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"der flugleiter" im PDF-Format - GdF Gewerkschaft der ...

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Thoreau konzentrierte sich <strong>im</strong> Folgenden beson<strong>der</strong>s<br />

auf Runway Excursions und High Altitude Upsets.<br />

Erste resultieren <strong>im</strong> Allgemeinen nicht aus Design-<br />

o<strong>der</strong> Konstruktionsfehlern <strong>der</strong> Flugzeuge, son<strong>der</strong>n<br />

aus Defi ziten <strong>im</strong> Flugbetrieb: „Wer rechtzeitig durchstartet,<br />

kann keinen Landeunfall haben!“ Er for<strong>der</strong>te<br />

eine Kampagne bei den Flugbetrieben, die Piloten<br />

dazu ermuntert, <strong>im</strong> Zweifelsfall lieber durchzustarten<br />

als einen riskanten Anfl ug zu versuchen. Bei entsprechendem<br />

Erfolg einer solchen Kampage könnte dies<br />

natürlich auch Auswirkungen auf die Lotsentätigkeit<br />

haben. Außerdem stellte Thoreau eine neue Systemlösung<br />

für Airbus-Flugzeuge vor. Hier könnte <strong>der</strong> Pilot<br />

<strong>im</strong> Landeanfl ug gewarnt werden, dass aufgrund verschiedener<br />

Parameter wie Landebahnzustand, Windrichtung<br />

und –stärke sowie Anfl uggeschwindigkeit<br />

ein Überschießen möglich sein könnte. Das System<br />

könnte beispielsweise per akustischer Warnung<br />

einen Go-Around vorschlagen, o<strong>der</strong> auch bei bereits<br />

erfolgtem Aufsetzen auf <strong>der</strong> Piste selbstständig „Max<br />

Autobrake“ setzen und Callouts wie „Select/Keep<br />

Max Reverse“ ausgeben.<br />

Zum Thema „High Altitude Upsets“ erläuterte Thierry<br />

Thoreau verschiedene Ursachen wie Wirbelschleppen,<br />

starke Turbulenz und übertriebene Ru<strong>der</strong>ausschläge<br />

<strong>der</strong> Besatzung. Während gegen die ersten beiden<br />

Ursachen kaum etwas zu machen ist, mahnte Thoreau,<br />

dass Besatzungen auf den sensiblen Umgang mit dem<br />

Seitenru<strong>der</strong>, das ja <strong>im</strong> „normalen“ Reisefl ug nicht<br />

benutzt wird, achten sollten. Die meisten S<strong>im</strong>ulatoren<br />

seien lei<strong>der</strong> zum Training solcher Extremszenarien<br />

nicht geeignet. Benutze man sie dennoch, bestehe<br />

die Gefahr, dass sich Piloten Techniken aneignen, die<br />

zwar <strong>im</strong> S<strong>im</strong>ulator das gewünschte Ergebnis erzielen,<br />

<strong>im</strong> „echten“ Flugzeug jedoch katastrophale Folgen<br />

haben könnten.<br />

Quasi das Gegenstück zu Runway Excursions beleuchtete<br />

anschließend Johann Reuß von <strong>der</strong> BFU. Er referierte<br />

über die Komplexität <strong>der</strong> Untersuchung von<br />

Runway Incursions. Hier sind meist eine Vielzahl von<br />

Parteien beteiligt, nämlich ein o<strong>der</strong> zwei Flugzeuge,<br />

Besatzungen und Flugbetriebe, die Flugsicherung, <strong>der</strong><br />

Flughafenbetreiber sowie das Flughafenlayout, dazu<br />

Safety<br />

möglicherweise auch Fahrer von Kraftfahrzeugen.<br />

Erstaunlich ist, dass Runway Incursions systematisch<br />

erst seit dem Unfall von Mailand-Malpensa in 2001<br />

untersucht werden. Zwar gab es schon vorher Unfälle,<br />

beson<strong>der</strong>s den von Teneriffa 1977, aber diese wurden<br />

einfach als Unfälle untersucht, ohne sie speziell als<br />

Runway Incursion zu klassifi zieren. Am konkreten Beispiel<br />

des Vorfalles in München 2004 erläuterte Johann<br />

Reuß den Zusammenhang zwischen unmittelbaren<br />

und systemischen Ursachen. Markus Wassmer vom<br />

Sicherheitsmanagement <strong>der</strong> DFS ergänzte, dass die<br />

DFS das ihre dazu getan hat, eine <strong>der</strong> systemischen<br />

Ursachen, nämlich die ungenau gefasste Vorschrift<br />

über konditionelle Freigaben, zu beseitigen.<br />

Johann Reuß zitierte Eurocontrol mit <strong>der</strong> Aussage:<br />

„Der Anteil <strong>der</strong> am Flughafen verursachten Verspätungen<br />

steigt <strong>im</strong>mer weiter.“ Der operationelle Druck,<br />

solche Verspätungen zu vermin<strong>der</strong>n und auch aus subopt<strong>im</strong>alen<br />

Flughafensystemen noch mehr Kapazität zu<br />

quetschen, dürfte sicher dafür sorgen, dass uns Runway<br />

Incursions auch zukünftig beschäftigen werden.<br />

Der Autor selbst eröffnete anschließend in seiner<br />

Eigenschaft als Vorstand Fachliches des Fachbereiches<br />

Betriebsdienst einen Einblick in die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> zum Thema „Fehlanfl ug nach Swing<br />

Over“ seit Erscheinen eines Artikels <strong>im</strong> „Flugleiter“<br />

Ende 2007. Er erläuterte die interne Struktur <strong>der</strong><br />

<strong>GdF</strong> sowie die auf <strong>der</strong> Fachbereichskonferenz 2008<br />

gefassten Beschlüsse und Ergebnisse eines Workshops<br />

zwischen Fachbereichsvorstand und Vertretern<br />

<strong>der</strong> DFS. Die versammelten Sicherheitspiloten waren<br />

mit <strong>der</strong> angestrebten Vorgehensweise einverstanden.<br />

(Anm.: Lei<strong>der</strong> hat sich die DFS nach dem Flight Safety<br />

Forum dafür entschieden, eine rein interne Lösung für<br />

einzelne Flughäfen umzusetzen. Im Gegenzug wurde<br />

auf <strong>der</strong> IFATCA-Konferenz Ende April ein Arbeitspapier<br />

von Israel verabschiedet, dass genau auf <strong>der</strong> Linie <strong>der</strong><br />

<strong>GdF</strong>-Vorschläge liegt.)<br />

25 <strong>der</strong> fl ugleiter 2009/04

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