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Präventiver und präemptiver Krieg in der amerikanischen ...

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auf militärische Erstschläge – mit o<strong>der</strong> ohne Billigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>tenNationen – setze. 8 Diese Ansicht blendet allerd<strong>in</strong>gs aus, dass <strong>der</strong>vorbeugende E<strong>in</strong>satz von militärischen Mitteln re<strong>in</strong> optional <strong>und</strong> nichtpr<strong>in</strong>zipiell angewendet werden sollte. Diese Option zurantizipatorischen Selbstverteidigung ist nach Ansicht <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten nötig, um auf die sicherheitspolitische Realität nach dem 11September 2001 reagieren zu können. In <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong>Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> steht auch, dass die Zeit des Reagierens vorbei sei<strong>und</strong> nun die Zeit des Handelns gekommen ist. Es ist hier e<strong>in</strong>präemptives Handeln geme<strong>in</strong>t, also e<strong>in</strong> Handeln, das seitens <strong>der</strong> USAohne Resolution des Sicherheitsrates <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen gesetztwird.Damit stellt sich das Problem <strong>der</strong> völkerrechtlichen Legitimation<strong>der</strong>artiger Handlungen. Die Völkergeme<strong>in</strong>schaft hat sich gleich imersten Kapitel <strong>der</strong> UN-Charta zum Gewaltverzicht bereiterklärt <strong>und</strong>im siebenten Kapitel wird die Entscheidung über den E<strong>in</strong>satz vonmilitärischen Mitteln e<strong>in</strong>zig <strong>und</strong> alle<strong>in</strong> dem Sicherheitsrat zugebilligt.Die Geschichte <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft zeigt allerd<strong>in</strong>gs, dass dieserAbsolutheitsanspruch <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen, bzgl. des E<strong>in</strong>satzesvon militärischen Mitteln nicht erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegenwart von Seitene<strong>in</strong>iger Staaten o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaften negiert wird. Der NATO-Angriffskrieg gegen Serbien im Jahre 1999 wurde ohne e<strong>in</strong> Mandatdes Sicherheitsrates <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen geführt, ohne dass vonSeiten des Regimes e<strong>in</strong>es Slobodan Milosevic e<strong>in</strong>e unmittelbareBedrohung <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft ausg<strong>in</strong>g <strong>und</strong> somit auch ke<strong>in</strong>eBedrohung <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft bestand. Damit hatte die NATOe<strong>in</strong>en klaren Bruch des geltenden Völkerrechtes begangen. Diesehumanitäre Intervention <strong>der</strong> NATO <strong>in</strong> Serbien legt aber auch denF<strong>in</strong>ger auf die Schwachstelle des geltenden Völkerrechts, denn es hataufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nichte<strong>in</strong>mischung durch Drittstaaten ke<strong>in</strong>e Möglichkeit,auf <strong>in</strong>nerstaatliche Gewalt, Zerfall von staatlicher Autorität <strong>und</strong> dieBedrohung von nichtstaatlichen Akteuren e<strong>in</strong>zuwirken. DieHerausfor<strong>der</strong>ung liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsensf<strong>in</strong>dung bei <strong>der</strong>8 Kamp Karl He<strong>in</strong>z. Vorbeugende Militäre<strong>in</strong>sätze (Preemtive Strikes); E<strong>in</strong>e neueSicherheitspolitische Realität? In: Arbeitspapier Konrad Adenauerstiftung e.V. Nr.120/2004; Berl<strong>in</strong>, Jänner 2004.82


Neu<strong>in</strong>terpretation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anpassung des geltenden Völkerrechts andie neuen geän<strong>der</strong>ten politischen Bed<strong>in</strong>gungen. Der E<strong>in</strong>satz vonmilitärischen Mitteln muss am Grad <strong>der</strong> Bedrohung gemessen werden<strong>und</strong> darf nur solche Handlungen e<strong>in</strong>schließen, die zur Beseitigung <strong>der</strong>Gefahr erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> es muss unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Ausstiegsszenarioaus dem Konflikt vorhanden se<strong>in</strong>.An<strong>der</strong>s als nationales Recht, das durch e<strong>in</strong>en Gesetzgeber gesetztwird, ist das Völkerrecht das Ergebnis e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung zwischensouveränen Staaten. Die Vere<strong>in</strong>barung kann ausdrücklich erfolgen,dann entsteht e<strong>in</strong> Vertrag, o<strong>der</strong> sie kommt durch e<strong>in</strong>e lange <strong>und</strong>akzeptierte Staatenpraxis zustande, dann entsteht Gewohnheitsrecht.Da solche Vere<strong>in</strong>barungen freiwillig zustande kommen, werden sie <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>gehalten. H<strong>in</strong>zu kommt, dass Völkerrecht wie jedesRecht auf <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sicht <strong>der</strong> Notwendigkeit von bestimmten Regeln imUmgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> beruht. Die Teilnehmer <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenBeziehungen halten sich an Normen, weil sie erwarten, dass sichAn<strong>der</strong>e auch daran halten. Angesichts des enormen Anwachsens <strong>der</strong>Zahl <strong>der</strong> Staaten, welche <strong>in</strong> den verschiedenen Staatengeme<strong>in</strong>schaftenzusammengeschlossen s<strong>in</strong>d, wird es immer schwieriger,völkerrechtliche Vere<strong>in</strong>barungen zu treffen.E<strong>in</strong>ige durch das Völkerrecht geschützte Güter s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>art bedeutend,dass für sie spezielle Kontrollverfahren geschaffen wurden. DasHaupt<strong>in</strong>strument <strong>der</strong> Durchsetzung ist jedoch <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong>öffentlichen Me<strong>in</strong>ung. Staaten s<strong>in</strong>d um ihre Reputation äußerstbesorgt <strong>und</strong> werden immer bemüht se<strong>in</strong>, diese auch hoch zu halten<strong>und</strong> somit völkerrechtskonform handeln. Die öffentliche Me<strong>in</strong>ungartikuliert sich <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise durch nicht-staatliche Akteure<strong>und</strong> Organisationen, wie zum Beispiel die verschieden Kirchen <strong>und</strong>Religionsgeme<strong>in</strong>schaften, die teilweise über großen (politischen)E<strong>in</strong>fluss verfügen. Die Mitwirkung <strong>der</strong>artiger ziviler Geme<strong>in</strong>schaftenist seitens <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft durchaus erwünscht, denn sie hatden Vorteil, dass diese auf ke<strong>in</strong>e eigene Politik Rücksicht nehmenmüssen <strong>und</strong> Probleme viel direkter ansprechen können, um ihreInteressen durchsetzen zu können.83


E<strong>in</strong>e zentrale Norm des Völkerrechts ist das Verbot <strong>der</strong> Androhungo<strong>der</strong> Anwendung von Gewalt. 9 Der Angriffskrieg ist seit 1945 für alleStaaten verboten <strong>und</strong> darf nicht mehr zur Erzw<strong>in</strong>gung eigenerInteressen geführt werden. Zur Durchsetzung dieses Verbots wurdeeigens <strong>der</strong> Sicherheitsrat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen geschaffen. DiesesOrgan <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen hat die Hauptaufgabe, den Frieden <strong>in</strong><strong>der</strong> Welt zu erhalten <strong>und</strong> auf etwaige Verletzungen o<strong>der</strong> auchBedrohungen des Weltfriedens zu reagieren. Da dieser Rat schnellhandeln können muss, um effektiv <strong>und</strong> vor allem effizient zu se<strong>in</strong>,besteht er aus 15 Nationen, die den Vere<strong>in</strong>ten Nationen angehören.Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika, Russland, Ch<strong>in</strong>a, dasVere<strong>in</strong>igte Königreich (Großbritannien <strong>und</strong> Nordirland) sowieFrankreich haben e<strong>in</strong>en ständigen Sitz im Sicherheitsrat 10 , diean<strong>der</strong>en zehn Nationen werden von <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft gewählt.Die fünf ständigen Mitglie<strong>der</strong> im Sicherheitsrat verfügen über e<strong>in</strong>Vetorecht <strong>und</strong> können somit auch e<strong>in</strong>e Resolution desSicherheitsrates verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Solche Resolutionen kommen mit neunStimmen zustande, darunter müssen sich die fünf Stimmen <strong>der</strong>ständigen Mitglie<strong>der</strong> bef<strong>in</strong>den. 11 Der Sicherheitsrat stellt zuerst fest,dass e<strong>in</strong>e Bedrohung des <strong>in</strong>ternationalen Friedens o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>Friedensbruch vorliegt. 12 Da es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition für dieBedrohung des <strong>in</strong>ternationalen Friedens gibt, steht es demSicherheitsrat vollkommen frei, jedwede Eskalierung <strong>der</strong> Situation alsBedrohung des Weltfriedens anzusehen. Nach <strong>der</strong> Feststellung e<strong>in</strong>esBruches des Weltfriedens kann <strong>der</strong> Rat nichtmilitärischeZwangsmaßnahmen gegen den Rechtsbrecher ergreifen. 13 Wenn diesenicht zum gewünschten Erfolg führen, hat <strong>der</strong> Sicherheitsrat auch dieMöglichkeit, militärische Gewalt anzudrohen <strong>und</strong> nötigenfalls auche<strong>in</strong>zusetzen. 14 Da <strong>der</strong> Sicherheitsrat allerd<strong>in</strong>gs über ke<strong>in</strong>e eigenenTruppen verfügt ist er gezwungen, die Mitgliedsstaaten zurBeistellung von Truppen zur Durchsetzung e<strong>in</strong>es Mandates zu bitten.9 UN-Charta, Artikel 2, Absatz 4.10 UN-Charta, Kapitel V, Artikel 23.11 UN-Charta, Artikel 27.12 UN-Charta, Artikel 39.13 UN-Charta, Artikel 41.14 UN-Charta, Artikel 42.84


Der Terroranschlag vom 11 September 2001, welcher seitens <strong>der</strong>Amerikaner <strong>der</strong> Al-Quaida zugeschrieben wird, hat dieStaatengeme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> somit das Völkerrecht herausgefor<strong>der</strong>t, da ere<strong>in</strong>en neue Qualität e<strong>in</strong>es bewaffneten Angriffs auf e<strong>in</strong> Mitgliedsland<strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft hatte. Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerikabrachten diesen Terroranschlag vor den UN-Sicherheitsrat. Diesercharakterisierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Resolution 1373 den <strong>in</strong>ternationalenTerrorismus als Bedrohung des Weltfriedens <strong>und</strong> verbot denMitgliedsstaaten, mit Terrororganisationen zusammenzuarbeiten o<strong>der</strong>sie f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen; ja sie verpflichtet die Mitgliedsstaatensogar, Terrororganisationen geme<strong>in</strong>sam zu bekämpfen. DieStaatengeme<strong>in</strong>schaft akzeptierte den Standpunkt <strong>der</strong> USA, dass essich bei den Terroranschlägen um e<strong>in</strong>en militärischen Angriffhandelte. Die USA machten daraufh<strong>in</strong> ihr Recht aufSelbstverteidigung geltend <strong>und</strong> <strong>in</strong>formierten den Sicherheitsrat <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>ten Nationen darüber. In weiterer Folge griffen die USAAfghanistan an, entmachteten das dort regierende Taliban-Regime,welches als Unterstützer <strong>der</strong> Al-Quaida Terroristen galt, <strong>und</strong> setztene<strong>in</strong>e neue Regierung e<strong>in</strong>. Auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>setzung e<strong>in</strong>er neuen Regierungstimmte <strong>der</strong> Sicherheitsrat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Resolution1383 zu <strong>und</strong> sicherte dies durch Entsendung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalenStreitmacht ab. Letztlich bedeutet dies, dass im Rahmen <strong>der</strong>Verhältnismäßigkeit militärische Gewalt gegen Staaten angewendetwerden kann, die Terroristen bei <strong>der</strong> Ausführung von Anschlägenunterstützen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>artiges dulden. Der <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> Afghanistanunterlag den Regeln des <strong>Krieg</strong>svölkerrechtes. Dies bestimmt, dassTaliban-Kämpfer den Status von Kombattanten hatten. Fallen solcheTaliban-Kämpfer <strong>in</strong> die Hände <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Streitmacht, s<strong>in</strong>ddiese als <strong>Krieg</strong>sgefangene zu behandeln. Selbst wenn es unklar ist, obe<strong>in</strong>e Person e<strong>in</strong> Kombattant war o<strong>der</strong> nicht, so gilt zunächst dieVermutung, dass er <strong>Krieg</strong>sgefangener ist. Es bedarf gemäß<strong>Krieg</strong>svölkerrecht e<strong>in</strong>es Gerichtes, um festzustellen, dass e<strong>in</strong>Gefangener diesen Status verloren hat. Die Verweigerung des<strong>Krieg</strong>sgefangenenstatus gegenüber allen, die <strong>in</strong> Guantanamo<strong>in</strong>haftiert s<strong>in</strong>d, verstößt wie<strong>der</strong>um gegen das <strong>Krieg</strong>svölkerrecht. DieBehandlung <strong>der</strong>jenigen, welche dort <strong>in</strong>haftiert s<strong>in</strong>d wi<strong>der</strong>sprichtwie<strong>der</strong>um den Menschenrechten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rechtsstaatlichkeit.85


Die Vere<strong>in</strong>ten Nationen wurden bereits im Jahre 1948 im Rahmen <strong>der</strong>Völkermordkonvention beauftragt, e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Gerichtshofzur Verfolgung von völkerrechtlichen Verbrechen e<strong>in</strong>zurichten. Dieswurde erst 2002 realisiert, zumal <strong>in</strong> diesem Zusammenhang Staatenauf Teile ihrer Souveränitätsrechte verzichten mussten. Dies spiegeltsich auch im Ergebnis wi<strong>der</strong>: Der <strong>in</strong>ternationale Strafgerichtshof hatnur e<strong>in</strong>e Zuständigkeit, nämlich dann, wenn Staaten nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lageo<strong>der</strong> auch Willens s<strong>in</strong>d, völkerrechtliche Verbrechen abzustrafen.Dies bed<strong>in</strong>gt weiters, dass sich das Verbrechen auf dem Territoriume<strong>in</strong>es Staates ereignet hat, welcher auch den Vertrag über dieE<strong>in</strong>richtung des <strong>in</strong>ternationalen Strafgerichtshof ratifiziert hat, o<strong>der</strong>dass es von Staatsangehörigen e<strong>in</strong>es Staates ausgeführt wurde, <strong>der</strong>dem Statut angehört. Die Bedeutung des <strong>in</strong>ternationalenStrafgerichtshofes liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Generalprävention. Potenzielle Täterkönnten sich angesichts <strong>der</strong> Existenz dieses <strong>in</strong>ternationalenStrafgerichtshofes veranlasst sehen, ihr Verhalten noch e<strong>in</strong>mal zuüberdenken bzw. Staaten, welche den <strong>in</strong>ternationalen Strafgerichtshofunterstützen, ihre nationale Rechtsordnung auf Verbrechen gegen dasVölkerrecht überarbeiten. Die Durchsetzung des Völkerrechts <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Weiterentwicklung benötigt Zeit. Schnelle Ergebnisse s<strong>in</strong>dangesichts <strong>der</strong> stark differierenden staatlichen Interessen kaum zuerwarten. Dennoch hat es <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e beachtlicheWeiterentwicklung des Völkerrechtes gegeben. Das Völkerrecht iste<strong>in</strong> Weg zum Frieden.Auch se<strong>in</strong>e Heiligkeit, Papst Johannes Paul II, hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erFriedensbotschaft bemerkt:86„Gerade <strong>der</strong> auf Gerechtigkeit <strong>und</strong> Vergebung gegründeteFriede ist es, <strong>der</strong> heute vom <strong>in</strong>ternationalen Terrorismusangegriffen wird. In den letzten Jahren, beson<strong>der</strong>s nach demEnde des kalten <strong>Krieg</strong>es, ist <strong>der</strong> Terrorismus zu e<strong>in</strong>em hochentwickelten Netz des politischen, technischen <strong>und</strong>wirtschaftlichen Zusammenwirkens geworden, das dienationalen Grenzen überschreitet <strong>und</strong> sich anschickt, die ganzeWelt zu umgarnen. Es handelt sich um Organisationen imwahrsten S<strong>in</strong>n des Wortes, die oft mit beachtlichen Geldmittelnausgestattet s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Strategien auf breiter Ebene ausarbeiten,


sich allerd<strong>in</strong>gs häufig überlappen <strong>und</strong> nicht immer politisch <strong>und</strong>zeitlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt werden können.Die Prävention von Krisen <strong>und</strong> Konflikten ist die vorrangige,gleichzeitig aber auch am meisten for<strong>der</strong>nde Aufgabe <strong>der</strong>Sicherheitspolitik. Gründe hierfür s<strong>in</strong>d die Schwierigkeit, die heutelatent auftretende Fülle an Informationen zu erfassen, auszuwerten<strong>und</strong> politisch beurteilen zu können, sowie gr<strong>und</strong>sätzlich dieSchwierigkeit von Regierungen, sich <strong>in</strong>ternational präventiv statt –e<strong>in</strong>em für je<strong>der</strong>mann sichtbaren Problemdruck folgend – reaktiv zuengagieren.In <strong>der</strong> öffentlichen Debatte werden auch die Begriffe Präventiv- <strong>und</strong>Präemtiv- <strong>Krieg</strong> verwendet. Diese unterscheiden sich wie folgt:Def<strong>in</strong>ition „Präemptiver <strong>Krieg</strong>“:„E<strong>in</strong> <strong>präemptiver</strong> <strong>Krieg</strong> ist e<strong>in</strong> bewaffneter Konflikt, <strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong>gesamtpolitischen <strong>und</strong> militärischen Beurteilung <strong>der</strong> Lage von <strong>der</strong>bedrohten Seite durch Angriff begonnen wird, weil e<strong>in</strong> gegnerischerAngriff unmittelbar bevorzustehen droht o<strong>der</strong> erkannt ist <strong>und</strong> <strong>der</strong>Bedrohte mit e<strong>in</strong>em Angriff auf militärische Vorteile hofft.“ 16Def<strong>in</strong>ition „<strong>Präventiver</strong> <strong>Krieg</strong>“:„E<strong>in</strong> präventiver <strong>Krieg</strong> ist e<strong>in</strong> bewaffneter Konflikt, <strong>der</strong> durch Angriffvon <strong>der</strong> Seite begonnen wird, die nach ihrer Beurteilung <strong>der</strong>gesamtpolitischen, strategischen <strong>und</strong> militärischen Lage glaubt, dassdie Anwendung militärischer Mittel ohneh<strong>in</strong> unvermeidbar ist <strong>und</strong>dass gegnerische Gew<strong>in</strong>ne dadurch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t <strong>und</strong> eigene erleichtertwerden, <strong>in</strong>dem man als erster die Initiative des Handelns ergreift.“ 17Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit hat es präemptive Schläge vonverschieden Staaten gegeben. 18 „Diese höchst diffuse Begründung <strong>der</strong>16 http://www.bmvg.de/sicherheit/030307_sipo_glossar.php vom 25 11 2003BMVg – Glossar sicherheitspolitisch relevante Begriffe. Ausdruck 25 11 2003.17 http://www.bmvg.de/sicherheit/030307_sipo_glossar.php vom 25 11 2003BMVg – Glossar sicherheitspolitisch relevante Begriffe. Ausdruck 25 11 2003.1807 06 1981: Angriff <strong>der</strong> israelischen Luftwaffe auf das irakischeKernforschungszentrum Bagdad führt zur Zerstörung des größten von drei88


Präemption lässt sich je<strong>der</strong>zeit missbrauchen um Macht<strong>in</strong>teressendurch zu setzen.“ 19Kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>„Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten erfreuen sich gegenwärtig beispiellosermilitärischer Stärke <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es großen wirtschaftlichen <strong>und</strong>politischen E<strong>in</strong>flusses.“ 20 Dass sich die Vere<strong>in</strong>igten Staaten vonAmerika ihrer momentanen Machtstellung im Völkerverb<strong>und</strong>durchaus bewusst s<strong>in</strong>d, br<strong>in</strong>gen sie gleich im Vorwort <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsstrategie zum Ausdruck. Ob dies auch <strong>in</strong>allen drei Bereichen tatsächlich <strong>der</strong> Realität entspricht, ist durchauskritisch zu h<strong>in</strong>terfragen. Natürlich ist die Streitmacht <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten, nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, unumstritten diegrößte <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich auch effektivste Streitmacht <strong>der</strong> Welt.Wenn man die Wirtschaftszahlen, den momentan schwachenDollarkurs <strong>und</strong> die hohe Zahl von Arbeitslosen <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igtenStaaten betrachtet, relativiert sich die Ansicht über die vorrangigeStellung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika bereits wie<strong>der</strong>.Wirtschaftsexperten sprechen davon, dass Amerikas Wirtschaft soschwach wie schon lange nicht mehr ist. Schutzzölle, welche gegen<strong>in</strong>ternational gültiges Recht verstoßen, werden von den USA überverschiedenste Güter verhängt, um die eigene Wirtschaft zustabilisieren. Damit werden <strong>der</strong> freie Austausch von Gütern <strong>und</strong> <strong>der</strong>freie Welthandel unterwan<strong>der</strong>t. Auch <strong>der</strong> politische E<strong>in</strong>fluss wird ausme<strong>in</strong>er Sicht etwas zu euphorisch gesehen. Dies wurde deutlich, alsForschungsreaktoren; 26 06 1993: Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika greifen mitMarschflugkörpern die Geheimdienstzentrale <strong>in</strong> Bagdad an; 20 08 1998: DieVere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika greifen mit Marschflugkörper e<strong>in</strong>eChemiewaffenfabrik im Sudan an; 18 12 1998: Die Luftwaffe <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika bombardiert nachts geme<strong>in</strong>sam mit englischenMilitärmasch<strong>in</strong>en Bagdad.19 http://www.freitag.de/2003/35/03350701.php vom 07 11 2003. Und weitersArnswald Ulrich. Präventiv <strong>Krieg</strong> o<strong>der</strong> Präemptiver <strong>Krieg</strong>, Begriffsverwirrung. In:Freitag 35 vom 22 08 2003. Ausdruck: 07 11 2003, Seite 2 von 3.20 Amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>, Seite 1, Absatz 2.89


die Türkei, e<strong>in</strong> Bündnisland <strong>der</strong> USA <strong>in</strong> <strong>der</strong> NATO, den<strong>amerikanischen</strong> Streitkräften während des Irakkrieges denDurchmarsch durch ihr Staatsgebiet verweigerte <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>ezweite Front im Irak verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te.Dass Sicherheit als Vorraussetzung für Frieden <strong>und</strong> Wohlstandgesehen wird, ist e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> anerkanntes Faktum <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>Staatengeme<strong>in</strong>schaft. Dieser Friede bezieht sich auf Innerstaatlicheswie auch Internationale Politik. Die Vere<strong>in</strong>ten Nationen haben diesbereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präambel ihrer Charta nie<strong>der</strong>geschrieben <strong>und</strong> PapstJohannes Paul II weist bereits seit Jahren <strong>in</strong> den Botschaften zumWeltfriedenstag darauf h<strong>in</strong>:„Am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es neuen Jahrh<strong>und</strong>erts ist die Armut vonMilliarden Männern <strong>und</strong> Frauen die Frage, die mehr als jedean<strong>der</strong>e an unser menschliches <strong>und</strong> christliches Gewissenappelliert. Die Dramatik dieser Frage wird noch erhöht durchdas Wissen darum, dass die größten wirtschaftlichen Problemeunserer Zeit nicht auf den Mangel an Ressourcen, son<strong>der</strong>ndarauf zurückgehen, dass die heutigen wirtschaftlichen,sozialen <strong>und</strong> kulturellen Strukturen Mühe damit haben, denAnfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>er echten Entwicklung zu entsprechen. MitRecht verlangen die Armen -, sowohl jene <strong>der</strong>Entwicklungslän<strong>der</strong> wie auch jene <strong>der</strong> wohlhabenden, reichenLän<strong>der</strong> - »das Recht, an <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> materiellen Güterteilzuhaben <strong>und</strong> ihre Arbeitsfähigkeit e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, um e<strong>in</strong>egerechtere <strong>und</strong> für alle glücklichere Welt aufzubauen. DieHebung <strong>der</strong> Armen ist e<strong>in</strong>e große Gelegenheit für das sittliche,kulturelle <strong>und</strong> wirtschaftliche Wachstum <strong>der</strong> gesamtenMenschheit«. Sehen wir die Armen nicht als e<strong>in</strong> Problem an! Siekönnen <strong>in</strong> unseren Augen zu Trägern <strong>und</strong> Vorkämpfer e<strong>in</strong>erneuen <strong>und</strong> menschlicheren Zukunft für die ganze Weltwerden.“ 2121http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jpii_me.Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan 1.Jänner 2000. Absatz 14.90


Doch immer wie<strong>der</strong> ist fest zu stellen, dass <strong>der</strong> Friedlichste nicht <strong>in</strong>Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Ine<strong>in</strong>er mult<strong>in</strong>ationalen Gesellschaft, wie es die USA s<strong>in</strong>d, ist essicherlich nicht e<strong>in</strong>fach, Frieden <strong>und</strong> vor allem soziale Gerechtigkeitzu erhalten. In diesem Zusammenhang seien die Rassenunruhen ausdem Jahr 2002 <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen, als Afroamerikaner wegenschikanöser Behandlung durch die Polizei unter Anwendung vonGewalt gegen diesen Missstand protestierten. Auch die Errichtunge<strong>in</strong>es Schutzzaunes gegen illegale E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung an <strong>der</strong> Grenze zuMexiko kann als nicht unbed<strong>in</strong>gt för<strong>der</strong>lich für gutnachbarschaftlicheBeziehungen angeführt werden <strong>und</strong> sichert den Frieden immittel<strong>amerikanischen</strong> Raum nicht, son<strong>der</strong>n destruiertgutnachbarschaftliche Beziehungen <strong>und</strong> provoziert Gewalt imeigenen Land. Der soziale Frieden im eigenen Land ist von Seiten <strong>der</strong>Politik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Machthaber voranzutreiben <strong>und</strong> damit s<strong>in</strong>dBenachteiligungen von Menschen ob ihrer Rasse, Hautfarbe,Geschlecht, religiösen Bekenntnis o<strong>der</strong> auch sexueller Neigungen zuvermeiden <strong>und</strong> die verbrieften Menschenrechte e<strong>in</strong>zuhalten.Wenn je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> gegen Frieden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt auftritt als Fe<strong>in</strong>d <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>igten USA gesehen wird, wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong>en NationalenSicherheitsstrategie nie<strong>der</strong>geschrieben ist, dann laufen dieVere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika selbst Gefahr, ihr eigener Fe<strong>in</strong>d zuwerden. Frieden ist das höchste Gut, das es zu erhalten <strong>und</strong> auch zuverteidigen gilt. Alles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Macht stehende muss getan werden, umden Frieden zu bewahren.Die Verteidigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika ist oberste<strong>und</strong> zugleich wichtigste Aufgabe je<strong>der</strong> US-Regierung. Dies kannsowohl durch Prävention, Präemption als auch durch antizipatorischeSelbstverteidigung durchgeführt werden. Doch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzmilitärischer Mitteln zur Friedenserhaltung darf nur als ultima ratio<strong>und</strong> nicht a priori als Mittel zur Durchsetzung des eigenen Willensverstanden werde. Gerade die Diplomatie mit ihrer Friedenspolitik istheute <strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Weise aufgerufen, friedensbewahrende, -erhaltende <strong>und</strong> -stiftende Maßnahmen zu besprechen <strong>und</strong> auch <strong>in</strong>Staatsverträgen o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong>ternationalen Übere<strong>in</strong>kommen nie<strong>der</strong> zu91


schreiben. Wobei auch <strong>der</strong> alte Spruch weiterh<strong>in</strong> Geltung hat, dassgeschlossene Verträge e<strong>in</strong>zuhalten s<strong>in</strong>d. Sollten die Vertragsparteienwortbrüchig werden, ist abermalig über die causa zu verhandeln <strong>und</strong>nicht sofort zu den Waffen zu greifen. Viel Zeit, Geduld <strong>und</strong>nötigenfalls auch f<strong>in</strong>anzielle Mittel s<strong>in</strong>d notwendig, um etwaigeDifferenzen aus <strong>der</strong> Welt zu schaffen <strong>und</strong> den Weltfriedenherzustellen. Nur im Fall e<strong>in</strong>er reellen, unmittelbaren militärischenBedrohung durch e<strong>in</strong>en Aggressor ist es legitim, zu den Waffen zugreifen. Präventiv, präemptiv o<strong>der</strong> gar im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> antizipatorischenSelbstverteidigung die Waffen sprechen zu lassen, ist e<strong>in</strong>e massiveBeugung des geltenden Völkerrechts <strong>und</strong> darf von <strong>der</strong>Staatengeme<strong>in</strong>schaft nicht negiert werden. Auch dann nicht, wenn essich um die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika handelt. DieVeröffentlichung <strong>der</strong> neuen <strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsstrategie hat<strong>in</strong>ternational zu heftigen Diskussionen geführt. Gerade die öffentlicheAnkündigung e<strong>in</strong>es präemptiven Schlages gegen e<strong>in</strong>en möglichenAngreifer stellt die Staatengeme<strong>in</strong>schaft vor e<strong>in</strong>e Situation, dieeigentlich schon als längst überw<strong>und</strong>en gedacht wurde.„Schurkenstaaten“ (rogue states) wie auch „gescheiterte Staaten“(failed states) werden a priori <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong>Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> bezichtigt, Korruption, Terrornetzwerke <strong>und</strong>Drogenkartelle zu unterstützen, ja teilweise sogar von ihnen abhängigzu se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach wäre diesen Staaten durch dieStaatengeme<strong>in</strong>schaft wie auch den USA zu helfen, <strong>und</strong> diese nicht zuverurteilen o<strong>der</strong> ihnen <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form zu drohen. Je<strong>der</strong>Völkergeme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> dementsprechend auch jedem Staat muss dasRecht zugebilligt werden, sich ohne massive E<strong>in</strong>mengung von außenfrei <strong>und</strong> selbstständig entwickeln zu dürfen.Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika for<strong>der</strong>n <strong>in</strong> ihrenPositionierungen an<strong>der</strong>e freie Staaten auf, den Kampf gegenüber„unwilligen“ o<strong>der</strong> „unfähigen“ Staaten aufzunehmen, <strong>und</strong> sie lassenihr Verständnis durchkl<strong>in</strong>gen, das nach dem Motto abzulaufensche<strong>in</strong>t: Wer nicht für die USA <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Werte ist, ist gegen sie <strong>und</strong>wird dementsprechend als Fe<strong>in</strong>d betrachtet.Es kann aus dieser politischen Gr<strong>und</strong>haltung durchaus e<strong>in</strong> Gegensatzzur Weltfriedensbotschaft Se<strong>in</strong>er Heiligkeit Papst Johannes Paul II.92


erkannt werden, <strong>der</strong> darauf verwiesen hat, dass bestehende Verträgee<strong>in</strong>zuhalten seien („pacta sunt servanda“ 22 ): Sicherheit, Freiheit <strong>und</strong>wirtschaftlicher Wohlstand können nur im Staatenverb<strong>und</strong> (=vonwilligen Staaten) erzielt werden <strong>und</strong> auch nur dann, wenn alle Staaten<strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaft bereit s<strong>in</strong>d, von ihren eigenen Interessenabzurücken <strong>und</strong> dem Geme<strong>in</strong>wohl dementsprechend Raum <strong>und</strong> vorallem f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung zu geben.Die <strong>in</strong>ternationale Strategie <strong>der</strong> USA im ÜberblickDas Kräftegleichgewicht zwischen den verschiedenen Staaten <strong>und</strong>auch den Großmächten begünstigt die Freiheit ihrer Staatsbürger. DieStaaten <strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaft müssen ihren E<strong>in</strong>wohnern dieverbrieften Menschenrechte zubilligen, um somit auch zu e<strong>in</strong>erfriedlichen Koexistenz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Individuen beizutragen, denndiese Gr<strong>und</strong>rechte <strong>der</strong> menschlichen Freiheitsrechte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>nichtverhandelbares Gut <strong>der</strong> Menschenwürde <strong>und</strong> gegen jedwedeBedrohung zu verteidigen. In <strong>der</strong> Rechtsgeschichte <strong>der</strong> Charta <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>ten Nationen gibt es das Recht zur Selbstverteidigung 23 . DieserArtikel wird dann wirksam, wenn e<strong>in</strong> Staat von e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>enmilitärisch angegriffen wird. Der Terroranschlag auf die USA wurdeallerd<strong>in</strong>gs nicht von e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Staat, son<strong>der</strong>n von e<strong>in</strong>erTerrororganisation, namens Al-Quaida durchgeführt. Das Völkerrechtkennt so e<strong>in</strong>en Fall nicht. Daher stellt sich natürlich die Frage, wiehier vorzugehen ist. <strong>Krieg</strong> kann auch nur nach bestimmten Regelngegen e<strong>in</strong>en Drittstaat geführt werden. E<strong>in</strong> kriegerisches Verhaltene<strong>in</strong>er Organisation gegen e<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft, wiejenes vom 11. September 2001, war bis zu jenem Zeitpunkt nichtbekannt. Daraus ergibt sich die Frage: Ist somit e<strong>in</strong> militärischesVorgehen zulässig? Re<strong>in</strong> rechtlich lässt sie sich e<strong>in</strong>deutig negativbeantworten. Diese Antwort greift allerd<strong>in</strong>gs zu kurz, da diese Fragenicht nur auf <strong>der</strong> re<strong>in</strong> rechtlichen Ebene zu beantworten ist. Die22http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jpii_me.Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan 1.Jänner 2004. Abschnitt 5.23 UN-Charta, Artikel 51.93


amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> versucht hier, auch e<strong>in</strong>igeLösungsvorschläge zu br<strong>in</strong>gen (sich für Menschenwürde e<strong>in</strong>setzen;Bündnisse stärken, um globalen Terrorismus zu bekämpfen;geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> Entschärfung regionaler Konfliktearbeiten; freie Märkte <strong>und</strong> freier Handel für e<strong>in</strong>e Ära globalenWeltwirtschaftswachstums; Gesellschaften öffnen <strong>und</strong> Demokratienför<strong>der</strong>n; die <strong>amerikanischen</strong> Institutionen <strong>der</strong> nationalen Sicherheitumgestalten).Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach wird seitens <strong>der</strong> USA allerd<strong>in</strong>gs vollkommenübersehen, dass die Welt nicht nur aus Staaten besteht, für die unseretraditionellen Wertvorstellungen gelten. Hier liegt die Schwierigkeitdes <strong>in</strong>ternationalen Handelns <strong>und</strong> diese Hemmnisse s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong><strong>in</strong>ternationalen Staatengeme<strong>in</strong>schaft aufzunehmen <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>engeme<strong>in</strong>samen Nenner zu br<strong>in</strong>gen. Somit s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>ternationaleDiplomatie <strong>und</strong> vor allem die Politik gefor<strong>der</strong>t, geme<strong>in</strong>sameLösungsvorschläge zu erarbeiten, die von allen getragen werdenkönnen. Die Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>es Staates sollte vermieden werden.E<strong>in</strong>satz für die Menschenwürde:Der E<strong>in</strong>satz für die Menschenwürde wird als wesentliches Ziel <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> angegeben. Als Beispiel e<strong>in</strong>esgelungenen Schriftstückes zur Schaffung <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen füre<strong>in</strong> gelungenes friedvolles Zusammenleben verschiedener Rassen,Religionen <strong>und</strong> Kulturen führt die amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>die amerikanische Verfassung an. Für manchen von uns ist dieseamerikanische Sichtweise <strong>der</strong> Tatsachen sicherlich etwas mehr alsbefremdlich, denn immer wie<strong>der</strong> ist <strong>in</strong> den Nachrichten vonRassenunruhen im Süden <strong>der</strong> USA zu hören, von <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Ure<strong>in</strong>wohner, den Indianern, ganz zu schweigen.Hier haben die USA sicherlich noch großen Aufholbedarf im eigenenLand, um auch von sich selbst behaupten zu können, dass dieMenschenwürde e<strong>in</strong>es jeden e<strong>in</strong>zelnen <strong>amerikanischen</strong> Staatsbürgersauf ihrem eigenen Staatsgebiet geachtet wird. Trotz dieser kurzangedeuteten Mängel im eigenen Land, legen sie <strong>in</strong> ihrer NationalenSicherheitsdoktr<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige gr<strong>und</strong>legende Strategien zur Schaffung <strong>und</strong>94


Erhaltung <strong>der</strong> Menschenwürde vor: u.a. offen über Verletzungen <strong>der</strong>Menschenwürde sprechen; Entwicklungshilfe vermehrt zur För<strong>der</strong>ungvon demokratischen Län<strong>der</strong>n verwenden; gewährleisten, dass Län<strong>der</strong>auf dem Weg zur Demokratie für entsprechende Schritte belohntwerden; Freiheit <strong>und</strong> Entwicklung demokratischer Institutionen zuSchlüsselthemen <strong>in</strong> den bilateralen Beziehungen machen;Religionsfreiheit <strong>und</strong> die Freiheit des Gewissens för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> siegegen Übergriffe durch repressive Regierungen verteidigen.Gerade <strong>der</strong> letzte Punkt <strong>der</strong> hier vorgebrachten Strategien birgtsicherlich e<strong>in</strong>igen Sprengstoff, denn Religionsfreiheit bedeutet nicht,frei von Religion zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>e Religion leben zu können.Sowie die Freiheit des Gewissens auch nicht bedeutet, frei von jedemGewissen zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n ganz im Gegenteil, bewusst se<strong>in</strong>enGewissensentscheidungen folgen zu dürfen, ohne Angst haben zumüssen, dafür verfolgt o<strong>der</strong> gar bestraft zu werden.Bündnisse gegen den globalen Terrorismus stärken <strong>und</strong> Angriffeauf die USA <strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>e verh<strong>in</strong><strong>der</strong>nDie USA führen <strong>Krieg</strong> gegen weltweit agierende Terroristen. E<strong>in</strong>ehöchst bemerkenswerte Feststellung, die hier so <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> festgeschrieben ist, da <strong>der</strong>Ausdruck <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Verwendung <strong>in</strong>ternational sichernicht gerechtfertigt werden kann. Die Begrifflichkeit von <strong>Krieg</strong> ist <strong>in</strong>den verschiedensten <strong>in</strong>ternationalen Dokumenten <strong>und</strong>verschiedensten Nachschlagewerken genauestens def<strong>in</strong>iert. 24In <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> wird festgestellt, dassTerror Gewalt gegen Unschuldige ist. Daraus erhebt sich die Frage,wie gegen Terror vor zu gehen ist? Was kann e<strong>in</strong> Staat, o<strong>der</strong> auch dieVölkergeme<strong>in</strong>schaft gegen Terror machen? Ob wirklich e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>sames Vorgehen gegen Terror den gewünschten Erfolggarantiert, sei ebenso dah<strong>in</strong>gestellt. Die USA geben auch hier e<strong>in</strong>igeStrategien an, wie von ihrer Seite <strong>und</strong> auch von <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong>24 Z.B.: Theologische Realenzyklopädie, Band XX, Studienausgabe Teil I. Berl<strong>in</strong>,1993.95


Staatengeme<strong>in</strong>schaft vorzugehen sei (unmittelbares <strong>und</strong>kont<strong>in</strong>uierliches Vorgehen gegen die weltweit agierendenTerrororganisationen sowie <strong>der</strong>en terroristische <strong>und</strong> staatlicheSponsoren; Recht auf präemptive Selbstverteidigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verbündeter; den Terroristen ke<strong>in</strong>eF<strong>in</strong>anzierung, Unterstützung <strong>und</strong> Zuflucht gewähren <strong>und</strong> Staaten, diesolches tun davon überzeugen o<strong>der</strong> zw<strong>in</strong>gen, ihre souveräneVerantwortung zu übernehmen).In <strong>der</strong> US-<strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> wird vom <strong>Krieg</strong> <strong>der</strong>Ideen gesprochen. Darunter versteht die US-Regierung die Nutzungdes gesamten E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> USA; Unterstützung gemäßigter <strong>und</strong>weltlich orientierter Regierungen; Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen,unter denen Terrorismus entstehen kann; Nutzung <strong>der</strong> Diplomatie <strong>und</strong>des Info- <strong>und</strong> Ideenflusses.Die nationale Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> spricht sich also dafür aus, dengesamten E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika zu nutzen.Zu hoffen bleibt hier nur, dass damit nicht ausschließlich <strong>der</strong>militärische E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> USA geme<strong>in</strong>t ist, son<strong>der</strong>n, dass primär <strong>der</strong>f<strong>in</strong>anzielle, wirtschaftliche <strong>und</strong> politische E<strong>in</strong>fluss geme<strong>in</strong>t ist. Dennes gilt, den schwächeren Staaten zu helfen, um die Wurzeln desTerrors zu elim<strong>in</strong>ieren. Dies aber würde e<strong>in</strong>e geän<strong>der</strong>te Bildungs-,Wirtschafts-, Agrar- sowie Entwicklungspolitik <strong>der</strong> USA <strong>und</strong> e<strong>in</strong>esGroßteils <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft bed<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> NationalenSicherheitsdoktr<strong>in</strong> ist davon allerd<strong>in</strong>gs kaum zu lesen, son<strong>der</strong>n eherim Gegenteil. E<strong>in</strong> wesentlicher Punkt ist die Stärkung <strong>der</strong> Sicherheit<strong>der</strong> USA durch die Umstrukturierung se<strong>in</strong>er öffentlichen Organe, umdie Effizienz <strong>der</strong> Verteidigung zu erhöhen. In den USA sche<strong>in</strong>t somitdas Hauptaugenmerk auf die Erhöhung <strong>der</strong> eigenen militärischenEffizienz gelegt zu werden.Entschärfung regionaler KonflikteDie Anstrengungen <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft sollten me<strong>in</strong>er Ansichtnach <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermeidung <strong>der</strong> Eskalation von Gewalt <strong>und</strong> <strong>der</strong>entragischen Folgen liegen. Es ist allgeme<strong>in</strong> bekannt, dass Krisen96


ündnis<strong>in</strong>terne Beziehungen belasten, Staaten <strong>in</strong> ihren Gr<strong>und</strong>festenerschüttern <strong>und</strong> sich so zu <strong>in</strong>ternationalen Konflikten entwickelnkönnen. „Pacta sunt servanda“, dieses altbewährte Sprichwort giltauch hier. Wenn sich Staaten allerd<strong>in</strong>gs verpflichten, gegenseitigke<strong>in</strong>e Gewalt anzuwenden, 25 stellt sich die Frage, wie es überhaupt zuregionalen Konflikten kommen kann. E<strong>in</strong> sicherheitspolitischesProblem könnte somit eigentlich nur aus <strong>in</strong>nerstaatlichen Konfliktenentstehen, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft besteht dasÜbere<strong>in</strong>kommen, sich nicht <strong>in</strong> Angelegenheiten an<strong>der</strong>er Staatene<strong>in</strong>zumischen. 26 Auch hier werden seitens <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong>Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> zwei Strategien vorgelegt: 1. Zeit <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielleRessourcen <strong>in</strong> den Aufbau <strong>in</strong>ternationaler Beziehungen zu <strong>in</strong>vestieren<strong>und</strong> 2. realistisch zu bleiben <strong>und</strong> jenen zu helfen, die sich helfenlassen wollen.Der Bedrohung <strong>der</strong> USA, ihrer Bündnispartner <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e durchMassenvernichtungswaffen vorbeugenDie amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> stellt fest, dass nach demZusammenbruch des Kommunismus <strong>in</strong> Russland das Verhältniszwischen den Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika <strong>und</strong> Russland vonKooperation <strong>und</strong> nicht von Konfrontation geprägt ist. Dies lässt sich<strong>in</strong> den neuen wirtschaftlichen, wie auch <strong>in</strong> militärischenVerb<strong>in</strong>dungen feststellen. Viele <strong>der</strong> ehemaligenWarschauerpaktstaaten s<strong>in</strong>d dem NordatlantischenVerteidigungsbündnis beigetreten <strong>und</strong> Russland selbst arbeitet mitdiesem militärischen Bündnis im Rahmen <strong>der</strong> Partnerschaft für denFrieden zusammen.„Wenn die Zivilbevölkerung Gefahr läuft, unter den Schlägene<strong>in</strong>es ungerechten Angreifers zu erliegen, <strong>und</strong> dieAnstrengungen <strong>der</strong> Politik <strong>und</strong> die Mitteln gewaltloserVerteidigung nichts fruchten, ist es offensichtlich legitim <strong>und</strong>sogar geboten, sich mit konkreten Initiativen für dieEntwaffnung des Aggressors e<strong>in</strong>zusetzen. Diese Initiativen25 UN-Charta, Artikel 1.26 UN-Charta, Artikel 2.97


müssen jedoch zeitlich begrenzt <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Zielen klarbestimmt se<strong>in</strong>, sie müssen unter voller Achtung <strong>in</strong>ternationalenRechtes durchgeführt <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er übernationalen Ebeneanerkannten Autorität garantiert werden. Ke<strong>in</strong>esfalls dürfen siee<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Logik <strong>der</strong> Waffen überlassen bleiben.“ 27Neue Bedrohungen gehen von „Schurkenstaaten“ (rogue states) bzw.„schwachen Staaten“ (failed states) aus. Diese kennzeichnen: -Gewalt gegen das eigene Volk; - Persönliche Bereicherung <strong>der</strong>Herrschenden; - Bedrohung <strong>der</strong> Nachbarstaaten; - Verletzung <strong>und</strong>Nichte<strong>in</strong>haltung von geschlossenen Verträgen; - Missachtung desVölkerrechtes; - Beschaffung von Massenvernichtungswaffen; -Unterstützung des Terrors; - Ablehnung gr<strong>und</strong>sätzlicherMenschenrechte, <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika <strong>und</strong> <strong>der</strong>Werte, für die die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika e<strong>in</strong>treten. ZumSchutz <strong>der</strong> Eigenen, <strong>der</strong> Verbündeten wie auch <strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong>Fre<strong>und</strong>e, müssen die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika bereit se<strong>in</strong>,gegen die Schurkenstaaten aufzutreten, bevor sie ihreMassenvernichtungswaffen e<strong>in</strong>setzen.Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika sehen die größte Bedrohungdar<strong>in</strong>, dass solche Staaten ihre Massenvernichtungswaffen aufgr<strong>und</strong>von Radikalismus terroristisch verwenden werden. In <strong>der</strong> altenKonstellation <strong>und</strong> Konfrontation zwischen Ost <strong>und</strong> West war dieBedrohung des E<strong>in</strong>satzes solcher Massenvernichtungswaffendurchaus gegeben, aber je<strong>der</strong> wusste, dass e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz vonMassenvernichtungswaffen zu e<strong>in</strong>em Gegenschlag <strong>und</strong> <strong>in</strong> weitererFolge wegen <strong>der</strong> gigantischen Hochrüstung zur totalen Zerstörung <strong>der</strong>Welt führen würde. Somit getraute sich ke<strong>in</strong>er, solcheMassenvernichtungswaffen auch wirklich e<strong>in</strong>zusetzen, e<strong>in</strong>Gleichgewicht des Schreckens war gegeben.27http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jpii_me..Johannes Paul II; Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan 1. Jänner2000. Ausdruck 16 11 04; Seite 4 von 9.98


Die amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> spricht sich dafür aus,„Schurkenstaaten“ (rogue states) den E<strong>in</strong>satz vonMassenvernichtungsmitteln von vornehere<strong>in</strong> unmöglich zu machen.Dazu gibt sie auch verschiedene Strategien an: Strategie: ProaktiveBestrebungen zur Nichte<strong>in</strong>setzung von Massenvernichtungswaffen;Abschreckung <strong>und</strong> Verteidigung (antizipatorischeSelbstverteidigung 28 ); Abhaltung <strong>der</strong> Schurkenstaaten, solche Waffen<strong>in</strong> Besitz zu kommen zu lassen; effektives Folgemanagement auf denE<strong>in</strong>satz von Massenvernichtungswaffen hält fe<strong>in</strong>dliche Staaten ab,diese auch e<strong>in</strong>zusetzen (=Abschreckung).Das effektive Folgemanagement wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong>Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> auch nur als „wenn, dann“ gesehen <strong>und</strong> gibt ke<strong>in</strong>eLösungsvorschläge, son<strong>der</strong>n gibt an, dass die Zeit <strong>der</strong> reaktivenHaltung ist vorbei <strong>und</strong> dass jetzt von Seiten <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staatenvon Amerika gehandelt werden muss, damit <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>d als erstergeschlagen werden kann, noch bevor er dieseMassenvernichtungswaffen zum E<strong>in</strong>satz br<strong>in</strong>gen kann.Während des Kalten <strong>Krieg</strong>es wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Kernwaffen als„ultima ratio“ betrachtet, Schurkenstaaten betrachten jedochMassenvernichtungswaffen als e<strong>in</strong>e Möglichkeit, die konventionelleÜbermacht <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika zu überw<strong>in</strong>den,daher scheitern auch herkömmliche Abschreckungskonzepte <strong>und</strong>präemptive Maßnahmen werden als e<strong>in</strong>zig wirkliche Möglichkeitgesehen.Argumentativ vertritt die amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> dieAnsicht, dass das Völkerrecht die gelebte Praxis kennt, dass e<strong>in</strong> Volknicht erst e<strong>in</strong>en Angriff erleiden muss, um sich verteidigen zukönnen. 29 Hier ist jedoch festzustellen, dass e<strong>in</strong> militärischer Angriffe<strong>in</strong>es Staates gegen e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Staat geme<strong>in</strong>t ist <strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong>terroristischer Akt e<strong>in</strong>er Terrororganisation gegen e<strong>in</strong>en Staat.28Antizipatorische Selbstverteidigung ist e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Ausdruck für e<strong>in</strong>enmilitärischen „Angriff“. Auch die Verwendung dieses Ausdruckes ist e<strong>in</strong> Zeichendafür, dass die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika versuchen, durch die Verwendungvon Euphemismen die Staatengeme<strong>in</strong>schaft im unklarem zu lassen, was sietatsächlich beabsichtigen.29 UN-Charta, Artikel 51.99


Rechtswissenschaftler <strong>und</strong> Völkerrechtler machen jedoch diePräemption von verschieden Faktoren abhängig: - Mobilisierung vonLand-, See- <strong>und</strong> Luftstreitkräften, um sich auf e<strong>in</strong>en Angriffvorzubereiten. Terroristen setzen allerd<strong>in</strong>gs ihreMassenvernichtungswaffen aus dem Verborgenen, ohne Vorwarnunge<strong>in</strong>. Daraus ergibt sich auch, dass <strong>der</strong> so angegriffene Staat ke<strong>in</strong>eReaktionszeit hat, um se<strong>in</strong>e Bevölkerung zu schützen o<strong>der</strong> sich auchnur irgendwie gegen e<strong>in</strong>en solchen Angriff unmittelbar zur Wehrsetzen kann. Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika behalten sichdementsprechend die Möglichkeit <strong>der</strong> Präemption vor. Je größer dasRisiko <strong>der</strong> Bedrohung, desto größer auch das Risiko des nichtvorbeugenden Handelns (= antizipatorische Selbstverteidigung).Strategie: Ausbau <strong>der</strong> nachrichtendienstlichen Fähigkeiten; engeAbstimmung mit den Verbündeten; Umstrukturierung <strong>der</strong>Streitkräfte, um schnell <strong>und</strong> präzise handeln zu können.Der Zweck des militärischen Handelns ist es, den Fe<strong>in</strong>d vollständigzu elim<strong>in</strong>ieren. Die Gründe für das Handeln <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staatenvon Amerika müssen für den Aggressor <strong>und</strong> auch dieStaatengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>deutig se<strong>in</strong>, weiters muss die e<strong>in</strong>gesetzteGewalt maßvoll <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sache angemessen se<strong>in</strong>.VI) Freie Märkte <strong>und</strong> freier Handel – E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er neuen Äraglobalen WirtschaftswachstumsE<strong>in</strong>e starke Weltwirtschaft, die Wohlstand <strong>und</strong> Freiheit <strong>in</strong> <strong>der</strong>restlichen Welt för<strong>der</strong>t, erhöht auch die Sicherheit <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika. Mit dieser Feststellung eröffnet dieamerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> diesen Abschnitt.„Niemand möge sich <strong>der</strong> Täuschung h<strong>in</strong>geben, die bloßeAbwesenheit vom <strong>Krieg</strong>, so wünschenswert sie ist, seigleichbedeutend mit dauerhaften Frieden. Es gibt ke<strong>in</strong>en echtenFrieden, wenn mit ihm nicht Gleichheit, Wahrheit,Gerechtigkeit <strong>und</strong> Solidarität e<strong>in</strong>hergehen. … Ungerechtigkeit,krasse Unterschiede <strong>in</strong> wirtschaftlicher wie <strong>in</strong> sozialer H<strong>in</strong>sichtsowie Neid, Misstrauen <strong>und</strong> Stolz, die unter den Menschen <strong>und</strong>100


unter den Nationen wüten, bedrohen unablässig den Frieden<strong>und</strong> führen zu <strong>Krieg</strong>en. Alles was unternommen wird, um dieseÜbel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens <strong>und</strong> zurVermeidung des <strong>Krieg</strong>es bei.“ 30Es ist hier sehr stark zu beobachten, dass die Vere<strong>in</strong>igten Staaten vonAmerika die Ansicht vertreten, dass über Handel <strong>und</strong> Wirtschaft alleProbleme <strong>der</strong> Welt zu lösen s<strong>in</strong>d, übersehen allerd<strong>in</strong>gs vollkommen,dass gerade wirtschaftlich schwache Län<strong>der</strong>, <strong>in</strong> denen Armutvorherrscht, wesentlich von Terror erschüttert werden. Seitens <strong>der</strong>Staatengeme<strong>in</strong>schaft, <strong>und</strong> hier beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> G 8 Staaten, <strong>und</strong> <strong>der</strong>Weltwirtschaftsbank s<strong>in</strong>d Bestrebungen zu unternehmen, dieVerschuldung <strong>der</strong> Entwicklungsstaaten zu m<strong>in</strong>imieren, o<strong>der</strong> ihnen dieSchulden gänzlich zu erlassen, da kaum Aussicht besteht, das Geldzurück zu bekommen. Die stark verschuldeten Entwicklungsstaatengeraten allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> die Verschuldensspirale <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leidensdruck<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bevölkerung nimmt immer mehr zu. Gerade aus diesemLeidensdruck heraus entstehen Gewalt <strong>und</strong> Terror gegen die„Reichen“ Staaten. Strategien: Globale Initiativen ergreifen;Regionale Initiativen vorantreiben; Bilaterale Freihandelsabkommenunterstützen; Verb<strong>in</strong>dungen zwischen Handel <strong>und</strong> Entwicklungför<strong>der</strong>n; Stärkung von Handelsabkommen <strong>und</strong> Gesetzen gegenunlautere Praktiken; Hilfe bei Anpassung heimischer Industrie <strong>und</strong>Arbeiterschaft; Umwelt <strong>und</strong> Arbeitsschutz; Verbesserte Sicherung <strong>der</strong>Energieversorgung.Dass das Wirtschaftswachstum nicht zu Lasten <strong>der</strong> Umwelt gehendarf ist e<strong>in</strong>e äußerst richtige Feststellung seitens <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika, auch die Strategien, die sie entwickeln s<strong>in</strong>dfolgerichtig, aber es stellt sich die Frage, ob sie sich hier nicht selbstetwas vorschreiben, an das sie sich nicht halten wollen o<strong>der</strong> können,da <strong>der</strong> Druck <strong>der</strong> verschiedenen <strong>in</strong>nerstaatlichen Lobbys zu groß ist.30http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jpii_me..Johannes Paul II; Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan 1. Jänner2000. Ausdruck 16 11 04; Seite 5 von 9.101


Strategien: Verpflichtung zur E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legendenRahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Staatengeme<strong>in</strong>schaft für die<strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation; Vere<strong>in</strong>barungen<strong>der</strong> Schlüssel<strong>in</strong>dustrie zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Emissionen; Entwicklungverbesserter Standards zur Messung <strong>und</strong> Erfassung vonEmissionsreduktionen; För<strong>der</strong>ung erneuerbarer Energien; Erhöhung<strong>der</strong> Ausgaben für Forschung; Unterstützung vonEntwicklungsstaaten.VII) Ausweitung des Entwicklungsprozesses durch Öffnung vonGesellschaften <strong>und</strong> den Aufbau von demokratischen StrukturenDurch die ungerechte Verteilung von Besitz <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziellenReichtum herrschen we<strong>der</strong> Gerechtigkeit noch Stabilität auf <strong>der</strong> Welt.In Zusammenarbeit <strong>und</strong> Kooperation mit an<strong>der</strong>en Staaten <strong>und</strong> <strong>der</strong>Staatengeme<strong>in</strong>schaft wollen die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerikadiesen Missstand beheben. Anhaltendes Wachstum <strong>und</strong> somitArmutsverr<strong>in</strong>gerung s<strong>in</strong>d ohne richtige Politik auf <strong>in</strong>ternationalerEbene unmöglich. Daher versprechen auch die Vere<strong>in</strong>igten Staatenvon Amerika <strong>in</strong> <strong>der</strong> nationalen Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>, dass sie e<strong>in</strong>größeres Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungshilfe zeigen werden. DasZiel ist die Verdoppelung <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Volkswirtschaften <strong>in</strong> denärmsten Län<strong>der</strong>n im Laufe von zehn Jahren. Strategien: Bereitstellungvon Mitteln für Län<strong>der</strong>, die auf nationaler Ebene Reformendurchgeführt haben; Verbesserung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong>Weltbank <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Entwicklungsbanken zur Erhöhung desLebensstandards; Nachdrückliche E<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ung messbarerErgebnisse, dass Entwicklungshilfe die Lebensumstände <strong>der</strong> Ärmsten<strong>der</strong> Welt tatsächlich verbessert; Erhöhung <strong>der</strong> Entwicklungshilfe <strong>in</strong>Form von Zuschüssen anstelle von Krediten; Gesellschaften fürHandel <strong>und</strong> Investitionen öffnen; Sicherung des Ges<strong>und</strong>heitswesens;Schwerpunkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildungsentwicklung setzen; FortlaufendeUnterstützung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agrarentwicklung.VIII) Entwicklung e<strong>in</strong>er Agenda für die Zusammenarbeit mitan<strong>der</strong>en wichtigen Machtzentren <strong>der</strong> Welt102


Die Anschläge vom 11 September 2001 waren nicht nur e<strong>in</strong> Anschlagauf die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika son<strong>der</strong>n auch auf denNordatlantischen Verteidigungspakt. Was die Vere<strong>in</strong>igten Staatenvon Amerika geme<strong>in</strong>sam mit diesem auch zum Anlass nahmen, denBündnisfall auszurufen. Die Hauptaufgabe dieses Bündnisses ist diekollektive Verteidigung des Territoriums se<strong>in</strong>er Mitglie<strong>der</strong>. Dahermuss es die Fähigkeit entwickeln, <strong>in</strong> kurzer Zeit sehr flexible,beson<strong>der</strong>s ausgebildete Streitkräfte dorth<strong>in</strong> zu entsenden, wo siegebraucht werden, um auf e<strong>in</strong>e Bedrohung gegen e<strong>in</strong> Mitglied desBündnisses zu reagieren.Das Bündnis muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, zu handeln, wo immer dieInteressen bedroht s<strong>in</strong>d. Strategien: Den NordatlantischenVerteidigungspakt um solche Staaten erweitern, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage <strong>und</strong>willens s<strong>in</strong>d die geme<strong>in</strong>samen Interessen zu verteidigen <strong>und</strong> zuför<strong>der</strong>n; Bündnisstaaten müssen ihren Beitrag zu Kampfe<strong>in</strong>sätzen <strong>der</strong>Koalition leisten; Planungsprozesse entwerfen, um e<strong>in</strong>emult<strong>in</strong>ationale Kampftruppe entwickeln zu können; Flexibilität <strong>der</strong>Führungs- <strong>und</strong> Kommandostrukturen verbessern; Fähigkeit erhalten,um geme<strong>in</strong>sam zu arbeiten <strong>und</strong> zu kämpfen.In <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Operation „Endur<strong>in</strong>g Freedom“ wurde e<strong>in</strong>ehistorische Entscheidung getroffen: Der NordatlantischeVerteidigungspakt zog geme<strong>in</strong>sam mit Australien, Japan, <strong>der</strong>Republik Korea, Thailand <strong>und</strong> den Philipp<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den <strong>Krieg</strong> gegenden <strong>in</strong>ternationalen Terrorismus. Viele an<strong>der</strong>e Staaten haben ihreMitarbeit zugesichert. Durch die Operation Endur<strong>in</strong>g Freedomkönnten möglicherweise alte Großmachtrivalitäten alten Musterswie<strong>der</strong>belebt werden. Dadurch s<strong>in</strong>d neue strategische Beziehungen zuRussland seitens <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika nötig, wohlwissend, dass es klare trennende Unterschiede im Politischen, wieauch militärische Rivalitäten gibt.Die Ereignisse des 11. September 2001 haben den Kontext für dieBeziehung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika zu an<strong>der</strong>en Zentrenglobaler Macht gr<strong>und</strong>legend verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> weltweit neueMöglichkeiten eröffnet. Die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika wollenmit ihren Verbündeten <strong>in</strong> Europa, Asien, Russland, Indien <strong>und</strong> Ch<strong>in</strong>a103


e<strong>in</strong>e Agenda zur Zusammenarbeit entwickeln <strong>und</strong> auszubauen, damitdiese Beziehungen nicht <strong>in</strong> Unproduktivität <strong>und</strong> Rout<strong>in</strong>e verfallen.IX) Herausfor<strong>der</strong>ungen meistern <strong>und</strong> Möglichkeiten nutzen –Umstrukturierung amerikanischer nationalerSicherheits<strong>in</strong>stitutionenEs ist die Zeit gekommen, wie<strong>der</strong> die wesentliche Rolleamerikanischer Militärmacht zu betonen. Aufbau <strong>und</strong> Erhalt dieser istoberstes Pr<strong>in</strong>zip. Höchste Priorität des <strong>amerikanischen</strong> Militärs ist dieVerteidigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika. Strategie: fürVerbündete <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e e<strong>in</strong>stehen; von zukünftigem militärischenWettlauf abraten; Bedrohungen amerikanischer Interessen sowieVerbündeter <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e abwenden; jeglichen Gegner entschiedenbekämpfen, sollte Abschreckung ke<strong>in</strong>e Wirkung zeigen.Durch die Bereitschaft, zur Verteidigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten vonAmerika <strong>und</strong> ihrer Verbündeten, auch Gewalt e<strong>in</strong>zusetzen,demonstrieren sie ihre Entschlossenheit, e<strong>in</strong> Gleichgewicht <strong>der</strong> Machtzugunsten <strong>der</strong> Freiheit aufrecht zu erhalten. Dadurch wollen dieVere<strong>in</strong>igten Staaten auch die Legitimierung ihrer verschiedenstenStützpunkte <strong>und</strong> militärischer Basen auf <strong>der</strong> ganzen Er<strong>der</strong>echtfertigen.Neben <strong>der</strong> Aufrechterhaltung kurzfristiger E<strong>in</strong>satzbereitschaft <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Streitkräfte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fähigkeit, <strong>Krieg</strong> gegen denTerrorismus führen zu können, muss es schließlich auch das Ziel se<strong>in</strong>,dem Präsidenten e<strong>in</strong>e größere Auswahl militärischer Optionen zugeben, um Aggressionen o<strong>der</strong> jegliche Form <strong>der</strong> Nötigung gegenüberden Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika, ihren Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong>Verbündeten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.Um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Beurteilung <strong>der</strong> Bedrohung für dieamerikanische Nation erstellen zu können, ist es nach <strong>der</strong><strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> notwendig, die bestehendennachrichtendienstlichen Organisationen zu verstärken <strong>und</strong>auszubauen. Strategien: Stärkung <strong>der</strong> Autorität des Direktors desnationalen Nachrichtendienstes; Schaffung neuer Rahmen für den104


Nachrichtendienst; Entwicklung neuer Methoden zurNachrichtenbeschaffung; Investitionen für zukünftige Fähigkeiten;Beschaffung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse über Terroristen <strong>in</strong>allen Regierungsbereichen <strong>und</strong> Analyse <strong>der</strong> Quellen.Die amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> spricht sich zwar pr<strong>in</strong>zipielldafür aus, Interessen von e<strong>in</strong>zelnen Staaten, wie auch <strong>der</strong>Völkergeme<strong>in</strong>schaft wahrzunehmen, allerd<strong>in</strong>gs werden die USA auchbereit se<strong>in</strong>, alle<strong>in</strong>e zu handeln wenn es ihre Interessen verlangen.Denn hier beg<strong>in</strong>nt die nationale Sicherheit. - Interessant zu bemerken,dass gerade mit diesem Satz <strong>und</strong> gerade <strong>in</strong> diesem Kontext dieamerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> schließt.Präemption kontra <strong>Krieg</strong> als „ultima ratio“:Das Ziel <strong>der</strong> traditionellen Lehre vom gerechten <strong>Krieg</strong> bestand dar<strong>in</strong>,Kriterien legitimer Gewaltanwendung zu formulieren.Der Katechismus <strong>der</strong> katholischen Kirche nennt diese Kriterien:„Die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen es e<strong>in</strong>em Volk gestattet ist, sich<strong>in</strong> Notwehr militärisch zu verteidigen, s<strong>in</strong>d genau e<strong>in</strong>zuhalten.E<strong>in</strong>e solche Entscheidung ist so schwerwiegend, dass sie nurunter den folgenden strengen Bed<strong>in</strong>gungen, die gleichzeitiggegeben se<strong>in</strong> müssen, sittlich vertretbar ist:– Der Schaden, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Nation o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaftdurch den Angreifer zugefügt wird, muss sicher feststehen,schwerwiegend <strong>und</strong> von Dauer se<strong>in</strong>.– Alle an<strong>der</strong>en Mittel, dem Schaden e<strong>in</strong> Ende zu machen,müssen sich als <strong>und</strong>urchführbar o<strong>der</strong> wirkungslos erwiesenhaben.– Es muss ernsthafte Aussicht auf Erfolg bestehen.– Der Gebrauch von Waffen darf nicht Schäden <strong>und</strong> Wirren mitsich br<strong>in</strong>gen, die schlimmer s<strong>in</strong>d als das zu beseitigende Übel.Beim Urteil darüber, ob diese Bed<strong>in</strong>gung erfüllt ist, istsorgfältig auf die gewaltige Zerstörungskraft <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenWaffen zu achten.Dies s<strong>in</strong>d die herkömmlichen Elemente, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> so genanntenLehre vom „gerechten <strong>Krieg</strong>“ angeführt werden. DieBeurteilung, ob alle diese Voraussetzungen für die sittliche105


Erlaubtheit e<strong>in</strong>es Verteidigungskrieges vorliegen, kommt demklugen Ermessen <strong>der</strong>er zu, die mit <strong>der</strong> Wahrung desGeme<strong>in</strong>wohls betraut s<strong>in</strong>d.“ 31„Das Verbot des Mordens hebt nicht das Recht auf, e<strong>in</strong>enungerechtfertigten Angreifer unschädlich zu machen. DieNotwehr ist für solche, die für das Leben an<strong>der</strong>er o<strong>der</strong> für dasGeme<strong>in</strong>wohl verantwortlich s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e schwerwiegendePflicht.“ 32Der Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche äußert sich nicht über dasVerhältnis des e<strong>in</strong>zelnen Staates zur Völkergeme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> somitauch über das Verhältnis zwischen staatlicher Selbstverteidigung <strong>und</strong>dem Gewaltmonopol <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen. Er zeigt verschiedeneGründe auf: rechte Autorität; Gerechter Gr<strong>und</strong>; ultima ratio;Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit; m<strong>in</strong>us malum, die e<strong>in</strong>e militärischeHandlung (= Gerechter <strong>Krieg</strong>) legitimieren.Die rechte Autorität:E<strong>in</strong> <strong>Krieg</strong> kann nur dann im Dienst des Weltrechtsprozesses stehen,wenn er von e<strong>in</strong>er Autorität geführt wird, die im Namen des<strong>in</strong>ternationalen Rechtes zur Gewalt greift. Dabei darf es nicht um dieDurchsetzung von partikularen E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen gehen, son<strong>der</strong>n dasGeme<strong>in</strong>wohl <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft muss vor<strong>der</strong>gründig beachtetwerden.Wenn es um das Geme<strong>in</strong>wohl <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft geht, ist manunmittelbar genötigt, sich mit <strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen, diedas verfasste Kollektiv <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft ist, ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zusetzen. Und dabei wird e<strong>in</strong>em sehr schnell bewusst, dass sich die UN-Charta teilweise selbst im Wege steht.Das Hauptproblem liegt hier, unter Bedachtnahme <strong>der</strong>Friedenssicherung <strong>und</strong> Friedenserhaltung, im Sicherheitsrat <strong>der</strong>31 Ecclesia Catholika: Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche. Veritatisverlag, 1993.Nr.: 2309, Seite 586.32 Ecclesia Catholika: Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche. Veritatisverlag, 1993.Nr.: 2321, Seite 589.106


Vere<strong>in</strong>ten Nationen. Denn dieser trägt die Hauptverantwortung fürdie Wahrung des Weltfriedens <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Sicherheit. 33Die Mitglie<strong>der</strong> des Sicherheitsrates s<strong>in</strong>d Vertreter von souveränenStaaten, die auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Interessen <strong>der</strong>Völkergeme<strong>in</strong>schaft, aber auch ihre eigenen Staats<strong>in</strong>teressen imSicherheitsrat zu vertreten haben. E<strong>in</strong> Gewissenskonflikt ist hierbereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konstitution des Sicherheitsrates zugr<strong>und</strong>e gelegt. Esdroht also die Gefahr, dass Mitglie<strong>der</strong> des Sicherheitsrates dieGeme<strong>in</strong>wohlverpflichtung unter die eigenen Staats<strong>in</strong>teressen stellen.So wäre es auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite durchaus möglich, dass <strong>der</strong>Sicherheitsrat passiv bleibt, obwohl das Geme<strong>in</strong>wohl massiv bedrohto<strong>der</strong> sogar angegriffen wird, <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, dass <strong>der</strong>Sicherheitsrat e<strong>in</strong> Mandat ausspricht, obwohl hier das Geme<strong>in</strong>wohlwe<strong>der</strong> bedroht noch angegriffen wird, son<strong>der</strong>n nur gehandelt wird, dare<strong>in</strong>e machtpolitische Überlegungen vorliegen. Daraus ergibt sich dieFragestellung nach <strong>der</strong> legitimen Interessensbedienung im Rahmen<strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft. Diesläuft auf die Ethik des Verhaltens <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Verfahrens<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft h<strong>in</strong>aus. Um hier wirklich weiter zukommen, müssten die Satzungen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationenrechtsethisch überprüft werden. Es wäre hier zu überprüfen,<strong>in</strong>wieweit die Völkergeme<strong>in</strong>schaft hier Willkür <strong>und</strong>Unberechenbarkeit bereits überw<strong>und</strong>en hat, <strong>und</strong> wieweit dasGewaltverbot bereits bewusstse<strong>in</strong>sbildende Kraft ist.Die Anwendung von Gewalt außerhalb <strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaft kanndurchaus legitim se<strong>in</strong>, 34 auch wenn man erhofft, dass sich dasWeltrechtsbewusstse<strong>in</strong> auf diesen Fall h<strong>in</strong> än<strong>der</strong>t. Die Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika haben dies gerade <strong>in</strong> ihrem präemptiven <strong>Krieg</strong>gegen den Terrorismus getan <strong>und</strong> leiten somit e<strong>in</strong>en Prozess <strong>der</strong>Verrechtlichung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen e<strong>in</strong>.Damit die Praxis <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen durch das Tun <strong>und</strong>Unterlassen ihrer Mitgliedsstaaten <strong>in</strong> den verschiedensten Gremien<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen den Reformprozess des <strong>in</strong>ternationalenRechtes vorantreibt, muss allerd<strong>in</strong>gs erkennbar se<strong>in</strong>, dass sich die33 UN-Charta, Artikel 24, Absatz 1.34 UN-Charta, Artikel 51.107


Mitgliedsstaaten gr<strong>und</strong>sätzlich an die Vorgaben e<strong>in</strong>er Prälim<strong>in</strong>arethikhalten. Dies würde sich zeigen, wenn die Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong>gleicher Situation, bei geän<strong>der</strong>ten bedrohten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>volviertenStaaten, auch zu gleichen Entscheidungen kämen. Der Gr<strong>und</strong>satz, woe<strong>in</strong> Recht zum Handeln besteht, liegt auch e<strong>in</strong>e Pflicht vor, bestehtauch weiterh<strong>in</strong>.Das Ziel <strong>der</strong> Handlung militärischer Abwehr durch Präemption,begründet auf e<strong>in</strong>e Prälim<strong>in</strong>arethik, kann nicht <strong>der</strong> Schutz voneigenen Interessen se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n nur die Wie<strong>der</strong>herstellung desRechtszustandes als solcher. Dabei ist zu beachten, dass nicht dieFreiheitsrechte an<strong>der</strong>er Staaten o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaften beschränkt o<strong>der</strong>gefährdet werden dürfen.Der rechte Gr<strong>und</strong>In <strong>der</strong> Bedrohungsanalyse, welcher je<strong>der</strong> Staat vor dem E<strong>in</strong>satzmilitärischer Mittel durchzuführen hat, muss e<strong>in</strong>deutig festgestelltwerden, dass e<strong>in</strong> Gut bedroht wird, auf das e<strong>in</strong> Staat e<strong>in</strong>en universalnachweisbaren Rechtsanspruch besitzt. Denn dann erst geht es imS<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Prälim<strong>in</strong>arethik um die Rechtsordnung überhaupt. E<strong>in</strong>gerechter Gr<strong>und</strong>, militärisch gegen e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Staate<strong>in</strong>zuschreiten, kann nur dann vorliegen, wenn sich dieser <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emfriedensgefährdenden Verhalten qualitativ auffällig wird <strong>und</strong> gegenan<strong>der</strong>e Staaten, die gleich agieren, ebenfalls vorgegangen wird. Hierwird auch deutlich, wie legitime Autorität <strong>und</strong> gerechter Gr<strong>und</strong>mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> korrespondieren.Die ultima ratioIm Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche wird <strong>Krieg</strong> immer alsultima ratio gesehen. Alle an<strong>der</strong>en Mittel müssen ausgeschöpft se<strong>in</strong>,nichts hat gefruchtet, <strong>der</strong> Unrechtszustand existiert weiter <strong>und</strong> <strong>der</strong>Völkergeme<strong>in</strong>schaft bleibt nur mehr, um die Rechtsordnung <strong>und</strong> dasGeme<strong>in</strong>wohl aufrecht erhalten zu können, die militärischeAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung. Wobei man „ultimo“ nicht als „letztes“, son<strong>der</strong>nals „äußerstes“ Mittel übersetzen sollte. Die Bed<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> ultima108


atio ist es, aufzuzeigen, dass es zu e<strong>in</strong>er gravierenden Verletzung desWeltrechtsethos kommen würde, wenn die Staatengeme<strong>in</strong>schaft jetztnicht militärische Sanktionen treffen würde.Aussicht auf Erfolg<strong>Krieg</strong> darf nach Ansicht des Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirchenur dann geführt werden, wenn das Ziel, die Abwendung e<strong>in</strong>esSchadens für den Weltrechtsprozess, mit Waffengewalt tatsächlichrealisiert werden kann, ohne dass <strong>der</strong> Schaden für dieStaatengeme<strong>in</strong>schaft vermehrt wird.Die m<strong>in</strong>us-malum-For<strong>der</strong>ung:<strong>Krieg</strong> kann nur dann legitim se<strong>in</strong>, wenn er das ger<strong>in</strong>gere von zweivergleichbaren Übeln darstellt. Für die Entwicklung e<strong>in</strong>erPrälim<strong>in</strong>arethik bedeutet das, dass das Führen e<strong>in</strong>es <strong>Krieg</strong>es vongrößerem Vorteil h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Weltrechtsordnung ist, als wenn <strong>der</strong><strong>Krieg</strong> nicht geführt werden würde.Pax Americana:Wenn man sich mit <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>beschäftigt, kann man sich des E<strong>in</strong>druckes nicht erwähren, dass dasalte Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> „Pax Romana“ neu belebt <strong>und</strong> auf heutigeVerhältnisse umgeschrieben wird.In jenen Zeiten, da die Europäer ihren Macht- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussbereichmit dem zivilisierten Erdkreis gleichsetzten, gab es immer wie<strong>der</strong>Versuche, e<strong>in</strong>e Weltenordnung zu entwerfen, die universaleGültigkeit hat. Später hat sich dieses weltpolitische Denkenausgeweitet. Im Zeitalter <strong>der</strong> souveränen Machtstaaten g<strong>in</strong>g dasBestreben weiter, um den eigenen Macht- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>flussbereich zumehren <strong>und</strong> auszudehnen. Die Erfahrung <strong>der</strong> beiden Weltkriegeführte dann zu e<strong>in</strong>er neuen Ebene weltpolitischen Planens <strong>und</strong>Handelns. Die Vere<strong>in</strong>ten Nationen wurden gegründet. Bald daraufbildete sich allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> Ost – West Konflikt <strong>und</strong> dementsprechende<strong>in</strong>e bipolare Machtkonstellation heraus. Heute, nach dem109


Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks <strong>und</strong> e<strong>in</strong>erAnnäherung zwischen Ost <strong>und</strong> West zeichnet sich e<strong>in</strong> Nord – SüdKonflikt ab. Also e<strong>in</strong> Konflikt <strong>der</strong> Armen gegen die Reichen.Der 11. September 2001 hat neue <strong>und</strong> sehr <strong>in</strong>tensive Bemühungenbezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dämmung <strong>der</strong> Gefahr des <strong>in</strong>ternational agierendenTerrorismus mit sich gebracht. Der Versuch <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staatenvon Amerika, e<strong>in</strong>e weltweite Anti-Terror-Koalitionzusammenzubr<strong>in</strong>gen, war mit dem Vorhaben verb<strong>und</strong>en, e<strong>in</strong>e neueweltweite Rechts- <strong>und</strong> Machtordnung <strong>in</strong> die Wege zu leiten. DieGestaltung <strong>und</strong> die Steuerung <strong>der</strong> Weltordnung durch die Vere<strong>in</strong>igtenStaaten von Amerika s<strong>in</strong>d momentan unbestritten, gerade wenn mansich die amerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung ruft. Es wärejedoch zu e<strong>in</strong>fach, dies nur <strong>der</strong> <strong>amerikanischen</strong> Sicherheitsdoktr<strong>in</strong>zuzuschreiben, da e<strong>in</strong> langwieriger Entwicklungsprozess dah<strong>in</strong>tersteht. Schon seit dem Zusammenbruch des ehemaligen WarschauerPaktes s<strong>in</strong>d sich die Amerikaner ihrer politischen, wirtschaftlichen<strong>und</strong> vor allem e<strong>in</strong>zig dom<strong>in</strong>ierenden militärischen Stärke bewusst.Dies geht sogar soweit, dass sie sich über das <strong>in</strong>ternationale Rechth<strong>in</strong>wegsetzen <strong>und</strong> dem <strong>in</strong>ternationalen Terrorismus den <strong>Krieg</strong>ansagen, <strong>und</strong> niemand klagt die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika an,son<strong>der</strong>n die Staatengeme<strong>in</strong>schaft applaudiert auch noch dazu, wenndie Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika den Irak unter Vorspiegelungfalscher Tatsachen den <strong>Krieg</strong> erklären. Nur Deutschland <strong>und</strong>Frankreich erklären, wi<strong>der</strong> die Beistandspflicht desNordatlantikpaktes, nicht an e<strong>in</strong>er kriegerischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzunggegen den Irak teilzunehmen. Was natürlich postwendend zumassiven Spannungen zwischen diesen Staaten führt <strong>und</strong> somitwie<strong>der</strong> nicht zum guten Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenStaatengeme<strong>in</strong>schaft beiträgt. Sich über geltendes Völkerrechth<strong>in</strong>weg zu setzen ist allerd<strong>in</strong>gs auch ke<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> jetzigen<strong>amerikanischen</strong> Regierung, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e gelebte Realität. E<strong>in</strong> Novumist nur, das seitens <strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e stille Duldunggegeben ist. Somit wird sich die „Lex Americana“ durchsetzen, obdieses zu e<strong>in</strong>er „Pax Americana“ führen wird sei dah<strong>in</strong>gestellt.110


Die Selbstermächtigung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika zue<strong>in</strong>em unilateralem Handeln bedeutet für die Weltengeme<strong>in</strong>schaft,dass die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika im eigenemSicherheits<strong>in</strong>teresse präemptive militärische Kampfe<strong>in</strong>sätzedurchführen werden, ohne die Völkergeme<strong>in</strong>schaft zu fragen, o<strong>der</strong>gar den Sicherheitsrat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen anzurufen. Diessprengt die Verfassung <strong>der</strong> Staatengeme<strong>in</strong>schaft, jedenfalls aber dasherkömmliche Systems des Völkerrechts, das von <strong>der</strong> Souveränität,<strong>der</strong> Gleichheit <strong>und</strong> dem gegenseitigen Respekt <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>Staatengeme<strong>in</strong>schaft ausgeht, sodass e<strong>in</strong> je<strong>der</strong> Staat auch se<strong>in</strong>enRechtspflichten zur För<strong>der</strong>ung des Geme<strong>in</strong>wohles desStaatenverb<strong>und</strong>es nachkommen kann. Diese Voraussetzungen s<strong>in</strong>dallerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs mehr überall gegeben. Daher werden heuteauch e<strong>in</strong>ige Staaten als „Schurkenstaaten“ (rogue states) o<strong>der</strong>„missglückte Staaten“ (failed states) bezeichnet.so genannten „missglückten Staaten“ (failed states) ist festzustellen,dass sich <strong>in</strong> dieser Gesellschaft anomistische bis h<strong>in</strong> zu anarchischenStrukturen entwickeln <strong>und</strong> sich die Machthaber zumeist nur mitGewalt an <strong>der</strong> Spitze halten können, um das Volk auszunützen <strong>und</strong>das Land zu berauben. E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Politik mit Krim<strong>in</strong>alitätist ebenfalls zu bemerken, außerdem kann man nicht mehr um dieTatsache herumkommen, dass es staatenübergreifende Krim<strong>in</strong>alitätgibt, <strong>der</strong>en Verfolgung angesichts <strong>der</strong> Hoheitsrechte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnenStaaten oft gar nicht so leicht ist.FazitZunächst wird man wohl, angesichts des gestellten Themas, festhaltenmüssen, dass sich die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika durch dieamerikanische Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> tatsächlich <strong>in</strong> vielfacher Weise überdas geltende Völkerrecht h<strong>in</strong>wegsetzen da das eigene Interesse vordie <strong>in</strong>ternationalen rechtlichen Verpflichtungen gesetzt wird.Se<strong>in</strong>e Heiligkeit Papst Johannes Paul II vermerkt dazu <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erWeltfriedensbotschaft 2004 e<strong>in</strong>deutig:„Zu dieser Aufgabe <strong>der</strong> Erziehung zum Frieden gesellt sich mitbeson<strong>der</strong>er Dr<strong>in</strong>glichkeit die Notwendigkeit, die e<strong>in</strong>zelnenMenschen <strong>und</strong> die Völker anzuleiten, die <strong>in</strong>ternationale111


Ordnung zu achten <strong>und</strong> die von den Autoritäten, ihren legitimenVertretern, übernommenen Verpflichtungen zu beachten. DerFriede <strong>und</strong> das Völkerrecht s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en:das Recht begünstigt den Frieden.“Seit den Anfängen <strong>der</strong> Zivilisation waren die sich herausbildendenGruppierungen unter den Menschen darauf bedacht, untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>Übere<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> Verträge abzuschließen, die den willkürlichenGebrauch <strong>der</strong> Gewalt vermeiden <strong>und</strong> <strong>in</strong> den mit <strong>der</strong> Zeit auftretendenStreitigkeiten den Versuch e<strong>in</strong>er friedlichen Lösung ermöglichensollten. Auf diese Weise entstand allmählich neben denRechtsordnungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Völker e<strong>in</strong> weiterer Komplex vonNormen, <strong>der</strong> mit dem Namen ius gentium (Recht <strong>der</strong> Völker)bezeichnet wurde. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit hat es angesichts <strong>der</strong>geschichtlichen Ereignisse <strong>in</strong> den verschiedenen Völkern weitereVerbreitung <strong>und</strong> Präzisierungen erfahren.E<strong>in</strong>e starke Beschleunigung erfuhr dieser Prozess mit <strong>der</strong> Entstehung<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Staaten. Seit dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert bemühten sichJuristen, Philosophen <strong>und</strong> Theologen um die Erarbeitung <strong>der</strong>verschiedenen Abschnitte des Völkerrechts, das sie <strong>in</strong> dengr<strong>und</strong>legenden Postulaten des Naturrechts verankerten. Auf diesemWeg nahmen allgeme<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipien, die dem <strong>in</strong>nerstaatlichen Rechtvorausgehen <strong>und</strong> es übertreffen <strong>und</strong> die <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> <strong>der</strong>geme<strong>in</strong>samen Berufung <strong>der</strong> Menschheitsfamilie Rechnung tragen, mitzunehmen<strong>der</strong> Kraft Gestalt an.E<strong>in</strong>e zentrale Stellung unter all diesen Pr<strong>in</strong>zipien nimmt mitSicherheit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz »pacta sunt servanda« e<strong>in</strong>: die mit freiemWillen unterzeichneten Abkommen müssen e<strong>in</strong>gehalten werden. Diesist <strong>der</strong> Angelpunkt <strong>und</strong> die unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung je<strong>der</strong>Beziehung zwischen verantwortlich handelnden Vertragsparteien.Se<strong>in</strong>e Verletzung kann nur e<strong>in</strong>e Situation <strong>der</strong> Gesetzlosigkeit <strong>und</strong>daraus folgen<strong>der</strong> Spannungen <strong>und</strong> Gegensätze e<strong>in</strong>leiten, die durchausnachhaltige negative Rückwirkungen haben könnte. Der H<strong>in</strong>weis aufdiese Gr<strong>und</strong>regel erweist sich vor allem bei jenen Anlässen alsangemessen, <strong>in</strong> denen sich die Versuchung bemerkbar macht, lieberauf das Recht des Stärkeren als auf die Kraft des Rechtes zu setzen.112


Weiters spricht sich Se<strong>in</strong>e Heiligkeit Papst Johannes Paul II dafüraus:„Dennoch muss man anerkennen, dass die Organisation <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>ten Nationen trotz <strong>der</strong> Grenzen <strong>und</strong> Verzögerungen, diegroßteils auf Versäumnisse ihrer Mitglie<strong>der</strong> zurückzuführens<strong>in</strong>d, durch die Aufbereitung des kulturellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutionellenBodens für den Aufbau des Friedens bedeutend dazubeigetragen hat, die Achtung <strong>der</strong> Menschenwürde, die Freiheit<strong>der</strong> Völker <strong>und</strong> den Anspruch auf Entwicklung zu för<strong>der</strong>n.Die nationalen Regierungen werden e<strong>in</strong>e starke Ermutigung fürihre Tätigkeit aus <strong>der</strong> Feststellung schöpfen, dass die Ideale <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die konkretenSolidaritäts- <strong>und</strong> Friedensgesten vieler Menschen, die <strong>in</strong>Nichtregierungsorganisationen <strong>und</strong> <strong>in</strong>Menschenrechtsbewegungen arbeiten, weit verbreitet s<strong>in</strong>d.Es handelt sich um e<strong>in</strong>en bedeutsamen Ansporn zu e<strong>in</strong>erReform, die die Organisation <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen für dieErreichung ihrer noch immer gültigen satzungsgemäßen Zielefunktionsfähig machen soll: »Die Menschheit braucht jedochheute, angesichts e<strong>in</strong>er neuen <strong>und</strong> schwierigeren Phase ihrerauthentischen Entwicklung, ... e<strong>in</strong>en höheren Grad<strong>in</strong>ternationaler Ordnung«. Die Staaten müssen dieses Ziel alse<strong>in</strong>e klare moralische <strong>und</strong> politische Verpflichtung ansehen, dieKlugheit <strong>und</strong> Entschlossenheit verlangt. Ich erneuere denWunsch, den ich 1995 ausgesprochen habe: »Es ist notwendig,dass die Organisation <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen sich immer mehraus dem kalten Stadium e<strong>in</strong>er adm<strong>in</strong>istrativen Institution zu deme<strong>in</strong>es moralischen Zentrums erhebt, <strong>in</strong> dem sich alle Nationen<strong>der</strong> Welt zu Hause fühlen <strong>und</strong> ihr geme<strong>in</strong>sames Bewusstse<strong>in</strong>entfalten, sozusagen e<strong>in</strong>e ,,Familie <strong>der</strong> Nationen“ zu se<strong>in</strong>.“ 35Heut geht es darum, Macht <strong>und</strong> Recht neu zu def<strong>in</strong>ieren. Denn esreicht beiweiten nicht, sich auf se<strong>in</strong>e politische, wirtschaftliche <strong>und</strong>auch militärische Macht zu berufen, um mit <strong>der</strong> Völkergeme<strong>in</strong>schaft35 Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan 1. Jänner2004. Abschnitt 7.113


machen zu können, was e<strong>in</strong>en gerade <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n kommt, ohne sichum irgendwelche völkerrechtlichen Verträge zu kümmern. Es kommtdaher auch nicht von ungefähr, wenn e<strong>in</strong>erseits die letzten Päpstewie<strong>der</strong>holt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich e<strong>in</strong>e friedensethische Perspektiveentwickelt haben 36 mit H<strong>in</strong>weisen auf die nötige <strong>in</strong>ternationaleInstitutionalisierung des menschlichen Geme<strong>in</strong>wohles <strong>und</strong> auch aufdie Erfor<strong>der</strong>nis e<strong>in</strong>er übernationalen Autorität <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Grenzenüberschreitenden Solidarität.36 Vgl. die verschiedensten Sozialenzykliken von „Pacem <strong>in</strong> Terris“ bis zu denverschiedenen Botschaften zum Weltfriedenstag!114


LiteraturCharta <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>und</strong> Statut des <strong>in</strong>ternationalenGerichtshofes. United Nations. Genua. 1991.Ecclesia Catholika: Katechismus <strong>der</strong> Katholischen Kirche. Veritatis.L<strong>in</strong>z. 1993.ISBN 3-7029-0364-XKamp Karl He<strong>in</strong>z. Vorbeugende Militäre<strong>in</strong>sätze (Preemptive Strikes);E<strong>in</strong>e neue Sicherheitspolitische Realität? In: Arbeitspapier KonradAdenauerstiftung e.V. Nr. 120/2004. Berl<strong>in</strong>. Jänner 2004.Rahner Karl, Vorgrimler Herbert. Kle<strong>in</strong>es Konzilskompendium,Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums mit E<strong>in</strong>führung <strong>und</strong>ausführlichem Sachregister. Her<strong>der</strong>. Wien 1990.ISBN 3-451-01770-9Theologische Realenzyklopädie, Studienausgabe Teil I. Berl<strong>in</strong> 1993.ISBN 3-11-013898-0http://www.bmvg.de/sicherheit/030307_sipo_glossar.php vom 25 112003BMVg – Glossar sicherheitspolitisch relevante Begriffe. Ausdruck 2511 2003.http://www.freitag.de/2003/35/03350701.php vom 07 11 2003Arnswald Ulrich. Präventiv <strong>Krieg</strong> o<strong>der</strong> Präemptiver <strong>Krieg</strong>,Begriffsverwirrung. In: Freitag 35 vom 22 08 2003. Ausdruck: 07 112003.http://www.uni-kasel.de/fb10/frieden/regionen/USA/doktr<strong>in</strong>lang.htmlvom 16 11 2003Die neue Nationale Sicherheitsdoktr<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten; DieNationale Sicherheitsstrategie <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika.Das Weiße Haus, Wash<strong>in</strong>gton, September 2002.115


http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jp-ii_me..Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan1. Jänner 2000.http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jp-ii_me..Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan1. Jänner 2002.http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/massages/peace/documents/hf_jp-ii_me..Johannes Paul II. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, Vatikan1. Jänner 2004.http://www.xfront.com/rdf/116

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