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Ende September veröffentlichte die Europäische<br />
Kommission den neuen<br />
Aufruf für die Entwicklungsförderung.<br />
MEDIA fördert dabei fiktionale Projekte,<br />
Dokumentar- und Animationsfilme für TV<br />
und Kino mit insgesamt 17 Millionen<br />
Euro. Unterstützt werden maximal 50<br />
Prozent der Entwicklungskosten für Einzelprojekte<br />
(10.000 bis 60.000 Euro) oder<br />
Projektpakete (70.000 bis 190.000 Euro).<br />
In einem gesonderten Aufruf stellt ME-<br />
DIA weitere zwei Millionen Euro für die<br />
Entwicklung Interaktiver Projekte (10.000<br />
bis 150.000 Euro) bereit. Die Einreichtermine<br />
für beide Aufrufe sind der 27.<br />
November 2009 und 12. April<br />
2010.<br />
Mit insgesamt 1.635.981 Euro wurden<br />
2009 sechs Projektpakete, 20 Einzelprojekte<br />
und drei Interaktive Projekte aus<br />
Deutschland unterstützt. Besonders erfreulich<br />
waren die diesjährigen Development-Ergebnisse<br />
aus <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>:<br />
Neun Anträge wurden mit insgesamt<br />
738.639 Euro gefördert. Eine Paketförderung<br />
ging an die Kölner Produktionsfirmen<br />
Lichtblick (101.200 Euro), Taglicht Media<br />
(137.439 Euro) und die 2Pilots Filmproduction<br />
(150.000 Euro). Eine Einzelprojektförderung<br />
erhielten The Matchfactory<br />
(80.000 Euro), Filmfabrik (60.000 Euro),<br />
Unafilm (50.000 Euro) und Lichtfilm<br />
(20.000 Euro). Im Rahmen der Förderung<br />
Interaktiver Projekte wurden zwei weitere<br />
Anträge von Kölner Firmen unterstützt<br />
– die Daywalker Studios (80.000 Euro)<br />
und Nurogames (60.000 Euro).<br />
Für die MEDIA-Seite des Newsletter<br />
erläutert Soon-Mi Peten, die bei der Verwaltungsagentur<br />
in Brüssel den Bereich<br />
Development leitet, was bei der Beantragung<br />
der Entwicklungsförderung zu beachten<br />
ist.<br />
Wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />
des letzten Aufrufs<br />
für die Entwicklungsförderung,<br />
insbesondere in Hinblick auf<br />
die Antragsteller aus Deutschland?<br />
Europaweit wurde die Entwicklungsförderung<br />
wieder stark beansprucht: Insgesamt<br />
erhielten wir 1.038 Development-<br />
Anträge (863 Einzelprojekte und 175 Projektpakete)<br />
und 141 Anträge für Interaktive<br />
Projekte. Die Förderrate lag bei 22,5<br />
Prozent. Ausgewählt wurden 187 Einzelprojekte,<br />
74 Projektpakete und 31 Interaktive<br />
Projekte. Im Vergleich zum restlichen<br />
Europa steht Deutschland mit 29 geförderten<br />
Anträgen an 3. Stelle hinter<br />
Frankreich und Großbritannien – von wo<br />
aus auch deutlich mehr Anträge eingereicht<br />
wurden. Mit 28 Prozent liegt die<br />
deutsche Förderrate jedoch über dem europäischen<br />
Durchschnitt.<br />
Gibt es im neuen Aufruf<br />
für die Einzelprojekt- und Paketförderung<br />
Änderungen, die<br />
man beachten muss?<br />
Nein. Es ist alles beim Alten geblieben.<br />
Die Antragsformulare wurden nur<br />
geringfügig verändert, um den Antragstellern<br />
das Ausfüllen der Formulare zu erleichtern.<br />
MEDIA Development<br />
Worauf kommt es bei einem<br />
guten Antrag an?<br />
Der Antrag muss unbedingt vollständig<br />
sein (einschließlich Vertriebsnachweise,<br />
Autorenverträge etc.). Ideal ist ein originärer,<br />
überzeugender Stoff, der mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit produziert und in<br />
Europa bzw. international ausgewertet<br />
werden kann. Bei der Paketförderung<br />
steht insbesondere die internationale Vision<br />
der Firma, ihre Fähigkeit in Europa<br />
Projekte zu entwickeln, zu finanzieren und<br />
zu vertreiben, im Vordergrund. Bei Einzelprojekten<br />
konzentriert man sich auf die<br />
Qualität des Projekts – Idee, Dramaturgie,<br />
Erzählweise, Figurenentwicklung und das<br />
kreative Potenzial. Grundsätzlich sind Letters<br />
of Intent von Partnern, wie z.B. Sendern,<br />
Weltvertrieb, Verleih oder Koproduzenten<br />
von Vorteil. Natürlich wird auch die<br />
Erfahrung der Antrag stellenden Firma<br />
bzw. des Teams, das das Projekt entwikkeln<br />
und produzieren wird, bewertet. Entscheidend<br />
sind außerdem gut durchdachte<br />
und begründete Entwicklungs-, Finanzierungs-,<br />
und Vertriebsstrategien und auf<br />
die Bedürfnisse des Projekts abgestimmte<br />
realistische Entwicklungs- und Produktions-Budgets.<br />
Auch die Teilnahme an einem<br />
MEDIA Langzeit-Trainingsprogramm<br />
wird positiv bewertet.<br />
In welchem Entwicklungsstadium<br />
sollte sich das<br />
Projekt befinden?<br />
Im Falle der Einzelprojektförderung<br />
sollten bei fiktionalen Stoffen mindestens<br />
ein zehnseitiges Treatment und eine Dialogszene<br />
vorliegen. Bei der Paketförderung<br />
sind die Anforderungen weniger um-<br />
Soon-Mi Peten, Foto: Mathis Beutel<br />
Worauf es ankommt<br />
fangreich. Hier können auch eine ausführliche<br />
Synopsis auf Englisch und Informationen<br />
über Erzählstruktur, Figuren und visuellen<br />
Ansatz ausreichen. Grundsätzlich<br />
sind möglichst aussagekräftige und ausführliche<br />
Informationen über das Projekt<br />
empfehlenswert. Ob Treatment oder Drehbuch,<br />
wir empfehlen, einzureichen, was<br />
dem Projekt am ehesten gerecht wird.<br />
Sollten bereits Koproduktionspartner<br />
beteiligt sein, und<br />
wie wichtig sind LOIs von anderen<br />
Finanzierungspartnern?<br />
Die Beteiligung von Koproduktionspartnern<br />
ist bei Antragstellung von Vorteil<br />
aber nicht unbedingt erforderlich. Der<br />
Antragsteller muss außerdem die Mehrheit<br />
der Rechte besitzen und dies mit einem<br />
Autorenvertrag belegen. LOIs oder<br />
anderweitige Zusagen von z.B. Sendern,<br />
Förderern, Weltvertrieben oder Verleihunternehmen<br />
werden ebenfalls positiv bewertet.<br />
Welche Ratschläge würden<br />
Sie deutschen Antragstellern<br />
geben?<br />
Ich empfehle, sich ausreichend Zeit<br />
für die Erstellung des Antrags zu nehmen,<br />
frühzeitig das jeweilige MEDIA-Büro zu<br />
kontaktieren und sich gut zu überlegen,<br />
welche Projekte für die Einreichung geeignet<br />
sind. Man sollte die Strategien für Entwicklung,<br />
Finanzierung und Vertrieb genau<br />
durchdenken und sich mit den Möglichkeiten,<br />
die der Markt bietet, auseinandersetzen<br />
sowie unter Umständen auch<br />
LOIs einholen. Zuletzt sollte der Antrag unbedingt<br />
auf Vollständigkeit überprüft werden,<br />
da unvollständige Anträge leider abgelehnt<br />
werden müssen.<br />
Welche Interaktiven Projekte<br />
wurden im letzten Aufruf<br />
gefördert? Gab es bestimmte<br />
Trends in Hinblick auf Inhalte,<br />
Genres und Plattformen?<br />
Es wurden Spiele sämtlicher Genres,<br />
Inhalte und Plattformen unterstützt. Auch<br />
die aus Deutschland geförderten Projekte<br />
sind Multi-Plattform-Spiele: Das 3D-<br />
Browser-Game der Kölner Firma Daywalker<br />
Studios „Vorfahrt für Schlau“ wird für<br />
PC, Internet und Konsolen entwickelt, um<br />
Kinder im Grundschulalter spielerisch mit<br />
den Tücken des Straßenverkehrs vertraut<br />
zu machen. „Colony Mine“ ist der Titel des<br />
Multiplayer-Onlinespiels der Kölner Nurogames.<br />
Bei dem Strategiespiel für Internet<br />
und Mobiltelefone steht die Kolonisierung<br />
des Weltalls im Mittelpunkt. Auch<br />
die Veröffentlichung des Logik- und Geschicklichkeitsspiels<br />
„Slumbers“ der Berliner<br />
Zampano Studios ist für Spielekonsolen<br />
und den PC geplant.<br />
In den neuen Richtlinien<br />
für die Entwicklung Interaktiver<br />
Projekte gibt es wichtige<br />
Änderungen. Welche sind das?<br />
Zukünftig wird MEDIA nur noch Interaktive<br />
Projekte fördern, die im Zusammenhang<br />
mit audiovisuellen Produktionen<br />
(Fiktionale Projekte, Dokumentarfilm- oder<br />
Animationsprojekte) für PC, Internet, Konsolen,<br />
mobile Endgeräte und/oder interaktives<br />
TV entwickelt werden. Die Fördersumme<br />
dafür wurde beachtlicht erhöht.<br />
Zwischen 10.000 und 150.000 Euro können<br />
pro Projekt beantragt werden. Antragsberechtigt<br />
sind unabhängige europäische<br />
Produktionsfirmen, die zuvor ein<br />
Interaktives Projekt produziert haben, das<br />
auch vertrieben wurde.<br />
Was genau versteht ME-<br />
DIA unter „Interaktiven Projekten“?<br />
Wir haben den Begriff in den Richtlinien<br />
neu definiert. Mit „Interaktiven Projekten“<br />
meinen wir digitale interaktive Inhalte<br />
für eine oder mehrere Plattformen<br />
(Internet, PC etc.). Wir begrüßen insbesondere<br />
Inhalte mit einer Erzählstruktur, die<br />
sich durch einen hohen Grad an Interaktivität,<br />
Originalität, technischer Innovation<br />
und ihr Vertriebspotenzial in Europa<br />
auszeichnen.<br />
Warum wurden diese Änderungen<br />
in den Regularien für<br />
Interaktive Projekte vorgenommen?<br />
Wir möchten die vorhandenen Fördermittel<br />
gezielter einsetzen, was der audiovisuellen<br />
Branche – der Zielgruppe von<br />
MEDIA – zugute kommen soll. Wir glauben,<br />
dass der Multi-Plattform-Ansatz, d.h.<br />
die komplementäre Entwicklung von Kino-<br />
und TV-Produktionen für unterschiedliche<br />
Plattformen so frühzeitig wie möglich<br />
begonnen werden sollte und die Zusammenarbeit<br />
zwischen Produzenten aus<br />
den Bereichen Film/TV und den neuen<br />
Medien intensiviert werden könnte. Wir<br />
hoffen, dass hier neue Synergien entstehen,<br />
die ansonsten nicht zustande gekommen<br />
wären und sind sehr gespannt.<br />
MEDIA newsletter 6/2009 23