"der flugleiter" im PDF-Format - GdF Gewerkschaft der ...
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TCAS –<br />
aktuelle Entwicklungen<br />
aus Sicht von Lotsen und Piloten<br />
Anmerkung: Der nachfolgende Artikel entstand mit äußerst<br />
umfangreicher und konstruktiver Unterstützung durch den Bereich<br />
„Forschung und Entwicklung“ (TE) <strong>der</strong> DFS. Beson<strong>der</strong>s bedanken<br />
wir uns bei Steffen Marquard und Dr. Roland Mallwitz. Unser Dank<br />
gilt außerdem Christoph Gilgen, dem IFATCA-Repräsentanten <strong>im</strong><br />
Aeronautical Surveillance Panel (ASP) <strong>der</strong> ICAO.<br />
Das Thema „TCAS“ steht nicht erst seit <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> auch <strong>im</strong> „fl ugleiter“ 01/2009 bereits<br />
ausführlich kommentierten Pressemeldung <strong>der</strong> TU<br />
Braunschweig von Ende 2008 einmal mehr <strong>im</strong> Fokus<br />
<strong>der</strong> Luftfahrt. Seit aufgrund zweier schwerer Flugzeugunglücke<br />
in den USA 1976 und 1982 (beide Male stießen<br />
bei bestem Sichtfl ugwetter kommerzielle Jets mit<br />
kleinen Flugzeugen <strong>der</strong> Allgemeinen Luftfahrt zusammen)<br />
die Entwicklung eines bordseitigen Kollisionswarn-<br />
und Ausweichsystems forciert und sein Einsatz<br />
schließlich auch gesetzlich vorgeschrieben wurde,<br />
hat das unter dem Markennamen „TCAS“ bekannte<br />
System schon einige Zusammenstöße verhin<strong>der</strong>t.<br />
Lei<strong>der</strong> wurden aber auch <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> durch falsche<br />
Anwendung, mängelbehaftete Flugzeuginstallation<br />
o<strong>der</strong> auch (zum Teil durch diese Mängel bedingten)<br />
erkannten Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf gefährliche Annäherungen<br />
begünstigt.<br />
Zur Historie: Nach den beiden bereits erwähnten<br />
Zusammenstößen in den USA for<strong>der</strong>te die dortige<br />
Politik die Entwicklung und Einführung eines Antikollisionssystems.<br />
1993 wurde dann schließlich TCAS<br />
Version 6.04A als erste offi zielle Version in den USA<br />
gesetzlich vorgeschrieben. So waren auch zahlreiche<br />
ausländische Fluglinien gezwungen, ihre USA-Flotte<br />
mit TCAS auszurüsten, wenn sie weiter dort operieren<br />
wollten. Die daraus resultierenden positiven Erfahrungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> elektronische Blick auf<br />
die Umgebung, führten dazu, dass auch solche Flugzeuge<br />
mit TCAS ausgerüstet wurden, die nie in die<br />
USA fl iegen würden. Die Version 6.04A hatte nach den<br />
vorangegangenen Weiterentwicklungen und „Bug<br />
fi xes“ als Hauptziel die Verringerung von sogenannten<br />
Nuisance Warnings. Sie ist bis heute in den USA<br />
als Min<strong>im</strong>alausrüstung vorgeschrieben, weil nach <strong>der</strong><br />
kurzfristigen Erweiterung <strong>der</strong> amerikanischen Ausrüstungsverordnung<br />
(von 6.02 über 6.04 bis 6.04A in<br />
<strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> neunziger Jahre) die weltweit<br />
von <strong>der</strong> ICAO 1996 standardisierte Version 7.0 politisch<br />
nicht mehr durchsetzbar war. Allerdings werden<br />
neue Flugzeuge auch in den USA seit Inkrafttreten <strong>der</strong><br />
Technik<br />
weltweiten Ausrüstungsverpfl ichtung<br />
nur noch mit <strong>der</strong> Version 7.0 ausgeliefert.<br />
Für die Version 6.04A besteht<br />
nur für die zuvor installierten Geräte<br />
Bestandsschutz.<br />
In Europa wurde für das Jahr 2000 TCAS<br />
Version 7.0 verbindlich für alle Flugzeuge mit mehr als<br />
15t MTOW und 30 Sitzen (ab 2005 auch für Flugzeuge<br />
mit MTOW größer 5,7t und mehr als 19 Sitzen) vorgeschrieben<br />
(weltweit gelten diese Verpfl ichtungen mit<br />
den Daten 2003 und ebenfalls 2005). Diese Weiterentwicklung<br />
hatte, getrieben durch die europäischen<br />
Flugsicherungen, als ein Ziel eine bessere Anpassung<br />
<strong>der</strong> auf den amerikanischen Luftraum zugeschnittenen<br />
Systemeigenschaften an die weltweit sehr unterschiedlichen<br />
Luftraumstrukturen zu gewährleisten.<br />
Insgesamt wurden mehr als 250 Än<strong>der</strong>ungen vorgenommen,<br />
die vor allem den Bereichen<br />
• (air-air) Surveillance (einschließlich <strong>der</strong><br />
Reduzierung <strong>der</strong> Funkfeldbelastung),<br />
• Vertikales Tracking,<br />
• Generierung von Traffi c Advisories,<br />
• Erkennung von potenziellen Konfl ikten,<br />
• Logik für die Auswahl <strong>der</strong> Ausweichempfehlung,<br />
• Displays und Audio-Warnung,<br />
• Kommunikation und<br />
Manöverkoordination, und<br />
• Performance Monitoring<br />
zuzuordnen sind.<br />
TCAS Version 7.0 ist auch die erste<br />
Version, die RVSM-kompatibel<br />
ist. Die Vorgängerversionen<br />
waren für 2000ft vertikale<br />
Staffelung ausgelegt und<br />
lösen deshalb auch bei<br />
geringer vertikaler AnnäherungsrateAusweichempfehlungen<br />
(Resolution Advisories,<br />
abgekürzt: RAs)<br />
in jedem Fall oberhalb<br />
1000ft vertikaler Staffelung<br />
Alarme aus, für<br />
die Version 7 beträgt<br />
<strong>der</strong> Schwellwert<br />
700ft.<br />
von<br />
Alexan<strong>der</strong><br />
Schwassmann<br />
29 <strong>der</strong> fl ugleiter 2009/04