbeleuchtung in der Prager<br />

Innenstadt erfolgt mit Bauteilen und<br />

technischem Knowhow einer Firma aus<br />

<strong>Berlin</strong>. Lediglich die Glühkörper müssen<br />

derzeit importiert werden, wobei eine<br />

solche Produktion durchaus auch wieder<br />

in <strong>Berlin</strong> angesiedelt werden kann - den<br />

entsprechenden politischen Willen vorausgesetzt.<br />

Eine Produktion spezieller<br />

Bauteile nur für den Bedarf des Denkmalbereichs<br />

zu betreiben, sei durchaus<br />

üblich, so Nikolaus Bernau vom Landesdenkmalrat.<br />

Noch besitzt <strong>Berlin</strong> mit seiner Gas-Straßenbeleuchtung<br />

einen Schatz mit Potential<br />

zum Welterbe, den es hüten sollte<br />

und für dessen Weiterentwicklung, so<br />

Elisabeth Ziemer, stellvertretende Vorsitzende<br />

von Denkmal an <strong>Berlin</strong> e.V., auch<br />

Barbaren haben immer die Sachlogik auf<br />

ihrer Seite. Der <strong>Berlin</strong>er Senat hat<br />

beschlossen, die überkommenen Gaslaternen<br />

der Stadt sukzessive durch elektrische<br />

Lampen zu ersetzen – weil ihre<br />

Wartung weniger koste, weil auch Strom<br />

billiger sei als Gas, weil schließlich die<br />

Energieausbeute und also die Ökobilanz<br />

besser seien. Das Geld und die Umwelt,<br />

das sind die harten Argumente für die<br />

Politiker unserer Tage; mit Ästhetik, Tradition<br />

oder gar sentimentalen Werten<br />

kann man ihnen nicht kommen.<br />

Das sanfte Gaslicht, das sich in der Dämmerung<br />

mit feinem Sirren einschaltet und<br />

im Betrieb von jenem leisen Zischen<br />

begleitet wird, das in der Literatur des 19.<br />

Jahrhunderts so oft beschrieben wurde,<br />

ist der letzte Ausweis der untergegangenen<br />

Metropolenkultur Europas. Muss<br />

man <strong>Berlin</strong>er sein, um sein Verschwinden<br />

als Schaden für das Stadtbild, als Heimatverlust,<br />

als letzte brutale Modernisierung<br />

im Geiste einer technokratischen<br />

Zukunft zu empfinden? Schneeflocken,<br />

wenn sie im Gaslicht tanzen, verwandeln<br />

sich in goldenen Sternenstaub, Regentropfen<br />

bekommen einen Kometenschweif.<br />

Und die banalen Fassaden,<br />

denen Krieg und Nachkrieg den<br />

Schmuck geraubt haben, gewinnen noch<br />

einmal die Illusion von Pilastern, steiner-<br />

Lebendiges Licht<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

zu forschen lohne. Und dabei geht es<br />

nicht nur um einzigartige Laternen. Die<br />

Gas-Straßenbeleuchtung ist Bestandteil<br />

eines industrie-historischen Erbes, das<br />

bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht und<br />

aus dessen Frühzeit, als <strong>Berlin</strong> eines der<br />

Zentren der europäischen Gasversorgungsindustrie<br />

war, noch weitere gasindustrielle<br />

Einrichtungen wie Gasbehälter<br />

und Verwaltungsgebäude existieren. Die<br />

Vereine Denk-mal-an-<strong>Berlin</strong> und Gaslicht-Kultur<br />

haben deshalb eine Online-<br />

Petition gestartet, die von allen namhaften<br />

Kulturorganisationen wie Europa<br />

Nostra, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />

oder auch der <strong>Baukammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> unterstützt wird. Die Petition richtet<br />

sich gegen den geplanten nahezu<br />

vollständigen Abriss der <strong>Berlin</strong>er Gas-<br />

Straßenbeleuchtung und kann unter<br />

www.Gaslicht-ist-<strong>Berlin</strong>.de unterzeichnet<br />

werden.<br />

Der <strong>Berlin</strong>er Senat will die Gaslaternen abbauen.<br />

Jens Jessen<br />

Foto: Traichel<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 49


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 50<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

nen Girlanden und Karyatiden. Als Kind<br />

konnte man sich den Spaß machen, mit<br />

dem Fuß gegen den Laternenmast zu<br />

treten; die Erschütterung löschte die<br />

Flamme. Es war etwas Verletzliches und<br />

Lebendiges um das Gaslicht, das dem<br />

nächtlichen Flaneur das Gefühl gab, er<br />

sei nicht allein.<br />

Das Barbarische an dem Technokratenbeschluss<br />

besteht in der Meinung, es<br />

gehe im Leben um Funktionalität allein.<br />

Im öffentlichen wie im privaten Leben<br />

geht es aber nicht darum, dass alles so<br />

perfekt und billig, so wartungsarm und<br />

schadstofffrei wie möglich funktioniert.<br />

Ein solches Leben ist kein menschliches<br />

Leben. Der Mensch selbst ist nicht per-<br />

• Herr Traichel, die <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Baukammer</strong> ist gegen Pläne<br />

des Senats, die historischen<br />

Gaslaternen in der<br />

Hauptstadt abzureißen und<br />

durch Elektroleuchten zu<br />

ersetzen. Damit befindet sie<br />

sich in guter Gesellschaft<br />

mit Vereinen wie »Pro Gaslicht«<br />

und »Denk mal an<br />

<strong>Berlin</strong>«. Wird <strong>Berlin</strong> bei so<br />

viel Expertenschelte ein<br />

Licht aufgehen?<br />

Die <strong>Baukammer</strong> steht den Plänen des<br />

<strong>Berlin</strong>er Senats, die rund 44 000 Gaslaternen<br />

abzuschaffen, durchaus kritisch<br />

gegenüber. Wir halten diese Beleuchtung<br />

für einzigartig. Dass der Senat auf die Kritik<br />

nicht eingeht, mag daran liegen, dass<br />

ihm Argumente fehlen, den Abriss der<br />

Gasleuchten begründen zu können.<br />

• Weshalb sollten diese Straßenlaternen<br />

erhalten bleiben?<br />

Diese Fülle von verschiedenartigen Gasleuchten<br />

ist ein kulturelles Erbe der<br />

Stadt. Sie sind einzigartig in Deutschland<br />

und, so viel ich weiß, sogar in Europa.<br />

50 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Gaslicht aus in <strong>Berlin</strong>?<br />

Dr. Peter Traichel<br />

fekt, nicht billig, nicht wartungsarm und<br />

auch nicht schadstofffrei – und seine<br />

Stadt muss es auch nicht sein. Die Stadt<br />

muss ihm Heimat geben, und dazu<br />

gehört, dass sie nicht tüchtiger auftritt als<br />

er selbst. Sie soll ihn nicht übertrumpfen.<br />

Und wenn der Zufall es will, dass eine<br />

untüchtige Technik von gestern noch existiert,<br />

die dem Menschen schmeichelt,<br />

anstatt ihn zu demütigen, dann muss dieser<br />

Zufall als historischer Glücksfall<br />

erhalten werden. Sollen doch die Politiker<br />

an ihrer eigenen Wartungsarmut und<br />

Schadstofffreiheit arbeiten – aber ihre<br />

Technokratenfinger von unserem guten,<br />

alten, untüchtigen <strong>Berlin</strong> lassen!<br />

Obendrein erlangten sie vor<br />

kurzem eine neue Aktualität.<br />

Bis zur Umweltkatastrophe<br />

in Fukushima ging<br />

man ja davon aus, dass<br />

Strom immer und mehr<br />

oder weniger preiswert zu<br />

haben ist. Das hat sich mit<br />

Fukushima schlagartig<br />

geändert.<br />

Jetzt gibt es eine ganz neue<br />

Sichtweise. Ich glaube<br />

nicht, dass der Senat diese<br />

Sichtweise in seine Überlegungen einbezogen<br />

hat.<br />

Vielleicht will er sie auch nicht einbeziehen.<br />

Wir wollen vorbildlich sein, gehen<br />

weg vom Atomstrom, gehen weg vom<br />

Braunkohlestrom. Damit sind wir zwingend<br />

auf alternative Energien angewiesen.<br />

Für mich ist es unbegreiflich, nun<br />

den funktionierenden, mit dem Naturprodukt<br />

Gas betriebenen Laternenbestand<br />

abzureißen.<br />

• Die Stadt verweist auf enorme Einsparungen<br />

nach Umstellung auf Elektrifizierung.<br />

Ist das kein Argument?<br />

Ich kann nicht erkennen, wie sich diese<br />

Einsparungen errechnen. Die Umrüstung<br />

von Gas auf Strom soll rund 170 Millionen<br />

Euro kosten. Es gibt Berechnungen<br />

aus Düsseldorf und Frankfurt am Main,<br />

wonach beim Abriss 11 000 Euro Kosten<br />

pro Gaslaterne entstehen. <strong>Berlin</strong> geht<br />

meines Wissens von 3 000 bis 4 000 Euro<br />

aus. Das halte ich für sehr untersetzt.<br />

Obendrein müssten 2 750 Straßen in<br />

<strong>Berlin</strong> aufgerissen und neu verkabelt<br />

werden. In die alten Kandelaber können<br />

nicht einfach neue Leitungen gelegt werden.<br />

• Sie warnen als <strong>Baukammer</strong> davor, diese<br />

Gaslaternen als weltweit einmaliges<br />

kulturelles Erbe auf Spiel zu setzen. Es<br />

soll sogar geprüft werden, ob die historischen<br />

Leuchten ins UNESCO-Weltkulturerbe<br />

aufgenommen werden.<br />

Vor etwa zweieinhalb Jahren versuchte<br />

man in Düsseldorf einen Antrag zu stellen,<br />

die dortige Gasbeleuchtung als Weltkulturerbe<br />

zu klassifizieren. Dieser<br />

Antrag ist aber wohl in der Düsseldorfer<br />

Verwaltung versandet und nie weiter<br />

behandelt worden. Wir in <strong>Berlin</strong> sind mit<br />

diesem Thema ebenso vertraut wie die<br />

Stiftung Denkmalschutz. Es wird wohl in<br />

dieser Richtung daran gearbeitet.<br />

• Das dauert aber?<br />

Dass sich da kurzfristig etwas tut,<br />

bezweifle ich. Den ersten Schritt sollten<br />

aber wir in <strong>Berlin</strong> tun. Wir reden hier<br />

immer nur von den Kosten und gehen nie<br />

auf das kulturelle Erbe ein, das die Stadt<br />

übernommen hat. Seit 1826 gibt es in<br />

<strong>Berlin</strong> Gaslaternen, und die Stadt hat<br />

auch eine Verantwortung, diesen touristischen<br />

Magneten zu bewahren. Hier ist<br />

auch das Engagement des <strong>Berlin</strong>er Landesdenkmalamtes<br />

gefragt.<br />

Quelle:<br />

Neues Deutschland vom 13. April <strong>2012</strong>,<br />

Fragen: Andreas Heinz


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 51<br />

<strong>Berlin</strong>er Gaslaternenberechnung am Beispiel einer Gas-Reihenleuchte<br />

Stand: 16.05.<strong>2012</strong> – Verbrauchsvergleich<br />

Jahres-Verbrauch eines kWh/a CO2 in kg/a<br />

Einfamilienhauses, 100qm, schlecht gedämmt, 300kWh/qm/a<br />

Mehrfamilienhaus, 100qm, Altbau,<br />

30.000 7.410<br />

<strong>Berlin</strong>er Standard, energetisch unsaniert, 250kWh/qm/a 25.000 6.175<br />

Großwagen (SUV), Diesel, 15.000 km/a, 10 Liter/100km, 1.500 Liter/a<br />

Reihenmittelhaus, 100qm,<br />

17.700 4.372<br />

ungedämmter Durchschnitt in <strong>Berlin</strong>, neue Heizung, 160kWh/qm/a 16.000 3.952<br />

Einfamilienhaus, 100qm, nach EnEV, 100kWh/qm/a 10.000 2.470<br />

Kleinwagen, Benzin, 15.000 km/a, 6 Liter/100km, 900 Liter/a 9.990 2.468<br />

KfW-55-Haus, 100qm, 55kWh/qm/a 5.500 1.359<br />

Passivhaus, 100qm, 40kWh/qm/a 4.000 2.732<br />

Gas-Reihenleuchte <strong>Berlin</strong> (1400W Nennleistung) 6.745 1.666<br />

Elektro-Straßenleuchte (Standard, 130W Nennleistung) 1.480 1.011<br />

Elektro-Straßenleuchte (LED, 73W Nennleistung) 831 568<br />

Prinzipiell bewegt sich der Jahresverbrauch<br />

einer einzelnen Gasleuchte in der<br />

Größenordnung des Gesamtverbrauches<br />

eines freistehenden 100qm Einfamilienhauses<br />

nach KfW 55-Standard,<br />

sogar gut 10-20% darüber.<br />

Frage bei allem Erhaltungswillen sei an<br />

dieser Stelle, ob wirklich das Gaslicht<br />

Leserzuschrift<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

bezüglich unserer schönen Gaslaternen habe ich allem Erhaltungswillen zum Trotz eine<br />

Ökobilanz aufgestellt, wonach leider diese historische Beleuchtung nicht so gut<br />

abschneidet.<br />

Mit dem Rundschreiben VI D Nr. 39 /<br />

2011 vom 21. März 2011 sind bereits<br />

Informationen zur bauaufsichtlichen Einführung<br />

der Eurocodes gegeben worden.<br />

Seit dem 1. Quartal 2011 können die<br />

Eurocodes im Vorgriff auf die bauaufsichtliche<br />

Einführung im Sinne einer<br />

gleichwertigen Lösung gemäß § 3 Abs. 3<br />

BauO Bln abweichend von den bisher<br />

geltenden Technischen Baubestimmungen<br />

für die Planung, Bemessung und<br />

Ausführung von baulichen Anlagen<br />

angewendet werden.<br />

Mit der Neuausgabe der Ausführungs-<br />

das entscheidende erhaltenswerte Kriterium<br />

sei, oder ob vielmehr die Laterne für<br />

sich im Stadtbild geschützt werden sollte.<br />

Das Licht ließe sich sicherlich an moderne<br />

Technik formen und anpassen, die<br />

Laternentypen sind meiner Ansicht nach<br />

schützungsbedürftiger, weil diese für<br />

vorschriften Liste der Technischen Baubestimmungen<br />

(AV LTB), die am 1. Juli<br />

<strong>2012</strong> in Kraft tritt und mit der die Muster-<br />

Liste der Technischen Baubestimmungen<br />

- Fassung Dezember 2011 umgesetzt<br />

wird, werden die bisher bekannt<br />

gemachten „alten“ deutschen Planungs-<br />

, Bemessungs- und Ausführungsnormen<br />

durch die europäischen Normen – Eurocodes<br />

– ersetzt. Aufgrund des Beschlusses<br />

der zuständigen Fachkommission<br />

Bautechnik der Bauministerkonferenz<br />

werden - wie auch in den anderen Bundesländern<br />

- keine Übergangsfristen<br />

festgelegt.<br />

Denkmalschutz und -pflege / Recht<br />

sich einen historischen “Einrichtungsgegenstand”<br />

im Stadtbild darstellen und<br />

schwer durch moderne Formen ersetzbar<br />

wären.<br />

Folgende Aspekte sind aber auch zu<br />

berücksichtigen:<br />

Eine technische Umrüstung bestehender<br />

Gaslaternen auf Strom ist zwar generell<br />

nicht undenkbar, aber: – Der Charme<br />

des Stadtbildes geht durch nicht<br />

gewachsene Technik bei einer vollständigen<br />

Leuchtenerneuerung unweigerlich<br />

verloren<br />

– Gewohnte und lieben gelernte<br />

Beleuchtungsverhältnisse gehen<br />

–<br />

nicht nur verloren, sondern verändern<br />

das gesamte Stadtbild, insbesondere<br />

in den historischen Stadtvierteln der<br />

Gründerzeit<br />

Lichtverschmutzung der Atmosphäre<br />

durch zu viel Licht bzw. Ausleuchtung<br />

von modernen Leuchten ist zu bedenken<br />

– Bedrohung der innerstädtischen<br />

–<br />

Insektenlebensräume<br />

Die Touristen <strong>Berlin</strong>s lieben das<br />

(unperfekte) Erscheinungsbild als ein<br />

Gesamtbild, wozu immer schon die<br />

Laternen beigetragen haben.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dipl.-Ing. Peter-Henning Bigge<br />

Beratender Ingenieur<br />

Rundschreiben VI D Nr. 42/<strong>2012</strong> (Ergänzung zu Rundschreiben 39/2011)<br />

Bauaufsichtliche Einführung der Eurocodes –<br />

maßgebliche Zeitpunkte<br />

Im Verfahren nach § 63 BauO Bln ist der<br />

Zeitpunkt des Bauausführung maßgebend:<br />

Ab dem 1. Juli <strong>2012</strong> sind die<br />

bekannt gemachten Eurocode-Normteile<br />

anzuwenden.<br />

In den Verfahren nach §§ 64, 65 BauO<br />

Bln müssen die Konstruktionen zum<br />

Zeitpunkt der Erteilung der Baugenehmigung<br />

den geltenden Technischen<br />

Baubestimmungen entsprechen, d.h. ab<br />

dem 1. Juli <strong>2012</strong> den Eurocodes.<br />

Es bestehen aus Sicht der Obersten<br />

Bauaufsicht des Landes <strong>Berlin</strong> aber<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 51


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 52<br />

Recht<br />

genauso wenig Bedenken, wenn ab dem<br />

1. Juli <strong>2012</strong> bereits vor den oben genannten<br />

Terminen (für die Verfahren gemäß §§<br />

63 bis 65 BauO Bln) geplante und<br />

bemessene Konstruktionen nach den<br />

bisher bekannt gemachten „alten“ deutschen<br />

Normen ausgeführt werden. Eine<br />

Begründung oder ein „Nachweis" über<br />

die Art der Abweichung von Technischen<br />

Baubestimmungen oder über die Einhaltung<br />

des vorgegebenen Anforderungsniveaus<br />

ist nicht formalisiert, ebenso wenig<br />

wird eine Abweichung von Technischen<br />

Baubestimmungen „zugelassen“. Das<br />

bedeutet, dass Entwurfsverfasser und<br />

Bauausführende im Rahmen ihres Wir-<br />

52 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

kungskreises die Verantwortung dafür<br />

tragen, ob mit einer anderen Lösung in<br />

gleichem Maße die bauordnungsrechtlichen<br />

Anforderungen erfüllt werden.<br />

Will der Entwurfsverfasser oder der von<br />

ihm herangezogene Fachplaner bei der<br />

Planung und Bemessung Abweichungen<br />

von Technischen Baubestimmungen in<br />

Anspruch nehmen, sind diese Abweichungen<br />

im bautechnischen Nachweis<br />

gemäß § 67 BauO Bln anzugeben und zu<br />

begründen.<br />

Muss der bautechnische Nachweis bauaufsichtlich<br />

geprüft werden, beurteilt der<br />

Prüfingenieur für Standsicherheit bzw.<br />

Brandschutz im Rahmen seiner Prüfung,<br />

ob mit der gewählten anderen technischen<br />

Lösung im gleichen Maße die allgemeinen<br />

Anforderungen des § 3 Abs.1<br />

in Verbindung mit § 12 BauO Bln bzw. §<br />

14 BauO Bln erfüllt werden.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Im Auftrag<br />

T. Meyer<br />

Quellenhinweis:<br />

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen<br />

/bauaufsicht/de/rundschreiben.shtml<br />

Die Folgen und Konsequenzen der Einführung der Eurocodes<br />

für Ingenieure<br />

A. Die<br />

Ausgangssituation<br />

Gemäß § 3 Abs. 3<br />

MBO (Musterbauordnung;<br />

vgl.<br />

§ 3 Abs. 3 BauO<br />

Bln) haben u.a.<br />

die am Bau Beteiligten<br />

Ingenieure<br />

(insb. Tragwerksplaner<br />

und Prüfingenieure)<br />

bei<br />

der Erstellung<br />

ihrer Planung die von der Obersten Bauaufsichtsbehörde<br />

durch öffentliche<br />

Bekanntmachung als Technische Baubestimmungen<br />

eingeführten technischen<br />

Regeln zu beachten. Von den<br />

Technischen Baubestimmungen kann<br />

abgewichen werden, wenn mit einer<br />

anderen Lösung in gleichem Maße die<br />

allgemeinen Anforderungen an die<br />

öffentliche Sicherheit und Ordnung der<br />

Anlage nicht gefährdet wird (insb. im Hinblick<br />

auf Leben, Gesundheit und die<br />

natürlichen Lebensgrundlagen).<br />

In <strong>Berlin</strong> wird die Liste der Ausführungsvorschriften<br />

(AV LTB; aktuell i.d.F.v.<br />

23.02.2011) durch die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung als Oberste Bauaufsicht<br />

erlassen.<br />

Bis zum 30.06.<strong>2012</strong> sind nach dieser<br />

Vorschrift für den Tragwerksplaner und<br />

den Prüfingenieur die dort aufgeführten<br />

DIN maßgeblich (bspw. DIN 1045: Tragwerke<br />

aus Beton). Will der Tragwerkspla-<br />

von RA Prof. Dr. Hans Rudolf Sangenstedt und RA Lars Christian Nerbel<br />

RA Prof. Dr. Hans<br />

Rudolf Sangenstedt<br />

RA<br />

Lars Christian Nerbel<br />

ner seine Planung<br />

erfolgreich zur Genehmigungführen,<br />

hat er die DIN<br />

1055 zu beachten.<br />

Andernfalls<br />

weicht er von den<br />

Technischen Baubestimmungen<br />

ab<br />

und hat den oben<br />

bereits dargestellten<br />

Nachweis nach<br />

§ 3 Abs. 3 S. 3<br />

BauO Bln zu füh-<br />

ren, was regelmäßig mit erheblichem Aufwand<br />

und Kosten verbunden ist.<br />

Erstmalig mit Schreiben vom 25.08.2010<br />

(zuletzt mit Rundschreiben VI D Nr.<br />

39/2011) kündigte die Oberste Bauaufsicht<br />

in <strong>Berlin</strong> an, zum Stichtag<br />

01.07.<strong>2012</strong> die so genannten Eurocodes<br />

als bauaufsichtlich verbindlich einzuführen.<br />

Ab dem 01.07.<strong>2012</strong> gelten<br />

dann nicht mehr die bekannten DIN als<br />

für die Ingenieure verbindliche Technische<br />

Baubestimmungen, sondern jene<br />

Eurocodes.<br />

B. Was sind „Eurocodes“?<br />

Eurocodes sind europaweit vereinheitliche<br />

Bemessungsregeln in Bauwesen.<br />

Mit diesen einheitlichen Bemessungsregeln<br />

sollen technische Handelshemmnisse<br />

innerhalb der EU abgebaut und die<br />

Dienstleistungsfreiheit in Europa gefördert<br />

werden.<br />

Die Eurocodes werden von der CEN<br />

(Comité Européen de Normalisation), der<br />

Europäischen Normungsorganisation<br />

entwickelt, deren Mitglied u.a. das Deutsche<br />

Institut für Normung e.V. (DIN) ist.<br />

Entwickelt wurden bis dato insgesamt<br />

folgende 10 Eurocodes:<br />

• Eurocode 0:<br />

Grundlagen der Tragwerksplanung<br />

(EN 1990)<br />

• Eurocode 1:<br />

Einwirkungen auf Tragwerke<br />

(EN 1991)<br />

• Eurocode 2:<br />

Bemessung und Konstruktion von<br />

Stahlbeton- und Spannbetontragwerken<br />

(EN 1992)<br />

• Eurocode 3:<br />

Bemessung und Konstruktion von<br />

Stahlbauten (EN 1993)<br />

• Eurocode 4:<br />

Bemessung und Konstruktion von<br />

Verbundtragwerken aus Stahl und<br />

Beton (EN 1994)<br />

• Eurocode 5:<br />

Bemessung und Konstruktion von<br />

Holzbauten (EN 1995)<br />

• Eurocode 6:<br />

Bemessung und Konstruktion von<br />

Mauerwerksbauten (EN 1996)<br />

• Eurocode 7:<br />

Entwurf, Berechnung und<br />

Bemessung in der Geotechnik<br />

(EN 1997)<br />

• Eurocode 8:<br />

Auslegung von Bauwerken gegen<br />

Erdbeben (EN 1998)


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 53<br />

• Eurocode 9:<br />

Berechnung und Bemessung von Aluminiumkonstruktionen<br />

(EN 1999)<br />

Den 10 Eurocodes sind jeweils – so auch in Deutschland - 58<br />

nationale Anhänge zugeordnet. Diese Anhänge sollen sicherstellen,<br />

dass die Eurocodes in den Mitgliedsländern angewendet<br />

werden können.<br />

Die 10 Eurocodes nebst den 58 nationalen Anhängen werden im<br />

Sprachgebrauch Eurocodepakete genannt.<br />

Bereits im Jahre 2008 beschloss die CEN, dass die entwickelten<br />

Eurocodes bis zum März 2013 keine Überarbeitung erfolgen<br />

sollen, sodass eine Umsetzung der aktuell vorliegenden Eurocodes<br />

gewährleistet werden soll. Lediglich notwendige Änderungen<br />

und Berichtigungen dürfen bis zum März 2013 veröffentlich<br />

werden.<br />

C. Praxisprobleme in Bezug auf die Eurocodes<br />

Nahezu erwartungsgemäß existieren bereits vor dem Stichtag<br />

01.07.<strong>2012</strong>, an dem die Eurocodes zur Technischen Baubestimmung<br />

i.S.d. § 3 Abs. 3 BauO Bln werden, eine Vielzahl von Problemen<br />

und offenen Fragen, die bis dato ungelöst bzw. auf die<br />

der Gesetzgeber keine schlüssige Antwort zur Hand hat.<br />

I. Eurocodepakte noch unvollständig<br />

Dem CEN bzw. der DIN wird es nicht gelingen zum 01.07.<strong>2012</strong><br />

alle 58 nationalen Anhänge zu veröffentlichen und Ihnen damit<br />

allgemeine Gültigkeit zu verschaffen. Dies hat zur Konsequenz,<br />

dass die Eurocodes nicht als Gesamtpaket zum 01.07.<strong>2012</strong> zur<br />

Technischen Baubestimmung werden, sondern lediglich in Teilen.<br />

Eingeführt werden lediglich die Eurocodes 0 – 5 sowie 7 und 9.<br />

Die Eurocodes 6 (Mauerwerksbau) und 8 (Erdbeben) bzw. die<br />

jeweils zugehörigen nationalen Anhänge liegen noch nicht im so<br />

genannten Weißdruck (finale Version des Normenwerks) vor.<br />

Beide fehlenden Eurocodes (nebst nationaler Anhänge) sollen<br />

nach den Plänen des CEN in den nächsten Monaten im Weißdruck<br />

erscheinen und sodann, wie auch aktuell in Bezug auf die<br />

Eurocodes 0 -5, 7 und 9 geschehen, zunächst als gleichwertige<br />

Lösung i.S.d. § 3 Abs. 3 S. 3 BauO Bln neben den bekannten<br />

DIN-Normen zur Anwendung kommen.<br />

Dies hat zur Konsequenz, dass sich die Ingenieure zum Stichtag<br />

01.07.<strong>2012</strong> einem „Flickenteppich“ von europäischen (Eurocodes)<br />

und nationalen Normen (DIN-Normen) gegenübergestellt<br />

sehen, deren richtige Anwendung insbesondere für kleinere<br />

Büros im günstigsten Falle mit erheblichem Mehraufwand verbunden<br />

sein wird, im schlechtesten Falle ein mangelfreies Planen<br />

unmöglich macht.<br />

II. Eurocodes nicht ausgereift<br />

Die vom Ingenieur zum Stichtag 01.07.<strong>2012</strong> als Technische Baubestimmung<br />

zu beachtenden Eurocodes 0-5, 7 und 9 wurden<br />

offensichtlich „mit heißer Nadel“ gestrickt.<br />

Zwar wurden große Teile der Eurocodes und der zugehörigen<br />

nationalen Anhänge bereits vor mehreren Jahren als Weißdruck<br />

veröffentlicht. Allerdings mussten die Normgeber in der Folgezeit<br />

erkennen, dass die veröffentlichen Codepakete teilweise unverständlich<br />

und fehlerbehaftet waren, sodass eine große Anzahl<br />

von Änderungen und Berücksichtigen die notwendige Folge<br />

waren. Hervorzuheben ist hierbei exemplarisch der Warnvermerk<br />

des NA-Bau zum Eurocode 5 (DIN EN 1995-1-1:2005-12 –<br />

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4621<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 53


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:46 Uhr Seite 54<br />

Recht<br />

Bemessung und Konstruktion von Holzbauten),<br />

der zu erlassen war, da maßgebliche<br />

Werte zu günstig angesetzt wurden<br />

und hieraus konkrete Gefahren für Leib<br />

und Leben bei der Umsetzung der Norm<br />

drohten.<br />

Das DIN erstellte daraufhin ein „Berichtigtes<br />

Dokument“ mit Ausgabedatum<br />

2010-12, welches die bis dato vorliegenden<br />

Änderungen und Berichtigungen<br />

zusammenfasste. Seit dem ersten Quartal<br />

2011 in Teilen (bspw. Eurocode 2) als<br />

gleichwertige Lösung i.S.d. § 3 Abs. 3 S.<br />

3 BauO Bln von der Obersten Bauaufsichtsbehörde<br />

in <strong>Berlin</strong> anerkannt.<br />

Allerdings räumt auch die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung in <strong>Berlin</strong><br />

zuletzt mit Rundschreiben VI D Nr. 39/11<br />

v. 21.03.2011 ein, dass einige nationale<br />

Anhänge (bspw. zum Eurocode 1) – erst<br />

kurz vor dem 01.07.<strong>2012</strong> Weißdruckstatus<br />

erreichen werden. Es erscheint<br />

durchaus wahrscheinlich, dass insbesondere<br />

diese „nachgeschobenen“ Normen<br />

nicht frei von Unklarheiten und Fehlern<br />

sind, mit der Folge, dass mangelhafte<br />

Normen mit Wirkung zum 01.07.<strong>2012</strong><br />

zur Technischen Baubestimmung erhoben<br />

werden.<br />

Verunsicherungen und unüberschaubare<br />

Haftungsrisiken für die Ingenieure sind<br />

die Folge.<br />

III.Umsetzung der Eurocodes in der<br />

Praxis problematisch<br />

1. Softwareprobleme<br />

Da bis zum 01.07.<strong>2012</strong> die altbekannten<br />

DIN als Technische Baubestimmungen<br />

gelten, darüber hinaus die Eurocodes<br />

vielfältigen Überarbeitungen unterlagen<br />

und auch noch liegen, haben sich beispielsweise<br />

die Softwareentwickler nur<br />

äußerst zögerlich der Umsetzung der<br />

Eurocodepakete angenommen. Bei<br />

Ingenieuren bekannte und bewährte Statiksoftware<br />

wird erst seit kurzem mit<br />

Hochdruck angepasst. Die zwingende<br />

Folge des Zeitdrucks sind auch hier Programmierfehler<br />

und Updates.<br />

ithin ist nicht ausgeschlossen, dass zum<br />

01.07.<strong>2012</strong> dem Ingenieur nur solche<br />

Statiksoftware zur Verfügung steht, die<br />

im Hinblick auf die Umsetzung der Eurocodepakete<br />

als mangelhaft bezeichnet<br />

werden muss. Fehlerhafte Anwendungen<br />

der Eurocodepakete bzw. Berechnungsfehler<br />

sind nicht ausgeschlossen.<br />

2. Unzureichende Vorbereitung der<br />

Ingenieure<br />

Die Einführung jeder neuen Norm stellt<br />

54 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

den Ingenieur jeweils neu vor die Herausforderung,<br />

die neue Norm in seinen Planungen<br />

korrekt umzusetzen. Je umfangreicher<br />

die Änderungen sind, desto<br />

schwieriger wird diese Aufgabe selbstverständlich<br />

für den Ingenieur.<br />

Gerade kleineren Ingenieurbüros mit ein<br />

oder zwei Ingenieuren fehlt oft das Geld<br />

für kostenintensive Schulungsmaßnahmen.<br />

Auch verfügen solche Büros oft<br />

nicht über die notwendige Zeit, sich mit<br />

der gebotenen Sorgfalt in die neuen Normierungen<br />

einzuarbeiten. Ihnen steht<br />

nicht die Möglichkeit zum notwendigen<br />

Erfahrungsaustausch offen.<br />

Hinzu tritt das Problem, dass auch Fachkommentierung<br />

zur den Eurocodepaketen<br />

noch nicht vorliegt, die dem Ingenieur<br />

eine wichtige Hilfestellung bei der Auslegung<br />

einzelner Normen sein kann.<br />

Die Ingenieure werden somit gerade in<br />

der Anfangsphase ab dem 01.07.<strong>2012</strong><br />

regelmäßig auf sich alleine gestellt sein,<br />

wenn es um die richtige Anwendung der<br />

Eurocodepakete 0-5, 7 und 9 geht. Planungsfehler<br />

und Haftungsrisiken in<br />

erheblichem Umfange sind die Folge.<br />

IV. Lösungsansätze<br />

1. Verschiebung der Einführung der<br />

Eurocodes als Technische<br />

Baubestimmung<br />

Es könnte darüber nachgedacht werden,<br />

den Termin zur Einführung der Eurocodepakte<br />

0-5, 7 und 9 auf einen späteren<br />

Zeitpunkt zu verlegen, beispielsweise<br />

den 01.07.2013. Bis zum 01.07.2013<br />

könnten die bereits im Weißdruck vorliegenden<br />

Codepakete – wie bisher auch –<br />

als gleichwertige Lösung i.S.d. § 3 Abs. 3<br />

S. 3 BauO Bln neben den bekannten und<br />

bewährten DIN angewandt werden.<br />

2. Befristete Möglichkeit der<br />

Anwendung der bekannten DIN als<br />

gleichwertige Lösung<br />

Alternativ zur Verschiebung des Starttermins<br />

könnte – spiegelbildlich zum Rundschreiben<br />

VI D Nr. 39/11 v. 21.03.2011<br />

der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

<strong>Berlin</strong> - darüber nachgedacht werden,<br />

trotz Erhebung der Eurocodes 0-5,<br />

7 und 9 zur Technischen Baubestimmung<br />

mit Wirkung zum 01.07.<strong>2012</strong>, die<br />

bis zum 30.06.<strong>2012</strong> anzuwendenden<br />

DIN-Normen als gleichwertige Lösung<br />

i.S.d. § 3 Abs. 3 S. 3 BauO Bln weiterhin<br />

zuzulassen. Der Status als gleichwertige<br />

Lösung könnte zumindest bis zur für den<br />

März 2013 angekündigten Überarbeitung<br />

der Eurocodes aufrecht erhalten<br />

werden.<br />

3. Erörterung<br />

der beiden Lösungsansätze<br />

Beiden Lösungsansätzen ist der Vorteil<br />

gemeinsam, dass durch die Schaffung<br />

eines größeren Zeitfensters der Druck<br />

von den an der Einführung der Eurocodes<br />

beteiligten Personenkreisen genommen<br />

wird. Unzulänglichkeiten in Bezug<br />

auf die anzuwendende Statiksoftware<br />

u.ä. könnten beseitigt werden. Notwendige<br />

Schulungsmaßnahmen der Ingenieure<br />

könnten besser und in größerem<br />

Umfange durchgeführt werden. Durch<br />

ein weiteres Nebeneinander von DIN-<br />

Normen und Eurocode könnte insbesondere<br />

den Ingenieuren ein flüssiger Übergang<br />

zu den neuen Eurocodes ermöglicht<br />

werden.<br />

Eine Verschiebung der verbindlichen Einführung<br />

der Eurocodes als Technische<br />

Baubestimmung um bspw. 12 Monate<br />

hätte darüber hinaus den Vorteil, dass<br />

zusätzliche Zeit zur Verfügung stehen<br />

würde, um sämtliche vorgenannten Probleme<br />

unter geringerem Zeitdruck zu<br />

lösen. Es bestünde weiterhin die Möglichkeit,<br />

bis zum 01.07.2013 eine Komplettierung<br />

des Eurocodepaketes herbeizuführen,<br />

sodass ein in sich geschlossenes<br />

Gesamtkonzept bestehen würde,<br />

welches ein Nebeneinander von Eurocodes<br />

und DIN Normen obsolet machen<br />

könnte. Schließlich und endlich bestünde<br />

die Möglichkeit, auf Grundlage weiterer<br />

wissenschaftlicher Forschungen und<br />

Anwendungen in der Praxis noch bestehende<br />

Fehler und Unzulänglichkeiten der<br />

Eurocodes zu beseitigen und dem Ingenieur<br />

so eine größere Sicherheit zu verschaffen,<br />

dass das von ihm in öffentlich<br />

rechtlicher Hinsicht zu beachtende Normenpaket<br />

fehlerfrei ist.<br />

Allerdings dürfte es nunmehr für eine Verschiebung<br />

des Einführungstermins der<br />

Eurocodes, - weg vom 01.07.<strong>2012</strong> – hin<br />

zu einem späteren Zeitpunkt nunmehr<br />

deutlich zu spät sein. Schließlich wurde<br />

der Einführungstermin bereits im August<br />

2010 festgelegt. Ferner ist zu bedenken,<br />

dass die Einführung der Eurocodes zum<br />

01.07.<strong>2012</strong> nicht nur in <strong>Berlin</strong>, sondern in<br />

allen 16 Bundesländern stattfindet. Ein<br />

Alleingang <strong>Berlin</strong>s ist insoweit ausgeschlossen.<br />

Die Deklaration der bis dato geltenden<br />

DIN-Normen als gleichwertige Lösung<br />

i.S.d. § 3 Abs. 3 S. 3 BauO Bln würde<br />

dagegen einen weitaus geringeren Verwaltungsaufwand<br />

hervorrufen, da der<br />

Starttermin der Eurocodes 01.07.<strong>2012</strong> in<br />

keiner Art und Weise tangiert würde. Eine<br />

entsprechende Reaktion auf die zuvor


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 55<br />

dargestellten Praxisprobleme wäre auch<br />

jetzt noch ohne weiteres möglich.<br />

Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen,<br />

dass die Bundesländer – so auch<br />

die Stadt <strong>Berlin</strong> – zuletzt mit Rundschreiben<br />

vom VI D Nr. 39/11 v. 21.03.2011 eindeutig<br />

herausgestellt haben, dass die<br />

aktuell noch als Technische Baubestimmung<br />

anzusehenden DIN-Normen im<br />

Verhältnis zu denjenigen Eurocodes, die<br />

ab dem 01.07.<strong>2012</strong> zur Technischen<br />

Baubestimmung werden, als gleichwertig<br />

zu betrachten sind.<br />

Wenn aber bis zum 30.06.<strong>2012</strong> eine<br />

Gleichwertigkeit beider Normierungen<br />

durch die Oberste Bauaufsicht <strong>Berlin</strong>s<br />

bescheinigt würde, wäre es zwingend,<br />

dass diese Gleichwertigkeit auch nach<br />

dem 30.06.<strong>2012</strong> bestünde – mindestens<br />

bis zum März 2013. Schließlich ändern<br />

sich aufgrund Beschlusses des CEN aus<br />

dem Jahre 2008 zumindest bis in den<br />

März 2013 die bereits heute im Weißdruck<br />

vorliegenden Eurocodes nicht.<br />

Der zweitgenannte Lösungsansatz würde<br />

mit Sicherheit auch dazu beitragen,<br />

dass in stärkerem Maße eine Sensibilisierung<br />

der Ingenieure für das Thema<br />

Eurocodes geschaffen wird. Aufgrund<br />

der Deklaration der Eurocodes als Technische<br />

Baubestimmung ab dem<br />

01.07.<strong>2012</strong> würden die Ingenieure eher<br />

dazu veranlasst werden, sich entsprechend<br />

fortzubilden.<br />

V. Zwischenfazit<br />

Zusammenfassend spricht sich der Verfasser<br />

dafür aus, an der zum 01.07.<strong>2012</strong><br />

geplanten Teil-Einführung der Eurocodepakete<br />

festzuhalten, da eine Verschiebung<br />

nicht mehr möglich sein dürfte.<br />

Um aber den aufgezeigten Praxisproblemen<br />

im Zusammenhang mit der Teil-Einführung<br />

der Eurocodepakte als Technische<br />

Baubestimmung effizient zu entgegnen,<br />

hält es der Verfasser für zwingend<br />

geboten und auch ohne weiteres<br />

möglich, zumindest bis zum März 2013<br />

die bis zum 01.07.<strong>2012</strong> geltende Situation<br />

zu „spiegeln“, sodass ab dem<br />

01.07.<strong>2012</strong> die Eurocodepakete 0-5, 7<br />

und 9 als Technische Baubestimmung §<br />

3 Abs. 3 S. 1 BauO Bln von den Ingenieuren<br />

zu beachten sind, darüber hinaus die<br />

bis zum 30.06.<strong>2012</strong> als Technische Baubestimmung<br />

anzusehenden DIN-Normen<br />

als gleichwertige Lösung i.S.d. § 3<br />

Abs. 3 S. 1 BauO Bln anerkannt werden.<br />

D. Der rechtliche Umgang mit den<br />

Eurocodes ab dem 01.07.<strong>2012</strong><br />

Wie im Zuge jeder Normänderung, stellt<br />

sich auch im Zuge der Einführung der<br />

Eurocodes als Technische Baubestimmung<br />

für den Ingenieur die Frage, welche<br />

Konsequenzen sich hieraus für seine Planungsleistung<br />

ergeben.<br />

Der Ingenieur, bspw. der Tragwerksplaner,<br />

wird regelmäßig auf Basis eines<br />

Werkvertrages mit seinem Auftraggeber<br />

gemäß §§ 631 ff. BGB tätig. Um seine<br />

Vergütung zu erhalten, hat er seinem Auftraggeber<br />

ein mangelfreies Werk i.S.d. §<br />

633 Abs. 1 BGB zu verschaffen, also eine<br />

mangelfreie Planung. Üblicherweise werden<br />

dies die Grundleistungen aus dem<br />

Leistungsbild der Tragwerksplanung<br />

gem. §§ 49 HOAI 2009 (§ 64 HOAI a.F.)<br />

sein.<br />

In privatrechtlicher Hinsicht ist die Planung<br />

des Ingenieurs mangelfrei, wenn<br />

sie u.a. den vertraglichen Vereinbarungen<br />

mit dem Auftraggeber entspricht<br />

oder die allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik beachtet.<br />

Ferner muss sie auch den öffentlich -<br />

rechtlichen Anforderungen genügen,<br />

mithin genehmigungsfähig sein. Soweit<br />

ein Objekt in <strong>Berlin</strong> zu planen ist, ist die<br />

Planung genehmigungsfähig, wenn sie<br />

den Technischen Baubestimmungen<br />

i.S.d. § 3 Abs. 3 S. 1 BauO Bln entspricht,<br />

also bis zum 30.06.<strong>2012</strong> die geltenden<br />

DIN-Normen bzw. ab dem 01.07.<strong>2012</strong><br />

die Eurocodes 0-5, 7 und 9 beachtet.<br />

Da die Begriffe „allgemein anerkannte<br />

Regel der Technik“ und „Technische<br />

Baubestimmung“ nicht zwangsläufig<br />

deckungsgleich sind, bedarf es – gerade<br />

im Zusammenhang mit der Einführung<br />

der Eurocodes – einer differenzierten<br />

Beachtung.<br />

Recht<br />

I. Privatrechtliche Ebene<br />

1. Vereinbarung über das<br />

Planungssoll<br />

Auf der privatrechtlichen Ebene gilt die<br />

Planung des Ingenieurs als mangelfrei,<br />

wenn sie die konkreten vertraglichen Vereinbarungen<br />

beachtet, § 633 Abs. 2 Nr. 1<br />

BGB. Wird zwischen den Vertragsparteien<br />

gemeinsam festgelegt, dass die Planung<br />

unter Berücksichtigung der DIN-<br />

Normen (bspw. die DIN 1045) erstellt<br />

werden soll, hat die Planung des Ingenieurs<br />

auch nur diesen Anforderungen zu<br />

genügen. Die Einhaltung des Eurocodes<br />

2 als Nachfolgenorm ist dementsprechend<br />

nicht automatisch geschuldet.<br />

Maßgeblich ist daher, ob zum Zeitpunkt<br />

der Abnahme i.S.d. § 640 Abs. 1 BGB<br />

das Werk des Ingenieurs den vertraglichen<br />

Vereinbarungen entspricht. Im<br />

Zuge solcher vertraglicher Vereinbarungen<br />

hat der Ingenieur die ihm obliegenden<br />

Hinweis- und Beratungspflichten zu<br />

beachten, insbesondere den Auftraggeber<br />

darüber aufzuklären, dass Normen<br />

und Regeln einer fortlaufenden Veränderung<br />

unterliegen und welche Konsequenzen<br />

sich hieraus für das bestellte<br />

Werk ergeben.<br />

2. Beachtung der allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik<br />

Fehlt es an einer konkreten vertraglichen<br />

Vereinbarung zwischen den Parteien<br />

über das Planungssoll, muss das Werk<br />

sich für die gewöhnliche Verwendung<br />

eignen, § 633 Abs. 2, Nr. 2 BGB. Jede<br />

Planung des Ingenieurs muss dann zum<br />

Zeitpunkt der Abnahme zumindest den<br />

allgemein anerkannten Regeln der<br />

Technik entsprechen. Sie muss diejeni-<br />

ARGE Baurecht:<br />

Starre Altersgrenze aufgehoben<br />

BERLIN (DAV) - „Die leidige Frage, wie lange öffentlich bestellte Sachverständige<br />

arbeiten dürfen, ist geklärt“, erläutert Baufachanwältin Heike Rath, Mitglied des<br />

Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht<br />

(ARGE Baurecht) im Deutschen Anwaltverein (DAV). „Das Bundesverfassungsgericht<br />

gab einem EDV-Techniker Recht, der sich durch alle Instanzen geklagt<br />

hatte, um seine Bestellung auch über das 71. Lebensjahr hinaus zu behalten.“ Das<br />

Bundesverfassungsgericht urteilte, das oberste Fachgericht – das Bundesverwaltungsgericht<br />

in Leipzig – hätte bei seiner Ablehnung die neue altersfreundliche<br />

Rechtsprechung des EuGH berücksichtigen müssen. Dem kamen die Leipziger Verwaltungsrichter<br />

nach und entschieden im Sinne des Klägers: Die Altersgrenze ist nur<br />

zulässig, wenn sie mit sicherheitsrelevanten Argumenten begründet werden kann.<br />

(Az.: 8 C 24.11). „Auch alle im Bauwesen tätigen öffentlich bestellten Sachverständigen<br />

können sich auf dieses Urteil berufen“, resümiert Heike Rath. Weitere Informationen<br />

zur ARGE Baurecht unter www.arge-baurecht.com.<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 55


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 56<br />

Recht<br />

gen Regeln beachten, die in der Wissenschaft<br />

als theoretisch richtig anerkannt<br />

sind und feststehen, in der Praxis bei<br />

dem nach neuestem Erkenntnisstand<br />

vorgebildeten Techniker durchweg<br />

bekannt sind und sich aufgrund fortdauernder<br />

praktischer Erfahrung<br />

bewährt haben.<br />

Den bis zum 30.06.<strong>2012</strong> maßgeblichen<br />

DIN kommt nach ständiger Rechtsprechung<br />

(so bspw. BGH BauR 1998, 872f.;<br />

OLG Stuttgart, BauR 1977, 129) die<br />

widerlegbare Vermutung zu, dass sie<br />

den anerkannten Regeln der Technik<br />

entsprechen.<br />

Ob diese widerlegbare Vermutung ab<br />

dem 01.07.<strong>2012</strong> für die Eurocodes 0-5, 7<br />

und 9 gilt, bleibt abzuwarten. Dafür<br />

spricht, dass sie aus den DIN-Normen<br />

fortentwickelt wurden und auch im Übrigen<br />

bereits seit dem Januar 2011 zur<br />

Anwendung kommen. Dagegen spricht<br />

allerdings, dass die Ingenieure teilweise<br />

zwangsläufig noch über erhebliche Wissenslücken<br />

in Bezug auf die Eurocodes<br />

verfügen, sodass wohl nicht davon<br />

gesprochen werden kann, dass sich dies<br />

Eurocodes aufgrund fortdauernder praktischer<br />

Erfahrung bewährt haben. Erst<br />

mit fortdauernder Anwendung der Eurocodes<br />

als Technische Baubestimmung<br />

wird den Eurocodes eine vergleichbare<br />

widerlegbare Vermutung als allgemein<br />

anerkannte Regel der Technik zukommen<br />

können.<br />

Gleich ob DIN-Norm oder Eurocode, ein<br />

Gleichsetzen der vorgenannten Normen<br />

mit dem Begriff der allgemein anerkannten<br />

Regel der Technik verbietet sich,<br />

sodass die Einführung der Eurocodes<br />

per 01.07.<strong>2012</strong> in dieser Hinsicht für den<br />

Ingenieur keine direkten Konsequenzen<br />

nach sich ziehen wird. Gleich ob er seine<br />

Planung vor oder nach dem 01.07.<strong>2012</strong><br />

an seinen Auftraggeber übergibt, hat er<br />

sich - soweit es das Kriterium der allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik<br />

betrifft -, ständig fortzubilden und sich<br />

mit neuen Techniken und Verarbeitungsmethoden<br />

auseinander zu setzen. Der<br />

Ingenieur hat ständig aufs Neue zu<br />

ergründen, was (zumindest) allgemein<br />

anerkannte Regel der Technik ist.<br />

Maßgeblich ist in privatrechtlicher Hinsicht<br />

für den Ingenieur, dass diese allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik<br />

zum Zeitpunkt der Abnahme seiner<br />

Planung eingehalten werden. Der Ingenieur<br />

hat seine Planung entsprechend<br />

auszurichten – sofern bei Vertragsschluss<br />

der alsbaldige Regelwechsel<br />

vorhersehbar war.<br />

56 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

Diese Verpflichtung birgt für den Ingenieur<br />

regelmäßig erhebliche Probleme,<br />

die er – sofern möglich – bereits bei Vertragsschluss<br />

beachten muss.<br />

Ist zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses<br />

für den Ingenieur absehbar, dass sich<br />

noch innerhalb der gewöhnlichen Planungszeit<br />

eine Änderung in Bezug auf die<br />

allgemein anerkannten Regeln der Technik<br />

vollziehen wird, sollte er zwingend<br />

darauf bedacht sein, bei Vertragsschluss<br />

ein bestimmtes Planungssoll unter<br />

Berücksichtigung einer definierten Technikregel<br />

festzulegen. Wird keine solche<br />

Vorgabe getroffen, sollte der Ingenieur<br />

bei Vertragsschluss zumindest darauf<br />

bedacht sein - für den Fall der Änderung<br />

der Technikregel während der Planungszeit<br />

- eine konkrete Honorarvereinbarung<br />

für Mehraufwendungen zu treffen.<br />

Unterlässt er eine solche Vereinbarung<br />

und ändern sich während der Planungsphase<br />

– für den Ingenieur vorhersehbar –<br />

die allgemein anerkannten Regeln der<br />

Technik, trägt er das Risiko für solche<br />

Mehraufwendungen, die ausgelöst durch<br />

Planänderungen oder Neuplanungen<br />

entstehen.<br />

Findet ein Wechsel innerhalb der allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik<br />

für den Ingenieur völlig unvorhersehbar<br />

statt, so hat er seinen Auftraggeber<br />

unverzüglich darüber in Kenntnis zu setzen,<br />

über die Alternativen zu beraten und<br />

die Entscheidung des Auftraggebers<br />

i.S.d. § 642 Abs.1 BGB einzuholen. Entscheidet<br />

sich der Auftraggeber für die<br />

Anpassung der Planung auf die nunmehr<br />

aktuellen allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik, erwächst dem Ingenieur<br />

ein Anspruch auf Vergütung seiner<br />

zusätzlichen Aufwendungen.<br />

Entscheidet sich der Auftraggeber für die<br />

Beibehaltung des bisherigen Standards,<br />

hat der Ingenieur über die hieraus resultierenden<br />

Konsequenzen zu beraten,<br />

Bedenken anzumelden und seine Planung<br />

auf Basis des „überholten“ Standards<br />

fortzusetzen.<br />

II. Öffentlich rechtliche Ebene<br />

Damit die Planungsleistung des Ingenieurs<br />

den öffentlich - rechtlichen Anforderungen<br />

entspricht, muss sie zum Zeitpunkt<br />

der Einleitung des Baugenehmigungsverfahrens<br />

insbesondere das<br />

jeweils maßgebliche Bauordnungsrecht<br />

beachten (in <strong>Berlin</strong> die BauO Bln). Bis<br />

zum 30.06.<strong>2012</strong> hat der Ingenieur die<br />

bekannten DIN-Normen oder die als<br />

gleichwertig anerkannten Eurocodes zu<br />

berücksichtigen.<br />

Nach aktueller Rechtslage findet, wie<br />

oben bereits dargestellt, zum Stichtag<br />

01.07.<strong>2012</strong> ein Wechsel der Technischen<br />

Ausführungsbestimmungen hin zu den<br />

Eurocodes 0-5, 7 und 9 statt. Ab diesem<br />

Zeitpunkt sind diese Eurocodes, nicht<br />

aber mehr die DIN-Normen zu beachten.<br />

„Kritischer Zeitpunkt“ ist in öffentlich<br />

rechtlicher Hinsicht nicht die Abnahme<br />

i.S.d. § 641 BGB, sondern die Einleitung<br />

des Baugenehmigungsverfahrens.<br />

ird das Baugenehmigungsverfahren<br />

vor dem 01.07.<strong>2012</strong> eingeleitet,<br />

bemisst sich die Mangelfreiheit der Planung<br />

anhand der DIN-Normen bzw.<br />

der gleichwertigen Eurocodes.<br />

Erfolgt eine Einleitung ab dem<br />

01.07.<strong>2012</strong>, sind nach derzeitiger Sachund<br />

Rechtslage ausschließlich die<br />

Eurocodes maßgeblich. Ohne besondere<br />

Erklärung der Obersten Bauaufsicht<br />

<strong>Berlin</strong>s wird man nicht davon ausgehen<br />

können, dass mit Wirkung zum<br />

01.07.<strong>2012</strong> die bis zum 01.07.<strong>2012</strong> maßgeblichen<br />

DIN-Normen als gleichwertige<br />

Lösung i.S.d. § 3 Abs. 3 S. 3 BauO Bln<br />

angesehen werden können. Eine nach<br />

DIN-Normen erstellte Planung wird mithin<br />

bei Einleitung des Baugenehmigungsverfahrens<br />

ab dem 01.07.<strong>2012</strong><br />

nicht mehr genehmigungsfähig sein.<br />

Will der Ingenieur seine nach DIN-Normen<br />

erstellte Planung nach dem<br />

30.06.<strong>2012</strong> einer Genehmigung zuführen,<br />

so hat er sie unter Berücksichtigung<br />

der Eurocodes 0-5, 7 und 9 zu überarbeiten<br />

ggf. sogar neu zu erstellen.<br />

Die Frage, ob dem Ingenieur für diese<br />

Mehrleistungen ein Anspruch auf zusätzliche<br />

Vergütung zusteht, bedarf einer Einzelfallbetrachtung,<br />

wobei auf das bereits<br />

unter D.I.2. Gesagte Bezug genommen<br />

werden kann:<br />

Nur dann, wenn für den Ingenieur die<br />

Änderung der Normierung - weg von den<br />

DIN-Normen hin zu den Eurocodes -<br />

unvorhersehbar war, wird er einen<br />

Anspruch auf Ersatz der aus den zusätzlichen<br />

Leistungen oder Wiederholungsleistungen<br />

entstehenden Mehraufwendungen<br />

inne haben können. Hierbei wird<br />

stets zu berücksichtigen sein, dass die<br />

Einführung der Eurocodes 0-5, 7 und 9<br />

als Technische Baubestimmung u.a.<br />

auch in <strong>Berlin</strong> zum 01.07.<strong>2012</strong> zumindest<br />

seit dem 25.08.2010 bekannt war und<br />

überdies durch Rundschreiben VI D Nr.<br />

39/2011 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

<strong>Berlin</strong> vom 21.03.2011 die<br />

Eurocodes in Teilen ab dem ersten Quar-


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 57<br />

tal 2011 als gleichwertige Lösung i.S.d. §<br />

3 Abs. 3 S. 3 BauO Bln anerkannt wurden.<br />

Es dürfte einem Ingenieur, der nach dem<br />

25.08.2010 bzw. 21.03.2011 seine Planungsleistungen<br />

auf Basis der DIN-Normen<br />

beginnt, schwer fallen, einen<br />

Anspruch auf zusätzliche Vergütung von<br />

seinem Auftraggeber einzufordern, wenn<br />

er das Genehmigungsverfahren nicht<br />

spätestens zum 30.06.<strong>2012</strong> einleiten<br />

kann und infolge dessen seine Planung<br />

auf Basis der ab dem 01.07.<strong>2012</strong> ausschließlich<br />

geltenden Eurocodes als<br />

Technische Baubestimmung überarbeiten<br />

muss. Regelmäßig wird sich der Ingenieur<br />

den Vorhalt machen lassen müssen,<br />

er hätte seine Planungen bereit zu<br />

dieser frühen Phase auf die seit Dezember<br />

2010 im Weißdruck vorliegenden<br />

Eurocodes in Verbindung mit dem Rundschreiben<br />

VI D Nr. 39/2011 der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung <strong>Berlin</strong><br />

vom 21.03.2011 ausrichten müssen. Der<br />

Ingenieur müsste jeweils darlegen und<br />

beweisen, dass für ihn unvorhersehbar<br />

und schuldlos das Baugenehmigungsverfahren<br />

nicht zum 30.06.<strong>2012</strong> eingeleitet<br />

werden konnte, also nicht seiner Risikosphäre<br />

zugeordnet werden kann.<br />

E. Fazit<br />

Infolge der Einführung der Eurocodes 0 –<br />

5, 7 und 9 nebst entsprechender nationaler<br />

Anhänge in Deutschland mit Stichtag<br />

01.07.<strong>2012</strong> als Technische Baubestimmung<br />

i.S.d. § 3 Abs.3 MBO (§ 3 Abs. 3<br />

BauO Bln) werden die Ingenieure und<br />

Prüfingenieure vor eine Vielzahl neuer<br />

tatsächlicher und rechtlicher Probleme<br />

gestellt.<br />

Zur Entschärfung der Problematik<br />

erscheint es notwendig und sachgerecht,<br />

zumindest bis zum März 2013 die<br />

durch die Eurocodes ersetzten DIN-Normen<br />

als gleichwertige Lösung gemäß § 3<br />

Abs. 3 S. 3 MBO (§ 3 Abs. 3 S. 3 BauO<br />

Bln) anzusehen.<br />

Die Folgen der sicher zu erwartenden<br />

„Anlaufschwierigkeiten“ der Eurocodes<br />

könnten abgemildert werden. Die Eurocodepakete<br />

könnten einen weiteren<br />

„Reifeprozess“ erfahren. In der Praxis<br />

könnte sich zeigen, ob auch den Eurocodes<br />

die widerlegbare Vermutung zukommen<br />

kann, allgemein anerkannte Regel<br />

der Technik zu sein. Vor allem aber könnte<br />

das befristete Nebeneinander von<br />

Eurocodes und DIN-Normen dazu beitragen,<br />

eine Vielzahl von Honorarstreitigkeiten<br />

zwischen Auftraggebern und<br />

Ingenieuren zu vermeiden, Planungsabläufe<br />

zu beschleunigen und die ordentliche<br />

Gerichtsbarkeit zu entlasten.<br />

Bonn, 20.05.<strong>2012</strong><br />

Recht<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 57


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 58<br />

Stellenmarkt<br />

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� Stellenangebote einschließlich Praktikantenplätze<br />

58 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

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Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 59<br />

Wir suchen: Studenten (m/w) der Fachrichtung Verkehrswesen<br />

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Bundes- und Landesstraßen sowie für Straßenräume im innerstädtischen Bereich.<br />

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70 Mitarbeitern in einer hochinteressanten Branche sowie ein motiviertes Team in einem freundlichen Arbeitsumfeld.<br />

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Was wir erwarten<br />

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und besitzen Teamfähigkeit. Wünschenswert wären Kenntnisse in AutoCAD.<br />

Wenn wir Ihre Neugier geweckt haben, senden Sie uns bitte Ihre aussagekräftige Bewerbung zu.<br />

Kontaktadresse: Böger + Jäckle Gesellschaft Beratender Ingenieure<br />

Kirschenallee 18, 14050 <strong>Berlin</strong>, Dirk Vielhaben Tel.: 0174 701 84 65, Email: vielhaben@boeger-jaeckle.de<br />

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Bundes- und Landesstraßen sowie für Straßenräume im innerstädtischen Bereich.<br />

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Spaß am Beruf und an der Arbeit. Sie zeichnen sich durch eine selbständige Arbeitsweise aus, sind kommunikationsstark<br />

und besitzen Teamfähigkeit. Wünschenswert wären Kenntnisse in Vestra oder CARD/1, AutoCAD, ARRIBA.<br />

Wenn wir Ihre Neugier geweckt haben, senden Sie uns bitte Ihre aussagekräftige Bewerbung zu.<br />

Kontaktadresse: Böger + Jäckle Gesellschaft Beratender Ingenieure<br />

Kirschenallee 18, 14050 <strong>Berlin</strong>, Dirk Vielhaben Tel.: 0174 701 84 65, Email: vielhaben@boeger-jaeckle.de<br />

Projektleiter für Wohnungsbauprojekte gesucht.<br />

Wir sind auf der Bauherrenseite tätig und suchen zur Unterstützung bei neuen Projekten eine/n Projektleiter/-in,<br />

Voraussetzung ist ein angeschlossenes Hoch- oder Fachhochschulstudium im Bereich Bauingenieurwesen oder Architektur.<br />

Gern auch Berufsanfänger.<br />

Kontaktadresse: PB Projektmanagement Bräuling GmbH<br />

Möckernstraße 65, 10965 <strong>Berlin</strong>, Olaf Bräuling, Tel.: 030 78959090, E-Mail: o.braeuling@pb-braeuling.de<br />

<strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong> | 59


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 60<br />

Titelthema<br />

� Stellenangebote<br />

VORBEREITUNG UND MITWIRKUNG BEI DER VERGABE LP 6 / 7<br />

Ingenieur/-in / Architekt/-in für Ausschreibungen<br />

Verfügen Sie über Erfahrungen in der Erstellung von Leistungsverzeichnissen / Vergabe und Abrechnung von Bauleistungen?<br />

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Gehaltsvorstellungen und möglichem Arbeitsbeginn.<br />

Bewerbungen bitte an: team@just-architekten.com<br />

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Dipl.-Ing. Architektur, Sachverständiger für barrierefreie Stadt- und Gebäudeplanung<br />

seit 2006 überwiegend im Innenausbau tätig, sucht Mitarbeit in einem interdisziplinär aufgestellten Architektur- oder Sachverständigenbüro;<br />

Tätigkeitsschwerpunkt „barrerefreies Planen und Bauen“ Kontakt: architech@online.de<br />

Staatlich geprüfter Bautechniker<br />

Mein Name ist Marc Sander, ich bin 26 Jahre alt und werde im Juli <strong>2012</strong> meinen Abschluss als staatlich geprüften Bautechniker<br />

erreichen. Ich bin gelernter Tischler und habe dort 7 Jahre Berufserfahrung gesammelt. Dazu bin ich flexibel, freundlich und<br />

zuverlässig und habe Erfahrung mit Software wie Allplan, CAD, Dämmwerk und Office.<br />

Auf ein persönliches Gespräch würde ich mich sehr freuen.<br />

Kontaktadresse: Marc Sander, Tel.: 0151 29 10 65 41, Email: bt.marcsander@googlemail.de<br />

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Reichenberger Str. 72, 10999 <strong>Berlin</strong>, Werner Hross, Tel.: 0178 610 70 20 Email: w.hross@laws.de<br />

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Knesebeckstr. 77, 10623 <strong>Berlin</strong>, Herr J. König,<br />

Tel.: 885 22 01 o. 0170-472 86 50, koenig@deubzerkoenigarchitekten.de<br />

Biete Raum/Arbeitsplatz für Büropartnerschaft<br />

Suche Beratende/n Ingenieur/in für den Bereich Gebäudesachschäden (Brand-, Sturm-, Wasser-, Elementar- und<br />

Haftpflichtschäden).<br />

Kontaktadresse: PhoenixS Sachverständige<br />

Ruppiner Chaussee 19a, 16761 Hennigsdorf, Dipl.-Ing. Architekt Norbert Reimann,<br />

Tel.: 03302 787 70 00, Email: norbert.reimann@phoenixs.org<br />

60 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong>


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 61<br />

UZIN UTZ Ausgewählte Produktinformationen<br />

Bodenausgleich bis 300 mm leicht gemacht<br />

Leicht, flexibel und schnell: Uzin-Turbolight-System<br />

Renovierungsmaßnahmen im Bestand<br />

stellen Planer und Handwerker<br />

oft vor unerwartete Herausforderungen.<br />

Begrenzte Tragfähigkeit oder<br />

Aufbauhöhe, Ausbrüche und durchhängende<br />

Decken beispielsweise erfordern<br />

eine adäquate Fußbodenkonstruktion.<br />

Mit dem Turbolight-System<br />

von Uzin ist ein flexibler, großflächiger<br />

Niveauausgleich bis zu 300 mm möglich,<br />

bei extrem geringem Flächengewicht,<br />

hoher Festigkeit und kurzen<br />

Einbauzeiten.<br />

Das Uzin-Turbolight-System ist ein<br />

neuartiges System aufeinander abgestimmter<br />

Verlegewerkstoffe zur Herstellung<br />

schnell belegereifer Untergründe.<br />

Der Name verdeutlicht bereits, welche<br />

Lösungsmöglichkeiten in ihm stecken:<br />

Die Flächenlasten auf dem tragenden<br />

Untergrund liegen nur bei rund einem<br />

Drittel der Last von konventionellen Estrichen<br />

und die Zeiten bis zur Belegereife<br />

verkürzen sich auch im Vergleich zu<br />

Trockenestrichen etwa um die Hälfte. Unebenheiten<br />

lassen sich übergangslos<br />

vom Korndurchmesser bis 300 mm ausgleichen,<br />

wobei die mittlere Schichtdicke<br />

bei 30 mm liegt.<br />

Statt aufwendigen Zusägens bei Fertigteilestrichen,<br />

langen Trocknungszeiten<br />

und hohen Lasten bei Zement- und Calciumsulfatestrichen<br />

ist das aufeinander<br />

abgestimmte Verbundsystem leicht zu<br />

verarbeiten, verformungsfrei und spannungsarm.<br />

Zudem besitzt es eine niedrige<br />

Dichte und ist hoch wärmedämmend.<br />

Ein weiterer Vorteil: Es ist wasserfest und<br />

deshalb auch uneingeschränkt für Feuchträume<br />

geeignet.<br />

Aufbau und Wirkungsweise<br />

Das Uzin-Turbolight-System besteht<br />

aus dem schnellen Leichtausgleichs-<br />

Der schnelle Leichtausgleichsmörtel Uzin NC 194 Turbo passt sich flexibel an alle unebenen<br />

Untergründe an. Er ist mit gängiger Estrichtechnik misch- und pumpfähig sowie<br />

erhärtungs- und trocknungsbeschleunigt.<br />

Das Renoviervlies Uzin RR 201 aus hochzugfesten<br />

Langglasfasern dient als Armierung<br />

und verbindet sich mit den anderen<br />

Systemkomponenten zu einem hochfesten<br />

Verbundwerkstoff, der zu einem<br />

außergewöhnlich hohen Lastaufnahmevermögen<br />

des Gesamtsystems führt.<br />

Das Uzin-Turbolightsystem ist ein einzigartiges System aufeinander abgestimmter und<br />

erprobter Verlegewerkstoffe zur Herstellung schnell belegreifer Untergründe.<br />

mörtel Uzin NC 194 Turbo, dem Renoviervlies<br />

Uzin RR 201 und dem Dünnestrich<br />

Uzin NC 195. Den Unterbau des<br />

Systems bildet der Leichtausgleichsmörtel,<br />

der sich flexibel an unebene Untergründe<br />

anpasst und die auftretenden<br />

Lasten auch bei Ausbrüchen gleichmäßig<br />

auf den tragenden Untergrund beziehungsweise<br />

die tragende Decke verteilt.<br />

Die zweite Komponente des Systems bildet<br />

das Renoviervlies aus hochzugfesten<br />

Langglasfasern. Diese sind mit einem<br />

wasserlöslichen Kleber fixiert, der sich<br />

auflöst, sobald die Verbundausgleichsmasse<br />

als dritte Komponente aufgespachtelt<br />

wird. Die Armierungsfasern bilden<br />

so in Kombination mit dem Dünnestrich<br />

einen hochfesten Faserverbund-<br />

Fotos: Uzin Utz AG<br />

werkstoff, der zu einem außergewöhnlich<br />

hohen Lastaufnahmevermögen des Gesamtsystems<br />

beiträgt. Nach DIN 1055<br />

können damit alle Lastanforderungen der<br />

Klassen A für Wohnflächen sowie der von<br />

B1 und B2 für Büroflächen erfüllt werden.<br />

Auch der Vergleich der Ergebnisse von<br />

Druckversuchen mit und ohne die besondere<br />

Armierungstechnik belegt die Robustheit<br />

des Systems.<br />

Ausbrüche und durchhängende Decken<br />

sind mit dem Turbolight-System kein<br />

Problem, denn es ermöglicht einen<br />

flexiblen, großflächigen Niveauausgleich<br />

bis zu 300 mm bei extrem geringem<br />

Flächengewicht, hoher Festigkeit und<br />

kurzen Einbauzeiten.<br />

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

Das Uzin-Turbolight-System lässt sich<br />

mit gängiger Estrich- und Spachtelmassentechnik<br />

aufbringen, ist erhärtungsund<br />

trocknungsbeschleunigt und sehr<br />

schnell belegereif. So kann es als Problemlöser<br />

auf Terminbaustellen eingesetzt<br />

werden. Auf dem ausgehärteten<br />

Uzin-Turbolight-System können textile<br />

und elastische Bodenbeläge, Parkett sowie<br />

Fliesen nach den üblichen Methoden<br />

verlegt werden. Die Zeit bis zur Belegereife<br />

variiert nach Art des Oberbelags.<br />

Besonders vorteilhaft bei Renovierungen<br />

in Altbauten: Mit 10 dB besitzt das System<br />

auch eine bemerkenswerte Trittschalldämmung.<br />

Katja Kretzschmar, www.uzin.de<br />

Hinweis der Redaktion: Für diese mit Namen<br />

und/oder Internet-Adresse gekennzeichneten<br />

ausgewählten Produktinformationen übernimmt<br />

die Redaktion keine Verantwortung.<br />

Kontakt: Roger@Ferch-Design.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 62<br />

Ausgewählte Produktinformationen SIKA<br />

Abdichtung von Betonfertigteilkellern<br />

Neue sichere Technologie: Frischbeton-Verbunddichtungsbahn SikaProof A<br />

Wirtschaftlicher Druck und möglichst<br />

kurze Bauzeiten sind der Grund,<br />

warum Bauwerke immer öfter in Fertigteilbauweise<br />

realisiert werden.<br />

Dieser Trend ist in allen Bereichen der<br />

Bauindustrie zu verzeichnen - vom Wohnungsbau<br />

über Industrie- und Gewerbebau<br />

bis hin zu Gebäuden mit besonders<br />

hochwertigem Nutzungsanspruch, wie<br />

zum Beispiel Archive und Lagerräume<br />

für feuchtempfindliche Güter.<br />

Die Ausführung erfolgt entweder mit<br />

massiven Vollwandelementen oder mit<br />

Dreifachwänden. Die Abdichtung stellt<br />

die Ausführung jedoch vor eine besondere<br />

Herausforderung, da die üblichen<br />

Bauweisen als WU-Konstruktion mit Fugenband<br />

hier nur sehr begrenzt möglich<br />

sind. Die Sika Deutschland GmbH hat<br />

hierfür eine einfach zu installierende, sichere<br />

und wirtschaftliche Systemlösung<br />

entwickelt: Die Kombination aus dem<br />

Fugenabklebesystem Tricoflex mit der<br />

neuen Frischbetonverbunddichtungsbahn<br />

SikaProof A.<br />

SikaProof A steht für eine neue Generation<br />

der Frischbetonverbund-Abdichtung und<br />

bietet vielfältige Lösungen für die Erstellung<br />

wasserdichter Betonbauwerke.<br />

Systemkombination aus Fugen-<br />

und Flächenabdichtung<br />

Flächenabdichtungen sind bereits seit<br />

vielen Jahrzehnten am Markt. Ihr größter<br />

Nachteil ist allerdings der hohe Sanierungsaufwand<br />

im Schadensfall. Eine<br />

herkömmliche Flächenabdichtung, wie<br />

beispielsweise die schwarze Wanne,<br />

umhüllt das Bauwerk nur lose. Deshalb<br />

kann Feuchtigkeit gegebenenfalls durch<br />

eine Perforation der Abdichtung eintreten<br />

und anschließend zwischen Bauwerk<br />

und Abdichtungslage wandern. Um<br />

dies zu vermeiden, arbeiten moderne<br />

Systeme mit der Frischbetonverbundtechnologie:<br />

Sie ist hinterlaufsicher und<br />

bietet somit höchsten Schutz.<br />

Hinterlaufschutz durch die Grid-Seal-<br />

Technology: Die Dichtungsmembran ist<br />

mit einer gitternetzartigen Struktur geprägt,<br />

die mit einem speziellen Dichtstoff<br />

gefüllt ist. Kommt es zu einer Beschädigung<br />

der Dichtungsmembran, wird das<br />

Wasser innerhalb eines kleinen Teilbereichs<br />

gehalten und kann die Dichtungsbahn<br />

nicht hinterwandern.<br />

Die neue, innovative Dichtungsbahn<br />

SikaProof A von der Sika Deutschland<br />

GmbH ist eine mehrlagige Abdichtungsmembran<br />

auf Basis einer bewährten<br />

FPO-Dichtungsbahn und der neuen speziell<br />

dafür entwickelten Grid-Seal-Technology.<br />

Diese Technologie ist nach dem<br />

Prinzip eines Mini-Compartment-Systems<br />

aufgebaut: Die Dichtungsmembran ist mit<br />

einer gitternetzartigen Struktur geprägt,<br />

die wiederum mit einem speziellen Dichtstoff<br />

gefüllt ist. Kommt es zu einer Beschädigung<br />

der Dichtungsmembran, wird<br />

das Wasser innerhalb eines kleinen Teilbereichs<br />

gehalten und kann die Dichtungsbahn<br />

nicht hinterwandern. Ein Wassereintritt<br />

in das Bauwerk kann nur im sehr<br />

seltenen Fall auftreten, nämlich wenn ein<br />

Riss oder eine Fehlstelle im Beton<br />

deckungsgleich mit der Beschädigung in<br />

der Membran ist. Aber auch in solch einem<br />

Fall kann die Sanierung sehr einfach<br />

mittels Bohrpackerinjektionen erfolgen.<br />

Die Dichtungsbahn kann sowohl im Neubau<br />

als zur Sanierung, beispielsweise für<br />

die Ausbildung einer Innenwanne eingesetzt<br />

werden. Außerdem kann sie auch für<br />

die partielle Abdichtung als zusätzliche<br />

Sicherung bei rissanfälligen Bauteilen<br />

verwendet werden.<br />

Auf der Betonageseite ist die Membran<br />

mit einen Vlies kaschiert und wird<br />

vor der Betonage in die Schalung oder<br />

auf der Sauberkeitsschicht ausgelegt. Im<br />

Fertigteilwerk wird die Bahn auf die entsprechenden<br />

Wandflächen vorkonfektioniert<br />

und auf dem Schalwagen ausgelegt.<br />

Bei der anschließenden Betonage<br />

Fotos: Sika Deutschland GmbH<br />

penetriert der Frischbeton in das Vlies<br />

und haftet mit Erhärten mechanisch auf<br />

dem Bauwerk - aufgrund der flächigen<br />

Verkrallung.<br />

Neben dem flächigen Verbund und<br />

dem Hinterlaufschutz bieten solche Systeme<br />

vor allem bauphysikalische und<br />

wirtschaftliche Vorteile. Im Gegensatz<br />

zur wasserundurchlässigen Bauweise<br />

handelt es sich hier um eine wasserdichte<br />

Bauweise: Nach dem Austrocknen der<br />

Betonrestfeuchte ist kein weiterer<br />

Feuchteeintrag mehr von außen möglich.<br />

Dies ist vor allem bei Wohnräumen,<br />

Archiven, Technik- und EDV-Zentralen<br />

von enormer Wichtigkeit, da hier ein<br />

möglichst trockenes Raumklima herrschen<br />

muss.<br />

Höchste Sicherheit mit modernen aufeinander<br />

abgestimmten Abdichtungskomponenten:<br />

SikaProof A und Tricoflex.<br />

Die hochflexiblen rissüberbrückenden<br />

Eigenschaften der FPO-Dichtmembran<br />

lassen eine Reduzierung der rissbegrenzenden<br />

Bewehrung bis 1 mm Rissweite<br />

bei der Berechnung der Bauteile zu.<br />

Ebenso sind die in der WU-Richtlinie geforderten<br />

Mindestbauteilstärken nicht erforderlich.<br />

Nach Fertigstellung der im<br />

Ortbeton hergestellten Bodenplatte, können<br />

die im Fertigteilwerk mit Dichtungsbahn<br />

ausgestatteten Wände gestellt und<br />

ggf. ausbetoniert werden. Durchführungen,<br />

Sonderdetails, Spannstellen sowie<br />

die Arbeits- und Dehnfugen werden im<br />

Nachgang mit dem Tricoflex-Abklebesystem<br />

geschlossen. Bei diesem System<br />

wird eine TPE-Dichtmembran beidseitig<br />

der Fuge in ein Epoxydharzkleberbett<br />

eingeklebt. Somit kann der gesamte Fugenverlauf<br />

geschlossen abgedichtet<br />

werden.<br />

Nach Fertigstellung aller Arbeitsgänge<br />

ist das Bauwerk allumfassend in eine geschlossene<br />

und dichte Hülle gebettet.<br />

Sämtliche Detailpunkte und Übergänge<br />

sind in Funktionsprüfungen nachgewiesen<br />

und mit einem allgemein bauaufsichtlichen<br />

Prüfzeugnis belegt.<br />

Der Bauherr erhält mit SikaProof A<br />

nicht nur eine hochwertige, sondern<br />

auch in vollem Umfang geprüfte Bauwerksabdichtung<br />

der neuesten Generation.<br />

Marcus Rybarski, www.sika.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 63<br />

CAPAROL Ausgewählte Produktinformationen<br />

Eckerförder Genossenschaft strebt höhere Energieeffizienz an<br />

Sie setzt dabei auch auf Fassadendämmung - Klinkeroptik und Capapor-Profile<br />

Das Ostseebad Eckernförde hat vier<br />

Kilometer Strand, rund 23.000 Einwohner<br />

und eine ansehnliche Wohnbebauung.<br />

Jede dritte Mietwohnung<br />

in der Stadt gehört dem Gemeinnützigen<br />

Wohnungsunternehmen (GWU)<br />

Eckernförde, einer eingetragenen Genossenschaft,<br />

die 1920 gegründet<br />

wurde und seitdem auf dem regionalen<br />

Wohnungsmarkt eine führende<br />

Position behauptet.<br />

Die Gemeinnützigkeit ist ihr, dem<br />

Nachkriegskind, in die Wiege gelegt worden.<br />

Den Menschen in schwierigen Zeiten<br />

ein Dach über dem Kopf zu geben,<br />

war und bleibt ihre vordringlichste und<br />

vornehmste Aufgabe. Seit seiner Gründung<br />

hat das Unternehmen in Eckernförde<br />

und Umgebung mehr als 3.600<br />

Wohnungen gebaut. Die meisten davon<br />

stammen aus den 50er und 60er Jahren.<br />

Es sind massive Mehrfamilienhäuser mit<br />

Verblendmauerwerk in der Tradition der<br />

Küstenregion. Ältere Wohngebäude aus<br />

den 30er Jahren mit ihrer defizitären<br />

Bausubstanz und Ausstattung werden<br />

schrittweise durch Neubauten ersetzt.<br />

Denn die Nachfrage nach modernen<br />

Mietwohnungen ist groß und die Ansprüche<br />

an den Wohnkomfort sind gewachsen.<br />

Der Bestand der Eckernförder Genossenschaft<br />

beträgt derzeit 2.300 Wohnungen<br />

mit 144.000 m 2 Wohnfläche. Vorstandsmitglied<br />

Stephan Seliger unterstreicht,<br />

dass es sich dabei um zukunftsfähige<br />

Wohnbauten handelt, die künftigen<br />

Ansprüchen an modernes Wohnen<br />

gerecht werden. Aus heutiger Sicht beschränke<br />

sich Gemeinnützigkeit nicht<br />

mehr nur auf die Versorgung breiter Bevölkerungskreise<br />

mit der Mangelware<br />

Wohnraum, sondern schließe die Hochwertigkeit<br />

des Angebots ein. Deshalb gehe<br />

Instandsetzung und Sanierung immer<br />

mit Modernisierung einher. Zwischen<br />

fünf und sieben Millionen Euro investiert<br />

die Genossenschaft jährlich in den Gebäudebestand.<br />

Es ist Geld, das sie auf<br />

der Grundlage einer soliden Finanzpolitik<br />

selbst erwirtschaftet hat. Die Umlage<br />

von Kosten für Modernisierungsmaßnahmen<br />

auf die Mieter bleibt unter dem<br />

gesetzlich festgelegten Limit.<br />

Der Modernisierungsstrategie der<br />

Wohnungsgenossenschaft liegt die Klas-<br />

sifizierung des Wohnungsbestandes zu<br />

Grunde, die die Spreu vom Weizen<br />

trennte. Das ermöglicht, Mittel und Kräfte<br />

zunächst auf die Quartiere zu konzentrieren,<br />

die von Bausubstanz und Wohnqualität<br />

her die besten Perspektiven besitzen<br />

und langfristige Vermietung versprechen.<br />

Wie vom Leiter Technik der<br />

GWU Kay Simon zu hören, rückte in<br />

jüngster Vergangenheit bei den Planungen<br />

die energetische Sanierung immer<br />

mehr in den Vordergrund, trägt sie doch<br />

den Wünschen der Mieter nach niedrigen<br />

Betriebskosten und der Aufwertung<br />

der Quartiere durch damit verbundene<br />

bauliche Maßnahmen Rechnung. Die<br />

angestrebten Effekte orientieren sich an<br />

den Maßstäben, die durch die Energieeinspar-Verordnung<br />

(EnEV) 2009 gesetzt<br />

sind. Bei der Bestandssanierung<br />

hat die GWU das KfW-Effizienzhaus 100<br />

bis 70 mit jährlich maximal 70 kWh/m2 ,<br />

beim Neubau das Passivhaus-Niveau im<br />

Visier. Zu statten kommt dem Wohnungsunternehmen<br />

in diesem Zusammenhang,<br />

dass in der Region die Kraft-<br />

Wärme-Kopplung hoch im Kurs steht<br />

und die Stadtwerke Eckernförde auf<br />

Blockheizkraftwerke (BHKW) setzen, die<br />

die Wohnquartiere effizient mit Strom<br />

und Wärme versorgen können und damit<br />

einen Beitrag zur Verdrängung des<br />

Atomstroms leisten. Wo die Dächer es<br />

hergeben, wie in der Bürgermeister-<br />

Heldmann-Straße, sorgen Photovoltaik-<br />

Anlagen für eigene Stromerzeugung.<br />

Insgesamt sind es bisher 1.000 m2 Dachfläche.<br />

Fassaden mit freundlicherem Gesicht<br />

Die zweite, nicht weniger wichtige<br />

Komponente höherer Energieeffizienz<br />

von Wohngebäuden ist die Verbesserung<br />

der Qualität der Gebäudehülle. An<br />

dafür in Frage kommenden Systemen<br />

herrscht auf dem Markt kein Mangel,<br />

doch nicht immer halten technischer<br />

Sachverstand und Service mit dem Niveau<br />

der Produkte Schritt. Kay Simon<br />

suchte deshalb den Kontakt zu Verkaufsberater<br />

Guntram Fischer des namhaften<br />

Herstellers Caparol, der auf diesem<br />

Gebiet aus einem umfangreichen<br />

technischen Potenzial schöpfen kann<br />

und an sein Sortiment höchste Maßstäbe<br />

anlegt. Mit auf die spezifischen<br />

Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz / Martin Duckek<br />

Bedingungen der Wohnquartiere zugeschnittenen<br />

Capatect Wärmedämm-Verbundsystemen<br />

und den für die Wiederherstellung<br />

von Klinkerfassaden wie geschaffenen<br />

Meldorfer Flachverblendern<br />

in unterschiedlichen Farben und Formaten<br />

offerierte der Caparol-Berater effiziente<br />

Lösungen, die den Vorstellungen<br />

des Unternehmens weitgehend entsprachen.<br />

„Nicht zuletzt das äußere Erscheinungsbild<br />

und das Umfeld machen ein<br />

Wohnquartier zu einer gefragten Adresse",<br />

sagte dazu der Technische Leiter.<br />

Bei der Farbgestaltung erhielt die Genossenschaft<br />

durch das Caparol-Farb-<br />

DesignStudio Unterstützung, das die<br />

Vorgaben der Praktiker in Farbentwürfe<br />

umsetzte, die „fortgeschrieben" und an<br />

Hand von Farbtafeln auf ihre Tauglichkeit<br />

überprüft wurden. Eine Abrundung erfuhr<br />

das Caparol-Angebot durch leichtgewichtige<br />

Capapor-Profile, mit denen<br />

unter anderem Klinkerfassaden von hellen<br />

Putzflächen abgesetzt wurden.<br />

In der Ausschreibung ging der Zuschlag<br />

an Malereibetriebe aus der Region.<br />

Sie erhielten bei der Einarbeitung<br />

Unterstützung durch Instandhaltungstechniker<br />

des Herstellers, die ihnen mit<br />

Rat und Tat zur Seite standen. Das war<br />

zum Beispiel der Fall, wenn an der Fassade<br />

größere Unebenheiten ausgeglichen<br />

werden mussten. Architekt Simon<br />

hob das Bemühen der Caparol-Fachleute<br />

hervor, durch die Einflussnahme auf<br />

die Qualität der Verarbeitung die Nachhaltigkeit<br />

der baulichen Maßnahmen abzusichern.<br />

Mit dem Ergebnis der Modernisierung,<br />

die ihnen neben einem angenehmeren<br />

Wohnklima und geringeren<br />

Heizkosten unter anderem neugestaltete<br />

Treppenhäuser oder großzügigere<br />

Balkone beschert hat, sind die<br />

Mieter zufrieden - auch wenn sie sich<br />

daran mit 1,25 Euro/m2 beteiligen<br />

müssen. Nicht weniger zufrieden ist<br />

Vorstand Stephan Seliger - auch wenn<br />

noch 40 bis 50 Prozent des Wohnbestandes<br />

zu modernisieren sind.<br />

Wolfram Strehlau, www.caparol.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 64<br />

Ausgewählte Produktinformationen ECONTROL<br />

Energetisch modernisiert mit »Sonnenbrille«<br />

Niedrige Klimatisierungskosten, blendfreier Ausblick, stets optimale Lichtverhältnisse<br />

Das Haus der Architekten in Stuttgart<br />

ist ein Forum für Baukultur und<br />

Sitz der Architektenkammer Baden-<br />

Württemberg. Das verglaste Foyer<br />

wurde jetzt umfangreich modernisiert.<br />

Einzelne Scheiben waren im<br />

Randverbund undicht und trüb geworden,<br />

Wasser drang ein. Außerdem<br />

war der im Inneren angebrachte<br />

Blendschutz wartungsintensiv und<br />

behinderte die freie Durchsicht.<br />

Die komplexen Anforderungen an<br />

die Modernisierung: Klimatisierungskosten<br />

senken, Lichtverhältnisse verbessern,<br />

blendfreie Ausblicke ohne<br />

Verschattung. Der Bauherr entschied<br />

sich für elektro-chromes Dreifach-<br />

Sonnenschutzglas der Firma EControl<br />

(Plauen). Es ist dimmbar und ermöglicht<br />

so das Variieren des g-Werts<br />

und der Lichtdurchlässigkeit je nach<br />

Sonneneinstrahlung. So entfällt die<br />

außenliegende Verschattung ebenso<br />

wie ein Blendschutz.<br />

Das Gebäude liegt in exponierter<br />

Halbhöhenlage und bietet einen außergewöhnlichen<br />

Blick über Stuttgart. Vor<br />

gut zwei Jahrzehnten erwarb der Eigentümer,<br />

das Versorgungswerk der Architekten,<br />

ein Nachbargrundstück hinzu<br />

und lobte einen Wett-bewerb für den<br />

Neubau aus: Geplant und gebaut von Architekt<br />

Michael Weindel (Waldbronn),<br />

entstand das dreiteilige Ensemble aus<br />

Wohn-, Veranstaltungs- und Verwaltungsgebäude.<br />

Der runde Veranstaltungstrakt<br />

liegt als Sonderbauteil im<br />

Zentrum und schließt transparent und filigran<br />

mit verglastem Foyer an das Verwaltungsgebäude<br />

an. So blieb der grandiose<br />

Durchblick auf die Stuttgarter Silhouette<br />

von der Danneckerstraße her erhalten.<br />

Undichtigkeiten und Wasser:<br />

Sanierung gefragt<br />

Seit einiger Zeit traten bei einzelnen<br />

Scheiben Undichtigkeiten im Randverbund<br />

auf, die Scheiben wurden trüb. Zusätzlich<br />

fand immer wieder Wasser seinen<br />

Weg durch das verglaste Dach. Die<br />

Zweifach-Sonnenschutzverglasung entsprach<br />

nicht mehr den heutigen Anforderungen<br />

an die Klimatisierung des Foyers.<br />

Fotos: Dipl.-Ing. Michael Pauls, Stuttgart<br />

Foto: Dipl.-Ing. (FH) Thomas Treitz, Stuttgart<br />

Das Innere des Foyers verbindet Innen<br />

und Außen. Im Bild gut erkennbar: Die<br />

Dach- und Fassadenverglasung von<br />

EControl befinden sich in einem unterschiedlichen<br />

Dimmzustand.<br />

Das Architekturbüro Pauls (Stuttgart)<br />

erhielt den Auftrag, das verglaste Foyer<br />

zu modernisieren. Ziele: Architektur erhalten,<br />

Nutzerkomfort erhöhen, moderate<br />

Betriebskosten für die Klimatisierung.<br />

Ein äußerer Sonnenschutz schied ebenso<br />

aus wie der innere Blendschutz - der<br />

ungehinderte Ausblick sollte jederzeit<br />

möglich sein. Herkömmliches Sonnenschutzglas<br />

mit niedrigem aber auch fixem<br />

g-Wert wurde nicht in Betracht gezogen,<br />

da es an trüben Tagen zu wenig<br />

Licht in die Räume lässt.<br />

Intelligente Lösung:<br />

dimmbarer Sonnenschutz<br />

Unter Abwägung der Parameter brachte<br />

der Architekt ein elektrochromes<br />

Sonnenschutzglas (EControl) in die Dis-<br />

Das Haus der Architekten, Stuttgart: Transparentes Zentrum für<br />

Architekten, Baufachleute und bauinteressierte Bürger.<br />

kussion. Es ermöglicht durch dimmbare<br />

Scheiben das Justieren des g-Wertes<br />

und des Blendschutzes - angepasst an<br />

die tatsächliche Lichtintensität. „Scheint<br />

keine Sonne, bleibt das Glas maximal<br />

hell und transparent. Je intensiver sie<br />

scheint, desto dunkler wird es getönt, bis<br />

zu einem tiefen Blau - ähnlich einer photochromen<br />

Skibrille“, erläutert Dipl.-Ing.<br />

Michael Pauls, freier Architekt und Inhaber<br />

des Architekturbüros. Photochrome<br />

Sonnenbrillen ermöglichen einen Verzicht<br />

auf einen zusätzlichen Sonnenschutz<br />

für die Augen und bieten darüber<br />

hinaus einen ermüdungsfreien Durchblick,<br />

der sich der Lichtintensität anpasst.<br />

Das dimmbare Sonnenschutzglas E-<br />

Control überträgt das Prinzip mit elektrochromer<br />

Technik auf die moderne Architektur.<br />

Als modernes Dreifach-Isolierglas<br />

isoliert EControl mit einem Ug-Wert von<br />

0,7 W/(m2K) ausgezeichnet gegen Heizwärmeverluste.<br />

Die gesamten Modernisierungsmaßnahmen<br />

wurden - bei eingeschränktem<br />

Betrieb des Forums Haus<br />

der Architekten - im Sommer in nur 12<br />

Wochen durch den Fassadenbauer<br />

Guttendörfer (Ansbach) durchgeführt<br />

und im Herbst 2011 abgeschlossen.<br />

Bautafel:<br />

Architektenkammer Baden-Württemberg,<br />

Stuttgart<br />

Objektadresse: Danneckerstraße 54,<br />

70182 Stuttgart<br />

Bauherr: Versorgungswerk der Architekten,<br />

Stuttgart<br />

Architekt: Dipl.-Ing. Michael Pauls,<br />

Stuttgart<br />

Fassadenbauer: Aug. Guttendörfer<br />

GmbH & Co. KG, Stahlstraße 8,<br />

91522 Ansbach<br />

Glasprodukt: EControl<br />

Glashersteller: EControl-Glas, Plauen<br />

www.econtrol-glas.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 65<br />

FRANKE AQUAROTTER Ausgewählte Produktinformationen<br />

Die weiterentwickelten Sanitärmodule<br />

von Franke stehen für ein innovatives,<br />

ästhetisches Ausstattungskonzept<br />

im Objektbau, das keine<br />

Wünsche an Komfort und individuellem<br />

Gestaltungsspielraum offen lässt.<br />

Aufgrund dieser Kriterien bietet sich<br />

die Kombination mit dem vom gleichen<br />

Hersteller entwickelten Wassermanagementsystem<br />

AQUA 3000 open zwingend<br />

an.<br />

Das intelligente Wassermanagementsystem<br />

der dritten Generation basiert auf<br />

einer innovativen Elektronikplattform.<br />

AQUA 3000 open wird konsequent in<br />

Technologie trifft Design<br />

Innovatives Wassermanagement inklusive<br />

zwei Ebenen - Armaturen und Netzwerk<br />

- gegliedert, die jeweils über eine standardisierte<br />

Datentechnologie miteinander<br />

kommunizieren. Entsprechend konfigurierte<br />

Armaturen unterschiedlicher<br />

Funktionalität lassen sich automatisch<br />

steuern und sorgen für ein Höchstmaß<br />

an Hygiene und Wirtschaftlichkeit.<br />

Die kompakten Module setzen sich<br />

aus Installationselementen und Funktionseinheiten<br />

zusammen. In den ver-<br />

Ermöglichen ästhetische Sanitärraumausstattung - die weiterentwickelten All-in-one<br />

Waschplatzmodule (Wasser/Seife/Luft) mit Nischenwaschtisch QUADRO und Glasbeplankung<br />

aus Einscheiben-Sicherheitsglas.<br />

Ein intelligentes Elektronikmodul steuert<br />

bei den in den Sanitärmodulen installierten<br />

Armaturen die wichtigsten Abläufe<br />

entsprechend der Armaturenfunktionalität.<br />

schiedenen Funktionseinheiten für<br />

Waschplätze, WC- und Urinalanlagen<br />

sind sämtliche Steuerungs- und Armaturenkomponenten<br />

netzwerkfähig integriert.<br />

Opto-elektronische Sensoren sorgen<br />

für die berührungslose und absolut<br />

hygienische Abgabe von Wasser, Seife,<br />

Luft am Waschtisch sowie bei der WCund<br />

Urinalspülung.<br />

Bei den installierten Armaturen werden<br />

die wichtigsten Abläufe entsprechend<br />

der Armaturenfunktionalität über ein intelligentes<br />

Elektronikmodul gesteuert.<br />

Mit diesem integrierten Elektronikbaustein<br />

und in Kombination mit dem ECC-<br />

Funktionscontroller (Ethernet-Can-Coppler)<br />

sind z.B. zeit- oder temperaturgesteuerte<br />

Hygienespülungen, thermische<br />

Desinfektionen, Betriebsartenum- und<br />

Reinigungsabschaltungen möglich. Die<br />

Netzwerkebene bietet mittels PC und<br />

Software zusätzliche Funktionalitäten<br />

und Systemerweiterungen. Hier kann<br />

das System mit Hilfe einer innovativen<br />

Software beliebig viele Sanitärarmaturen<br />

zentral steuern und verwalten.<br />

Zum Fertigbauset der All-in-one Sanitärmodule<br />

gehört ein Beplankungs-Modul,<br />

bei dem zwischen den hochwertigen<br />

Materialien Glas und gebürstetem Edelstahl<br />

gewählt werden kann. Das 8 mm<br />

Fotos: Franke Aquarotter<br />

Diese Beplankung der All-in-one Module<br />

(hier WC) besteht aus 8 mm Einscheiben-<br />

Sicherheitsglas. Aber auch andere Farben<br />

und/oder Materialien sind auf Wunsch<br />

realisierbar. (All-in-one WC-Modul mit<br />

CMPX592W und PROTRONIC - A 3000<br />

open WC-Spülarmatur »AQUA505«)<br />

All-in-one Urinal-Modul mit Keramik-Urinal<br />

und opto-elektronischer Spülsteuerung<br />

AQUA 3000 open.<br />

dicke Einscheiben-Sicherheitsglas ist in<br />

den Farben bordeaux, schwarz, weiß/<br />

grün erhältlich. Andere Farben und/oder<br />

Materialien sind auf Wunsch realisierbar.<br />

Die neuen Franke-Sanitärmodule können<br />

mit Sanitärobjekten aus Mineralgranit,<br />

Keramik oder Edelstahl kombiniert<br />

werden. Das All-in-one-Konzept zeigt,<br />

dass auch in öffentlichen Sanitäranlagen<br />

Begriffe wie Qualität und optischer Anspruch<br />

keine Fremdwörter sein müssen.<br />

www.franke.de


Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:47 Uhr Seite 66<br />

Ausgewählte Produktinformationen INTER Versicherungsgruppe<br />

Neue Krankenvollversicherung<br />

INTER QualiMed ® : flexibel, transparent, leistungsstark - für alle Lebensphasen<br />

Zeiten ändern sich, Menschen ändern<br />

sich, Bedürfnisse ändern sich:<br />

In einer immer schnelllebigeren Welt<br />

ist es nicht nur wichtig, den Überblick<br />

zu behalten sondern auch, dass das<br />

Leben begleitende Dinge sich flexibel<br />

den individuellen Bedürfnissen anpassen.<br />

Das gilt besonders für Versicherungen,<br />

die oft zu einem Zeitpunkt<br />

abgeschlossen werden, an dem man<br />

noch gar nicht weiß, wohin die Reise<br />

des Lebens geht. Umso wichtiger ist<br />

es, die Möglichkeit zu haben, auch<br />

nach Vertragsabschluss flexibel zu<br />

bleiben und Anpassungen vornehmen<br />

zu können. Auch und gerade im<br />

Bereich der Krankenvollversicherung,<br />

die den Kunden ein Leben lang<br />

begleitet.<br />

Mit der neuen Krankenvollversicherung<br />

INTER QualiMed ® hat die INTER<br />

Versicherungsgruppe ein Produkt geschaffen,<br />

das diesen hohen Anforderungen<br />

gerecht wird. Die unterschiedlichen<br />

Ansprüche an Preis, Leistung und Service<br />

finden sich in einem Dreistufenmodel,<br />

innerhalb dessen es variable Preisgestaltungs-<br />

und Wechselmöglichkeiten<br />

gibt. Basis, Exklusiv und Premium sind<br />

drei Tarifvarianten, die individuelle Leistungen<br />

bieten und die einen späteren<br />

Wechsel untereinander zulassen. Kombiniert<br />

mit jeweils drei unterschiedlichen<br />

Selbstbehaltstufen, ergeben sich noch<br />

mehr Auswahlmöglichkeiten.<br />

INTER QualiMed ® Basis -<br />

Die Krankenversicherung für den<br />

perfekten Start!<br />

Bereits der INTER QualiMed ® Basis<br />

zeigt ein hohes Leistungsniveau, das<br />

ganz besonders auf die Bedürfnisse junger<br />

Menschen und Familien ausgerichtet<br />

ist. Gerade in der beruflichen und privaten<br />

Aufbauphase bietet die Basisvariante<br />

hervorragende Leistungen.<br />

INTER QualiMed ® Exklusiv -<br />

Die Krankenversicherung mit dem<br />

gewissen Extra!<br />

Der Exklusivbereich bietet ein hohes<br />

Leistungsniveau, das ganz besonders<br />

auf die individuellen Bedürfnisse einer<br />

ganzen Familie ausgerichtet ist.<br />

INTER QualiMed ® Premium -<br />

Die Krankenversicherung für die<br />

höchsten Ansprüche!<br />

Für die Phase, in der die höchsten Ansprüche<br />

an den Krankenschutz und die<br />

Gesundheitsvorsorge gestellt werden, ist<br />

der INTER QualiMed ® Premium zu empfehlen.<br />

Im Premiumbereich ist das höchste<br />

Leistungsniveau zu finden, das der<br />

INTER QualiMed ® zu bieten hat.<br />

„Wie bei all unseren Produkten, liegt<br />

auch bei INTER QualiMed ® ein ganz besonderes<br />

Augenmerk auf hervorragen-<br />

Foto: Inter<br />

der Qualität und umfangreichem Service.<br />

Der Kunde darf von uns deshalb<br />

nicht nur besondere Leistungen sondern<br />

auch ein für ihn hilfreiches und sinnvolles<br />

Serviceangebot erwarten“, unterstreicht<br />

Peter Thomas. „Im Übrigen ist<br />

die Einführung einer neuen Krankenvollversicherung<br />

zum jetzigen Zeitpunkt<br />

auch ein klares Bekenntnis der INTER<br />

zur Privaten Krankenversicherung und<br />

damit zum dualen System in Deutschland.“<br />

Neben der Flexibilität spielen natürlich<br />

auch Leistung und Transparenz bei einer<br />

Krankenvollversicherung eine wichtige<br />

Rolle. Und da punktet INTER QualiMed ®<br />

ganz besonders: Die transparenten Bedingungen<br />

lassen wenige Fragen offen.<br />

Und wenn doch, dann stehen die Experten<br />

der INTER Versicherungsgruppe jederzeit<br />

zur Verfügung. Rund um die Uhr<br />

und immer mit einem offenen Ohr. Zudem<br />

erwartet den Kunden ein moderner<br />

und umfangreicher Leistungskatalog:<br />

• Leistungen bei Bezug von Elterngeld<br />

in Höhe von bis zu 6 Monatsbeiträgen.<br />

• Vorsorgeuntersuchungen, Schutzimpfungen<br />

und professionelle Zahnreinigung<br />

sind sinnvoll und wichtig. Deshalb<br />

werden diese nicht auf den<br />

Selbstbehalt angerechnet. Zudem beeinflussen<br />

sie auch nicht den Anspruch<br />

auf eine Beitragsrückerstattung.<br />

• Hohe Beitragsrückerstattung (BRE)<br />

bei Leistungsfreiheit. Je 3 maßgebliche<br />

Monatsbeiträge in den ersten 3<br />

vollen Kalenderjahren. Maximale BRE<br />

bis zu 6 maßgebliche Monatsbeiträge<br />

nach 7 leistungsfreien Jahren.<br />

• Das Optionsrecht bietet die Möglichkeit,<br />

zum Ende des 3., 5. und 10. Versicherungsjahres<br />

sowie bei Wechsel<br />

der beruflichen Tätigkeit ohne erneute<br />

Gesundheitsprüfung und Wartezeiten<br />

in jeden INTER QualiMed ® -Tarif umzustellen.<br />

• Überdurchschnittliche Erstattung im<br />

Zahnbereich.<br />

• Offener Heil- und Hilfsmittelkatalog.<br />

• 100% Erstattung für Behandlung<br />

durch Ärzte mit naturheilkundlichen<br />

Untersuchungs- und Behandlungsmethoden,<br />

die im Hufeland-Verzeich-<br />

nis und im Gebührenverzeichnis für<br />

Heilpraktiker aufgeführt sind. (in den<br />

Tarifstufen Exklusiv und Premium).<br />

• Besonderheit: Erstattung von ver<br />

schreibungspflichtigen Verhütungsmitteln.<br />

• Zahlreiche medizinische Assistance-<br />

und Serviceleistungen wie INTER<br />

Service-Center, Gesundheitsexperte,<br />

Gesundheits-SOS, Gesundheitsmanagement<br />

gehören zu INTER<br />

QualiMed ® .<br />

• Selbstbeteiligung pro Kalenderjahr für<br />

ambulante und zahnärztliche Heilbehandlung.<br />

Partner des Handwerks<br />

Als traditioneller Handwerksversicherer<br />

kennt die INTER Versicherungsgruppe<br />

die Bedürfnisse der Menschen im<br />

Handwerk ganz genau und punktet mit<br />

individuellen Lösungen. Für die tägliche<br />

Arbeit ist selbstverständlich: Flexibel<br />

sein, auf die Wünsche des Kunden eingehen,<br />

verständlich kommunizieren und<br />

schließlich eine Leistung auf bestem Niveau<br />

erbringen.<br />

Ihr Ansprechpartner in der Geschäftsstelle<br />

<strong>Berlin</strong> ist Herr Lie Milbratt,<br />

Telefon: 030 / 235 165 10.<br />

www.inter.de

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