100 Jahre Duisburger Sport-Club PreuÃen 01 e.V. - DSC PreuÃen ...
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Abstellgleis für<br />
Umsteiger<br />
von Heinz Mathes<br />
Vor ein paar <strong>Jahre</strong>n noch war Gustav ein kleiner<br />
Angestellter. In seiner Freizeit trieb er <strong>Sport</strong>,<br />
getreu nach Turnvater Jahn: „Frisch, Fromm,<br />
Fröhlich, Frei“. Er brachte es zu erstaunlichen<br />
Fähigkeiten, war sich auch nicht zu schade , ein<br />
Ehrenamt zu übernehmen. Im Verein fand er später<br />
seine große Liebe, Emilie, ebenfalls eine <strong>Sport</strong>lerin<br />
und so wurde geheiratet. Seine beiden Kinder<br />
meldete er schon bei der Geburt im Verein an,<br />
später wurden auch sie dort sportlich aktiv. Die<br />
abendlichen Gespräche in der Familie drehten sich<br />
um den <strong>Sport</strong> und den Verein.<br />
Aber dann stieg Gustav zum Abteilungsleiter<br />
auf. Seitdem gehen Gustav, Emilie und die beiden<br />
Kinder, inzwischen 10 und 12 <strong>Jahre</strong> alt, andere<br />
Wege und mit der Zeit. Der Bildschirm steuert als<br />
Informations- und Kommunikationszentrum<br />
längst den Biorhythmus der Familie. Im vollintelligenten<br />
Wohnzimmer wird die Freizeit zum<br />
intellektuellen Genuss. Über das Internet verfolgt<br />
er die Kurssprünge an den Weltbörsen, während<br />
Emilie und die beiden Kinder sich die freien Hotelplätze<br />
rund um das Mittelmeer auf Papier ausdrucken.<br />
Und während Emilie verzwickte Dialoge<br />
mit verkaufswütigen Warenhauscomputern<br />
führt, erledigen die Kinder mittels Handy schnell<br />
die lästige Schulaufgaben. Selbstverständlich ist<br />
der Haushalt von Gustav und Emilie breitbandverkabelt,<br />
so dass der Familie auch die Satellitenprogramme<br />
nicht gleichgültig lassen. Wenn Gustav<br />
aus dem Büro kommt, ist im Heim Entspannung<br />
im vertrauten Familienkreis angesagt.<br />
Familie ihre Freizeit anständig und sinnvoll verbringt.<br />
Bei der Vorstellung, dass seine Lebensphase<br />
leicht in die kommunikationsfeindliche Steinzeit<br />
hätte fallen können, läuft ein dunkler Schatten<br />
über sein Gesicht. „Nicht auszudenken“ sagt er zu<br />
seiner Frau, „wenn wir uns nur mit Urlauten,<br />
Buschtrommeln und Feuerzeichen verständigen<br />
müssten“. Und beiden erfasst der Stolz, im Zeitalter<br />
der Elektronik leben zu dürfen.<br />
Irgendwann begann Emilie, ansonsten eine<br />
vernünftige Frau, zu philosophieren. „Eigentlich“,<br />
sagte sie zu Gustav, „korrespondieren wir ja mit<br />
aller Welt, für uns und unsere Kinder haben wir<br />
aber kaum ein Wort übrig.“ Nun galt es für<br />
Gustav, seine Wohnzimmertechnologie zu verteidigen.<br />
„Das gesprochenen Wort ist ein überholtes<br />
Verständigungsmittel“ dozierte er. „Menschen können<br />
ihre Sympathien auch mit den schlichten Mitteln<br />
der Gestik, Mimik, und Geräusche bekunden“.<br />
„Das wäre ja immerhin schon etwas“ sagte<br />
daraufhin Emilie. Gustav drückte rasch ein paar<br />
Computertasten und erzeugte damit zarte Pfeiftöne.<br />
Das Signal weckte in Emilie die Instinkte liebender<br />
Frauen. Sie seufzte tief und drückte damit<br />
die wiedergewonnene Harmonie zwischen beiden<br />
aus. Glücklich wendet sie sich wieder ihren<br />
Apparaturen zu und baut mit Behagen die Verbindungen<br />
zu ihren weitverstreuten Partnern aus.<br />
An ihren Verein und an Turnvater Jahn denken<br />
sie nicht mehr.<br />
Während Gustav und Emilie sich durch die<br />
Satellitenprogramme zippen, verwandeln die beiden<br />
Kinder ihren Fernsehschirm zum Spielfeld<br />
extraterristrischer Angreifer. Hin und wieder<br />
schaut sich Gustav um und ist stolz, dass seine<br />
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