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Was ist noch interessant? - Bund der Heimatvertriebenen ev ...

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als Dozenten tätig waren, hatten wir die Möglichkeit,<br />

einige <strong>der</strong> eben genannten Künstler persönlich<br />

kennen zu lernen. Und so <strong>ist</strong> es nicht verwun<strong>der</strong>lich,<br />

wenn auch in unserem hiesigen Arbeitszimmer<br />

in Deutschland Gemälde dieser russlanddeutschen<br />

Künstler einen festen Platz gefunden haben. Zwei<br />

<strong>der</strong> Maler möchten wir Ihnen gern vorstellen, weil<br />

wir sie über die Jahre hinweg beson<strong>der</strong>s oft im BIZ<br />

Mamontowka begrüßen konnten und schätzen<br />

lernten. Es sind dies Inessa Garward/Harwardt und<br />

<strong>Was</strong>silij Schiwotjagow-Ruppel.<br />

Inessa Harwardt wird am 23.01.1938 in Kurman,<br />

Thälmann-Rayon, Krim, geboren. Auch ihre Familie<br />

unterliegt zu Beginn des Krieges 1941 <strong>der</strong> Deportation,<br />

und zwar nach Kasachstan. Ihr Vater, ein Deutscher,<br />

muss von dort sofort in die Trudarmee. Seine<br />

kleine Inessa wird ihn niemals wie<strong>der</strong> sehen. Sie erinnert<br />

sich an jene Zeit:<br />

„Die ganze Kindheit war von einem Gefühl auswegloser<br />

unverständlicher Schuld, Unruhe, Angst, Einsamkeit<br />

und Schutzlosigkeit, von ständigem Hunger und<br />

sehnsüchtiger Erwartung <strong>der</strong> Mutter durchdrungen,<br />

die ewig auf <strong>der</strong> Suche nach Lebensmitteln und Arbeit<br />

war“ (54; 8). Inessa begann früh zu zeichnen. „Ich<br />

malte auf Zeitungsrän<strong>der</strong>n, den Wänden unserer Erdhütte<br />

und mit Kreide auf <strong>der</strong> Schultafel“ (ebenda).<br />

Erst nach Stalins Tod (1953) und <strong>der</strong> Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>aufsicht können die Mutter und ihre<br />

beiden Töchter ins warme Usbek<strong>ist</strong>an umsiedeln.<br />

Endlich kann I. Harwardt an <strong>der</strong> Kunsthochschule<br />

in Taschkent studieren (1958 – 1964). „Die Kunsthochschule<br />

war für mich ein Gotteshaus“, erinnert<br />

sie sich. 1975 nimmt sie erstmals an <strong>der</strong> Republikausstellung<br />

in Taschkent teil. Viele Präsentationen<br />

im In- und Ausland werden folgen, so z. B. im Jahre<br />

2000 eine Einzelausstellung in Saarbrücken.<br />

Zum Abschied vom BIZ Mamontowka und von Inessa<br />

Harwardt (1999) schenkte sie uns zur bleibenden<br />

Erinnerung ihr Ölgemälde „Juli“.<br />

Dieses <strong>ist</strong> ein typisches Beispiel für den wohl breitesten<br />

Kreis ihres Schaffens. Inessa Harwardt selbst<br />

sieht es so:<br />

„In meinen Arbeiten versuche ich, die Schönheit <strong>der</strong><br />

Natur wie<strong>der</strong>zugeben. Ich bestaune jedes Gräschen auf<br />

dem Feld, seine Vollkommenheit, jede Blume, will den<br />

Augenblick einfangen, sein Leben verlängern“ (54; 9).<br />

Dass die Künstlerin selbst im Jahre 2000 <strong>noch</strong> das<br />

„Schicksal <strong>der</strong> Russlanddeutschen“ in einem Gemälde<br />

darzustellen versucht, zeigt, wie tief sich die<br />

Ereignisse in ihre Seele eingebrannt haben.<br />

Wolga, Weimar, Weizenfeld<br />

In diesem konkreten Zusammenhang soll an die Publikation<br />

von W.A. Auman (2004) erinnert werden,<br />

die den Titel trägt „Zwei Leben – ein Schicksal“ (im<br />

russischen Original „Две жизни – одна судьба“).<br />

Am Beispiel von zwei Künstlern, A.A. Schmidt und<br />

– eben auch – I. Harwardt, zeigt <strong>der</strong> Autor, wie sich<br />

die Geschichte <strong>der</strong> Russlanddeutschen gleich einer<br />

Schicksals-Kette um die Biografien <strong>der</strong> zwangsweise<br />

Beteiligten unauflösbar legt.<br />

Der zweite Künstler, den wir aus unserer Bekanntschaft<br />

auswählen möchten, <strong>ist</strong> <strong>Was</strong>silij Schiwotjagow-Ruppel.<br />

Er wird erst nach dem 2. Weltkrieg, am 11.05.1947<br />

geboren, und zwar in Baksan, Kabardino-Balkarien.<br />

Nach dem Schulbesuch studiert er ein Jahr (1964)<br />

an einer Kunstschule und setzt dieses Studium an<br />

<strong>der</strong> Kunstfachschule in Saratow fort (1968 – 1971).<br />

Im Jahre 1979 besucht Ruppel die Fakultät für<br />

künstlerische und technische Grafik an <strong>der</strong> Kubaner<br />

Staatsuniversität<br />

Praktisch arbeitet er an einer Kin<strong>der</strong>kunstschule in<br />

Timaschewsk, wo er Unterricht erteilt.<br />

Der Künstler nimmt an vielen nationalen und internationalen<br />

Gruppen- und Einzelausstellungen teil.<br />

Sein Schaffen reicht von Landschaftsdarstellungen<br />

bis hin zu symbolischen Gemälden.<br />

W. Schiwotjagow-Ruppel – Selbstporträt (Quelle: Kalen<strong>der</strong><br />

des BIZ Mamontowka, Februar 2003)<br />

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