JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung
JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung
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LEITER Prof. Dr. Dietmar Willoweit, Prof. Dr. Klaus Hildebrand,<br />
Prof. Dr. Stefan Rebenich<br />
INSTITUTION Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften, München<br />
Universität Mannheim, Historisches Institut, Seminar für Alte Geschichte<br />
FÖRDERUNG Forschungsprojekt | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das<br />
Editionsvorhaben durch die Übernahme von Personalkosten für<br />
eine wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie Reise- und Sachkosten.<br />
Bereits im Jahre 2000 konnte mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> unter der Leitung von<br />
Prof. Dr. Stefan Rebenich (Mannheim) mit der Erstellung einer kommentierten Edition<br />
des umfangreichen Briefwechsels von Theodor Mommsen (1817–1903) und<br />
Friedrich Althoff (1839–1908) begonnen werden. Die Publikation ist in zwei Bänden<br />
in der Reihe »Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts« der Historischen<br />
Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorgesehen.<br />
Die Korrespondenz behandelt zentrale Themen der Wissenschafts-, Bildungs-,<br />
Universitäts-, Politik- und Mentalitätsgeschichte der Wilhelminischen Zeit. Für historische<br />
Fragestellungen unterschiedlicher Fachrichtungen ist sie von herausragender<br />
Bedeutung. Der Briefwechsel illustriert nicht nur die von Mommsen im Verein mit<br />
Althoff verwirklichte »naturwissenschaftliche« Modernisierung und Differenzierung<br />
der Altertumswissenschaften, die konsequent aus ihrer traditionellen methodischen<br />
und inhaltlichen Verengung herausgeführt wurden und sich zu einem Paradigma<br />
innovativer Forschungspolitik entwickelten, sondern ermöglicht einen Einblick in das<br />
»System Althoff« und die Wissenschaftspolitik des Deutschen Kaiserreiches. Weil sich<br />
der Briefwechsel über fast ein Vierteljahrhundert erstreckt (1882–1903) und in<br />
vielen Fällen Briefe und Gegenbriefe erhalten sind, kann am Beispiel der einflussreichen<br />
Altertumswissenschaften die Expansion und Differenzierung des deutschen<br />
Hochschul- und Bildungswesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dargestellt<br />
werden. Wesentliche Elemente des »Systems Althoff« werden deutlich sichtbar:<br />
die Professionalisierung und Modernisierung der Hochschulverwaltung, der zunehmende<br />
Einfluss der Bürokratie auf die Universitäten, die rigide Kontrolle des<br />
Berufungssystems unter bewusster Missachtung der universitären Autonomie, der<br />
beschleunigte Ausbau nationaler und internationaler Einrichtungen zur wissenschaftlichen<br />
Kooperation, die gezielte Förderung bestimmter Disziplinen an einzelnen<br />
Universitäten, die Mobilisierung privater Mittel für die Finanzierung universitärer<br />
und außeruniversitärer Forschung und schließlich die offiziellen und persönlichen<br />
Beziehungen, mittels deren Althoff seinen »Wissenschaftsstaat« aufbaute und verwaltete.<br />
Indem Mommsen einen modus agendi mit Friedrich Althoff fand, konnte er<br />
wichtige Forschungsvorhaben durchsetzen und sich großen Einfluss auf die<br />
altertumswissenschaftlichen Berufungen sichern. Aber der Althistoriker erkannte<br />
deutlicher als viele seiner Zeitgenossen auch die eigentliche Schwäche des »Systems<br />
Althoff«, das völlig auf den Ministerialbeamten zugeschnitten war und daher mit<br />
dessen individueller Eignung stand und fiel . Die Ambivalenz der Haltung Mommsens<br />
gegenüber Althoff ist ein weiteres faszinierendes Charakteristikum dieses Briefwechsels.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat im Berichtsjahr eine Verlängerung der Förderung für ein Jahr<br />
bewilligt, um den Abschluss der Arbeiten an der Edition zu ermöglichen.<br />
DER BRIEFWECHSEL ZWISCHEN<br />
THEODOR MOMMSEN UND FRIEDRICH ALTHOFF.<br />
EDITION, EINLEITUNG UND KOMMENTAR<br />
Porträt Theodor Mommsen<br />
Porträt Friedrich Althoff<br />
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