BK-Heft 2/2012 - Baukammer Berlin
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Bau 2-12 Umbruch 3 20.06.<strong>2012</strong> 14:45 Uhr Seite 24<br />
<strong>Baukammer</strong> / Berufspolitik / Bildung<br />
Kurzfassung<br />
Stahlbetondeckenplatten mu?ssen unter<br />
den real auftretenden Beanspruchungen<br />
stets die bestimmungsgemäße Funktion<br />
und ein angemessenes Erscheinungsbild<br />
aufweisen. Der Nachweis der Begrenzung<br />
von Verformungen ist dabei ein<br />
wesentlicher Bestandteil zur Sicherstellung<br />
dieser grundlegenden Anforderungen<br />
an die Gebrauchstauglichkeit.<br />
Die Größe der Verformung von Stahlbetonbauteilen<br />
wird neben direkten<br />
Lasteinwirkungen maßgeblich durch das<br />
zeitabhängige Kriech- und Schwindverhalten<br />
von Beton beeinflusst. Einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die anfängliche<br />
und nachträgliche Verformung hat<br />
zudem die Rissbildung im Bauteil, die<br />
wiederum von der stark schwankenden<br />
Betonzugfestigkeit abhängig ist. Eine<br />
explizite Verformungsberechnung steht<br />
zwar als mögliche Nachweisvariante zur<br />
Verfügung, diese setzt jedoch immer die<br />
Kenntnis bzw. Annahme zahlreicher Einflussfaktoren<br />
sowie der Material- und<br />
Querschnittskennwerte voraus. Da die<br />
Begrenzung der Durchbiegung in der<br />
Regel für die Querschnittsdimensionierung<br />
maßgebend ist, gestaltet sich der<br />
Nachweis der Verformungen über eine<br />
explizite Berechnung aufgrund umfangreicher<br />
Überlegungen hinsichtlich der<br />
komplexen Zusammenhänge und einer<br />
aufwendigen iterativen Vorgehensweise<br />
äußerst schwierig. Aus diesem Grund<br />
werden Stahlbetondeckenplatten in der<br />
Praxis über Schlankheitskriterien dimensioniert<br />
und so gleichzeitig eine vereinfachte<br />
Nachweisführung erbracht.<br />
Die Regelung zum Nachweis der Verformungen<br />
in der bisher gültigen, nationalen<br />
Stahlbetonbau-Norm, DIN 1045-<br />
1:2008 basiert auf Untersuchungen aus<br />
den 1960er Jahren und entspricht nicht<br />
den heutigen Gegebenheiten. Mit der<br />
neuen DIN EN 1992-1-1, als Ersatz für<br />
die DIN 1045-1 ergibt sich ein scheinbar<br />
24 | <strong>Baukammer</strong> <strong>Berlin</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
<strong>Baukammer</strong>-Preis 2011<br />
1. Preis in der Gruppe der Masterarbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB) für seine Master-Arbeit:<br />
„Untersuchungen zur Durchbiegung von<br />
Stahlbetondeckenplatten und Bewertung der vereinfachten<br />
Biegeschlankheitsnachweise verschiedener Ansätze“<br />
Verfasser: Adrian Grabara M.Eng.<br />
1. Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Andreas Fischer · 2. Gutachter: Prof. Dipl.-Ing. Frank Prietz<br />
v.l.n.r.: Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft, Adrian Grabara, Dr.-Ing. Jens Karstedt<br />
genauerer Nachweis unter Berücksichtigung<br />
zusätzlicher wichtiger Einflussparameter.<br />
Daneben existieren weitere<br />
Nachweisvorschläge zur Begrenzung<br />
der Verformungen über Schlankheitskriterien,<br />
für die eine weiterführende Untersuchung<br />
sinnvoll erscheint.<br />
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden<br />
die bestehenden Regelungen und<br />
Nachweisverfahren zur Begrenzung der<br />
Verformungen zusammengestellt und<br />
kritisch miteinander verglichen. Zur<br />
Beurteilung der Sicherheit, Zuverlässigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit der vorhandenen<br />
Biegeschlankheitsnachweise wurden<br />
dabei umfangreiche nichtlineare<br />
Untersuchungen zu der Durchbiegung<br />
von Stahlbetondeckenplatten an ebenen<br />
Stabwerken und räumlichen Plattenmodellen<br />
unter Berücksichtigung von Kriechen<br />
und Schwinden und der Mitwirkung<br />
von Beton auf Zug (tension stiffening)<br />
sowie unter Variation verschiedener Einflussparameter<br />
durchgeführt.<br />
Auf Grundlage der gewonnenen Daten<br />
konnten eine Beurteilung der Eignung<br />
einzelner Verfahren und deren Anwendungsgrenzen<br />
erarbeitet und Anregungen<br />
zur weiteren Optimierung gegeben<br />
werden. Um die Zuverlässigkeit der Auswertung<br />
zu steigern, wurden zudem<br />
nichtlineare Untersuchungen zur Erfassung<br />
der Auswirkungen von abweichenden<br />
Material- und Systemparametern<br />
auf die zu erwartende Größe der Verformungen<br />
angestellt.<br />
Die Eignung der im Rahmen dieser Arbeit<br />
angesetzten Material- und Rechenmodelle<br />
wurde dabei durch verschiedene<br />
Nachrechnungen zu Bauteilkurz- und<br />
Langzeitversuchen sowie zu ausgewählten<br />
Studien bestätigt.<br />
Neben der Bewertung der Biegeschlank-