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Broschüre Wir sind die Eichbaum

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Impressum:<br />

Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

Region Mannheim-Heidelberg<br />

Hans-Böckler-Straße 1, 68161 Mannheim<br />

V.i.S.d.P.: Hilde Seibert<br />

Tel.: 0621 - 12 54 250<br />

Fax: 0621 - 12 54 266<br />

E-Mail: region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />

Konzept und Gestaltung: kus-design, Mannheim<br />

Fotos: Helmut Roos, außer Seite 8, 9 und 17, Hilde Seibert und<br />

Fotos auf den Seiten 16, 21, 27, 29, 33, 36, 39, 40, 51, 61, 67 von BarbaraStraube<br />

Druck: Druckerei Wunsch, Stuttgart-Vaihingen<br />

Juli 2005<br />

Die NGG bedankt sich ganz herzlich bei "unserem" Fotografen Helmut Roos, der bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und<br />

Nachtzeit mit der Kamera vor Ort war, um den Arbeitskampf zu dokumentieren.<br />

Ein gleichermaßen herzliches Dankeschön geht an Barbara Straube und Bernd Köhler vom grafischen Atelier kus-design für<br />

die vielfältige und solidarische Unterstützung während des Arbeitskampfes sowie für die Gestaltung der Streikdokumentation.


Im Vorfeld hatte der Vorstand wiederholt versucht,<br />

mit einer betrieblichen Lösung die Einführung<br />

einer "2-Kiassen-Gesellschaft" a Ia Freiberger<br />

• durch Brau und Abfüllung von "Eichbaum­<br />

Bier" bei Park-Bräu & Bellheimer in der<br />

nahen Pfalz,<br />

Brauhaus im Osten durchzusetzen.<br />

Auf der einen Seite Brauereiarbeiter mit höheren<br />

Bezügen und Gewinnbeteiligung - alles außerhalb<br />

• durch Einsatz eines Siemens-Technikers, um<br />

das Sudhaus nach elf Tagen Funkstille wieder<br />

zum Brauen zu bekommen und anderes<br />

mehr,<br />

Als wir am 26. Januar 2005 gegen 18.30 Uhr die<br />

Haustarifverhandlungen bei Eichbaum/Gastromatic<br />

für gescheitert erklären mussten, wussten<br />

wir noch nicht, dass ein vier Wochen langer, harter<br />

von Tarifen- und auf der anderen Seite überall im<br />

Konzern einsetzbare befristete Arbeitnehmer mit<br />

Mini-Löhnen wie bei der Freiberger Tochter<br />

"Gastro-Service Mittelsachsen" (GSM).<br />

Da sich der Betriebsrat diesen Vorstellungen auch<br />

wurde versucht, das Geschäft aufrecht zu erhalten.<br />

Auf niedrigerem Niveau zwar, mit Pfälzer statt<br />

Mannemer' Bier und zum Verwechseln ähnlichen<br />

-aber eben mit gefakten, unechten Eichbaum­<br />

Etiketten, die wohl bereits im Vorfeld gefertigt<br />

worden waren.<br />

Arbeitskampf vor uns liegen würde.<br />

2004 vehement widersetzte, musste Eichbaum<br />

die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft NGG ln der Nacht des 21 . Februars kam es -erstmalig<br />

Die Auseinandersetzungen , die zu diesem Arbeits- aufnehmen. nach 26 Tagen- und überraschend zu einem<br />

kampf führten, begannen schon 2002 als der Vor-<br />

Treffen mit dem Vorstand. Als Vermittler war der<br />

stand- sozusagen häppchenweise-den Austritt Am 26. Januar 2005 fand, fast drei Monate nach Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns, Prof. Hetaus<br />

der Tarifgemeinschaft baden-württember- unserer Vorlage, die erste Verhandlung im Mann- tich, eingeschaltet.<br />

giseher Brauereien erklärte. Nach endlosen Aus- heimer Delta Park Hotel statt. Dieser Termin konneinandersetzungen<br />

und angesichts des endgülti- te nur mit Mühe vereinbart werden, und nachdem Kurz vor Mitternacht kam es zum Durchbruch bei<br />

gen Austritts aus dem Tarifverbund, erstreikten die die Fronten unverrückbar blieben, erklärte die NGG den Verhandlungen und zu dem Ergebnis, das<br />

Eichbäumler Anfang Januar 2003 erste Haus- das Scheitern der Verhandlungen, verbunden mit einen Tag später knapp 96 % unserer Mitglieder<br />

tarife, auch für die Eichbaum-Tochter Gastro- der Urabstimmung über Arbeitskampfmaßnah- in der 2. Urabstimmung bestätigten.<br />

matic.<br />

men. 92,1% der gewerkschaftlich organisierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stimmten mit Ja. Damit war der längste Arbeitskampf in der<br />

Im September 2004 kündigte die NGG die beiden<br />

Geschichte der baden-württembergischen NGG<br />

Tarifverträge (Entgelt) fristgerecht zum 31 . 10. Für 209 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von nach vier harten Wochen beendet.<br />

und Ende Oktober lagen unsere Forderungen auf Eichbaum/Gastromatic folgten vier Streikwochen<br />

dem Tisch: 3,5 % Erhöhung plus Angleichung an unter extremen Witterungsbedingungen und mit Die Geschlossenheit und die Entschlossenheit<br />

den baden-württembergischen Brauerei-Tarif. einer vom ersten Streiktag an rigiden und provo- unserer Mitglieder sowie die Unterstützung aller<br />

Durch die vereinbarte Nullrunde nach dem Streik kativen Haltung des Eichbaum-Vorstands. Gewerkschaften in der Region, der Mannheimer<br />

2003 war in der Eckentgeltgruppe ein Abstand Bevölkerung, vieler Organisationen und politischer<br />

von Euro 87,- allein beim monatlichen Grundlohn • Durch Einsatz externer sowie konzerneigener Parteien haben den Streik und dieses Tarifergebentstanden.<br />

Und das, obwohl die Brauerei Leasingkräfte und Werksverträge, nis möglich gemacht.<br />

schwarze Zahlen schrieb. • durch Einsatz von Führungskräften,<br />

Die Streikenden haben in diesen vier Wochen vielfältige<br />

Solidarität praktisch erfahren - von den<br />

Mitbürgern, die am Wochenende mit der Thermoskanne<br />

Tee vorbeischauten bis zum Besuch<br />

des ehemaligen Arbeitsministers Riester, von<br />

Künstlern, die am Streiktor auftraten, oder dem<br />

Brauertag mit Kollegen aus vielen anderen<br />

Brauereien. Diese Solidarität hat uns viel Kraft<br />

gegeben, die zum Durchhalten gebraucht wurde.<br />

Im Ergebnis wurde die "Zweiklassengesellschaft"<br />

verhindert. Auch in Zukunft werden alle Eichbaum­<br />

Beschäftigten an Tariferhöhungen teilnehmen!<br />

Im Streikverlauf selbst kam ein neuer Arbeitskampfstil<br />

von Managern und Unternehmern zum<br />

Ausdruck, die ihre Form des Neo-Liberalismus<br />

praktisch und bedingungslos umsetzen wollten.<br />

Mit dem Ziel, die Rechte und das Selbstbewußtsein<br />

von Arbeitnehmern und ihrer Gewerkschaften,<br />

oder ganz altmodisch ausgedrückt,<br />

der Lohn- oder Gehaltsabhängigen zu beseitigen<br />

oder zu mindestens zu deformieren.<br />

Um so noch ungestörter nur noch das zur<br />

Verteilung kommen zu lassen, was die Rendite<br />

oder das eigene Managereinkommen übrig lässt.<br />

Von all dem und von der Zeit danach berichtet<br />

unsere Dokumentation.<br />

Hilde Seibert<br />

Geschäftsführerin<br />

NGG-Region Mannheim­<br />

Heidefberg


26.<br />

~·J.. Ekhbaum<br />

Der Vorstand informiert!<br />

Tarifverbandlungen mit der Gewerkschaft NGG<br />

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

heute beginnen nunmehr die Tarifverhandlungen ft.ir unser Haus.<br />

Entgegen dem Wunsch vieler Mitarbeiter und der Geschäftsleitung sollen die Verhandlungen auf<br />

Druck der Gewerkschaft in einem externen geschlossenen Versammlungsraum stattfinden. Um<br />

letztlich den Verhandlungsstart nicht zu gefahrden, haben wir uns bereit erklärt, hinter verschlos·<br />

senen Türen zu verhandeln. Wir werden Sie dennoch zeitnah über den Verhandlungsstand auf<br />

dem Laufenden halten.<br />

Entgegen den aktuellen Entwicklungen in der Brauwirtschaft (die Radeberger-Gruppe legt gerade<br />

3 Großbrauereien still; 750 Mitarbeiter werden davon betroffen sein,) setzen wir auf stabile<br />

Beschäftigung in unserem Unternehmen.<br />

Dennoch, die aktuelle Marktentwicklung geht an uns nicht vorbei: Wir haben einen sehr<br />

wichtigen Lohnbrauauftrag (EDEKA 120.000 Hektoliter Mehrweg) ganz aktuell verloren. Unser<br />

Ergebnis hängt an einem seidenen Faden von der Entwicklung des Dosengeschäftes ab. Kein<br />

einziges Jahresgespräch mit unseren großen LEH·Kunden haben wir bis dato abgeschlossen. \Vir<br />

werden überall mit gcwahigen Forderungen konfrontiert, die wir nicht mehr erfüllen können.<br />

Entgelteri1öhungen müssen in Zukunft auf der Grundlage gemeinsam erwirtschafteter Betriebs·<br />

ergebnissezum Tragen kommen. Um dauerhaft den Bestand des Unternehmens nicht zu<br />

gef


Brauerei Eichbaum<br />

Mannheim<br />

Tarifverhandlung<br />

gescheitert<br />

Weihnachtsgeld steht auf<br />

dem Spiel 111<br />

Heute Urabstimmung<br />

Schon heute bekommen die Beschiftigten bal Elehbaum 87 €<br />

pro Monat weniger als die Arbeitnehmer der sonstigen<br />

Brauereien in Baden-Württemberg.<br />

Nun sollen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bel<br />

Eichbaum noch weitere Einschnitte hinnehmen.<br />

Zukünftig sollen nur noch 80"/o Weihnachtsgeld fest bezahlt<br />

werden. Darüber hinausgehende Beträge sollen<br />

ertragsabhängig sein.<br />

Selbst bei Planerreichung soll nur noch 90 Prozent im Jahr<br />

2005 und 80 Prozent in 2006 und 2007 vergütet werden.<br />

Damit wäre dann die angebotene Lohnerhöhung von 37 € auf<br />

alle Lohngruppen ab Januar 05 von den Beschäftigten dieses<br />

Jahr fast vollständig selbst finanziert.<br />

Nicht mit uns meine Herrenlll<br />

Wann: Von 5.30 bis 15.00 Uhr<br />

Urabstimmung am 27. Januar<br />

Wo: Käfertalerstraße neben dem Haupttor<br />

Wer: Alle Mitglieder der Gewerkschaft NGG<br />

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27.<br />

Der Donnerstag steht ganz im<br />

Zeichen der Urabstimmung. Ab<br />

5.30 Uhr wird die Abstimmung<br />

eröffnet.<br />

Nachmittags gibt es eine kurze<br />

Kundgebung mit der Bekanntgabe<br />

des Ergebnisses. Bei der Urabstimmung<br />

stimmen 92,1 %der gewerkschaftlich<br />

organisierten Mitglieder<br />

mit "Ja" für Streik.<br />

Mit einem Flugblatt wird die<br />

Öffentlichkeit über die Urabstimmung<br />

und die Hintergründe des<br />

Streiks informiert. Der Streik<br />

beginnt mit der Nachtschicht ab<br />

22.00 Uhr.<br />

4


GEWERKSCHAFT N AHRUNG-G ENUSS-G ASTSTÄTIEN<br />

Region Mannheim-Heidelberg<br />

Hans-Böckler-Str. 1, 68161 Mannheim<br />

Tel. : 0621 -1254250<br />

Fax: 0621-1254266<br />

region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />

Pressem tte lung<br />

Streik bei den Eichbaum-Brauereien AG, Mannheim<br />

Mannheim, den 27. Januar 2005. 92,1 %der gewerkschaftlich organisierten Mttglieder<br />

haben sich in einer Urabstimmung fOr einen Streik zur Durchsatzung ihrer<br />

Forderung ausgesprochen.<br />

Die zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der<br />

Eichbaum-Brauereien AG, Mannheim getohrte Tarifverhandlung war am Mittwochabend<br />

torgescheitert erklärt worden.<br />

Trotz mehrmaliger Aufforderung von Settender Gewerkschaft Nahrung-Genuss­<br />

Gaststätten (NGG) hatte sich die Arbettgeberseite geweigert, ein verbessertes<br />

Angebot vorzulegen.<br />

Die Arbeitgeberseite bestand auf einer Variabilisierung des Weihnachtsgeldes.<br />

das selbst bei Erreichen des geplanten Betriebsergebnisses eine Verringerung der<br />

Jahressondervergotung in 2005 auf 90 %, 2006 und 2007 auf 80 % vorsah.<br />

Die gleichzeitig angebotene Lohnerhöhung von 37,- Euro= 1,5% in der Ecklohngruppe<br />

wäre damit fast zur Hälfte von den Beschäftigten selbst finanziert.<br />

Die Gewerkschaft NGG hat die Beschäftigten zu einem unbefristeten Streik aufgerufen.<br />

16 Zeilen a 80 Anschläge<br />

Verantwortlich:<br />

Hilde Seibert<br />

Geschattstohrerin


1.<br />

Die erste Reaktion des Eichbaum­<br />

Vorstands auf den Streikbeginn ist<br />

die Streichung des Haustrunks.<br />

Wegen des angedrohten Einsatzes<br />

von Streikbrechern schaltet die<br />

Gewerkschaft NGG das Hauptzollamt<br />

ein (Verdacht auf Schwarzarbeit).<br />

Trotz der Kälte ist die Stimmung<br />

am Tor gut. Mit lautem Hupkonzert<br />

grüßen die vorbeifahrenden Lkws<br />

der städtischen Abfallwirtschaft die<br />

Streikenden.<br />

6


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

ln dieser Spalte dokumentieren wir die Rede des Betriebsratsvorsitzenden<br />

Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

Wir wurden durch die Presse in den<br />

letzten Wochen immer wieder gefragt,<br />

warum sich Menschen in der heutigen<br />

Zeit noch zu einem Streik entschließen.<br />

Hat man keine Angst vor Arbeitsplatzverlust?<br />

Dieses Risiko wegen 10% Weihnachtsgeld?<br />

Dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

zur Zeit noch zur Wehr setzen,<br />

ist nicht gewöhnlich.<br />

Und dass sie wochenlang ausharren<br />

und für ihre Rechte kämpfen und das<br />

auch dann, wenn Arbeitgeber unangreifbar<br />

scheinen oder zumindest alles<br />

dafür tun, sich so darzustellen, erst<br />

recht nicht.


2.<br />

Am ersten Streikwochenende<br />

bekunden uns Kolleginnen und<br />

Kollegen von der IG BAU ihre<br />

Solidarität.<br />

Manche Streikenden haben zur<br />

Kundgebung auch ihre Kinder mitgebracht.<br />

8


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

So etwas passt nicht in eine Zeit, in der<br />

Arbeitgeber behaupten, alles, was<br />

Gewerkschaften erkämpft haben, müsse<br />

vom Tisch, weil es nicht mehr zeitgemäß<br />

sei oder uns konkurrenzunfähig<br />

mache.<br />

Wir leben in einer Zeit, in der viele<br />

Arbeitnehmer selbst dieses Lied mit singen<br />

und nicht kapieren, welches Spiel<br />

hier gespielt wird.<br />

Weil sie sich blenden lassen von Prunk<br />

und Glanz, den unsere Zeit nun einmal<br />

auch zu bieten hat.<br />

Wenngleich dieser Prunk freilich nur für<br />

die ausgesuchten zu greifen ist, die<br />

unter einem guten Stern geboren sind,<br />

• nicht arbeitslos sind,<br />

• nicht beim Sklavenhändler angestellt<br />

sind,<br />

9


5.<br />

Ab heute beginnen wir mit der<br />

Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Im Umfeld des<br />

Betriebs wird ein Infoblatt "Warum<br />

streiken wir" verteilt.<br />

Außerdem gibt es auch heute wieder<br />

vielfältige Unterstützung aus<br />

Mannheimer Betrieben und von<br />

Parteien.<br />

Der Vorstand verschärft seinen Ton<br />

gegen die Streikenden.<br />

Kopie<br />

An .A.Actris<br />

Blindkopie<br />

Thema Offnungszeiten Getränke-Corner in KW 5 (31.01. -<br />

04.02.05)<br />

Die Getränke-Corner hat aus aktuellem Anlaß in dieser Woche folgende<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag, 31 .01 .05:<br />

Dienstag, 01 .02.05:<br />

Mittwoch, 02.02 05:<br />

Donnerstag, 03.02.05:<br />

Freitag, 04.02.05:<br />

07 .30- 10.30 Uhr<br />

geschlossen<br />

13.15-15.15 Uhr<br />

geschlossen<br />

13.15- 15.15 Uhr<br />

Wir weisen nochmals darauf hin, daß es lediglich den nicht streikenden<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestattet ist, Getränke zu holen.<br />

Haustrunk ist persönlich abzuholen; an Familienangehörige oder sonstige<br />

Dritte, die für streikende Mitarbeiter Haustrunk abholen sollen, wird<br />

ausnahmslos kein Haustrunk abgegeben.<br />

Verstöße hiergegen haben disziplinarische Maßnahmen zur Folge.<br />

Grüße!<br />

Personal und Recht<br />

Streik bei Eichbaum<br />

Liebe Anwohnerinnen und<br />

Anwohner,<br />

w ie Sie in den letzten Tagen sicherlich bemerkt haben oder aus<br />

den Medien entnehmen konnten, ist in der Käfertalerstraße<br />

einiges los.<br />

Wir, die Beschäftigten der Brauerei Eichbaum, sind am<br />

Donnerstag in einen unbefristeten Streik getreten, um unsere<br />

berechtigten Forderungen gegenüber unserem Arbeitgeber<br />

durchzusetzen. Gemeinsam mit unserer Gewerkschaft Nahrung­<br />

Genuss-Gaststätten, kämpfen wir für die Beibehaltung unseres<br />

Weihnachtsgeldes sowie für eine akzeptable Lohnerhöhung.<br />

Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass dieser Arbeitskampf auch<br />

Auswirkungen auf Sie als Anwohner hat. Wir bitten Sie jedoch um<br />

Verständnis und um Entschuldigung für alle Einschränkungen<br />

oder Belästigungen, denen Sie während des Streiks ausgesetzt<br />

sind.<br />

Wir, die Beschäftigten von Eichbaum, nehmen mit diesem<br />

Arbeitskampf nur unser durch die Verfassung geschütztes Recht<br />

wahr.<br />

Wir wollten diesen Streik nicht, aber wir sind auch nicht bereit auf<br />

unser Geld zu verzichten, obwohl die Firma wirtschaftlich gesund<br />

ist und im letzten Jahr sehr gut an unserer Arbeit verdient hat.<br />

Wenn Sie Fragen haben, bitte sprechen Sie uns an.<br />

Scheuen Sie sich nicht, Beschwerden unserer Streikleitung zu<br />

melden. Wir versuchen, die Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte<br />

so gering als irgend möglich zu halten.<br />

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DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

• nicht von einem befristeten in das nächste<br />

befristete Arbeitsverhältnis marschieren,<br />

• nicht von der Agentur für Arbeit schikaniert<br />

werden<br />

• und nicht mit dem falschen Pass geboren<br />

wurden.<br />

Für die anderen unserer "Zwei-Klassen­<br />

Gesellschaft" bleibt der Reichtum nur<br />

zur Ansicht hinter Schaufensterscheiben<br />

und im Fernsehen.<br />

ln den Kommentaren der regionalen<br />

Medien, allen voran das Rhein-Neckar­<br />

Fernsehen, war zu hören, dass die Zeiten<br />

vorbei seien, in denen Arbeitnehmer<br />

ein Druckmittel aufbauen könnten.<br />

Moderne Maschinen könnten durch<br />

jedermann und zu jeder Zeit bedient<br />

werden. Auch unsere Vorstände wurden<br />

D1e Fotos lvon oben nach unten):<br />

:Joach1m Horner, Betriebsratsvorsitzender von Da1mlerChrysler, Mannhe1m.<br />

Mitte: Vor dem Haupttor- d1e Streikfront steht auch am funften Tag.<br />

L1nks unten: H1lde Seibert, die Mannheimer NGG-Vorsitzende, Georg Dohr<br />

Uo Herbst, dem NGG-LandesvorS!tzenden von Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar.<br />

Rechts unten: Die Mannheimer $PD-VorSitzende Helen Heberer S!Jricht zu d<br />

.. -....<br />

11


5.<br />

ln einer Tarif-Information, die am<br />

Morgen verteilt wird, erklären wir<br />

detailliert einzelne Hintergründe<br />

des Streiks.<br />

Noch am gleichen Tag reagiert der<br />

Vorstand mit einem Aushang auf<br />

unser Tarif-Info vom Morgen.<br />

GEWERKSCHAFT N AH RUNG-GENUSS- GASTSTÄTTEN<br />

REGION MANNHEIM·HEIDELBERG<br />

ttarif- Info Nr. 3- 31. Januar 20051<br />

Warum streiken wir?<br />

Als es am 26. Januar 2005- 2 ~ Monate nach KOndigung der Entgelttarifverträge- endlich<br />

zu e1ner Verhandlung mit der Arbeitgeberseite kam, waren im Hintergrund schon reichlich<br />

Auseinandersetzungen abgelaufen.<br />

Nicht nur hat sich der Vorstand erst5 Wochen nach Unterbreitung von 1erminvorschlägen<br />

durch uns OberhalJpt gemeldet, um dann einen zwei Tage späteren (I) Tt;!rmin zu bestätigen.<br />

Er wollte auch -wie schon 2003 - wegen Beteiligung .interessierter Mitarbeiter" die<br />

Verhandlungen in der Kantine fOhren, also eine Art Podiumsdiskussion v~ranstalten.<br />

Am Verhandlungstag hat der Vorstand dann morgens allen Beschäftigten mitgeteilt, dass er<br />

1. 1,5% bzw. € 37,- Entgelterhöhung ab 01.01.2006,<br />

2. fOr das Jahr 2005 eine variable Sonderzahlung, abhängig vom Unternehmensergebnis<br />

und<br />

3. die ROckkehr zur 40-Stunden-Woche<br />

der Tarifkonvnission vorschlagen wird.<br />

Hausmitteilung<br />

An:<br />

alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

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.... .....,.....,.....,.Eichbaum .... .....,.....,.....,.<br />

Von:<br />

Vorstand<br />

Datum: 31. Januar 2005<br />

"Warum streiken wir"-Flugblatt der NGG vom 31. Januar 2005<br />

Liebe Mitarbeiterin,<br />

lieber Mitarbeiter,<br />

die NGG behauptet u. a., wir hätten die Verhandlung verzögert. Fakt ist: Die NGG hat mit<br />

Schreiben vom 28. Oktober 2004 die Entgelttarifverträge von Eichbaum-und Gastromatic gekündigt.<br />

Dann haben wir nichts mehr von der NGG gehört. Mit Email vom 7. Dezember 2004<br />

haben wir dann Herrn Hildebrandt gebeten, uns Verhandlungstermine zu nenhen. Warum also hat<br />

die Gewerkschaft die Verhandlung mit Eichbaum verzögert? Es liegt auf der Hand: Sie wollte<br />

zuerst einen Abschluß im Flächentarifvertrag machen. Das ist ja in Ordnung. Dann kano sie aber<br />

nicht so tun, als ob wir die Tarifverhandlungen verzögert hätten. Nochmals: Nach der Kündigung<br />

haben wir um Verhandlungstermine gebeten.<br />

Auch die Verhandlungssituation am Mittwochnachmittag letzter Woche ist in entscheidenden<br />

Nuancen falsch dargestellt. In bezug auf 2005 wollten die Tarifkommission der NGG und der<br />

Betriebsrat ihren jetzigen Vorschlag umsetzen. Die<br />

wollte 20 % des<br />

geides bei einer fixen Umsatzrendite von 2, 7 %<br />

werden NGG und<br />

-Stunden -Woche: Es ging und geht bei dieser Tarifrunde ums Geld, um den<br />

Entgelttarifvertrag.<br />

Auch wenn es im Moment .in" ist, Arbeitszeitvertängerung ohne Lohnausgleich zu<br />

fordern, hat dieses mit unserer Tarifrunde rein gar nichts zu tun.<br />

Aber eine unsinnige Forderung irgendwann .freundlicherweise" zurOck zu nehmen, sieht<br />

nach außen hin konstruktiv aus.<br />

4. Nach wie vor hat die Geschäftsleitung das .Erfolgsmodell Freiberg" im Blick=<br />

Keine irgendwie gearteten Tarifvertrage mehr, nur noch eine am Gewinn gekoppelte<br />

einseitige .Gesamtzusage•.<br />

der streikt, schadet dem Betrieb. Wer dem Betrieb schadet, gefabrdet seinen Aibeitsplatz.<br />

Jede Brauerei steht im denkbar härtesten Wettbewerb. Dies läßt sich auch nicht ändern. Nur wenn<br />

wir diesen Wettbewerb gewinnen, haben wir Bestand. Permanente Lohnrunden zwingen den<br />

Unternehmer zu ständiger Rationalisierung. Dadurch werden ständig Arbeitsplätze vernichtet. Der<br />

NGG ist es offensichtlich egal, daß wir mit unserer Geschäftspolitik Arbeitsplätze schaffen (+ 5 %<br />

in den letzten drei Jahreo; restliche Brauereien in Baden-Wüttternberg: - 15 %).<br />

Wer streikt, riskiert die Existenz des Betriebes jeden Tag ein Stückehen mehr.<br />

Wer das alles nicht will, muss sich am Streik beteiligen!<br />

Schäffer Keilbach Pauli Dr. Reis<br />

1


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

bis zum Schluss nicht müde zu behaupten,<br />

Eichbaum sei nicht bestreikbar.<br />

Lassen wir sie weiter träumen von einer<br />

solchen Fabrik. Wir werden- so lange<br />

wir das können- gegen diese Wunschträume<br />

antreten. Denn eine Welt, in der<br />

die Rechte der Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer nicht mehr effektiv verteidigt<br />

werden können, soll es nie geben.<br />

Risiken gab es auch in der Vergangenheit.<br />

Die älteren Menschen wissen das.<br />

Es wird sie immer geben, wenn man<br />

sich einmischt oder den Bossen auf den<br />

Schlips tritt.<br />

Dabei darf aber auf keinen Fall übersehen<br />

werden, was uns erwartet hätte,<br />

hätten wir uns nicht zur Wehr gesetzt.<br />

Also, warum haben sich mit 209 Menschen<br />

ca. 60 % der Belegschaft dazu<br />

entschlossen, durch eine vierwöchige<br />

13


Seit gestern gibt der Eichbaum­<br />

Vorstand eine besonders hässliche<br />

Visitenkarte ab. Zusätzlich zum<br />

Werkschutz wird ein so genannter<br />

Wachdienst engagiert, der mit<br />

scharfen Hunden und Gummiknüppeln<br />

die Tore kontrolliert.<br />

Nur mit Begleitung eines Werkschutzmannes<br />

wird es dem<br />

Betriebsratsvorsitzenden gestattet,<br />

sein Betriebsratsbüro zu betreten.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Arbeitsniederlegung für ihre Rechte zu<br />

kämpfen?<br />

Ich habe diese Frage gestern noch einmal<br />

etwas genauer betrachtet und mir<br />

hierzu alte Notizen angeschaut.<br />

ln Gesprächen zwischen Geschäftsleitung<br />

und Betriebsrat fielen schon 2002<br />

folgende Äußerungen:<br />

Man wolle,- ähnlich dem Modell der<br />

Freiberger Brauerei -, von Tarifverträgen<br />

Abstand nehmen. Dieses Modell habe<br />

sich im Konzern bewährt und ermutige<br />

daher zu weiteren Umsetzungen.<br />

Der Betriebsrat sei dort auf den Vorstand<br />

zugekommen, um mit diesem ein Bündnis<br />

für Arbeit zu vereinbaren.<br />

"Freiwillig" habe dann die gesamte Belegschaft<br />

ohne Gegenstimmen einem<br />

solchen Weg zugestimmt.<br />

Kundgebung vor dem Haupttor: Es spncht der Bundesvorsitzende der NGG Franz-:Josef Mollenberg.<br />

Darunter: Der Liedermacher Bernd Kahler (Schlauch) und der kleine Alstom-Chor smgen den Streikenaen das<br />

Resistance-Lied, das im Arbeitskampf um den Alstom-Standort Mannheim entstand. Rechts mit Akkordeon der<br />

Bop(J und Reuther-Betriebsrat, Helmut Hoffmann. Dazwischen die SR-Vorsitzende Rosw1tha lhrig von Pepperl<br />

und Fuchs.<br />

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. . . ...<br />

15


6.<br />

Unterstützt von Delegationen anderer<br />

Betriebe und Gewerkschaften<br />

formiert sich am Dienstag, 1. Februar<br />

2005, trotz des Dauerregens,<br />

ein stattlicher Demonstrationszug<br />

zum Marsch durch die Stadt.<br />

Unübersehbar die Streikwesten<br />

der Eichbaum-Mitarbeiter. Auf<br />

Transparenten werden bessere<br />

Tarife und ein vernünftiges Angebot<br />

gefordert.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

ln jedem Fall müsse sich nun auch unser<br />

Betrieb etwas einfallen lassen, um<br />

der Starrheit von Tarifverträgen zu entgehen.<br />

Der Betriebsrat erklärte, dass ihm das<br />

so genannte "Freiberger Modell" bereits<br />

bekannt sei und kündigte entschlossenen<br />

Widerstand in Mannheim an.<br />

Der Betriebsrat würde umgehend die<br />

Belegschaft und Gewerkschaft über ein<br />

solches Vorhaben informieren.<br />

Der Personalrat<br />

-·~......-­<br />

~~1'lt8SIIP,. __<br />

An die streibnden<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

der Eichbaum AG<br />

liebe KoUeginnen, liebe Kollegtm<br />

ABFALLWIRTSCHAFTMANNHEIM 8<br />

Eigenbetrieb filr Abfallwirtschaft<br />

und Stadtreinigung<br />

e.~tsorgung:sf•ctlbelric b<br />

T~(!)B21)293.o0<br />

T ...,..(tl&l"I )29 :J..S'J~<br />

--~<br />

..._ .....<br />

Rohrbach<br />

~293 OlluJI<br />

83 65 01,02.2005<br />

Oie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebes Abfallwirtschaft und<br />

Stadtreinigung wurden durch Aushänge und An~p~chen ~o~on dDm Hintorgrund des<br />

Streikgeschehens vor den Toren der Eichbaum Brauerei informiert.<br />

Sie erklären sich solidarisch mit Eurer Forderung nac:h angemessenen und<br />

br:anc hcnüblichen Lohnanpassungen.<br />

Sie er11:1ären sich solidarisch mit Eurer Forderung nach 8esitzst2ndswahrung Eures<br />

Weihnachtsgeldes.<br />

Si@ "'rkUh•tm sieh Eolid:ui&ch mit Eurer KampfmaßnahmQ zu der Ihr durch die feindliche<br />

H"ttung Eures Arbeitg~bers gezwungen seid.<br />

Sie verachten dM! Dberzogene Reaktion Eures Afbeitgebcrs.<br />

Er erklärte weiter, nicht in Entgeltverhandlungen<br />

treten zu wollen und zu<br />

können; dies sei den Gewerkschaften<br />

Sie "erachten dfe Maßnahme dQs Elns2tz~ von L4iharbeitnehrM~m ab;. Strelkb~her.<br />

Jertes Hup~»n •ino& :!ln E;uron SftikpoS;ten vorbelfl!lhrenden Fahrzeuge~ unseres Betriebes<br />

tst ein akustisches Votum dieser Solidaritätser1därung.<br />

vorbehalten.<br />

~R-/'«bt~<br />

t:Ju:ao:.t.e!hll(m-'kmße!l:n<br />

Vom Vorstand wurde geantwortet, es<br />

handele sich doch lediglich um ein Gespräch,<br />

es gebe hierzu noch gar kein<br />

abgeschlossenes Konzept.


6.<br />

Der große Saal im Gewerkschaftshaus<br />

ist rappelvolL Zusammensein,<br />

mal mit Kolleginnen und Kollegen<br />

aus anderen Abteilungen reden und<br />

das gemeinsame Ziel machen das<br />

Ganze zu mehr als einer Streikversammlung.<br />

Hier wächst etwas<br />

zusammen, was auch die kommenden<br />

Tage überstehen lässt.<br />

Eine gelebte Form von Solidarität.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Man habe noch Zeit und es solle nichts<br />

übers Knie gebrochen werden.<br />

Der Betriebsrat betonte, mit solchen Maßnahmen<br />

sei der Nerv des Betriebsrates<br />

getroffen und ein weiteres Zuwarten<br />

könne in keinem Fall erwartet werden.<br />

Mit Maßnahmen wie dem Austritt aus<br />

dem Tarifverband oder Lohnverzicht<br />

seien die Probleme des Betriebes nicht<br />

zu lösen.<br />

Außerdem hinke der Vergleich mit dem<br />

Osten. Bei der Massenarbeitslosigkeit<br />

im Osten Deutschlands stünden die Kolleginnen<br />

und Kollegen mit dem Rücken<br />

zur Wand und seien damit gefundene<br />

Opfer in solchen Auseinandersetzungen.<br />

Die Gegenseite erklärte, von einem Austritt<br />

aus dem Tarifverband sei keine<br />

Rede, man sollte sich jedoch über die<br />

weitere Entwicklung des Betriebes<br />

gemeinsam unterhalten.<br />

.. . als ich meiner Tochter vom Streik erzählt<br />

habe, habe ich ihr auch davon erzählt, dass wir<br />

uns auch Sorgen machen und viele auch Angst<br />

haben.<br />

Und dass die Chefs den Leuten Angst machen,<br />

sie würden ihre Arbeit verlieren, immer wenn<br />

sie piep sagen.<br />

Sie hat mich gefragt, ob die Leute dann wirklich<br />

ihre Arbeit verlieren würden und ob wir<br />

dann auch kein Geld mehr haben, wenn wir<br />

mit den Chefs streiten. Ich habe ihr gesagt, wir<br />

glauben, dass der Arbeitgeber nicht immer die<br />

Wahrheit erzählt, sondern die Angst der Menschen<br />

ausnutzt, damit sie nicht m ehr piep<br />

sagen.<br />

Und da hatte meine Tochter Lilian (6 Jahre)<br />

eine Idee, wie wir denen, die sich nicht trauen<br />

mit uns zu streiken erklären sollen, wie sie ihre<br />

Angst verlieren können. Sie hat mir erklärt, das<br />

sei vielleicht wie in dem Buch von Jim Knopf<br />

und Lukas dem Lokomotivführer.<br />

Jim und Lukas sehen dort in der Wüste am<br />

Horizont einen Riesen von ungeheurer Größe<br />

stehen. Der kleine Jim hat große Angst, aber<br />

Lukas sagt nur: " Ich finde außer seiner Größe<br />

scheint er ja ganz manierlich zu sein und nur<br />

weil er so groß ist, braucht er noch lange kein<br />

Ungeheuer zu sein. Mir scheint, das ist ein<br />

ganz harmloser Riese ".<br />

" Vielleicht verstellt er sich ", rief aber Jim voller<br />

Angst, " er will uns wahrscheinlich fangen und<br />

einkochen. Ich hab mal von so einem Riesen<br />

gehört".<br />

Beide trauten sich dann aber und winkten den<br />

Riesen zu sich her. Jetzt geschah etwas ganz<br />

erstaunliches. J e näher der Riese kam, desto<br />

kleiner wurde er. Als er bei ihnen war, hatte er<br />

die gleiche Größe wie Jim und Lukas.<br />

" Guten Tag ", sagte er und nahm seinen Strohhut<br />

ab. " ich heiße Herr Vorstand und ich weiß<br />

gar nicht, wie ich euch danken soll, dass ihr<br />

nicht vor mir weggelaufen seid. Seit vielen Jahren<br />

sehne ich mich danach, dass jem and so viel<br />

Mut aufbringen würde. Aber niem and hat mich<br />

bis j etzt näher kommen lassen. Dabei sehe ich<br />

doch nur von fern so schrecklich groß aus."<br />

Herr Tur Tur, wie der Riese im Buch wirklich<br />

heißt, erklärt dann noch sein Geheimnis:<br />

" Wissen sie ", sagt er, " in Wirklichkeit bin ich<br />

nämlich gar kein Riese. Ich bin nur ein Scheinriese.<br />

Je weiter ich entfernt bin, desto größer<br />

sehe ich aus. Und je näher ich komm e, desto<br />

m ehr erkennt man meine wirkliche Gestalt".<br />

Meine Tochter gab mir den Tipp, ich solle<br />

denen, die Angst haben, die Geschichte vom<br />

Scheinriesen erzählen und sie würden verstehen,<br />

was hier gespielt wird.<br />

Und ich denke Lilly hatte Recht. Angst ist kein<br />

guter Berater.


7.<br />

Heute ist Verhandlung vor dem<br />

Arbeitsgericht. Es geht um die<br />

Behinderung der Betriebsratsarbeit<br />

im Streik.<br />

Der Saal ist voll mit Streikenden.<br />

Das Ergebnis bestätigt die Linie<br />

des Betriebsrats:<br />

Freier Zugang zum Werksgelände<br />

für die Betriebsratsmitglieder, die<br />

JAV und die Schwerbehindertenvertreter.<br />

Durststrecke beim Lohn hält an<br />

Beschäftigte bei Eichbaum setzen Streik um Entgelt fort<br />

Kräftig einschenken. Weiterstreiken. Das<br />

scheint das Motto zu sein, an welches sich<br />

die Beschilftigten der Eichbaum-Brauerei<br />

deneit vor allem halten wollen, wenn sie<br />

das Entgelt-Verhandlungsangebot des Firmenvorstandes<br />

unter die Lupe nehmen:<br />

Nach einer Nullrunde im Jahr 2003 und<br />

nur minimalen Einkommensverbesserungen<br />

2004 sollen sie nun den Vorschlag<br />

schlucken, 2005 auf zehn Prozent der Sondervergütung<br />

(Weihnachtsgeld) zu verzichten.<br />

Im Gegenzug will Eichbaum die Löhne<br />

um 1,5 Prozent erhöhen.<br />

Gegen diese Durststrecke setzen sich<br />

über 200 Brauerei-Mitarbeiter seit sechs<br />

Tagen mit einem Streik zur Wehr. Gestern<br />

vertauschten sie, teilweise mit Unterstützung<br />

ihrer Familienangehörigen, zeitweise<br />

das Gewerkschaftshaus mit dem eher kälteren<br />

"Arbeitsplatz" vor den Werkstoren in<br />

der Käfertaler Straße.<br />

In der Versammlung forderten die Streikenden<br />

eine Wiederaufnahme der Verhandlungen.<br />

Die Mitglieder der Streikleitung-<br />

Hilde Seibert von der Gewerkschaft<br />

NGG und Georg Dohr, hauptberuflich Betriebsratsvorsitzender<br />

bei Eichbaum- präzisierten<br />

die Forderungen. Die Bierbiauer<br />

sehen sich in ihrer Branche am Ende ,der<br />

Einkommensskala im Land. Dohr: "UnSer<br />

Ecklohn liegt 87 Euro unter dem Schnitt".<br />

Die aktuelle Differenz ist nur möglich, w~il<br />

Eichbaum aus dem Tarifverbund ausscherte<br />

und ein Haustarif die Bezahlung regelt.<br />

Die Beschäftigten bestehen auch hartnäckig<br />

auf 100 Prozent Weihnachtsgeld, weil<br />

bei Eichbaum durchaus "gute Gewinne' 1<br />

gemacht werden, wie Dohr weiß. Der Vorstand<br />

hingegen will in diesem Jahr die zehn<br />

Prozent Abschlag durchsetzen, da der Plan<br />

nicht übererfüllt wird. "Unannehmbar"<br />

seien diese Absichten, beurteilt Hilde Seibert<br />

von der NGG derzeit die Konfliktlage<br />

in der Tarifauseinandersetzung. saw<br />

"Arbeitgeber versuchen Machtprobe"<br />

NGG-Bundesvorsitzender schaltet' sich in Streik bei Eichbaum ein<br />

~ Vor dem Hintergrund des gegen·<br />

wärtigen Streiks bei der Eichbaum·<br />

Brauerei hat gestern der Bundesvor·<br />

sitzende der GewerksChaft Nahrung<br />

Genuss Gaststätten (NGG), Franz·)O·<br />

sefMöllenberg, den Arbeitgebern vor-.<br />

geworfen, sie unternähmen strategisch<br />

.und lange vorbereitet den Versuch,<br />

die Mitarbeiter des Mannbeimer<br />

Brauhauses aus dem Schutz<br />

der Tarifverträge zu entlassen.<br />

Möllenberg be~eichnete die ~tuel~en<br />

Absichten bei dem ..... Bierbrauer, das<br />

Weihnachtsgeld schrittweise bis 2007<br />

auf 8o Prozent zu senken, als den Ver·<br />

such. einer Machtprobe, wie er auch in<br />

anderen Branchen abzuwehren war.<br />

Bei dem Streik bei Eichbaum in Mannheim<br />

gehe es nicht um Zehntel· Prozentpunkte,<br />

sondern um Grundsätzli·<br />

ches. Möllenberg: .. Bei diesem Streik<br />

lassen wir uns auch nicht von den<br />

vom Arbeitgeber ·angemieteten Kampfhunden<br />

abhalten." ~<br />

Betriebsratsvorsitzender Georg<br />

Dohr machte deutlich, dass man in<br />

Mannheim kein .,Freiberger Modell~<br />

haben wolle (Anmerkung der Redakti·<br />

on: Die dortige Brauerei gehört zum<br />

Actris-Konzern) . Wenn man sich jetzt<br />

bei dieser Tarifrunde das Rückgrat bre·<br />

Auch die IC Metall zeigte sich gestern mit den streikenden Bierbrauern solidarisch<br />

und marschierte im Protestzug mit. ·<br />

-fOTO: KUNZ<br />

chen lasse, so Dohr, wÜrden die Arbeitgeber<br />

über kwz oder lang die Wochenarbeitszeit<br />

auf über 40 Stunden heraufsetzen.<br />

Für den NGG-Bundesvorsitzenden<br />

sei es ein Gebot der Stunde, in<br />

Zeiten der MasSenarbeitslosigkeit Ar·<br />

beitszeitverkürzungen zu verlangen,<br />

um fLir möglichst viele Kollegen die<br />

Arbeitsplätze zu erhalten.<br />

Eichbaurn-Vorstandsvorsitzender<br />

Eric Schäffer, der gestern telefonisch<br />

nicht erreichbar war, ließ am Abend<br />

über sein Sekretariat mitteilen, dass<br />

die Hunde einem privaten Sicherheitsdienst<br />

gehören. der für die Bewachung<br />

des Firmengeländes angefordert<br />

wurde. Die Tiere unterlägen der<br />

Verantwortung der Security. (drnn)


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Der Betriebsrat führte weiter aus, dass<br />

er grundsätzlich nichts von einer Verabschiedung<br />

aus dem Flächentarif halte.<br />

Der kurzfristige Wettbewerbsvorteil<br />

würde sicherlich in Kürze aufgezehrt<br />

sein. Der Lohnverzicht würde direkt in<br />

den Markt weitergegeben. Dem Lohndumping<br />

wäre damit Tür und Tor geöffnet.<br />

Der ruinöse Preiskrieg und Verdrängungswettbewerb<br />

sei also nicht aufzuhalten<br />

und helfe dem Betrieb langfristig<br />

nicht weiter. Verlierer seien in jedem Fall<br />

die Arbeitnehmer.<br />

Ost und West können auf Grund der<br />

unterschiedlichen Strukturen nicht verglichen<br />

werden.<br />

Der Ausstieg der größten Brauerei<br />

Baden-Württembergs hätte sicherlich


8.<br />

Aufregung am Haupttor als der<br />

Betriebsratsvorsitzende Georg<br />

Dohr trotz des Arbeitsgerichtsbeschlusses<br />

vom Vortag daran<br />

gehindert wird, das Betriebsgelände<br />

zu betreten, um zum<br />

Betriebsrats-Büro zu gehen.<br />

Am heutigen Tag kommt es zu<br />

ersten Verhandlungen über die<br />

Notdienstbereitschaft der Streikenden<br />

und zur Frage der Urlaubsregelung.<br />

Nachmittags nehmen einige<br />

Streikende an einer Studierenden­<br />

Demonstration in der Innenstadt<br />

teil.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

ganz anderen Einfluss auf die gesamte<br />

Tariflandschaft der Branche.<br />

DAIMLERCHRYSLER<br />

Betrie>bsrat<br />

Auf Anfrage des Betriebsrates über das<br />

Ergebnis dieses Gespräches aus Sicht<br />

der Geschäftsleitung erklärte diese, jetzt<br />

zu wissen, dass eine Lösung in der Form<br />

eines betrieblichen Weges- wie in Freiberg-<br />

mit dem Mannheimer Betriebsrat<br />

nicht zu machen sei.<br />

Es wurde noch einmal betont, dass es<br />

keinerlei Planungen gegeben habe:<br />

Weder der Austritt aus dem Tarifverband<br />

noch andere Schritte.<br />

Es sei lediglich darum gegangen, die<br />

Vorstellungen des Betriebsrates in die<br />

Überlegungen des Arbeitgebers einzubeziehen.<br />

An den Betriebsrat und<br />

die Beschäftigten der<br />

Eichbaum Brauerei Mannheim<br />

Ul'l!e~ Zeichen<br />

BR fa<br />

Lieber Georg Dohr,<br />

liebe Kolleginnen , liebe Kollegen,<br />

Weli(Monl\heim<br />

Hanns·-Mattin-Schleyer-Str. 21~57<br />

S8.299 Mannheim<br />

Telefon-Dvtchwahl<br />

(0G~1) 393-2256<br />

Telefax:<br />

(OG21) 393-4230<br />

Datum<br />

03 02.2005<br />

wir, der Betriebsrat und die Vertrauensleute der OaimlerChrysler AG und der EvaBus GmbH<br />

am Standort MannhGim, verfolgen mit Zorn im Bouch d3B erb~rm li che Poesencpiol der<br />

GeschäftsiMung in eurer Tarifause i nanderse~ung .<br />

Wir verstehen nicht, dass die C3eschaftsfleitung bei euren eher moderaten Forderungen mit<br />

solcher Gewalt gegen die Beschaftigten vorgeht.<br />

ln mehreren Jahrzehnten I arifauseinanoersetzung ist uns eine solche Vielzahl von brutaler<br />

UntemehmenswlllkOr noch nie begegnet. Dies ist in der Region, aber auch im ganzen DGB<br />

und seiner Einzelgewerkschaften. von Seiten des Kap~als noch nie praktiziert worden.<br />

Zugang~begrenzungen fOr BetriQb~rtt.tA , HA~nk;:liTTAn von StrAikbrP.c:hPm und dArgiP.ichan<br />

mehr fGhren zu einer unnotigen Verschärfung im Tarifkonflikl. deren Ausgang und eventuelle<br />

Folgon oinzig und olloln dlo Gooohäfu>loltung zu vorantworten hat.<br />

Dies ist nicht nur ~ine Solidaritatsadresse an die Beschaftigten, sondern auch eine Wamung<br />

an eure Geschaftsle~ung. Wir als .Benzte(' lassen uns ln der Region Mannheim nicht mit<br />

frQhkapitalistlschen oder Stasi-Methoden behandeln. Dieses Gebaren trifft jeden abhängig<br />

BeschäftiRten, ob IGM oder NGG, bis ins Mark.<br />

Wir erklaren uns mtt den Kolleginnen und Kollegen der Eichbaum Brauerei Mannheim soli·<br />

dansch. Wir fordern d i ~ Geschaftsleitung auf, unmitt~lbar an den Varh:&ndlungstisch zurückzukehren<br />

und ein tragfahiges Ergebnis m~ euren Interessensvertretern zu verhandeln.<br />

Wir wunschen euch herzliehst tor euren richtigen und wichtigen Kampf viel Kraft und auch<br />

Erfolg. Wir stehen an eurer Seite.<br />

Den ersten Erfolg habt ihr ja gestern schon erreicht. GIOckwunschll<br />

M~ kollegialem Gru><br />

Allerdings seien jetzt andere Schritte<br />

erforderlich, nachdem die Geschäftsleitung<br />

wisse, dass ein Weg wie in<br />

Freiberg hier nicht zu machen sei.<br />

Joachim Homer<br />

SR-Vorsitzender<br />

Helmut Narr<br />

VK-Leitung


9.<br />

Heute gibt's eine Pressekonferenz<br />

und die NGG stellt erstmals die<br />

Frage: Geht der Eichbaum das Bier<br />

aus?<br />

Dann schauen die Alpirsbacher<br />

Kolleginnen und Kollegen vorbei<br />

und bringen Flüssiges.<br />

Von den SPD-Abgeordneten Lothar<br />

Mark und Roland Weiß erreicht uns<br />

nebenstehendes E-Mail und die<br />

Mannheimer SPD-Spitze besucht<br />

uns vor dem Haupttor.<br />

Foto rechts unten, von links: Helen<br />

Heberer und Dr. Frank Mentrup von<br />

der SPD-Gemeinderatsfraktion,<br />

Georg Dohr, Hilde Seibert, DGB­<br />

Vorsitzender Stefan Rebmann und<br />

Joachim Horner, der Betriebsratsvorsitzende<br />

von DaimlerChrysler,<br />

Mannheim.<br />

Regioro Manmelm-Heldelberg<br />

Hana-80dr.Jer-Str . 1 . 88161Ma~<br />

Tei.:0621-1254250<br />

Fax: 0621 -12542e6<br />

region .matll'tlei~Cn!Kine!<br />

Mediendienst 04 . 02 . 2005<br />

Presseerklärung - Eilt<br />

Ist Eichbaum das Bier ausgegangen 1<br />

NachdemamheuligenF~mehrfac:hschwarzerR.auchQberder<br />

Eichbau!rbrauerel zu sehen war, erklll1e Hilde Seibert, Gelc:hMtsfOhrerio der<br />

Gewefksdlen deolldl> IOn


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Was dann im Winter 2002 folgte, wissen<br />

wir:<br />

Nachdem der Betriebsrat für das nicht<br />

tarifgebundene Unternehmen Gastromatic<br />

GmbH,- das mit unserer Brauerei<br />

einen Gemeinschaftsbetrieb bildet -,<br />

Vorgespräche zu einem Tarifvertrag aufgenommen<br />

hatte, weigerte sich der<br />

Vorstand nun, das auf Betriebsebene<br />

bereits Vereinbarte in einem Tarifvertrag<br />

verbindlich zu verankern.<br />

Er erklärte die NGG für nicht zuständig<br />

und weigerte sich schlichtweg, mit unserer<br />

Gewerkschaft überhaupt in Verhandlungen<br />

zu treten.<br />

Warum, wird uns spätestens heute<br />

rückblickend klar!<br />

Denn nur ohne Tarifbindung der Gastromatic<br />

hätte das Modell der Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />

nach dem Vorbild<br />

'l.·~"'<br />

Albtraum<br />

~k kd.k...<br />

Tariflos<br />

vor den Türen 25


10.<br />

ln der Regionalpresse erscheinen<br />

wieder mehrere Artikel zum<br />

Arbeitskampf bei Eichbaum.<br />

Außerdem wird in den umliegenden<br />

Stadtteilen ein erstes Anwohner-Info<br />

verteilt.<br />

Hervorheben wollen wir hier den<br />

Kommentar der Mannheimer<br />

Margen-Wirtschaftsredakteurin<br />

Ruth Weinkopf, der von der Haltung<br />

geprägt ist, zum Wohle der Region<br />

und der Arbeitsplätze zu einem<br />

vernünftigen Kompromiss kommen<br />

zu müssen.<br />

..,..~-------~---------~---· ---· ~---~--. -----,<br />

Warum streiken wir be.i der Eichbaum- I<br />

I Brauerei ? __j<br />

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

Bei der Eichbaum -Brauerei wird seit Donnerstag,<br />

27. Januar 2005 gestreikt.<br />

Hintergrund der Tarifauseinandersetzung ist die Forderung der Beschäftigten<br />

nach Erhöhung des bestehenden Haustarifvertrages.<br />

Durch den Austritt der Eichbaum Brauerei aus der Tarifgemeinschaft der<br />

Baden -Württembergischen Brauereien vor zwei Jahren besteht eine Lohndifferenz<br />

in Höhe von 87,-- Euro beim Eckentgelt (= Facharbeiterlohn).<br />

Das heißt: Die größte baden-württembergische Brauerei im Land mit über<br />

2 Millionen Hektolitern Bierproduktion und 1,5 Millionen Hektolitern alkoholfreier<br />

Getränke zahlt ihren Beschäftigten weniger als die anderen Braue- l­<br />

reien im Land.<br />

Und das, obwohl die Eichbaum -Brauerei ihren Absatz im Jahr 2004 im<br />

zweistelligen Prozentbereich steigern konnte<br />

22.11 .2004 ).<br />

und das Recht der Arbeitnehmer auf Streik zur Durch-<br />

I<br />

Dr. Brigitte Bauhoff \<br />

GewXltbetriebsmt.n•ouitzeode dei Koch( J..!i11gnOS;tia(,mbi:1<br />

Frau<br />

HUdcSClbcrt<br />

Gewerbehaft NGG<br />

Rhcin-Neckar<br />

Hans-Böeider-Straße I<br />

68161 Mannbcim<br />

Liebe liilde Sel'bert, lieber Georg Dohr,<br />

liebe Koll~en u.nd Kollegen, ! .<br />

Gesninthetriebsrat<br />

Roche Diagnosti


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Freiberg und der Tochter GSM 1:1,­<br />

also die hauseigene Menschenverleihe<br />

unter Tarif-, auf Mannheim übertragen<br />

werden können.<br />

Hierzu brauchte der Vorstand eben eine<br />

nicht tarifgebundene Gastromatic.<br />

Für Eichbaum erklärte man Ende Oktober<br />

2002 den "vorsorglichen" Austritt<br />

aus der Tarifgemeinschaft<br />

Unsere Vorstände forderten dann noch<br />

über den Arbeitgeberverband "zur Rettung<br />

des Flächentarifvertrages" die Gewerkschaft<br />

auf, über alternative Entlohnungsmodelle<br />

zu verhandeln.<br />

Die Landesbrauer schlossen noch vor<br />

Weihnachten mit 2,8% ab und vereinbarten<br />

zusätzlich die durch Eichbaum so<br />

vehement eingeforderte Variabilisierung<br />

der Jahressonderzuwendung.<br />

Augenmaß gefragt<br />

Von Ruth Weinkopf<br />

Brauerei-Chef Eric Schäffer und Betriebsratsvorsitzender<br />

Georg Dohr sollten ein<br />

Pils zusammen trinken, miteinander reden<br />

und einen Kompromiss finden. O.k., der<br />

Vorschlag mit dem Bier ist dem Ernst der<br />

Lage bei Eichbaum nicht angemessen, Gespräch<br />

und Kornpromiss sind aber dringend<br />

nötig. Denn die Rahmenbedingungen<br />

eines hart umkämpften, von ip.ternationalen<br />

Multis zunehmend beherrschten und<br />

von abnehmendem Bierdurst gezeichneten<br />

Marktes wiegen schon schwer genug, ein<br />

wochenlanger Streik passt darauf wie die<br />

Faust aufs Auge.<br />

Sollte der Brauerei noch im Streik das<br />

Bier ausgehen, wird die überregionale<br />

Konkurrenz dankend in die Bresche springen.<br />

Wie schwer einmal verlorene Marktanteile<br />

zurück zu gewinnen sind, sollten<br />

alle Beteiligten eigentlich wissen. Und man<br />

muss kein Pessimist sein, um zu ahnen,<br />

dass es irgendwann für Eichbaum schwierig<br />

werde dürfte, den Lieferverpflichtungen<br />

nachzukommen. ,Denn seit nunmehr<br />

10 Tagen sind nicht nur der Fuhrpark, sondern<br />

auch das Sudhaus lahm gelegt. Und<br />

im Gegensatz zur Logistik ist die eigentliche<br />

Bier-Produktion nicht so leicht mit<br />

Leihkräften zu bestücken.<br />

Die Sorgen der Belegschaft sind verständlich.<br />

Der Verweis darauf, dass ein Gewinn<br />

beim Unternehmen und eine Nullrunde<br />

bei der Belegschaft nicht zusammen<br />

passen 1<br />

auch. Doch der Gewinn, der in der<br />

Bilanz steht, ist faktisch nur die halbe<br />

Wahrheit. Eichbaum hat nur überlebt, weil<br />

SAP-Mitgründer Dietmar Hopp viel Geld<br />

investiert und das angestammte Geschäft<br />

der Mannheimer Brauerei mit einer zuglrräftigen,<br />

nationalen Marke arrondiert<br />

hat. Bei den Verantwortlichen der Brauerei<br />

ist fue Zitterpartie früherer Jahre offenbar<br />

noch nicht vergessen, weshalb vor dem<br />

Verteilen von Gewinn erst mal ein finanzielles<br />

Polster angeschafft werden soll.<br />

Auch die Aktionäre, das darf nicht vergessen<br />

werden, gehen leer aus.<br />

Fatal ist, dass die Fronten verhärtet und ·<br />

die Tarifparteien "sprachlos" sind. Jetzt ist<br />

von beiden Seiten nicht nur Augenmaß,<br />

sondern auch ein neutraler Vermittler gefragt.<br />

Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Christof<br />

Hettich wird Management und Arbeitnehmervertreter<br />

an einen Tisch bringen<br />

müssen. Eine Einigung muss sein - nicht<br />

zuletzt des schwierigen Marktes wegen.<br />

f§~<br />

PlllVA T SfKTK~LU::Rf l<br />

r:lRMtNTRAOITlON SI


12.<br />

Der Rosenmontag beginnt mit<br />

einem Paukenschlag. "Durch<br />

Boten" lässt der Eichbaum-Vorstand<br />

unserem Kollegen Werner<br />

Schafhauser eine fristlose Kündigung<br />

zustellen.<br />

Die NGG unternimmt sofort alle<br />

Schritte, um die Kündigung zurückzuweisen.<br />

Eine erfreuliche Mitteilung ist, dass<br />

die Videoüberwachung der Streikenden<br />

eingestellt werden muss.<br />

tao.w . a~A0 - 6111 1 1...._..,<br />

durch Boten<br />

Hem><br />

Wemer Schafhauser<br />

Molls1I11Jle 12<br />

68165 Mannbeim<br />

Ihr Arbeitsvt!rbältn.ii<br />

Kündigung<br />

Sehr geehrter Herr Schafhausc:r,<br />

hiermit<br />

....<br />

kündigen<br />

Tei.•DurcD~I<br />

3370 - lSS<br />

r .....• (M ' I )<br />

Go rl.. lu~t ... P"'<br />

--<br />

~'Rl


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass Herr Dr. Reis trotz Austritt Eichbaum<br />

aus dem Tarifverband dort noch<br />

federführend Einfluss auf dieses Ergebnis<br />

ausgeübt hat.<br />

Die Forderungen unserer Arbeitgeber<br />

waren schlussendlich zu 100% umgesetzt<br />

worden.<br />

Es war aber nicht etwa so, dass Eichbaum<br />

wieder dem Verband beigetreten<br />

ist.<br />

Nein, wir mussten bereits im Januar<br />

2003 durch einen dreitägigen Streik die<br />

Tarifgebundenheit für Gastromatic erkämpfen<br />

und ebenfalls durch einen<br />

Haustarifvertrag für Eichbaum die weitere<br />

grundsätzliche Tarifgebundenheit<br />

sicherstellen.<br />

Und nur so, also durch den Betriebsrat<br />

im Vorfeld der Tarifrunde und dann<br />

Betreff: Eichbaum<br />

Datum: Mon, 7Feb2005 15:31:19 +0!00<br />

Von: "Joerg-Martin Dann" <br />

An: <br />

Hallo Kolle gen! hal t e t durch<br />

Jörg Martin Dann<br />

Vors . d . Ge samtmita r beitervertretung der Samarit e rsti f tung NUrtingen<br />

29


12.<br />

Heute haben die Kolleginnen und<br />

Kollegen das Wort. Die Bütt ist<br />

offen für alle und die Reden werden<br />

Richtung Vorstandsetage<br />

geführt.<br />

350 Kolleginnen und Kollegen<br />

kommen zu unserem Rosenmontagsspektakel<br />

vor das Werkstor.<br />

Viele erscheinen im Faschingskostüm.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

durch den Streik, und sonst durch niemanden<br />

und gar nichts, konnte das<br />

"Freiberger Modell" in seinem ersten<br />

Angriff abgewehrt werden.<br />

ln der Zwischenzeit hatten wir weitere<br />

Vorhaben auf betrieblicher Ebene abzuwehren<br />

wie zum Beispiel die Idee der<br />

Jahresarbeitszeit bei Wochenendarbeit<br />

ohne Zulagen und viele Geschichten<br />

mehr.<br />

Wir haben hierzu ja fortlaufend und ausführlich<br />

auf unseren Betriebsversammlungen<br />

berichtet.<br />

Und noch kurz vor dieser aktuellen Tarifrunde<br />

hat man diese quasi damit eingeläutet,<br />

dass wiederum einzelne Bausteine<br />

des Sachsenmodells mit dem Betriebsrat<br />

vereinbart werden sollten.<br />

Speziell ging es diesmal um die Einführung<br />

der Zweiklassengesellschaft, also<br />

einer Spaltung der Belegschaft zur<br />

Anheizung des Konkurrenzkampfes.


12.<br />

Das närrische Treiben mit dem<br />

ernsten Hintergrund findet seinen<br />

Ausklang im Streiklokal Las Tapas<br />

in der Nähe des Haupttors.<br />

Gemeinsam singen, feiern, lachen,<br />

Mut machen, Kraft tanken für die<br />

nächsten Tage.<br />

Wie lang der Streik noch gehen<br />

wird, weiß an diesem Tag niemand.<br />

Das provokative Verhalten des<br />

Eichbaum-Vorstands jedoch gibt<br />

keinen Hinweis für optimistische<br />

Prognosen.<br />

Der Tag hat gezeigt: Mit Witz und<br />

Fantasie geht alles besser und,<br />

wir lassen uns die Stimmung nicht<br />

verderben.<br />

32


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Nachdem der Vorstand auch hier wieder<br />

am Betriebsrat gescheitert war, sah er<br />

sich gezwungen- statt betrieblicher<br />

Wege- doch mit der Gewerkschaft verhandeln<br />

zu müssen.<br />

ln den Verhandlungen selbst kam der<br />

Vorstand mit der Idee, die 40 Stunden­<br />

Woche wieder einzuführen, in 2005 eine<br />

weitere Nullrunde zu fahren bzw. lediglich<br />

eine Prämie auszuschütten und erst<br />

in 2006 1,5% anzubieten.<br />

Nach seinem zweiten Vorschlag hätten<br />

wir dann die schmale Lohnerhöhung<br />

von 1,5% durch eine Kürzung des<br />

Weihnachtsgeldes selbst finanziert.<br />

ln den Folgejahren wäre das Weihnachtsgeld<br />

dann bereits bei Planerreichung<br />

pauschal auf 80% gekürzt worden.<br />

Das hätte in der Praxis nichts anderes<br />

bedeutet, als drei weitere Nullrunden


13.<br />

"Keine Atempause- Geschichte<br />

wird gemacht, es geht voran ", heißt<br />

es in einem Song der Gruppe Fehlfarben,<br />

der in den 80ern ein schöner<br />

Demo-Hit war.<br />

NGG Region<br />

Mannheim I Heidelberg<br />

Z.U,K...,.W.an:<br />

G-ntschaft NGG RegiOn Bremen-Weser-Eibe<br />

BETRIEBSRAT<br />

AM00C .. llil92&!9te~l!.lf01o


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

bereits bei Erreichen des Unternehmenszieles.<br />

Und dabei sind Gewinne geplant.<br />

Es hätte also auch den Ausbau der Distanz<br />

zu allen anderen Brauereien in Baden-Württemberg<br />

bedeutet.<br />

Und dabei frage ich Euch, was wäre das<br />

wieder gewesen 7<br />

Richtig: Generelle Nullrunden und verteilt<br />

werden soll nur das, was übrig<br />

bleibt, wobei der Vorstand bestimmt,<br />

was übrig bleibt. Das ist eine weitere<br />

Spielart des "Freiberger Modells".<br />

Es bleibt dabei: Unsere Arbeitgeber sind<br />

auf dem neoliberalen Trip.<br />

Es geht denen darum, uns endgültig<br />

klein zu kriegen, so wie es ihnen mit<br />

Kolleginnen und Kollegen aus Freiberg<br />

und Oppach bereits in großen Teilen<br />

gelungen ist.


14.<br />

Zweite Großdemonstration vom<br />

Haupttor durch die Mannheimer<br />

Innenstadt.<br />

Auf dem Weg finden zwei Kundgebungen<br />

statt und die Demonstration<br />

endet wieder im großen<br />

Saal des DGB-Hauses.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Und die Ziele heißen nach wie vor:<br />

• Bildung einer tarif- und gewerkschaftsfreie<br />

Zone Actris,<br />

• Schaffung eines Arbeitgeberparadieses<br />

durch so genannte "Betriebliche Bündnisse"<br />

und Zurückdrängen der Mitsprache<br />

und Mitbestimmung,<br />

• Generelle Nullrunden, eine Prämie nur<br />

dann, wenn sie wollen!<br />

• Ausbeutung durch Steigerung des Konkurrenzkampfes<br />

unter den Arbeitnehmern.<br />

Motivation nennen das Arbeitgeber<br />

gerne.<br />

Und wir Mannheimerhaben ihnen dieses<br />

Jahr einmal mehr in aller Deutlichkeit<br />

zeigen müssen, dass wir von dieser<br />

Art Motivation nichts halten.<br />

Hätten wir das nicht getan, und- liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen, da besteht<br />

Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />

Mannheim<br />

14. Streiktag 09.02.2005<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

der 14. Streiktag hat begonnen .<br />

Das bedeutet gleichzeitig, dass wir im längsten Arbeitskampf der<br />

baden-württembergischen Lebensmittelindustrie sind.<br />

Immer noch weigert sich der Vorstand, an den Verhandlungstisch<br />

zurückzukehren .<br />

Aber eines ist klar, die Biervorräte gehen zu Neige und mit dem<br />

Nachschub scheint es nicht so recht zu klappen .<br />

Überdies haben sich inzwischen die Gewerbeaufsicht und die<br />

Berufsgenossenschaft für die Zustände bei Eichbaum interessiert und<br />

werden am Donnerstag und am Freitag die Sache genauerunter die<br />

Lupe nehmen.<br />

Der Druck auf den Vorstand der Eichbaum steigt täglich.<br />

Gleichzeitig nimmt die Unterstützung der Streikenden durch<br />

Solidaritätsbekundungen und Schreiben lokaler und überregionaler<br />

Mandatsträger zu .<br />

Mehrere Bundestagsabgeordnete haben den Vorstand zu<br />

Verhandlungen aufgefordert<br />

Wir werden den Druck auch noch weiter Erhöhen.<br />

in den nächsten Tagen werden die Zelte phantasievoll umgebaut und<br />

den behördlichen Auflagen angepasst. Wer hierzu noch Ideen und<br />

handwerkliches Können einbringen möchte, meldet sich bei der<br />

Streikleitung.<br />

Zur Unterstützung und Aufmunterung erhalten wir heute eine Lieferung<br />

Kekse gestiftet von der Belegschaft der Fa.Tekrum , Ravensburg .<br />

Delegationen werden erwartet von : Coca-Cola; Mineralbrunnen Aqua­<br />

Römer; Tekrum; Studierendenvertretung der Uni Mannheim.<br />

~ bittewenden<br />

...<br />

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GEWERKSCHAFT<br />

NAHRUNG­<br />

GENUSS ­<br />

GASTSTA TJEN<br />

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Heüe~g<br />

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Hil:leSetlltt<br />

Ges::niisfunmmRe~<br />

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14.<br />

Die zweite Streikversammlung<br />

steht ganz im Zeichen der Berichterstattung,<br />

Bestandsaufnahme und<br />

Beratung über weitere Kampfmaßnahmen.<br />

Volker Daiss, Sekretär des NGG -<br />

Landesbezirks berichtet über den<br />

bisherigen Streikverlauf (Bild oben).<br />

Solidarische Grüße gab es vom<br />

Asta der Mannheimer Universität<br />

(zweites Bild), vom Betriebsratsvorsitzenden<br />

des Großkraftwerks<br />

Mannheim, Uwe Pohle und von Udo<br />

Beiz, Betriebsratsvorsitzender von<br />

Alstom Mannheim (Bild unten), die<br />

selbst im Arbeitskampf um den<br />

Erhalt ihres Betriebes stehen.<br />

Eine beeindruckende Rede hält<br />

Pfarrer Martin Huhn vom evangelischen<br />

Industrie- und Sozialpfarramt.<br />

Ein typisches Aschermittwoch -<br />

Heringsessen für alle Beteiligte<br />

rundet diesen gelungenen Aktionstag<br />

ab.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Nicht von Schikanen der Hausjuristen,<br />

die uns mit dem Zentimetermaß in der<br />

Hand zwangen, Zelte abzubauen, so<br />

dass wir frieren sollten,<br />

Nicht davon, dass man uns einen perfekten<br />

Anlagenlauf vorgegaukelt hat<br />

und<br />

Nicht davon, dass die von drinnen mit<br />

Überstunden regelrecht gegen uns angekämpft<br />

haben.<br />

Nicht davon, als auch nicht vor den widerlichsten<br />

Methoden zurückgeschreckt<br />

wurde und man aus Betrieben des<br />

Konzerns Streikbrecher ankarrte, die<br />

man dann auch noch der Presse gegenüber<br />

erklären ließ, sie seien mit der<br />

Entlohnung gemäß Freiberg zufrieden<br />

und sähen keinen Grund zu streiken.<br />

Nicht davon, dass man uns damit<br />

bedroht hat, unsere Arbeitsplätze gin-


15.<br />

Auf Initiative der NGG überprüft das<br />

Gewerbeaufsichtsamt heute die<br />

Arbeitszeiten der Streikbrecher im<br />

Betrieb.<br />

An den Balkonen im Wohngebiet<br />

um den Betrieb finden sich mittlerweile<br />

zahlreiche Transparente, auf<br />

denen sich die Anwohner mit den<br />

Zielen des Streiks solidarisch<br />

erklären.<br />

Die Bierbrauer bei Eichbaum wanken auch nach zwei Wochen nicht<br />

Streik um den Lohn und um die Erhaltung des Tarifvertrags geht weiter'/ Längster NGG·Arbeitskampf im Land<br />

Von unserem RedaktlonsmilgliOO<br />

Harald Sawatzkl<br />

Die sonore Stimme eines Ben Bcckcr hätte<br />

sich hinter einem Megaphon sicher gut gemacht,<br />

doch der Schauspieler stand nicht<br />

zur Verfügung: Er ist bcre1ts vom Eichbaum-Vorstand<br />

fUr Werbezwecke eingespannt.<br />

Georg Dohr indes, der Betricbsratsvorsitzende<br />

der Mannheimer Brauerei,<br />

verschaffte sich gestern nicht weniger<br />

glänzend Gehör, als es 1n der Innenstadt<br />

darum ging, d1e Forderungen seiner demonstrierenden<br />

Kollegen an die Passanten<br />

"rübC!r zu bringen~ . Zwischen 200 und 300<br />

Beschäftigte zogen um die Mittagszelt von<br />

dC!r Brauerei an der Käfertaler Straße zu<br />

den Planken, von dort zum Marktplatz und<br />

zur Abschlusskundgebung ins Gewerk­<br />

$Cha[tshaus.<br />

Es geht um Geld, und es geht um den Tarüvertrag,<br />

den der Vorstand nach Einschätzung<br />

der Gcwerkschafl NGG und der<br />

Eichbawn-Mitarbcitcr am liebsten kass l e~<br />

rcn möchte. Die Brauerei plant eine Kürzuog<br />

des ,,WcihnachtsgcldcsK um zehn<br />

Prozent in diesem Jahr, urn weitere zehn<br />

Prozent 2006 und 2007 . Würden diese Absichten<br />

Realität, dann "wäre die diesj!l.hrigc<br />

LohnerhOhung fas t völlig aufgefressenK,<br />

klagen die Beschäftigten.<br />

Sie befürchten außerdem den Umbau des<br />

Unternehmens mit Hilfe von Vcrleihgesellschaften:<br />

Deren BeschMtigte w11rdcn dann<br />

unter Tarif bezahlt, was im .,Freiberger<br />

Modell" schon praktizrert werde. Am Ende<br />

drohe gar die Einführung einer ~Zwei·<br />

Klassen-Gesellschaft" Im Betrieb: Die einen<br />

haben ihren Tarifvertrag, die anderen<br />

,.erhalten nur das gesetzliche Minimum".<br />

"Wir woUen heute unsere Forderungen<br />

herausschreien", kiindigte Dohr zu Beginn<br />

der Demonstration an. Eskortiert von Polizeikräften<br />

schob sich der Protestzug durch<br />

die Innenstadt. Es kam zu leichten Verkehrsbeeinlrtichtigungen<br />

- die aber von<br />

den Betroffenen gelassen hingenommen<br />

wurden, wie NGG-Geschäftsfüh.rerin Hilde<br />

Seihut später resünüerte.<br />

Auch auf die Solidarität anderer setzen<br />

die Streikenden, die in Baden-Württemberg<br />

jelzt Spitzenreiter in Sachen Arbeitskampf<br />

in der Nahrungsmittelindustrie<br />

sind: Noch nie währt.e ein Streik so lange<br />

wie jetzt bei Eichbaum. Solidarität erfuhren<br />

die aufgebrachten Bierbrauer in der<br />

Tat schon am Werkstor. Dort meldeten sich<br />

Vertreter auswärtiger Brauereien zu Wort<br />

und bestärkten die Mannheimer in ihrem<br />

Kampfeswillen. "Wenn ihr aufgebt, brauchen<br />

wir gar nicht mehr antrete'n", beschwor<br />

man die Streikenden.<br />

Der einstige CDU-Generalsekretär Heiner<br />

Geißler dürfte demnächst Post aus<br />

Mannheim erhalten. Die Streikversammlung<br />

beschloss, seinem Rat aus dem November<br />

2004 zu folgen: Damals forderte<br />

Geißler die Parteien, Gewerkschaften und<br />

Arbeitnehmer zu einem "Aufschrei" gegen<br />

den unregulicrten Wettbewerb in einer globalisierten<br />

Welt zu Last.en der Arbeitnehmerschaft<br />

auf . .,Dies ist unser Aufschrei",<br />

deuteten die Protestierer ihre Demonstration<br />

gegen drohende Lohnkür.zungen.<br />

Betreff:<br />

Datum: Tbu, 10 Feb 2005 10:30: 19 +0100<br />

Von: "Silke Hirsch" <br />

An: region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />

Hallo Kollegen und Kolleginnen,<br />

Ich habe in den letz t e n Tagen Euren Streik verfolgt.<br />

Das sind ja Methoden welche dieser Herr Hopp anwendet.<br />

Da stehen einem die Haare zu Berge.<br />

Ich wollte Euch nur sagen das wir hier in Stuttgart das alles verfolgen.<br />

Und Euch hiermit ermutigen durchzuhalten.<br />

Seid alle gegrüßt Von meinen Kollegen und mir.<br />

Silke Hirsch<br />

SSB Stuttgarter Strassenbahnen AG<br />

Unternehmensbereich Betrieb<br />

BUd - Fahr- und Die nstplanung


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

gen verloren, denn es liefe ja mit Speditionen<br />

und Leiharbeitnehmer alles<br />

genau so gut, ja sogar billiger,<br />

Nicht durch die Androhung von Strafanzeigen<br />

und<br />

Nicht von ausgesprochenen Abmahnungen<br />

oder Kündigungen.<br />

An dieser Stelle möchte ich den Kollegen<br />

Schafhauser einmal erwähnen, der<br />

über 25 Jahre bei uns beschäftigt ist.<br />

Als ich von seiner Kündigung härte,<br />

habe ich ihn bei Seite genommen, um<br />

mich um ihn zu kümmern. Denn natürlich<br />

musste ihn und seine Familie diese<br />

Kündigung in tiefe Sorge treiben.<br />

Aber der Werner sagte nur ganz ruhig:<br />

"Schosch, loss mol stecke ....". Er erklärte<br />

mir, dass wir jetzt andere Probleme<br />

hätten und seine Situation noch im<br />

Nachhinein zu lösen wäre, denn die<br />

43


16.<br />

Heute erreicht uns die Mitteilung,<br />

dass in der Eichbaum-Niederlassung<br />

in Heilbronn ein Hausverbot<br />

für NGG-Sekretäre erklärt<br />

wu rde.<br />

Die Berufsgenossenschaft sagt<br />

Überprüfung im Werk ab.<br />

Vorstand Pauli lässt EDV-Zugang<br />

des Betriebsrats sperren.<br />

Daraufhin stellt die NGG einen<br />

Strafantrag gegen das Vorstandsmitglied<br />

Pauli wegen Behinderung<br />

der Betriebsratsarbeit<br />

Pressemitteilung: "Eichbaum<br />

behindert erneut die Arbeit des<br />

Betriebsrats".<br />

Gewerkschaft<br />

Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

Haubachsir 76<br />

22765 Harnburg<br />

An die Staatsanwaltschaft Mannheim<br />

Vorab per Fax (0621 /292 71 20)<br />

Strafanzeige<br />

Strafanzeige gemäß § 119 Abs. 1 Ziff. 2 BetrVG<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

11 .02.05<br />

hiermit stellen wir, in Vollmacht und Vertretung für den Geschäftsführenden Hauptvorstand<br />

der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Haubachstr. 76, 22765 Hamburg,<br />

Strafantrag gegen das Vorstandsmitglied der Eichbaum Brauerei AG, Herrn Roald Pauli,<br />

Käfertaler Straße 170, 68167 Mannheim, wegen Behinderung von Betriebsratsarbeit,<br />

(§ 119 Abs.1, Ziff. 2 BetrVG).<br />

Oie Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ist d.urch Mitglieder im Betrieb vertreten.<br />

Begründung:<br />

Wie aus den Medien bekannt ist, wird der Betrieb der Eichbaum Brauerei AG seit dem<br />

27 01 2005 durch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bestreikt.<br />

Dem Betriebsrat der Eichbaum Brauerei AG, IJertreten durch den Betriebsrats....orsitzenden,<br />

Herr Georg Oohr-Hutchison, wurde auf Anweisung von Herrn Roald Pauli. durch den<br />

Systemadministrator der betrieblichen EDV-Anlage, Herr Florian Sickelmann. sämtlicher<br />

ZUgang zu dem Computersystem der Eichbaum Brauerei AG abgeschaltet<br />

Gleiches gilt für die EDV-Zugangsberechtigungen der Betriebsratsmitglieder Frau Anna<br />

Ritttinger und Herr Ralf Donaiski.<br />

Beweis: Zeugnis des Herm Florian Sickelmann, Nachtigallenweg 1. 67368 Westheim<br />

Dadurch ist der Betriebsrat von sämtlicher internen und externen Kommunikation wie zum<br />

Beispiel intranet und E-Mail abgeschnitten. Auch ist die Sicherheit der, auf den betrieblichen<br />

C_omputem des _Betriebsrats befindlichen, zum Teil geheimen Unterlagen des Betriebsrats<br />

mcht mehr gewährleistet. Der Betriebsrat ist überdies durch die Sperrung des Systems nicht<br />

in der Lage, erforderliche Vorlagen wie z.B. Widerspruchsschreiben, Einladungen zu<br />

Sitzungen . Sitzungsprotokolle etc. zu nutzen.<br />

Der Betriebsrat ist zur Wahrnehmung seiner betriebsverfassungsrechtlichen Aufgaben auf<br />

die Nutzung der betrieblichen EOV-Anlage angewiesen. Insbesondere kann der Betriebsrat<br />

durch die eigene E-Mail-Adresse von Beschäftigten angesprochen und informiert werden.<br />

Vor allem besteht für die Beschäftigten keine andere Möglichkeit ohne Kenntnis der<br />

Vorgesetzten Kontakt mit dem Betriebsrat aufzunehmen.<br />

Darüber hinaus ist der Zugang zum betrieblichen Intranet erforderlich, um so Ober die<br />

internen Rundschreiben des Arbeitgebers an alle Mitarbeiter informiert zu sein. Oie letzten,<br />

dem Betriebsrat bekannten Veröffentlichungen des Arbeitgebers enthalten Passagen, d ie<br />

nach unse~er Auffassung geeignet sind das betriebsverfassungsrechtliche Organ Betriebsrat<br />

herabzuwürdigen. Ohne Kenntnis über derartige Schreiben ist der Betriebsrat nicht in der<br />

Lage darauf zu reagieren.<br />

Zusätzlich ist der Betriebsrat in der Lage, durch Einsichtnahme der betrieblichen<br />

Arbeitszeiterfassung die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zu überwachen. Ohne den<br />

Zugang zum betrieblichen EOV~System SAP HR kann diese Aufgabe des Betriebsrats nicht<br />

mehr erfolgen.<br />

Herr Georg Dohr-Hutchison ist überdies, neben seiner Funktion als Betriebsrat der Eichbaum<br />

Brauerei AG, noch Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der zugehörigen Konzernmutter<br />

Actris AG. Der Kontakt und Schriftverkehr des Konzernbetriebsrats erfolgt Oberwiegend<br />

elektronisch, sodass Herr Georg Dohr-Hutchison insofern auch in seiner Ausübung als<br />

Konzernbetriebsrat behindert ist. Auf den Netzservern der betrieblichen EDV befinden sich<br />

sämtliche Unterlagen wie beispielsweise Adressen, T e lefonnummem und ähnliches.<br />

Serienbriefe die der KonzembetriebsratsiJorsitzende in seiner Funktion Obiicherweise auf<br />

dem System erstellt können nicht mehr geschrieben werden.<br />

ln seinen betriebsverfassungsrechtlichen Funktionen ist der Betriebsrat überdies berechtigt,<br />

über das betriebliche Netzwerk das Internet zu nutzen. Auch dies ist im momentan verwehrt.<br />

Beweis: Zeugnis des Betriebsratsvorsitz.enden, Herr Georg Dohr·Hutchison . Landtellstr. 10.<br />

68163 Mannheim<br />

Darüber hinaus wurde dem Betriebsrat auf Anweisung des Vorstands der Eichbaum Brauerei<br />

AG, eine unkontrollierte Kontaktaufnahme mit den Beschäftigten der Eichbaum Brauerei AG<br />

erneut verwehrt. Entgegen eines bereits im Vorfeld erfolgten gerichtlichen Vergleichs in dem<br />

Beschlußverfahren vor dem Arbeitsgericht Mannheim vom 02.02.2005, AZ 9 BVGa01/05<br />

wird der Betriebsrat bei Betreten des Betriebsgelände auf Schritt und Tritt überwacht. Eine<br />

Kontaktaufnahme wird protokolliert.<br />

Beweis: Zeugnis des Herrn James Herrmann, Hauptstr. 10, 67317 Altleiningen<br />

Dadurch ist der Betriebsrat in der Ausübung seiner Rechte massiv behindert. Nach der<br />

Betriebsbegehung werden Oberdies die Beschaftiglen mit denen Herr Oohr-Hutchison<br />

Kontakt hatte eingehend über die Inhalte der Gespräche befragt<br />

Beweis: Zeugnis des Betriebsratsvorsitzenden, Herr Georg Oohr-Hutchison. Landteilstr. 10.<br />

68163 Mannheim<br />

Es wir beantragt, die Ermittlungen gegen Herrn Roald Pauli aufzunehmen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Volker Oaiss<br />

Landesbezirkssekretär<br />

Gewerkschaft<br />

Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

Landesbezirk Baden-Württemberg


17.<br />

Am 16. Streiktag sieht es die<br />

Streikleitung als notwendig an, am<br />

nächsten Vormittag eine Mitgliederversammlung<br />

durchzuführen.<br />

Die Einladung wird über eine<br />

Telefonkette organisiert. Fast alle<br />

Streikenden versammeln sich am<br />

Samstag um 10 Uhr im Gewerkschaftshaus.<br />

Am Nachmittag gibt es wieder<br />

einen Infostand in der Innenstadt.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Nicht von falschen und verzerrten Darstellungen<br />

der Hausmitteilungen aus<br />

dem Betrieb,<br />

Nicht von fehlerhaften und verzerrten<br />

Darstellungen in den lokalen Medien,<br />

die manchmal ja schon weh getan haben<br />

- so falsch waren die,<br />

Nicht von Haus- und Redeverbot und<br />

auch nicht von den Ablenkungsmanövern<br />

der Arbeitgeber, als sie meinten, es<br />

ginge nur noch um das Zitat von Jack<br />

London und dessen Aussage zu Streikbrechern.<br />

Und wir haben uns auch nicht von den<br />

im Vorfeld dieser Tarifrunde durch unseren<br />

Vorstand vorgetragenen Androhungen<br />

beeindrucken lassen, wonach<br />

wir verkauft würden, weil der Hauptanteilseigner<br />

Hopp die Nase von uns<br />

voll hätte oder der Fuhrpark und der<br />

Telefonvorverkauf ausgegliedert würden.<br />

Das erhebliche Plus bei aiesem 2. Streik sehe<br />

ich darin, dass so viele den Mut zu hatten, die<br />

ganze Zeit dabei zu bleiben und dass keiner<br />

abgebrochen hat. Außerdem ist zwischen<br />

Gastromatic- und Eichbaum-Mitarbeitern eine<br />

Verbundenheit entstanden.


18.<br />

Walter Riester, ehemaliger Bundesarbeitsminister<br />

(SPD) besucht die<br />

Streikenden vor dem Werkstor.<br />

Abbau von Arbeitnehmerrechten<br />

könne nur durch eindeutiges<br />

Handeln wie hier bei Eichbaum<br />

abgewehrt werden , so Walter<br />

Riester. Er wurde von Lothar Mark,<br />

ebenfalls Bundestagsabgeordenter,<br />

begleitet.<br />

Solidaritätserklärung<br />

der gewerkschaftlichen Vertrauensleute der IG BCE und<br />

der Firma Freudenberg Bausysteme KG in WE<br />

an die Streikenden bei der Finna Eichbaum in I<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

der Presse haben wir entnommen, dass ihr euch im Streik befindet, ~<br />

beitszeitverlängerung zu verhindern.<br />

Eure Geschäftsleitung und die Arbeitgeber Oberhaupt wollen die Gun<br />

um erkämpfte tarifliche Absieherungen der Beschäftigten auf Dauer2<br />

kulierendabei mit der Angst der Beschäftigten vor Arbeitslosigkeit.<br />

Dabei ist klar, dass Lohnsenkungen und eine Verlängerung dertarifli<br />

der Sicherung von Arbeitsp~tzen dienen, sondern im Gegenteil Arbe<br />

kosten werden. Auch im Freudenbergkonzern werden wir mit diesen<br />

Es isttoruns alle außerordentlich wichtig, dass wir uns gemeinsam f<br />

heiten der Unternehmer wehren und unsere Solidarität zum Ausdrud<br />

ln unserer Betriebsratssitzung, am 10.2.05, haben wir uns mit eurem<br />

erklären uns hiermit mit euch solidarisch. Euer Kampf ist auch unser<br />

Es wäre schön, wenn ihr uns auch mit Informationen über die<br />

auf dem Laufenden hatten könntet. Wr s ind zu erreichen unte<br />

806030, bzw. Faxnr: 06201-884458.<br />

V\lir wünschen euch viel Kraft und Ourchhaltevermögen!<br />

Mit solidarischen GrOßen<br />

i. A. Gerhard HUbner und Helmut Schmitt<br />

for den Betriebsrat und die Vertrauensleute der IG BCE<br />

bei der Firma Freudenberg Bausysteme Weinheim


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Do hr zu m Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

9<br />

nd des Betriebsrat,<br />

1 ~inhe1m<br />

in Mannheim<br />

Wir wissen, dass solche Maßnahmen<br />

bereits lange vor dem Streik geplant<br />

waren. W ir werden uns das auch im<br />

Nachhinein nicht in die Schuhe schieben<br />

lassen !<br />

et,umlohnabbaulrld~·<br />

GunstderStundenllltn,<br />

er zubeseitigenSiesptt<br />

.<br />

rif!ichenArber12dndC<br />

rbeispiltzl2>.<br />

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remStreik~tld<br />

Sefl


19.<br />

Heute demonstrieren Monteure<br />

zusammen mit der IG Metall um<br />

den Erhalt des Bundesmontagetarifvertrags.<br />

Auf ihrem Weg zu<br />

Südwestmetalllegen sie einen<br />

Solidaritätsstopp vor den Toren<br />

der Eichbaum-Brauerei ein.<br />

Zur Stärkung am Tor gibt es ein<br />

Weißwurstfrühstück und Live­<br />

Musik.<br />

Die Infostände in der Innenstadt<br />

werden fortgeführt.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Betriebsräten des Konzerns,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen ln den Belegschaften des Konzerns,<br />

eine harte, winterlich geprägte und erfrierende Situation hat sich über<br />

euren Konzern und seine zum Teil verängstigten und zum Teil mutigen<br />

Beschäftigten gelegt. Dabei sind Ängste und Mut, Resignation und<br />

Solidarität, Verantwortung und Ärger ungleich verteilt und nicht immer<br />

voneinander zu trennen .<br />

Ich möchte euch als Verantwortliche für eure Belegschaften in diese Zeit und<br />

Aufgabe hinein Mut machen und euch mehr Erfahrungen des Miteinander als des<br />

Ohne- und Gegeneinander wünschen. Eure Chance. eure Kompetenz. euer Vermögen<br />

liegt in der Solidarität begründet. Diese wendet s ich nicht automatisch<br />

gegen die Gesamtinteressen eines Unternehmens oder eines Betriebs. Diese<br />

kann sehr Wohl dem Ganzen gewidmet und geschuldet sein.<br />

Ich würde allen wünschen. der Eindruck möge sich bei ihnen verstärken, dass<br />

alle, - ich meine hier vor allem die Geschäftsführung und diejenigen, die in<br />

ihrem direkten Auftrag Befugnisse haben bzw. ausführen,· dass sie mindestens<br />

so verantwortlich und umfassend an das Ganze - und dies sind zuerst die<br />

Menschen, dies sind zuvörderst die Beschäftigten- denken, wie im<br />

Umkehrschluss ihr in all den Konflikten und Bedrohungen die Jahre über an<br />

das Wohl eures Unternehmens und an dessen gesamte Zukunft gedacht, geglaubt<br />

und gehandelt habt.<br />

Ihr braucht euch von keiner Seite - schon gar nicht aus den Schützengräben<br />

oder der warmen Stube heraus - vorhalten und vorwerfen lassen. dass ihr es<br />

an Verantwortung, an Weitblick, an Solidarität mit den Schwachen habt<br />

mangeln lassen.<br />

Leider ist es seit langem schon bei euch und anderswo sehr schwer zu<br />

ermessen, wer mit welchem Interesse seine Süppchen kocht, seine Interessen<br />

lanciert. seine Macht ausspielt und demonstriert. Eure Aufgabe besteht<br />

unabhängig von allem im Zusammenführen und Zusammenhalten; das Spalten und<br />

Dividieren von anderen Seiten wird reichlich genug praktiziert und<br />

wahrnehmbar.<br />

Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr nur eine Chance zur Entwicklung habt,<br />

wenn es im Konzert mit eurer Gewerkschaft gelingt. die Pfeile abzuwehren und<br />

keine eigenen Keile zu treiben. auch wenn es strategisch geboten sein<br />

könnte.<br />

Was ich als Außenstehender wahrnehme in diesen Tagen, ist für mich so<br />

unbeschreiblich und so seltsam gewebt, dass ich dabei nicht erkennen kann,<br />

d~ss es dem Wohl des Unternehmens insgesamt förderlich sein sollte. Mögen<br />

d1e Scherben um Cent und Ze1t zusammenzufügen sein, was an Menschlichem<br />

zerdeppert und zertrampelt wird, lässt nichts Gutes erahnen und wird erst<br />

zur Ruhe kommen, wenn Ruhe ist, etwa so wie auf einem Friedhof.<br />

Liebe Kollegen. liebe Verantwortliche,<br />

wir bieten uns als kirchliche Dienste für die Arbeitswelt weiterhin an, eure<br />

Wege mitzugehen, eure Lasten mitzutragen und uns mit auszuliefern, wenn dies<br />

nötig sein sollte.<br />

Ich wünsch_e euch. dass ihr bei allem was euch aufgetragen und entgegen<br />

gebracht w~rd . 1hr den Kompass der Humanität und der Solidarität als<br />

Richtmaß und Wegweiser behalten und einsetzen könnt.<br />

ln diesem Sinne, ein solidarisches Glück Auf,<br />

euer Josef Homberg,<br />

Betriebsseelsorger der Diözese Speyer<br />

PS: Ich wäre dankbar, wenn ihr nach eigener Einschätzung, unsere Hinweise<br />

weiter vermitteln könnt.<br />

Metaller stützen den Eichbaum<br />

Protestierende Monteure kurven im Autokorso zur Streikfront<br />

Es gärte heftig vor den Toren der Eichbaum-Brauerei,<br />

als gestern gegen 10 Uhr<br />

ein ellenlanger Autokorso von etwa 80 Pkw<br />

an der Streikfront in der Käfertaler Straße<br />

stoppte: Überschäumende Solidarität von<br />

über 150 Metallarbeitern machte sich breit,<br />

schwappte über zu den in der Kälte seit<br />

beinahe drei Wochen ausharrenden Bierbrauern.<br />

Die Arbeitnehmergruppen aus verschiedenen<br />

Gewerkschaftslagern machten denn<br />

auch gemeinsame Sache: Wie den Eichbaum-Beschäftigten<br />

soll es nun auch den<br />

Metallern empfindlich ans Portemonnaie<br />

gehen. Die Arbeitgeber kündigten den 13-<br />

prozentigen Montagezuschlag, womit den<br />

Arbeitern Verluste von rund 400 Euro -<br />

Monat für Monat- drohen.<br />

Die IG Metall rief ihre betroffenen Mitglieder<br />

deshalb zu einem bundesweiten<br />

Aktionslag auf, der vor allem in den Landeshauptstädten<br />

für Aufmerksamkeit unter<br />

der Bevölkerung sorgte . • In Mannheim<br />

fühlten wir uns stark genug, ebenfalls zu<br />

einem Warnstreik aufzurufen", beurteilte<br />

Metall-Sekretär Klaus Stein die Lage und<br />

sollte Recht behalten: Ziemlich geschlossen<br />

legten die Monteure die Arbeit nieder, versammelten<br />

sie sich am Gewerkschaftshaus<br />

und fuhren dann durch die Jnnensicadt zu<br />

ihren seit drei Wochen streikenden Eichbaum-Kollegen,<br />

später ziml Verwaltungssitz<br />

von Südwestmetall.<br />

Die Brauer nahmen die Unterstützung<br />

erfreut an, denn auch am 19. Streiktag<br />

herrscht zwischen ihnen und der Geschäftsführung<br />

Funkstille .• Durchhalten"<br />

wollen alle, weiß der Betriebsratsvorsitzende<br />

Georg Dohr, doch auch er hofft, dass<br />

endlich Bewegung in die Situation kommt.<br />

Die Arbeitnehmerposition scheint eindeutig:<br />

Kein Lohnabbau, keine Spaltung der<br />

Belegschaft in abgesicherte und tariflos beschäftigte<br />

Eichbaum-Mitarbeiter. saw


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Ein geregeltes Einkommen, menschliche<br />

Arbeitszeiten, Gleichbehandlung<br />

der Geschlechter, Abschaffung der Kinderarbeit,<br />

arbeitsfreie Wochenenden,<br />

Urlaub, Schichtzulagen, Schutzbestimmungen<br />

für Arbeitnehmer und vieles<br />

mehr gehört dazu.<br />

Wir wollen nicht ins 19. Jahrhundert<br />

zurück.<br />

Dafür kämpfen wir auch heute noch,<br />

wenngleich man uns mit genau den<br />

gleichen Sprüchen wie im 19. Jahrhundert<br />

zu erklären versucht, unsere<br />

Rechte müssten gekürzt werden, weil<br />

sonst die Betriebe nicht überleben<br />

könnten und wir unsere Arbeitsplätze<br />

aufs Spiel setzen würden.<br />

Wir haben das alles aber nur schaffen<br />

können, weil wir uns zusammengeschlossen<br />

haben und weil wir uns gewerkschaftlich<br />

organisieren.<br />

51


20.<br />

Nach Lage der Dinge stellen wir<br />

uns auf einen längeren Arbeitskampf<br />

ein. Deshalb mietet die NGG<br />

den leerstehenden Parkplatz<br />

gegenüber dem Eichbaum-Tor an.<br />

Neben Zelten, in denen sich die<br />

Streikposten aufhalten können , gibt<br />

es ein:<br />

• Versorgungszelt mit Küche,<br />

• Informationszelt und<br />

für den Betriebsrat wird in einem<br />

Container ein Büro eingerichtet.<br />

Liebe Kolleginnen,<br />

liebe Kollegen,<br />

Der Betriebsrat informiert<br />

auf Grund der Hausmitteilungen der Geschäftsleitung vom 9. Februar 2005 möchten wir als<br />

Betriebsrat der Eichbaum Brauerei und Gastromatic Stellung beziehen.<br />

Wie richtigerweise von der Geschäftsleitung angemerkt, geht es bei einem Arbeitskampf<br />

nicht so gesittet zu, wie in einem Mädchenpensionat Im Betrieb wird immer nur die eine<br />

Seite dargestellt. Wie die Geschäftsleitung sich gegenüber ihren Mitarbeitern vor dem Tor<br />

verhält wird Ihnen nicht per Hausmitteilung mitgeteilt.<br />

Was für ein Gefühl würde es Ihnen vermitteln, wenn wie in den ersten Streiktagen ein<br />

Sicherheitsdienst mit Kampfhunden und Schlagstöcken eingesetzt w1rd. Dr. Reis behauptete<br />

vor Gerich t, dass dies nichts Ungewöhnliches sei, da die Hundestaffel jede Nacht eingesetzt<br />

wäre um das Gelände vor Einbrechern zu schützen. ln Wirklichkeit wurde die Hundestaffel<br />

nur sporadisch, nach Einbrüchen eingesetzt. Oie streikenden Mitarbeiter werden von der<br />

Geschäftsleitung also mit Kriminellen gleichgesetzt.<br />

Die Streikenden wurden vor dem Tor mit einer Videokamera überwacht, um eventuelles<br />

Fehlverhalten arbeitsrechtlich ahnden zu können (0-Ton Herr Keilbach).<br />

Die Geschäftsleitung kündigt fristlos einem streikenden Kollegen , der bereits seit 26 Jahre im<br />

Betrieb arbeitet, mit der Begründung, er hätte einen Spediteur beleidigt.<br />

Man scheut keine Mittel und Kosten, ohne Beachtung des geltenden Rechts, um die<br />

Streikenden , aber auch den Betriebsrat zu diffamieren, zu schikanieren, zu spalten und unter<br />

Druck zu setzen.<br />

Es ist keineswegs so, dass es maßgeblichen oder führenden Betriebsratsmitgliedern egal ist,<br />

was aus unserem Betrieb wird. Vielmehr muss man sich die Frage stellen, aus welcher<br />

Grundhaltung heraus die Geschäftsleitung sich einem neuen Gesprächstermin verweigert<br />

und somit diesen fast dreiwöchigen Streik verursacht hat.<br />

Eines kann man mit Sicherheit sagen, dass es keine maßgebende und führende<br />

Betriebsratsmitglieder gibt, sondern einen geschlossen hinter der Sache stehenden<br />

gesamten Betriebsrat.<br />

Bedauerlich ist, dass es dem Betriebsrat nicht möglich ist, mit den Mitarbeitern im Betrieb<br />

über den Streik zu sprechen; Es ist in der Praxis unmöglich vertrauliche Mitarbeitergespräche<br />

im Betrieb zu führen, da akribisch darauf geachtet wird , wer mit wem spricht.<br />

Seit dem 11. Februar ist es uns nicht mehr möglich über eMail mit Ihnen zu kommunizieren,<br />

da der Vorstand einen Filter ins Netzwerk eingebaut hat mit dem er alle unsere eMails<br />

abfängt. Er hält Sie also nicht für mündig genug, sich eine eigene Meinung bilden zu können.<br />

Wir können uns vorstellen, dass man Ihnen sagt, man wolle Sie vor beleidigenden Schriften<br />

schützen. Wir denken, dass jeder Mitarbeiter alle Seiten kennen muss, um sich eine<br />

objektive Meinung zu bilden, egal wie die auch aussieht.<br />

Von Seiten der Geschäftsleitung wird in brave und böse Mitarbeiter unterschieden.<br />

Für uns ist klar. wer hier einen irreparablen Schaden für den Betrieb anrichtet und die<br />

Belegschaft auf brutalste Art und Weise spaltet.<br />

Wir sind keine Scharfmacher. die sich hinter Gesetzen verstecken, sondern ein Betriebsrat,<br />

der sich immer um die Belange aller Mitarbeiter kümmert. Dass dies in Zeiten eines Streiks,<br />

hinter dem die Mehrheit der Beschäftigten steht, nicht immer einfach ist, dürfte für jeden<br />

verständlich sein<br />

Wir erfahren große Unterstützung aus der Bevölkerung, von vielen Kollegen aus anderen<br />

Betrieben, Vertreter der Kirchen bekunden Ihre Solidarität zu unserem Streik unter anderem<br />

auch dadurch, dass sie heute, um 16 Uhr, mit uns zusammen einen Gottesdienst gestalten<br />

Zur Aufmunterung und als Zeichen der Solidarität erhalten wir von verschiedenen<br />

Brauereien, sogar aus Bayem. Bierlieferungen und Weißwürste, Schinken und Bauernbrot<br />

aus dem Schwarzwald. Suppen von Birkel und Maggi, Kekse und und und ..<br />

Da wir wissen, dass auch Mitarbeiter im Betneb auf unserer Seite stehen, lassen wir uns<br />

nicht den Schuh anziehen, dass wir in Kategorien zwischen streikenden und nicht<br />

streikenden Mitarbeitern unterscheiden.<br />

Drinnen verteilt die Geschäftsleitung Geschenke nur für die Nichtstreikenden, in<br />

unserer " Streikküche" wird jeder bewirtet .<br />

Anna Rittlmger Kari-Heinz Hering Ralf Do11aiski Norbert Erhard<br />

Georg Reidel Marco Wasner Georg Dohr Ralf-Dieter Fink<br />

Waller Weidner James Herrmann Hermann Schönmehl


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Und weil wir eine riesige Solidarität<br />

erfahren haben.<br />

Weil wir offen miteinander umgegangen<br />

sind, uns mit der Sache auseinandergesetzt<br />

haben, uns untergehakt<br />

haben und nicht zögerlich oder mutlos<br />

waren.<br />

Ich möchte dabei an dieser Stelle im<br />

Namen der gesamten Streikenden allen<br />

danken, die uns in schwierigen Zeiten<br />

solidarisch zur Seite gestanden haben.<br />

Wir haben mit großer Unterstützung von<br />

außen, von Menschen aus anderen Betrieben<br />

und Gewerkschaften, Betriebsräten,<br />

Politikern und den Kirchenvertretern<br />

aber auch aus der Mannheimer<br />

Bevölkerung, etwas hingekriegt.<br />

Und wirklich ganz besonders möchte<br />

ich mich bedanken bei den Kolleginnen


20.<br />

[<br />

R<br />

Streikalltag: Im Streiklokal gibt es<br />

Live-Musik mit Malted Milk, der<br />

Infostand in der Innenstadt wird<br />

fortgesetzt.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

und Kollegen der NGG, die hier nicht<br />

nur einen Job gemacht haben, die haben<br />

hier Tag und Nacht alles gegeben.<br />

Herausgreifen möchte ich einmal den<br />

Volker Daiss. Schade, dass er nicht anwesend<br />

sein kann. Er ist auch jetzt wieder<br />

hinter den Kulissen für uns tätig.<br />

Er hat im Januar Nachwuchs bekommen<br />

und da muss einmal doppelt gewürdigt<br />

werden, welches Engagement<br />

hier von ihm gebracht wird. Auch bei<br />

seiner Frau wollen wir uns bedanken,<br />

die das alles mit trägt.<br />

Wir haben in den vier Wochen vor dem<br />

Tor aber auch Erfahrungen gesammelt,<br />

die unser Leben bereichern. Und ich<br />

meine das so ernst, wie ich das jetzt<br />

sage.<br />

Wir haben uns besser kennen gelernt<br />

und Freundschaften geschlossen.


21.<br />

Heute laden beide Kirchen zu<br />

einem ökomenischen Gottesdienst.<br />

Beide Kirchen unterstützen den<br />

Streik.<br />

lllCHLICHEkOIENHINDE.UBEITSWElT<br />

DER EWIGHUCKEN UNDEUIRCHE IN BADEN<br />

Eichbaum Brauerei AG<br />

zHd. des Vorstandvorsitzenden<br />

Herrn Eric Schäffer<br />

Käfertalerstr. 170<br />

68167 Mannheim<br />

Offener Brief an die Geschäftsleitung der Eichbaum Brauerei Mannheim<br />

Sehr geehrter Herr Schäffer,<br />

mit großer Aufmerksamkeit verfolgen wir den inzwischen in die dritte Woche gehenden<br />

Streik in der Eichbaum Brauerei Mannheim. Die Schärfe der Auseinandersetzung nimmt<br />

immer mehr zu und an statt aufeinander zuzugehen; scheinen die Gräben zwischen den<br />

beiden Konfliktparteien immer tiefer zu werden. Dies erfüllt uns mit großer Sorge.<br />

Wir haben heute mit den Streikenden einen Gottesdienst gefeiert und wollten damij als<br />

Kirche ein Zeichen der Solidarität setzen, dass wir die Menschen in einer scheinbar<br />

ausweglosen Situation nicht alleine lassen. Gleichzeitig verbinden wir mit diesem<br />

Gottesdienst auch die biblische Aufforderung zur Versöhnung an beide Parteien: Gehen<br />

Sie aufeinander zu, nehmen Sie die abgebrochenen Gespräche ohne Vorbedingungen<br />

wieder auf und verhindem Sie damit, dass das Unternehmen und seine Beschäftigten<br />

weiteren Schaden nehmen. Auch wenn die Positionen weit auseinander liegen und es im<br />

konkreten den Tarifvertragsparteien obliegt, einen für beide Seite tragfähigen Kompromiss<br />

zu finden: Als Kirche haben wir in unseren Verlautbarungen immer betont, dass<br />

Tarifverträge entscheidend dazu beitragen, den sozialen Frieden in unserem Lande zu<br />

sichern. Dies zeigen nicht zuletzt die Vorgänge bei Eichbaum.<br />

Es gibt auch ein Leben nach dem Streik. Wir befürchten, dass die gegenseitigen Wunden<br />

bei allen Beteiligten ohne eine baldige Verhandlungslösung immer tiefer werden. Die<br />

Belegschaft, ob Streikende oder Weiterarbeitende, muss auch in Zukunft miteinander<br />

auskommen.<br />

Im Interesse aller unser eindringlicher Appell: Setzen Sie ein erstes Zeichen der<br />

Versöhnung durch Wiederaufnahme der Verhandlungen. Tragen Sie durch ein faires<br />

Angebot dazu bei, dass alle Beschäftigten bei den Eichbaumbetrieben nicht von der<br />

allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt werden.<br />

Gez.<br />

Martin Huhn, Pfarrer<br />

Klaus-Peter Spohn-Loge, Sozialsekretär<br />

P. Burghard Weghaus SJ<br />

Ulf Bergemann, KAB-Sekretär


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Immer wieder kommen Leute auf mich<br />

zu und sagen: "Wir wollen für unsere<br />

Rechte weiter eintreten, auch wenn wir<br />

unsere Arbeit im Betrieb wieder aufnehmen.<br />

Wir lassen uns auch in Zukunft<br />

nicht auseinander dividieren".<br />

Und gemeinsam haben wir ja auch<br />

etwas erreicht<br />

1.<br />

Das Hauptziel: Wir haben jetzt für zwei<br />

Jahre die weitere Abkoppelung vom<br />

Landestarif abgewehrt, was unzweifelhaft<br />

Ziel unserer Arbeitgeber war.<br />

2.<br />

Es kommt nur noch zu einer Kürzung auf<br />

95% des W-Geldes und das auch nur für<br />

2005 und 2006 und eben nicht mehr auf<br />

90% bzw. 80% für 2006 und 2007.<br />

Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />

Mannheim<br />

21. Streiktag 16.02.2005<br />

L1ebe Kolleginnen, liebe Kollegen.<br />

morgen haben wir die dritte Streikwoche<br />

hinter uns.<br />

A traum<br />

,,~t;.h//l­<br />

Tsriflo,<br />

VQrdonTiinm<br />

Nach wie vor gibt es keinen Termin für neue Verhandlungen.<br />

Aber der alte StreikwiJ/e lebt noch immer. Guten Mutes werden wir<br />

auch die vierte Woche angehen.<br />

Am Mittwoch ab 16.00 Uhr findet eine kurze Kundgebung mit<br />

anschließender .Prozession" und Gottesdienst in der Kreuzkirche statt<br />

Hierbei geht es nicht darum, dass wir für den erfolgreichen Streik auf<br />

Hilfe .,von ganz oben" bauen, sondern dass uns beide Kirchen<br />

unterstützen!<br />

Am Donnerstag ist wieder Live-Musik mit Manfred Pohlmann im<br />

Streiklokal oder auf dem Parkplatz angesagt.<br />

Für Freitag planen wir einen Autokorso durch Mann heim, um unserem<br />

Anliegen auch weiterhin die notwendige Öffentl ichkeit zu verschaffen<br />

Oie IG Metall Mannheim hat am Montag gezeigt, wie das geht.<br />

Um bessere Bedingungen vor dem Werkstor zu schaffen, ist es uns<br />

gelungen, den gegenüberliegenden Parkplatz anzumieten.<br />

Jn den Zelten, die dort aufgebaut werden, findet so bald wie möglich<br />

em Skat-Turnier um den Streik-Pokal statt.<br />

Ein weiteres Turnier ist in Planung: Eine Eichbaum· Darfmeisterschaff<br />

soll den/die beste(n) Pfeilewerfer ermitteln.<br />

Aber zurück zur Streiksituation.<br />

Oie Durchhalteparolen des Vorstands dringen aus allen Kanälen. Wie<br />

diese zu bewerten sind, überlassen wir vor dem Hintergrund der sich<br />

teerenden Lagerbestände Euch selbst.<br />

I SolldlritJtJ.Gottesdlenst<br />

IIAI6 • • "rbruar200S<br />

.mil und mr die S tr dket~ d ~n<br />

belRitbbiUin-1\tl.uobdm<br />

l. Wer nur den Ii~ · brnCor wa!·ttn<br />

dcnwnd ~· ""l.lll · ckr-Nr "' . hll·rtn<br />

und hol. ftr auf Ihn ~1 • !t • ~~~-<br />

1\~'~iie~~lf;J ·-:--';"-o _ :_•1 !.,. Nor und Trau. ,;, . hiL<br />

~~~~ r~r~"' "'-~ ~r~~<br />

Wn


21.<br />

Der Streik geht in die vierte Woche,<br />

doch die Moral ist ungebrochen.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

3.<br />

Wir haben mit der verlängerten Laufzeit<br />

etwas Ruhe und Sicherheit.<br />

4.<br />

Wir haben einen Ausgliederungsschutz<br />

zumindest für dieses Jahr.<br />

Und<br />

5.<br />

Wir haben sie mit dem Sachsenmodell<br />

in den Arsch getreten. Und ich bin überzeugt,<br />

da bleiben noch lange blaue<br />

Flecken zu sehen, liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen.<br />

Die ausgesprochenen Abmahnungen<br />

und Kündigungen müssen zurückgenommen<br />

werden. Das sichert die Maßregelungsklausel.<br />

Lasst Euch bitte nicht erzählen, wir<br />

wären umsonst draußen gestanden!<br />

59


22.<br />

Die Betriebsrätinnen und Betriebsräte<br />

erhalten Abmahnungen wegen<br />

unbefugten Betretens des Werkgeländes.<br />

Im Streikzelt wird wieder musiziert.<br />

-.... a .. ~...Oflllll.........,, ..<br />

Einwurf-Einschreiben<br />

Honn<br />

Gcorg Dohr-f-lutchison<br />

Landteilstraße I 0<br />

~-4:' Eichbaum<br />

Sc:11e 2 zum Sehre1bcn vom 17.02.2005<br />

Ihre Vergehensweise war nicht etwa dadurch gerechtfertigt, dass der Betriebsrat eine<br />

Betriebsratssitzung abhalten wollte. Eine Bctncbsr:ussitzung war bei der Geschäftsleitung, ru<br />

der leicht Kontakt hätte aufgenommen werden können, nicht angemeldet. Sie wiire<br />

selbstverständlich genehmigt worden. Im Übrigen dürfen Be1retungsrech1e des Werksgcliindcs<br />

nicht durch Selbsthilfe oder gar mit organisierter Gewaltausübung, wie geschehen. erz\.\rungen<br />

werden. Dass Ihnen dies bekannt ist, beweis! die Tatsache, dass der Betriebsrat am gleichen Tag<br />

den Erlass einer entsprechenden einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht in Mannheim<br />

beantragt hatte.<br />

Die Kirchen rufen dazu auf, die<br />

"Sprachlosigkeit" zu beenden.<br />

68163 Mannheim<br />

M.......,•m,<br />

~""' 11. r~-!m!~100!'<br />

Wir mahnen Ihr obtm geschildertes Verhalten nusdrückJieh ab. Im Wicdcrholung.sfalle müssen<br />

Sie mit der Lösung rhres ArbcitsvcrhtiltJlisscs rechnen. Dies gilt auch und msbcsondcre dann,<br />

wenn es .:;ich nur wn cir:cn (.':nf.Jchcn H.:1usfriedensbruch handeln würde<br />

Ihr Arbeiuverhältnis<br />

Ahmahnung<br />

Sehr geehrter Herr Dohr-Hutchison,<br />

seit Donnerstag, den 27. Januar 2005, wird unser Bcuicb bestreikt. Sämtliche<br />

Betriebsratsmitglieder gehören zu den Streikenden.<br />

Allen Streikenden wurde sofort in schriftlicher und mündlicher Fonn für die Dauer des Streikes<br />

Hausverbot erteilt.<br />

Am Dienstag, dem 01. Februar 2005, huben Ste zusammen mit anderen Betriebsratsmitgliedern<br />

trot.z Hausverbotes das Werksgcliindc betreten. Sie wurden daraufhin vom unserem Werksschutz<br />

aufgefordert, dass Gelände wieder zu verlassen, weil ein Verweilen darauf Haus fri edensbruch<br />

sei. Der Betriebsratsvorsitzende teilte dem Werksschutz mit, dass ihm dies scheißegal sei. Mit<br />

den Worten .,Wir setzen das durch!"' gab er den vor dem Werkstor versammelten Streikenden<br />

einen Wink,.wornufsich di ~e in grpßer Zahl aufdas Betriebsgelände begaben. Es dürll.c sich<br />

um ca. 80 bis I 00 Personen gehandelt haben, die so das Betriebsgelände betraten und den<br />

Werksschutz nötigten, den Weg ftirden Betriebsrat freizugeben. Als der Wt.-rksschut.z - es<br />

handeltesich um vier Männcr - weiter zurückwich, weil die Menschenmenge nur mit Gewalt zu<br />

stoppen gewesen wäre, traten die Streikenden- etwa aufHöhe der Tresterausgabe - wieder den<br />

Rückzug vom Gelände an, während die Betriebsratsmitglieder in Richtung Betriebsratsbüro<br />

gingen.<br />

Die von den betreffenden Belriebsmtsmitgliedem, zu denen auch Sie gehören, begangene<br />

Hand ~~gsweise verwirklicht die_ Straftaten des Hausfiieden sbru~hcs (§ 123 StGB), unter<br />

Um ~tand~ des schw~n Hau sfr 1 ede~bruchs (§ 124 StGB) sow1c der Nötigung(§ 240 StGß).<br />

Glc•chze~lig stellen du ..-sc Straftaten etnen ~c hwcren Verstoß gegen Ihr Arbeitsverhältnis dar.<br />

Hochachtungsvoll<br />

*fr~;,~"ff_c<br />

t~lf:, ~~D r Rc>S<br />

i<br />

l ll tiiiUil 'OI U I U ft l U IU!I. IU<br />

n l !fU"UI(I!lWD!U11.(U II Wll<br />

Pressemitteilun<br />

"'"~ oll scbo Arbtltntluur· Bcw~t .. l (KAli). D L$; NIU M•••lod•:<br />

T~ l. Ol>II/25107: L"o• Kl i/2! 12J; IK•oll: l!lfb~n(!Q!nn 11 egt Ntf!!<br />

Kln:hllck Dluolln du AriHiuwclr (KOA), Nlrtu.tHstr. 1: Niß '~•••"'-­<br />

Tol MII/415409: l'u 06211-416,.-4; E•oll:!ui•HII!!l•i'rt•H'IIer*<br />

Kirchen bieten Vermittlung a n<br />

,.Sprachlosigkeit"' nach 22 Tagen bccnden'<br />

ia~nh


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Wir haben nichts, aber auch gar nichts<br />

freiwillig bekommen. Hierzu war der<br />

Druck erforderlich, den wir durch unseren<br />

Streik aufgebaut haben.<br />

Und wir lassen uns nicht verantwortlich<br />

dafür machen, wenn Herr Hopp verkaufen<br />

will. Auch nicht für sonstige Maßnahmen,<br />

die der Vorstand bereits vor<br />

der Tarifrunde geplant hat und sowieso<br />

durchführt, wenn sie sich rechnen bzw.<br />

wenn wir keinen entsprechenden<br />

Widerstand entgegensetzen können.<br />

Und es ist ganz toll, was "Opa Peter"<br />

die Tage einmal gesagt hat. Nämlich, er<br />

tue das nicht für sich, sondern für seine<br />

Enkelkinder.<br />

Denn es kann nicht sein, dass wir Arbeitnehmer<br />

gezwungen werden, zu allem ja<br />

und amen zu sagen, nur weil wir uns<br />

manchmal einer scheinbaren Übermacht<br />

gegenüber sehen.


23.<br />

ln einer Hausmitteilung versucht<br />

der Vorstand die Streikenden zu<br />

verunsichern - siehe Pressemitteilung.<br />

Trotzdem zeigt die NGG erneute<br />

Verhandlungsbereitschaft ln einem<br />

Schreiben wird der Eichbaum­<br />

Vorstand zur Wiederaufnahme der<br />

Tarifgespräche aufgefordert.<br />

Der Vertrauenskörper informiert in<br />

einem ausführlichen Schreiben zu<br />

den Vorgängen der letzten Tage.<br />

Belrefr: Soliduititsschreiben fiirdie Ko lleginnen und Kollegender F.:ichb2Um-Brauerei<br />

Datum: Fri, 18 Feb2005 08:56:41 +01()()<br />

Von: Fritz.Posth@karlsberg.de<br />

An: region.mannheim-heidelberg@ngg.nct<br />

lf


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Wir leben in einer Zeit, in der Konzerne<br />

Gewinne einfahren und gleichzeitig<br />

Menschen auf die Straße schicken oder<br />

man ihnen Rechte nehmen will.<br />

ln einer Zeit, in der Betriebe verschoben<br />

und geschlossen werden, weil es gerade<br />

in ein übergeordnetes, für die kleinen<br />

Leute nicht mehr durchschaubares<br />

Konzernkonzept passt oder eben auch<br />

nicht.<br />

Die Bierquelle ist im Streik nicht versiegt<br />

Humorvoll gewürzter Anstich des Feuerio-Tropfens I Im nächsten Jahr auch im Handel?<br />

Hunderte von Holzfässern sind gut gefüllt,<br />

das "Ober-Viagra der Biere", wie es Feuerio-Präsident<br />

Bodo Tschierschke taufte, ist<br />

nun wieder zu haben: Der Feuerio-Tropfen,<br />

das Eichbaum-Starkbier aus feiner Jahrgangs-Gerste<br />

und mit rund 20 Prozent<br />

Stammwürze, ist ab jetzt in der Gastronomie<br />

im Ausschank. ,,lm nächsten Jahr wollen<br />

wir auch mal den Versuch machen, ein<br />

Kontingent in Flaschen in den Handel zu<br />

geben", kündigte Eichbaum-Vorstand Eric<br />

Schä ffer nach dem offiziellen Fassanstich<br />

durch Bürgei1)1eister Ralf Schmidt an.<br />

Schäffer hieß wieder einen "erlauchten<br />

Kreis", wie er sagte, zu dem Traditionstermin<br />

willkommen, den Eichbaum in Nachfolge<br />

der einstigen Feuerio-Braucrei Habereckl<br />

ausrichtet. ,,Wir lassen unstrotzder<br />

nicht einfachen Situation die gute Laune<br />

nicht nehmen", bekräftige Schäffcr mit<br />

Blick auf den Streik. Alle Gäste konnten<br />

auf dem Weg zum Bräukeller auch sehen,<br />

dass der Belrieb in Sudhaus und Abfüllung<br />

weitergeht: ,.Die Produktion läuft zu hundert<br />

Prozent", betonte Eric Schäffer, das<br />

Bier gehe keineswegs aus. Lediglich die<br />

Hälfte der Belegschaft, darunter meistens<br />

durch Speditionen ersetzbare Lkw-Fahrer,<br />

sei im Ausstand.<br />

.. Dann sprudeln sie ja noch, die Zapfhähne",<br />

freute sich Horst Siegholt und jubelte:<br />

"Die Bierquelle ist nicht versiegt!" Mit seinem<br />

Bütten-Partner Horst Strcsemann lieferte<br />

sich der Feuerio-Obcrkomiker ein<br />

zum Starkbier passendes starkes Rededuell,<br />

das in auf den Gerstensaft und den<br />

Eichbaum-Vorstand ironisch umgedichteten<br />

Mannheimer Liedern gipfelte: .. Oh,<br />

Eichbaum tut gut:" .. Zurück ans Band, und<br />

Bier gebraut, sonst kriegt Ihr auf den Arsch<br />

gehaut", hieß es darin auch zum Streikder<br />

Lacherfolg des Abends.<br />

Viele Lacher erntete zuvor freilich auch<br />

Feuerio-Senatspräsident Gcrd Stolze mit<br />

seiner kräftig gewürzten wie humorigen<br />

Bierrede, in der er den Gerstensaft als Getränk,<br />

Nahrungsmittel, Stimulanz und<br />

Sorgenbrecher würdigte und als ,. Stück<br />

Weltanschauung" bezeichnete. Freilich<br />

kam er nicht umhin, sich zu wundern, dass<br />

bei dieser lange als Männerdomänc geltenden<br />

Veranstaltung inzwischen ganz vereinzelt<br />

Frauen an den Tischen Platz nehmen:<br />

,.Früher haben sie gekocht wie . Mutter,<br />

heute saufen sie Bier wie der Vater." Aber<br />

immerhin, so hatte Feuerio-Präsident<br />

Tschierschke schon in den Begrüßung<br />

bemerkt, seien die Frauen solidarisch: "Sie<br />

tragen Hosenanzüge, wenigstens keine<br />

Röcke';.<br />

pwr<br />

Oder Superreiche gerade lustig sind, zu<br />

kaufen oder zu verkaufen im Spiel<br />

"Monopoly für Große".<br />

Dabei springen in einer Fabrik Hunderte<br />

über die Klinge und die Arbeitgeber<br />

erdreisten sich dann noch, sich damit zu<br />

rühmen, dass sie in der anderen Fabrik<br />

Arbeitsplätze schaffen.<br />

So wie das, - wenn man genau hin-


24.<br />

"Der Eichbaum-Vorstand wird<br />

immer nervöser" titelt die NGG ihre<br />

Streiknachrichten vom Tag.<br />

"Nachdem es Donnerstagabend so<br />

aussah, dass neue Bewegung in<br />

die Auseinandersetzung kommt,<br />

hat sich die Situation inzwischen<br />

wieder geändert. Zuerst hat Herr<br />

Schäffer mit seinen Vorstandsmitgliedern<br />

den Kirchen gegenüber<br />

Gesprächsbereitschaft versichert,<br />

rudert dann aber wieder zurück.<br />

Immer noch werden Vorbedingungen<br />

gestellt, um an den Verhandlungstisch<br />

zurück zu kehren.<br />

Wir lassen uns keine Angst<br />

machen, weder mit Drohungen<br />

noch mit Lügen: Ab dem 28.<br />

Februar würde angeblich kein<br />

Sozialversicherungsschutz mehr<br />

bestehen und wir müssten uns<br />

selbst versichern .... wir sind in<br />

einem rechtmäßigen Arbeitskampf.<br />

Und sollte dieser noch Wochen<br />

dauern, ändert sich am Versicherungsschutz<br />

gar nichts."<br />

Etwas Bewegung<br />

bei Eichbaum AG<br />

Ist das der erste Schritt zur Lösung eines<br />

wochenlangen Konfliktes?. Gestern<br />

überreichte Hilde Seibert von der<br />

Gewerkschaft Nahrung, Genuss,<br />

Gaststätten (NGG) dem Vorstandsmitglied<br />

Dr. Reis von der Eichbaum<br />

Brauerei AG das schriftlich formulierte<br />

Angebot, die NGG sei bereit, die<br />

Verhandlungen fortzuführen. Mehrfach<br />

berichteten wir von der Tarifauseinandersetzung,<br />

die vor drei Wochen<br />

in einen Streik mit einem bisher nicht<br />

absehbaren Ende mündete.<br />

Nachdem Vertreter der Kirchen ihre<br />

Vermittlung angeboten hatten, reagierte<br />

auch der Vorstand, stellte aber<br />

fest, man honoriere zwar derartige Bemühungen,<br />

suche aber keineswegs<br />

eine Verständigung mit den Streikenden<br />

unter "kirchlicher Moderation".<br />

Gestern stellten sich Mitglieder der<br />

ver.di-Betriebsgruppe des städtischen<br />

Jugendamtes an die Seite der streikenden<br />

Arbeitnehmer. Hansi Weber<br />

von den Vertrauensleuten und Gitta<br />

Süß-Slania als ver.di-Landesvorsitzende<br />

und Personalrätin bekräftigten<br />

ihr Verständnis und ihre Unterstüt- .<br />

zung für die Eichbaum-Belegschaft:<br />

"Lasst euch nicht klein kriegen." saw


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

schaut-, eben auch im Fall von Actris<br />

mit der Schließung von Henninger der<br />

Fall war.<br />

Es wird Zeit, dass die Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer wieder mutiger<br />

werden und sich zum Beispiel auch mit<br />

denen solidarisieren, die arbeitslos sind.<br />

Zeit also, dass wir das Thema Zwei­<br />

Klassen-Gesellschaft auch über die Betriebsgrenzen<br />

hinaus diskutieren und<br />

gemeinsam erkennen, wem diese<br />

Klassen nützen.<br />

Am Tor haben wir ja in Gesprächen mit<br />

angekarrten Arbeitern gerade erlebt,<br />

wie erpressbar Menschen werden, die<br />

keine Arbeit haben. Die sich dann gezwungen<br />

sehen, als Streikbrecher zu<br />

arbeiten, weil sie sich an jeden noch so<br />

kleinen Strohhalm klammern müssen<br />

oder eine Sperrfrist riskieren, wenn sie<br />

den Job nicht annehmen.


26.<br />

Auch überregional erlangt der Streik<br />

jetzt Aufmerksamkeit. Stuttgarter<br />

Zeitung, Spiegel, Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung, Frankfurter Rundschau-<br />

alle berichten in bebilderten<br />

Artikeln über den außergewöhnlichen<br />

Arbeitskampf.<br />

Eine neue Dimension der Berichterstattung<br />

scheint sich anzubahnen.<br />

Trends<br />

BRAUER E I E N<br />

Harter Arbeitskampf<br />

in Mannheim<br />

Ein verbissen geführter Arbeitskampf sorgt für erhebliche<br />

Unruhe in der von Ubemahmen und Entlassungen geprägten<br />

deutschen Brauerbranche: Seit gut drei Wochen wird die<br />

Mannheimer Eichbaum-Brauerei bestreikt. Sie gehört zur Actris-Gruppe<br />

(Freiberger Brauhaus, Odenwald-QueUe, Karamalz),<br />

die von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp kontrolliert wird.<br />

Rund 200 der 340 Mitarbeiter befinden sich im Ausstand. Bereits<br />

2002 war das profitable Haus aus dem Tarifverbund der<br />

Brauer ausgestiegen, was eine Lohneinbuße von rund 3,6 Prozent<br />

ausmachte. Als jetzt noch das 13. Monatsgehalt abgesenkt<br />

werden sollte, stimmten 90 Prozent der Belegschaft für einen<br />

Streik. Der Vorstand reagierte äußerst nervös: Am Werktor<br />

wurden Hundeführer postiert, mehreren Streikenden wurde<br />

aufgrund unberechtigten Betretens des Geländes fristlos gekündigt,<br />

Kameras wurden im Eingangsbereich montiert und erst<br />

nach einer Gerichtsverhandlung wieder abgebaut. Betriebsrat<br />

Georg Dohr fürchtet den Import des vom Vorstand propagierten<br />

"Erfolgsmodells Freiberg": Im sächsischen Betrieb wird<br />

noch weniger gezahlt, und ein Teil der Arbeit ist an eine eigene<br />

Niedriglohn-Servicegesellschaft übertragen worden. Um den<br />

S ichbaum rauere· IBn AG<br />

Demonstranten vor der Eichbaum-Brauerei in Mannheim<br />

Betrieb bei Eichbaum aufrechtzuerhalten, werden Mitarbeiter<br />

dieser Gesellschaft nun nach Mannheim gebracht, um dort in der<br />

Produktion auszuhelfen, so Vorstandssprecher Eric Schäffer,<br />

der diese Art von Outsourcing sogar als Zukunftsoption sieht.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Die Arbeitgeber bedienen sich zunehmend<br />

hemmungsloser dieser Instrumentarien,<br />

die ihnen die Politik allerdings<br />

nicht selten ebenso skrupellos<br />

oder auch gedankenlos bereit stellt<br />

Ich-AG,<br />

Ein-Euro-Jobs,<br />

Scheinselbständige, so genannte "freie<br />

Mitarbeiter",<br />

Befristungen ohne Grund,<br />

Zeitverträge mit andauernden<br />

Verlängerungen in allen Varianten,<br />

als Umschüler und Praktikanten getarnte<br />

Billigkräfte,<br />

Leiharbeitnehmer,<br />

Unterwanderung von Kündigungsschutz<br />

durch Untergesellschaften, ...... usw.<br />

Seit drei Wochen Streik wegen des Weihnachtsgeldes<br />

In der Eichbaum-Brauerei. die indirekt<br />

c..lcm SAP-Gründer Dietmar Hopp<br />

gehört und in der seit drei Woche n gc·<br />

streikt wird, ist nun offenbar auch ei n<br />

Vermittlungsversuch der Kirchen gescheitert.<br />

In ei ne m Brief an die Katholische<br />

Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und<br />

den evangelischen Kirchlichen Dienst in<br />

der Arbeitswelt (KDA) in Mannheim<br />

gibt es vom Vorstand zwar eine grundsatzliche<br />

Bereitschaft. wieder an den Verhnndlungstisch<br />

zurückzukehren. Als Voraussetzung<br />

wird aber verlangt, daß die<br />

Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststättcn<br />

(NGG) .. pcr Fax oder Telefon" signa·<br />

Iisieren soll, von ihrer bisherigen Haltung<br />

abzurUcken, heißt es in dem Schreiben.<br />

das dieser Zeitung vorliegt.<br />

Das wird sie unter diesem Druck nicht<br />

tun. sagte NGG-Sekrctär Volker Daiss<br />

auf Anfrage. ,.Die Streikenden sind guten<br />

Mutes". gibt er die Stimmung wider.<br />

Geld zur Un terstützung der rund 200<br />

Streikenden sei vorhanden. Daiss läßt<br />

aber auch durchblicken, daß die Arbeitnehmer<br />

bereit seien. Einschnitte hinzunehmen.<br />

Hintergrund der Auseinandersetzung<br />

si nd Haustarif..,crhandlungcn und dabei<br />

ein Streit um das kUnltige Weihnachtsgeld.<br />

Der Vorstand will es in eine fixe<br />

und eine variable Komponente aufteilen.<br />

Fix bleiben sollen in diesem Jahr 90 und<br />

von nächstem Jahr an 80 Pro7Xnt des<br />

Wei hnachtsgelds. Der variable Zuschlag<br />

soll sieb dann nach der Re ndite des Ergebnisses<br />

\"'r Zinsen und Steuern (Ebit)<br />

richten. Die Streikenden fordern bei<br />

Zielerreichung in diesem Jahr I 00 Prozent<br />

d~ Wcihnachtsgclds, der Vorstand<br />

will bei Zielerreichung nur 90 Prozent bezahlen<br />

... Um auf 100 Prozent Weihnachtsgeld<br />

zu kommen, müßte die Umsatzrendite<br />

um ein Fünftel steigen", rechnet Gewerkschafter<br />

Daiss vor. Das ist in seinen<br />

Augen illusorisch. Daiss vermutet. daß<br />

der Vorstand von vorneherein die Verhandlungen<br />

um einen Haustarifvertrag<br />

sche itern lassen und nur die Lohnsumme<br />

drücken wollte. Schließlich sei die Brauerei<br />

gut auf einen Streik vorbereitet gewesen<br />

- mit Leiharbeitern aus anderen Kon·<br />

zem gesellschaften (Odenwaldquclle,<br />

Freiherger Brauhaus) und externen Technikern.<br />

Lagerkapazitäten seien aufgc·<br />

baut und in anderen Brauereien (Park &<br />

BeUheimer) sei Eichbaum-Bier abgefüllt<br />

worden. Immerhin sind 200 der 340 Beschäftigten<br />

in Mannheim im Ausstand.<br />

Eric Schäffer, Vorstandssprecher der<br />

Eichbaum-Muttergesellschaft Actris,<br />

hält gegenüber dieser Zeitung an seinem<br />

Vorschlag fest. .,Das Planergebnis ist die<br />

Basis für die 90 Prozent." Schließlich sollen<br />

die Beschäftigten noch eine Einmalzahlung<br />

von 37 Euro bekommen. Oie Differenz<br />

beim Weihnachtsgeld liege somit<br />

bei rund 20 Euro. Die Ebit-Kenngröße<br />

hält er fi.lr geeignet und nachvollziehbar.<br />

Actris sei eine Aktiengesellschaft ... da<br />

kann nicht gemauschelt werden··.<br />

Von den 170 Streikenden. die Schäffcr<br />

gczähll hat. sind nach seinen Angaben<br />

120 au." dem Fuhrpark. Der Vertrieb werde<br />

del7..cit über andere Speditionen abgewickelt.<br />

die seien sogar günstiger . .,Jeder<br />

Kunde bekommt sei n Bier, und wenn ich<br />

es selbst hinfahre·•. sagte Schäffer. Der<br />

Nachschub an Bier sei auch gewährleistet.<br />

Im Vorfeld der Auseinandcrsctrung<br />

seien die Biervorräte hochgcrahren worden.<br />

Zwischenzeitlich sei auch anderswo<br />

abgefüllt worden. Gebraut werde aber<br />

nur in Mannheim. In der Sache will<br />

Schäffer hart bleiben . .,Wir halten das<br />

noch locker zwei Monate durch", sagt er.<br />

Das Unternehmen. das .. gerade saniert<br />

ist" (Schäffcr) und seit zwei J ahren<br />

wieder Gewinne macht, hat im Geschäftsjahr<br />

2004 seinen Absatz durch ein gutes<br />

Auslandsgeschäft um 22 Prozent gesteigert,<br />

teilte Schäfrcr mit. Neben der Mar·<br />

ke Eichbaum werden auch Handclsmar·<br />

kcn verkauft. Größte Auslandsmärkte<br />

sind Frankreich, Italien und Spanien.<br />

Das Inlandsgeschäft hat nach Schiiffers<br />

Angaben stagniert. Eichbaum komme<br />

auf rund 100 Millio nen Euro Umsatz. die<br />

Actris-Gruppc, abhängig von der Konsolidierung<br />

der übernommenen Brauerei<br />

Park & Bellheimer, aufzwischen 180 und<br />

200 Millionen Euro. (mir.)


26.<br />

Die erste Meldung des Tages ist<br />

wenig hoffnungsvoll - das Vermittlungsgespräch<br />

der Kirchen<br />

platzt, weil die Vorstandsvertreter<br />

den vereinbarten Termin absagen.<br />

Doch dann überschlagen sich<br />

die Ereignisse. Am Abend des<br />

21. Februar 2005 kehrt der Vorstand<br />

an den Verhandlungstisch<br />

zurück. Kurz vor Mitternacht<br />

kommt es zur Einigung ...


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Die Massenarbeitslosigkeit wird genutzt,<br />

uns gegenseitig auszuspielen:<br />

Arbeitnehmer gegen Arbeitslose.<br />

Betriebe gegen Betriebe.<br />

Erste gegen Dritte Welt.<br />

Die Menschen sollen sich unter Wert<br />

verkaufen.<br />

Die Kluft Reichtum und Armut wächst<br />

unaufhörlich.<br />

National und über die Grenzen hinweg.<br />

Die Weltkonzerne, die immer größere<br />

Gewinne einfahren, sind ebenso weltumspannend<br />

tätig und spielen Arbeitnehmer<br />

im Zuge der Globalisierung<br />

über Grenzen hinweg gegeneinander<br />

aus.<br />

ln einer ökonomischen Krise meinen<br />

manche, es helfe, die Sozialsysteme<br />

zurück zu drängen und alles einfach<br />

dem Markt zu überlassen.<br />

GEWERKSCHAFT N AHRUNG-G ENUSS-G ASTSTÄTTEN<br />

Region Mannheim-Heidelberg<br />

Hans-Böckler-Str. 1, 68161 Mannheim<br />

Tel.: 0621 -1254250<br />

Fax: 0621-1254266<br />

region.mannheim-heidelberg@ngg.net<br />

Pressemitteilung<br />

Tarifergebnis erzielt<br />

22.02.2005<br />

Mannheim, 22. Februar 2005.<br />

Bei der Eichbaum - Brauerei Mannheim konnte in der Nacht in mehrslündigen Verhandlungen<br />

eine Einigung herbeigeführt werden. Nach 27 Streiktagen ergibt sich folgendes Ergebnis:<br />

• Die Entge~e werden ab 1.1.05 um 37 Euro· erhöht, eine weitere Erhöhung erfolgt ab<br />

1.2.2006 in Höhe der Entgeltsteigerung in der baden-wOrttembergischen Brauindustrie.<br />

Die Laufzeit des Tarifvertrages endet am 31 .12.2006.<br />

• Die Jahressondervergütung wird flexibilisiert und beträgt 2005 und 2006 mindestens<br />

95%.<br />

• Betriebsbedingte Kündigungen und Ausgliederungen sind bis zum 31 .12.2005 ausgeschlossen.<br />

• Der gekündigte Zusatztarifvertrag wird wieder in Kraft gesetzt.<br />

• Es wird eine Maßregelungsklausel vereinbart, nach der alle Abmahnungen und Kündigungen<br />

zurückgezogen werden.<br />

Die Gewerkschaft NGG ist mit dem erzielten Ergebnis hoch zufrieden. Uwe Hildebrandt,<br />

Landesbezirksvorstand Baden-Württemberg.: ,Es ist uns über die Entgelterhöhung hinaus<br />

gelungen, eine Beschäftigungssicherung zu vereinbaren. Darüber hinaus ist bis Ende 2005<br />

keine Ausgliederung von Abteilungen möglich. Die Jahressonderzuwendung von 95% ist<br />

ein akzeptables Ergebnis. •<br />

Der Betriebsratsvorsitzende Georg Dohr: ,Für uns war wichtig , dass die Eichbaum und<br />

Gastromatic nicht zur tariffreien Zone wird. Auch das sogenannte ,Freiberger Modell'<br />

konnte durch die 2-stufige Erhöhung der Entgelte verhindert werden. •<br />

Die Mitglieder der NGG werden in einer 2. Urabstimmung heute und morgen über das Ergebnis<br />

abstimmen.<br />

Für Nachfragen stehen zur Verfügung:<br />

Rückfragen: Hilde Seibert 0170/9667811<br />

Volker Daiss 0160/963 23 192<br />

Uwe Hildebrandt 0175/1848334<br />

Verantwortlich:<br />

Hilde Seibert<br />

GeschattsfOhrerin<br />

69


27.<br />

Über die berühmte Telefonkette<br />

werden die Eichbäumler zur Mitgliederversammlung<br />

ins Gewerkschaftshaus<br />

gerufen. Der Saal ist<br />

voll, die Stimmung gut.<br />

Georg Dohr umreißt in einer Rede,<br />

die wir fortlaufend in der Broschüre<br />

dokumentiert haben, Ausgangspunkt,<br />

Verlauf und das verhandelte<br />

Ergebnis des Streiks.<br />

Die anschließende Aussprache signalisiert<br />

breite Zustimmung.<br />

Sofort im Anschluss findet die<br />

Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis<br />

statt.<br />

Pressemitteilung<br />

Eins steht fest: ein Eichbaum!<br />

Mannhcim, 22. Februar 2005. Jn einem am 21. Februar 2005 bis in die Nacht<br />

hinein dauernden Gespräch einigten sich Vorstand und Gewerkschan NGG,<br />

vorbehaltlich de r Zustim mung der gewerkschaftlichen Gremien, auf<br />

Haustarifverträge fiir 2005 und 2006.<br />

Eichbaum bleibt auch we iterhin dem Flächentarifvertrag fem . Wie ursprünglich<br />

auch von dem Vorstand vorgeschlagen, erhöhen sich die Entgelte um I ,5 %,<br />

bezogen auf den Ecklohn. Für 2006 ist ei ne moderate Erhöhung vorgesehen, die<br />

sich an der Entwicklung des Flächentarifvertrages von Baden-Württemberg<br />

orientieren soll. Um drohende Ausgliederungen möglichst zu vcm1eidcn,<br />

beschlossen Geschäftsleitung und Gewerkschaft NGG die kommenden Monate<br />

eine innerbetriebliche Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen mit dem Ziel, einzelne<br />

Untemchmcnsbercichc wie beispielsweise Logistik effizienter t:U gestalten.<br />

Ergebnisse sollen bis Herbst 2005 vorliegen. Somit hat der Betriebsrat die<br />

Gelegenheit, aktiv an der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit mitzuarbeiten.<br />

Umsetzungen werden voraussichtlich Anfang 2006 erfolgen.<br />

Wie vom Vorstand gefordert, wird das 13. Monatsgehalt variabil isic1t. Einzige<br />

Differenz: nicht die vom Vorstand geforderten 90 %, sondern als Kompromiß<br />

wurden 95% ve reinban.<br />

Vorstand und Geschäftsleitung sind mit dem Verhand lungsergebnis sehr<br />

zufrieden, hat ma n sich doch immer von der Wirtschaftlichkeit und damit<br />

Existcnzsichcnmg des Unternehmens tragen lassen.<br />

Vor allen Dingen hat sich ei niges gezeigt. Trotz aller Bemühungen des<br />

Betriebsratsvorsitzenden Gcorg Dohr- Hutchison und der Gewerkschaft NGG:<br />

Eichbaum ist nicht zu bestreiken!<br />

Prcssckontakt:<br />

Bei RUckfragen wenden Sie sich bitte an Diana Wirth, Tel.: 0160 98941851


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

Der würde das dann schon regeln,<br />

wenn man nur alles Hinderliche, den<br />

Ballast und das, was aus ihrer Sicht<br />

beschäftigungshemmend sei wie<br />

Tarifverträge, Arbeitnehmerschutzrechte,<br />

Kündigungsschutz usw. endlich beseitigen<br />

würde.<br />

Aus Sicht vieler Arbeitgeber bietet sich<br />

derzeit die einmalige Chance, ihre ideologischen<br />

Ansätze jetzt zu verwirklichen<br />

und zur dauerhaften Schwächung der<br />

Gewerkschaften und Eindämmung der<br />

Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte<br />

der Interessensvertretungen zu schreiten.<br />

Auch wir bei Eichbaum sehen uns offensichtlich<br />

einem solchen Arbeitgeber<br />

gegenüber, der diese Klaviatur in der<br />

gesamten Bandbreite bedient.<br />

Zwei-Klassen-Gesellschaft, das ist also<br />

nicht nur ein Thema der Eichbaum­<br />

Brauerei. Sicher nicht!


28.<br />

Das Ergebnis der Urabstimmung<br />

wird bei der Abschlusskundgebung<br />

vor dem Tor bekannt gegeben.<br />

Mit einem Button: ",ch war dabei",<br />

werden die am Streik Beteiligten<br />

ihre Haltung demonstrieren, wenn<br />

sie mit der heutigen Mittelschicht,<br />

ab 14 Uhr, die Arbeit wieder aufnehmen.<br />

Brauerei Eichbaum I Gastromatic<br />

Mannheim<br />

28. Streiktag 23.02.2005<br />

95,9 o/o<br />

für Annahme des<br />

Tarifkompromisses<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

in der gestern und heute durchgeführten zweiten Urabstimmung,<br />

haben sich 95,9% der Gewerkschaftsmitglieder für die Annahme d<<br />

am Montagnacht gefundenen Tarifkompromisses ausgesprochen.<br />

Damit geht der Arbeitskampf nach 28 Tagen bei der Eichbaum in<br />

Mannheim zu Ende.<br />

Die Arbeitsaufnahme für die in Schichtarbeit befindlichen<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beginnt heute um 14.00 Uhr<br />

der Mittelschicht<br />

Alle anderen Beschäftigten müssen am Donnerstag, 24.02.2005 m<br />

den betriebsüblichen Arbeitszeiten ihre Arbeit wieder aufnehmen.<br />

Wir bedanken uns bei allen Kolleginnen und Kollegen für Ihre<br />

Unterstützung.<br />

Wir alle gehen gestärkt aus dieser Auseinandersetzung hervor.<br />

Sollte es bei der Arbeitsaufnahme im einen oder anderen Fall<br />

Schwierigkeiten geben, so wendet Euch an die Vertreter der NGG.<br />

Tel.: 0621 /1254 250<br />

Tel.: 0170 /966 78 11<br />

Die Streikleitung


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

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Aber die Menschen der Eichbaum Brauerei<br />

und deren Familien haben einmal<br />

mehr gesagt, wir wollen das nicht.<br />

Ihr seid angetreten und habt erklärt, wir<br />

wollen nicht das Modell Freiberg, nicht<br />

in Mannheim, nicht in Bellheim und<br />

nicht in Pirmasens, am besten gar nirgends.<br />

Denn für die Menschen, die tagtäglich<br />

in den Betrieben ihr Brot verdienen<br />

müssen - und um die muss es in erster<br />

Linie gehen - und eben nicht um die<br />

Aktionäre, Millionäre oder Gewinne -,<br />

für diese Menschen ist das Sachsenmodell<br />

der letzte Scheiß.<br />

Und wir haben uns vier Wochen lang<br />

die Frage gestellt:<br />

Ja, lebt denn der alte<br />

Streikwille noch?<br />

Gewerkschaft sieht Etappensieg bei Eichbaum-Brauerei<br />

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mrndrn Jahr fl.nlbl1tslf'rt. mmde-tf'tllsol·<br />

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Schaf .. ~:ru~chl ke1rwt lkhl daraus. dus<br />

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der Effmrnz t'lrttdner Untrmrhmmlletle<br />

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Sc"'l.~ffn erwartd biS zum Sp:lt)ahr Ergeb.-<br />

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Aufstt'huraiSVOnltundt'!!' Dr C'hnsWf<br />

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Unsere Antwort war klar und deutlich


28.<br />

Gemeinsam vorm Tor die letzte<br />

Aktion - gemeinsam wieder rein in<br />

den Betrieb.


DER EICHBAUM-STREIK 2005<br />

Rede von Georg Dohr zum Streik-Ende am 22. Februar 2005<br />

jeden Tag vor dem Tor und in unserer<br />

Stadt zu hören und sie wird auch noch<br />

lange nachhallen, dessen bin ich mir<br />

sicher:<br />

Ja, er lebt noch!<br />

75


Das Streikzelt wird abgebaut, ein<br />

letztes Flugblatt mit Dank an die<br />

GEWERKSCHAFT N AHRUNG. G ENUSS . G ASTSTÄTTEN<br />

umliegende Bevölkerung wird verteilt.<br />

Mit der Frühschicht am 24. Februar<br />

2005 nehmen die letzten Streikenden<br />

die Arbeit wieder auf.<br />

NGG Reg1on Mannhe1m-Heldelberg<br />

68161 Mannhetm, Hans- Böckler-SIT 1<br />

An alle<br />

Anwohnerinnen und<br />

Anwohner<br />

der Eichbaum Brauerei<br />

'"<br />

0621112 54 250<br />

• Marz 1005<br />

Liebe Anwohnerinnen und Anwohner.<br />

im Namen der Streikenden der Eichbaum Brauerei möchten wir nicht versäumen Ihnen<br />

für die Unterstützung während des vierwöchigen Arbeitskampfes zu danken. Uns war<br />

und ist sehr wohl bewusst, dass durch den Streik auch Sie Unannehmlichkeiten zu ertragen<br />

hatten. Sei es durch die morgendlichen Kundgebungen, Pfeifkonzerte und Sonstiges.<br />

Sollte es während der Dauer des Streiks zu Belästigungen unsererseits gekommen<br />

sein, so bitten wir dafür ausdrücklich um Entschuldigung und versichern Ihnen, dass<br />

dies keinesfalls in unserer Absicht gelegen hat.<br />

Der Arbeitskampf richtete sich ausschließlich gegen Unternehmenswillkür und diente<br />

dem Zweck, tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen bei der Eichbaum Brauerei zu<br />

erhalten und für die Zukunft zu sichern.<br />

Ganz besonders bedanken wir uns bei all denen, die uns in materieller Hinsicht unterstützt<br />

haben oder die durch das Aufhängen von Transparenten rnit dazu beigetragen<br />

haben, unserer Sache die verdiente Öffentlichkeit zu verschaffen.<br />

ln der Hoffnung, nicht so schnell wieder vor den Eichbaum-Werkstoren stehen zu müssen<br />

bedanken wir uns im Namen aller Streikenden.<br />

Gewerkschaft<br />

Nz;;z:=tstätte~ t:~t/<br />

Hilde Seibert<br />

Dieter Nickel


An alle Orga-Mails/Gesamtorganisation<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

in der vergangenen Nacht konnte nach fast 4-wöchigem Arbeitskampf ein<br />

Verhandlungsergebnis erzielt werden, das heute in der großen<br />

Tarifkommission beraten wird, heute nachmittag in einer<br />

Streikversammlung berichtet und dann zur Urabstimmung vorgelegt wird.<br />

Einzelheiten dazu werdet ihr vom Landesbezirk Baden-Württemberg noch<br />

erfahren.<br />

Es sei aber so viel gesagt, dass die grundsätzliche Auseinandersetzung<br />

erfolgreich für uns geregelt werden konnte, denn die Schaffung von<br />

"Freiberger Verhältnissen" wurde verhindert und Verbesserungen im<br />

Entgelttarif erreicht. Dies ist ein verausragendes Ergebnis und ein<br />

großer Erfolg für Uwe Hildebrandt, Hilde Seibert, Georg Dohr- Hutchison<br />

und unsere Kolleginnen und Kollegen.<br />

Ich möchte die Gelegenheit schon einmal nutzen, um allen Kolleginnen und<br />

Kollegen , die sich aktiv beteiligt haben, sehr herzlich für die<br />

solidarische Unterstützung zu danken.<br />

4 Wochen Arbeitskampf bei Wind und Wetter, bei Kälte und Schnee, gegen<br />

massive Angriffe des Arbeitgebers erfolgreich durchzustehen, das ist<br />

schon mehr als nur eine klasse Leistung, das ist gelebte SOLIDARITÄT.<br />

Dieser erfolgreiche Arbeitskampf ist beispielhaft und stärkt unsere NGG.<br />

In diesem Sinne e i n herzliches "Glück auf!"<br />

Franz- Josef Möllenberg<br />

Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten<br />

Hauptvorstand<br />

Haubachstraße 76<br />

22765 Harnburg<br />

Tel: +49 (0) 40/ 380 13 -110<br />

Fax: +49 (0) 40/ 380 13 -220<br />

77


Die Situation nach dem Streik<br />

ist weiter konfliktbeladen. Am<br />

24. Mai 2005 wird dem Streikaktivist<br />

und Vertrauensmann Colin<br />

Johnson die fristlose Kündigung<br />

ausgesprochen. Ihm wird vorgeworfen,<br />

einen Streikbrecher aus<br />

einem Konzernbetrieb "bedroht" zu<br />

haben (siehe Flugblatt).<br />

Im Moment läuft eine Solidaitätsaktion<br />

für Colin, denn die Art und<br />

Weise der Kündigung lassen vermuten:<br />

Hier soll ein Exempel statuiert<br />

werden.


Solidarität mit Colin Johnson<br />

Die Mannheimer Eichbaum-Brauerei hat unserem Kollegen Colin<br />

Johnson am 24. Mai 2005 die fristlose Kündigung ausgesprochen.<br />

Colin Johnson- seit 19 Jahren in der Eichbaum-Brauerei als<br />

Maschineoftihrer tätig- wird vorgeworfen, einen Streikbrecher<br />

aus einem Konzernbetrieb .,bedroht" zu haben.<br />

Unabhängig davon, dass sich dieser Mitarbeiter gar nicht bedroht<br />

fühlt, ist weder eine entsprechende Äußerung gefallen noch hat<br />

es eine entsprechende Situation gegeben.<br />

Dem Eichbaum-Vorstand wurde dieser Sachverhalt im Anhörungsverfahren<br />

durch den Betriebsrat akribisch und überzeugend dargelegt-<br />

er hat aber gleichwohl die Kündigung ausgesprochen.<br />

Colin Johnson wurde am letzten Dienstag kurz vor Schichtende<br />

um 14.00 Uhr von zwei Vorgesetzten vom Betriebsgelände gefi.ihrt.<br />

1<br />

La desarbeitsgericht<br />

Baden-Württemberg<br />

- Kammern<br />

Anlass und Art und Weise der fristlosen (und fristgerechten) Kündigung lassen vermuten:<br />

Hier soll ein Exempel statuiert werden!<br />

Colin ist Vertrauensmann, er war Mitglied der betrieblkhen Streikleitung, er ist mit ganzem Herzen Gewerkschafter.<br />

Wir fordern den Eichbaum-Vorstand auf:<br />

Nehmen Sie die Kündigungen zurück!<br />

Keine Abstrafaktionen gegenüber am Streik Beteiligten!<br />

Kommen Sie zu einem fairen und zivilisierten Umgang zurück!<br />

Wir bitten um Spenden auf das Soli-Konto, da eotin autgrund derfristtosen Kündigung<br />

erstmal eine Sperre von der Arbeitsagentur kriegen wird!<br />

Gewerkschaft NGG, "Solidaritätskonto", Stichwort: Colin, Kto-Nr. 12g6693501, BLZ 670 10111, SES Bank<br />

HI L D ~ 5fiiUIT 11110 01HU NICKU<br />

GewerkschaftNahru~enii$S-G3mtltt tn<br />

RtgionM.annheim·Heidtlberg<br />

UWE HI LDUIIAIIDT<br />

GtwerksthilftNahn.mg-Genuss-Gasbtätten<br />

landesbeiirkßaden..Württembtfg<br />

STUAII RUMAMN,<br />

[J(iB-R~!gionRht'ln·Necbr<br />

RD$WITH A IH116<br />

SA-Vo!30itztnde<br />

~pperi&Fuclls<br />

Wt w5Tit.,LU<br />

BR.V~r<br />

H/4-lnterdrink<br />

RDIIIfTS


Nach dem Streik bot sich das wirkliche Bild der Situation im Be- Ende April wurden die Gerüchte zur Ausgliederung des Telefonvor- Auch Gerüchte über eine drohende Betriebsschließung nach einem<br />

trieb: Keine Vorräte, Bruch, Reparaturen ohne Ende. Also nicht die verkaufs nach Bellheim in ein "Kompetenzzentrum " mit so genann- Verkauf oder auch eine Herauslösung einzelner Betriebe aus dem<br />

noch wenige Tage vor Streik-Ende im regionalen Privatfernsehen ten "freien Mitarbeitern" konkret. Ende Juni wurde zwölf Mitarbei- Konzern werden von allen Seiten genährt.<br />

gezeigten Bilder einer gut laufenden Eichbaum-Abfüllanlage. tern gekündigt, obwohl unser Haustarifvertrag vorsieht, dass Ausgliederungen<br />

bis 31 .12.2005 verboten sind!<br />

Ein Mitarbeiter: "Bereits vor dem Streik gab es Verkaufsgerüchte.<br />

Da will man uns jetzt nachträglich noch was in die Schuhe schie-<br />

Spaltung der Belegschaft zwischen "die da<br />

draußen" und "die da drinnen". Die 1. Mai-Kundgebung des DGB auf dem Marktplatz wurde erst- ben. Klar, passt das manchen Herren nicht, wenn sich Arbeitnehmalig<br />

nicht mit dem Mannheimer Traditionsbier beliefert. Kurzfristig mer organisieren und ihnen dadurch ein Strich durch die Rechnung<br />

Statt die von allen Seiten angemahnten Anstrengungen zur Zusam- wurden Bier und Bierbänke abgesagt, da angeblich eine "Doppel- gemacht wird. Und wenn es wirklich die Rache von ganz oben<br />

menarbeit zu praktizieren, kam es unentwegt zu Verwerfungen. buchung" getätigt worden sei. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!? wäre, ist es trotzdem nicht nachträglich falsch, was wir getan<br />

haben, oder? Für mich bleibt stehen, was auch die meisten<br />

Nichts wurde von Seiten der Geschäftsleitung und leitender Angestellter<br />

unversucht gelassen, Betriebsratsmitglieder, Vertrauensleute<br />

und Gewerkschaftsmitglieder doch noch klein zu bekommen.<br />

Im Folgenden eine kleine Chronolgie der Ereignisse:<br />

Der Gastromatic-Chef versuchte ab Anfang März den Betriebsrat<br />

durch eine Unterschriftenaktion vorzeitig abzuwählen. Der Versuch<br />

misslang -es gab zu wenig Unterschriften für das Quorum.<br />

Am 24. Mai wurde Colin Johnson, Mitglied der Streikleitung, fristlos Kolleginnen und Kollegen im Betrieb so sehen. Die Angst hat uns<br />

gekündigt. Grund: Diskussion mit angeblicher Bedrohung eines vor dem Streik nicht kleingekriegt, nicht während des Streiks und<br />

Streikbrechers aus dem Osten während einer Frühstückspause. auch nicht danach" - Denn egal was passiert:<br />

Mitte Juni wurde bekannt, dass Gastromatic zum 1. November<br />

nach Speyer (Rheinland-Pfalz, 30 km entfernt) verlagert wird. Auch<br />

dieser Akt erfolgte ohne Einbindung von den Arbeitnehmergremien<br />

und klar gegen den Tarifvertrag!<br />

Eins steht fest: Wir sind die Eichbaum!<br />

Anfang April entdeckte der gleiche Gastromatic-Chef schon wieder<br />

sein Herz für die Interessenvertretung von Arbeitnehmern:<br />

Trotz Gemeinschaftsbetrieb Eichbaum-Gastromatic und trotz<br />

Gemeinschaftsbetriebsrat sollte in einer Mitarbeiterversammlung<br />

Anfang April ein Wahlvorstand zur Wahl eines Gastromatic-Betriebsrats<br />

gewählt werden! Auch dieser Angriff scheiterte.<br />

Die Belegschaft entschied sich am 5. April in einer offenen Versammlung<br />

vor dem Arbeitgeber mit großer Mehrheit für ihren<br />

amtierenden Betriebsrat.<br />

Eine Fülle von Anfeindungen und Schikanen gegenüber den ehemals<br />

Streikenden wurden uns in den ersten Wochen nach dem<br />

Streik gemeldet. Bis heute, so glauben viele, ist die Verunsicherung<br />

und Angstmache bewusst organisiert.<br />

Ein Mitarbeiter: "Der Vorstand sagt, er will, dass Ruhe einkehrt und<br />

lässt das Gegenteil zu. Ich musste nach dem Streik regelrechte<br />

Strafarbeiten verrichten."


Beispiele für Tarifflucht im Actris-Konzern<br />

Freiherger Brauhaus<br />

A ustritt aus der Tarifgemeinschaft des<br />

Sächsischen Brauerbundesam<br />

19.12.2000<br />

GSM<br />

(Gastro-Service-Mittelsachsen GmbH)<br />

Keine Tarifbindung,<br />

Beschäftigte erhalten mindestens<br />

40 % weniger als Beschäftigte<br />

bei Freiberger<br />

Gastromatic Mannheim<br />

Tarifbindung nach<br />

Eichbaum-Streik Januar 2003<br />

Eichbaum-Brauerei Mannheim<br />

Austritt aus der Tarifgemeinschaft<br />

zum 31 .1 0.2002<br />

Tarifbi ndung nach Streik Januar 2003<br />

Odenwald Mineralquelle,<br />

Heppenhei m<br />

Austritt 2004<br />

Oppacher Mineralquellen<br />

Austritt aus dem Verband Deutscher<br />

Mineralbrunnen 2001<br />

Park & Bellheimer Brauerei<br />

Übernahme November 2004,<br />

Versuch, während Tarifrunde<br />

2004/2005 auszutreten

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