JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung
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Workshops war es, Wissenschaftler aus den Bereichen Archäologie, allgemeine<br />
Geschichte, Kirchengeschichte, Ethnologie, Judaistik, Germanistik, Romanistik,<br />
Anglistik und Kunstgeschichte zusammenzuführen und erstmals eine Bestandsaufnahme<br />
mediävistischer Gewaltforschung zu erarbeiten. Im Mittelpunkt der Diskussion<br />
stand die Frage, wie eine historische Wissenschaft mit dem Phänomen Gewalt,<br />
das zwischen anthropologischer Anlage und kultureller Vermittlung changiert, umzugehen<br />
hat. Zentrale Themen der Diskussionen waren ferner der Zusammenhang von<br />
Gewalt und Gedächtnis sowie die Rolle von Gewalt und Identifikationsmustern<br />
(Gründungsgewalt, religiöse Identität, Herrscherdarstellung). Kritische Reflexionen<br />
über die Gewalt als politisches, juristisches und militärisches Mittel sind sowohl in<br />
historiographischen als auch in theologischen und literarischen Textsorten enthalten.<br />
Vielfach wurden daher in dem Arbeitsgespräch auch die Ausformungen von Gewaltregulierungsdiskursen<br />
beleuchtet. Eine Publikation der Ergebnisse des Workshops ist<br />
in Vorbereitung.<br />
LEITER Prof. Dr. Gerd Krumeich<br />
INSTITUTION Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Historisches Seminar II<br />
FÖRDERUNG Tagung | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützte die Tagung<br />
durch die Übernahme von Reisekosten der Referenten.<br />
Am 11. Januar 2003 jährte sich zum 80. Mal der Einmarsch französischer und belgischer<br />
Truppen in das Ruhrgebiet am 11. Januar 1923. Zu jener Zeit galt der so<br />
genannte Ruhrkampf als eine Verlängerung des Ersten Weltkrieges und als ein Zeichen<br />
zur weiteren Bereitschaft zum Krieg. Die deutsch-französischen Beziehungen der<br />
20er und 30er Jahre sind von der Polemik der Ruhrbesetzung überschattet geblieben<br />
und allen Ausgleichsbemühungen zum Trotz wurde das Frankreichbild der deutschen<br />
Öffentlichkeit bis weit in die 70er Jahre hinein von der Erinnerung an diese Auseinandersetzung<br />
mitbestimmt. Das Thema »Ruhrbesetzung« spielt in den allgemeinen<br />
Darstellungen der deutsch-französischen Beziehungen der Zwischenkriegszeit sowie<br />
in den wirtschafts- und sozialgeschichtlich orientierten Forschungen zum Problem der<br />
Reparationen und der Inflation zwar eine Rolle, trotzdem ist es zu einer tief greifenden<br />
wissenschaftlichen Aufarbeitung der Ereignisse von 1923 von deutscher Seite bisher<br />
kaum gekommen. Ziel der von Prof. Dr. Gerd Krumeich organisierten Tagung<br />
war es daher, Anstöße zur wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Problems zu geben,<br />
das zugleich auch ein wesentliches Element der deutsch-französischen Beziehungen<br />
und der politischen Radikalisierung der Weimarer Republik war. Eingeladen war ein<br />
internationaler Teilnehmerkreis, der sich sowohl mit den innen- wie auch den außenpolitischen<br />
Dimensionen der Besetzung des Ruhrgebietes beschäftigte. Neben der<br />
Analyse der Motive der französisch-belgischen Besatzung und der Reaktionen der<br />
deutschen und französischen Öffentlichkeit wurde auch danach gefragt, wie sich die<br />
Verwaltungsbehörden mit der französischen Besatzung auseinander setzten und wie<br />
die Besatzung »vor Ort« konkret organisiert wurde. In diesem Zusammenhang spielte<br />
auch das Verhältnis zwischen der Reichsregierung und den ausführenden örtlichen<br />
Behörden sowie die Organisation des »passiven Widerstandes« eine große Rolle.<br />
Gleichfalls erörtert wurde das bislang noch nicht systematisch erschlossene Feld der<br />
zahlreichen Beschwerden betreffend Übergriffe der Besatzungssoldaten und die französische<br />
und belgische Reaktion hierauf. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist in<br />
Vorbereitung.<br />
RUHRBESETZUNG 1923,<br />
ESSEN, 5. BIS 6. JUNI 2003<br />
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