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Hinter den Kulissen – Nr. 1 – 1994 - APAP – Antifaschistisches ...

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Die "Grenze desセョ・ィ」ゥャァ¦イエイe@istüberschrittenWlttstoclc, eine Kleinstadt, liegt etwa JOO Kilometer nördlichvon Berlln an der Autobahngabelung Berlln - Hamburg/Rostock. Dort leben rund J 4000 Menschen, davon sind etwa3000 Jugendliche.Vor 1989 bestimmte·n das Obertrikotagenwerk(ca. 3000 Beschäftigte),das MAW (Roboterherstellung),etliche Forst- und Landwirtschaftsbetriebesowie das Krankenpflegeheimdie Arbeitsstruktur der Stadt.Nach 1990 ebnete die Politik derTreuhand hier der Massenerwerbslosigkeit<strong>den</strong> Weg.Die Aggressivität unter <strong>den</strong> JugendlichenWittstocks und der Umgebungist enorm angestiegen. Früherhat man zusammen gefetet, heuteschlägt man sich. Frei nach demMotto: "Damals Freund - jetztFeind".Sieht man genauer hin, ist das zwarfast überall zur Normalität gewor<strong>den</strong>-in Wittstock jedoch wurde die"Grenze des Erträglichen" schonlange weit überschritten. Bereits1991 kristallisierte sich deutlicheine links/rechts Polarisierung heraus.1993 erwuchs daraus einregelrechter Terror. Terror gegenLeute, die nicht rechts oder neutral<strong>den</strong>ken bzw. leben und deshalb als"Linke Schweine" bekämpft wer<strong>den</strong>.Der 11Startschuß" für eineganze Reihe von Angriffen auf dieseMenschen und ihre Wohnungenwar der 28. 12. 1991 . An diesemTag feierte Stefan ZIEBOL, einSympathisant der rechten Szene,seinen Geburtstag. Zu Gast warenca. 30 Rechtsradikale aus Wittstock,Neuruppin und Oranienburg. Spätabends zog diese Saufgemeinschaftdurch die Stadt. Sie schmisseneinige Schaufensterscheiben einund randalierten im ,,Jugendclub60". Zuletzt überfielen sie zweiWohnungen. ln einer trafen sieeinen Antifa an und schlugen ihnzusammen. Etwa ein Jahr später,ZZ H1nter <strong>den</strong> KuliSsen .. .am 7. 11. 1992, sollte sich eineähnliche Aktion wiederholen. AmAbend feierten l・エセエ・@ aus der Antifa-Szene Geburtstag, als WittstockerRechte in deren Wohnung auftauchtenund zwei Personen so zusammenschlugen,daß sie vier Tage imKrankenhaus liegen mußten. Abge-Zeit aus der aktiven rechten Szenezurückgezogen. BLOCKSDORF undBENACK fielen als extrem brutale"Stiefelfaschisten" auf, die bei fastallen Aktionen gegen Anders<strong>den</strong>kende,so z. B. am 28.12.1991 undam 17. 11. 1992, beteiligt warenund die Anleitungen dazu gaben.Sie sind wohl auch für dieMobilisierung der "Kamera<strong>den</strong>" ausder Umgebung verantwortlich. Beigrößeren Überfällen stan<strong>den</strong> diesemit Rat und hauptsächlich Tat zurSeite. BLOCKSDORF brüstete sichab und zu in der Öffentlichkeitdamit, daß er ja voll auf die 'FAP'abfährt und auch gerne ihre Politikbetreiben würde. Über eine Mitgliedschaftvonihm oderanderen ineiner neonazisfischen OrganisationMarco BENACK (/. ) und Kumpels an der Spielhölle im Sommer 1992sehen von kleineren Pöbeleiensollten das die einzigen größerenAngriffe in <strong>den</strong> Jahren 1991/1992bleiben.Die treibende Kraft der RechtsradikalenWittstocks bestand 1991-1993 aus drei Personen: MarcoBENACK, Rene BLOCKSDORF undJörg SCHULZ. SCHULZ, genannt"Terror SCHULZP' war entgegenseinem Spitznamen der <strong>den</strong>kendeKopf. Er wollte 1991 eine 'REP'-Ortsgruppe aufbauen, was aber aninternen Streitigkeiten scheiterte. Erhat sich anscheinend seit einigergibt es aber nichts Beweisbares. AlsFakt erwies sich jedoch, daß dieWittstocker Nazis Parteimaterialiender 'FAP', 'NSDAP/AO' und 'DVU'beziehen.BENACK wurde am 13. Februar1993 beobachtet, wie er 'DVU'-Pamphlete in Briefkästen verteilte.Sofort starteten Antifes eine Gegenaktion,indem sie Flugblätter in diesalben Briefkästen warf und somitversuchten, die Bevölkerung überdie Partei aufzuklären. Logischerweiseverlagerte sich daraufhin dieStoßrichtung der Rechten auf dieAntifaschistinnen und ihre Freundinnen.Sie waren <strong>den</strong> Nazisaufgrundder Kleinstadtverhältnissegut bekannt und mußten hart dafüreinstecken.Ab Februar 1993 begannen dieGewalttaten der Wittstocker Naziszu eskalieren. Es gab nur wenigeWochen, in <strong>den</strong>en Antifaschistinnennicht verprügelt oder deren Eigentumnicht beschädigt wurde.Auffallend ist die neue Ebene, diedieser Terror 1993 erreichte. Bekanntsind bisher zwei lebensbedrohlicheAngriffe: Kay WITI-MANN, zu <strong>den</strong> Wittstocker "Nachwuchs-Rechten"zugehörig, hielteine Diabolowaffe an <strong>den</strong> Kopfeines minderjährigen Antifa. ZumGlück konnte dessen Freund flüchtenund die Polizeiinformieren, diedann das Schlimmsteverhinderte. Beider zweiten Attackehielt ein WalkmanMesserstiche ab. Eskam sogar vor, daßzwei minderjährigeAntifes durch dasSozialamt gejagtwur<strong>den</strong>. Sie konntensich aber nochrechtzeitig im Bürodes Bürgermeisters Thereso REPPENHAGENverstecken.Als im Jugendclub "Havanna" am8.1 0.1993 eine Eröffnungsparty inGange war, machte Marco WARM-BRUNN Ärger, und es fand einePrügelei statt, bei der zwei Ordnerarg verletzt wur<strong>den</strong>. Einer davonmußte mit einem Trommelfellriß insKrankenhaus. Insgesamt wur<strong>den</strong>1993 fünf Wohnungen überfallenund vier Sachbeschädigungen anHäusern von Antifaschistinnen vorgefun<strong>den</strong>.ln der Nacht vom 16.zum 17.10. 1993 warf eine "Delegation"Neustrelitzer Rechtsradikalervom Auto aus Fensterscheibenüber <strong>den</strong> Betten der Kinder einerAntifaschistin ein. Auch ihr Autowurde gleich zweimal beschädigt.Das eine Mal besprühten es rechteKids mit Parolen, das andere Malwurde die Frontscheibe zerschossen.Glücklicherweise haben die Wittstockerlnnennoch <strong>den</strong> Mut, Anzeigenzu erstalten. Daß es sich bei <strong>den</strong>Ubergriffen nicht um sogenannte"unmotivierte Gewalttaten" handelt,sondern durchaus einenrechtsradikalen <strong>Hinter</strong>grund haben,muß der Polizei klar sein, <strong>den</strong>nsie kennt ihre "Pappenheimer" sehrgenau.Konsequenzen scheint die WittstokkerPolizei nicht zu ziehen. Sie warntzwar Antifaschistinnen mit <strong>den</strong>Worten: "Verschwindet lieber, dasind ein paar auf dem Weg zu euch.Wir können euch nicht schützen."Doch mit dem polizeilichen Selbstschutzscheint es auch nicht immerzu klappen. So kamen Polizisten imHerbst 1993, nach der Festnahmeeines Wittstocker Schlägers, ingroße Bedrängnis. Die Freunde desFestgenommenen und rechte Metalsversperrten <strong>den</strong> Weg undwollten <strong>den</strong> Einsatzwagen, indem die Polizisten saßen,umkippen. Dies gelangnicht. Die Polizisten konntennur darauf hoffen, daßihnen eine Verstärkungmöglichst schnell aus diesermißlichen Lage heraushelfenwürde.Im letzten Quartql 1993begannen Prozesse, in <strong>den</strong>ensich BENACK, WARM-BRUNN u. a. verantwortenmußten ( BLOCKSDORF mußnoch vor Gericht). Die bisjetzt gesprochenen Urteileliegen zwischen Geldstrafen von500,- DM und Haftstrafen bis zuzwei Jahren auf Bewährung.Eine "zweite Generation" (WittstokkerNazis) tritt seit Anfang 1993 inErscheinung und hat bei <strong>den</strong> obengenannten Aktionen ihren nichtgeringen Beitrag geleistet. ln derZeit der Prozesse hielten sich die imDurchschnitt erst 19 jährigen "Jungrechten"zurück.Ende Dezember 1993 wur<strong>den</strong>'NSDAP/AO'-Aufkleber US-amerikanischerHerkunft am Trafohäuschenund auf Parkplätzen angebracht.Theresa REPPENHAGEN,seit 1991 Sympathisantin derWittstocker rechten Szene, hattediese an ihre Clique verteilt.Wahrscheinlich stammen diese AufklebervonBENACK, der (wie obenschon erwähnt) 'NSDAP/AO' Materialienbezieht. Ungewöhnlicherweisebekam die Polizei das herausund lud beide deshalb vor.Am 11 .1 .<strong>1994</strong> stand REPPENHA-GEN mit -ihr-em Freund Jens-{ausRathenow) und dessen KumpelChristion GA TIER vor dem Haus derbereits erwähnten Antifaschistin.(GA TIER kommt aus Ba<strong>den</strong> Ba<strong>den</strong>und wird von Hamburger Faschoswegen Geldunterschlagung gesuchtund ist wahrscheinlich deswegenin Wittstock.) REPPENHAGENund Anhang pöbelten herum undwarfen einen pflastersfein auf dieFrau.Immer auffallender tätig wird Bastion,der jüngere Bruder von ReneBLOCKSDORF. Am Silvesterabend1993 wur<strong>den</strong> Mitglieder einerrussischen Familie auf ihrem Heimwegteilweise schwer verletzt. Diestattfin<strong>den</strong>de Auseinandersetzungwurde ganz klar von BastionBLOCKSDORF und seinen PrügelgefährtenRalf SCHULZ, Kay WITI-MANN und Co. provoziert. Siepöbelten die Familie aus demFenster an, der Familienvater wehrtesich, um sich Respekt zuverschaffen. BLOCKSDORF undCo. griffen daraufhin die russischeFamilie mit Messern an.Die Behauptung, daß man von <strong>den</strong>Wittstocker "Jungnazis" in Zukunftnoch einiges erwarten kann, istKoy WITTMANN,Prilgelge(öhrte von Bastion BLOCKSDORFsicher nicht von der Hand zuweisen, <strong>den</strong>n sie sind keine "armen"Jugendlichen mit "nur" ten<strong>den</strong>ziellrechter Einstellung. Das zeigen sieständig, indem sie immer wiedergezielt <strong>den</strong> Ehrgeiz an <strong>den</strong> Taglegen, ihre brutalen "Vorreiter"angemessen zu vertreten.H1nter <strong>den</strong> KuliSSen.. . Z S

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