17.11.2012 Aufrufe

JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung

JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung

JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Workshops war es, Wissenschaftler aus den Bereichen Archäologie, allgemeine<br />

Geschichte, Kirchengeschichte, Ethnologie, Judaistik, Germanistik, Romanistik,<br />

Anglistik und Kunstgeschichte zusammenzuführen und erstmals eine Bestandsaufnahme<br />

mediävistischer Gewaltforschung zu erarbeiten. Im Mittelpunkt der Diskussion<br />

stand die Frage, wie eine historische Wissenschaft mit dem Phänomen Gewalt,<br />

das zwischen anthropologischer Anlage und kultureller Vermittlung changiert, umzugehen<br />

hat. Zentrale Themen der Diskussionen waren ferner der Zusammenhang von<br />

Gewalt und Gedächtnis sowie die Rolle von Gewalt und Identifikationsmustern<br />

(Gründungsgewalt, religiöse Identität, Herrscherdarstellung). Kritische Reflexionen<br />

über die Gewalt als politisches, juristisches und militärisches Mittel sind sowohl in<br />

historiographischen als auch in theologischen und literarischen Textsorten enthalten.<br />

Vielfach wurden daher in dem Arbeitsgespräch auch die Ausformungen von Gewaltregulierungsdiskursen<br />

beleuchtet. Eine Publikation der Ergebnisse des Workshops ist<br />

in Vorbereitung.<br />

LEITER Prof. Dr. Gerd Krumeich<br />

INSTITUTION Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Historisches Seminar II<br />

FÖRDERUNG Tagung | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützte die Tagung<br />

durch die Übernahme von Reisekosten der Referenten.<br />

Am 11. Januar 2003 jährte sich zum 80. Mal der Einmarsch französischer und belgischer<br />

Truppen in das Ruhrgebiet am 11. Januar 1923. Zu jener Zeit galt der so<br />

genannte Ruhrkampf als eine Verlängerung des Ersten Weltkrieges und als ein Zeichen<br />

zur weiteren Bereitschaft zum Krieg. Die deutsch-französischen Beziehungen der<br />

20er und 30er Jahre sind von der Polemik der Ruhrbesetzung überschattet geblieben<br />

und allen Ausgleichsbemühungen zum Trotz wurde das Frankreichbild der deutschen<br />

Öffentlichkeit bis weit in die 70er Jahre hinein von der Erinnerung an diese Auseinandersetzung<br />

mitbestimmt. Das Thema »Ruhrbesetzung« spielt in den allgemeinen<br />

Darstellungen der deutsch-französischen Beziehungen der Zwischenkriegszeit sowie<br />

in den wirtschafts- und sozialgeschichtlich orientierten Forschungen zum Problem der<br />

Reparationen und der Inflation zwar eine Rolle, trotzdem ist es zu einer tief greifenden<br />

wissenschaftlichen Aufarbeitung der Ereignisse von 1923 von deutscher Seite bisher<br />

kaum gekommen. Ziel der von Prof. Dr. Gerd Krumeich organisierten Tagung<br />

war es daher, Anstöße zur wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Problems zu geben,<br />

das zugleich auch ein wesentliches Element der deutsch-französischen Beziehungen<br />

und der politischen Radikalisierung der Weimarer Republik war. Eingeladen war ein<br />

internationaler Teilnehmerkreis, der sich sowohl mit den innen- wie auch den außenpolitischen<br />

Dimensionen der Besetzung des Ruhrgebietes beschäftigte. Neben der<br />

Analyse der Motive der französisch-belgischen Besatzung und der Reaktionen der<br />

deutschen und französischen Öffentlichkeit wurde auch danach gefragt, wie sich die<br />

Verwaltungsbehörden mit der französischen Besatzung auseinander setzten und wie<br />

die Besatzung »vor Ort« konkret organisiert wurde. In diesem Zusammenhang spielte<br />

auch das Verhältnis zwischen der Reichsregierung und den ausführenden örtlichen<br />

Behörden sowie die Organisation des »passiven Widerstandes« eine große Rolle.<br />

Gleichfalls erörtert wurde das bislang noch nicht systematisch erschlossene Feld der<br />

zahlreichen Beschwerden betreffend Übergriffe der Besatzungssoldaten und die französische<br />

und belgische Reaktion hierauf. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist in<br />

Vorbereitung.<br />

RUHRBESETZUNG 1923,<br />

ESSEN, 5. BIS 6. JUNI 2003<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!