JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung
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edienen, die vom Betrachter als solche erkannt und kontextualisiert werden müssen.<br />
Dadurch wird der Rezipient zum Mitschöpfer des Werkes. Neben Ansätzen der Filmwissenschaft,<br />
der Geschlechterforschung oder der Psychoanalyse sind es vor allem die<br />
klassischen kunstwissenschaftlichen Methoden, die für die Analyse von Videoclips<br />
und ihren Nachbargattungen unabdingbar sind. So lassen sich beispielsweise Rezeptionsketten<br />
bilden, die Aufschluss über die Herkunft und (An-)Verwandlung einzelner<br />
Bildmotive geben. Im Bereich der weit verzweigten Verweissysteme zeigt sich, dass es<br />
sich bei einer Vielzahl von Clips, die Vorlagen oder Einflüsse unterschiedlicher Herkunft<br />
verarbeiten, keinesfalls um das viel zitierte »wahllose Zitatekarussell« handelt,<br />
sondern dass diese reflektiert eingesetzt werden und so zu einer eigenen künstlerischen<br />
Aussage finden. Ziel des Dissertationsvorhabens von Herrn Weiß ist es, diese<br />
nicht selten als willkürlich und beliebig beschriebene Bildwelt zu sichten, auf ikonische<br />
und/oder inszenatorische Traditionen sowie deren Fortschreibung bzw. Manipulation<br />
zu überprüfen und ihre Einflussnahme auf weitere Bildkulturen zu<br />
untersuchen. Darüber hinaus geht er der Frage nach, ob sich das ephemere Bild, wie<br />
es uns beispielsweise im Programm der verschiedenen Musiksender gegenübertritt,<br />
nicht allein als Indikator, sondern vielmehr als einzig adäquater Ausdruck einer Zeit<br />
begreifen lässt, die mit geradezu inflationärer Häufigkeit als »schnelllebig« beschrieben<br />
wird. Kern der Arbeit bilden drei Beispielpaare von Videoclips zu den Themenschwerpunkten<br />
»Geschlecht als Maskerade«, »Videoclip und Traumdarstellung«<br />
sowie »Mythos und Religion«. Die im Verlauf der Untersuchung anhand der Analyse<br />
von Videoclips gewonnenen Aufschlüsse über das ephemere Bild sollen darüber hinaus<br />
für das Verstehen historischer Phänomene fruchtbar gemacht werden, die wie das<br />
tableau vivant, die Theateraufführung, das Fest oder das Zeremoniell ebenfalls<br />
vergängliche Erscheinungen im Bannkreis künstlerischen Schaffens sind.<br />
Mark Romanek: Video-Stills aus »Bedtime Story«, 1995<br />
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