JAHRESBERICHT 2002 - Gerda Henkel Stiftung
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LEITER PD Dr. Joachim Eibach, PD Dr. Thomas Fuchs, Prof. Dr. Günther Lottes<br />
INSTITUTION Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam<br />
FÖRDERUNG Forschungsprojekt | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das<br />
Forschungsvorhaben durch die Gewährung von zwei Promotionsstipendien<br />
sowie die Übernahme von Reise- und Sachkosten.<br />
Das am Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam angesiedelte Forschungsprojekt<br />
thematisiert den europäischen Protestantismus in der Übergangsphase<br />
zwischen Konfessionellem Zeitalter und Frühaufklärung, wobei die ausdifferenzierten<br />
Konfessionslandschaften Englands und Brandenburg-Preußens den Untersuchungsraum<br />
bilden. Beabsichtigt ist keine konventionelle Kirchengeschichte alten Stils,<br />
sondern eine Verbindung von Ansätzen der neueren Kulturvergleichs- mit der Kulturtransfer-Forschung.<br />
Als Parameter des Vergleichs dient dabei die Textsorte Predigt,<br />
der im Protestantismus als Kirche des Worts höchste Relevanz zukam. Im Mittelpunkt<br />
der Untersuchung stehen die Fragen, wie Geistliche unterschiedlicher Denominationen<br />
über Herrschaft und Gesellschaft predigten, ob sich eine Diffusion<br />
aufklärerischer Argumentationsweisen feststellen lässt und welche Erkenntnisse sich<br />
daraus für die politische Kultur in protestantischen Staatlichkeiten ergeben. Die<br />
<strong>Stiftung</strong> hat für dieses Vorhaben, das in vier Teilprojekte gegliedert ist, Fördermittel<br />
für die Durchführung von zwei komparativ aufeinander bezogenen Dissertationsvorhaben<br />
zu Predigten in England und Brandenburg-Preußen zur Verfügung gestellt.<br />
Katja Zwank untersucht im Rahmen ihres Promotionsvorhabens protestantische<br />
Predigten als politischen Diskurs im Zeitalter von Absolutismus, Pietismus und Frühaufklärung<br />
in Brandenburg-Preußen. Sie wird sich dabei auf Predigten hoch stehender<br />
und mittlerer Geistlicher konzentrieren, die als repräsentativ gelten können und in<br />
der Regel Predigtdrucke in großer Zahl hinterlassen haben. Im Mittelpunkt des<br />
zweiten Teilprojektes, durchgeführt von James Matthew Lee, steht der politische<br />
Predigtdiskurs in England zwischen der Restauration der Stuarts und der Thronfolge<br />
des Hauses Hannover. Die politische Umbruchserfahrung setzte in England Reflexion<br />
über Herrscher und Herrschaft voraus und zugleich frei. Die Predigt diente dem<br />
Klerus als wichtigstes Medium, um politische Kommentare abzugeben und Identitätskonstruktionen<br />
zu (re-)formulieren. Aufgrund des andersartigen politischen und<br />
öffentlichen Kontextes ist davon auszugehen, dass Predigten in England viel stärker<br />
als in Preußen ein Mittel politischer Streitkultur zwischen den verschiedenen Parteiungen<br />
und nicht mehr in erster Linie Texte der Art eines Fürstenspiegels waren. Es<br />
wird auch zu fragen sein, ob die Predigt mit der Herausbildung eines Publikationsmarktes,<br />
der unterschiedliche Textgenres umfasste, ihre ehemalige Bedeutung im<br />
Diskurs einbüßte oder aber einen Funktionswandel erfuhr. Mit dem Gesamtprojekt<br />
soll langfristig ein Arbeitsschwerpunkt Religionsgeschichte am Forschungszentrum<br />
Europäische Aufklärung etabliert werden.<br />
EUROPÄISCHER PROTESTANTISMUS UM 1700:<br />
KULTURVERGLEICH UND KULTURTRANSFER<br />
Johann Arndt: Sämmtliche Geistreiche Bücher vom<br />
Wahren Christenthum (Frankfurt am Main, 1725)<br />
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