"der flugleiter" im PDF-Format - GdF Gewerkschaft der ...
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Landesregierung, geht weiter über Abgeordnete <strong>der</strong><br />
CDU, SPD und FDP und endet schließlich bei den<br />
Landräten. Deren wichtigstes Argument ist, dass die<br />
Grundgesetzän<strong>der</strong>ung eigentlich verfassungswidrig<br />
ist. Weil, so das Argument, Flugsicherung eine<br />
hoheitliche Aufgabe ist. O<strong>der</strong> wie es die CDU-Bundestagsabgeordneten<br />
Thomas Dörfl inger, Andreas Jung<br />
und Siegfried Kau<strong>der</strong> ausdrücken, „zum Kernbereich<br />
staatlicher Aufgabenwahrnehmung ... auch die Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Flugsicherung als ´Luftpolizei` zählen. Und die<br />
dürften auf keinen Fall an ein privates Unternehmen<br />
übertragen werden. Und schon gar nicht an eines,<br />
das sich wie „skyguide“ <strong>im</strong> Ausland befi ndet und <strong>der</strong><br />
Staat, also in diesem Fall die Bundesregierung, keine<br />
ausreichende Kontrollmöglichkeiten habe. Die FDP-<br />
Landesvorsitzende Birgit Homburger sprach sich aus<br />
ähnlichen Gründen gegen die Grundgesetzän<strong>der</strong>ung<br />
aus. Ausschlaggebend für ihre Ablehnung ist die Tatsache,<br />
dass die Bundesregierung nicht in <strong>der</strong> Lage<br />
war, die von <strong>der</strong> FDP gestellten Fragen rechtzeitig zu<br />
beantworten.<br />
Auch die SPD-Abgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter<br />
und Peter Friedrich lehnen die Übertragung von<br />
hoheitlichen Aufgaben an die privatrechtliche Aktiengesellschaft<br />
„skyguide“ ab. Dabei scheint irgendwie<br />
in den Hintergrund zu treten, dass sich „skyguide“<br />
zu mehr als 99% <strong>im</strong> Besitz <strong>der</strong> Eidgenossenschaft<br />
befi ndet und <strong>der</strong> Bundesrat, sprich die Schweizer<br />
Regierung, je<strong>der</strong>zeit Zugriff auf das Unternehmen<br />
hat. Zwischen „skyguide“ und <strong>der</strong> DFS bestehen also,<br />
zumindest was die Besitzverhältnisse betrifft, keine<br />
großen Unterschiede. Letztlich geht es weniger um die<br />
Gesellschaftsform eines Flugsicherungsdienstleisters,<br />
son<strong>der</strong>n um die Tatsache, dass hoheitliche Aufgaben<br />
und die Sicherheit des Luftverkehrs nicht privaten<br />
Kapitalinteressen anhe<strong>im</strong> gestellt werden dürfen.<br />
Nun behauptet die Regierung einen Weg gefunden<br />
zu haben, auf <strong>der</strong> einen Seite die Flugsicherung als<br />
staatliche Aufgabe zu defi nieren und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite den Weg für die Teilnahme am Projekt des „Single<br />
European Sky“ freizumachen. Die südbadischen<br />
Politiker scheinen dies an<strong>der</strong>s zu sehen und begründen<br />
ihren Wi<strong>der</strong>stand mit den hoheitlichen Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Flugsicherung. Das ist erstaunlich, gehören sie<br />
doch jenen Parteien an, die vor nicht allzu langer Zeit<br />
in einer Kapitalprivatisierung <strong>der</strong> DFS den einzig selig<br />
machenden Weg sahen, <strong>im</strong> europäischen Wettbewerb<br />
zu bestehen. Ob dies ihre wahren Argumente sind, sei<br />
dahin gestellt. Vielmehr scheint es darum zu gehen,<br />
ihren Wi<strong>der</strong>stand gegen den Flughafen Zürich und<br />
gegen das Schweizer Flugsicherungsunternehmen<br />
„skyguide“ zu artikulieren und dieses als unsicher darzustellen.<br />
Selbst <strong>der</strong> Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten<br />
des Landes Baden-Württemberg, <strong>der</strong><br />
eine „Grundgesetzän<strong>der</strong>ung <strong>im</strong> Hau-Ruck-Verfahren“<br />
sah und sie als „vorauseilenden Gehorsam gegenüber<br />
noch nicht existenten EU-Vorschriften“ bezeichnete,<br />
verwies auf „die schlechten Erfahrungen, die mit <strong>der</strong><br />
bereits privatisierten schweizerischen Luftsicherheit<br />
Aktuell<br />
gemacht worden seien.“ Natürlich meinte er die damit<br />
die Katastrophe von Überlingen.<br />
Allerdings sollten sich die politisch Verantwortlichen<br />
einmal fragen, ob dieses Unglück nicht dem Bemühen<br />
<strong>der</strong> „skyguide“-Geschäftsführung, ihr Unternehmen<br />
auf den zu erwartenden Wettbewerb vorzubereiten und<br />
ihren Kunden ein möglichst preiswertes Produkt anzubieten,<br />
geschuldet war. Sich also <strong>im</strong> neoliberalen Sinn<br />
für den herbeigesehnten Wettbewerb unter den europäischen<br />
Flugsicherungsdienstleistern fi t zu machen.<br />
Deshalb ist nicht auszuschließen, dass das Management<br />
einer kapitalprivatisierten DFS eben auch diesen<br />
Weg eingeschlagen hätte. Weil es gezwungen gewesen<br />
wäre, die Kapitalinteressen ihrer Anteilseigner zu<br />
bedienen. Zudem sollten die südbadischen Politiker<br />
ehrlicherweise zur Kenntnis nehmen, dass „skyguide“<br />
eben aus diesen Fehlern gelernt hat. Darüber hinaus<br />
sollten sie sich auch bewusst sein, dass ihr Verhalten<br />
für die Züricher Controller einen Affront darstellt, weil<br />
sie <strong>der</strong>en Arbeit gering schätzen. Schließlich sehen<br />
diese ihre Aufgabe in <strong>der</strong> Sicherheit des Luftverkehrs.<br />
Egal, ob sie ihren Job <strong>im</strong> deutschen o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Schweizer<br />
Luftraum verrichten. We<strong>der</strong> deutsche noch schweizer<br />
Controller gehen zur Arbeit, um einen Zusammenstoß<br />
herbeizuführen.<br />
Fragt sich, was die politischen Führer des „wi<strong>der</strong>spenstigen<br />
gallischen Dorfes“ <strong>im</strong> Südwesten Deutschlands<br />
bewirken wollen. Vielleicht geht es ihnen darum, dass<br />
die Delegation des südwestdeutschen Luftraums an<br />
„skyguide“ zurückgenommen wird. Dass dies ernsthafte<br />
Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Betriebsabwicklung hervorrufen<br />
und zu Kapazitätseinbußen für den Flughafen<br />
Zürich-Kloten führen würde, nehmen sie offensichtlich<br />
billigend in Kauf. Ob die Grenzbewohner dadurch vom<br />
Fluglärm entlastet würden, darf hingegen bezweifelt<br />
werden. Schließlich produzieren Airbusse und Boeing<br />
nicht weniger Lärm, wenn sie von deutschen anstatt<br />
von Schweizer Lotsen kontrolliert werden. Aber welcher<br />
Politiker denkt schon so weit, wenn es darum<br />
geht, be<strong>im</strong> Wähler punkten zu können?<br />
Eine an<strong>der</strong>e Frage ist, ob sich die südbadischen<br />
Politiker mit ihren For<strong>der</strong>ungen auch durchsetzen<br />
können. Bekanntlich waren Asterix und Obelix nur<br />
erfolgreich, weil ihnen <strong>der</strong> Druide Miraculix den<br />
berühmten Zaubertrank zusammenbraute und ihnen<br />
dadurch zu übermenschlichen Kräften verhalf, so<br />
dass sie den römischen Legionären vernichtende<br />
Nie<strong>der</strong>lagen bereiten konnten. Von einem Druiden<br />
und einem politischen Zaubertrank ist in Südbaden<br />
nichts zu sehen. Aber wer weiß – schließlich stirbt<br />
die Hoffnung zuletzt und vielleicht gibt es <strong>im</strong> Bundesrat<br />
noch ein Wun<strong>der</strong>. Zum Beispiel, wenn sich die<br />
Län<strong>der</strong>, in welchen die Linkspartei mitregiert, bei <strong>der</strong><br />
Abst<strong>im</strong>mung über die Än<strong>der</strong>ung des Artikels 87d GG<br />
<strong>der</strong> St<strong>im</strong>me enthalten. Oskar Lafontaine dürfte sich<br />
vor Freude die Hände reiben, konnte er dann aber<br />
doch nicht, s. S. 13.<br />
17 <strong>der</strong> fl ugleiter 2009/04