"der flugleiter" im PDF-Format - GdF Gewerkschaft der ...
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Lothar Müller von <strong>der</strong> BFU gab dann einen Überblick<br />
über Unfälle und so genannte Schwere Störungen<br />
in <strong>der</strong> deutschen Zivilluftfahrt des Jahres 2008. Bei<br />
diesen Schweren Störungen stachen wie<strong>der</strong> einmal<br />
gefährliche Annäherungen zwischen Luftfahrzeugen<br />
<strong>im</strong> Flug hervor, dazu mehrere Vorkommnisse, bei<br />
denen Luftfahrzeuge von <strong>der</strong> Piste abkamen. Aus<br />
Flugsicherungssicht interessant waren auch einige<br />
Runway Incursions sowie die Bodenberührung eines<br />
Canadair Regionaljets, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Landung in die Wirbelschleppen<br />
eines fünf Meilen voraus fl iegenden Airbus<br />
320 (!) geraten war.<br />
Ebenfalls untersucht wurden die beiden medienwirksamen<br />
Vorfälle des Lufthansa Airbus 320 in Hamburg<br />
sowie einer ATR 72 in München, bei <strong>der</strong> nach einem<br />
Startabbruch eine Bremse des Hauptfahrwerkes zu<br />
brennen begann. Beide Vorfälle landeten sehr schnell<br />
als (Handy-)Filme <strong>im</strong> Internet, ein Umstand, <strong>der</strong> in<br />
Zeiten des Web 2.0 weiter zunehmen dürfte.<br />
Hans-Jürgen Morscheck berichtete <strong>im</strong> Anschluss<br />
über die Probleme <strong>der</strong> DFS mit <strong>der</strong> zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Veranstaltung formell <strong>im</strong>mer noch nicht errichteten<br />
Nationalen Aufsichtsbehörde für Flugsicherung. Er<br />
beklagte die unzureichende personelle Ausstattung<br />
<strong>der</strong> als BAF-Ersatz fungierenden Außenstelle des<br />
Referats 23 des Bundesministeriums für Verkehr, Bau<br />
und Stadtentwicklung in Langen. Außerdem legte<br />
Herr Morscheck die Bemühungen <strong>der</strong> DFS be<strong>im</strong> Aufbau<br />
eines europaweiten Sicherheitsmanagements<br />
<strong>der</strong> Flugsicherungsanbieter dar. Die DFS propagiert<br />
vor allem die Schaffung von einheitlichen Kriterien zur<br />
Risikoanalyse.<br />
Auch für die Vereinigung Cockpit stellte die Schaffung<br />
einer zentralen Datenbasis ein wichtiges Thema<br />
<strong>im</strong> abgelaufenen Jahr dar, allerdings geht es bei den<br />
Safety<br />
betroffenen Daten um Pilotenmeldungen ungewöhnlicher<br />
Vorkommnisse und automatische Datenauswertung<br />
aus Flugschreibern. Bei vielen kleineren<br />
Flugbetrieben reicht das Datenaufkommen nicht aus,<br />
um eigenständige Risikoanalysen zu erstellen. Hier<br />
möchte die VC als anonyme Sammelstelle von Daten<br />
aller Flugbetriebe dienen. In einem Vortrag am zweiten<br />
Veranstaltungstag bekundeten Verantwortliche<br />
von Lufthansa Cargo ebenfalls ihr Interesse am Aufbau<br />
einer airlineübergreifenden Datensammlung und<br />
-analyse.<br />
Weiterhin kündigte Hans-Joach<strong>im</strong> Ebermann, Leiter<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Flight Safety <strong>der</strong> VC, an, dass<br />
das VC-Human Factors-Konzept 2010 neu aufgelegt<br />
werden soll. Möglicherweise lassen sich aus diesem<br />
Konzept auch Anregungen für die Flugsicherung<br />
gewinnen.<br />
Jens Friedemann von <strong>der</strong> BFU legte in einem sehr ausführlichen<br />
Vortrag die Grundzüge <strong>der</strong> zwischenstaatlichen<br />
Rechtsgrundlagen bei Flugunfällen <strong>im</strong> Ausland<br />
dar. Grundsätzlich fi nden parallel <strong>im</strong>mer zwei Untersuchungen<br />
statt, die juristische sowie die Ursachenforschung<br />
gemäß ICAO Annex 17. Untersuchungsführer<br />
ist <strong>der</strong> sogenannte State of Occurrence. Dieser<br />
wie<strong>der</strong>um benachrichtigt die States of Registry, of<br />
Operator, of Design und of Manufacture. Je<strong>der</strong> dieser<br />
Staaten hat dann das Recht, einen so genannten<br />
Accredited Representative (AccRep) zu benennen, das<br />
ist in Deutschland <strong>im</strong>mer ein Mitarbeiter <strong>der</strong> BFU. Dieser<br />
AccRep wie<strong>der</strong>um kann Berater zur Unterstützung<br />
nominieren. Interessant aus Flugsicherungssicht: Dies<br />
könnte theoretisch auch ein Lotse o<strong>der</strong> Techniker sein,<br />
wenn beispielsweise ein deutsches Luftfahrzeug <strong>im</strong><br />
Ausland in einen fl ugsicherungsverursachten Unfall<br />
verwickelt ist. „Deutsch“ wäre in diesem Zusammenhang<br />
übrigens auch ein unter Flagge <strong>der</strong> Fiji-Inseln<br />
23 <strong>der</strong> fl ugleiter 2009/04