"der flugleiter" im PDF-Format - GdF Gewerkschaft der ...
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Airbus A 300-600 –<br />
ein Flugzeug für Piloten<br />
Meine Zeit auf dem „Bus“ wäre beinahe zu Ende gewesen, noch<br />
bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Die Flottenplanung<br />
bei Hapag-Lloyd sah seit 1996 den Verkauf aller Airbus A 310 vor.<br />
Da <strong>der</strong> Flieger <strong>im</strong> Alltag aber so praktisch war, verschob sich dieser<br />
Termin von einem Sommerfl ugplan zum nächsten. Bis ins Jahr<br />
2005, da sollten <strong>im</strong> März endgültig alle Flugzeuge verkauft sein.<br />
Völlig unverhofft erfolgte <strong>im</strong> Herbst 2004 noch eine Ausschreibung<br />
zur Umschulung auf A 310. Gemeinsam mit fünf Kollegen begann<br />
ich <strong>im</strong> November mit dem Theorie-Unterricht. Nachdem das Type-<br />
Rating zur Hälfte hinter uns lag, wurden wir sechs letzten Mohikaner<br />
ebenfalls sehr unverhofft vom Chefpiloten aufgefor<strong>der</strong>t, doch<br />
bitte die Umschulung abzubrechen, Begründung siehe oben. Wir<br />
ließen uns nicht „überzeugen“ und beendeten unser Rating. Die<br />
Musterberechtigung gilt sowohl für A 310 als auch für den A 300-<br />
600, und so sind für mich am Ende doch noch vier Jahre „drei-zehn“<br />
und „dreihun<strong>der</strong>ter“ mit zweitausend Flugstunden bei Hapag-Lloyd,<br />
Air Transat, Swiss und Lufthansa zustande gekommen.<br />
Auf ein Jahr „Bus“ bei Hapag-Lloyd folgten fünf<br />
Wochen in Kanada, wo wir <strong>im</strong> Auftrag von Air Transat<br />
von Montreal aus in die Karibik und nach Mittelamerika<br />
fl ogen. Dann ging’s wie<strong>der</strong> zurück zu Hapag,<br />
um kurz darauf ein halbes Jahr lang für die Swiss mit<br />
A 300-600 nach Afrika zu fl iegen. Danach war tatsächlich<br />
die Ära Airbus bei Hapag-Lloyd zu Ende und es<br />
„drohte“ die Umschulung auf Boeing 737. Rettung<br />
in <strong>der</strong> Not kam von <strong>der</strong> Lufthansa, die A 300-Piloten<br />
zur Überbrückung eines personellen Engpasses benö-<br />
Airplanes<br />
tigte. Auch bei Lufthansa hätte <strong>der</strong><br />
A 300 eigentlich schon seit Jahren aus<br />
dem Flugzeugpark verschwunden sein<br />
sollen, aber auch dort war er einfach<br />
zu vielseitig, um auf ihn zu verzichten.<br />
Aus dem kurzfristigen Engpass wurden<br />
zwei sehr schöne Jahre mit dem<br />
Kranich am Leitwerk. Wir fünf Leiharbeiter<br />
von „<strong>der</strong> Hapag“ wurden herzlich<br />
von <strong>der</strong> „Space-Cowboy“-Flotte<br />
empfangen. Bereits nach wenigen Flügen<br />
war uns klar: Die Vorurteile gegen<br />
Lufthansa-Piloten, von wegen Erbsenzähler<br />
und Fliegen-neu-erfi nden, sind<br />
auf dem „drei-null-sechser“ völlig<br />
unbegründet!<br />
Der A 300-600 bewies seine Fähigkeiten<br />
bei Schnee, Eis und Kälte, bei glühen<strong>der</strong><br />
Hitze, Sandstürmen und sintfl utartigen Regenfällen.<br />
Und das ganze auf Strecken, für die dieses Flugzeug<br />
eigentlich nicht gebaut war, <strong>im</strong> Wettbewerb mit einer<br />
neuen Generation von Flugzeugen. Denn eines geben<br />
selbst eingefl eischte A 300-Liebhaber (wi<strong>der</strong>strebend)<br />
zu: Das Flugzeug, zu seiner Zeit zweifellos revolutionär,<br />
war nicht mehr so ganz auf dem neuesten<br />
Stand <strong>der</strong> Technik. Der Erstfl ug <strong>der</strong> Ur-Version A 300<br />
B2 fand 1972 statt, <strong>der</strong> letzte Flieger (ein Frachter mit<br />
AIRPLANES<br />
von<br />
Rudi<br />
Rödig<br />
61 <strong>der</strong> fl ugleiter 2009/04