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IM KW 28

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K ULTUR<br />

Ein musikalisches Andenken an Johnny Cash<br />

Musikschaffende aus der Umgebung interpretierten Songs der Country- und Blues-Ikone neu<br />

71 Jahre, 500 Songs, unzählige Alben – das beeindruckende Vermächtnis<br />

eines Mannes, der für seine Musik lebte: Johnny Cash.<br />

Um diesem legendären Grenzgänger zwischen Country, Gospel,<br />

Rockabilly, Blues, Folk und Pop rund zwölf Jahre nach seinem Tod<br />

ein würdiges Denkmal zu setzen, versammelte Dieter Oberkofler<br />

mit der Unterstützung des Art Clubs Imst zahlreiche talentierte<br />

Musikerkollegen aus der Umgebung zu einem abwechslungreichen<br />

Themenabend am Samstag, dem 4. Juli, in der lehn7-Galerie.<br />

Dass die unsterblichen Songs des „Man in Black“ auch heute<br />

noch breiten Anklang quer durch alle Generationen finden,<br />

zeigte der beachtliche Andrang an diesem lauen Samstagabend.<br />

Von Manuel Matt<br />

Johnny Cash, der schwarzgekleidete<br />

Schöpfer zeitloser Songs mit<br />

der markanten Bassbariton-Stimme<br />

und dem romantischen Outlaw-Image,<br />

verstarb viel zu früh am<br />

12. September 2003 im texanischen<br />

Country-Mekka Nashville – knapp<br />

vier Monate nach dem Tod seiner<br />

großen Liebe June Carter, mit der<br />

er 35 Jahre lang verheiratet war.<br />

Das Leben des 1932 als viertes<br />

von sieben Kindern eines mittellosen<br />

Farmer-Ehepaares geborenen<br />

Country-Sängers ist eine typische<br />

Underdog-Story: Mit zehn Jahren<br />

schenkte ihm seine Mutter die<br />

erste Gitarre und ermöglichte ihm<br />

eine grundlegende Gesangsausbildung.<br />

Nach seinem Schulabschluss<br />

arbeitete Cash zunächst an den<br />

Fließbändern einer Automobilund<br />

einer Margarine-Fabrik, trat<br />

aber 1950 der Air Force bei und<br />

war vier Jahre lang im bayerischen<br />

Landsberg als Funker stationiert.<br />

Dort entstanden die ersten Songs,<br />

unter anderem der legendäre „Folsom<br />

Prison Blues“, die zur Basis<br />

einer erstaunlichen Karriere werden<br />

sollten. Zurück in Memphis,<br />

gründete der nunmehrige Vertreter<br />

für Elektrogeräte die „Tennessee<br />

Two“, landete wenig später einen<br />

Plattenvertrag bei Sun Records<br />

und trat seinen musikalischen Siegeszug<br />

an. Selbst Medikamentenmissbrauch,<br />

private Skandale und<br />

schwere Krankheit konnten Cash<br />

nicht davon abhalten, seiner Passion<br />

nachzugehen: Wenige Wochen<br />

vor seinem Tod war der Musiker,<br />

trotz Rollstuhl, noch im Studio anzutreffen.<br />

God’s gonna cut you<br />

down. Den Beginn des illustren<br />

Themenabend markierten Hannes<br />

Stets am Beat: Percussion-Urgestein<br />

Hugo Gitterle<br />

Gruber, Thomas Bertalan und Jürgen<br />

Denifl von der Innsbrucker Indierock-Band<br />

„Lillyseven“. Grandios<br />

unterstützt vom Imster Percussion-<br />

Urgestein Hugo Gitterle am Cajon,<br />

eröffnete man das musikalische Gedenken<br />

mit der zornigen Cash-Hymne<br />

„God’s gonna cut you down“ und<br />

dem unsterblichen „Folsom Prison<br />

Blues“. Ruhigere Töne schlug dann<br />

Peter Schrom mit u.a. „Hurt“ (Anm.:<br />

Ursprünglich von den „Nine Inch<br />

Nails“, 2002 gecovert von Johnny<br />

Cash) an – Gänsehaut-Minimalismus<br />

mit Akustik-Gitarre und Stimme.<br />

Time’s a wastin’. Ohne die<br />

grandiosen Leistungen der anderen<br />

Beteiligten, wie Gerhard Obwegeser,<br />

Werner und Stoffl Klinger, Albert<br />

Höllrigl, Gerald Bucher, Kurt Jenewein,<br />

Peter Juen, Manfred Schramm,<br />

Dieter Oberkofler, Josef Schiechtl,<br />

Martin Schnegg oder dem reizenden<br />

Gesangstrio bestehend aus<br />

Susanne Hild, Roswitta Matt und<br />

Andrea Raich, schmälern zu wollen,<br />

lieferten wohl der Gitarrist, Sänger<br />

und Filmemacher David Grissemann<br />

Assoziationen mit einem bestimmten Country-Traumpaar sind wohl nicht ganz zufällig:<br />

Simone „June“ Ginther und David „Johnny“ Grissemann Fotos: Markus Trenkwalder<br />

und Freundin Simone Ginther einen<br />

der denkwürdigsten Momente des<br />

Abends mit „Time’s a wastin’“ und<br />

„Jackson“ als gelungene Hommage<br />

an June Carter und Johnny Cash –<br />

virtuos am Kontrabass begleitet von<br />

Denaj Krilic, der Imst mit einem<br />

Besuch beehrte, weilt der talentierte<br />

Spross der musikalischen Vorzeigefamilie<br />

Krilic doch zurzeit in Klagenfurt<br />

zwecks Ausbildung.<br />

Von der Notwendigkeit,<br />

Musikern Gehör zu<br />

verschaffen. Nach dem Genuss<br />

des Privilegs, solch einer Vielzahl<br />

an kreativen und künstlerisch<br />

wertvollen Neuinterpretationen<br />

durch eine Schar an (Nachwuchs-)<br />

Talenten lauschen zu dürfen, bleibt<br />

vor allem ein Gefühl zurück – dass<br />

Veranstaltungen wie diese ungemein<br />

wichtig sind. Warum wichtig? Weil<br />

sie hoffnungsvollen, aber leider<br />

viel zu oft ungehörten Musikschaffenden<br />

eine dringend benötigte<br />

Bühne samt Publikum – abseits der<br />

üblichen Gigs in Bars, Cafés etc. –<br />

liefern. Das mutige Engagement<br />

von Dieter Oberkofler und des Art<br />

Clubs kann deshalb gar nicht hoch<br />

genug geschätzt werden. Eine gelungene<br />

Veranstaltung, die hoffentlich<br />

Fortsetzung findet.<br />

S CHNAPPSCHUSS<br />

(Jo) Mit 15800 Pferdestärken unterwegs: Rund 15800 PS (41 200 kW) leisten<br />

diese sieben Lokomotiven der ÖBB, die unlängst – aus Richtung Arlberg kommend<br />

in Richtung Innsbruck – durch Roppen fuhren. Vier „1116-Taurus“ und<br />

drei „1044“ waren da zusammengespannt und ergaben ein Gesamtgewicht von<br />

etwa 600 Tonnen Dienstmasse. Wie zu erkennen ist, waren nicht alle Loks an die<br />

Oberleitung angedockt, sondern nur die Zweite. Es wurden also nur die 8700<br />

PS der „Taurus“ benötigt. Die Roppener dürften schon öfter derartige Fahrten<br />

beobachtet haben, für andere war dies das erste Mal. <br />

RS-Foto: Krismer<br />

RUNDSCHAU Seite 36 8./9. Juli 2015

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