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FINE Das Weinmagazin - 02/2015

Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: SCHWEIZ

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Hennessy encourages drinking responsibly / www.massvoll-geniessen.de<br />

D I E G R O S S E N W E I N E D E R W E L T<br />

Verehrte Leserin, lieber Leser,<br />

»Wer Sorgen hat«, diesen stets willkommenen<br />

Trost spendet bis heute<br />

der weise Zyniker Wilhelm Busch,<br />

»hat auch Likör«. Aber wer keine<br />

Sorgen hat? Was hat der? Der hat, natürlich, Champagner, dies reinste<br />

Elixier der Lebenslust. So kann schwerlich verwundern, dass der Preis,<br />

mit dem das Comité Champagne in Epernay seit dreizehn Jahren deutsche<br />

Promi nente auszeichnet, die in ihren Metiers Beispiele des fröhlicherfüllten,<br />

dem Genuss zugetanen <strong>Das</strong>ein geben, »Preis für Lebensfreude«<br />

heißt. Nach Laudierten wie etwa Thomas Gottschalk oder Kardinal<br />

Lehmann (unter der Zeugenschaft seines Amtsbruders von Reims) war<br />

in diesem Jahr der ebenso leichtfüßige wie tiefgründige Literatur kritiker<br />

Denis Scheck auserkoren, sich im Rahmen eines Gala-Diners für das<br />

geistvolle Vergnügen ehren zu lassen, das er seinem Publikum mit seinen<br />

Sendungen in Fernsehen und Hörfunk bereitet. In seiner pointiert funkelnden<br />

Dankesrede zitierte er die neueste Erhebung eines Karlsruher Instituts,<br />

derzufolge Männer im Deutschland des Jahres 2014 fast vier Mal so<br />

viel Alkoholhaltiges getrunken haben wie Frauen – aber um so weniger, je<br />

höher ihre soziale Stellung ist; während es bei den Damen gerade umgekehrt<br />

ist: in der Oberschicht tranken hierzulande Frauen fast doppelt so<br />

viel wie in weniger privilegierten Kreisen. Daraus lässt sich in Bezug auf<br />

unser Lieblingsgetränk folgern, dass – nimmt man alles nur in allem – in<br />

gutsituierten Häusern Männer und Frauen etwa gleichviel Champagner<br />

trinken. Kann das erstaunen? Mitnichten: Man trinkt ihn eben ungern<br />

allein, sondern besonders gern mit einem geliebten Gegenüber.<br />

Wenn also zwei seelenverwandte Genuss-Visionäre wie Richard<br />

Geoffroy, der schon heute legendäre Kellerchef von Dom Pérignon, und<br />

Ferran Adrià, der nicht minder legendäre Koch und unerschrockene<br />

Er forscher neuer Geschmacks-Kontinente, einander treffen, um gemeinsam<br />

dem Geheimnis des Dom Pérignon 2005 nachzuspüren, darf man auf<br />

einiges gefasst sein: Erkenntnis, kulinarische Dialoge auf höchstem Niveau,<br />

Drahtseilakte sensorischer Kunst. Stefan Pegatzky war in Barcelona und<br />

hat den beiden Koryphäen über die Schulter geschaut.<br />

Eine kreative Eingebung hatte auch die Maison Bouvet-Ladubay, als<br />

sie den Champagner-Dekanter »La Carafe« entwerfen ließ, dessen spezifischer<br />

Kniff in den breiten Rillen von Öffnung und Karaffenhals besteht. Bei<br />

sachgemäßer Anwendung soll das Gefäß all jene Aromen und Geschmacksstoffe<br />

auf die Zunge und an den Gaumen des Genießers zaubern, die<br />

Champagner zumindest in dieser Intensität gern verborgen hält. Ich habe<br />

es ausprobiert – und wenn ich nicht einer groben Selbst suggestion zum<br />

Opfer gefallen bin, ist das Resultat durchaus bemerkenswert!<br />

Ob er aber aus der Flasche oder dem Dekanter ins Glas schäumt:<br />

Ursula Heinzelmann gibt in ihrer neuen Kolumne »Genießen – aber<br />

wie!« sachdienliche Hinweise, welche Snacks und Kleinbeigaben die<br />

Freude am Champagner steigern können, welche aber auf gar keinen Fall.<br />

Als Kolumnisten heißen wir auch Dirk Würtz willkommen, den erprobten<br />

Kellermeister und Blogger, der seinen Blick auf solche Winzer lenkt,<br />

die, von der Medienöffentlichkeit wenig beachtet, im Stillen große Weine<br />

produzieren.<br />

Ja, die Weinwelt ist groß und hält Wunder allerorten bereit: In Portugal<br />

zum Beispiel, einem immer noch im Schatten anderer Regionen stehenden<br />

mythenalten Weinland. Kristine Bäder und Till Ehrlich erkundeten<br />

für uns Douro und Dão und fanden authentische Winzer und herr liche<br />

trockne Weine, die sich als eigenständige kraftvolle Gewächse ohne<br />

weiteres neben den großen Weinen der Welt, schon gar neben den allbekannten<br />

süßen Ports behaupten können. In Neuseeland entdeckten Caro<br />

Maurer und Rainer Schäfer aufsehenerregende junge Wein macher und<br />

dazu einen querköpfigen Klassiker neu. Armin Diel traf Olivier Leflaive<br />

in Puligny-Montrachet und Beaune, verkostete mehr als zwanzig Weine<br />

und vertiefte sich in eine heikle Familiengeschichte. An der Saar empfing<br />

auf seinem Scharzhof Egon Müller der Vierte Fine-Autor Rainer Schäfer;<br />

auch hier erzählt ein großer Wein die Geschichte einer auf erste Qualität<br />

bedachten Winzerdynastie.<br />

Wie sehr Geschichte, Weingeschichte zumal, ein steter Fluss ist, der<br />

alles, zum Guten wie zum Schlechten, bewegt und nichts so lässt, wie wir<br />

manchmal glauben möchten, dass es für die Ewigkeit gefügt sei – das belegt<br />

eine ebenso komische wie anrührende Lesefrucht, auf die mich mein liebster<br />

Berliner Weinfreund aufmerksam machte. »Unser großes Kochbuch«,<br />

in siebter Auflage 1970 vom Leipziger »Verlag für die Frau« den Hausfrauen<br />

und -männern, den Hobbyköchen und allen Feinschmeckern der<br />

DDR zugedacht, macht mit einem festlichen Getränk vertraut: »Sekt wird<br />

gern zu einem auserlesenen zweiten Frühstück, zu Cocktailhappen oder<br />

Sandwiches, aber auch zu einem Nachtisch aus Eis oder Früchten getrunken.<br />

Sekt ist unter der Bezeichnung Champagner ebenfalls bekannt.«<br />

Darauf aber mal ein prickelndes Gläschen vom Freyberger<br />

Schaumwein!<br />

Thomas Schröder<br />

Chefredakteur<br />

<strong>FINE</strong><br />

Editorial<br />

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