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K ULTUR<br />
Ein musikalisches Andenken an Johnny Cash<br />
Musikschaffende aus der Umgebung interpretierten Songs der Country- und Blues-Ikone neu<br />
71 Jahre, 500 Songs, unzählige Alben – das beeindruckende Vermächtnis<br />
eines Mannes, der für seine Musik lebte: Johnny Cash.<br />
Um diesem legendären Grenzgänger zwischen Country, Gospel,<br />
Rockabilly, Blues, Folk und Pop rund zwölf Jahre nach seinem Tod<br />
ein würdiges Denkmal zu setzen, versammelte Dieter Oberkofler<br />
mit der Unterstützung des Art Clubs Imst zahlreiche talentierte<br />
Musikerkollegen aus der Umgebung zu einem abwechslungreichen<br />
Themenabend am Samstag, dem 4. Juli, in der lehn7-Galerie.<br />
Dass die unsterblichen Songs des „Man in Black“ auch heute<br />
noch breiten Anklang quer durch alle Generationen finden,<br />
zeigte der beachtliche Andrang an diesem lauen Samstagabend.<br />
Von Manuel Matt<br />
Johnny Cash, der schwarzgekleidete<br />
Schöpfer zeitloser Songs mit<br />
der markanten Bassbariton-Stimme<br />
und dem romantischen Outlaw-Image,<br />
verstarb viel zu früh am<br />
12. September 2003 im texanischen<br />
Country-Mekka Nashville – knapp<br />
vier Monate nach dem Tod seiner<br />
großen Liebe June Carter, mit der<br />
er 35 Jahre lang verheiratet war.<br />
Das Leben des 1932 als viertes<br />
von sieben Kindern eines mittellosen<br />
Farmer-Ehepaares geborenen<br />
Country-Sängers ist eine typische<br />
Underdog-Story: Mit zehn Jahren<br />
schenkte ihm seine Mutter die<br />
erste Gitarre und ermöglichte ihm<br />
eine grundlegende Gesangsausbildung.<br />
Nach seinem Schulabschluss<br />
arbeitete Cash zunächst an den<br />
Fließbändern einer Automobilund<br />
einer Margarine-Fabrik, trat<br />
aber 1950 der Air Force bei und<br />
war vier Jahre lang im bayerischen<br />
Landsberg als Funker stationiert.<br />
Dort entstanden die ersten Songs,<br />
unter anderem der legendäre „Folsom<br />
Prison Blues“, die zur Basis<br />
einer erstaunlichen Karriere werden<br />
sollten. Zurück in Memphis,<br />
gründete der nunmehrige Vertreter<br />
für Elektrogeräte die „Tennessee<br />
Two“, landete wenig später einen<br />
Plattenvertrag bei Sun Records<br />
und trat seinen musikalischen Siegeszug<br />
an. Selbst Medikamentenmissbrauch,<br />
private Skandale und<br />
schwere Krankheit konnten Cash<br />
nicht davon abhalten, seiner Passion<br />
nachzugehen: Wenige Wochen<br />
vor seinem Tod war der Musiker,<br />
trotz Rollstuhl, noch im Studio anzutreffen.<br />
God’s gonna cut you<br />
down. Den Beginn des illustren<br />
Themenabend markierten Hannes<br />
Stets am Beat: Percussion-Urgestein<br />
Hugo Gitterle<br />
Gruber, Thomas Bertalan und Jürgen<br />
Denifl von der Innsbrucker Indierock-Band<br />
„Lillyseven“. Grandios<br />
unterstützt vom Imster Percussion-<br />
Urgestein Hugo Gitterle am Cajon,<br />
eröffnete man das musikalische Gedenken<br />
mit der zornigen Cash-Hymne<br />
„God’s gonna cut you down“ und<br />
dem unsterblichen „Folsom Prison<br />
Blues“. Ruhigere Töne schlug dann<br />
Peter Schrom mit u.a. „Hurt“ (Anm.:<br />
Ursprünglich von den „Nine Inch<br />
Nails“, 2002 gecovert von Johnny<br />
Cash) an – Gänsehaut-Minimalismus<br />
mit Akustik-Gitarre und Stimme.<br />
Time’s a wastin’. Ohne die<br />
grandiosen Leistungen der anderen<br />
Beteiligten, wie Gerhard Obwegeser,<br />
Werner und Stoffl Klinger, Albert<br />
Höllrigl, Gerald Bucher, Kurt Jenewein,<br />
Peter Juen, Manfred Schramm,<br />
Dieter Oberkofler, Josef Schiechtl,<br />
Martin Schnegg oder dem reizenden<br />
Gesangstrio bestehend aus<br />
Susanne Hild, Roswitta Matt und<br />
Andrea Raich, schmälern zu wollen,<br />
lieferten wohl der Gitarrist, Sänger<br />
und Filmemacher David Grissemann<br />
Assoziationen mit einem bestimmten Country-Traumpaar sind wohl nicht ganz zufällig:<br />
Simone „June“ Ginther und David „Johnny“ Grissemann Fotos: Markus Trenkwalder<br />
und Freundin Simone Ginther einen<br />
der denkwürdigsten Momente des<br />
Abends mit „Time’s a wastin’“ und<br />
„Jackson“ als gelungene Hommage<br />
an June Carter und Johnny Cash –<br />
virtuos am Kontrabass begleitet von<br />
Denaj Krilic, der Imst mit einem<br />
Besuch beehrte, weilt der talentierte<br />
Spross der musikalischen Vorzeigefamilie<br />
Krilic doch zurzeit in Klagenfurt<br />
zwecks Ausbildung.<br />
Von der Notwendigkeit,<br />
Musikern Gehör zu<br />
verschaffen. Nach dem Genuss<br />
des Privilegs, solch einer Vielzahl<br />
an kreativen und künstlerisch<br />
wertvollen Neuinterpretationen<br />
durch eine Schar an (Nachwuchs-)<br />
Talenten lauschen zu dürfen, bleibt<br />
vor allem ein Gefühl zurück – dass<br />
Veranstaltungen wie diese ungemein<br />
wichtig sind. Warum wichtig? Weil<br />
sie hoffnungsvollen, aber leider<br />
viel zu oft ungehörten Musikschaffenden<br />
eine dringend benötigte<br />
Bühne samt Publikum – abseits der<br />
üblichen Gigs in Bars, Cafés etc. –<br />
liefern. Das mutige Engagement<br />
von Dieter Oberkofler und des Art<br />
Clubs kann deshalb gar nicht hoch<br />
genug geschätzt werden. Eine gelungene<br />
Veranstaltung, die hoffentlich<br />
Fortsetzung findet.<br />
S CHNAPPSCHUSS<br />
(Jo) Mit 15800 Pferdestärken unterwegs: Rund 15800 PS (41 200 kW) leisten<br />
diese sieben Lokomotiven der ÖBB, die unlängst – aus Richtung Arlberg kommend<br />
in Richtung Innsbruck – durch Roppen fuhren. Vier „1116-Taurus“ und<br />
drei „1044“ waren da zusammengespannt und ergaben ein Gesamtgewicht von<br />
etwa 600 Tonnen Dienstmasse. Wie zu erkennen ist, waren nicht alle Loks an die<br />
Oberleitung angedockt, sondern nur die Zweite. Es wurden also nur die 8700<br />
PS der „Taurus“ benötigt. Die Roppener dürften schon öfter derartige Fahrten<br />
beobachtet haben, für andere war dies das erste Mal. <br />
RS-Foto: Krismer<br />
RUNDSCHAU Seite 36 8./9. Juli 2015