JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung

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AUSGRABUNG DER RÖMISCHEN BIBLIOTHEK
VON NYSA AM MÄANDER (TÜRKEI)
Ausgrabungen in Nysa am Mäander
LEITER Prof. Dr. Volker Michael Strocka
INSTITUTION Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Archäologisches Institut
FÖRDERUNG Forschungsprojekt | Die Gerda Henkel Stiftung stellt Fördermittel
für die Durchführung von zwei Grabungskampagnen zur Verfügung.
Die Gründung der antiken Stadt Nysa ad Maeandrum geht wahrscheinlich auf den
Seleukiden Antiochos I. Soter in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v.Chr. zurück.
In der mythologischen Überlieferung ist die Stadt eng verbunden mit der Geburt
und Kindheit des Gottes Dionysos. Die heute noch erkennbaren Bauwerke stammen
überwiegend aus der römischen Kaiserzeit und aus frühbyzantinischer Zeit. Ziel
eines Grabungsprojektes von Prof. Dr. Volker Michael Strocka ist die Freilegung,
Sicherung, Dokumentation und Publikation der seit rund 100 Jahren für eine kaiserzeitliche
Bibliothek gehaltenen, noch verschütteten Ruine in Nysa. Diese wurde
1907–1908 bei den Erkundungen deutscher Archäologen oberflächlich vermessen.
Aus den Nischenwänden kann auf einen stadtrömischen Bibliothekstyp geschlossen
werden. Dass es in Nysa eine Bibliothek gab, die wegen einer Homerhandschrift
berühmt war, wird im 3. Jahrhunderten n.Chr. in den schriftlichen Quellen überliefert.
Da die Kenntnisse römischer Bibliotheken trotz der bisherigen Forschungen noch
recht begrenzt sind, könnte das Gebäude in Nysa, wenn sich die bisherige
Deutung bestätigt, wichtige neue Erkenntnisse zur Konstruktion, Betriebsweise und
-dauer, zum Bautypus und zu seiner Feindatierung, zum Bauherrn und zur urbanistischen
Funktion liefern.
Bibliothek von Nysa, Saal nach Osten, 19. September 2003