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DER EICHBAUM-STREIK 2005 Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005 Ein geregeltes Einkommen, menschliche Arbeitszeiten, Gleichbehandlung der Geschlechter, Abschaffung der Kinderarbeit, arbeitsfreie Wochenenden, Urlaub, Schichtzulagen, Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer und vieles mehr gehört dazu. Wir wollen nicht ins 19. Jahrhundert zurück. Dafür kämpfen wir auch heute noch, wenngleich man uns mit genau den gleichen Sprüchen wie im 19. Jahrhundert zu erklären versucht, unsere Rechte müssten gekürzt werden, weil sonst die Betriebe nicht überleben könnten und wir unsere Arbeitsplätze aufs Spiel setzen würden. Wir haben das alles aber nur schaffen können, weil wir uns zusammengeschlossen haben und weil wir uns gewerkschaftlich organisieren. 51
20. Nach Lage der Dinge stellen wir uns auf einen längeren Arbeitskampf ein. Deshalb mietet die NGG den leerstehenden Parkplatz gegenüber dem Eichbaum-Tor an. Neben Zelten, in denen sich die Streikposten aufhalten können , gibt es ein: • Versorgungszelt mit Küche, • Informationszelt und für den Betriebsrat wird in einem Container ein Büro eingerichtet. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, Der Betriebsrat informiert auf Grund der Hausmitteilungen der Geschäftsleitung vom 9. Februar 2005 möchten wir als Betriebsrat der Eichbaum Brauerei und Gastromatic Stellung beziehen. Wie richtigerweise von der Geschäftsleitung angemerkt, geht es bei einem Arbeitskampf nicht so gesittet zu, wie in einem Mädchenpensionat Im Betrieb wird immer nur die eine Seite dargestellt. Wie die Geschäftsleitung sich gegenüber ihren Mitarbeitern vor dem Tor verhält wird Ihnen nicht per Hausmitteilung mitgeteilt. Was für ein Gefühl würde es Ihnen vermitteln, wenn wie in den ersten Streiktagen ein Sicherheitsdienst mit Kampfhunden und Schlagstöcken eingesetzt w1rd. Dr. Reis behauptete vor Gerich t, dass dies nichts Ungewöhnliches sei, da die Hundestaffel jede Nacht eingesetzt wäre um das Gelände vor Einbrechern zu schützen. ln Wirklichkeit wurde die Hundestaffel nur sporadisch, nach Einbrüchen eingesetzt. Oie streikenden Mitarbeiter werden von der Geschäftsleitung also mit Kriminellen gleichgesetzt. Die Streikenden wurden vor dem Tor mit einer Videokamera überwacht, um eventuelles Fehlverhalten arbeitsrechtlich ahnden zu können (0-Ton Herr Keilbach). Die Geschäftsleitung kündigt fristlos einem streikenden Kollegen , der bereits seit 26 Jahre im Betrieb arbeitet, mit der Begründung, er hätte einen Spediteur beleidigt. Man scheut keine Mittel und Kosten, ohne Beachtung des geltenden Rechts, um die Streikenden , aber auch den Betriebsrat zu diffamieren, zu schikanieren, zu spalten und unter Druck zu setzen. Es ist keineswegs so, dass es maßgeblichen oder führenden Betriebsratsmitgliedern egal ist, was aus unserem Betrieb wird. Vielmehr muss man sich die Frage stellen, aus welcher Grundhaltung heraus die Geschäftsleitung sich einem neuen Gesprächstermin verweigert und somit diesen fast dreiwöchigen Streik verursacht hat. Eines kann man mit Sicherheit sagen, dass es keine maßgebende und führende Betriebsratsmitglieder gibt, sondern einen geschlossen hinter der Sache stehenden gesamten Betriebsrat. Bedauerlich ist, dass es dem Betriebsrat nicht möglich ist, mit den Mitarbeitern im Betrieb über den Streik zu sprechen; Es ist in der Praxis unmöglich vertrauliche Mitarbeitergespräche im Betrieb zu führen, da akribisch darauf geachtet wird , wer mit wem spricht. Seit dem 11. Februar ist es uns nicht mehr möglich über eMail mit Ihnen zu kommunizieren, da der Vorstand einen Filter ins Netzwerk eingebaut hat mit dem er alle unsere eMails abfängt. Er hält Sie also nicht für mündig genug, sich eine eigene Meinung bilden zu können. Wir können uns vorstellen, dass man Ihnen sagt, man wolle Sie vor beleidigenden Schriften schützen. Wir denken, dass jeder Mitarbeiter alle Seiten kennen muss, um sich eine objektive Meinung zu bilden, egal wie die auch aussieht. Von Seiten der Geschäftsleitung wird in brave und böse Mitarbeiter unterschieden. Für uns ist klar. wer hier einen irreparablen Schaden für den Betrieb anrichtet und die Belegschaft auf brutalste Art und Weise spaltet. Wir sind keine Scharfmacher. die sich hinter Gesetzen verstecken, sondern ein Betriebsrat, der sich immer um die Belange aller Mitarbeiter kümmert. Dass dies in Zeiten eines Streiks, hinter dem die Mehrheit der Beschäftigten steht, nicht immer einfach ist, dürfte für jeden verständlich sein Wir erfahren große Unterstützung aus der Bevölkerung, von vielen Kollegen aus anderen Betrieben, Vertreter der Kirchen bekunden Ihre Solidarität zu unserem Streik unter anderem auch dadurch, dass sie heute, um 16 Uhr, mit uns zusammen einen Gottesdienst gestalten Zur Aufmunterung und als Zeichen der Solidarität erhalten wir von verschiedenen Brauereien, sogar aus Bayem. Bierlieferungen und Weißwürste, Schinken und Bauernbrot aus dem Schwarzwald. Suppen von Birkel und Maggi, Kekse und und und .. Da wir wissen, dass auch Mitarbeiter im Betneb auf unserer Seite stehen, lassen wir uns nicht den Schuh anziehen, dass wir in Kategorien zwischen streikenden und nicht streikenden Mitarbeitern unterscheiden. Drinnen verteilt die Geschäftsleitung Geschenke nur für die Nichtstreikenden, in unserer " Streikküche" wird jeder bewirtet . Anna Rittlmger Kari-Heinz Hering Ralf Do11aiski Norbert Erhard Georg Reidel Marco Wasner Georg Dohr Ralf-Dieter Fink Waller Weidner James Herrmann Hermann Schönmehl
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