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Broschüre Wir sind die Eichbaum
Broschüre Wir sind die Eichbaum
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Impressum:<br />
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
Region Mannheim-Heidelberg<br />
Hans-Böckler-Straße 1, 68161 Mannheim<br />
V.i.S.d.P.: Hilde Seibert<br />
Tel.: 0621 - 12 54 250<br />
Fax: 0621 - 12 54 266<br />
E-Mail: region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />
Konzept und Gestaltung: kus-design, Mannheim<br />
Fotos: Helmut Roos, außer Seite 8, 9 und 17, Hilde Seibert und<br />
Fotos auf den Seiten 16, 21, 27, 29, 33, 36, 39, 40, 51, 61, 67 von BarbaraStraube<br />
Druck: Druckerei Wunsch, Stuttgart-Vaihingen<br />
Juli 2005<br />
Die NGG bedankt sich ganz herzlich bei "unserem" Fotografen Helmut Roos, der bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit mit der Kamera vor Ort war, um den Arbeitskampf zu dokumentieren.<br />
Ein gleichermaßen herzliches Dankeschön geht an Barbara Straube und Bernd Köhler vom grafischen Atelier kus-design für<br />
die vielfältige und solidarische Unterstützung während des Arbeitskampfes sowie für die Gestaltung der Streikdokumentation.
Im Vorfeld hatte der Vorstand wiederholt versucht,<br />
mit einer betrieblichen Lösung die Einführung<br />
einer "2-Kiassen-Gesellschaft" a Ia Freiberger<br />
• durch Brau und Abfüllung von "Eichbaum<br />
Bier" bei Park-Bräu & Bellheimer in der<br />
nahen Pfalz,<br />
Brauhaus im Osten durchzusetzen.<br />
Auf der einen Seite Brauereiarbeiter mit höheren<br />
Bezügen und Gewinnbeteiligung - alles außerhalb<br />
• durch Einsatz eines Siemens-Technikers, um<br />
das Sudhaus nach elf Tagen Funkstille wieder<br />
zum Brauen zu bekommen und anderes<br />
mehr,<br />
Als wir am 26. Januar 2005 gegen 18.30 Uhr die<br />
Haustarifverhandlungen bei Eichbaum/Gastromatic<br />
für gescheitert erklären mussten, wussten<br />
wir noch nicht, dass ein vier Wochen langer, harter<br />
von Tarifen- und auf der anderen Seite überall im<br />
Konzern einsetzbare befristete Arbeitnehmer mit<br />
Mini-Löhnen wie bei der Freiberger Tochter<br />
"Gastro-Service Mittelsachsen" (GSM).<br />
Da sich der Betriebsrat diesen Vorstellungen auch<br />
wurde versucht, das Geschäft aufrecht zu erhalten.<br />
Auf niedrigerem Niveau zwar, mit Pfälzer statt<br />
Mannemer' Bier und zum Verwechseln ähnlichen<br />
-aber eben mit gefakten, unechten Eichbaum<br />
Etiketten, die wohl bereits im Vorfeld gefertigt<br />
worden waren.<br />
Arbeitskampf vor uns liegen würde.<br />
2004 vehement widersetzte, musste Eichbaum<br />
die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft NGG ln der Nacht des 21 . Februars kam es -erstmalig<br />
Die Auseinandersetzungen , die zu diesem Arbeits- aufnehmen. nach 26 Tagen- und überraschend zu einem<br />
kampf führten, begannen schon 2002 als der Vor-<br />
Treffen mit dem Vorstand. Als Vermittler war der<br />
stand- sozusagen häppchenweise-den Austritt Am 26. Januar 2005 fand, fast drei Monate nach Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, Prof. Hetaus<br />
der Tarifgemeinschaft baden-württember- unserer Vorlage, die erste Verhandlung im Mann- tich, eingeschaltet.<br />
giseher Brauereien erklärte. Nach endlosen Aus- heimer Delta Park Hotel statt. Dieser Termin konneinandersetzungen<br />
und angesichts des endgülti- te nur mit Mühe vereinbart werden, und nachdem Kurz vor Mitternacht kam es zum Durchbruch bei<br />
gen Austritts aus dem Tarifverbund, erstreikten die die Fronten unverrückbar blieben, erklärte die NGG den Verhandlungen und zu dem Ergebnis, das<br />
Eichbäumler Anfang Januar 2003 erste Haus- das Scheitern der Verhandlungen, verbunden mit einen Tag später knapp 96 % unserer Mitglieder<br />
tarife, auch für die Eichbaum-Tochter Gastro- der Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnah- in der 2. Urabstimmung bestätigten.<br />
matic.<br />
men. 92,1% der gewerkschaftlich organisierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stimmten mit Ja. Damit war der längste Arbeitskampf in der<br />
Im September 2004 kündigte die NGG die beiden<br />
Geschichte der baden-württembergischen NGG<br />
Tarifverträge (Entgelt) fristgerecht zum 31 . 10. Für 209 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von nach vier harten Wochen beendet.<br />
und Ende Oktober lagen unsere Forderungen auf Eichbaum/Gastromatic folgten vier Streikwochen<br />
dem Tisch: 3,5 % Erhöhung plus Angleichung an unter extremen Witterungsbedingungen und mit Die Geschlossenheit und die Entschlossenheit<br />
den baden-württembergischen Brauerei-Tarif. einer vom ersten Streiktag an rigiden und provo- unserer Mitglieder sowie die Unterstützung aller<br />
Durch die vereinbarte Nullrunde nach dem Streik kativen Haltung des Eichbaum-Vorstands. Gewerkschaften in der Region, der Mannheimer<br />
2003 war in der Eckentgeltgruppe ein Abstand Bevölkerung, vieler Organisationen und politischer<br />
von Euro 87,- allein beim monatlichen Grundlohn • Durch Einsatz externer sowie konzerneigener Parteien haben den Streik und dieses Tarifergebentstanden.<br />
Und das, obwohl die Brauerei Leasingkräfte und Werksverträge, nis möglich gemacht.<br />
schwarze Zahlen schrieb. • durch Einsatz von Führungskräften,<br />
Die Streikenden haben in diesen vier Wochen vielfältige<br />
Solidarität praktisch erfahren - von den<br />
Mitbürgern, die am Wochenende mit der Thermoskanne<br />
Tee vorbeischauten bis zum Besuch<br />
des ehemaligen Arbeitsministers Riester, von<br />
Künstlern, die am Streiktor auftraten, oder dem<br />
Brauertag mit Kollegen aus vielen anderen<br />
Brauereien. Diese Solidarität hat uns viel Kraft<br />
gegeben, die zum Durchhalten gebraucht wurde.<br />
Im Ergebnis wurde die "Zweiklassengesellschaft"<br />
verhindert. Auch in Zukunft werden alle Eichbaum<br />
Beschäftigten an Tariferhöhungen teilnehmen!<br />
Im Streikverlauf selbst kam ein neuer Arbeitskampfstil<br />
von Managern und Unternehmern zum<br />
Ausdruck, die ihre Form des Neo-Liberalismus<br />
praktisch und bedingungslos umsetzen wollten.<br />
Mit dem Ziel, die Rechte und das Selbstbewußtsein<br />
von Arbeitnehmern und ihrer Gewerkschaften,<br />
oder ganz altmodisch ausgedrückt,<br />
der Lohn- oder Gehaltsabhängigen zu beseitigen<br />
oder zu mindestens zu deformieren.<br />
Um so noch ungestörter nur noch das zur<br />
Verteilung kommen zu lassen, was die Rendite<br />
oder das eigene Managereinkommen übrig lässt.<br />
Von all dem und von der Zeit danach berichtet<br />
unsere Dokumentation.<br />
Hilde Seibert<br />
Geschäftsführerin<br />
NGG-Region Mannheim<br />
Heidefberg
26.<br />
~·J.. Ekhbaum<br />
Der Vorstand informiert!<br />
Tarifverbandlungen mit der Gewerkschaft NGG<br />
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
heute beginnen nunmehr die Tarifverhandlungen ft.ir unser Haus.<br />
Entgegen dem Wunsch vieler Mitarbeiter und der Geschäftsleitung sollen die Verhandlungen auf<br />
Druck der Gewerkschaft in einem externen geschlossenen Versammlungsraum stattfinden. Um<br />
letztlich den Verhandlungsstart nicht zu gefahrden, haben wir uns bereit erklärt, hinter verschlos·<br />
senen Türen zu verhandeln. Wir werden Sie dennoch zeitnah über den Verhandlungsstand auf<br />
dem Laufenden halten.<br />
Entgegen den aktuellen Entwicklungen in der Brauwirtschaft (die Radeberger-Gruppe legt gerade<br />
3 Großbrauereien still; 750 Mitarbeiter werden davon betroffen sein,) setzen wir auf stabile<br />
Beschäftigung in unserem Unternehmen.<br />
Dennoch, die aktuelle Marktentwicklung geht an uns nicht vorbei: Wir haben einen sehr<br />
wichtigen Lohnbrauauftrag (EDEKA 120.000 Hektoliter Mehrweg) ganz aktuell verloren. Unser<br />
Ergebnis hängt an einem seidenen Faden von der Entwicklung des Dosengeschäftes ab. Kein<br />
einziges Jahresgespräch mit unseren großen LEH·Kunden haben wir bis dato abgeschlossen. \Vir<br />
werden überall mit gcwahigen Forderungen konfrontiert, die wir nicht mehr erfüllen können.<br />
Entgelteri1öhungen müssen in Zukunft auf der Grundlage gemeinsam erwirtschafteter Betriebs·<br />
ergebnissezum Tragen kommen. Um dauerhaft den Bestand des Unternehmens nicht zu<br />
gef
Brauerei Eichbaum<br />
Mannheim<br />
Tarifverhandlung<br />
gescheitert<br />
Weihnachtsgeld steht auf<br />
dem Spiel 111<br />
Heute Urabstimmung<br />
Schon heute bekommen die Beschiftigten bal Elehbaum 87 €<br />
pro Monat weniger als die Arbeitnehmer der sonstigen<br />
Brauereien in Baden-Württemberg.<br />
Nun sollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bel<br />
Eichbaum noch weitere Einschnitte hinnehmen.<br />
Zukünftig sollen nur noch 80"/o Weihnachtsgeld fest bezahlt<br />
werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen<br />
ertragsabhängig sein.<br />
Selbst bei Planerreichung soll nur noch 90 Prozent im Jahr<br />
2005 und 80 Prozent in 2006 und 2007 vergütet werden.<br />
Damit wäre dann die angebotene Lohnerhöhung von 37 € auf<br />
alle Lohngruppen ab Januar 05 von den Beschäftigten dieses<br />
Jahr fast vollständig selbst finanziert.<br />
Nicht mit uns meine Herrenlll<br />
Wann: Von 5.30 bis 15.00 Uhr<br />
Urabstimmung am 27. Januar<br />
Wo: Käfertalerstraße neben dem Haupttor<br />
Wer: Alle Mitglieder der Gewerkschaft NGG<br />
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27.<br />
Der Donnerstag steht ganz im<br />
Zeichen der Urabstimmung. Ab<br />
5.30 Uhr wird die Abstimmung<br />
eröffnet.<br />
Nachmittags gibt es eine kurze<br />
Kundgebung mit der Bekanntgabe<br />
des Ergebnisses. Bei der Urabstimmung<br />
stimmen 92,1 %der gewerkschaftlich<br />
organisierten Mitglieder<br />
mit "Ja" für Streik.<br />
Mit einem Flugblatt wird die<br />
Öffentlichkeit über die Urabstimmung<br />
und die Hintergründe des<br />
Streiks informiert. Der Streik<br />
beginnt mit der Nachtschicht ab<br />
22.00 Uhr.<br />
4
GEWERKSCHAFT N AHRUNG-G ENUSS-G ASTSTÄTIEN<br />
Region Mannheim-Heidelberg<br />
Hans-Böckler-Str. 1, 68161 Mannheim<br />
Tel. : 0621 -1254250<br />
Fax: 0621-1254266<br />
region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />
Pressem tte lung<br />
Streik bei den Eichbaum-Brauereien AG, Mannheim<br />
Mannheim, den 27. Januar 2005. 92,1 %der gewerkschaftlich organisierten Mttglieder<br />
haben sich in einer Urabstimmung fOr einen Streik zur Durchsatzung ihrer<br />
Forderung ausgesprochen.<br />
Die zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der<br />
Eichbaum-Brauereien AG, Mannheim getohrte Tarifverhandlung war am Mittwochabend<br />
torgescheitert erklärt worden.<br />
Trotz mehrmaliger Aufforderung von Settender Gewerkschaft Nahrung-Genuss<br />
Gaststätten (NGG) hatte sich die Arbettgeberseite geweigert, ein verbessertes<br />
Angebot vorzulegen.<br />
Die Arbeitgeberseite bestand auf einer Variabilisierung des Weihnachtsgeldes.<br />
das selbst bei Erreichen des geplanten Betriebsergebnisses eine Verringerung der<br />
Jahressondervergotung in 2005 auf 90 %, 2006 und 2007 auf 80 % vorsah.<br />
Die gleichzeitig angebotene Lohnerhöhung von 37,- Euro= 1,5% in der Ecklohngruppe<br />
wäre damit fast zur Hälfte von den Beschäftigten selbst finanziert.<br />
Die Gewerkschaft NGG hat die Beschäftigten zu einem unbefristeten Streik aufgerufen.<br />
16 Zeilen a 80 Anschläge<br />
Verantwortlich:<br />
Hilde Seibert<br />
Geschattstohrerin
1.<br />
Die erste Reaktion des Eichbaum<br />
Vorstands auf den Streikbeginn ist<br />
die Streichung des Haustrunks.<br />
Wegen des angedrohten Einsatzes<br />
von Streikbrechern schaltet die<br />
Gewerkschaft NGG das Hauptzollamt<br />
ein (Verdacht auf Schwarzarbeit).<br />
Trotz der Kälte ist die Stimmung<br />
am Tor gut. Mit lautem Hupkonzert<br />
grüßen die vorbeifahrenden Lkws<br />
der städtischen Abfallwirtschaft die<br />
Streikenden.<br />
6
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
ln dieser Spalte dokumentieren wir die Rede des Betriebsratsvorsitzenden<br />
Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Wir wurden durch die Presse in den<br />
letzten Wochen immer wieder gefragt,<br />
warum sich Menschen in der heutigen<br />
Zeit noch zu einem Streik entschließen.<br />
Hat man keine Angst vor Arbeitsplatzverlust?<br />
Dieses Risiko wegen 10% Weihnachtsgeld?<br />
Dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
zur Zeit noch zur Wehr setzen,<br />
ist nicht gewöhnlich.<br />
Und dass sie wochenlang ausharren<br />
und für ihre Rechte kämpfen und das<br />
auch dann, wenn Arbeitgeber unangreifbar<br />
scheinen oder zumindest alles<br />
dafür tun, sich so darzustellen, erst<br />
recht nicht.
2.<br />
Am ersten Streikwochenende<br />
bekunden uns Kolleginnen und<br />
Kollegen von der IG BAU ihre<br />
Solidarität.<br />
Manche Streikenden haben zur<br />
Kundgebung auch ihre Kinder mitgebracht.<br />
8
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
So etwas passt nicht in eine Zeit, in der<br />
Arbeitgeber behaupten, alles, was<br />
Gewerkschaften erkämpft haben, müsse<br />
vom Tisch, weil es nicht mehr zeitgemäß<br />
sei oder uns konkurrenzunfähig<br />
mache.<br />
Wir leben in einer Zeit, in der viele<br />
Arbeitnehmer selbst dieses Lied mit singen<br />
und nicht kapieren, welches Spiel<br />
hier gespielt wird.<br />
Weil sie sich blenden lassen von Prunk<br />
und Glanz, den unsere Zeit nun einmal<br />
auch zu bieten hat.<br />
Wenngleich dieser Prunk freilich nur für<br />
die ausgesuchten zu greifen ist, die<br />
unter einem guten Stern geboren sind,<br />
• nicht arbeitslos sind,<br />
• nicht beim Sklavenhändler angestellt<br />
sind,<br />
9
5.<br />
Ab heute beginnen wir mit der<br />
Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Im Umfeld des<br />
Betriebs wird ein Infoblatt "Warum<br />
streiken wir" verteilt.<br />
Außerdem gibt es auch heute wieder<br />
vielfältige Unterstützung aus<br />
Mannheimer Betrieben und von<br />
Parteien.<br />
Der Vorstand verschärft seinen Ton<br />
gegen die Streikenden.<br />
Kopie<br />
An .A.Actris<br />
Blindkopie<br />
Thema Offnungszeiten Getränke-Corner in KW 5 (31.01. -<br />
04.02.05)<br />
Die Getränke-Corner hat aus aktuellem Anlaß in dieser Woche folgende<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag, 31 .01 .05:<br />
Dienstag, 01 .02.05:<br />
Mittwoch, 02.02 05:<br />
Donnerstag, 03.02.05:<br />
Freitag, 04.02.05:<br />
07 .30- 10.30 Uhr<br />
geschlossen<br />
13.15-15.15 Uhr<br />
geschlossen<br />
13.15- 15.15 Uhr<br />
Wir weisen nochmals darauf hin, daß es lediglich den nicht streikenden<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestattet ist, Getränke zu holen.<br />
Haustrunk ist persönlich abzuholen; an Familienangehörige oder sonstige<br />
Dritte, die für streikende Mitarbeiter Haustrunk abholen sollen, wird<br />
ausnahmslos kein Haustrunk abgegeben.<br />
Verstöße hiergegen haben disziplinarische Maßnahmen zur Folge.<br />
Grüße!<br />
Personal und Recht<br />
Streik bei Eichbaum<br />
Liebe Anwohnerinnen und<br />
Anwohner,<br />
w ie Sie in den letzten Tagen sicherlich bemerkt haben oder aus<br />
den Medien entnehmen konnten, ist in der Käfertalerstraße<br />
einiges los.<br />
Wir, die Beschäftigten der Brauerei Eichbaum, sind am<br />
Donnerstag in einen unbefristeten Streik getreten, um unsere<br />
berechtigten Forderungen gegenüber unserem Arbeitgeber<br />
durchzusetzen. Gemeinsam mit unserer Gewerkschaft Nahrung<br />
Genuss-Gaststätten, kämpfen wir für die Beibehaltung unseres<br />
Weihnachtsgeldes sowie für eine akzeptable Lohnerhöhung.<br />
Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass dieser Arbeitskampf auch<br />
Auswirkungen auf Sie als Anwohner hat. Wir bitten Sie jedoch um<br />
Verständnis und um Entschuldigung für alle Einschränkungen<br />
oder Belästigungen, denen Sie während des Streiks ausgesetzt<br />
sind.<br />
Wir, die Beschäftigten von Eichbaum, nehmen mit diesem<br />
Arbeitskampf nur unser durch die Verfassung geschütztes Recht<br />
wahr.<br />
Wir wollten diesen Streik nicht, aber wir sind auch nicht bereit auf<br />
unser Geld zu verzichten, obwohl die Firma wirtschaftlich gesund<br />
ist und im letzten Jahr sehr gut an unserer Arbeit verdient hat.<br />
Wenn Sie Fragen haben, bitte sprechen Sie uns an.<br />
Scheuen Sie sich nicht, Beschwerden unserer Streikleitung zu<br />
melden. Wir versuchen, die Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte<br />
so gering als irgend möglich zu halten.<br />
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GASTSTifTEN<br />
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DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
• nicht von einem befristeten in das nächste<br />
befristete Arbeitsverhältnis marschieren,<br />
• nicht von der Agentur für Arbeit schikaniert<br />
werden<br />
• und nicht mit dem falschen Pass geboren<br />
wurden.<br />
Für die anderen unserer "Zwei-Klassen<br />
Gesellschaft" bleibt der Reichtum nur<br />
zur Ansicht hinter Schaufensterscheiben<br />
und im Fernsehen.<br />
ln den Kommentaren der regionalen<br />
Medien, allen voran das Rhein-Neckar<br />
Fernsehen, war zu hören, dass die Zeiten<br />
vorbei seien, in denen Arbeitnehmer<br />
ein Druckmittel aufbauen könnten.<br />
Moderne Maschinen könnten durch<br />
jedermann und zu jeder Zeit bedient<br />
werden. Auch unsere Vorstände wurden<br />
D1e Fotos lvon oben nach unten):<br />
:Joach1m Horner, Betriebsratsvorsitzender von Da1mlerChrysler, Mannhe1m.<br />
Mitte: Vor dem Haupttor- d1e Streikfront steht auch am funften Tag.<br />
L1nks unten: H1lde Seibert, die Mannheimer NGG-Vorsitzende, Georg Dohr<br />
Uo Herbst, dem NGG-LandesvorS!tzenden von Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar.<br />
Rechts unten: Die Mannheimer $PD-VorSitzende Helen Heberer S!Jricht zu d<br />
.. -....<br />
11
5.<br />
ln einer Tarif-Information, die am<br />
Morgen verteilt wird, erklären wir<br />
detailliert einzelne Hintergründe<br />
des Streiks.<br />
Noch am gleichen Tag reagiert der<br />
Vorstand mit einem Aushang auf<br />
unser Tarif-Info vom Morgen.<br />
GEWERKSCHAFT N AH RUNG-GENUSS- GASTSTÄTTEN<br />
REGION MANNHEIM·HEIDELBERG<br />
ttarif- Info Nr. 3- 31. Januar 20051<br />
Warum streiken wir?<br />
Als es am 26. Januar 2005- 2 ~ Monate nach KOndigung der Entgelttarifverträge- endlich<br />
zu e1ner Verhandlung mit der Arbeitgeberseite kam, waren im Hintergrund schon reichlich<br />
Auseinandersetzungen abgelaufen.<br />
Nicht nur hat sich der Vorstand erst5 Wochen nach Unterbreitung von 1erminvorschlägen<br />
durch uns OberhalJpt gemeldet, um dann einen zwei Tage späteren (I) Tt;!rmin zu bestätigen.<br />
Er wollte auch -wie schon 2003 - wegen Beteiligung .interessierter Mitarbeiter" die<br />
Verhandlungen in der Kantine fOhren, also eine Art Podiumsdiskussion v~ranstalten.<br />
Am Verhandlungstag hat der Vorstand dann morgens allen Beschäftigten mitgeteilt, dass er<br />
1. 1,5% bzw. € 37,- Entgelterhöhung ab 01.01.2006,<br />
2. fOr das Jahr 2005 eine variable Sonderzahlung, abhängig vom Unternehmensergebnis<br />
und<br />
3. die ROckkehr zur 40-Stunden-Woche<br />
der Tarifkonvnission vorschlagen wird.<br />
Hausmitteilung<br />
An:<br />
alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
~~J: ·<br />
.... .....,.....,.....,.Eichbaum .... .....,.....,.....,.<br />
Von:<br />
Vorstand<br />
Datum: 31. Januar 2005<br />
"Warum streiken wir"-Flugblatt der NGG vom 31. Januar 2005<br />
Liebe Mitarbeiterin,<br />
lieber Mitarbeiter,<br />
die NGG behauptet u. a., wir hätten die Verhandlung verzögert. Fakt ist: Die NGG hat mit<br />
Schreiben vom 28. Oktober 2004 die Entgelttarifverträge von Eichbaum-und Gastromatic gekündigt.<br />
Dann haben wir nichts mehr von der NGG gehört. Mit Email vom 7. Dezember 2004<br />
haben wir dann Herrn Hildebrandt gebeten, uns Verhandlungstermine zu nenhen. Warum also hat<br />
die Gewerkschaft die Verhandlung mit Eichbaum verzögert? Es liegt auf der Hand: Sie wollte<br />
zuerst einen Abschluß im Flächentarifvertrag machen. Das ist ja in Ordnung. Dann kano sie aber<br />
nicht so tun, als ob wir die Tarifverhandlungen verzögert hätten. Nochmals: Nach der Kündigung<br />
haben wir um Verhandlungstermine gebeten.<br />
Auch die Verhandlungssituation am Mittwochnachmittag letzter Woche ist in entscheidenden<br />
Nuancen falsch dargestellt. In bezug auf 2005 wollten die Tarifkommission der NGG und der<br />
Betriebsrat ihren jetzigen Vorschlag umsetzen. Die<br />
wollte 20 % des<br />
geides bei einer fixen Umsatzrendite von 2, 7 %<br />
werden NGG und<br />
-Stunden -Woche: Es ging und geht bei dieser Tarifrunde ums Geld, um den<br />
Entgelttarifvertrag.<br />
Auch wenn es im Moment .in" ist, Arbeitszeitvertängerung ohne Lohnausgleich zu<br />
fordern, hat dieses mit unserer Tarifrunde rein gar nichts zu tun.<br />
Aber eine unsinnige Forderung irgendwann .freundlicherweise" zurOck zu nehmen, sieht<br />
nach außen hin konstruktiv aus.<br />
4. Nach wie vor hat die Geschäftsleitung das .Erfolgsmodell Freiberg" im Blick=<br />
Keine irgendwie gearteten Tarifvertrage mehr, nur noch eine am Gewinn gekoppelte<br />
einseitige .Gesamtzusage•.<br />
der streikt, schadet dem Betrieb. Wer dem Betrieb schadet, gefabrdet seinen Aibeitsplatz.<br />
Jede Brauerei steht im denkbar härtesten Wettbewerb. Dies läßt sich auch nicht ändern. Nur wenn<br />
wir diesen Wettbewerb gewinnen, haben wir Bestand. Permanente Lohnrunden zwingen den<br />
Unternehmer zu ständiger Rationalisierung. Dadurch werden ständig Arbeitsplätze vernichtet. Der<br />
NGG ist es offensichtlich egal, daß wir mit unserer Geschäftspolitik Arbeitsplätze schaffen (+ 5 %<br />
in den letzten drei Jahreo; restliche Brauereien in Baden-Wüttternberg: - 15 %).<br />
Wer streikt, riskiert die Existenz des Betriebes jeden Tag ein Stückehen mehr.<br />
Wer das alles nicht will, muss sich am Streik beteiligen!<br />
Schäffer Keilbach Pauli Dr. Reis<br />
1
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
bis zum Schluss nicht müde zu behaupten,<br />
Eichbaum sei nicht bestreikbar.<br />
Lassen wir sie weiter träumen von einer<br />
solchen Fabrik. Wir werden- so lange<br />
wir das können- gegen diese Wunschträume<br />
antreten. Denn eine Welt, in der<br />
die Rechte der Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer nicht mehr effektiv verteidigt<br />
werden können, soll es nie geben.<br />
Risiken gab es auch in der Vergangenheit.<br />
Die älteren Menschen wissen das.<br />
Es wird sie immer geben, wenn man<br />
sich einmischt oder den Bossen auf den<br />
Schlips tritt.<br />
Dabei darf aber auf keinen Fall übersehen<br />
werden, was uns erwartet hätte,<br />
hätten wir uns nicht zur Wehr gesetzt.<br />
Also, warum haben sich mit 209 Menschen<br />
ca. 60 % der Belegschaft dazu<br />
entschlossen, durch eine vierwöchige<br />
13
Seit gestern gibt der Eichbaum<br />
Vorstand eine besonders hässliche<br />
Visitenkarte ab. Zusätzlich zum<br />
Werkschutz wird ein so genannter<br />
Wachdienst engagiert, der mit<br />
scharfen Hunden und Gummiknüppeln<br />
die Tore kontrolliert.<br />
Nur mit Begleitung eines Werkschutzmannes<br />
wird es dem<br />
Betriebsratsvorsitzenden gestattet,<br />
sein Betriebsratsbüro zu betreten.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Arbeitsniederlegung für ihre Rechte zu<br />
kämpfen?<br />
Ich habe diese Frage gestern noch einmal<br />
etwas genauer betrachtet und mir<br />
hierzu alte Notizen angeschaut.<br />
ln Gesprächen zwischen Geschäftsleitung<br />
und Betriebsrat fielen schon 2002<br />
folgende Äußerungen:<br />
Man wolle,- ähnlich dem Modell der<br />
Freiberger Brauerei -, von Tarifverträgen<br />
Abstand nehmen. Dieses Modell habe<br />
sich im Konzern bewährt und ermutige<br />
daher zu weiteren Umsetzungen.<br />
Der Betriebsrat sei dort auf den Vorstand<br />
zugekommen, um mit diesem ein Bündnis<br />
für Arbeit zu vereinbaren.<br />
"Freiwillig" habe dann die gesamte Belegschaft<br />
ohne Gegenstimmen einem<br />
solchen Weg zugestimmt.<br />
Kundgebung vor dem Haupttor: Es spncht der Bundesvorsitzende der NGG Franz-:Josef Mollenberg.<br />
Darunter: Der Liedermacher Bernd Kahler (Schlauch) und der kleine Alstom-Chor smgen den Streikenaen das<br />
Resistance-Lied, das im Arbeitskampf um den Alstom-Standort Mannheim entstand. Rechts mit Akkordeon der<br />
Bop(J und Reuther-Betriebsrat, Helmut Hoffmann. Dazwischen die SR-Vorsitzende Rosw1tha lhrig von Pepperl<br />
und Fuchs.<br />
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. . . ...<br />
15
6.<br />
Unterstützt von Delegationen anderer<br />
Betriebe und Gewerkschaften<br />
formiert sich am Dienstag, 1. Februar<br />
2005, trotz des Dauerregens,<br />
ein stattlicher Demonstrationszug<br />
zum Marsch durch die Stadt.<br />
Unübersehbar die Streikwesten<br />
der Eichbaum-Mitarbeiter. Auf<br />
Transparenten werden bessere<br />
Tarife und ein vernünftiges Angebot<br />
gefordert.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
ln jedem Fall müsse sich nun auch unser<br />
Betrieb etwas einfallen lassen, um<br />
der Starrheit von Tarifverträgen zu entgehen.<br />
Der Betriebsrat erklärte, dass ihm das<br />
so genannte "Freiberger Modell" bereits<br />
bekannt sei und kündigte entschlossenen<br />
Widerstand in Mannheim an.<br />
Der Betriebsrat würde umgehend die<br />
Belegschaft und Gewerkschaft über ein<br />
solches Vorhaben informieren.<br />
Der Personalrat<br />
-·~......-<br />
~~1'lt8SIIP,. __<br />
An die streibnden<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
der Eichbaum AG<br />
liebe KoUeginnen, liebe Kollegtm<br />
ABFALLWIRTSCHAFTMANNHEIM 8<br />
Eigenbetrieb filr Abfallwirtschaft<br />
und Stadtreinigung<br />
e.~tsorgung:sf•ctlbelric b<br />
T~(!)B21)293.o0<br />
T ...,..(tl&l"I )29 :J..S'J~<br />
--~<br />
..._ .....<br />
Rohrbach<br />
~293 OlluJI<br />
83 65 01,02.2005<br />
Oie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebes Abfallwirtschaft und<br />
Stadtreinigung wurden durch Aushänge und An~p~chen ~o~on dDm Hintorgrund des<br />
Streikgeschehens vor den Toren der Eichbaum Brauerei informiert.<br />
Sie erklären sich solidarisch mit Eurer Forderung nac:h angemessenen und<br />
br:anc hcnüblichen Lohnanpassungen.<br />
Sie er11:1ären sich solidarisch mit Eurer Forderung nach 8esitzst2ndswahrung Eures<br />
Weihnachtsgeldes.<br />
Si@ "'rkUh•tm sieh Eolid:ui&ch mit Eurer KampfmaßnahmQ zu der Ihr durch die feindliche<br />
H"ttung Eures Arbeitg~bers gezwungen seid.<br />
Sie verachten dM! Dberzogene Reaktion Eures Afbeitgebcrs.<br />
Er erklärte weiter, nicht in Entgeltverhandlungen<br />
treten zu wollen und zu<br />
können; dies sei den Gewerkschaften<br />
Sie "erachten dfe Maßnahme dQs Elns2tz~ von L4iharbeitnehrM~m ab;. Strelkb~her.<br />
Jertes Hup~»n •ino& :!ln E;uron SftikpoS;ten vorbelfl!lhrenden Fahrzeuge~ unseres Betriebes<br />
tst ein akustisches Votum dieser Solidaritätser1därung.<br />
vorbehalten.<br />
~R-/'«bt~<br />
t:Ju:ao:.t.e!hll(m-'kmße!l:n<br />
Vom Vorstand wurde geantwortet, es<br />
handele sich doch lediglich um ein Gespräch,<br />
es gebe hierzu noch gar kein<br />
abgeschlossenes Konzept.
6.<br />
Der große Saal im Gewerkschaftshaus<br />
ist rappelvolL Zusammensein,<br />
mal mit Kolleginnen und Kollegen<br />
aus anderen Abteilungen reden und<br />
das gemeinsame Ziel machen das<br />
Ganze zu mehr als einer Streikversammlung.<br />
Hier wächst etwas<br />
zusammen, was auch die kommenden<br />
Tage überstehen lässt.<br />
Eine gelebte Form von Solidarität.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Man habe noch Zeit und es solle nichts<br />
übers Knie gebrochen werden.<br />
Der Betriebsrat betonte, mit solchen Maßnahmen<br />
sei der Nerv des Betriebsrates<br />
getroffen und ein weiteres Zuwarten<br />
könne in keinem Fall erwartet werden.<br />
Mit Maßnahmen wie dem Austritt aus<br />
dem Tarifverband oder Lohnverzicht<br />
seien die Probleme des Betriebes nicht<br />
zu lösen.<br />
Außerdem hinke der Vergleich mit dem<br />
Osten. Bei der Massenarbeitslosigkeit<br />
im Osten Deutschlands stünden die Kolleginnen<br />
und Kollegen mit dem Rücken<br />
zur Wand und seien damit gefundene<br />
Opfer in solchen Auseinandersetzungen.<br />
Die Gegenseite erklärte, von einem Austritt<br />
aus dem Tarifverband sei keine<br />
Rede, man sollte sich jedoch über die<br />
weitere Entwicklung des Betriebes<br />
gemeinsam unterhalten.<br />
.. . als ich meiner Tochter vom Streik erzählt<br />
habe, habe ich ihr auch davon erzählt, dass wir<br />
uns auch Sorgen machen und viele auch Angst<br />
haben.<br />
Und dass die Chefs den Leuten Angst machen,<br />
sie würden ihre Arbeit verlieren, immer wenn<br />
sie piep sagen.<br />
Sie hat mich gefragt, ob die Leute dann wirklich<br />
ihre Arbeit verlieren würden und ob wir<br />
dann auch kein Geld mehr haben, wenn wir<br />
mit den Chefs streiten. Ich habe ihr gesagt, wir<br />
glauben, dass der Arbeitgeber nicht immer die<br />
Wahrheit erzählt, sondern die Angst der Menschen<br />
ausnutzt, damit sie nicht m ehr piep<br />
sagen.<br />
Und da hatte meine Tochter Lilian (6 Jahre)<br />
eine Idee, wie wir denen, die sich nicht trauen<br />
mit uns zu streiken erklären sollen, wie sie ihre<br />
Angst verlieren können. Sie hat mir erklärt, das<br />
sei vielleicht wie in dem Buch von Jim Knopf<br />
und Lukas dem Lokomotivführer.<br />
Jim und Lukas sehen dort in der Wüste am<br />
Horizont einen Riesen von ungeheurer Größe<br />
stehen. Der kleine Jim hat große Angst, aber<br />
Lukas sagt nur: " Ich finde außer seiner Größe<br />
scheint er ja ganz manierlich zu sein und nur<br />
weil er so groß ist, braucht er noch lange kein<br />
Ungeheuer zu sein. Mir scheint, das ist ein<br />
ganz harmloser Riese ".<br />
" Vielleicht verstellt er sich ", rief aber Jim voller<br />
Angst, " er will uns wahrscheinlich fangen und<br />
einkochen. Ich hab mal von so einem Riesen<br />
gehört".<br />
Beide trauten sich dann aber und winkten den<br />
Riesen zu sich her. Jetzt geschah etwas ganz<br />
erstaunliches. J e näher der Riese kam, desto<br />
kleiner wurde er. Als er bei ihnen war, hatte er<br />
die gleiche Größe wie Jim und Lukas.<br />
" Guten Tag ", sagte er und nahm seinen Strohhut<br />
ab. " ich heiße Herr Vorstand und ich weiß<br />
gar nicht, wie ich euch danken soll, dass ihr<br />
nicht vor mir weggelaufen seid. Seit vielen Jahren<br />
sehne ich mich danach, dass jem and so viel<br />
Mut aufbringen würde. Aber niem and hat mich<br />
bis j etzt näher kommen lassen. Dabei sehe ich<br />
doch nur von fern so schrecklich groß aus."<br />
Herr Tur Tur, wie der Riese im Buch wirklich<br />
heißt, erklärt dann noch sein Geheimnis:<br />
" Wissen sie ", sagt er, " in Wirklichkeit bin ich<br />
nämlich gar kein Riese. Ich bin nur ein Scheinriese.<br />
Je weiter ich entfernt bin, desto größer<br />
sehe ich aus. Und je näher ich komm e, desto<br />
m ehr erkennt man meine wirkliche Gestalt".<br />
Meine Tochter gab mir den Tipp, ich solle<br />
denen, die Angst haben, die Geschichte vom<br />
Scheinriesen erzählen und sie würden verstehen,<br />
was hier gespielt wird.<br />
Und ich denke Lilly hatte Recht. Angst ist kein<br />
guter Berater.
7.<br />
Heute ist Verhandlung vor dem<br />
Arbeitsgericht. Es geht um die<br />
Behinderung der Betriebsratsarbeit<br />
im Streik.<br />
Der Saal ist voll mit Streikenden.<br />
Das Ergebnis bestätigt die Linie<br />
des Betriebsrats:<br />
Freier Zugang zum Werksgelände<br />
für die Betriebsratsmitglieder, die<br />
JAV und die Schwerbehindertenvertreter.<br />
Durststrecke beim Lohn hält an<br />
Beschäftigte bei Eichbaum setzen Streik um Entgelt fort<br />
Kräftig einschenken. Weiterstreiken. Das<br />
scheint das Motto zu sein, an welches sich<br />
die Beschilftigten der Eichbaum-Brauerei<br />
deneit vor allem halten wollen, wenn sie<br />
das Entgelt-Verhandlungsangebot des Firmenvorstandes<br />
unter die Lupe nehmen:<br />
Nach einer Nullrunde im Jahr 2003 und<br />
nur minimalen Einkommensverbesserungen<br />
2004 sollen sie nun den Vorschlag<br />
schlucken, 2005 auf zehn Prozent der Sondervergütung<br />
(Weihnachtsgeld) zu verzichten.<br />
Im Gegenzug will Eichbaum die Löhne<br />
um 1,5 Prozent erhöhen.<br />
Gegen diese Durststrecke setzen sich<br />
über 200 Brauerei-Mitarbeiter seit sechs<br />
Tagen mit einem Streik zur Wehr. Gestern<br />
vertauschten sie, teilweise mit Unterstützung<br />
ihrer Familienangehörigen, zeitweise<br />
das Gewerkschaftshaus mit dem eher kälteren<br />
"Arbeitsplatz" vor den Werkstoren in<br />
der Käfertaler Straße.<br />
In der Versammlung forderten die Streikenden<br />
eine Wiederaufnahme der Verhandlungen.<br />
Die Mitglieder der Streikleitung-<br />
Hilde Seibert von der Gewerkschaft<br />
NGG und Georg Dohr, hauptberuflich Betriebsratsvorsitzender<br />
bei Eichbaum- präzisierten<br />
die Forderungen. Die Bierbiauer<br />
sehen sich in ihrer Branche am Ende ,der<br />
Einkommensskala im Land. Dohr: "UnSer<br />
Ecklohn liegt 87 Euro unter dem Schnitt".<br />
Die aktuelle Differenz ist nur möglich, w~il<br />
Eichbaum aus dem Tarifverbund ausscherte<br />
und ein Haustarif die Bezahlung regelt.<br />
Die Beschäftigten bestehen auch hartnäckig<br />
auf 100 Prozent Weihnachtsgeld, weil<br />
bei Eichbaum durchaus "gute Gewinne' 1<br />
gemacht werden, wie Dohr weiß. Der Vorstand<br />
hingegen will in diesem Jahr die zehn<br />
Prozent Abschlag durchsetzen, da der Plan<br />
nicht übererfüllt wird. "Unannehmbar"<br />
seien diese Absichten, beurteilt Hilde Seibert<br />
von der NGG derzeit die Konfliktlage<br />
in der Tarifauseinandersetzung. saw<br />
"Arbeitgeber versuchen Machtprobe"<br />
NGG-Bundesvorsitzender schaltet' sich in Streik bei Eichbaum ein<br />
~ Vor dem Hintergrund des gegen·<br />
wärtigen Streiks bei der Eichbaum·<br />
Brauerei hat gestern der Bundesvor·<br />
sitzende der GewerksChaft Nahrung<br />
Genuss Gaststätten (NGG), Franz·)O·<br />
sefMöllenberg, den Arbeitgebern vor-.<br />
geworfen, sie unternähmen strategisch<br />
.und lange vorbereitet den Versuch,<br />
die Mitarbeiter des Mannbeimer<br />
Brauhauses aus dem Schutz<br />
der Tarifverträge zu entlassen.<br />
Möllenberg be~eichnete die ~tuel~en<br />
Absichten bei dem ..... Bierbrauer, das<br />
Weihnachtsgeld schrittweise bis 2007<br />
auf 8o Prozent zu senken, als den Ver·<br />
such. einer Machtprobe, wie er auch in<br />
anderen Branchen abzuwehren war.<br />
Bei dem Streik bei Eichbaum in Mannheim<br />
gehe es nicht um Zehntel· Prozentpunkte,<br />
sondern um Grundsätzli·<br />
ches. Möllenberg: .. Bei diesem Streik<br />
lassen wir uns auch nicht von den<br />
vom Arbeitgeber ·angemieteten Kampfhunden<br />
abhalten." ~<br />
Betriebsratsvorsitzender Georg<br />
Dohr machte deutlich, dass man in<br />
Mannheim kein .,Freiberger Modell~<br />
haben wolle (Anmerkung der Redakti·<br />
on: Die dortige Brauerei gehört zum<br />
Actris-Konzern) . Wenn man sich jetzt<br />
bei dieser Tarifrunde das Rückgrat bre·<br />
Auch die IC Metall zeigte sich gestern mit den streikenden Bierbrauern solidarisch<br />
und marschierte im Protestzug mit. ·<br />
-fOTO: KUNZ<br />
chen lasse, so Dohr, wÜrden die Arbeitgeber<br />
über kwz oder lang die Wochenarbeitszeit<br />
auf über 40 Stunden heraufsetzen.<br />
Für den NGG-Bundesvorsitzenden<br />
sei es ein Gebot der Stunde, in<br />
Zeiten der MasSenarbeitslosigkeit Ar·<br />
beitszeitverkürzungen zu verlangen,<br />
um fLir möglichst viele Kollegen die<br />
Arbeitsplätze zu erhalten.<br />
Eichbaurn-Vorstandsvorsitzender<br />
Eric Schäffer, der gestern telefonisch<br />
nicht erreichbar war, ließ am Abend<br />
über sein Sekretariat mitteilen, dass<br />
die Hunde einem privaten Sicherheitsdienst<br />
gehören. der für die Bewachung<br />
des Firmengeländes angefordert<br />
wurde. Die Tiere unterlägen der<br />
Verantwortung der Security. (drnn)
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Der Betriebsrat führte weiter aus, dass<br />
er grundsätzlich nichts von einer Verabschiedung<br />
aus dem Flächentarif halte.<br />
Der kurzfristige Wettbewerbsvorteil<br />
würde sicherlich in Kürze aufgezehrt<br />
sein. Der Lohnverzicht würde direkt in<br />
den Markt weitergegeben. Dem Lohndumping<br />
wäre damit Tür und Tor geöffnet.<br />
Der ruinöse Preiskrieg und Verdrängungswettbewerb<br />
sei also nicht aufzuhalten<br />
und helfe dem Betrieb langfristig<br />
nicht weiter. Verlierer seien in jedem Fall<br />
die Arbeitnehmer.<br />
Ost und West können auf Grund der<br />
unterschiedlichen Strukturen nicht verglichen<br />
werden.<br />
Der Ausstieg der größten Brauerei<br />
Baden-Württembergs hätte sicherlich
8.<br />
Aufregung am Haupttor als der<br />
Betriebsratsvorsitzende Georg<br />
Dohr trotz des Arbeitsgerichtsbeschlusses<br />
vom Vortag daran<br />
gehindert wird, das Betriebsgelände<br />
zu betreten, um zum<br />
Betriebsrats-Büro zu gehen.<br />
Am heutigen Tag kommt es zu<br />
ersten Verhandlungen über die<br />
Notdienstbereitschaft der Streikenden<br />
und zur Frage der Urlaubsregelung.<br />
Nachmittags nehmen einige<br />
Streikende an einer Studierenden<br />
Demonstration in der Innenstadt<br />
teil.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
ganz anderen Einfluss auf die gesamte<br />
Tariflandschaft der Branche.<br />
DAIMLERCHRYSLER<br />
Betrie>bsrat<br />
Auf Anfrage des Betriebsrates über das<br />
Ergebnis dieses Gespräches aus Sicht<br />
der Geschäftsleitung erklärte diese, jetzt<br />
zu wissen, dass eine Lösung in der Form<br />
eines betrieblichen Weges- wie in Freiberg-<br />
mit dem Mannheimer Betriebsrat<br />
nicht zu machen sei.<br />
Es wurde noch einmal betont, dass es<br />
keinerlei Planungen gegeben habe:<br />
Weder der Austritt aus dem Tarifverband<br />
noch andere Schritte.<br />
Es sei lediglich darum gegangen, die<br />
Vorstellungen des Betriebsrates in die<br />
Überlegungen des Arbeitgebers einzubeziehen.<br />
An den Betriebsrat und<br />
die Beschäftigten der<br />
Eichbaum Brauerei Mannheim<br />
Ul'l!e~ Zeichen<br />
BR fa<br />
Lieber Georg Dohr,<br />
liebe Kolleginnen , liebe Kollegen,<br />
Weli(Monl\heim<br />
Hanns·-Mattin-Schleyer-Str. 21~57<br />
S8.299 Mannheim<br />
Telefon-Dvtchwahl<br />
(0G~1) 393-2256<br />
Telefax:<br />
(OG21) 393-4230<br />
Datum<br />
03 02.2005<br />
wir, der Betriebsrat und die Vertrauensleute der OaimlerChrysler AG und der EvaBus GmbH<br />
am Standort MannhGim, verfolgen mit Zorn im Bouch d3B erb~rm li che Poesencpiol der<br />
GeschäftsiMung in eurer Tarifause i nanderse~ung .<br />
Wir verstehen nicht, dass die C3eschaftsfleitung bei euren eher moderaten Forderungen mit<br />
solcher Gewalt gegen die Beschaftigten vorgeht.<br />
ln mehreren Jahrzehnten I arifauseinanoersetzung ist uns eine solche Vielzahl von brutaler<br />
UntemehmenswlllkOr noch nie begegnet. Dies ist in der Region, aber auch im ganzen DGB<br />
und seiner Einzelgewerkschaften. von Seiten des Kap~als noch nie praktiziert worden.<br />
Zugang~begrenzungen fOr BetriQb~rtt.tA , HA~nk;:liTTAn von StrAikbrP.c:hPm und dArgiP.ichan<br />
mehr fGhren zu einer unnotigen Verschärfung im Tarifkonflikl. deren Ausgang und eventuelle<br />
Folgon oinzig und olloln dlo Gooohäfu>loltung zu vorantworten hat.<br />
Dies ist nicht nur ~ine Solidaritatsadresse an die Beschaftigten, sondern auch eine Wamung<br />
an eure Geschaftsle~ung. Wir als .Benzte(' lassen uns ln der Region Mannheim nicht mit<br />
frQhkapitalistlschen oder Stasi-Methoden behandeln. Dieses Gebaren trifft jeden abhängig<br />
BeschäftiRten, ob IGM oder NGG, bis ins Mark.<br />
Wir erklaren uns mtt den Kolleginnen und Kollegen der Eichbaum Brauerei Mannheim soli·<br />
dansch. Wir fordern d i ~ Geschaftsleitung auf, unmitt~lbar an den Varh:&ndlungstisch zurückzukehren<br />
und ein tragfahiges Ergebnis m~ euren Interessensvertretern zu verhandeln.<br />
Wir wunschen euch herzliehst tor euren richtigen und wichtigen Kampf viel Kraft und auch<br />
Erfolg. Wir stehen an eurer Seite.<br />
Den ersten Erfolg habt ihr ja gestern schon erreicht. GIOckwunschll<br />
M~ kollegialem Gru><br />
Allerdings seien jetzt andere Schritte<br />
erforderlich, nachdem die Geschäftsleitung<br />
wisse, dass ein Weg wie in<br />
Freiberg hier nicht zu machen sei.<br />
Joachim Homer<br />
SR-Vorsitzender<br />
Helmut Narr<br />
VK-Leitung
9.<br />
Heute gibt's eine Pressekonferenz<br />
und die NGG stellt erstmals die<br />
Frage: Geht der Eichbaum das Bier<br />
aus?<br />
Dann schauen die Alpirsbacher<br />
Kolleginnen und Kollegen vorbei<br />
und bringen Flüssiges.<br />
Von den SPD-Abgeordneten Lothar<br />
Mark und Roland Weiß erreicht uns<br />
nebenstehendes E-Mail und die<br />
Mannheimer SPD-Spitze besucht<br />
uns vor dem Haupttor.<br />
Foto rechts unten, von links: Helen<br />
Heberer und Dr. Frank Mentrup von<br />
der SPD-Gemeinderatsfraktion,<br />
Georg Dohr, Hilde Seibert, DGB<br />
Vorsitzender Stefan Rebmann und<br />
Joachim Horner, der Betriebsratsvorsitzende<br />
von DaimlerChrysler,<br />
Mannheim.<br />
Regioro Manmelm-Heldelberg<br />
Hana-80dr.Jer-Str . 1 . 88161Ma~<br />
Tei.:0621-1254250<br />
Fax: 0621 -12542e6<br />
region .matll'tlei~Cn!Kine!<br />
Mediendienst 04 . 02 . 2005<br />
Presseerklärung - Eilt<br />
Ist Eichbaum das Bier ausgegangen 1<br />
NachdemamheuligenF~mehrfac:hschwarzerR.auchQberder<br />
Eichbau!rbrauerel zu sehen war, erklll1e Hilde Seibert, Gelc:hMtsfOhrerio der<br />
Gewefksdlen deolldl> IOn
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Was dann im Winter 2002 folgte, wissen<br />
wir:<br />
Nachdem der Betriebsrat für das nicht<br />
tarifgebundene Unternehmen Gastromatic<br />
GmbH,- das mit unserer Brauerei<br />
einen Gemeinschaftsbetrieb bildet -,<br />
Vorgespräche zu einem Tarifvertrag aufgenommen<br />
hatte, weigerte sich der<br />
Vorstand nun, das auf Betriebsebene<br />
bereits Vereinbarte in einem Tarifvertrag<br />
verbindlich zu verankern.<br />
Er erklärte die NGG für nicht zuständig<br />
und weigerte sich schlichtweg, mit unserer<br />
Gewerkschaft überhaupt in Verhandlungen<br />
zu treten.<br />
Warum, wird uns spätestens heute<br />
rückblickend klar!<br />
Denn nur ohne Tarifbindung der Gastromatic<br />
hätte das Modell der Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />
nach dem Vorbild<br />
'l.·~"'<br />
Albtraum<br />
~k kd.k...<br />
Tariflos<br />
vor den Türen 25
10.<br />
ln der Regionalpresse erscheinen<br />
wieder mehrere Artikel zum<br />
Arbeitskampf bei Eichbaum.<br />
Außerdem wird in den umliegenden<br />
Stadtteilen ein erstes Anwohner-Info<br />
verteilt.<br />
Hervorheben wollen wir hier den<br />
Kommentar der Mannheimer<br />
Margen-Wirtschaftsredakteurin<br />
Ruth Weinkopf, der von der Haltung<br />
geprägt ist, zum Wohle der Region<br />
und der Arbeitsplätze zu einem<br />
vernünftigen Kompromiss kommen<br />
zu müssen.<br />
..,..~-------~---------~---· ---· ~---~--. -----,<br />
Warum streiken wir be.i der Eichbaum- I<br />
I Brauerei ? __j<br />
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
Bei der Eichbaum -Brauerei wird seit Donnerstag,<br />
27. Januar 2005 gestreikt.<br />
Hintergrund der Tarifauseinandersetzung ist die Forderung der Beschäftigten<br />
nach Erhöhung des bestehenden Haustarifvertrages.<br />
Durch den Austritt der Eichbaum Brauerei aus der Tarifgemeinschaft der<br />
Baden -Württembergischen Brauereien vor zwei Jahren besteht eine Lohndifferenz<br />
in Höhe von 87,-- Euro beim Eckentgelt (= Facharbeiterlohn).<br />
Das heißt: Die größte baden-württembergische Brauerei im Land mit über<br />
2 Millionen Hektolitern Bierproduktion und 1,5 Millionen Hektolitern alkoholfreier<br />
Getränke zahlt ihren Beschäftigten weniger als die anderen Braue- l<br />
reien im Land.<br />
Und das, obwohl die Eichbaum -Brauerei ihren Absatz im Jahr 2004 im<br />
zweistelligen Prozentbereich steigern konnte<br />
22.11 .2004 ).<br />
und das Recht der Arbeitnehmer auf Streik zur Durch-<br />
I<br />
Dr. Brigitte Bauhoff \<br />
GewXltbetriebsmt.n•ouitzeode dei Koch( J..!i11gnOS;tia(,mbi:1<br />
Frau<br />
HUdcSClbcrt<br />
Gewerbehaft NGG<br />
Rhcin-Neckar<br />
Hans-Böeider-Straße I<br />
68161 Mannbcim<br />
Liebe liilde Sel'bert, lieber Georg Dohr,<br />
liebe Koll~en u.nd Kollegen, ! .<br />
Gesninthetriebsrat<br />
Roche Diagnosti
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Freiberg und der Tochter GSM 1:1,<br />
also die hauseigene Menschenverleihe<br />
unter Tarif-, auf Mannheim übertragen<br />
werden können.<br />
Hierzu brauchte der Vorstand eben eine<br />
nicht tarifgebundene Gastromatic.<br />
Für Eichbaum erklärte man Ende Oktober<br />
2002 den "vorsorglichen" Austritt<br />
aus der Tarifgemeinschaft<br />
Unsere Vorstände forderten dann noch<br />
über den Arbeitgeberverband "zur Rettung<br />
des Flächentarifvertrages" die Gewerkschaft<br />
auf, über alternative Entlohnungsmodelle<br />
zu verhandeln.<br />
Die Landesbrauer schlossen noch vor<br />
Weihnachten mit 2,8% ab und vereinbarten<br />
zusätzlich die durch Eichbaum so<br />
vehement eingeforderte Variabilisierung<br />
der Jahressonderzuwendung.<br />
Augenmaß gefragt<br />
Von Ruth Weinkopf<br />
Brauerei-Chef Eric Schäffer und Betriebsratsvorsitzender<br />
Georg Dohr sollten ein<br />
Pils zusammen trinken, miteinander reden<br />
und einen Kompromiss finden. O.k., der<br />
Vorschlag mit dem Bier ist dem Ernst der<br />
Lage bei Eichbaum nicht angemessen, Gespräch<br />
und Kornpromiss sind aber dringend<br />
nötig. Denn die Rahmenbedingungen<br />
eines hart umkämpften, von ip.ternationalen<br />
Multis zunehmend beherrschten und<br />
von abnehmendem Bierdurst gezeichneten<br />
Marktes wiegen schon schwer genug, ein<br />
wochenlanger Streik passt darauf wie die<br />
Faust aufs Auge.<br />
Sollte der Brauerei noch im Streik das<br />
Bier ausgehen, wird die überregionale<br />
Konkurrenz dankend in die Bresche springen.<br />
Wie schwer einmal verlorene Marktanteile<br />
zurück zu gewinnen sind, sollten<br />
alle Beteiligten eigentlich wissen. Und man<br />
muss kein Pessimist sein, um zu ahnen,<br />
dass es irgendwann für Eichbaum schwierig<br />
werde dürfte, den Lieferverpflichtungen<br />
nachzukommen. ,Denn seit nunmehr<br />
10 Tagen sind nicht nur der Fuhrpark, sondern<br />
auch das Sudhaus lahm gelegt. Und<br />
im Gegensatz zur Logistik ist die eigentliche<br />
Bier-Produktion nicht so leicht mit<br />
Leihkräften zu bestücken.<br />
Die Sorgen der Belegschaft sind verständlich.<br />
Der Verweis darauf, dass ein Gewinn<br />
beim Unternehmen und eine Nullrunde<br />
bei der Belegschaft nicht zusammen<br />
passen 1<br />
auch. Doch der Gewinn, der in der<br />
Bilanz steht, ist faktisch nur die halbe<br />
Wahrheit. Eichbaum hat nur überlebt, weil<br />
SAP-Mitgründer Dietmar Hopp viel Geld<br />
investiert und das angestammte Geschäft<br />
der Mannheimer Brauerei mit einer zuglrräftigen,<br />
nationalen Marke arrondiert<br />
hat. Bei den Verantwortlichen der Brauerei<br />
ist fue Zitterpartie früherer Jahre offenbar<br />
noch nicht vergessen, weshalb vor dem<br />
Verteilen von Gewinn erst mal ein finanzielles<br />
Polster angeschafft werden soll.<br />
Auch die Aktionäre, das darf nicht vergessen<br />
werden, gehen leer aus.<br />
Fatal ist, dass die Fronten verhärtet und ·<br />
die Tarifparteien "sprachlos" sind. Jetzt ist<br />
von beiden Seiten nicht nur Augenmaß,<br />
sondern auch ein neutraler Vermittler gefragt.<br />
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Christof<br />
Hettich wird Management und Arbeitnehmervertreter<br />
an einen Tisch bringen<br />
müssen. Eine Einigung muss sein - nicht<br />
zuletzt des schwierigen Marktes wegen.<br />
f§~<br />
PlllVA T SfKTK~LU::Rf l<br />
r:lRMtNTRAOITlON SI
12.<br />
Der Rosenmontag beginnt mit<br />
einem Paukenschlag. "Durch<br />
Boten" lässt der Eichbaum-Vorstand<br />
unserem Kollegen Werner<br />
Schafhauser eine fristlose Kündigung<br />
zustellen.<br />
Die NGG unternimmt sofort alle<br />
Schritte, um die Kündigung zurückzuweisen.<br />
Eine erfreuliche Mitteilung ist, dass<br />
die Videoüberwachung der Streikenden<br />
eingestellt werden muss.<br />
tao.w . a~A0 - 6111 1 1...._..,<br />
durch Boten<br />
Hem><br />
Wemer Schafhauser<br />
Molls1I11Jle 12<br />
68165 Mannbeim<br />
Ihr Arbeitsvt!rbältn.ii<br />
Kündigung<br />
Sehr geehrter Herr Schafhausc:r,<br />
hiermit<br />
....<br />
kündigen<br />
Tei.•DurcD~I<br />
3370 - lSS<br />
r .....• (M ' I )<br />
Go rl.. lu~t ... P"'<br />
--<br />
~'Rl
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass Herr Dr. Reis trotz Austritt Eichbaum<br />
aus dem Tarifverband dort noch<br />
federführend Einfluss auf dieses Ergebnis<br />
ausgeübt hat.<br />
Die Forderungen unserer Arbeitgeber<br />
waren schlussendlich zu 100% umgesetzt<br />
worden.<br />
Es war aber nicht etwa so, dass Eichbaum<br />
wieder dem Verband beigetreten<br />
ist.<br />
Nein, wir mussten bereits im Januar<br />
2003 durch einen dreitägigen Streik die<br />
Tarifgebundenheit für Gastromatic erkämpfen<br />
und ebenfalls durch einen<br />
Haustarifvertrag für Eichbaum die weitere<br />
grundsätzliche Tarifgebundenheit<br />
sicherstellen.<br />
Und nur so, also durch den Betriebsrat<br />
im Vorfeld der Tarifrunde und dann<br />
Betreff: Eichbaum<br />
Datum: Mon, 7Feb2005 15:31:19 +0!00<br />
Von: "Joerg-Martin Dann" <br />
An: <br />
Hallo Kolle gen! hal t e t durch<br />
Jörg Martin Dann<br />
Vors . d . Ge samtmita r beitervertretung der Samarit e rsti f tung NUrtingen<br />
29
12.<br />
Heute haben die Kolleginnen und<br />
Kollegen das Wort. Die Bütt ist<br />
offen für alle und die Reden werden<br />
Richtung Vorstandsetage<br />
geführt.<br />
350 Kolleginnen und Kollegen<br />
kommen zu unserem Rosenmontagsspektakel<br />
vor das Werkstor.<br />
Viele erscheinen im Faschingskostüm.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
durch den Streik, und sonst durch niemanden<br />
und gar nichts, konnte das<br />
"Freiberger Modell" in seinem ersten<br />
Angriff abgewehrt werden.<br />
ln der Zwischenzeit hatten wir weitere<br />
Vorhaben auf betrieblicher Ebene abzuwehren<br />
wie zum Beispiel die Idee der<br />
Jahresarbeitszeit bei Wochenendarbeit<br />
ohne Zulagen und viele Geschichten<br />
mehr.<br />
Wir haben hierzu ja fortlaufend und ausführlich<br />
auf unseren Betriebsversammlungen<br />
berichtet.<br />
Und noch kurz vor dieser aktuellen Tarifrunde<br />
hat man diese quasi damit eingeläutet,<br />
dass wiederum einzelne Bausteine<br />
des Sachsenmodells mit dem Betriebsrat<br />
vereinbart werden sollten.<br />
Speziell ging es diesmal um die Einführung<br />
der Zweiklassengesellschaft, also<br />
einer Spaltung der Belegschaft zur<br />
Anheizung des Konkurrenzkampfes.
12.<br />
Das närrische Treiben mit dem<br />
ernsten Hintergrund findet seinen<br />
Ausklang im Streiklokal Las Tapas<br />
in der Nähe des Haupttors.<br />
Gemeinsam singen, feiern, lachen,<br />
Mut machen, Kraft tanken für die<br />
nächsten Tage.<br />
Wie lang der Streik noch gehen<br />
wird, weiß an diesem Tag niemand.<br />
Das provokative Verhalten des<br />
Eichbaum-Vorstands jedoch gibt<br />
keinen Hinweis für optimistische<br />
Prognosen.<br />
Der Tag hat gezeigt: Mit Witz und<br />
Fantasie geht alles besser und,<br />
wir lassen uns die Stimmung nicht<br />
verderben.<br />
32
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Nachdem der Vorstand auch hier wieder<br />
am Betriebsrat gescheitert war, sah er<br />
sich gezwungen- statt betrieblicher<br />
Wege- doch mit der Gewerkschaft verhandeln<br />
zu müssen.<br />
ln den Verhandlungen selbst kam der<br />
Vorstand mit der Idee, die 40 Stunden<br />
Woche wieder einzuführen, in 2005 eine<br />
weitere Nullrunde zu fahren bzw. lediglich<br />
eine Prämie auszuschütten und erst<br />
in 2006 1,5% anzubieten.<br />
Nach seinem zweiten Vorschlag hätten<br />
wir dann die schmale Lohnerhöhung<br />
von 1,5% durch eine Kürzung des<br />
Weihnachtsgeldes selbst finanziert.<br />
ln den Folgejahren wäre das Weihnachtsgeld<br />
dann bereits bei Planerreichung<br />
pauschal auf 80% gekürzt worden.<br />
Das hätte in der Praxis nichts anderes<br />
bedeutet, als drei weitere Nullrunden
13.<br />
"Keine Atempause- Geschichte<br />
wird gemacht, es geht voran ", heißt<br />
es in einem Song der Gruppe Fehlfarben,<br />
der in den 80ern ein schöner<br />
Demo-Hit war.<br />
NGG Region<br />
Mannheim I Heidelberg<br />
Z.U,K...,.W.an:<br />
G-ntschaft NGG RegiOn Bremen-Weser-Eibe<br />
BETRIEBSRAT<br />
AM00C .. llil92&!9te~l!.lf01o
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
bereits bei Erreichen des Unternehmenszieles.<br />
Und dabei sind Gewinne geplant.<br />
Es hätte also auch den Ausbau der Distanz<br />
zu allen anderen Brauereien in Baden-Württemberg<br />
bedeutet.<br />
Und dabei frage ich Euch, was wäre das<br />
wieder gewesen 7<br />
Richtig: Generelle Nullrunden und verteilt<br />
werden soll nur das, was übrig<br />
bleibt, wobei der Vorstand bestimmt,<br />
was übrig bleibt. Das ist eine weitere<br />
Spielart des "Freiberger Modells".<br />
Es bleibt dabei: Unsere Arbeitgeber sind<br />
auf dem neoliberalen Trip.<br />
Es geht denen darum, uns endgültig<br />
klein zu kriegen, so wie es ihnen mit<br />
Kolleginnen und Kollegen aus Freiberg<br />
und Oppach bereits in großen Teilen<br />
gelungen ist.
14.<br />
Zweite Großdemonstration vom<br />
Haupttor durch die Mannheimer<br />
Innenstadt.<br />
Auf dem Weg finden zwei Kundgebungen<br />
statt und die Demonstration<br />
endet wieder im großen<br />
Saal des DGB-Hauses.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Und die Ziele heißen nach wie vor:<br />
• Bildung einer tarif- und gewerkschaftsfreie<br />
Zone Actris,<br />
• Schaffung eines Arbeitgeberparadieses<br />
durch so genannte "Betriebliche Bündnisse"<br />
und Zurückdrängen der Mitsprache<br />
und Mitbestimmung,<br />
• Generelle Nullrunden, eine Prämie nur<br />
dann, wenn sie wollen!<br />
• Ausbeutung durch Steigerung des Konkurrenzkampfes<br />
unter den Arbeitnehmern.<br />
Motivation nennen das Arbeitgeber<br />
gerne.<br />
Und wir Mannheimerhaben ihnen dieses<br />
Jahr einmal mehr in aller Deutlichkeit<br />
zeigen müssen, dass wir von dieser<br />
Art Motivation nichts halten.<br />
Hätten wir das nicht getan, und- liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen, da besteht<br />
Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />
Mannheim<br />
14. Streiktag 09.02.2005<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
der 14. Streiktag hat begonnen .<br />
Das bedeutet gleichzeitig, dass wir im längsten Arbeitskampf der<br />
baden-württembergischen Lebensmittelindustrie sind.<br />
Immer noch weigert sich der Vorstand, an den Verhandlungstisch<br />
zurückzukehren .<br />
Aber eines ist klar, die Biervorräte gehen zu Neige und mit dem<br />
Nachschub scheint es nicht so recht zu klappen .<br />
Überdies haben sich inzwischen die Gewerbeaufsicht und die<br />
Berufsgenossenschaft für die Zustände bei Eichbaum interessiert und<br />
werden am Donnerstag und am Freitag die Sache genauerunter die<br />
Lupe nehmen.<br />
Der Druck auf den Vorstand der Eichbaum steigt täglich.<br />
Gleichzeitig nimmt die Unterstützung der Streikenden durch<br />
Solidaritätsbekundungen und Schreiben lokaler und überregionaler<br />
Mandatsträger zu .<br />
Mehrere Bundestagsabgeordnete haben den Vorstand zu<br />
Verhandlungen aufgefordert<br />
Wir werden den Druck auch noch weiter Erhöhen.<br />
in den nächsten Tagen werden die Zelte phantasievoll umgebaut und<br />
den behördlichen Auflagen angepasst. Wer hierzu noch Ideen und<br />
handwerkliches Können einbringen möchte, meldet sich bei der<br />
Streikleitung.<br />
Zur Unterstützung und Aufmunterung erhalten wir heute eine Lieferung<br />
Kekse gestiftet von der Belegschaft der Fa.Tekrum , Ravensburg .<br />
Delegationen werden erwartet von : Coca-Cola; Mineralbrunnen Aqua<br />
Römer; Tekrum; Studierendenvertretung der Uni Mannheim.<br />
~ bittewenden<br />
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GEWERKSCHAFT<br />
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it".e~~n: C~21 I 1254250<br />
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Hil:leSetlltt<br />
Ges::niisfunmmRe~<br />
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14.<br />
Die zweite Streikversammlung<br />
steht ganz im Zeichen der Berichterstattung,<br />
Bestandsaufnahme und<br />
Beratung über weitere Kampfmaßnahmen.<br />
Volker Daiss, Sekretär des NGG -<br />
Landesbezirks berichtet über den<br />
bisherigen Streikverlauf (Bild oben).<br />
Solidarische Grüße gab es vom<br />
Asta der Mannheimer Universität<br />
(zweites Bild), vom Betriebsratsvorsitzenden<br />
des Großkraftwerks<br />
Mannheim, Uwe Pohle und von Udo<br />
Beiz, Betriebsratsvorsitzender von<br />
Alstom Mannheim (Bild unten), die<br />
selbst im Arbeitskampf um den<br />
Erhalt ihres Betriebes stehen.<br />
Eine beeindruckende Rede hält<br />
Pfarrer Martin Huhn vom evangelischen<br />
Industrie- und Sozialpfarramt.<br />
Ein typisches Aschermittwoch -<br />
Heringsessen für alle Beteiligte<br />
rundet diesen gelungenen Aktionstag<br />
ab.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Nicht von Schikanen der Hausjuristen,<br />
die uns mit dem Zentimetermaß in der<br />
Hand zwangen, Zelte abzubauen, so<br />
dass wir frieren sollten,<br />
Nicht davon, dass man uns einen perfekten<br />
Anlagenlauf vorgegaukelt hat<br />
und<br />
Nicht davon, dass die von drinnen mit<br />
Überstunden regelrecht gegen uns angekämpft<br />
haben.<br />
Nicht davon, als auch nicht vor den widerlichsten<br />
Methoden zurückgeschreckt<br />
wurde und man aus Betrieben des<br />
Konzerns Streikbrecher ankarrte, die<br />
man dann auch noch der Presse gegenüber<br />
erklären ließ, sie seien mit der<br />
Entlohnung gemäß Freiberg zufrieden<br />
und sähen keinen Grund zu streiken.<br />
Nicht davon, dass man uns damit<br />
bedroht hat, unsere Arbeitsplätze gin-
15.<br />
Auf Initiative der NGG überprüft das<br />
Gewerbeaufsichtsamt heute die<br />
Arbeitszeiten der Streikbrecher im<br />
Betrieb.<br />
An den Balkonen im Wohngebiet<br />
um den Betrieb finden sich mittlerweile<br />
zahlreiche Transparente, auf<br />
denen sich die Anwohner mit den<br />
Zielen des Streiks solidarisch<br />
erklären.<br />
Die Bierbrauer bei Eichbaum wanken auch nach zwei Wochen nicht<br />
Streik um den Lohn und um die Erhaltung des Tarifvertrags geht weiter'/ Längster NGG·Arbeitskampf im Land<br />
Von unserem RedaktlonsmilgliOO<br />
Harald Sawatzkl<br />
Die sonore Stimme eines Ben Bcckcr hätte<br />
sich hinter einem Megaphon sicher gut gemacht,<br />
doch der Schauspieler stand nicht<br />
zur Verfügung: Er ist bcre1ts vom Eichbaum-Vorstand<br />
fUr Werbezwecke eingespannt.<br />
Georg Dohr indes, der Betricbsratsvorsitzende<br />
der Mannheimer Brauerei,<br />
verschaffte sich gestern nicht weniger<br />
glänzend Gehör, als es 1n der Innenstadt<br />
darum ging, d1e Forderungen seiner demonstrierenden<br />
Kollegen an die Passanten<br />
"rübC!r zu bringen~ . Zwischen 200 und 300<br />
Beschäftigte zogen um die Mittagszelt von<br />
dC!r Brauerei an der Käfertaler Straße zu<br />
den Planken, von dort zum Marktplatz und<br />
zur Abschlusskundgebung ins Gewerk<br />
$Cha[tshaus.<br />
Es geht um Geld, und es geht um den Tarüvertrag,<br />
den der Vorstand nach Einschätzung<br />
der Gcwerkschafl NGG und der<br />
Eichbawn-Mitarbcitcr am liebsten kass l e~<br />
rcn möchte. Die Brauerei plant eine Kürzuog<br />
des ,,WcihnachtsgcldcsK um zehn<br />
Prozent in diesem Jahr, urn weitere zehn<br />
Prozent 2006 und 2007 . Würden diese Absichten<br />
Realität, dann "wäre die diesj!l.hrigc<br />
LohnerhOhung fas t völlig aufgefressenK,<br />
klagen die Beschäftigten.<br />
Sie befürchten außerdem den Umbau des<br />
Unternehmens mit Hilfe von Vcrleihgesellschaften:<br />
Deren BeschMtigte w11rdcn dann<br />
unter Tarif bezahlt, was im .,Freiberger<br />
Modell" schon praktizrert werde. Am Ende<br />
drohe gar die Einführung einer ~Zwei·<br />
Klassen-Gesellschaft" Im Betrieb: Die einen<br />
haben ihren Tarifvertrag, die anderen<br />
,.erhalten nur das gesetzliche Minimum".<br />
"Wir woUen heute unsere Forderungen<br />
herausschreien", kiindigte Dohr zu Beginn<br />
der Demonstration an. Eskortiert von Polizeikräften<br />
schob sich der Protestzug durch<br />
die Innenstadt. Es kam zu leichten Verkehrsbeeinlrtichtigungen<br />
- die aber von<br />
den Betroffenen gelassen hingenommen<br />
wurden, wie NGG-Geschäftsfüh.rerin Hilde<br />
Seihut später resünüerte.<br />
Auch auf die Solidarität anderer setzen<br />
die Streikenden, die in Baden-Württemberg<br />
jelzt Spitzenreiter in Sachen Arbeitskampf<br />
in der Nahrungsmittelindustrie<br />
sind: Noch nie währt.e ein Streik so lange<br />
wie jetzt bei Eichbaum. Solidarität erfuhren<br />
die aufgebrachten Bierbrauer in der<br />
Tat schon am Werkstor. Dort meldeten sich<br />
Vertreter auswärtiger Brauereien zu Wort<br />
und bestärkten die Mannheimer in ihrem<br />
Kampfeswillen. "Wenn ihr aufgebt, brauchen<br />
wir gar nicht mehr antrete'n", beschwor<br />
man die Streikenden.<br />
Der einstige CDU-Generalsekretär Heiner<br />
Geißler dürfte demnächst Post aus<br />
Mannheim erhalten. Die Streikversammlung<br />
beschloss, seinem Rat aus dem November<br />
2004 zu folgen: Damals forderte<br />
Geißler die Parteien, Gewerkschaften und<br />
Arbeitnehmer zu einem "Aufschrei" gegen<br />
den unregulicrten Wettbewerb in einer globalisierten<br />
Welt zu Last.en der Arbeitnehmerschaft<br />
auf . .,Dies ist unser Aufschrei",<br />
deuteten die Protestierer ihre Demonstration<br />
gegen drohende Lohnkür.zungen.<br />
Betreff:<br />
Datum: Tbu, 10 Feb 2005 10:30: 19 +0100<br />
Von: "Silke Hirsch" <br />
An: region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />
Hallo Kollegen und Kolleginnen,<br />
Ich habe in den letz t e n Tagen Euren Streik verfolgt.<br />
Das sind ja Methoden welche dieser Herr Hopp anwendet.<br />
Da stehen einem die Haare zu Berge.<br />
Ich wollte Euch nur sagen das wir hier in Stuttgart das alles verfolgen.<br />
Und Euch hiermit ermutigen durchzuhalten.<br />
Seid alle gegrüßt Von meinen Kollegen und mir.<br />
Silke Hirsch<br />
SSB Stuttgarter Strassenbahnen AG<br />
Unternehmensbereich Betrieb<br />
BUd - Fahr- und Die nstplanung
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
gen verloren, denn es liefe ja mit Speditionen<br />
und Leiharbeitnehmer alles<br />
genau so gut, ja sogar billiger,<br />
Nicht durch die Androhung von Strafanzeigen<br />
und<br />
Nicht von ausgesprochenen Abmahnungen<br />
oder Kündigungen.<br />
An dieser Stelle möchte ich den Kollegen<br />
Schafhauser einmal erwähnen, der<br />
über 25 Jahre bei uns beschäftigt ist.<br />
Als ich von seiner Kündigung härte,<br />
habe ich ihn bei Seite genommen, um<br />
mich um ihn zu kümmern. Denn natürlich<br />
musste ihn und seine Familie diese<br />
Kündigung in tiefe Sorge treiben.<br />
Aber der Werner sagte nur ganz ruhig:<br />
"Schosch, loss mol stecke ....". Er erklärte<br />
mir, dass wir jetzt andere Probleme<br />
hätten und seine Situation noch im<br />
Nachhinein zu lösen wäre, denn die<br />
43
16.<br />
Heute erreicht uns die Mitteilung,<br />
dass in der Eichbaum-Niederlassung<br />
in Heilbronn ein Hausverbot<br />
für NGG-Sekretäre erklärt<br />
wu rde.<br />
Die Berufsgenossenschaft sagt<br />
Überprüfung im Werk ab.<br />
Vorstand Pauli lässt EDV-Zugang<br />
des Betriebsrats sperren.<br />
Daraufhin stellt die NGG einen<br />
Strafantrag gegen das Vorstandsmitglied<br />
Pauli wegen Behinderung<br />
der Betriebsratsarbeit<br />
Pressemitteilung: "Eichbaum<br />
behindert erneut die Arbeit des<br />
Betriebsrats".<br />
Gewerkschaft<br />
Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
Haubachsir 76<br />
22765 Harnburg<br />
An die Staatsanwaltschaft Mannheim<br />
Vorab per Fax (0621 /292 71 20)<br />
Strafanzeige<br />
Strafanzeige gemäß § 119 Abs. 1 Ziff. 2 BetrVG<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
11 .02.05<br />
hiermit stellen wir, in Vollmacht und Vertretung für den Geschäftsführenden Hauptvorstand<br />
der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Haubachstr. 76, 22765 Hamburg,<br />
Strafantrag gegen das Vorstandsmitglied der Eichbaum Brauerei AG, Herrn Roald Pauli,<br />
Käfertaler Straße 170, 68167 Mannheim, wegen Behinderung von Betriebsratsarbeit,<br />
(§ 119 Abs.1, Ziff. 2 BetrVG).<br />
Oie Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ist d.urch Mitglieder im Betrieb vertreten.<br />
Begründung:<br />
Wie aus den Medien bekannt ist, wird der Betrieb der Eichbaum Brauerei AG seit dem<br />
27 01 2005 durch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bestreikt.<br />
Dem Betriebsrat der Eichbaum Brauerei AG, IJertreten durch den Betriebsrats....orsitzenden,<br />
Herr Georg Oohr-Hutchison, wurde auf Anweisung von Herrn Roald Pauli. durch den<br />
Systemadministrator der betrieblichen EDV-Anlage, Herr Florian Sickelmann. sämtlicher<br />
ZUgang zu dem Computersystem der Eichbaum Brauerei AG abgeschaltet<br />
Gleiches gilt für die EDV-Zugangsberechtigungen der Betriebsratsmitglieder Frau Anna<br />
Ritttinger und Herr Ralf Donaiski.<br />
Beweis: Zeugnis des Herm Florian Sickelmann, Nachtigallenweg 1. 67368 Westheim<br />
Dadurch ist der Betriebsrat von sämtlicher internen und externen Kommunikation wie zum<br />
Beispiel intranet und E-Mail abgeschnitten. Auch ist die Sicherheit der, auf den betrieblichen<br />
C_omputem des _Betriebsrats befindlichen, zum Teil geheimen Unterlagen des Betriebsrats<br />
mcht mehr gewährleistet. Der Betriebsrat ist überdies durch die Sperrung des Systems nicht<br />
in der Lage, erforderliche Vorlagen wie z.B. Widerspruchsschreiben, Einladungen zu<br />
Sitzungen . Sitzungsprotokolle etc. zu nutzen.<br />
Der Betriebsrat ist zur Wahrnehmung seiner betriebsverfassungsrechtlichen Aufgaben auf<br />
die Nutzung der betrieblichen EOV-Anlage angewiesen. Insbesondere kann der Betriebsrat<br />
durch die eigene E-Mail-Adresse von Beschäftigten angesprochen und informiert werden.<br />
Vor allem besteht für die Beschäftigten keine andere Möglichkeit ohne Kenntnis der<br />
Vorgesetzten Kontakt mit dem Betriebsrat aufzunehmen.<br />
Darüber hinaus ist der Zugang zum betrieblichen Intranet erforderlich, um so Ober die<br />
internen Rundschreiben des Arbeitgebers an alle Mitarbeiter informiert zu sein. Oie letzten,<br />
dem Betriebsrat bekannten Veröffentlichungen des Arbeitgebers enthalten Passagen, d ie<br />
nach unse~er Auffassung geeignet sind das betriebsverfassungsrechtliche Organ Betriebsrat<br />
herabzuwürdigen. Ohne Kenntnis über derartige Schreiben ist der Betriebsrat nicht in der<br />
Lage darauf zu reagieren.<br />
Zusätzlich ist der Betriebsrat in der Lage, durch Einsichtnahme der betrieblichen<br />
Arbeitszeiterfassung die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zu überwachen. Ohne den<br />
Zugang zum betrieblichen EOV~System SAP HR kann diese Aufgabe des Betriebsrats nicht<br />
mehr erfolgen.<br />
Herr Georg Dohr-Hutchison ist überdies, neben seiner Funktion als Betriebsrat der Eichbaum<br />
Brauerei AG, noch Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der zugehörigen Konzernmutter<br />
Actris AG. Der Kontakt und Schriftverkehr des Konzernbetriebsrats erfolgt Oberwiegend<br />
elektronisch, sodass Herr Georg Dohr-Hutchison insofern auch in seiner Ausübung als<br />
Konzernbetriebsrat behindert ist. Auf den Netzservern der betrieblichen EDV befinden sich<br />
sämtliche Unterlagen wie beispielsweise Adressen, T e lefonnummem und ähnliches.<br />
Serienbriefe die der KonzembetriebsratsiJorsitzende in seiner Funktion Obiicherweise auf<br />
dem System erstellt können nicht mehr geschrieben werden.<br />
ln seinen betriebsverfassungsrechtlichen Funktionen ist der Betriebsrat überdies berechtigt,<br />
über das betriebliche Netzwerk das Internet zu nutzen. Auch dies ist im momentan verwehrt.<br />
Beweis: Zeugnis des Betriebsratsvorsitz.enden, Herr Georg Dohr·Hutchison . Landtellstr. 10.<br />
68163 Mannheim<br />
Darüber hinaus wurde dem Betriebsrat auf Anweisung des Vorstands der Eichbaum Brauerei<br />
AG, eine unkontrollierte Kontaktaufnahme mit den Beschäftigten der Eichbaum Brauerei AG<br />
erneut verwehrt. Entgegen eines bereits im Vorfeld erfolgten gerichtlichen Vergleichs in dem<br />
Beschlußverfahren vor dem Arbeitsgericht Mannheim vom 02.02.2005, AZ 9 BVGa01/05<br />
wird der Betriebsrat bei Betreten des Betriebsgelände auf Schritt und Tritt überwacht. Eine<br />
Kontaktaufnahme wird protokolliert.<br />
Beweis: Zeugnis des Herrn James Herrmann, Hauptstr. 10, 67317 Altleiningen<br />
Dadurch ist der Betriebsrat in der Ausübung seiner Rechte massiv behindert. Nach der<br />
Betriebsbegehung werden Oberdies die Beschaftiglen mit denen Herr Oohr-Hutchison<br />
Kontakt hatte eingehend über die Inhalte der Gespräche befragt<br />
Beweis: Zeugnis des Betriebsratsvorsitzenden, Herr Georg Oohr-Hutchison. Landteilstr. 10.<br />
68163 Mannheim<br />
Es wir beantragt, die Ermittlungen gegen Herrn Roald Pauli aufzunehmen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Volker Oaiss<br />
Landesbezirkssekretär<br />
Gewerkschaft<br />
Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />
Landesbezirk Baden-Württemberg
17.<br />
Am 16. Streiktag sieht es die<br />
Streikleitung als notwendig an, am<br />
nächsten Vormittag eine Mitgliederversammlung<br />
durchzuführen.<br />
Die Einladung wird über eine<br />
Telefonkette organisiert. Fast alle<br />
Streikenden versammeln sich am<br />
Samstag um 10 Uhr im Gewerkschaftshaus.<br />
Am Nachmittag gibt es wieder<br />
einen Infostand in der Innenstadt.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Nicht von falschen und verzerrten Darstellungen<br />
der Hausmitteilungen aus<br />
dem Betrieb,<br />
Nicht von fehlerhaften und verzerrten<br />
Darstellungen in den lokalen Medien,<br />
die manchmal ja schon weh getan haben<br />
- so falsch waren die,<br />
Nicht von Haus- und Redeverbot und<br />
auch nicht von den Ablenkungsmanövern<br />
der Arbeitgeber, als sie meinten, es<br />
ginge nur noch um das Zitat von Jack<br />
London und dessen Aussage zu Streikbrechern.<br />
Und wir haben uns auch nicht von den<br />
im Vorfeld dieser Tarifrunde durch unseren<br />
Vorstand vorgetragenen Androhungen<br />
beeindrucken lassen, wonach<br />
wir verkauft würden, weil der Hauptanteilseigner<br />
Hopp die Nase von uns<br />
voll hätte oder der Fuhrpark und der<br />
Telefonvorverkauf ausgegliedert würden.<br />
Das erhebliche Plus bei aiesem 2. Streik sehe<br />
ich darin, dass so viele den Mut zu hatten, die<br />
ganze Zeit dabei zu bleiben und dass keiner<br />
abgebrochen hat. Außerdem ist zwischen<br />
Gastromatic- und Eichbaum-Mitarbeitern eine<br />
Verbundenheit entstanden.
18.<br />
Walter Riester, ehemaliger Bundesarbeitsminister<br />
(SPD) besucht die<br />
Streikenden vor dem Werkstor.<br />
Abbau von Arbeitnehmerrechten<br />
könne nur durch eindeutiges<br />
Handeln wie hier bei Eichbaum<br />
abgewehrt werden , so Walter<br />
Riester. Er wurde von Lothar Mark,<br />
ebenfalls Bundestagsabgeordenter,<br />
begleitet.<br />
Solidaritätserklärung<br />
der gewerkschaftlichen Vertrauensleute der IG BCE und<br />
der Firma Freudenberg Bausysteme KG in WE<br />
an die Streikenden bei der Finna Eichbaum in I<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
der Presse haben wir entnommen, dass ihr euch im Streik befindet, ~<br />
beitszeitverlängerung zu verhindern.<br />
Eure Geschäftsleitung und die Arbeitgeber Oberhaupt wollen die Gun<br />
um erkämpfte tarifliche Absieherungen der Beschäftigten auf Dauer2<br />
kulierendabei mit der Angst der Beschäftigten vor Arbeitslosigkeit.<br />
Dabei ist klar, dass Lohnsenkungen und eine Verlängerung dertarifli<br />
der Sicherung von Arbeitsp~tzen dienen, sondern im Gegenteil Arbe<br />
kosten werden. Auch im Freudenbergkonzern werden wir mit diesen<br />
Es isttoruns alle außerordentlich wichtig, dass wir uns gemeinsam f<br />
heiten der Unternehmer wehren und unsere Solidarität zum Ausdrud<br />
ln unserer Betriebsratssitzung, am 10.2.05, haben wir uns mit eurem<br />
erklären uns hiermit mit euch solidarisch. Euer Kampf ist auch unser<br />
Es wäre schön, wenn ihr uns auch mit Informationen über die<br />
auf dem Laufenden hatten könntet. Wr s ind zu erreichen unte<br />
806030, bzw. Faxnr: 06201-884458.<br />
V\lir wünschen euch viel Kraft und Ourchhaltevermögen!<br />
Mit solidarischen GrOßen<br />
i. A. Gerhard HUbner und Helmut Schmitt<br />
for den Betriebsrat und die Vertrauensleute der IG BCE<br />
bei der Firma Freudenberg Bausysteme Weinheim
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Do hr zu m Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
9<br />
nd des Betriebsrat,<br />
1 ~inhe1m<br />
in Mannheim<br />
Wir wissen, dass solche Maßnahmen<br />
bereits lange vor dem Streik geplant<br />
waren. W ir werden uns das auch im<br />
Nachhinein nicht in die Schuhe schieben<br />
lassen !<br />
et,umlohnabbaulrld~·<br />
GunstderStundenllltn,<br />
er zubeseitigenSiesptt<br />
.<br />
rif!ichenArber12dndC<br />
rbeispiltzl2>.<br />
senAngriffenkonfrooter:<br />
mgegendieLJmer$CNI!f.<br />
lruckbrirqen<br />
remStreik~tld<br />
Sefl
19.<br />
Heute demonstrieren Monteure<br />
zusammen mit der IG Metall um<br />
den Erhalt des Bundesmontagetarifvertrags.<br />
Auf ihrem Weg zu<br />
Südwestmetalllegen sie einen<br />
Solidaritätsstopp vor den Toren<br />
der Eichbaum-Brauerei ein.<br />
Zur Stärkung am Tor gibt es ein<br />
Weißwurstfrühstück und Live<br />
Musik.<br />
Die Infostände in der Innenstadt<br />
werden fortgeführt.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Betriebsräten des Konzerns,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen ln den Belegschaften des Konzerns,<br />
eine harte, winterlich geprägte und erfrierende Situation hat sich über<br />
euren Konzern und seine zum Teil verängstigten und zum Teil mutigen<br />
Beschäftigten gelegt. Dabei sind Ängste und Mut, Resignation und<br />
Solidarität, Verantwortung und Ärger ungleich verteilt und nicht immer<br />
voneinander zu trennen .<br />
Ich möchte euch als Verantwortliche für eure Belegschaften in diese Zeit und<br />
Aufgabe hinein Mut machen und euch mehr Erfahrungen des Miteinander als des<br />
Ohne- und Gegeneinander wünschen. Eure Chance. eure Kompetenz. euer Vermögen<br />
liegt in der Solidarität begründet. Diese wendet s ich nicht automatisch<br />
gegen die Gesamtinteressen eines Unternehmens oder eines Betriebs. Diese<br />
kann sehr Wohl dem Ganzen gewidmet und geschuldet sein.<br />
Ich würde allen wünschen. der Eindruck möge sich bei ihnen verstärken, dass<br />
alle, - ich meine hier vor allem die Geschäftsführung und diejenigen, die in<br />
ihrem direkten Auftrag Befugnisse haben bzw. ausführen,· dass sie mindestens<br />
so verantwortlich und umfassend an das Ganze - und dies sind zuerst die<br />
Menschen, dies sind zuvörderst die Beschäftigten- denken, wie im<br />
Umkehrschluss ihr in all den Konflikten und Bedrohungen die Jahre über an<br />
das Wohl eures Unternehmens und an dessen gesamte Zukunft gedacht, geglaubt<br />
und gehandelt habt.<br />
Ihr braucht euch von keiner Seite - schon gar nicht aus den Schützengräben<br />
oder der warmen Stube heraus - vorhalten und vorwerfen lassen. dass ihr es<br />
an Verantwortung, an Weitblick, an Solidarität mit den Schwachen habt<br />
mangeln lassen.<br />
Leider ist es seit langem schon bei euch und anderswo sehr schwer zu<br />
ermessen, wer mit welchem Interesse seine Süppchen kocht, seine Interessen<br />
lanciert. seine Macht ausspielt und demonstriert. Eure Aufgabe besteht<br />
unabhängig von allem im Zusammenführen und Zusammenhalten; das Spalten und<br />
Dividieren von anderen Seiten wird reichlich genug praktiziert und<br />
wahrnehmbar.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr nur eine Chance zur Entwicklung habt,<br />
wenn es im Konzert mit eurer Gewerkschaft gelingt. die Pfeile abzuwehren und<br />
keine eigenen Keile zu treiben. auch wenn es strategisch geboten sein<br />
könnte.<br />
Was ich als Außenstehender wahrnehme in diesen Tagen, ist für mich so<br />
unbeschreiblich und so seltsam gewebt, dass ich dabei nicht erkennen kann,<br />
d~ss es dem Wohl des Unternehmens insgesamt förderlich sein sollte. Mögen<br />
d1e Scherben um Cent und Ze1t zusammenzufügen sein, was an Menschlichem<br />
zerdeppert und zertrampelt wird, lässt nichts Gutes erahnen und wird erst<br />
zur Ruhe kommen, wenn Ruhe ist, etwa so wie auf einem Friedhof.<br />
Liebe Kollegen. liebe Verantwortliche,<br />
wir bieten uns als kirchliche Dienste für die Arbeitswelt weiterhin an, eure<br />
Wege mitzugehen, eure Lasten mitzutragen und uns mit auszuliefern, wenn dies<br />
nötig sein sollte.<br />
Ich wünsch_e euch. dass ihr bei allem was euch aufgetragen und entgegen<br />
gebracht w~rd . 1hr den Kompass der Humanität und der Solidarität als<br />
Richtmaß und Wegweiser behalten und einsetzen könnt.<br />
ln diesem Sinne, ein solidarisches Glück Auf,<br />
euer Josef Homberg,<br />
Betriebsseelsorger der Diözese Speyer<br />
PS: Ich wäre dankbar, wenn ihr nach eigener Einschätzung, unsere Hinweise<br />
weiter vermitteln könnt.<br />
Metaller stützen den Eichbaum<br />
Protestierende Monteure kurven im Autokorso zur Streikfront<br />
Es gärte heftig vor den Toren der Eichbaum-Brauerei,<br />
als gestern gegen 10 Uhr<br />
ein ellenlanger Autokorso von etwa 80 Pkw<br />
an der Streikfront in der Käfertaler Straße<br />
stoppte: Überschäumende Solidarität von<br />
über 150 Metallarbeitern machte sich breit,<br />
schwappte über zu den in der Kälte seit<br />
beinahe drei Wochen ausharrenden Bierbrauern.<br />
Die Arbeitnehmergruppen aus verschiedenen<br />
Gewerkschaftslagern machten denn<br />
auch gemeinsame Sache: Wie den Eichbaum-Beschäftigten<br />
soll es nun auch den<br />
Metallern empfindlich ans Portemonnaie<br />
gehen. Die Arbeitgeber kündigten den 13-<br />
prozentigen Montagezuschlag, womit den<br />
Arbeitern Verluste von rund 400 Euro -<br />
Monat für Monat- drohen.<br />
Die IG Metall rief ihre betroffenen Mitglieder<br />
deshalb zu einem bundesweiten<br />
Aktionslag auf, der vor allem in den Landeshauptstädten<br />
für Aufmerksamkeit unter<br />
der Bevölkerung sorgte . • In Mannheim<br />
fühlten wir uns stark genug, ebenfalls zu<br />
einem Warnstreik aufzurufen", beurteilte<br />
Metall-Sekretär Klaus Stein die Lage und<br />
sollte Recht behalten: Ziemlich geschlossen<br />
legten die Monteure die Arbeit nieder, versammelten<br />
sie sich am Gewerkschaftshaus<br />
und fuhren dann durch die Jnnensicadt zu<br />
ihren seit drei Wochen streikenden Eichbaum-Kollegen,<br />
später ziml Verwaltungssitz<br />
von Südwestmetall.<br />
Die Brauer nahmen die Unterstützung<br />
erfreut an, denn auch am 19. Streiktag<br />
herrscht zwischen ihnen und der Geschäftsführung<br />
Funkstille .• Durchhalten"<br />
wollen alle, weiß der Betriebsratsvorsitzende<br />
Georg Dohr, doch auch er hofft, dass<br />
endlich Bewegung in die Situation kommt.<br />
Die Arbeitnehmerposition scheint eindeutig:<br />
Kein Lohnabbau, keine Spaltung der<br />
Belegschaft in abgesicherte und tariflos beschäftigte<br />
Eichbaum-Mitarbeiter. saw
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Ein geregeltes Einkommen, menschliche<br />
Arbeitszeiten, Gleichbehandlung<br />
der Geschlechter, Abschaffung der Kinderarbeit,<br />
arbeitsfreie Wochenenden,<br />
Urlaub, Schichtzulagen, Schutzbestimmungen<br />
für Arbeitnehmer und vieles<br />
mehr gehört dazu.<br />
Wir wollen nicht ins 19. Jahrhundert<br />
zurück.<br />
Dafür kämpfen wir auch heute noch,<br />
wenngleich man uns mit genau den<br />
gleichen Sprüchen wie im 19. Jahrhundert<br />
zu erklären versucht, unsere<br />
Rechte müssten gekürzt werden, weil<br />
sonst die Betriebe nicht überleben<br />
könnten und wir unsere Arbeitsplätze<br />
aufs Spiel setzen würden.<br />
Wir haben das alles aber nur schaffen<br />
können, weil wir uns zusammengeschlossen<br />
haben und weil wir uns gewerkschaftlich<br />
organisieren.<br />
51
20.<br />
Nach Lage der Dinge stellen wir<br />
uns auf einen längeren Arbeitskampf<br />
ein. Deshalb mietet die NGG<br />
den leerstehenden Parkplatz<br />
gegenüber dem Eichbaum-Tor an.<br />
Neben Zelten, in denen sich die<br />
Streikposten aufhalten können , gibt<br />
es ein:<br />
• Versorgungszelt mit Küche,<br />
• Informationszelt und<br />
für den Betriebsrat wird in einem<br />
Container ein Büro eingerichtet.<br />
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen,<br />
Der Betriebsrat informiert<br />
auf Grund der Hausmitteilungen der Geschäftsleitung vom 9. Februar 2005 möchten wir als<br />
Betriebsrat der Eichbaum Brauerei und Gastromatic Stellung beziehen.<br />
Wie richtigerweise von der Geschäftsleitung angemerkt, geht es bei einem Arbeitskampf<br />
nicht so gesittet zu, wie in einem Mädchenpensionat Im Betrieb wird immer nur die eine<br />
Seite dargestellt. Wie die Geschäftsleitung sich gegenüber ihren Mitarbeitern vor dem Tor<br />
verhält wird Ihnen nicht per Hausmitteilung mitgeteilt.<br />
Was für ein Gefühl würde es Ihnen vermitteln, wenn wie in den ersten Streiktagen ein<br />
Sicherheitsdienst mit Kampfhunden und Schlagstöcken eingesetzt w1rd. Dr. Reis behauptete<br />
vor Gerich t, dass dies nichts Ungewöhnliches sei, da die Hundestaffel jede Nacht eingesetzt<br />
wäre um das Gelände vor Einbrechern zu schützen. ln Wirklichkeit wurde die Hundestaffel<br />
nur sporadisch, nach Einbrüchen eingesetzt. Oie streikenden Mitarbeiter werden von der<br />
Geschäftsleitung also mit Kriminellen gleichgesetzt.<br />
Die Streikenden wurden vor dem Tor mit einer Videokamera überwacht, um eventuelles<br />
Fehlverhalten arbeitsrechtlich ahnden zu können (0-Ton Herr Keilbach).<br />
Die Geschäftsleitung kündigt fristlos einem streikenden Kollegen , der bereits seit 26 Jahre im<br />
Betrieb arbeitet, mit der Begründung, er hätte einen Spediteur beleidigt.<br />
Man scheut keine Mittel und Kosten, ohne Beachtung des geltenden Rechts, um die<br />
Streikenden , aber auch den Betriebsrat zu diffamieren, zu schikanieren, zu spalten und unter<br />
Druck zu setzen.<br />
Es ist keineswegs so, dass es maßgeblichen oder führenden Betriebsratsmitgliedern egal ist,<br />
was aus unserem Betrieb wird. Vielmehr muss man sich die Frage stellen, aus welcher<br />
Grundhaltung heraus die Geschäftsleitung sich einem neuen Gesprächstermin verweigert<br />
und somit diesen fast dreiwöchigen Streik verursacht hat.<br />
Eines kann man mit Sicherheit sagen, dass es keine maßgebende und führende<br />
Betriebsratsmitglieder gibt, sondern einen geschlossen hinter der Sache stehenden<br />
gesamten Betriebsrat.<br />
Bedauerlich ist, dass es dem Betriebsrat nicht möglich ist, mit den Mitarbeitern im Betrieb<br />
über den Streik zu sprechen; Es ist in der Praxis unmöglich vertrauliche Mitarbeitergespräche<br />
im Betrieb zu führen, da akribisch darauf geachtet wird , wer mit wem spricht.<br />
Seit dem 11. Februar ist es uns nicht mehr möglich über eMail mit Ihnen zu kommunizieren,<br />
da der Vorstand einen Filter ins Netzwerk eingebaut hat mit dem er alle unsere eMails<br />
abfängt. Er hält Sie also nicht für mündig genug, sich eine eigene Meinung bilden zu können.<br />
Wir können uns vorstellen, dass man Ihnen sagt, man wolle Sie vor beleidigenden Schriften<br />
schützen. Wir denken, dass jeder Mitarbeiter alle Seiten kennen muss, um sich eine<br />
objektive Meinung zu bilden, egal wie die auch aussieht.<br />
Von Seiten der Geschäftsleitung wird in brave und böse Mitarbeiter unterschieden.<br />
Für uns ist klar. wer hier einen irreparablen Schaden für den Betrieb anrichtet und die<br />
Belegschaft auf brutalste Art und Weise spaltet.<br />
Wir sind keine Scharfmacher. die sich hinter Gesetzen verstecken, sondern ein Betriebsrat,<br />
der sich immer um die Belange aller Mitarbeiter kümmert. Dass dies in Zeiten eines Streiks,<br />
hinter dem die Mehrheit der Beschäftigten steht, nicht immer einfach ist, dürfte für jeden<br />
verständlich sein<br />
Wir erfahren große Unterstützung aus der Bevölkerung, von vielen Kollegen aus anderen<br />
Betrieben, Vertreter der Kirchen bekunden Ihre Solidarität zu unserem Streik unter anderem<br />
auch dadurch, dass sie heute, um 16 Uhr, mit uns zusammen einen Gottesdienst gestalten<br />
Zur Aufmunterung und als Zeichen der Solidarität erhalten wir von verschiedenen<br />
Brauereien, sogar aus Bayem. Bierlieferungen und Weißwürste, Schinken und Bauernbrot<br />
aus dem Schwarzwald. Suppen von Birkel und Maggi, Kekse und und und ..<br />
Da wir wissen, dass auch Mitarbeiter im Betneb auf unserer Seite stehen, lassen wir uns<br />
nicht den Schuh anziehen, dass wir in Kategorien zwischen streikenden und nicht<br />
streikenden Mitarbeitern unterscheiden.<br />
Drinnen verteilt die Geschäftsleitung Geschenke nur für die Nichtstreikenden, in<br />
unserer " Streikküche" wird jeder bewirtet .<br />
Anna Rittlmger Kari-Heinz Hering Ralf Do11aiski Norbert Erhard<br />
Georg Reidel Marco Wasner Georg Dohr Ralf-Dieter Fink<br />
Waller Weidner James Herrmann Hermann Schönmehl
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Und weil wir eine riesige Solidarität<br />
erfahren haben.<br />
Weil wir offen miteinander umgegangen<br />
sind, uns mit der Sache auseinandergesetzt<br />
haben, uns untergehakt<br />
haben und nicht zögerlich oder mutlos<br />
waren.<br />
Ich möchte dabei an dieser Stelle im<br />
Namen der gesamten Streikenden allen<br />
danken, die uns in schwierigen Zeiten<br />
solidarisch zur Seite gestanden haben.<br />
Wir haben mit großer Unterstützung von<br />
außen, von Menschen aus anderen Betrieben<br />
und Gewerkschaften, Betriebsräten,<br />
Politikern und den Kirchenvertretern<br />
aber auch aus der Mannheimer<br />
Bevölkerung, etwas hingekriegt.<br />
Und wirklich ganz besonders möchte<br />
ich mich bedanken bei den Kolleginnen
20.<br />
[<br />
R<br />
Streikalltag: Im Streiklokal gibt es<br />
Live-Musik mit Malted Milk, der<br />
Infostand in der Innenstadt wird<br />
fortgesetzt.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
und Kollegen der NGG, die hier nicht<br />
nur einen Job gemacht haben, die haben<br />
hier Tag und Nacht alles gegeben.<br />
Herausgreifen möchte ich einmal den<br />
Volker Daiss. Schade, dass er nicht anwesend<br />
sein kann. Er ist auch jetzt wieder<br />
hinter den Kulissen für uns tätig.<br />
Er hat im Januar Nachwuchs bekommen<br />
und da muss einmal doppelt gewürdigt<br />
werden, welches Engagement<br />
hier von ihm gebracht wird. Auch bei<br />
seiner Frau wollen wir uns bedanken,<br />
die das alles mit trägt.<br />
Wir haben in den vier Wochen vor dem<br />
Tor aber auch Erfahrungen gesammelt,<br />
die unser Leben bereichern. Und ich<br />
meine das so ernst, wie ich das jetzt<br />
sage.<br />
Wir haben uns besser kennen gelernt<br />
und Freundschaften geschlossen.
21.<br />
Heute laden beide Kirchen zu<br />
einem ökomenischen Gottesdienst.<br />
Beide Kirchen unterstützen den<br />
Streik.<br />
lllCHLICHEkOIENHINDE.UBEITSWElT<br />
DER EWIGHUCKEN UNDEUIRCHE IN BADEN<br />
Eichbaum Brauerei AG<br />
zHd. des Vorstandvorsitzenden<br />
Herrn Eric Schäffer<br />
Käfertalerstr. 170<br />
68167 Mannheim<br />
Offener Brief an die Geschäftsleitung der Eichbaum Brauerei Mannheim<br />
Sehr geehrter Herr Schäffer,<br />
mit großer Aufmerksamkeit verfolgen wir den inzwischen in die dritte Woche gehenden<br />
Streik in der Eichbaum Brauerei Mannheim. Die Schärfe der Auseinandersetzung nimmt<br />
immer mehr zu und an statt aufeinander zuzugehen; scheinen die Gräben zwischen den<br />
beiden Konfliktparteien immer tiefer zu werden. Dies erfüllt uns mit großer Sorge.<br />
Wir haben heute mit den Streikenden einen Gottesdienst gefeiert und wollten damij als<br />
Kirche ein Zeichen der Solidarität setzen, dass wir die Menschen in einer scheinbar<br />
ausweglosen Situation nicht alleine lassen. Gleichzeitig verbinden wir mit diesem<br />
Gottesdienst auch die biblische Aufforderung zur Versöhnung an beide Parteien: Gehen<br />
Sie aufeinander zu, nehmen Sie die abgebrochenen Gespräche ohne Vorbedingungen<br />
wieder auf und verhindem Sie damit, dass das Unternehmen und seine Beschäftigten<br />
weiteren Schaden nehmen. Auch wenn die Positionen weit auseinander liegen und es im<br />
konkreten den Tarifvertragsparteien obliegt, einen für beide Seite tragfähigen Kompromiss<br />
zu finden: Als Kirche haben wir in unseren Verlautbarungen immer betont, dass<br />
Tarifverträge entscheidend dazu beitragen, den sozialen Frieden in unserem Lande zu<br />
sichern. Dies zeigen nicht zuletzt die Vorgänge bei Eichbaum.<br />
Es gibt auch ein Leben nach dem Streik. Wir befürchten, dass die gegenseitigen Wunden<br />
bei allen Beteiligten ohne eine baldige Verhandlungslösung immer tiefer werden. Die<br />
Belegschaft, ob Streikende oder Weiterarbeitende, muss auch in Zukunft miteinander<br />
auskommen.<br />
Im Interesse aller unser eindringlicher Appell: Setzen Sie ein erstes Zeichen der<br />
Versöhnung durch Wiederaufnahme der Verhandlungen. Tragen Sie durch ein faires<br />
Angebot dazu bei, dass alle Beschäftigten bei den Eichbaumbetrieben nicht von der<br />
allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt werden.<br />
Gez.<br />
Martin Huhn, Pfarrer<br />
Klaus-Peter Spohn-Loge, Sozialsekretär<br />
P. Burghard Weghaus SJ<br />
Ulf Bergemann, KAB-Sekretär
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Immer wieder kommen Leute auf mich<br />
zu und sagen: "Wir wollen für unsere<br />
Rechte weiter eintreten, auch wenn wir<br />
unsere Arbeit im Betrieb wieder aufnehmen.<br />
Wir lassen uns auch in Zukunft<br />
nicht auseinander dividieren".<br />
Und gemeinsam haben wir ja auch<br />
etwas erreicht<br />
1.<br />
Das Hauptziel: Wir haben jetzt für zwei<br />
Jahre die weitere Abkoppelung vom<br />
Landestarif abgewehrt, was unzweifelhaft<br />
Ziel unserer Arbeitgeber war.<br />
2.<br />
Es kommt nur noch zu einer Kürzung auf<br />
95% des W-Geldes und das auch nur für<br />
2005 und 2006 und eben nicht mehr auf<br />
90% bzw. 80% für 2006 und 2007.<br />
Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />
Mannheim<br />
21. Streiktag 16.02.2005<br />
L1ebe Kolleginnen, liebe Kollegen.<br />
morgen haben wir die dritte Streikwoche<br />
hinter uns.<br />
A traum<br />
,,~t;.h//l<br />
Tsriflo,<br />
VQrdonTiinm<br />
Nach wie vor gibt es keinen Termin für neue Verhandlungen.<br />
Aber der alte StreikwiJ/e lebt noch immer. Guten Mutes werden wir<br />
auch die vierte Woche angehen.<br />
Am Mittwoch ab 16.00 Uhr findet eine kurze Kundgebung mit<br />
anschließender .Prozession" und Gottesdienst in der Kreuzkirche statt<br />
Hierbei geht es nicht darum, dass wir für den erfolgreichen Streik auf<br />
Hilfe .,von ganz oben" bauen, sondern dass uns beide Kirchen<br />
unterstützen!<br />
Am Donnerstag ist wieder Live-Musik mit Manfred Pohlmann im<br />
Streiklokal oder auf dem Parkplatz angesagt.<br />
Für Freitag planen wir einen Autokorso durch Mann heim, um unserem<br />
Anliegen auch weiterhin die notwendige Öffentl ichkeit zu verschaffen<br />
Oie IG Metall Mannheim hat am Montag gezeigt, wie das geht.<br />
Um bessere Bedingungen vor dem Werkstor zu schaffen, ist es uns<br />
gelungen, den gegenüberliegenden Parkplatz anzumieten.<br />
Jn den Zelten, die dort aufgebaut werden, findet so bald wie möglich<br />
em Skat-Turnier um den Streik-Pokal statt.<br />
Ein weiteres Turnier ist in Planung: Eine Eichbaum· Darfmeisterschaff<br />
soll den/die beste(n) Pfeilewerfer ermitteln.<br />
Aber zurück zur Streiksituation.<br />
Oie Durchhalteparolen des Vorstands dringen aus allen Kanälen. Wie<br />
diese zu bewerten sind, überlassen wir vor dem Hintergrund der sich<br />
teerenden Lagerbestände Euch selbst.<br />
I SolldlritJtJ.Gottesdlenst<br />
IIAI6 • • "rbruar200S<br />
.mil und mr die S tr dket~ d ~n<br />
belRitbbiUin-1\tl.uobdm<br />
l. Wer nur den Ii~ · brnCor wa!·ttn<br />
dcnwnd ~· ""l.lll · ckr-Nr "' . hll·rtn<br />
und hol. ftr auf Ihn ~1 • !t • ~~~-<br />
1\~'~iie~~lf;J ·-:--';"-o _ :_•1 !.,. Nor und Trau. ,;, . hiL<br />
~~~~ r~r~"' "'-~ ~r~~<br />
Wn
21.<br />
Der Streik geht in die vierte Woche,<br />
doch die Moral ist ungebrochen.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
3.<br />
Wir haben mit der verlängerten Laufzeit<br />
etwas Ruhe und Sicherheit.<br />
4.<br />
Wir haben einen Ausgliederungsschutz<br />
zumindest für dieses Jahr.<br />
Und<br />
5.<br />
Wir haben sie mit dem Sachsenmodell<br />
in den Arsch getreten. Und ich bin überzeugt,<br />
da bleiben noch lange blaue<br />
Flecken zu sehen, liebe Kolleginnen und<br />
Kollegen.<br />
Die ausgesprochenen Abmahnungen<br />
und Kündigungen müssen zurückgenommen<br />
werden. Das sichert die Maßregelungsklausel.<br />
Lasst Euch bitte nicht erzählen, wir<br />
wären umsonst draußen gestanden!<br />
59
22.<br />
Die Betriebsrätinnen und Betriebsräte<br />
erhalten Abmahnungen wegen<br />
unbefugten Betretens des Werkgeländes.<br />
Im Streikzelt wird wieder musiziert.<br />
-.... a .. ~...Oflllll.........,, ..<br />
Einwurf-Einschreiben<br />
Honn<br />
Gcorg Dohr-f-lutchison<br />
Landteilstraße I 0<br />
~-4:' Eichbaum<br />
Sc:11e 2 zum Sehre1bcn vom 17.02.2005<br />
Ihre Vergehensweise war nicht etwa dadurch gerechtfertigt, dass der Betriebsrat eine<br />
Betriebsratssitzung abhalten wollte. Eine Bctncbsr:ussitzung war bei der Geschäftsleitung, ru<br />
der leicht Kontakt hätte aufgenommen werden können, nicht angemeldet. Sie wiire<br />
selbstverständlich genehmigt worden. Im Übrigen dürfen Be1retungsrech1e des Werksgcliindcs<br />
nicht durch Selbsthilfe oder gar mit organisierter Gewaltausübung, wie geschehen. erz\.\rungen<br />
werden. Dass Ihnen dies bekannt ist, beweis! die Tatsache, dass der Betriebsrat am gleichen Tag<br />
den Erlass einer entsprechenden einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht in Mannheim<br />
beantragt hatte.<br />
Die Kirchen rufen dazu auf, die<br />
"Sprachlosigkeit" zu beenden.<br />
68163 Mannheim<br />
M.......,•m,<br />
~""' 11. r~-!m!~100!'<br />
Wir mahnen Ihr obtm geschildertes Verhalten nusdrückJieh ab. Im Wicdcrholung.sfalle müssen<br />
Sie mit der Lösung rhres ArbcitsvcrhtiltJlisscs rechnen. Dies gilt auch und msbcsondcre dann,<br />
wenn es .:;ich nur wn cir:cn (.':nf.Jchcn H.:1usfriedensbruch handeln würde<br />
Ihr Arbeiuverhältnis<br />
Ahmahnung<br />
Sehr geehrter Herr Dohr-Hutchison,<br />
seit Donnerstag, den 27. Januar 2005, wird unser Bcuicb bestreikt. Sämtliche<br />
Betriebsratsmitglieder gehören zu den Streikenden.<br />
Allen Streikenden wurde sofort in schriftlicher und mündlicher Fonn für die Dauer des Streikes<br />
Hausverbot erteilt.<br />
Am Dienstag, dem 01. Februar 2005, huben Ste zusammen mit anderen Betriebsratsmitgliedern<br />
trot.z Hausverbotes das Werksgcliindc betreten. Sie wurden daraufhin vom unserem Werksschutz<br />
aufgefordert, dass Gelände wieder zu verlassen, weil ein Verweilen darauf Haus fri edensbruch<br />
sei. Der Betriebsratsvorsitzende teilte dem Werksschutz mit, dass ihm dies scheißegal sei. Mit<br />
den Worten .,Wir setzen das durch!"' gab er den vor dem Werkstor versammelten Streikenden<br />
einen Wink,.wornufsich di ~e in grpßer Zahl aufdas Betriebsgelände begaben. Es dürll.c sich<br />
um ca. 80 bis I 00 Personen gehandelt haben, die so das Betriebsgelände betraten und den<br />
Werksschutz nötigten, den Weg ftirden Betriebsrat freizugeben. Als der Wt.-rksschut.z - es<br />
handeltesich um vier Männcr - weiter zurückwich, weil die Menschenmenge nur mit Gewalt zu<br />
stoppen gewesen wäre, traten die Streikenden- etwa aufHöhe der Tresterausgabe - wieder den<br />
Rückzug vom Gelände an, während die Betriebsratsmitglieder in Richtung Betriebsratsbüro<br />
gingen.<br />
Die von den betreffenden Belriebsmtsmitgliedem, zu denen auch Sie gehören, begangene<br />
Hand ~~gsweise verwirklicht die_ Straftaten des Hausfiieden sbru~hcs (§ 123 StGB), unter<br />
Um ~tand~ des schw~n Hau sfr 1 ede~bruchs (§ 124 StGB) sow1c der Nötigung(§ 240 StGß).<br />
Glc•chze~lig stellen du ..-sc Straftaten etnen ~c hwcren Verstoß gegen Ihr Arbeitsverhältnis dar.<br />
Hochachtungsvoll<br />
*fr~;,~"ff_c<br />
t~lf:, ~~D r Rc>S<br />
i<br />
l ll tiiiUil 'OI U I U ft l U IU!I. IU<br />
n l !fU"UI(I!lWD!U11.(U II Wll<br />
Pressemitteilun<br />
"'"~ oll scbo Arbtltntluur· Bcw~t .. l (KAli). D L$; NIU M•••lod•:<br />
T~ l. Ol>II/25107: L"o• Kl i/2! 12J; IK•oll: l!lfb~n(!Q!nn 11 egt Ntf!!<br />
Kln:hllck Dluolln du AriHiuwclr (KOA), Nlrtu.tHstr. 1: Niß '~•••"'-<br />
Tol MII/415409: l'u 06211-416,.-4; E•oll:!ui•HII!!l•i'rt•H'IIer*<br />
Kirchen bieten Vermittlung a n<br />
,.Sprachlosigkeit"' nach 22 Tagen bccnden'<br />
ia~nh
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Wir haben nichts, aber auch gar nichts<br />
freiwillig bekommen. Hierzu war der<br />
Druck erforderlich, den wir durch unseren<br />
Streik aufgebaut haben.<br />
Und wir lassen uns nicht verantwortlich<br />
dafür machen, wenn Herr Hopp verkaufen<br />
will. Auch nicht für sonstige Maßnahmen,<br />
die der Vorstand bereits vor<br />
der Tarifrunde geplant hat und sowieso<br />
durchführt, wenn sie sich rechnen bzw.<br />
wenn wir keinen entsprechenden<br />
Widerstand entgegensetzen können.<br />
Und es ist ganz toll, was "Opa Peter"<br />
die Tage einmal gesagt hat. Nämlich, er<br />
tue das nicht für sich, sondern für seine<br />
Enkelkinder.<br />
Denn es kann nicht sein, dass wir Arbeitnehmer<br />
gezwungen werden, zu allem ja<br />
und amen zu sagen, nur weil wir uns<br />
manchmal einer scheinbaren Übermacht<br />
gegenüber sehen.
23.<br />
ln einer Hausmitteilung versucht<br />
der Vorstand die Streikenden zu<br />
verunsichern - siehe Pressemitteilung.<br />
Trotzdem zeigt die NGG erneute<br />
Verhandlungsbereitschaft ln einem<br />
Schreiben wird der Eichbaum<br />
Vorstand zur Wiederaufnahme der<br />
Tarifgespräche aufgefordert.<br />
Der Vertrauenskörper informiert in<br />
einem ausführlichen Schreiben zu<br />
den Vorgängen der letzten Tage.<br />
Belrefr: Soliduititsschreiben fiirdie Ko lleginnen und Kollegender F.:ichb2Um-Brauerei<br />
Datum: Fri, 18 Feb2005 08:56:41 +01()()<br />
Von: Fritz.Posth@karlsberg.de<br />
An: region.mannheim-heidelberg@ngg.nct<br />
lf
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Wir leben in einer Zeit, in der Konzerne<br />
Gewinne einfahren und gleichzeitig<br />
Menschen auf die Straße schicken oder<br />
man ihnen Rechte nehmen will.<br />
ln einer Zeit, in der Betriebe verschoben<br />
und geschlossen werden, weil es gerade<br />
in ein übergeordnetes, für die kleinen<br />
Leute nicht mehr durchschaubares<br />
Konzernkonzept passt oder eben auch<br />
nicht.<br />
Die Bierquelle ist im Streik nicht versiegt<br />
Humorvoll gewürzter Anstich des Feuerio-Tropfens I Im nächsten Jahr auch im Handel?<br />
Hunderte von Holzfässern sind gut gefüllt,<br />
das "Ober-Viagra der Biere", wie es Feuerio-Präsident<br />
Bodo Tschierschke taufte, ist<br />
nun wieder zu haben: Der Feuerio-Tropfen,<br />
das Eichbaum-Starkbier aus feiner Jahrgangs-Gerste<br />
und mit rund 20 Prozent<br />
Stammwürze, ist ab jetzt in der Gastronomie<br />
im Ausschank. ,,lm nächsten Jahr wollen<br />
wir auch mal den Versuch machen, ein<br />
Kontingent in Flaschen in den Handel zu<br />
geben", kündigte Eichbaum-Vorstand Eric<br />
Schä ffer nach dem offiziellen Fassanstich<br />
durch Bürgei1)1eister Ralf Schmidt an.<br />
Schäffer hieß wieder einen "erlauchten<br />
Kreis", wie er sagte, zu dem Traditionstermin<br />
willkommen, den Eichbaum in Nachfolge<br />
der einstigen Feuerio-Braucrei Habereckl<br />
ausrichtet. ,,Wir lassen unstrotzder<br />
nicht einfachen Situation die gute Laune<br />
nicht nehmen", bekräftige Schäffcr mit<br />
Blick auf den Streik. Alle Gäste konnten<br />
auf dem Weg zum Bräukeller auch sehen,<br />
dass der Belrieb in Sudhaus und Abfüllung<br />
weitergeht: ,.Die Produktion läuft zu hundert<br />
Prozent", betonte Eric Schäffer, das<br />
Bier gehe keineswegs aus. Lediglich die<br />
Hälfte der Belegschaft, darunter meistens<br />
durch Speditionen ersetzbare Lkw-Fahrer,<br />
sei im Ausstand.<br />
.. Dann sprudeln sie ja noch, die Zapfhähne",<br />
freute sich Horst Siegholt und jubelte:<br />
"Die Bierquelle ist nicht versiegt!" Mit seinem<br />
Bütten-Partner Horst Strcsemann lieferte<br />
sich der Feuerio-Obcrkomiker ein<br />
zum Starkbier passendes starkes Rededuell,<br />
das in auf den Gerstensaft und den<br />
Eichbaum-Vorstand ironisch umgedichteten<br />
Mannheimer Liedern gipfelte: .. Oh,<br />
Eichbaum tut gut:" .. Zurück ans Band, und<br />
Bier gebraut, sonst kriegt Ihr auf den Arsch<br />
gehaut", hieß es darin auch zum Streikder<br />
Lacherfolg des Abends.<br />
Viele Lacher erntete zuvor freilich auch<br />
Feuerio-Senatspräsident Gcrd Stolze mit<br />
seiner kräftig gewürzten wie humorigen<br />
Bierrede, in der er den Gerstensaft als Getränk,<br />
Nahrungsmittel, Stimulanz und<br />
Sorgenbrecher würdigte und als ,. Stück<br />
Weltanschauung" bezeichnete. Freilich<br />
kam er nicht umhin, sich zu wundern, dass<br />
bei dieser lange als Männerdomänc geltenden<br />
Veranstaltung inzwischen ganz vereinzelt<br />
Frauen an den Tischen Platz nehmen:<br />
,.Früher haben sie gekocht wie . Mutter,<br />
heute saufen sie Bier wie der Vater." Aber<br />
immerhin, so hatte Feuerio-Präsident<br />
Tschierschke schon in den Begrüßung<br />
bemerkt, seien die Frauen solidarisch: "Sie<br />
tragen Hosenanzüge, wenigstens keine<br />
Röcke';.<br />
pwr<br />
Oder Superreiche gerade lustig sind, zu<br />
kaufen oder zu verkaufen im Spiel<br />
"Monopoly für Große".<br />
Dabei springen in einer Fabrik Hunderte<br />
über die Klinge und die Arbeitgeber<br />
erdreisten sich dann noch, sich damit zu<br />
rühmen, dass sie in der anderen Fabrik<br />
Arbeitsplätze schaffen.<br />
So wie das, - wenn man genau hin-
24.<br />
"Der Eichbaum-Vorstand wird<br />
immer nervöser" titelt die NGG ihre<br />
Streiknachrichten vom Tag.<br />
"Nachdem es Donnerstagabend so<br />
aussah, dass neue Bewegung in<br />
die Auseinandersetzung kommt,<br />
hat sich die Situation inzwischen<br />
wieder geändert. Zuerst hat Herr<br />
Schäffer mit seinen Vorstandsmitgliedern<br />
den Kirchen gegenüber<br />
Gesprächsbereitschaft versichert,<br />
rudert dann aber wieder zurück.<br />
Immer noch werden Vorbedingungen<br />
gestellt, um an den Verhandlungstisch<br />
zurück zu kehren.<br />
Wir lassen uns keine Angst<br />
machen, weder mit Drohungen<br />
noch mit Lügen: Ab dem 28.<br />
Februar würde angeblich kein<br />
Sozialversicherungsschutz mehr<br />
bestehen und wir müssten uns<br />
selbst versichern .... wir sind in<br />
einem rechtmäßigen Arbeitskampf.<br />
Und sollte dieser noch Wochen<br />
dauern, ändert sich am Versicherungsschutz<br />
gar nichts."<br />
Etwas Bewegung<br />
bei Eichbaum AG<br />
Ist das der erste Schritt zur Lösung eines<br />
wochenlangen Konfliktes?. Gestern<br />
überreichte Hilde Seibert von der<br />
Gewerkschaft Nahrung, Genuss,<br />
Gaststätten (NGG) dem Vorstandsmitglied<br />
Dr. Reis von der Eichbaum<br />
Brauerei AG das schriftlich formulierte<br />
Angebot, die NGG sei bereit, die<br />
Verhandlungen fortzuführen. Mehrfach<br />
berichteten wir von der Tarifauseinandersetzung,<br />
die vor drei Wochen<br />
in einen Streik mit einem bisher nicht<br />
absehbaren Ende mündete.<br />
Nachdem Vertreter der Kirchen ihre<br />
Vermittlung angeboten hatten, reagierte<br />
auch der Vorstand, stellte aber<br />
fest, man honoriere zwar derartige Bemühungen,<br />
suche aber keineswegs<br />
eine Verständigung mit den Streikenden<br />
unter "kirchlicher Moderation".<br />
Gestern stellten sich Mitglieder der<br />
ver.di-Betriebsgruppe des städtischen<br />
Jugendamtes an die Seite der streikenden<br />
Arbeitnehmer. Hansi Weber<br />
von den Vertrauensleuten und Gitta<br />
Süß-Slania als ver.di-Landesvorsitzende<br />
und Personalrätin bekräftigten<br />
ihr Verständnis und ihre Unterstüt- .<br />
zung für die Eichbaum-Belegschaft:<br />
"Lasst euch nicht klein kriegen." saw
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
schaut-, eben auch im Fall von Actris<br />
mit der Schließung von Henninger der<br />
Fall war.<br />
Es wird Zeit, dass die Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer wieder mutiger<br />
werden und sich zum Beispiel auch mit<br />
denen solidarisieren, die arbeitslos sind.<br />
Zeit also, dass wir das Thema Zwei<br />
Klassen-Gesellschaft auch über die Betriebsgrenzen<br />
hinaus diskutieren und<br />
gemeinsam erkennen, wem diese<br />
Klassen nützen.<br />
Am Tor haben wir ja in Gesprächen mit<br />
angekarrten Arbeitern gerade erlebt,<br />
wie erpressbar Menschen werden, die<br />
keine Arbeit haben. Die sich dann gezwungen<br />
sehen, als Streikbrecher zu<br />
arbeiten, weil sie sich an jeden noch so<br />
kleinen Strohhalm klammern müssen<br />
oder eine Sperrfrist riskieren, wenn sie<br />
den Job nicht annehmen.
26.<br />
Auch überregional erlangt der Streik<br />
jetzt Aufmerksamkeit. Stuttgarter<br />
Zeitung, Spiegel, Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung, Frankfurter Rundschau-<br />
alle berichten in bebilderten<br />
Artikeln über den außergewöhnlichen<br />
Arbeitskampf.<br />
Eine neue Dimension der Berichterstattung<br />
scheint sich anzubahnen.<br />
Trends<br />
BRAUER E I E N<br />
Harter Arbeitskampf<br />
in Mannheim<br />
Ein verbissen geführter Arbeitskampf sorgt für erhebliche<br />
Unruhe in der von Ubemahmen und Entlassungen geprägten<br />
deutschen Brauerbranche: Seit gut drei Wochen wird die<br />
Mannheimer Eichbaum-Brauerei bestreikt. Sie gehört zur Actris-Gruppe<br />
(Freiberger Brauhaus, Odenwald-QueUe, Karamalz),<br />
die von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp kontrolliert wird.<br />
Rund 200 der 340 Mitarbeiter befinden sich im Ausstand. Bereits<br />
2002 war das profitable Haus aus dem Tarifverbund der<br />
Brauer ausgestiegen, was eine Lohneinbuße von rund 3,6 Prozent<br />
ausmachte. Als jetzt noch das 13. Monatsgehalt abgesenkt<br />
werden sollte, stimmten 90 Prozent der Belegschaft für einen<br />
Streik. Der Vorstand reagierte äußerst nervös: Am Werktor<br />
wurden Hundeführer postiert, mehreren Streikenden wurde<br />
aufgrund unberechtigten Betretens des Geländes fristlos gekündigt,<br />
Kameras wurden im Eingangsbereich montiert und erst<br />
nach einer Gerichtsverhandlung wieder abgebaut. Betriebsrat<br />
Georg Dohr fürchtet den Import des vom Vorstand propagierten<br />
"Erfolgsmodells Freiberg": Im sächsischen Betrieb wird<br />
noch weniger gezahlt, und ein Teil der Arbeit ist an eine eigene<br />
Niedriglohn-Servicegesellschaft übertragen worden. Um den<br />
S ichbaum rauere· IBn AG<br />
Demonstranten vor der Eichbaum-Brauerei in Mannheim<br />
Betrieb bei Eichbaum aufrechtzuerhalten, werden Mitarbeiter<br />
dieser Gesellschaft nun nach Mannheim gebracht, um dort in der<br />
Produktion auszuhelfen, so Vorstandssprecher Eric Schäffer,<br />
der diese Art von Outsourcing sogar als Zukunftsoption sieht.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Die Arbeitgeber bedienen sich zunehmend<br />
hemmungsloser dieser Instrumentarien,<br />
die ihnen die Politik allerdings<br />
nicht selten ebenso skrupellos<br />
oder auch gedankenlos bereit stellt<br />
Ich-AG,<br />
Ein-Euro-Jobs,<br />
Scheinselbständige, so genannte "freie<br />
Mitarbeiter",<br />
Befristungen ohne Grund,<br />
Zeitverträge mit andauernden<br />
Verlängerungen in allen Varianten,<br />
als Umschüler und Praktikanten getarnte<br />
Billigkräfte,<br />
Leiharbeitnehmer,<br />
Unterwanderung von Kündigungsschutz<br />
durch Untergesellschaften, ...... usw.<br />
Seit drei Wochen Streik wegen des Weihnachtsgeldes<br />
In der Eichbaum-Brauerei. die indirekt<br />
c..lcm SAP-Gründer Dietmar Hopp<br />
gehört und in der seit drei Woche n gc·<br />
streikt wird, ist nun offenbar auch ei n<br />
Vermittlungsversuch der Kirchen gescheitert.<br />
In ei ne m Brief an die Katholische<br />
Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und<br />
den evangelischen Kirchlichen Dienst in<br />
der Arbeitswelt (KDA) in Mannheim<br />
gibt es vom Vorstand zwar eine grundsatzliche<br />
Bereitschaft. wieder an den Verhnndlungstisch<br />
zurückzukehren. Als Voraussetzung<br />
wird aber verlangt, daß die<br />
Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststättcn<br />
(NGG) .. pcr Fax oder Telefon" signa·<br />
Iisieren soll, von ihrer bisherigen Haltung<br />
abzurUcken, heißt es in dem Schreiben.<br />
das dieser Zeitung vorliegt.<br />
Das wird sie unter diesem Druck nicht<br />
tun. sagte NGG-Sekrctär Volker Daiss<br />
auf Anfrage. ,.Die Streikenden sind guten<br />
Mutes". gibt er die Stimmung wider.<br />
Geld zur Un terstützung der rund 200<br />
Streikenden sei vorhanden. Daiss läßt<br />
aber auch durchblicken, daß die Arbeitnehmer<br />
bereit seien. Einschnitte hinzunehmen.<br />
Hintergrund der Auseinandersetzung<br />
si nd Haustarif..,crhandlungcn und dabei<br />
ein Streit um das kUnltige Weihnachtsgeld.<br />
Der Vorstand will es in eine fixe<br />
und eine variable Komponente aufteilen.<br />
Fix bleiben sollen in diesem Jahr 90 und<br />
von nächstem Jahr an 80 Pro7Xnt des<br />
Wei hnachtsgelds. Der variable Zuschlag<br />
soll sieb dann nach der Re ndite des Ergebnisses<br />
\"'r Zinsen und Steuern (Ebit)<br />
richten. Die Streikenden fordern bei<br />
Zielerreichung in diesem Jahr I 00 Prozent<br />
d~ Wcihnachtsgclds, der Vorstand<br />
will bei Zielerreichung nur 90 Prozent bezahlen<br />
... Um auf 100 Prozent Weihnachtsgeld<br />
zu kommen, müßte die Umsatzrendite<br />
um ein Fünftel steigen", rechnet Gewerkschafter<br />
Daiss vor. Das ist in seinen<br />
Augen illusorisch. Daiss vermutet. daß<br />
der Vorstand von vorneherein die Verhandlungen<br />
um einen Haustarifvertrag<br />
sche itern lassen und nur die Lohnsumme<br />
drücken wollte. Schließlich sei die Brauerei<br />
gut auf einen Streik vorbereitet gewesen<br />
- mit Leiharbeitern aus anderen Kon·<br />
zem gesellschaften (Odenwaldquclle,<br />
Freiherger Brauhaus) und externen Technikern.<br />
Lagerkapazitäten seien aufgc·<br />
baut und in anderen Brauereien (Park &<br />
BeUheimer) sei Eichbaum-Bier abgefüllt<br />
worden. Immerhin sind 200 der 340 Beschäftigten<br />
in Mannheim im Ausstand.<br />
Eric Schäffer, Vorstandssprecher der<br />
Eichbaum-Muttergesellschaft Actris,<br />
hält gegenüber dieser Zeitung an seinem<br />
Vorschlag fest. .,Das Planergebnis ist die<br />
Basis für die 90 Prozent." Schließlich sollen<br />
die Beschäftigten noch eine Einmalzahlung<br />
von 37 Euro bekommen. Oie Differenz<br />
beim Weihnachtsgeld liege somit<br />
bei rund 20 Euro. Die Ebit-Kenngröße<br />
hält er fi.lr geeignet und nachvollziehbar.<br />
Actris sei eine Aktiengesellschaft ... da<br />
kann nicht gemauschelt werden··.<br />
Von den 170 Streikenden. die Schäffcr<br />
gczähll hat. sind nach seinen Angaben<br />
120 au." dem Fuhrpark. Der Vertrieb werde<br />
del7..cit über andere Speditionen abgewickelt.<br />
die seien sogar günstiger . .,Jeder<br />
Kunde bekommt sei n Bier, und wenn ich<br />
es selbst hinfahre·•. sagte Schäffer. Der<br />
Nachschub an Bier sei auch gewährleistet.<br />
Im Vorfeld der Auseinandcrsctrung<br />
seien die Biervorräte hochgcrahren worden.<br />
Zwischenzeitlich sei auch anderswo<br />
abgefüllt worden. Gebraut werde aber<br />
nur in Mannheim. In der Sache will<br />
Schäffer hart bleiben . .,Wir halten das<br />
noch locker zwei Monate durch", sagt er.<br />
Das Unternehmen. das .. gerade saniert<br />
ist" (Schäffcr) und seit zwei J ahren<br />
wieder Gewinne macht, hat im Geschäftsjahr<br />
2004 seinen Absatz durch ein gutes<br />
Auslandsgeschäft um 22 Prozent gesteigert,<br />
teilte Schäfrcr mit. Neben der Mar·<br />
ke Eichbaum werden auch Handclsmar·<br />
kcn verkauft. Größte Auslandsmärkte<br />
sind Frankreich, Italien und Spanien.<br />
Das Inlandsgeschäft hat nach Schiiffers<br />
Angaben stagniert. Eichbaum komme<br />
auf rund 100 Millio nen Euro Umsatz. die<br />
Actris-Gruppc, abhängig von der Konsolidierung<br />
der übernommenen Brauerei<br />
Park & Bellheimer, aufzwischen 180 und<br />
200 Millionen Euro. (mir.)
26.<br />
Die erste Meldung des Tages ist<br />
wenig hoffnungsvoll - das Vermittlungsgespräch<br />
der Kirchen<br />
platzt, weil die Vorstandsvertreter<br />
den vereinbarten Termin absagen.<br />
Doch dann überschlagen sich<br />
die Ereignisse. Am Abend des<br />
21. Februar 2005 kehrt der Vorstand<br />
an den Verhandlungstisch<br />
zurück. Kurz vor Mitternacht<br />
kommt es zur Einigung ...
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Die Massenarbeitslosigkeit wird genutzt,<br />
uns gegenseitig auszuspielen:<br />
Arbeitnehmer gegen Arbeitslose.<br />
Betriebe gegen Betriebe.<br />
Erste gegen Dritte Welt.<br />
Die Menschen sollen sich unter Wert<br />
verkaufen.<br />
Die Kluft Reichtum und Armut wächst<br />
unaufhörlich.<br />
National und über die Grenzen hinweg.<br />
Die Weltkonzerne, die immer größere<br />
Gewinne einfahren, sind ebenso weltumspannend<br />
tätig und spielen Arbeitnehmer<br />
im Zuge der Globalisierung<br />
über Grenzen hinweg gegeneinander<br />
aus.<br />
ln einer ökonomischen Krise meinen<br />
manche, es helfe, die Sozialsysteme<br />
zurück zu drängen und alles einfach<br />
dem Markt zu überlassen.<br />
GEWERKSCHAFT N AHRUNG-G ENUSS-G ASTSTÄTTEN<br />
Region Mannheim-Heidelberg<br />
Hans-Böckler-Str. 1, 68161 Mannheim<br />
Tel.: 0621 -1254250<br />
Fax: 0621-1254266<br />
region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />
Pressemitteilung<br />
Tarifergebnis erzielt<br />
22.02.2005<br />
Mannheim, 22. Februar 2005.<br />
Bei der Eichbaum - Brauerei Mannheim konnte in der Nacht in mehrslündigen Verhandlungen<br />
eine Einigung herbeigeführt werden. Nach 27 Streiktagen ergibt sich folgendes Ergebnis:<br />
• Die Entge~e werden ab 1.1.05 um 37 Euro· erhöht, eine weitere Erhöhung erfolgt ab<br />
1.2.2006 in Höhe der Entgeltsteigerung in der baden-wOrttembergischen Brauindustrie.<br />
Die Laufzeit des Tarifvertrages endet am 31 .12.2006.<br />
• Die Jahressondervergütung wird flexibilisiert und beträgt 2005 und 2006 mindestens<br />
95%.<br />
• Betriebsbedingte Kündigungen und Ausgliederungen sind bis zum 31 .12.2005 ausgeschlossen.<br />
• Der gekündigte Zusatztarifvertrag wird wieder in Kraft gesetzt.<br />
• Es wird eine Maßregelungsklausel vereinbart, nach der alle Abmahnungen und Kündigungen<br />
zurückgezogen werden.<br />
Die Gewerkschaft NGG ist mit dem erzielten Ergebnis hoch zufrieden. Uwe Hildebrandt,<br />
Landesbezirksvorstand Baden-Württemberg.: ,Es ist uns über die Entgelterhöhung hinaus<br />
gelungen, eine Beschäftigungssicherung zu vereinbaren. Darüber hinaus ist bis Ende 2005<br />
keine Ausgliederung von Abteilungen möglich. Die Jahressonderzuwendung von 95% ist<br />
ein akzeptables Ergebnis. •<br />
Der Betriebsratsvorsitzende Georg Dohr: ,Für uns war wichtig , dass die Eichbaum und<br />
Gastromatic nicht zur tariffreien Zone wird. Auch das sogenannte ,Freiberger Modell'<br />
konnte durch die 2-stufige Erhöhung der Entgelte verhindert werden. •<br />
Die Mitglieder der NGG werden in einer 2. Urabstimmung heute und morgen über das Ergebnis<br />
abstimmen.<br />
Für Nachfragen stehen zur Verfügung:<br />
Rückfragen: Hilde Seibert 0170/9667811<br />
Volker Daiss 0160/963 23 192<br />
Uwe Hildebrandt 0175/1848334<br />
Verantwortlich:<br />
Hilde Seibert<br />
GeschattsfOhrerin<br />
69
27.<br />
Über die berühmte Telefonkette<br />
werden die Eichbäumler zur Mitgliederversammlung<br />
ins Gewerkschaftshaus<br />
gerufen. Der Saal ist<br />
voll, die Stimmung gut.<br />
Georg Dohr umreißt in einer Rede,<br />
die wir fortlaufend in der Broschüre<br />
dokumentiert haben, Ausgangspunkt,<br />
Verlauf und das verhandelte<br />
Ergebnis des Streiks.<br />
Die anschließende Aussprache signalisiert<br />
breite Zustimmung.<br />
Sofort im Anschluss findet die<br />
Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis<br />
statt.<br />
Pressemitteilung<br />
Eins steht fest: ein Eichbaum!<br />
Mannhcim, 22. Februar 2005. Jn einem am 21. Februar 2005 bis in die Nacht<br />
hinein dauernden Gespräch einigten sich Vorstand und Gewerkschan NGG,<br />
vorbehaltlich de r Zustim mung der gewerkschaftlichen Gremien, auf<br />
Haustarifverträge fiir 2005 und 2006.<br />
Eichbaum bleibt auch we iterhin dem Flächentarifvertrag fem . Wie ursprünglich<br />
auch von dem Vorstand vorgeschlagen, erhöhen sich die Entgelte um I ,5 %,<br />
bezogen auf den Ecklohn. Für 2006 ist ei ne moderate Erhöhung vorgesehen, die<br />
sich an der Entwicklung des Flächentarifvertrages von Baden-Württemberg<br />
orientieren soll. Um drohende Ausgliederungen möglichst zu vcm1eidcn,<br />
beschlossen Geschäftsleitung und Gewerkschaft NGG die kommenden Monate<br />
eine innerbetriebliche Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen mit dem Ziel, einzelne<br />
Untemchmcnsbercichc wie beispielsweise Logistik effizienter t:U gestalten.<br />
Ergebnisse sollen bis Herbst 2005 vorliegen. Somit hat der Betriebsrat die<br />
Gelegenheit, aktiv an der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit mitzuarbeiten.<br />
Umsetzungen werden voraussichtlich Anfang 2006 erfolgen.<br />
Wie vom Vorstand gefordert, wird das 13. Monatsgehalt variabil isic1t. Einzige<br />
Differenz: nicht die vom Vorstand geforderten 90 %, sondern als Kompromiß<br />
wurden 95% ve reinban.<br />
Vorstand und Geschäftsleitung sind mit dem Verhand lungsergebnis sehr<br />
zufrieden, hat ma n sich doch immer von der Wirtschaftlichkeit und damit<br />
Existcnzsichcnmg des Unternehmens tragen lassen.<br />
Vor allen Dingen hat sich ei niges gezeigt. Trotz aller Bemühungen des<br />
Betriebsratsvorsitzenden Gcorg Dohr- Hutchison und der Gewerkschaft NGG:<br />
Eichbaum ist nicht zu bestreiken!<br />
Prcssckontakt:<br />
Bei RUckfragen wenden Sie sich bitte an Diana Wirth, Tel.: 0160 98941851
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
Der würde das dann schon regeln,<br />
wenn man nur alles Hinderliche, den<br />
Ballast und das, was aus ihrer Sicht<br />
beschäftigungshemmend sei wie<br />
Tarifverträge, Arbeitnehmerschutzrechte,<br />
Kündigungsschutz usw. endlich beseitigen<br />
würde.<br />
Aus Sicht vieler Arbeitgeber bietet sich<br />
derzeit die einmalige Chance, ihre ideologischen<br />
Ansätze jetzt zu verwirklichen<br />
und zur dauerhaften Schwächung der<br />
Gewerkschaften und Eindämmung der<br />
Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte<br />
der Interessensvertretungen zu schreiten.<br />
Auch wir bei Eichbaum sehen uns offensichtlich<br />
einem solchen Arbeitgeber<br />
gegenüber, der diese Klaviatur in der<br />
gesamten Bandbreite bedient.<br />
Zwei-Klassen-Gesellschaft, das ist also<br />
nicht nur ein Thema der Eichbaum<br />
Brauerei. Sicher nicht!
28.<br />
Das Ergebnis der Urabstimmung<br />
wird bei der Abschlusskundgebung<br />
vor dem Tor bekannt gegeben.<br />
Mit einem Button: ",ch war dabei",<br />
werden die am Streik Beteiligten<br />
ihre Haltung demonstrieren, wenn<br />
sie mit der heutigen Mittelschicht,<br />
ab 14 Uhr, die Arbeit wieder aufnehmen.<br />
Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />
Mannheim<br />
28. Streiktag 23.02.2005<br />
95,9 o/o<br />
für Annahme des<br />
Tarifkompromisses<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
in der gestern und heute durchgeführten zweiten Urabstimmung,<br />
haben sich 95,9% der Gewerkschaftsmitglieder für die Annahme d<<br />
am Montagnacht gefundenen Tarifkompromisses ausgesprochen.<br />
Damit geht der Arbeitskampf nach 28 Tagen bei der Eichbaum in<br />
Mannheim zu Ende.<br />
Die Arbeitsaufnahme für die in Schichtarbeit befindlichen<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beginnt heute um 14.00 Uhr<br />
der Mittelschicht<br />
Alle anderen Beschäftigten müssen am Donnerstag, 24.02.2005 m<br />
den betriebsüblichen Arbeitszeiten ihre Arbeit wieder aufnehmen.<br />
Wir bedanken uns bei allen Kolleginnen und Kollegen für Ihre<br />
Unterstützung.<br />
Wir alle gehen gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervor.<br />
Sollte es bei der Arbeitsaufnahme im einen oder anderen Fall<br />
Schwierigkeiten geben, so wendet Euch an die Vertreter der NGG.<br />
Tel.: 0621 /1254 250<br />
Tel.: 0170 /966 78 11<br />
Die Streikleitung
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
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Aber die Menschen der Eichbaum Brauerei<br />
und deren Familien haben einmal<br />
mehr gesagt, wir wollen das nicht.<br />
Ihr seid angetreten und habt erklärt, wir<br />
wollen nicht das Modell Freiberg, nicht<br />
in Mannheim, nicht in Bellheim und<br />
nicht in Pirmasens, am besten gar nirgends.<br />
Denn für die Menschen, die tagtäglich<br />
in den Betrieben ihr Brot verdienen<br />
müssen - und um die muss es in erster<br />
Linie gehen - und eben nicht um die<br />
Aktionäre, Millionäre oder Gewinne -,<br />
für diese Menschen ist das Sachsenmodell<br />
der letzte Scheiß.<br />
Und wir haben uns vier Wochen lang<br />
die Frage gestellt:<br />
Ja, lebt denn der alte<br />
Streikwille noch?<br />
Gewerkschaft sieht Etappensieg bei Eichbaum-Brauerei<br />
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Sto·!grrung 2006 ortrntiert lieb am badt'fto.<br />
wortt~rglJCMn Brau·Tanf Das Wtlh ..<br />
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mrndrn Jahr fl.nlbl1tslf'rt. mmde-tf'tllsol·<br />
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wrtrag wtrdt'r u1. Kraft gC'S(·Ut und r-lnr<br />
l.afl:"f'(tlungsklauM"I \·e~mbart. narh dtr<br />
lro Abmahnungtn und KundLgunA:rn zu·<br />
r'jck.:,o:o~ter. \norden. Der H ~ust.anfn•rtniA:<br />
t.1uft bis Ende nlch.sten J;lhrft, bctnt'bsbl'<br />
:hngtl' KllndiKUng,·n und Al.lSJhrdt'nmgrn<br />
inulnt'r L'ntt'rndunmsldle smd bis Ende<br />
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Der f:ut vil"t'W4khig~ Streik. tn dt'S:Stn<br />
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g~trt haben. h.al pn: o!!r!Webtlich<br />
fbuonalisttl't1f\IJP'T.t ....zi.a1 gnrtl(l Ene<br />
Schaf .. ~:ru~chl ke1rwt lkhl daraus. dus<br />
ntanc $pediUOOE'n kOI".E'ng\lc!~r ~<br />
fothnn smd alJ d~r Etrhbaum~lge-nr Fuhr<br />
park Wnhalb •Ich t'lnr Arbt'ttsgrtlppt' rmt<br />
der Effmrnz t'lrttdner Untrmrhmmlletle<br />
bt'~ehAf:..Jgcn •·ird. \'orrangtg dE'r 1..oJ:;isuk<br />
Sc"'l.~ffn erwartd biS zum Sp:lt)ahr Ergeb.-<br />
111510<br />
Aufstt'huraiSVOnltundt'!!' Dr C'hnsWf<br />
Hrt.Uc.b h.aH• du• rrblttll.":1 untntttnm Ta·<br />
rtfpartnrr \lo'ledcr an ••MD TLKh gdmtcht.<br />
:-.; hchm ZU\"Of dni Wocbrn cbe Lotalt'<br />
Sprachlosigk..-lt·· Mrnt'ht~. wn aJJC"h t!.n<br />
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Unsere Antwort war klar und deutlich
28.<br />
Gemeinsam vorm Tor die letzte<br />
Aktion - gemeinsam wieder rein in<br />
den Betrieb.
DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />
Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />
jeden Tag vor dem Tor und in unserer<br />
Stadt zu hören und sie wird auch noch<br />
lange nachhallen, dessen bin ich mir<br />
sicher:<br />
Ja, er lebt noch!<br />
75
Das Streikzelt wird abgebaut, ein<br />
letztes Flugblatt mit Dank an die<br />
GEWERKSCHAFT N AHRUNG. G ENUSS . G ASTSTÄTTEN<br />
umliegende Bevölkerung wird verteilt.<br />
Mit der Frühschicht am 24. Februar<br />
2005 nehmen die letzten Streikenden<br />
die Arbeit wieder auf.<br />
NGG Reg1on Mannhe1m-Heldelberg<br />
68161 Mannhetm, Hans- Böckler-SIT 1<br />
An alle<br />
Anwohnerinnen und<br />
Anwohner<br />
der Eichbaum Brauerei<br />
'"<br />
0621112 54 250<br />
• Marz 1005<br />
Liebe Anwohnerinnen und Anwohner.<br />
im Namen der Streikenden der Eichbaum Brauerei möchten wir nicht versäumen Ihnen<br />
für die Unterstützung während des vierwöchigen Arbeitskampfes zu danken. Uns war<br />
und ist sehr wohl bewusst, dass durch den Streik auch Sie Unannehmlichkeiten zu ertragen<br />
hatten. Sei es durch die morgendlichen Kundgebungen, Pfeifkonzerte und Sonstiges.<br />
Sollte es während der Dauer des Streiks zu Belästigungen unsererseits gekommen<br />
sein, so bitten wir dafür ausdrücklich um Entschuldigung und versichern Ihnen, dass<br />
dies keinesfalls in unserer Absicht gelegen hat.<br />
Der Arbeitskampf richtete sich ausschließlich gegen Unternehmenswillkür und diente<br />
dem Zweck, tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen bei der Eichbaum Brauerei zu<br />
erhalten und für die Zukunft zu sichern.<br />
Ganz besonders bedanken wir uns bei all denen, die uns in materieller Hinsicht unterstützt<br />
haben oder die durch das Aufhängen von Transparenten rnit dazu beigetragen<br />
haben, unserer Sache die verdiente Öffentlichkeit zu verschaffen.<br />
ln der Hoffnung, nicht so schnell wieder vor den Eichbaum-Werkstoren stehen zu müssen<br />
bedanken wir uns im Namen aller Streikenden.<br />
Gewerkschaft<br />
Nz;;z:=tstätte~ t:~t/<br />
Hilde Seibert<br />
Dieter Nickel
An alle Orga-Mails/Gesamtorganisation<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
in der vergangenen Nacht konnte nach fast 4-wöchigem Arbeitskampf ein<br />
Verhandlungsergebnis erzielt werden, das heute in der großen<br />
Tarifkommission beraten wird, heute nachmittag in einer<br />
Streikversammlung berichtet und dann zur Urabstimmung vorgelegt wird.<br />
Einzelheiten dazu werdet ihr vom Landesbezirk Baden-Württemberg noch<br />
erfahren.<br />
Es sei aber so viel gesagt, dass die grundsätzliche Auseinandersetzung<br />
erfolgreich für uns geregelt werden konnte, denn die Schaffung von<br />
"Freiberger Verhältnissen" wurde verhindert und Verbesserungen im<br />
Entgelttarif erreicht. Dies ist ein verausragendes Ergebnis und ein<br />
großer Erfolg für Uwe Hildebrandt, Hilde Seibert, Georg Dohr- Hutchison<br />
und unsere Kolleginnen und Kollegen.<br />
Ich möchte die Gelegenheit schon einmal nutzen, um allen Kolleginnen und<br />
Kollegen , die sich aktiv beteiligt haben, sehr herzlich für die<br />
solidarische Unterstützung zu danken.<br />
4 Wochen Arbeitskampf bei Wind und Wetter, bei Kälte und Schnee, gegen<br />
massive Angriffe des Arbeitgebers erfolgreich durchzustehen, das ist<br />
schon mehr als nur eine klasse Leistung, das ist gelebte SOLIDARITÄT.<br />
Dieser erfolgreiche Arbeitskampf ist beispielhaft und stärkt unsere NGG.<br />
In diesem Sinne e i n herzliches "Glück auf!"<br />
Franz- Josef Möllenberg<br />
Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten<br />
Hauptvorstand<br />
Haubachstraße 76<br />
22765 Harnburg<br />
Tel: +49 (0) 40/ 380 13 -110<br />
Fax: +49 (0) 40/ 380 13 -220<br />
77
Die Situation nach dem Streik<br />
ist weiter konfliktbeladen. Am<br />
24. Mai 2005 wird dem Streikaktivist<br />
und Vertrauensmann Colin<br />
Johnson die fristlose Kündigung<br />
ausgesprochen. Ihm wird vorgeworfen,<br />
einen Streikbrecher aus<br />
einem Konzernbetrieb "bedroht" zu<br />
haben (siehe Flugblatt).<br />
Im Moment läuft eine Solidaitätsaktion<br />
für Colin, denn die Art und<br />
Weise der Kündigung lassen vermuten:<br />
Hier soll ein Exempel statuiert<br />
werden.
Solidarität mit Colin Johnson<br />
Die Mannheimer Eichbaum-Brauerei hat unserem Kollegen Colin<br />
Johnson am 24. Mai 2005 die fristlose Kündigung ausgesprochen.<br />
Colin Johnson- seit 19 Jahren in der Eichbaum-Brauerei als<br />
Maschineoftihrer tätig- wird vorgeworfen, einen Streikbrecher<br />
aus einem Konzernbetrieb .,bedroht" zu haben.<br />
Unabhängig davon, dass sich dieser Mitarbeiter gar nicht bedroht<br />
fühlt, ist weder eine entsprechende Äußerung gefallen noch hat<br />
es eine entsprechende Situation gegeben.<br />
Dem Eichbaum-Vorstand wurde dieser Sachverhalt im Anhörungsverfahren<br />
durch den Betriebsrat akribisch und überzeugend dargelegt-<br />
er hat aber gleichwohl die Kündigung ausgesprochen.<br />
Colin Johnson wurde am letzten Dienstag kurz vor Schichtende<br />
um 14.00 Uhr von zwei Vorgesetzten vom Betriebsgelände gefi.ihrt.<br />
1<br />
La desarbeitsgericht<br />
Baden-Württemberg<br />
- Kammern<br />
Anlass und Art und Weise der fristlosen (und fristgerechten) Kündigung lassen vermuten:<br />
Hier soll ein Exempel statuiert werden!<br />
Colin ist Vertrauensmann, er war Mitglied der betrieblkhen Streikleitung, er ist mit ganzem Herzen Gewerkschafter.<br />
Wir fordern den Eichbaum-Vorstand auf:<br />
Nehmen Sie die Kündigungen zurück!<br />
Keine Abstrafaktionen gegenüber am Streik Beteiligten!<br />
Kommen Sie zu einem fairen und zivilisierten Umgang zurück!<br />
Wir bitten um Spenden auf das Soli-Konto, da eotin autgrund derfristtosen Kündigung<br />
erstmal eine Sperre von der Arbeitsagentur kriegen wird!<br />
Gewerkschaft NGG, "Solidaritätskonto", Stichwort: Colin, Kto-Nr. 12g6693501, BLZ 670 10111, SES Bank<br />
HI L D ~ 5fiiUIT 11110 01HU NICKU<br />
GewerkschaftNahru~enii$S-G3mtltt tn<br />
RtgionM.annheim·Heidtlberg<br />
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H/4-lnterdrink<br />
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Nach dem Streik bot sich das wirkliche Bild der Situation im Be- Ende April wurden die Gerüchte zur Ausgliederung des Telefonvor- Auch Gerüchte über eine drohende Betriebsschließung nach einem<br />
trieb: Keine Vorräte, Bruch, Reparaturen ohne Ende. Also nicht die verkaufs nach Bellheim in ein "Kompetenzzentrum " mit so genann- Verkauf oder auch eine Herauslösung einzelner Betriebe aus dem<br />
noch wenige Tage vor Streik-Ende im regionalen Privatfernsehen ten "freien Mitarbeitern" konkret. Ende Juni wurde zwölf Mitarbei- Konzern werden von allen Seiten genährt.<br />
gezeigten Bilder einer gut laufenden Eichbaum-Abfüllanlage. tern gekündigt, obwohl unser Haustarifvertrag vorsieht, dass Ausgliederungen<br />
bis 31 .12.2005 verboten sind!<br />
Ein Mitarbeiter: "Bereits vor dem Streik gab es Verkaufsgerüchte.<br />
Da will man uns jetzt nachträglich noch was in die Schuhe schie-<br />
Spaltung der Belegschaft zwischen "die da<br />
draußen" und "die da drinnen". Die 1. Mai-Kundgebung des DGB auf dem Marktplatz wurde erst- ben. Klar, passt das manchen Herren nicht, wenn sich Arbeitnehmalig<br />
nicht mit dem Mannheimer Traditionsbier beliefert. Kurzfristig mer organisieren und ihnen dadurch ein Strich durch die Rechnung<br />
Statt die von allen Seiten angemahnten Anstrengungen zur Zusam- wurden Bier und Bierbänke abgesagt, da angeblich eine "Doppel- gemacht wird. Und wenn es wirklich die Rache von ganz oben<br />
menarbeit zu praktizieren, kam es unentwegt zu Verwerfungen. buchung" getätigt worden sei. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!? wäre, ist es trotzdem nicht nachträglich falsch, was wir getan<br />
haben, oder? Für mich bleibt stehen, was auch die meisten<br />
Nichts wurde von Seiten der Geschäftsleitung und leitender Angestellter<br />
unversucht gelassen, Betriebsratsmitglieder, Vertrauensleute<br />
und Gewerkschaftsmitglieder doch noch klein zu bekommen.<br />
Im Folgenden eine kleine Chronolgie der Ereignisse:<br />
Der Gastromatic-Chef versuchte ab Anfang März den Betriebsrat<br />
durch eine Unterschriftenaktion vorzeitig abzuwählen. Der Versuch<br />
misslang -es gab zu wenig Unterschriften für das Quorum.<br />
Am 24. Mai wurde Colin Johnson, Mitglied der Streikleitung, fristlos Kolleginnen und Kollegen im Betrieb so sehen. Die Angst hat uns<br />
gekündigt. Grund: Diskussion mit angeblicher Bedrohung eines vor dem Streik nicht kleingekriegt, nicht während des Streiks und<br />
Streikbrechers aus dem Osten während einer Frühstückspause. auch nicht danach" - Denn egal was passiert:<br />
Mitte Juni wurde bekannt, dass Gastromatic zum 1. November<br />
nach Speyer (Rheinland-Pfalz, 30 km entfernt) verlagert wird. Auch<br />
dieser Akt erfolgte ohne Einbindung von den Arbeitnehmergremien<br />
und klar gegen den Tarifvertrag!<br />
Eins steht fest: Wir sind die Eichbaum!<br />
Anfang April entdeckte der gleiche Gastromatic-Chef schon wieder<br />
sein Herz für die Interessenvertretung von Arbeitnehmern:<br />
Trotz Gemeinschaftsbetrieb Eichbaum-Gastromatic und trotz<br />
Gemeinschaftsbetriebsrat sollte in einer Mitarbeiterversammlung<br />
Anfang April ein Wahlvorstand zur Wahl eines Gastromatic-Betriebsrats<br />
gewählt werden! Auch dieser Angriff scheiterte.<br />
Die Belegschaft entschied sich am 5. April in einer offenen Versammlung<br />
vor dem Arbeitgeber mit großer Mehrheit für ihren<br />
amtierenden Betriebsrat.<br />
Eine Fülle von Anfeindungen und Schikanen gegenüber den ehemals<br />
Streikenden wurden uns in den ersten Wochen nach dem<br />
Streik gemeldet. Bis heute, so glauben viele, ist die Verunsicherung<br />
und Angstmache bewusst organisiert.<br />
Ein Mitarbeiter: "Der Vorstand sagt, er will, dass Ruhe einkehrt und<br />
lässt das Gegenteil zu. Ich musste nach dem Streik regelrechte<br />
Strafarbeiten verrichten."
Beispiele für Tarifflucht im Actris-Konzern<br />
Freiherger Brauhaus<br />
A ustritt aus der Tarifgemeinschaft des<br />
Sächsischen Brauerbundesam<br />
19.12.2000<br />
GSM<br />
(Gastro-Service-Mittelsachsen GmbH)<br />
Keine Tarifbindung,<br />
Beschäftigte erhalten mindestens<br />
40 % weniger als Beschäftigte<br />
bei Freiberger<br />
Gastromatic Mannheim<br />
Tarifbindung nach<br />
Eichbaum-Streik Januar 2003<br />
Eichbaum-Brauerei Mannheim<br />
Austritt aus der Tarifgemeinschaft<br />
zum 31 .1 0.2002<br />
Tarifbi ndung nach Streik Januar 2003<br />
Odenwald Mineralquelle,<br />
Heppenhei m<br />
Austritt 2004<br />
Oppacher Mineralquellen<br />
Austritt aus dem Verband Deutscher<br />
Mineralbrunnen 2001<br />
Park & Bellheimer Brauerei<br />
Übernahme November 2004,<br />
Versuch, während Tarifrunde<br />
2004/2005 auszutreten