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JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung

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24<br />

EIN DUNKLES ZEITALTER? UNTERSUCHUNGEN<br />

ZUR STRUKTUR DER SIEDLUNGEN IN DER<br />

UNTERBURG VON TIRYNS WÄHREND DER<br />

MYKENISCHEN NACHPALASTZEIT<br />

MESSENE AUF DER PELOPONNES:<br />

TOPOGRAPHIE, STADTPLAN UND<br />

STÄDTEBAULICHE ENTWICKLUNG<br />

VON DER GRÜNDUNG 369 V.CHR.<br />

BIS ZUM ENDE DER ANTIKEN STADT<br />

STIPENDIAT Tobias Mühlenbruch, Heidelberg<br />

FÖRDERUNG Promotionsstipendium | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt<br />

das Dissertationsvorhaben durch die Gewährung eines<br />

Promotionsstipendiums und die Übernahme von Reisekosten.<br />

Die Spätbronzezeit des griechischen Festlandes, ca. 1650 bis 1050 v.Chr., wird nach<br />

einem ihrer Hauptfundorte als »mykenische« Periode oder allgemeiner als »Späthelladikum«<br />

(»SH«) bezeichnet und in die Stufen SH I–III untergliedert. Ihren Höhepunkt<br />

erreichte die Spätbronzezeit in SH IIIA/B des 14./13. Jahrhunderts v.Chr., als<br />

an mehreren Orten, u.a. in Tiryns am Golf von Nauplia, Strukturen entstanden, die<br />

von der Forschung als »Paläste« angesprochen werden. Tontafeln, die nur im Palastkontext<br />

gefunden wurden, schufen das Bild einer streng hierarchisch gegliederten und<br />

auf den Palast hin ausgerichteten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Für die<br />

Erschütterung dieses Systems um 1200 v.Chr. werden verschiedene Faktoren wie<br />

innere Auseinandersetzungen, soziale Konflikte, Invasionen oder wirtschaftliche<br />

Gründe diskutiert. Dennoch kam es zu einem rund 150 Jahre währenden postpalatialen<br />

Abschnitt der Konsolidierung und einer Nachblüte der mykenischen Kultur.<br />

Bereits 1831 begann unter Friedrich Thiersch die Erforschung von Tiryns, das speziell<br />

durch die Palastgrabungen von Heinrich Schliemann und Wilhelm Dörpfeld eine<br />

hohe wissenschaftliche Bedeutung erlangte. Zwischen 1976 und 1983 führte das<br />

Deutsche Archäologische Institut unter der Leitung von Klaus Kilian flächendeckende<br />

Ausgrabungen in der Unterburg von Tiryns durch, in denen eine einmalige Siedlungskontinuität<br />

anhand von Schichten und Architekturresten mit (un-)beweglichem<br />

Hausinventar für die gesamte postpalatiale Periode nachgewiesen wurde. Bedingt<br />

durch den Tod Kilians im Jahr 1992 steht eine abschließende Bearbeitung der Funde<br />

noch aus. Dieser Aufgabe widmet sich Tobias Mühlenbruch im Rahmen seines<br />

Dissertationsvorhabens. Dabei gilt es zunächst, die bauliche Entwicklung zu erarbeiten<br />

und ihre Befunde mit der Tiryns umgebenden Unterstadt in Verbindung zu setzen.<br />

Des Weiteren sollen die gewonnenen Ergebnisse in den chronologisch-geographischen<br />

Rahmen des östlichen Mittelmeeres im 12./11. Jahrhundert v.Chr. eingebettet werden.<br />

Diese Analyse bildet die Basis eines weiteren Schwerpunktes, der sich mit der Interpretation<br />

der Befunde hinsichtlich politischer, sozialer, wirtschaftlicher und kultischer<br />

Strukturen beschäftigen wird. Zudem erlaubt die topographische Situation der<br />

Siedlungen Rückschlüsse auf bevorzugte Lagen, die etwa von Handelsinteressen oder<br />

Unruhezeiten bestimmt worden sein können.<br />

STIPENDIATIN Silke Müth-Herda, Berlin<br />

FÖRDERUNG Promotionsstipendium | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt<br />

das Dissertationsvorhaben durch die Gewährung eines<br />

Promotionsstipendiums und die Übernahme von Reisekosten.<br />

Im Jahre 369 v. Chr. gründete der thebanische Feldherr Epaminondas eine neue<br />

messenische Hauptstadt am südwestlichen Fuß des Berges Ithome, des kultisch und<br />

historisch wichtigsten Identifikationsortes des messenischen Volkes. Das größtenteils<br />

durch Gebirgszüge geschützte Gelände war bis auf wenige ältere Kultplätze und<br />

wahrscheinlich eine kleinere Ansiedlung bisher ungenutzt, so dass die neue Stadt, die<br />

bis zum Ende des 4. Jahrhunderts v.Chr. »Ithome« hieß und erst danach in »Messene«<br />

umbenannt wurde, ohne Rücksichtnahme auf ältere Bauten in regelmäßiger Form<br />

angelegt werden konnte. Der neun Kilometer lange Mauerring, der ein 290 ha großes<br />

Gelände umgab, zählt heute zu den besterhaltenen griechischen Stadtmauern. Messene<br />

erlebte seine Blütezeit im 2. Jahrhundert v.Chr., was sich in groß angelegten Bauprogrammen<br />

ausdrückte. Ihren Niedergang erfuhr die Stadt in Verbindung mit dem<br />

des Römischen Reiches. Die antike Besiedlung endete mit dem Einfall und den Zerstörungen<br />

durch die Goten im Jahre 395 n.Chr. Im 2. Jahrhundert n.Chr. berichtet<br />

Pausanis im Zuge seiner Periegese Griechenlands von Messene als einer wichtigen<br />

und lebendigen Stadt und beschreibt zahlreiche Monumente. Dies ist, abgesehen von<br />

einzelnen Inschriften, die einzige schriftliche Überlieferung aus der Antike. Erst 1986

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