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Was ist noch interessant? - Bund der Heimatvertriebenen ev ...

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1.3 Manifeste von Katharina II. als praktische Umsetzung <strong>der</strong> Erkenntnis:<br />

„Menschen halte ich für den größten Reichtum.“<br />

(Friedrich Wilhelm I., preußischer König)<br />

Bereits im ersten Jahr ihrer Regentschaft <strong>ist</strong> Katharina<br />

II. um eine aktive Innen- und Außenpolitik<br />

bemüht. So richtet sie am 14. Oktober 1762 einen<br />

Erlass (указ) an den Senat. In diesem begründet sie<br />

u. a., warum sie Auslän<strong>der</strong>, sie meint wohl vor allem<br />

Deutsche, zur Einwan<strong>der</strong>ung und Nie<strong>der</strong>lassung in<br />

dem Russischen Reich anwerben möchte:<br />

„Da in Russland viele öde, unb<strong>ev</strong>ölkerte Landstriche<br />

sind, und viele Auslän<strong>der</strong> uns um Erlaubnis bitten, sich<br />

in diesen öden Gegenden anzusiedeln, so geben Wir<br />

durch diesen Ukas Unserem Senat ein für allemal die<br />

Erlaubnis, den Gesetzen gemäß und nach Vereinbarung<br />

mit dem Kollegium <strong>der</strong> auswärtigen Angelegenheiten<br />

– denn dies <strong>ist</strong> eine politische Angelegenheit –<br />

in Zukunft alle aufzunehmen, welche sich in Russland<br />

nie<strong>der</strong>lassen wollen, ausgenommen Juden. Wir hoffen<br />

dadurch, den Ruhm Gottes und seiner rechtgläubigen,<br />

griechischen Kirche, sowie die Wohlfahrt des Reiches<br />

zu mehren“ (Internet: „Manifest Katharina II., <strong>der</strong><br />

Großen“).<br />

Hinsichtlich des Einreis<strong>ev</strong>erbotes gegenüber den<br />

Juden <strong>ist</strong> darauf hinzuweisen, dass Katharina II. hier<br />

den antijüdischen Traditionen <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

russischen Herrscher folgte.<br />

Die ökonomischen Ziele <strong>der</strong> jungen Zarin sind aus<br />

dem obigen Erlass ableitbar: Durch die ausländischen<br />

Fachkräfte soll das allgemeine Arbeits- und<br />

Lebensniveau in Russland angehoben werden.<br />

Gleichzeitig kann durch die Besiedlung <strong>der</strong> Grenzregionen<br />

strategisch mehr Sicherheit gegenüber<br />

den <strong>noch</strong> nicht unterworfenen Nachbarvölkern geschaffen<br />

werden.<br />

Bereits am 4. Dezember 1762 erlässt Katharina II.<br />

an mehrere Län<strong>der</strong> ein entsprechendes erstes Manifest.<br />

Es „soll in allen Sprachen veröffentlicht und<br />

in allen ausländischen Zeitungen abgedruckt werden“,<br />

we<strong>ist</strong> die Zarin an (vgl. ebenda). Bei den Senatsakten<br />

finden sich die Originalübersetzungen<br />

ins Lateinische, Deutsche, Französische, Polnische<br />

und Türkische.<br />

Diese erste Werbung bringt offensichtlicht nicht<br />

den erwünschten Erfolgt. Die Ursachen hierfür<br />

sieht die junge Zarin darin, dass sie ihr Anliegen<br />

nur „summarisch“ (also wohl zu allgemein) mitgeteilt<br />

habe. Daraus schlussfolgert sie, „zur besseren<br />

Erörterung“ ein nun ausführliches zweites Manifest<br />

Wolga, Weimar, Weizenfeld<br />

bekanntzugeben. Dies geschieht am 22. Juli 1763.<br />

Im Stil <strong>der</strong> damaligen Zeit liest sich <strong>der</strong> Schluss so:<br />

„Gegeben zu Peterhof, im Jahre 1763 den 22ten Juli,<br />

im Zweyten Jahre Unserer Regierung“ (ebenda).<br />

Und in <strong>der</strong> Tat, dass zweite Manifest wird infolge seiner<br />

ausführlichen Beschreibung eine breite Aufnahme<br />

beson<strong>der</strong>s in Deutschland finden.<br />

Beginn des Manifestes, in dem sich zunächst Katharina II.<br />

mit allen ihren Titeln dem Leser vorstellt (vgl. ebenda)<br />

§1richtet sich an alle interessierten Auslän<strong>der</strong> und<br />

grenzt die Juden – zumindest per Wortlaut – nicht<br />

mehr aus.<br />

Im §2 werden die Anmeldeformalitäten nach Ankunft<br />

beschrieben.<br />

§3 verspricht Bedürftigen kostenlosen Transport<br />

und Reisegeld.<br />

Durch §4 wird geklärt, welche beruflichen Möglichkeiten<br />

in Russland bestehen: städtischer Bürger als<br />

Kaufmann o<strong>der</strong> Handwerker bzw. Bauer bzw. Gewerbetreiben<strong>der</strong><br />

in einer <strong>der</strong> Kolonien.<br />

Nach §5 hat dann <strong>der</strong> Angere<strong>ist</strong>e den Eid <strong>der</strong> Untertänigkeit<br />

und Treue gegenüber <strong>der</strong> Zarin zu le<strong>ist</strong>en.<br />

Im §6 verspricht Katharina II. Folgendes:<br />

1. „unverhin<strong>der</strong>t die freie Religions-Übung nach<br />

ihren Kirchen-Satzungen und Gebräuchen“;<br />

„Freyheit, Kirchen und Glocken-Türme zu bauen<br />

und dabey nöthige Anzahl Priester und Kirchendiener<br />

zu unterhalten“; Abwerbung von An<strong>der</strong>sgläubigen<br />

des Russischen Reiches steht unter<br />

strenger Strafe; gestattet <strong>ist</strong> die Missionierung<br />

aber durchaus bei Angehörigen <strong>der</strong> angrenzenden<br />

Nationen mit „Mahometanischem Glauben“.<br />

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